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Internet, Social Media und die Rückkehr des Politischen in China

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Internet, Social Media und die Rückkehr des Politischen in China
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46
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68
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CC Attribution - ShareAlike 3.0 Germany:
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Production PlaceBerlin

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Abstract
Das chinesische Internet lebt von Anbeginn durch seine Communities. Wie Lauffeuer verbreiten sich Aufregerthemen durch Foren, Blogs und – neuerdings – Microblogs. Neben den üblichen Celebrity-Hypes ging es immer auch schon um Verbrauchersorgen, Umweltprobleme oder Korruptionsskandale. Trotz Zensur und Astroturfing von Seiten der Behörden entwickeln sich hier Ansätze einer Zivilgesellschaft, die sich mit zunehmendem Selbstbewusstsein artikuliert.
Keywords
Lorenz curveHypermediaXMLLecture/ConferenceMeeting/Interview
Google BloggerMeeting/Interview
InternetPhysical quantityTwitterMeeting/InterviewLecture/Conference
Series (mathematics)Run-time systemPhysical quantityLocal ringLecture/ConferenceMeeting/Interview
Moment (mathematics)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
InternetHypermediaVirtual realitySystems <München>OperateurLecture/ConferenceMeeting/Interview
Physical quantityVirtual realityPredictionConstraint (mathematics)Lecture/Conference
InternetOnline-MedienMeeting/Interview
SAP <Marke>Perspective (visual)Physical quantityMeeting/Interview
Online-MedienInternetLecture/Conference
ProzentzahlNumberInternetGebiet <Mathematik>Lecture/ConferenceMeeting/Interview
ZahlInternetBlogGoogle BloggerStrich <Typographie>Block (periodic table)SmartphoneLecture/Conference
KommunikationPhysical quantityInternetStrich <Typographie>Block (periodic table)Set (mathematics)ZugriffCLOU <Programm>Spring (hydrology)Infinite setInformationWeb portalMeeting/Interview
Web portalBlock (periodic table)BlogPlane (geometry)Firewall (computing)Meeting/InterviewLecture/Conference
ERNA <Programm>SoftwareZugriffZusammenhang <Mathematik>Web pageFirewall (computing)InternetdienstProxy serverSimilarity (geometry)Sound effectVirtuelles privates NetzwerkMeeting/Interview
Drum memoryEmailProcess (computing)Soap <Programm>Sound effectBlock (periodic table)Instant MessagingListe <Informatik>ForestCryptanalysisComputerElectronic visual displayLecture/Conference
Physical quantityLimit (category theory)
CalculationPositionGoogleLecture/ConferenceMeeting/Interview
InternetSearch engine (computing)Direction (geometry)ForestHausdorff spaceFirewall (computing)Lecture/Conference
Hausdorff spaceMeeting/Interview
Control engineeringCommunications protocolLADY <Programmiersprache>Solar timeWeb pageCasting (performing arts)Student's t-testWebsiteBlogLecture/Conference
Eigenvalues and eigenvectorsSeries (mathematics)InternetSanitary sewer
BlogBlock (periodic table)Professional network serviceForestProviderInformationTwitterMoment (mathematics)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
FactorizationLengthTwitterLecture/ConferenceMeeting/Interview
Distribution (mathematics)InformationInternetBlock (periodic table)Google BloggerBlogMeeting/Interview
Mainframe computerStudent's t-testBlogCategory of beingBlock (periodic table)Meeting/InterviewComputer animation
LinieForestIntelMultiplicationVersion <Informatik>Lecture/Conference
ForestOnline-MedienInformationMeeting/InterviewLecture/Conference
InformationINVESTOR <Programm>InternetBlogGoogle BloggerBlock (periodic table)Meeting/InterviewLecture/Conference
InformationMoment (mathematics)Focus (optics)Computing platformBlogGoogle BloggerLecture/Conference
Lecture/ConferenceMeeting/Interview
StreckeInternetLecture/ConferenceMeeting/Interview
Zusammenhang <Mathematik>ForestMeeting/InterviewLecture/Conference
Großer Maßstab
InternetPhysical quantityMeeting/InterviewLecture/Conference
Local ringLecture/ConferenceMeeting/Interview
TouchscreenEckeLecture/Conference
Physical quantityLecture/Conference
Communications protocolInternetForestMoment (mathematics)Google BloggerMeeting/InterviewLecture/Conference
ResonanceWordBusiness reportingLecture/ConferenceMeeting/Interview
Physical quantityInternetKADSMeeting/Interview
ResonanceMomentumTwitterRun-time systemMeeting/Interview
LengthMainframe computerRückkanalGoogle BloggerLecture/Conference
Mainframe computerBlogFirewall (computing)Block (periodic table)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Series (mathematics)Moment (mathematics)SmartphoneMeeting/Interview
Form (programming)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Lecture/ConferenceMeeting/InterviewXML
Transcript: German(auto-generated)
Jetzt zum Thema Internet, Social Media und die Rückkehr des Politischen in China, Lorenz Lorenz Mayer. Applaus.
Ich muss mich jetzt erst mal daran gewöhnen, dass ich hier so einen Knopf direkt am Mund habe, aber das funktioniert eigentlich ganz gut. Das ist eigentlich noch nicht meine Powerpoint-Präsentation, sondern das ist eine kleine Erinnerung daran, dass in den letzten
vier Wochen und die im Grunde genommen seit Ende Februar in China eine der größten Verhaftungswellen passiert und im Gange ist, die es in den letzten Jahren gegeben hat. Das ist sehr beunruhigend und der Guardian hat ein bisschen zusammengetragen, das sind also jetzt 45
Namen von überwiegend Anwälten, was ich besonders beunruhigend finde. Man fängt mit den Anwälten an und dann macht man mit anderen Gruppen weiter, die in den letzten Anwälte, Aktivisten, Blogger, die in den letzten Wochen verhaftet worden sind oder eben einfach von der Straße irgendwie entführt.
Also das so als ein kleiner Reminder und das sollte man wirklich im Blick behalten. Allt jenen, die sich jetzt auch für die allgemeine politische Lage in China interessieren, empfehle ich den aktuellen Economist. Die haben da eine Titelgeschichte darüber gemacht und ich habe die heute überflogen und die scheint mir sehr gut und sehr wohl informiert zu sein.
Gut, das lasse ich nachher am Schluss vielleicht noch mal weiterlaufen, aber jetzt habe ich erst mal hier eine gewisse Dienstverpflichtung und gerade ihnen ein bisschen was erzählen über, was natürlich auch damit zusammenhängt, die
Verwendung des Internet für zivilgesellschaftliche Aktionen in China. Ich habe das genannt, die Rückkehr des Politischen. Ich werde gleich sagen, warum ich da von einer Rückkehr des Politischen spreche und beginne mal mit einem Foto, was ich selber gemacht habe am 27. Februar
an einem sehr spannenden Ort, auch wenn das jetzt hier nicht so aussieht. Das war, das ist die McDonalds-Filiale in Wangfujing in der Pekinger Innenstadt und im Gefolge der Jasmin-Bewegungen in Nordafrika hatte es Einladungen über Twitter gegeben,
auch in den großen chinesischen Metropolen Peking und Shanghai sogenannte Spaziergänge zu veranstalten. Das heißt, das ist so ein Euphemismus für kleine, spontane Demonstrationen. Und ein paar Freunde und ich haben gedacht, hey, das ist ja spannend, gehen wir mal hingucken, mal wie das so aussieht.
Und das erste, was uns aufgefallen ist, es waren sehr wenig Spaziergänge unterwegs, aber es waren sehr, sehr viele Sicherheitskräfte in der Umgebung. Uns ist es dann gelungen, nach dem Passieren mehrerer Parteipolizeikontrollen in das Lokal, also in McDonalds selber, reinzukommen. Die jungen Männer, die Sie da sehen,
mit diesen wattierten Jacken sind mit großer Wahrscheinlichkeit überwiegend Zivilpolizisten beziehungsweise Security, also Geheimdienstleute, es wurde sehr viel fotografiert, es wurde sehr viel gefilmt und an diesem Tag, wie wir dann erfahren haben, nachther
wurden auch Leute verhaftet, das waren in diesem Fall überwiegend Auslandskorrespondenten, also nicht Ausland, sondern eben Korrespondenten ausländischer Medien, die natürlich schnell wieder freigelassen wurden, aber das war so ein Startpunkt für eine Reihe von auch Hausbesuchen, die diese Korrespondenten in den folgenden Tagen bekamen, mit der Warnung, sich doch bitte aus diesen internen
Angelegenheiten Chinas rauszuhalten. Ich bin nicht der Einzige gewesen, der so als neugieriger Zeuge davon ein bisschen was mitkriegen wollte. Eine Woche vorher, als das losging, hat sich auch Ambassador John Huntsman, der amerikanische Botschafter in Peking, auf den Weg gemacht und ist da vorbeigelaufen, wie Sie sehen können.
Es gibt ein Video von diesem Spaziergang von Ambassador Huntsman, wo Chinesen ihn aufgebracht ansprechen, ob er sich denn wirklich dafür stark machen wolle, dass China destabilisiert wird und so weiter, und er winkt dann ab und verschwindet. Man hat ihn später darauf angesprochen und er hat erzählt, dass
er eigentlich dort wohnt und dass die Leibwächter, von denen man da gesprochen hat, sein Sohn und sein Schwiegersohn waren und so. Also er hat das so ein bisschen abgewiegelt, aber es bleibt natürlich der Verdacht, dass er eigentlich die Hoffnung hatte, an einem historischen Moment teilzunehmen, nämlich dem Start der Jasmin-Revolution in China. Interessant ist nun, dass, vielleicht sollte ich noch zu Ambassador Huntsman sagen,
das war jetzt der falsche Knopf, Bildschirmpräsentation. Ambassador Huntsman
beendet seinen Dienst Ende des Monats und er ist dann zum Abschied noch mal mit dem Chef der chinesischen Harley-Davidson-Vereinigung durch Shanghai gefahren und es sind sehr viele Witze gemacht worden, weil man ihm Ambitionen unterstellt, der nächste republikanische Präsident der Vereinigten Staaten zu werden. Also er fährt hier in eine glorreiche Zukunft.
Aber die Frage, die bleibt ist, warum waren so wenig Spaziergänger unterwegs, obwohl das doch jetzt so ein großartiger, glorioser Anlass ist. Man hat irgendwie all diese Demokratiebewegungen in Nordafrika und in China warten wir ja schon so lange darauf. Warum waren da mehr Security als
Aktivisten? Und das steht natürlich vor dem Hintergrund der Diskussion, die hier auch geführt worden ist und die auch interessant ist, nämlich der Diskussion, wie politisch wirksam ist eigentlich das Internet. Also die Frage, helfen Social Media, können Social Media was bewirken, können wir
davon ausgehen, dass bestimmte politische Prozesse, Demokratisierungsprozesse vielleicht sogar in bestimmten Situationen ohne Social Media gar nicht funktionieren können und sie, wenn sie das verfolgt haben, diese Diskussion werden sie mitgekriegt haben, dass das in den letzten
Monaten, zumindest in der angelsächsischen Welt mit zwei Namen verbunden ist, nämlich mit Yevgeny Morozov und Clay Shirky, die da unterschiedliche Positionen bezogen haben. Morozov, der aus eigener Erfahrung in Weißrussland einfach die These vertreten hat, dass autokratische Regimes und Systeme
genauso schnell lernen wie die Netizens, die sich des Internets und der Social Media bedienen. Und insofern, also die Hoffnung, dass man auf diese Weise praktisch irgendwas in Gang bringen kann, ein bisschen illusorisch ist und dass sowieso auch
Bewegung im virtuellen Raum noch lange nicht Bewegung im realen politischen Raum ist. Clay Shirky hat dagegen gehalten oder tut das eigentlich schon seit geraumer Zeit und beobachtet einfach, wie
die Social Media eingesetzt werden. Er hat selber eine sehr skeptische Bilanz gezogen zur ersten großen Social Media Kampagne in der US-amerikanischen Politik. Das war damals die Nominierungskampagne von, wie hieß der demokratische Howard Dean, danke. Und da hat Shirky selber auch teilgenommen und hat danach dann geschrieben, hey, wir haben uns echt was vorgemacht,
dass man sich praktisch im virtuellen Raum irgendwie trifft, agitiert, Kampagnen macht, heißt noch lange nicht, dass man einen ganzen Parteiapparat in Gang bringen kann. Man hat daraus gelernt und er ist immer noch optimistisch. Er ist immer noch optimistisch damit, dass politische Bewegungen
praktisch profitieren von dem Einsatz sozialer Medien. Ich werde am Schluss vielleicht ganz kurz versuchen, diese Opposition im Hinblick auf China noch mal zu beleuchten und vielleicht auch diese Frage zu beantworten.
Zur Erinnerung noch mal ein paar historische Daten. Ich muss noch eins sozusagen als Disclaimer als eine Einschränkung oder so vorhersagen. Ich bin kein China-Experte. Es gibt viel zu viel selbsternannte China-Experten. Die reisen dann drei mal und machen irgendwelche Geschäftsverträge und dann schreiben sie ein Buch über China.
Also das bin ich nicht. Ich bin in den letzten Jahren viel in China gewesen und da ich mich beruflich mit Internet, Online-Journalismus, Online-Medien und Social Media beschäftige, habe ich einfach hingeguckt, wie das eigentlich in China läuft. Das hat mich interessiert. Ich habe das beobachtet, aber wie gesagt, ich würde mich selber nie und nimmer als China-Experte
bezeichnen und insofern ist das alles mit einem gewissen Vorbehalt zu anzuhören, was ich hier sage. Also wir haben den großen nachmauistischen Reformprozess, der jetzt seit ungefähr 33, 34 Jahren im Gange ist. Es gab eine
demokratische Blütezeit in den 80er Jahren. Da ist sehr viel Kultur aus dem Besten übersetzt worden. Es sind Philosophien wahrgenommen worden, politische Theorie wahrgenommen worden, habermaßes gelesen worden und so weiter. Sie alle wissen dann kam Tiananmen, das was die Chinesen den 4. Juni nennen, also die Niederschlagung der Demokratiebewegung
und etwas, was ein junger chinesischer Publizist, den ich kenne, einen Faustian Deal genannt hat, also einen faustischen Pakt der chinesischen Machthaber, ihr gebt Ruhe, wir geben euch Wohlstand.
Und das hat dann zu diesem beispiellosen Aufstieg geführt mit Reichtum für die großen Stadtbevölkerung, Landbevölkerung ist ein bisschen hinten dran geblieben, aber es gab zumindest eine ganz klare Perspektive. Es gab ein großes Vorankommen, eine große Hoffnung und damit auch natürlich eine, wie soll man das sagen, also so eine Art
Grundstimmung des Optimismus, die die Leute auch tatsächlich politisch ruhig gehalten hat. In der Zeit sind auch die Medien kommerzialisiert worden. Es gibt eine viel, viel größere Medienvielfalt als je zuvor. Es gibt einfach alles, was das Herz begehrt an Zeitschriften, Zeitungen,
an Fernsehsendungen und so weiter, aber darauf komme ich jetzt gleich in einem sehr, sehr kontrollierten Sinn. Und dann kam im Jahr 2003 etwas, was die politische Führung nicht vorhersehen konnte. Es entstand eine, ein Notstand aufgrund einer Epidemie und in dieser Situation,
in der tatsächlich große Angst in den Städten sich ausgebreitet hat, haben die Medien zum ersten Mal die Herausforderung gesehen, jetzt nicht die Partei für sie denken zu lassen, sondern selber hin zu gucken. Und das hat dazu geführt, dass
eine große, ja, ich würde das eine Emanzipationsbewegung in den Medien stattfand und vor allen Dingen eben auch in den damals schon relativ starken Online-Medien. Also diese SARS-Krise hat dazu geführt, dass so eine Art journalistisches Bewusstsein entstanden ist. Vorher war praktisch Presse, war Medien, war Fernsehen im Wesentlichen
unjournalistisch. Das war politische PR für das System oder, wenn Sie es mit einem altmodischen Begriff beschreiben wollen, Propaganda. Aber da fing es an, dass in China so etwas wie Journalismus entsteht. Nächster einschneidender Punkt, da hat es also sehr viel, also ich werde sehr viele Fälle auch zeigen aus dieser Zeit dazwischen.
Dann kamen die Olympischen Spiele und vor allen Dingen im Jahr 2009 das 20-jährige Jubiläum der Tiananmen-Geschichte und auch gleichzeitig das 60-jährige chinesische Staatsjubiläum. Das hat dazu geführt, dass viele Freiheiten, die in den Jahren davor erkämpft und erarbeitet worden sind, wieder
relativiert worden sind, wieder zurückgenommen worden sind. Eigentlich seit dieser Zeit, also seit dem Sommer 2008, erleben die politisch aufmerksamen Chinesen die Entwicklung als eine wieder der Verengung der Rückschritte im Sinne von politischer und auch sonstiger Freiheit im öffentlichen Raum.
Das chinesische Internet, ich habe schon gesagt, spielte schon bei der SARS-Krise eine große Rolle und das wird im Allgemeinen von den westlichen Medien immer gerne ein bisschen unterschätzt. Ich bin gestern in einem Interview gefragt worden, dass es in China nicht so richtig losgeht. Liegt das eigentlich daran, dass die Chinesen, also vielleicht Social Media und Internet, gar nicht so richtig nutzen?
Und das ist wirklich Grund, Grund, Grund naiv. Das chinesische Internet ist in absoluten Zahlen sowieso gewaltig. Es ist aber auch, wenn Sie sich jetzt die Prozentzahlen angucken, gewaltig. Sie haben insgesamt eine Internetabdeckung von ungefähr 30 Prozent. Ich muss dazu sagen, diese Zahlen sind offizielle Zahlen und offizielle Zahlen in
China sind immer übertrieben, aber selbst wenn man das noch ein bisschen runter kocht, bleibt noch genügend übrig. Und die Abdeckung von ungefähr 70 Prozent in den städtischen Gebieten halte ich für durchaus realistisch. Sie haben ein Mehr als die Hälfte der Leute gehen mobil ins Internet. Das heißt, sie haben also Smartphones, die internetfähig sind.
Und jetzt kommt eine Zahl, die ich besonders interessant finde. Über die Hälfte aller Internetnutzer in China lesen Blogs oder schreiben Blogs. Und von dieser Zahl der 230 Millionen Blognutzer sind ungefähr die Hälfte selber Blogger. Jetzt vergleichen Sie das mal mit Deutschland. Also wir haben nach der ARD-ZDF-Online-Studie
einen Anteil von 93 Prozent, glaube ich, die auf die Frage, ob sie schon mal was von Blogs gehört haben, mit Nein geantwortet haben. Also ich weiß nicht, ob das stimmt, aber es ist zumindest so, dass man also davon ausgehen kann, dass die Zahl der Leute, die wirklich Blogs nutzen, unter zehn Prozent der Internetnutzer liegt.
Also unter dem Strich ist Internet hat eine große, große, große Bedeutung, wird sehr intensiv genutzt. Und es wird vor allen Dingen auch sehr intensiv interaktiv genutzt. Das heißt also für
Kommunikationen in diesem Sinne von Blogs, von Instant-Messaging und so weiter. Das hat auch Auswirkungen darauf, wie die Chinesen ihre Nachrichten bekommen. Ja, also die hier ist irgendwie, glaube ich, die erst primäre Nachrichtenquelle wahrscheinlich weiterhin
das Fernsehen. In China ist es zumindest in der jungen Generation so, dass der überwiegende Anteil sich über das Internet informiert. Und zwar überwiegend über die großen Nachrichtenportale. Das sind gewaltige Seiten. Ich habe hier mal so einen Seitenausschnitt abgebildet. Was Sie da jetzt sehen, sind alles Links. Das ist also eine extrem kondensierte
Oberfläche für den Zugriff auf unendliche Mengen an Informationen, die da jeden Tag von diesen großen Portalredaktionen aufbereitet werden. Die Redaktion von China, einem der größten Portale, hat 1000 Mitarbeiter. Das sind 1000 junge Journalisten, die da jeden Tag daran arbeiten, diese Seiten zu befüllen.
Das Interessante ist, das sind jetzt keine Journalisten, die jetzt selbstständig berichten dürfen. Oder zumindest in den meisten Bereichen dürfen die nicht selber schreiben, sondern sie aggregieren. Sie holen sich also
Nachrichten aus offiziellen Quellen. Von Xinhua, der Nachrichtenagentur, oder den Parteizeitungen, oder anderen Zeitungen. Der ganze Clou daran liegt, liegt eigentlich daran, dass man eben die richtigen Nachrichten aussucht und sie auf die richtige Weise platziert. Sehr viel mehr darf dürfen sie nicht machen. Aber das ist offensichtlich schon eine Menge. Das liegt auch daran, dass halt doch eine gewisse Vielfalt an Quellen besteht.
Wichtig ist auch noch, dass diese Portale selber große, große, große Community-Bereiche haben. Das heißt, China, Sohu, NetEase und so weiter sind auch selber Blog-Hoster, die
jede, jeder von denen viele Millionen Blogs hosten. Und selbst vor den Blogs, da waren das dann die sogenannten BBS, wie die Chinesen sagen, also Bulletin Board Systems, die Internetforen, in denen Tausende und Abertausende jeden Tag über alle möglichen Themen diskutieren.
Und ich habe schon gesagt, es gibt dieses Mediensystem in dieser Form nur unter der Maßgabe eines, eines extrem ausgefeilten und effizienten Kontrollsystems. Und ich will ganz kurz mal schildern, dass diese Kontrolle auf verschiedenen Ebenen stattfindet.
Also es ist das, was wir alle am besten kennen, ist die große, große Firewall. Das ist die Sperre, das ist ein proxy-basiertes System, auch inzwischen sehr, sehr präzise. Das ist einfach, den Chinesen möglich macht, ausländische Seiten für den
Zugriff zu sperren, auch inländische, aber da haben sie auch andere Möglichkeiten. Das heißt, dass zum Beispiel Dienste wie der chinesischsprachige Dienst der BBC oder Oppositionsgruppen-Websiten, die irgendwo in Kalifornien gehostet werden oder ähnliche Dinge in China nicht aufgerufen werden können. Das wird inzwischen sehr präzise gemacht. Das heißt also zum Beispiel nicht die gesamte Wikipedia gesperrt ist,
sondern nur die Seiten, die sich mit irgendwelchen chinesischen Zusammenhängen oder chinesischen Politikern beschäftigen und Ähnliches. Also es ist ein großes Filtersystem, das einfach ausländische Angebote für die Chinesen und nicht zugänglich macht.
Das wird gerne und viel unterlaufen, auch der Denken, die Chinese kennt das Prinzip VPN. Also man kann natürlich irgendwo Software installieren, die es einem ermöglicht, diese Firewall zu unterlaufen, aber das machen halt nur die, die es wirklich können und damit ist also der große Effekt einfach gesichert,
die Mehrheit der Bevölkerung kommt an diese Seiten nicht ran. Die zweite Achse oder Säule dieses Medienkontrollsystems ist die klassische Zensur. Und die funktioniert nun so, dass zunächst mal einfach beobachtet wird. Das heißt, die Chinesen haben mehrere, die Rede ist von mehreren Zehntausend jungen Leuten, die da irgendwo vor Computern hocken und einfach
Medienangebote und Foren und so weiter ständig beobachten und eben Meldung geben, wenn irgendwas passiert. Das zweite, was passiert ist, dass die Anbieter, die professionellen Anbieter regelmäßig von diesen Kontrollbehörden
so Art Dienstanweisungen bekommen. Also bei den Nachrichtenangeboten passiert das praktisch jeden Morgen. Ich zitiere Ihnen gleich mal zwei von denen, damit Sie so eine Vorstellung bekommen, wie das aussieht. Das sind dann Ansagen, die das Thema bitte nicht behandeln oder zu jenem Thema bitte unbedingt unsere offizielle Chien-Hua-Meldung
prominent platzieren und ähnliches mehr. Über diese institutionalisierten Direktiven hinaus gibt es einfach direkte Kommunikationskanäle, also über Instant-Messaging oder E-Mail. Wenn irgendwas schief geht, dann wird dann sehr zeitnah praktisch reagiert und gesagt, Leute,
ihr habt da gerade eine Meldung hochgefahren, die wollen wir nicht, nehmt die mal raus. In den Direktiven drin sind auch Listen von gesperrten Begriffen. Das heißt, es gibt also sogenannte Blacklist, die dann von den Redaktionen in Filter implementiert werden.
Und nur auf die Weise zum Beispiel sind auch diese großen Forumsbereiche und Blockbereiche zu kontrollieren. Das läuft natürlich nicht wie bei der Zeit, dass da irgendwie fünf oder sechs Leute ständig vor den Monitoren sitzen, sondern ist so auch. Aber es läuft halt überwiegend über einfach automatisierte Prozesse, dass einfach Filter implementiert werden.
Und wenn ich dann ein Blogposting schreibe, was einen dieser gefilterten Begriffe enthält, dann wird das halt nicht veröffentlicht. Wenn jetzt was schief geht, also wenn jemand versehentlich oder absichtlich diesen Ansagen zuwiderhandelt,
dann gibt es ein gestaffeltes System von Verwarnungen und Sanktionen. Und das führt dazu, dass das Ganze jetzt erstmal sehr unblutig abgeht. Also da wird nicht gleich von der Straße weg verhaftet, sondern das ist einfach ein Alltagsgeschäft,
in dem diese jungen Redakteure mit ihren entsprechenden Pendants in der Kontrollbehörde irgendwie interagieren und im Großen und Ganzen das tun, was die wollen, aber natürlich auch ständig so ein bisschen ihre Limits austesten, mal gucken, was kann man jetzt hier vielleicht noch ausnahmsweise mal sich an Freiheiten nehmen. Soweit also zu der zweiten Achse, klassische Zensur.
Dritte Achse ist klassische PR, nämlich einfach der Einsatz von bezahlten Akteuren in den interaktiven Bereichen, bezahlt oder teilweise auch freiwillig, die offizielle Positionen vertreten.
Dazu auch nachher noch ein bisschen mehr. Letzter Punkt, Hacking. Sie haben vielleicht mitgekriegt, Chinesen haben sich bei Google eingehackt und es ist auch ein offenes Geheimnis, dass eben auch bei vielen Leuten, die in exponierter Stelle arbeiten,
gerne mal irgendwie ein Trojaner auf den Rechner eingespielt wird, sodass man einfach ein bisschen genauer gucken kann, was machen die eigentlich. Hier dieses Gesicht, das ist ganz interessant, Shenhua, das ist die Pekinger Internetzensurbehörde, das ist eine der wichtigsten im ganzen Land und er ist der Vize-Chef und er ist von der chinesischen Net-Community aufgespießt worden,
weil er ein bisschen zu viel rumgeprallt hat mit seiner Macht und das hat man irgendwie zu Protokoll gebracht und das ist dann an den Internetforen verbreitet worden und er ist so ein bisschen an den öffentlichen Pranger gestellt worden, das machen die chinesischen Internetnutzer gerne, dafür gibt es sogar ein Wort, das ist die Human Flash Search Engine, also die, ich weiß gar nicht, Menschenfleisch-Suchmaschine,
das heißt, dass sich die Aktivisten irgendjemanden rausgreifen, in vielen Fällen irgendwie korrupte Beamte oder ähnliches und die dann praktisch im Internet bloßstellen und das hat man also auch mit diesem armen Shenhua gemacht, der irgendwie versucht hat, eine Frau anzubaggern mit dem Wort, ich bin hier der Chef des Internet,
so sagen es zumindest die chinesischen Foren. Ein anderer Vertreter dieser Richtung ist der Präsident einer großen Post- und Fernmeldeuniversität in Peking,
die, wie ich gerade festgestellt habe, die Partnerhochschule meiner Hochschule in Darmstadt ist und der gilt als der Vater dieser Firewall und der hat sich auch in letzter Zeit öffentlich geäußert,
hier ist ein Zitat aus einer Rede, die er gehalten hat vor Absolventen der Hochschule, jetzt in den letzten Tagen, am 29. März, wo er gesagt hat, sie sollten sich einfach patriotischer orientieren
und dann hat er eben über die Demokratieaktivisten, das geht jetzt natürlich auch um Nordafrika im Ausland gesprochen und gesagt, also hier, die sitzen also komfortabel zu Hause und versuchen unser Land ins Chaos zu stürzen.
Ich lasse das mal so für sich stehen. Aber wichtig ist zu wissen, dass jetzt die Zensur im Prinzip keine zentral gesteuerte einheitliche Praxis ist, sondern es gibt ein ganzes hierarchisches Gefüge von Zensurbehörden, das sind teilweise einfach lokale Polizeibehörden,
dann sind das von der örtlichen Verwaltung spezielle Internetbehörden, ich habe schon von der Pekinger Zensurbehörde gesprochen, die ist einfach ein Amt der Stadt Peking und da die meisten großen Redaktionen in Peking angesiedelt sind,
ist das eine sehr große Behörde und dann gibt es natürlich nationale Behörden, die der direkte Regierung unterstellt sind und natürlich auch das Militär, das nochmal eine besondere Rolle spielt und alle diese Akteure agieren, teilweise voneinander unabhängig, aber auch zusammen
und schalten sich ein, wenn irgendwas passiert, was da nicht gewünscht ist. Hier mal zwei solcher Ansagen, wie sie bei den Redaktionen eintrudeln, es gibt eine sehr schöne Seite von einer Journalismus-Schule in Berkley in Californien, China Digital Times, wo solche Sachen gesammelt und publiziert werden, ich beziehe mich hier auch nur auf offizielles Material,
was in der Öffentlichkeit ist, das sind jetzt aktuelle Ansagen, ich lese mal das eine vor, vom 2. April, All websites are asked to monitor interactive spaces, also Diskussionsbereiche, Foren, Blogs und so weiter
and immediately delete rumours similar to the following, breaking news, Japanese elites discussing plan to emigrate to Hainan Island, China. Das andere ist auch schön, recently interactive spaces on many websites have been buzzing about the affair,
All website authorities are requested to stop these discussions and quickly water down this topic, water down this topic, wie macht man das? Also wahrscheinlich durch den Einsatz von eben solchen Astro-Turfing-Diskussionsteilnehmern.
Ich hatte schon gesagt, es gibt dieses gestaffelte Sanktionssystem, das beginnt damit, wenn man also zu viel gegen solche Regelungen verstoßen hat, wird man, wie es heißt, zum Tee eingeladen, auch dafür gibt es Protokolle von Studenten,
die also von ihrer Hochschulverwaltung oder Arbeitnehmern, die von ihrem Arbeitgeber dann eben einberufen wurden und mit irgendwelchen Polizisten konfrontiert und die dann also so eine Art Gespräch führen, das ein bisschen Verhörcharakter hat, aber eigentlich im Wesentlichen eine Warnung ist und das klingt jetzt unangenehm, natürlich ist aber noch keine Verhaftung und insofern ist es eigentlich auch was, was den Menschen in China
eine gewisse Sicherheit verschafft, dass sie also bevor es irgendwie wirklich heikel wird, doch irgendwie mitkriegen, oha ich bin jetzt gerade irgendwie auffällig geworden, dann gibt es Geldbußen und wenn man Pech hat und dann immer noch hartnäckig dabei ist, dann muss man halt damit rechnen, dass das eigene Internetangebot gelöscht wird
oder eben gesperrt wird oder man seine Lizenzen verliert oder so. Was machen nun die chinesischen Aktivisten dagegen? Es gibt eines was und da kommt jetzt wirklich also einfach die Qualität
der Social Media und die Qualität des Internet ins Spiel, was man machen kann, um einfach diesen ganzen Zensur und Filtermechanismen sich zu entziehen, ist, dass man wenn irgendwo Nachrichten auftauchen, die ganz schnell verbreitet und dafür gibt es eine Reihe von möglichen Kanälen, man kann das über Instant Messaging machen,
dann ist es natürlich nicht öffentlich sichtbar, sondern wirklich nur in den eigenen Netzwerken, besser funktionieren eben Foren, also die BBS und Blogs und damit man da sicher sein kann, dass die Sachen in den Blogs auch stehen bleiben, ist es so, dass viele Chinesen viele Blogs führen
und zwar jetzt nicht in dem Sinne, dass da alles unterschiedlich bespielt wird, sondern die bespielen die gleich, aber eben in der Annahme, in der berechtigten Annahme, dass nicht alle Blog Provider gleichermaßen stark zensieren, so dass man immer davon ausgehen kann, wenn ich es auf 10 Blogs poste, bleibt es vielleicht auf 3 stehen.
Das neueste Trend ist, dass die Chinesen für diese Verbreitung von Informationen das chinesische Twitter verwenden, dazu sage ich gleich noch mehr, warum dieses chinesische Twitter einfach auch eine besondere Rolle spielt, nämlich hier, erst mal ist es so, dass 140 chinesische Zeichen einfach mehr sind als 140 Buchstaben,
das heißt, Sie können das ungefähr mit dem Faktor 4 multiplizieren, dann haben Sie ungefähr die Länge eines chinesischen Tweets. Zweiter Punkt, beim Retweet lässt das, also gerade Sina Wayboys, das wichtigste Twitter-Klon, wenn Sie so wollen,
und da ist es so, dass wenn ich retweete, ich nochmal 140 Zeichen habe, um das Geretweetete zu kommentieren und zu ergänzen, dadurch habe ich also auch nochmal die Möglichkeit, wirklich so eine Art Diskussion in Gang zu bringen, und das wird dann auch abgebildet als eine Art Threaded Discussion, das heißt, das Ganze hat einen viel stärker diskussionsorientierten Charakter,
man kann Videos und Bilder direkt einbinden, es ist einfach eine Art Twitter auf Speed, also es ist wirklich ein interessantes System, und das wird verwendet und geht dann eben so, also ich kann bei, ich sehe irgendwo eine Meldung,
ich gehe davon aus, dass die gleich wieder verschwindet, dann retweete ich die an mein Netzwerk, und die retweeten die wieder weiter, das Schneeballsystem funktioniert sehr schnell, und dann setzt irgendwann der Filter ein und ist alles weg, aber es ist zumindest schon mal irgendwie die Zahnpaste aus der Tube, und so funktioniert irgendwie dieser Distributionsmechanismus.
Das zweite ist, dass man versucht, die Zensur zu umgehen, indem man einfach Filterbegriffe durch ähnlich klingende andere Begriffe ersetzt, und auf diese Weise entstehen dann so typische chinesische Internetmeme,
zum Beispiel der Begriff für Zensur, auch ein Euphemismus für Zensur, ist die Harmonisierung, das liegt daran, dass die Partei also von dem Ziel einer harmonischen Gesellschaft gesprochen hat, und das Wort Röche heißt Harmonie und ist einfach der Euphemismus für Zensur geworden,
chinesischen Behörden natürlich, nicht doof, filtern jetzt auch den Begriff Röche, und dann hat man plötzlich angefangen, den Begriff Flusskrebs zu verwenden, der ähnlich klingt, und der Flusskrebs ist dann einfach das Symbol hier für die Zensur geworden.
Ein anderes, sehr berühmtes Ding ist also dieses Zaunima, das sogenannte Grassschlammpferd, inzwischen oft abgebildet als Lama, wofür das steht, steht da oben,
was eben auch so ein bisschen, also wirklich den Sarkasmus dieser chinesischen Netcommunity zeigt, denn die Partei bezeichnet sich gerne als die Mutter des chinesischen Volkes. Ich hatte schon gesagt, dass die Blogger mehrere Blogs verwenden,
die Quelle für diese Information ist ein Anwalt, der jetzt vorgestern verhaftet worden ist, der hat sich mit dieser Rebecca McKinnon getroffen zu einem Interview, Rebecca McKinnon war mal CNN-Korrespondentin in Peking,
und ist inzwischen Medienwissenschaftlerin und Netzaktivistin, setzt sich sehr für Internetfreiheit in den USA auch ein, und die hat halt ein Interview mit dem Typ gemacht, und der hat erzählt eben von seinen 12 Blogs, und warum er 12 Blogs führt, und daraufhin hat Rebecca McKinnon mit Studenten der Hongkong University ein Experiment gemacht, und hat also 15 chinesische Blog-Hoster ausgesucht,
und hat dort jeweils 120 oder so Postings, also am Ende sind es 108 gewesen, gepostet, mit kritischen Begriffen aus verschiedenen Kategorien, und hat dann geguckt, was passiert jetzt mit diesen Postings, und was Sie hier sehen, ist die Reaktion der unterschiedlichen Hoster,
welche von denen haben sozusagen diese Postings zensiert, und Sie sehen, dass also der Hoster A 60 von den 108 in irgendeiner Form gesperrt, gelöscht oder bearbeitet hat,
und es gab einen, der wirklich nur an einer Stelle eingegriffen hat, also das wird sehr sehr unterschiedlich gehandhabt, was dafür spricht, dass das teilweise von diesen Redaktionen selbst gemacht wird, dass sie eben auch in ganz unterschiedlichem Ausmaß beobachtet werden, also dass insgesamt einfach diese Zensurlandschaft nicht so einheitlich ist, wie man sich das vielleicht einmal vorstellt, ich fand das ein sehr interessantes Experiment.
Gut, ich hatte auch schon gesagt, PR wird auch angewendet, da gibt es die sogenannte Fünf-Groschen-Partei, Wumao Dang, das die heißt so, weil irgendwie das Gerücht sich ausgebreitet hat, dass sie also für jedes Posting halt 50 chinesische Cent bekommen, und die treten halt in diesen Diskussionsforen auf und vertreten offizielle Linie,
es ist ein bisschen schade für die, die wirklich die offizielle Linie vertreten, weil die werden dann in den Foren gleich attackiert als Wumao. Ich habe auch da jetzt mal zwei Beispiele ausgesucht,
das ist jetzt auch aus den aktuellen Diskussionen, es ist wieder von China Digital Times übersetzt, also gesammelt und übersetzt worden, und bezieht sich jetzt auf die Verantwortung der Chinesen, eben solchen Bewegungen wie in Nordafrika Einheit zu gebieten.
No competitive technology. To see the rise of Russia again, we would probably have to wait for more than a hundred years.
Und möge uns dieses Schicksal erspart bleiben, ist die Botschaft. Oder eben unten, 5000 years of Chinese history proves that China is best suited to a one-party dictatorship. Multi-party rule will certainly sow chaos and change. Those who will suffer hardship and difficulty will be ordinary citizens.
Das sind dann also sehr subtile Botschaften, die in diesen Foren praktisch platziert werden. Und damit leben halt die communities in China. Die Chinesen benutzen für diesen ständigen Kampf,
den es in diesen Diskussions- oder interaktiven Bereichen oder überhaupt in den Online-Medien gibt, drei Begriffe, Fong, Shai und Hoa. Fong ist die Blockade oder die Kontrolle. Shai ist das ans Tageslicht bringen, wörtlich gesprochen ans Sonnenlicht aussetzen.
Und Hoa ist das Feuer, das ist die Verbreitung und das Aufnehmen der Community, spreading the information to the community, also das Weiterverteilen von Informationen. Und ich will jetzt zum Ende,
ein bisschen Zeit habe ich noch, einfach ein paar Fälle vorführen, in denen das eigentlich sehr erfolgreich gemacht worden ist. Also Informationen erst mal überhaupt ans Licht der Öffentlichkeit bringen, die sonst irgendwie nicht gezeigt werden würde,
sie dann irgendwie zu verbreiten und in die Diskussion einzuführen und schließlich auch offline politische Kampagnen, Demonstrationen und ähnliches zu koordinieren mithilfe des Internet. Erster Fall ist eine Chemiefabrik, die in der Stadt Xiamen geplant war,
mit einer gewaltigen Investitionssumme, 1,5 Milliarden Dollar, von taiwanesischen Investoren und die aber auch in der chinesischen Bürokratie schon umstritten war, das muss man auch dazu sagen. Und dann hat ein Blogger und freier Journalist einfach darüber in seinem Blog geschrieben, ich zitiere gleich mal eines seiner Blogpostings,
und dann damit eine Bürgerbewegung ausgelöst, die sich über mehrere Monate hingezogen hat, Sie sehen hier eine große Demonstration, die da stattgefunden hat, und die letztlich dazu führte, dass diese chemische Anlage dann eben nicht in der Stadt gebaut worden ist, wie ursprünglich geplant, sondern an einem anderen Standort.
Hier ist ein Stück Übersetzung aus diesem Blogposting, wieder von der China Digital Times. Interessant ist hier, dass dieser Blogger die Bevölkerung dazu aufruft, keine Angst zu haben, dass es darum geht, die Zensur zu unterlaufen und dass es darum geht,
die Informationen über diese chemische Anlage möglichst weit zu streuen und einfach in den eigenen Blogs oder anderen Plattformen darüber zu informieren. Das war dann sehr erfolgreich. Interessant ist hier dieser junge Mann, das ist Zuo La, das ist ein ehemaliger Gemüsehändler,
glaube ich, der inzwischen Chinas wichtigster Bürgerjournalist, oder über lange Jahre, im Moment hält er sich etwas ruhig, aber er war dann eben so eine Art reisender Bürgerjournalist, der zu all diesen Brennpunkten immer hingereist ist und darüber gebloggt hat, fotografiert hat. Und auch er war eben da dabei und dann macht er immer schöne Fotos von sich selbst.
Sie werden ihn nachher nochmal sehen. Er ist auch einer der Preisträger der Deutsche Welle Blog Awards gewesen vor ein paar Jahren. Nächster Fall, das haben Sie mitgekriegt, das ging auch sehr stark durch die deutschen und europäischen Medien, war ein Sklavenarbeiter-Skandal.
Da hat sich rausgestellt, dass also in einer bestimmten Region Ziegelbrennereien, Zwangsarbeiter beschäftigt, wie nennt man das so? Beschäftigt haben, Leute zur Arbeit gezwungen haben, unter anderem eben auch Kinder, die auch entführt worden sind für diesen Zweck. Und dann haben Väter diesen Kindern hinterher gespürt
und haben das rausgefunden und haben diese Kinder befreit. Und dann haben die Behörden, die lokalen Polizeibehörden, haben also diese dann sich anschließenden Ermittlungen irgendwie behindert. Und dann haben sich die Väter in einem der großen Internetforen in China, Tianya ist eines der ganz, ganz großen,
berühmten Foren, in einem öffentlichen Brief, einem offenen Brief an die Regierung gewandt. Und das hat dann dazu geführt, dass auch offizielle Medien den Fall aufgegriffen haben und schließlich die Zentralregierung praktisch aus Peking dann eingegriffen hat und dafür gesorgt hat, dass die Leute zur Verantwortung gezogen worden sind, die also praktisch verantwortlich waren
für diese Geschichte. Noch ein Beispiel, das ist jetzt ein bisschen anderes Milieu, das ist der Transrapid in Shanghai, der sehr erfolgreich ist und deswegen hatten die Chinesen den Plan, diese Transrapid-Strecke nach Hangzhou
zu verlängern. Und das sollte durch ein Stadtviertel in Shanghai führen, in dem sehr wohlhabende Stadtbewohner leben. Und die haben dann erfolgreich dagegen auch protestiert. Diese Bahn ist dann verlegt worden, diese Strecke. Und da war das Interessante,
dass die Organisation auch über das Internet lief, und zwar über Internetforen der Hausbesitzer. Das heißt, das sind ja so große Hochhauskomplexe und die haben irgendwie einen Zusammenhang und dann gibt es also für die Leute, die da Wohnungen kaufen, gibt es eigene Foren, wo sie sich darüber verständigen, welches der günstigste Klempner ist oder solche Sachen.
Und die wurden dann benutzt, um hier den Widerstand zu organisieren gegen diese Bahnstrecke. Und das Interessante ist, dass offensichtlich die Betreiber oder die Behörden der Meinung waren, man könnte hier genauso einschüchtern wie anderswo auch und die haben dann also bezahlte Schläger-Trupps in diese Viertel geschickt,
was einfach bei jetzt arrivierten Mittelschicht-Chinesen in so einer modernen Großstadt natürlich erst recht nicht gut ankommt. Und das hat dann dazu geführt, dass ausländische Fernsehsender wie Al Jazeera darüber berichtet haben und dann war das auch schnell vom Tisch.
Also es ist nicht nur soziale Bewegung von ganz unten, sondern es ist auch soziale Bewegung weiter oben. Sie sehen das Prinzip, was man dafür in den USA nennt man das Nimby, das ist not in my backyard. Also wenn ihr so was machen wollt, macht das doch bitte nicht bei mir, sondern da drüben in dem anderen Stadtviertel.
Nächster Fall ist auch einer, der natürlich durch die westlichen Medien gegangen ist. Da ist in großem Maßstab Milch und Milchpulver mit Plastik verlängert worden. Viele Menschen sind erkrankt, viele Kinder sind schwer erkrankt, das führt zu Nierenschäden, es sind sechs Kinder gestorben.
Das hat eben auch die chinesische Mittelschicht sehr stark mobilisiert. Sie wissen ja, dass die One Child Policy besteht, das heißt, also ich meine, um seine Kinder sorgt man sich auch, wenn man mehrere hat, aber wenn man nur eins hat und da wird einfach auf dem Rücken dieser Kinder
Profit gemacht, dann ist das was, was sehr stark emotionalisiert und die Folge war einfach, dass es eine gewaltige Empörung gegeben hat in der chinesischen Bevölkerung, gerade in der Stadtbevölkerung und auch da hat natürlich das Internet einfach als Kommunikationsplattform eine Rolle gespielt und wieder hier habe ich jetzt
ein paar Zitate aus dem Tianja Forum, was ich eben schon erwähnt habe, also ein großes BBS-System mit vielen Millionen Teilnehmern, die dann eben sehr heftig und emotional reagieren. Ich lasse das jetzt, würde ich es jetzt nicht vorlesen, das dauert zu lang. Nächster Fall sind im Grunde genommen
drei Fälle. Da hat es einen Todesfall gegeben. Ein Mädchen ist ertrunken und die Umstände waren irgendwie sehr zweifelhaft. Sie war offensichtlich mit zwei jungen Männern und einer anderen jungen Frau irgendwie unterwegs
und die Eltern waren der Meinung, dass sie vergewaltigt und ertränkt worden ist und dass die Behörden das nicht richtig untersucht haben und haben das auf den Umstand zurückgeführt, dass die beiden jungen Männer, mit denen sie unterwegs waren, Söhne von lokalen Public Security-Offizieren waren.
Dann hat es Vernehmungen gegeben und der eine von diesen Jungs hat dann gesagt, als sie weggegangen ist, habe er gerade an einer Brücke Liegestütze gemacht und hätte das nicht mitgekriegt und dann sei sie verschwunden und später tot aufgefunden worden. Das führte dazu, dass es richtig Aufstand in der Stadt gab.
Ich zeige nachher noch ein Foto, wo Sie sehen, da haben Autos gebrannt und da sind Tausende auf die Straße gegangen. Dann gibt es diesen Ou Jigang, das ist ein Fernsehmoderator, der daraus eine Kunstaktion gemacht hat und durch China gereist ist und immer an prominenten Stellen nackt Liegestütze gemacht hat, um einfach
an diese Situation zu erinnern und eben darauf aufmerksam zu machen. Zwei weitere Fälle betreffen eben auch jetzt so junge Hooligans, die irgendwie familiären Hintergrund haben. In dem einen Fall ein Straßenrennen in der Stadt Hangzhou, wobei ein Student ums Leben gekommen ist und im anderen Fall auf dem Campus,
wo der Fahrer dann von der Polizei festgenommen darauf beharrt hat, Sie sollten ihn doch bitte gleich wieder freilassen, sein Vater sei ein entscheidender Funktionär eben in der öffentlichen Sicherheitsbehörde. Da oben sehen Sie übrigens wieder Zuo La, das ist der, wie ich sagte, Bürgerreporter Nummer eins,
der natürlich auch gleich nach Huang'an, also dann gereist ist und sich dort eben umgeguckt hat in der Ecke, wo dieser Todesfall passiert ist. Jetzt bitte ich die, die ein bisschen sensibel sind, vielleicht
jetzt nicht auf den Screen zu gucken, weil das nächste Bild ist ziemlich grausig. Das ist ein Fall, der jetzt gerade im Dezember passiert ist. Da ist also ein Bürgermeister eines Dorfes, der sich sehr stark immer für die Interessen der Bauern eingesetzt hat, unter den Lastwagen gekommen.
Und dieser Todesfall hat auch große Zweifel und große Skepsis bei der Netzbevölkerung ausgelöst, was dann auch dazu geführt hat, dass Leute dort hingereist sind und es hat jetzt keine wirklich klare Auflösung gegeben. Es ist weiterhin offen, ob das ein Unfall war oder vielleicht doch nicht.
Aber interessant ist eben, es ist sofort fotografiert worden. Die Fotos waren sofort im Netz. Es war einfach sofort bekannt, dass da so was passiert ist. Und das hat dann eben über Wochen Ermittlungen ausgelöst, Diskussionen ausgelöst und dazu geführt, dass dieser Fall weiter untersucht worden ist.
Ja, das bringt mich jetzt zu der Phase der Bilanz. Was kann man sagen? Wo kommen die Infos her? In den meisten Fällen oder in vielen Fällen ist es so, dass es so etwas wie spontanen Bürgerjournalismus gibt.
Das heißt, die Leute halten mit ihren Handykameras auch bestimmte Vorgänge drauf und laden das sofort hoch. Das heißt, zunächst mal einfach Leute zeugen, die einfach mit den Mitteln der mobilen Kommunikation Protokolle machen und diese irgendwo einfach an die Öffentlichkeit bringen im Internet.
Und dann wird das sehr schnell in den Foren aufgegriffen. Und dann kommen natürlich wieder die Kontrollbehörden und sagen, oh Moment, da entsteht Unfrieden. Das müssen wir verhindern. Und dann kommen die Filterbegriffe und dann wird das weg. Versucht irgendwie unter der Decke zu halten. Aber davon ist es meistens schon zu spät. Dann gibt es eben
semi-professionelle Blogger, die diese Sachen dann vertieft berichten, die dann auch selber nochmal nachrecherchieren. Und wenn das zu einer entsprechenden Resonanz geführt hat, kann man in vielen Fällen davon ausgehen, dass auch offizielle Medien berichten. Nun ist es so, dass in China es leichter ist,
über Missstände in anderen Provinzen zu berichten. Das heißt, wenn ich in meiner eigenen Provinz berichte, muss ich mich vor den lokalen Medien verantworten. Während jetzt, wenn aus der Nachbarprovinz ein Zeitungsreporter anreist, dann kann das gut sein, dass er tatsächlich über diese Sache berichten darf. Das hat dazu geführt, dass eben sehr viele
Fälle, wo tatsächlich die offiziellen Medien die Themen aufgegriffen haben, solche Quer-Cross-Provinz- Reporting-Geschichten waren. Es ist auch möglich, dass die zentralen Medien berichten über Vorfälle in der Provinz. Aber was nicht möglich ist, dass Provinzmedien über Korruption oder Missstände in der
Zentralregierung berichten. Worüber wird berichtet? So ein bisschen hat die Auswahl das vielleicht schon gezeigt. Also Korruptionsfälle und Arroganz von Kader und Würdenträgern. Dann sehr viel
wird berichtet über willkürliche Gewaltakte von Polizisten oder eben diesen zivilen Polizeihilfstruppen, den sogenannten Changguan. Das sind Milizen. Sie sehen hier ein Bild von einer Truppe. Viel geht es um Landvertreibung und Immobilienspekulation.
Neuerdings sehr stark Verbrauchergeschichten, also Lebensmittelsicherheit, aber auch Umweltprobleme spielen zunehmend eine große Rolle. Gelegentlich geht es auch um so abstrakte Dinge wie kulturelle Identität. Also es hat zum Beispiel eine große Internetbewegung gegeben, die sich mit dem Erhalt der kantonesischen Sprache als offizieller Sprache in Südchina beschäftigt hat.
Das wollte die Zentralregierung, wollte praktisch das kantonesische als Schulsprache abschaffen und stattdessen Mandarin. Das ist da nicht gut angekommen und da haben die auch sehr erfolgreich im Internet mobilisiert. Kommen wir zurück zu McDonalds in Peking und der
Yasmin-Revolution. Warum hat das so wenig Resonanz ausgelöst? Zum einen ist es so, dass die Aufforderungen zu diesen Demonstrationen über Twitter kamen. Und Twitter ist in China, also das richtige Twitter, jetzt nicht dieses Sina-Wabor. Das richtige Twitter ist in China gesperrt, deswegen hat das sowieso erst mal sehr wenige Leute
richtig erreicht. Und sie haben es so ein bisschen eben als was von außen kommendes empfunden. Was auch stimmt, man hat das inzwischen herausgefunden. Das ist also eine Gruppe von chinesischen Studenten in Korea gewesen, die da wohl versucht haben, zu mobilisieren. Also der Impuls kam von außen und das
geht irgendwie gegen den eigenen Stolz. Das ist so ein bisschen dieses Fremdbestimmte. Wir demonstrieren, wann es uns passt und nicht wann ihr es von uns erwartet. Außerdem ist einfach dieses ganze Thema Demokratiebewegung ist halt sehr stark mit dieser Dissidentenkultur verknüpft, die nicht unbedingt tatsächlich jetzt so eine große Resonanz
in der chinesischen Bevölkerung hat. Ich habe das schon gesagt. Die Themen, an denen man sich erregt, sind Themen, die zur unmittelbaren Erfahrungswirklichkeit gehören. Da geht es darum, was passiert in meiner Stadt? Was passiert in meiner Region? Was passiert in meiner Umgebung? Das ist es, was mich tatsächlich in Gang bringt.
Und bislang wird das eigentlich sehr wenig mit so abstrakten Begriffen wie Demokratisierung, Meinungsfreiheit, Bürgerrechten und so weiter verbunden. Aber das kann sich natürlich ändern. Okay, das war es für heute. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
und wenn es Fragen gibt, nehme ich die gerne entgegen und hoffe, ich kann sie... Genau, wir haben noch ungefähr 5 Minuten,
bevor es dann weitergehen soll. Gibt es denn Fragen? Ich komme auch mit dem Mikrofon. Ganz schnell. Doch, dort, guck. Danke für den Vortrag, der war sehr interessant. Sie hatten auf der Einfolge so eine
Studie über die Hoster und so weiter gehabt. Gab es da auch einen Rückkanal zurück an die Blogger, dass die sozusagen noch wussten, welche Hoster sicher sind oder nicht? Weil es kam mir so vor, als wenn das gerade nicht passiert ist. Nein, also ganz bewusst nicht. Rebecca hat dazu gesagt, wenn wir jetzt bekannt geben, welche Hoster besonders lush sind, dann ändert sich das natürlich sofort.
Und insofern hat sie jetzt ganz bewusst darauf verzichtet oder hat ganz bewusst diese Blog-Hoster anonymisiert. Sonst vielleicht noch Ruhe. Ja, tut er.
Das hat er dann irgendwie auch schmerzlich zu spüren gekriegt. Also das war in einer Zeit, in der es eigentlich relativ locker zuging, aber irgendwann ist er dann auf der Straße überfallen worden und zusammengeschlagen worden. Ich habe ihn danach getroffen auf so einem chinesischen Blogger-Treffen und da war er plötzlich ganz zugeknöpft und hat gesagt, ja, ich bin jetzt eigentlich nur noch Berater für
Online-Projekte und ich helfe anderen Leuten, ihre Blogs zu führen. Also wirklich massiv eingeschüchtert. Und das kann man sich auch vorstellen. Das ist irgendwie mit Sicherheit glaube ich ein sehr traumatisierendes Erlebnis. Keine Frage. Da gehe ich dann mal hin.
Glauben Sie, um vielleicht die Brücke zu sagen, nach Deutschland wieder. Das ist sehr aufwendig, so eine Infrastruktur in Deutschland zu schaffen. Also ich glaube, das ist eine sehr aufwendige Infrastruktur. Ich bin jetzt nicht sicher, was jetzt die Firewall-Technik angeht, aber da glaube
ich das auch. Das ist schon eine gewaltige Technik und vor allen Dingen ist jetzt der Zensurapparat ist einfach wirklich eine riesige Infrastruktur. Und ich habe das ja schon gesagt, das sind mehrere Zehntausend Leute, die dezentral an verschiedenen Orten irgendwie da zusammenarbeiten. Ich glaube nicht, dass das so ohne weiteres geht.
Weiter noch eine Frage? Ja. Moment. Du sagtest vorhin, dass die Filtertechnik soweit ist, dass selektiv gefiltert wird. Also dass die Wikipedia noch da ist, aber Teile der Artikel einfach fehlen. Inwieweit ist sich der normale Internetnutzer, ich sag mal der Bauer
mit seinem Smartphone, bewusst, dass hier Teile fehlen und welchen Einfluss hat das auf die Glaubwürdigkeit der Medien generell? Also erstmal glaube ich, dass eben 80% 90% der Leute das wirklich nur sehr sehr selten erleben. Das sind die, die jetzt sich international orientieren, die Englisch sprechen.
Und die kennen das natürlich genau. Die wissen einfach, was da passiert. Und die haben normalerweise, wenn es ihnen dann drauf ankommt, auch Mechanismen, um das zu unterlaufen. Wer fragt? VPN. Oder Tor. Oder so was. Also es gibt einfach eine Reihe von es gibt irgendwie so eine
Werkzeugkasten, den eigentlich jeder Technolo, also so praktisch Leute wie hier, die gibt es ja in China viel auch, die kennen das. Sonst vielleicht noch eine abschließende Frage. Ja, eine haben wir noch. Ist denn die Zensur immer noch so eratisch? Also teilweise war es ja so, weiß nicht,
was, wenn der oder wenn der der NYT mal ein Interview gegeben hatte, da war plötzlich New York Times in China erreichbar. Und solche Sachen, ist es denn immer noch genau da, weiß nicht, hat man mit einem gesprochen, der das China-Programm der Deutschen Welle geleitet hat. Der meinte, ja, dann ist mal wieder
erreichbar. Dann haben die wieder mal schlechte Laune. Dann sind wir wieder gesperrt. Ja, also dieses Gefühl von Willkür. Und dann teilweise auch solchen plötzlichen Öffnungen oder so. Das hat man schon. Aber es ist auch regional sehr unterschiedlich. Also zum Beispiel in Peking ist oft sehr viel weniger gesperrt als in Shanghai, ist mir aufgefallen. Shanghai ist strenger.
Ja, Peking ist irgendwie in der Hinsicht kulanter. So ich glaube, das war's jetzt. Vielen, vielen Dank, Lorenz, Lorenz Mayer, für diesen sehr, sehr empfindlichen Vortrag.