Money and Meaning
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Formale Metadaten
Titel |
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Untertitel |
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Serientitel | ||
Teil | 42 | |
Anzahl der Teile | 68 | |
Autor | ||
Lizenz | CC-Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland: Sie dürfen das Werk bzw. den Inhalt zu jedem legalen Zweck nutzen, verändern und in unveränderter oder veränderter Form vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen, sofern Sie den Namen des Autors/Rechteinhabers in der von ihm festgelegten Weise nennen und das Werk bzw. diesen Inhalt auch in veränderter Form nur unter den Bedingungen dieser Lizenz weitergeben. | |
Identifikatoren | 10.5446/21571 (DOI) | |
Herausgeber | ||
Erscheinungsjahr | ||
Sprache | ||
Produktionsort | Berlin |
Inhaltliche Metadaten
Fachgebiet | |
Genre |
re:publica 201142 / 68
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Money <Programm>XML
00:19
Vorlesung/Konferenz
01:02
INVESTOR <Programm>Formation <Mathematik>Betrag <Mathematik>TiefeBericht <Informatik>MomentenproblemComputeranimationVorlesung/Konferenz
03:39
Formation <Mathematik>Vorlesung/KonferenzComputeranimation
04:21
Physikalische GrößeVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
05:08
Vorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
05:25
MomentenproblemHausdorff-RaumComputeranimationVorlesung/Konferenz
05:43
Hausdorff-RaumFormation <Mathematik>Vorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
06:08
CASHEComputeranimationVorlesung/Konferenz
06:31
Hausdorff-RaumFormation <Mathematik>Vorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
07:22
ComputeranimationVorlesung/Konferenz
07:42
Vorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
08:09
Formation <Mathematik>Ebene KurveComputeranimationVorlesung/Konferenz
08:34
InformationFormation <Mathematik>Vorlesung/Konferenz
08:57
Formation <Mathematik>Vorlesung/Konferenz
09:17
Zusammenhang <Mathematik>INVESTOR <Programm>Formation <Mathematik>Aktion <Informatik>PASS <Programm>Vorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
10:06
Vorlesung/Konferenz
10:21
VerzeichnisdienstVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
10:57
MomentenproblemFormation <Mathematik>E-MailINVESTOR <Programm>ComputeranimationVorlesung/Konferenz
11:18
FaktorisierungINVESTOR <Programm>Formation <Mathematik>Vorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
12:15
Chatten <Kommunikation>KerndarstellungVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
12:51
ComputeranimationVorlesung/Konferenz
13:15
Shape <Informatik>INVESTOR <Programm>Vorlesung/Konferenz
14:24
Struktur <Mathematik>Vorlesung/Konferenz
14:53
DynamikFormation <Mathematik>MengeVorlesung/Konferenz
15:37
MengeINVESTOR <Programm>Formation <Mathematik>ComputeranimationVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
16:56
Algebraisch abgeschlossener KörperProzess <Physik>Vorlesung/Konferenz
17:30
PositionZahlenbereichStruktur <Mathematik>HöheVorlesung/Konferenz
19:47
Vorlesung/KonferenzXML
Transkript: Deutsch(automatisch erzeugt)
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Wenn man als Denker vorgestellt wird, macht es die Sache nicht immer leichter, nachmittags um vier. Die Frage, die mich wirklich schlaflos macht, ist zum Beispiel diese. Warum investiert ein etwas über 40 Jahre alter Finanzcontroller aus dem Großraum Frankfurt
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20.000 Euro in eine ziemlich schräge Rockband, die definitiv nicht dem Mainstream angehört? Wohl wissend, dass er möglicherweise diese Kohle niemals wieder zurückbekommt. Was läuft da eigentlich ab? Und warum gibt es nicht mehr dieser Geschichten?
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Eine kleine Korrektur. ShapeShifters ist kein Projekt. Wir sind seit vier Jahren ein Unternehmen. Eine GmbH mit zwei Inhabern. Das bin ich und eine Investorin in Boston. Und es gibt auch einen Grund, warum mich diese Frage so beschäftigt. Es gab da so zwei Momente in meinem Leben, die mich doch sehr nachdenklich gestimmt haben.
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Das eine war, in meinem Unternehmen hat jemand diese besagte Investorin 100.000 Dollar investiert. Und ich habe zwei Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass sie keine monetären Interessen hatte. Was sie wollte, ist, dass ich sage und schreibe zwei Jahre die Welt bereise und kreative treffe,
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die noch niemand vorher gesehen hat, irgendwo im Tiefsten Küsten Neuseelands und Südafrikas, und ihr Berichte zu schreiben, die sie dann in ihrem eigenen Wohnzimmer weitergeben kann. Und dass es weitaus mehr Motivation sein kann, als ein Return of Investment.
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Es gab noch einen zweiten Moment, auch in Boston. Ich traf eine 28-jährige Unternehmerin. Und sie erzählt mir, sie hat jetzt auch schon zehnmal investiert in andere Unternehmen. Immer so Beträge um 10.000 Dollar rum. Ich war damals so 40.
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Ich habe mit 40 kein einziges Mal investiert in irgendein Unternehmen. Weder Mikro, noch Landing, noch sonst irgendwie. Ich habe einfach nicht investiert. Und das hat mich nachdenklich gemacht. Warum eigentlich? Wo ich doch vollkommen umgeben bin von unglaublich spannenden Kreativunternehmen weltweit.
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Shapeshifters, wir machen uns jetzt seit ungefähr, also ich bin jetzt mit Kreativen so ungefähr 17 Jahre zu Gange, um deren Mindset zu verstehen. Und ich habe eine Sache gelernt. Es braucht ungefähr ein Wochenende, um einen Businessplan hinzukriegen. Es braucht ein paar Wochen, um Crowdfunding gut aufzusetzen und sein Projekt mit 10.000, 12.000 Euro finanziert zu bekommen.
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Und es braucht Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, um Mindsets zu verändern von Leuten, die sich jetzt einfach noch nicht als Investoren sehen für kreative Projekte. Und das wollen wir mit Shapeshifters ändern. Und ganz konkret haben wir einen Prozess entwickelt
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anhand mehrer tiefen Interviews, wo wir uns Fälle angesehen haben, die meines Erachtens erwähnenswert sind. Ob sie gut sind, können Sie dann selbst entscheiden. Aber ich erzähle Ihnen jetzt mal zurückkommen zu unserem Einstieg, Finanzcontroller und diese Band hier heißt
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On this Manheim, my baby wants to eat your pussy. Und folgendes passiert und wenn man das alles auf Slow-Motion stellt, sieht man, was vordergründig alles ganz schnell passiert, wirklich Jahre gebraucht hat und was wir hier oben als Funding erleben, eine unglaublich lange Vorgeschichte hat
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und manchmal auch eine sehr spannende Nachgeschichte. Und die möchte ich jetzt Ihnen erzählen und mit Ihnen teilen. Jahre bevor es zu diesem Investment kam, hat dieser besagte Investor, wenn man ihn überhaupt als Investor bezeichnen kann, der ausschlaggebende Punkt war eine Krise, eine persönliche Krise. Und wir bemerken, dass das sehr häufig der Fall ist.
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Deswegen wenden wir uns mit unserem Modell immer wieder an dieselbe Altersgruppe, das passiert gehäuft zwischen 40 und 50. Die Frage kennen wir, das sind die üblichen Krisen, war das schon alles im Leben. Aber es gibt auch ganz andere Krisen, nämlich solche wie große Erbschaft, Firma verkauft, Übergangsphasen.
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Das muss nicht notwendigerweise dramatisch sein, aber was passiert ist, das Gefüge der Glaubenssätze wird einfach, da wird etwas brüchig, da wird etwas weich, wo man plötzlich durchkommt mit einer Botschaft, die vorher überhaupt nicht denkbar war.
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In unserem Fall hat die Person mit 42 einen massiven Burnout erlebt, schwerster Depression, und war schlichtweg nicht mehr fähig als Finanzcontroller zu arbeiten. Dazu muss ich sagen, keinerlei Vorgeschichte mit Musik whatsoever.
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Jetzt inzwischen sind schon Monate vergangen, dieselbe Person macht seine Steuererklärung und fragt sich so beim ausfüllen der Papiere, was hat mir in meinem Leben mit diesem Burnout wirklich geholfen. Und er kommt zudem zur Erkenntnis, es ist Musik. Musik hat ihn gezwungen ins Auto zu steigen, Live-Gigs zu sehen, die er unbedingt sehen wollte.
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Und das hat ihn mir erspart, in einem vollkommen engen Angst- und Panikkreis zu Hause zu verenden, nahezu. Und er sagt irgendwie, eigentlich schulde ich Musik was, und ich nehme jetzt von meinem Jahresgewinn 1000 Euro und werde das einer Band geben, die ich cool finde. Das war in dem Fall Die Happy.
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Er macht einen Testversuch, sehr spannend. Übrigens Die Happy ist ja sowas wie eigentlich ein Surfer-Spruch, der nicht das heißt, was man glaubt, sondern ist so, lass die Sau raus eigentlich. So muss man es ja richtig sagen. Er macht einen Testversuch, steckt 1000 Euro in Cash in einem Kuvert, fährt zum Konzert,
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begibt sich Backstage und übergibt diese 1000 Euro, no strings attached. Er bedankt sich dafür, dass Musik sein Leben verändert hat und weiterhin verändern wird. Sehr spannende soziale Interaktion, wenn man sich das ansieht, hat nämlich beide vollkommen verunsichert.
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Für eine Person Backstage zu gehen, sieht einfach aus, wenn man Backstage ist, wenn man nicht in diesem Milieu zu Hause ist, ist das ein Grenzübergang zwischen zwei Welten. Zwischen Welten. Wir haben stundenlang Interviews geführt mit der Band, also nicht mit der Band, sondern mit der späteren Band, aber mit ihm.
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Und es ist größte Verunsicherung gegeben und wir modellieren an dem jetzt schon lange und wir wissen, wenn hier was schief läuft und der Backstage verarscht wird, war das sein letztes Investment für lange, lange Zeit in Kreative. Und das hätte leicht passieren können, ist aber nicht passiert.
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Er macht positive Erfahrungen. Sein erster Return, den er bekommt, ohne jeglichen Kontrakt, lebenslanger VIP-Status auf der Gästerliste von Die Happy. Er findet das toll, beschäftigt sich mehr mit der Musik, wird dann auch immer mehr eingebunden.
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Wir gehen davon aus, dass diese Vorerfahrungen sehr wichtig sind, denn es sind Erfahrungen mit minimalem Risiko. Er hatte hier nicht viel zu verlieren. Diese 1000 Euro waren Spielkapital. Das war Investment in seine eigene Seele nahezu. So beschreibt er das auch. Und wir waren erstaunt darüber, denn ohne diese Vorerfahrung
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wäre die eigentliche Investition von 20.000 Euro gar nicht möglich geworden. So vermuten wir. Jetzt passiert das nächste, die er hört von der Band, die wir zuvor gesehen haben, nicht mehr Die Happy, sondern My Baby Wants to Eat Your Pussy. Er kriegt eine Aussendung vom Sinkkasten.
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Das heißt, du musst diese Band unbedingt sehen. Er geht dorthin, sieht sich diese Band an, ist begeistert davon und beginnt sich über Monate, über Monate, dieser Band anzunähern, sozial. Sehr spannende Geschichte, wie er das macht. Er recherchiert, er trägt Informationen zusammen, er druckt T-Shirts, er hört sich die Band an,
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macht kleine Transparente, stellt sich ins Publikum, macht auf sich aufmerksam. Ein vollkommen spielerisches Element. Und wenn man sich die Geschichte dann andersrum anhört, weiß genau das, dass es ihm die Credibility gegeben hat, ernst genommen zu werden. Denn die Band, und das ist jetzt die andere Seite der Geschichte,
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hat auch eine interessante Erfahrung gemacht. Die wollen gerade einen Release produzieren, brauchen 30.000 Euro und möchten das mit einem privaten Einzelmenschen tun. Was jetzt aber auch passiert ist, wenn man mit dem Bandleader spricht, sagt er, wir würden das nicht mit jedem tun, der muss schon zu uns wie in die Familie passen.
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Und wir können hier nicht jeden nehmen, der hier Geld bringt, wir würden auch jemanden ablehnen, der 100.000 Euro reinlegt, wenn der nicht zu uns passt. Eine schöne Anekdote in dem Zusammenhang war, die Band hatte ungefähr zum selben Zeitpunkt einen Geburtstagsgig für private, wohlhabende Familie. Und die kamen auch in Frage, Investoren zu sein.
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Und um 5 Uhr morgens spielen die noch eine Session im Wohnzimmer, beim Frühstück. Und der Gastgeber verhält sich einfach nicht nett zu seinen Familienmitgliedern. Und der Bandleader, und so funktioniert soziales Gefüge, beobachtet ihn und sagt, wenn er so mit seinen Söhnen umgeht,
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dann ist er nicht der richtige Investor für unsere Band. Das sind so die Aktionen, die hier im Hintergrund passieren. Und das sind die Dinge, über die selten gesprochen wird, weil sie einfach viel zu soft sind, aber in Wirklichkeit die Realität schaffen, wie es funktioniert. Letzter Punkt noch zum Thema freiwillige Annäherung.
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Ich habe mit diesem Investor jetzt Stunden und Stunden verbracht in Interviews. Er sagt, ich möchte da nicht reingestoßen werden durch ein politisches Programm, wo man sagt, ich muss jetzt hier investieren, weil das gut für Deutschland ist. Ich möchte hier reingehen, weil es mir Spaß macht. Ich möchte das in meinem Tempo machen. Ich mag das in meiner Sprache machen. Und ich würde mich sehr fremd fühlen. Und er beschreibt wirklich die Metapher eines fremden Landes.
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Ich betrete hier fremdes Territorium. Und das ist eigentlich der Spaß. Ich möchte mir das aneignen. Ich möchte mir diese Welt aneignen. Und ich möchte da nicht reingestoßen werden. Das würde mich sehr unwohl machen. Es kommt tatsächlich zu dem Punkt,
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ein Epiphany Moment. Er kriegt diese E-Mail-Aussendung der Bands. Die suchen 30.000 Euro. Und plötzlich gibt es so einen Moment, wo er sagt, wow, ich könnte Musikinvestor sein. Noch nie in seinem Leben jemals aufgetaucht, das Gedanke. Er nimmt das sehr ernst. Er nimmt mit der Band Kontakt auf.
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Und es gibt ein erstes Zusammentreffen. Und es gibt eigentlich überhaupt nur zwei oder drei Zusammentreffen. Und das Ganze geht unglaublich schnell, interessant und effizient über die Bühne. Der Manager der Band geht dort mit hin. Und hier kommt jetzt nochmal die Investorenwahrnehmung. Er sagt, mir war vollkommen egal, was diese Leute tun mit diesem Geld. Ich wusste, es geht um einen Release.
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Ich wollte sehen, wie die mit Geld umgehen. Ich wollte sie hören. Ich wollte spüren, wie die mit Geld umgehen. Und die Tatsache, dass versucht wurde zu sparen, dass Ressourcen hier angezapft wurden, dass er nicht der Einzige war, war für ihn entscheidend. Es gab keinen wirklichen Businessplan, der hier wichtig war. Es ging darum, wie hat er sich gut feelingmäßig hier gefüllt.
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Und er fühlte sich sicher. Und das war der entscheidende Faktor. Wir basteln seit Monaten an diesem Magic-Encounter herum, wie das passieren muss, damit sich alle Beteiligten hier wirklich wohlfühlen. Dieses Treffen fand in einem italienischen Restaurant nahe Frankfurt statt und hat eigentlich nur ganz kurz gedauert.
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Und es war alles vollkommen klar. Letzter Punkt noch. Dieser Investor hat nie jemals einen klaren Return gefordert. Er war sich vollkommen klar, dass es in guten Händen ist. Und er betont immer wieder, das war nicht nur Investition in eine fremde Band,
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es war Investition in sein eigenes Leben, es geht um Lebensqualität. Und deswegen war es für ihn vollkommen fair. Nach dem emotionalen Check gibt es sehr wohl einen ganz knallharten Termin. Beim Steuerberater, man überlegt sich, wie man das Steuer schon einfädelt,
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eintütet, wie beschreibt man das, was passiert, wenn hier Gewinne entstehen und wohlgemerkt, das ist nicht Metzenatentum, was wir hier beschreiben, es ist ganz und gar auch nicht Venture Capital, es ist irgendetwas dazwischen, das aus unserer Sicht noch keinen Namen hat. Es war möglich, dass es hier Gewinne gibt und der Investor hätte daran auch
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partizipiert, aber wichtig zu sagen, er hat niemals das Kernantrieb gesehen für sein Investment. Es war ein schöner, möglicher Nebeneffekt. Die Deal-Struktur ist vollkommen glasklar, ganz wenig. Soweit ich weiß, ein paar Bullet Points, wo drauf steht,
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wie lange geht dieser Deal, was passiert im Fall von Gewinnen und das war es dann schon fast auch. Wichtig war, dass es am Schluss so etwas wie ein Dangeable Shape gab. Vielleicht noch eine kleine Anekdote dazu, wie das sonst noch in der großen Kreativindustrie herrscht. Ich hatte mal die Chance mit Alex Gipney, das war mal
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das Regisseur und hat den Oscar für einen besten Dokumentarfilm gewonnen über Foltermethoden im Irak. Wir waren in Verhandlungen über, wie muss ein Vertrag aussehen, wenn wir mit ihm arbeiten und in Realität funktioniert das sehr oft so, dass Rechtsanwälte einfach nicht am Tisch sind. Er hat einfach gesagt, das funktioniert auf einem Blatt Papier und dazu brauchen wir 20 Minuten und uns beide.
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Halt die Rechtsanwälte raus, das ist einfach zu mühsam. Ich denke, dass die Realität den vielen politischen Strukturen da einfach voraus ist und es einfach viel schneller geht, als wir uns das vorstellen können. Und schon sind wir bei dem Punkt, den wir sehr wichtig erachten, soziales Phänomen, Reziprozität.
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Ich nenne das immer sozialen Instinkt. Wenn Sie was reingeben und die Chemie stimmt, fühlt die andere Person so etwas wie ich möchte etwas zurückgeben. Und genauso war es hier. Hier musste niemals ein Vertrag gezückt werden, hier musste niemals rumgepocht werden, wo sind meine T-Shirts, kriege ich jetzt schon meine Karte. Die Band hatte das Gefühl,
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wir möchten ihm etwas zurückgeben und das stimmt so. Es gab auch keine Fragen wie, oh mein Gott, er redet jetzt bei der Covergestaltung mit. Die Band hat ihn so stark integriert in das Leben, dass die einfach sein Feedback hören wollten. Er war ja ohnehin schon Teil dieses Milieus. Und das erzeugt einfach aus unserer Sicht eine vollkommen andere Dynamik
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von Investment, die wir als sehr spannend finden und die man zwar nicht bewusst industriell herstellen kann, aber wir können zumindest die Rahmenbedingungen schaffen, dass so etwas öfters passiert. Ja, es gab dann diese Return of Emotions oder Emotional Returns, jede Menge davon.
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Beispiel die Tochter des Investors durfte dann mal in einem Bandvideo mitspielen, er war vollkommen ungeplant, hat das ganze Familiengefüge zusammengeschweißt. Diese vierjährige, dreijährige Tochter hatte plötzlich eine andere Beziehung zu ihrem Vater, der was ganz Tolles ermöglicht hat. Ganz spannende Phänomene, wenn er die beschreibt,
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was da in der Familie passiert ist, mit dem er niemals gerechnet hat, über ein Bandinvestment. Es gab dann noch viele andere Aspekte, er kann das ganz genau aufzählen, was diese Magic Moments waren, und er fühlte sich eigentlich sehr reich beschenkt und sagte, ab einem gewissen Zeitpunkt war es vollkommen egal, ob wir dort noch Profit machen mit dem Release oder nicht. Klammer, bis jetzt gab es noch keinen Profit.
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Diese Phase wurde bisher etwas vernachlässigt, aus unserer Sicht. Der Investor wurde dann schwer krank, Krebserkrankung ist inzwischen wieder drüber und es gab so etwas wie einen Prozess, der nach hinten hin vollkommen zerfranst war.
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Und das spürt man auch, wenn man mit den beiden spricht, mit dem Bandleader und mit ihm, es ist so etwas wie offenes Ende. War das jetzt so, haben wir alles erfüllt, steht das in Balance, oder doch nicht, hätten wir Kohle machen müssen, und dieses Endgespräch gab es so noch nicht. Und die Prozesse, die wir begleiten,
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da möchten wir diese Phase einfach ganz, ganz wichtig drin haben. Es muss so etwas geben wie einen sauberen, sozialen, emotionalen Abschluss seines Prozesses. Wie fühlst du dich nach dem, was hast du wirklich von uns bekommen und was haben wir von dir bekommen? Und dann funktioniert das auch. Das ist es im Wesentlichen.
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Wenn Sie uns googeln oder sonst irgendwie suchen, Sie werden relativ wenig von uns online finden. Wir verstecken uns fast nahezu. Silicon Valley heißt das dann immer so schön, Stealth-Modus. Wir proben noch rum, wir sind schon ziemlich weit, aber wenn wir rausgehen, möchten wir wirklich unsere Homeworks gemacht haben.
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Ein Ziel, das wir verfolgen, ist ganz eindeutig, wir möchten möglichst vielen Menschen so eine Erfahrung geben. Wir brauchen dazu Partner, wir möchten dazu einen Prozess produzieren, wo wir diese Story verfügbar machen, sodass andere Menschen, die sich bisher noch nie als Investor sahen, auch in dieser Rolle wiederfinden können.
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Ich denke auch, dass wir da öffentliche Stellen dazu brauchen werden. Seit einiger Zeit schwirrt uns so eine Idee im Kopf rum, die heißt 100 mal 1000 mal 10.000. Das würde bedeuten, wir möchten im nächsten Jahr 1000 dieser Art von Menschen finden, die mindestens 10.000 Euro im Projekt investieren, die so abgefahren sind,
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dass sie niemand sonst finanzieren würden. Sodass wir 100 unglaubliche Stories erzählen können, die es so in Deutschland noch nie gegeben hat. Das wäre unser Ziel für 2012. Wir arbeiten da jetzt dran, suchen die Partner. Es ist ein relativ komplexer Prozess, weil wir eigentlich nicht eine
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technische Innovation betreiben, sondern eine soziale Innovation. Wir versuchen tatsächlich so etwas wie ein Ökosystem zu bauen, das auf Vertrauen, hoher Leidenschaft und einen unglaublichen hohen Qualität von Interpersonal Chemistry basiert. Wir freuen uns immer auf Feedback.
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Inzwischen sind wir so weit, dass in der Tat als Brückenbauer Banken mit uns reden. Wir waren überrascht. Wir verhandeln zur Zeit mit einer Bank, die bemerkt, dass die Risk Assessment Manager einem Typus von sozialen und kreativen Unternehmen gegenüber sitzen, wo die klassischen Bewertungsstrukturen nicht mehr funktionieren und es neue Zahlen und Analysen braucht.
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Wir sind doch relativ stolz darauf, dass wir jetzt in diese Position gekommen sind, dass uns auch Banken und etablierte Organisationen sehr ernst nehmen, weil sie einfach sehen, dass mit dem klassischen Vokabular, mit der Grammatik von Investment in dieser Szene, die wir hier vertreten, wenig anzufangen ist. Also insofern versuchen wir
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wirklich profunde Brückenbauer zu sein. Danke sehr. Schönen Abend.