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10 Jahre Blogs in Deutschland

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Title
10 Jahre Blogs in Deutschland
Title of Series
Part Number
7
Number of Parts
68
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CC Attribution - ShareAlike 3.0 Germany:
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Publisher
Release Date
Language
Production PlaceBerlin

Content Metadata

Subject Area
Genre
Abstract
Wir wollen in einer Diskussionsrunde die letzten 10 Jahre der Bloggeschichte in Deutschland Revue passieren lassen. Was ist in der Zeit passiert, wie haben sich Blogs entwickelt, wo liegt ihre Zukunft. Wir vier sind jene Blogger, die mit am längsten durchgehend aktiv sind.
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BerlinXMLMeeting/Interview
Musical ensembleInternetNumberBlogGoogle BloggerMeeting/Interview
Meeting/Interview
BlogSet (mathematics)Link (knot theory)Meeting/Interview
Physical quantityNewsletterGoogle BloggerEmailHome pagePerturbation theorySimilarity (geometry)InternetWeb pageBusiness reportingSpeciesMeeting/Interview
InternetGoogle BloggerVirtuelles LaboratoriumSoftwareBlogBlock (periodic table)Group actionMeeting/Interview
Block (periodic table)Google BloggerBlogMeeting/Interview
WebsiteNetscapeGoogleEmailInternetLink (knot theory)Home pageBlock (periodic table)Google BloggerMeeting/Interview
ResonanceGoogle BloggerBlock (periodic table)Meeting/Interview
BlogMeeting/Interview
Meeting/Interview
Löschen <Datenverarbeitung>WordPressMeeting/Interview
RollbewegungTwitterInternetBlogFacebookKommunikationBlock (periodic table)GUI widgetWordPressLine (geometry)Eigenvalues and eigenvectorsMeeting/Interview
Professional network serviceBlogLink (knot theory)Content (media)Meeting/Interview
Computer networkProfessional network serviceInternetBlogAtomic nucleusSeries (mathematics)Meeting/Interview
SiebzigBlogSet (mathematics)Google BloggerMeeting/Interview
TwitterFacebookMeeting/Interview
TwitterBlogLink (knot theory)Block (periodic table)Tournament (medieval)FacebookMeeting/Interview
InternetVirtual memoryMeeting/Interview
Meeting/Interview
Hand fanMeeting/Interview
BlogLink (knot theory)Programmer (hardware)
Google BloggerBlogForceMeeting/Interview
GoogleIndexMeeting/Interview
Grand Unified TheoryBlogGoogle BloggerInternetMeeting/Interview
LinieEmail
Stress (mechanics)InternetGoogle BloggerKlein, FelixMeeting/InterviewLecture/Conference
BlogInternetMeeting/Interview
WordRandVertex <Computergraphik>Block (periodic table)MassBlogMeeting/Interview
NumberMeeting/Interview
FrequencyBlogPriorityBlock (periodic table)Meeting/Interview
BlogBlock (periodic table)Meeting/InterviewLecture/Conference
Set (mathematics)BlogSturm's theoremMeeting/Interview
Set (mathematics)Bookmark (World Wide Web)Block (periodic table)RSS <Informatik>BlogLink (knot theory)Meeting/Interview
RSS <Informatik>BlogMeeting/Interview
BlogMeeting/Interview
BlogTwitterHausdorff spaceMeeting/Interview
Google BloggerComputer animationMeeting/Interview
Negative numberBlogGoogle BloggerInternetBloch waveMeeting/Interview
Google BloggerMeeting/Interview
Sign (mathematics)InternetMeeting/Interview
Meeting/Interview
Musical ensemblePriorityMeeting/InterviewLecture/Conference
Moment (mathematics)BlogAtomic nucleusBlock (periodic table)Meeting/Interview
Block (periodic table)BlogMeeting/Interview
Meeting/Interview
Google BloggerBlock (periodic table)BlogLink (knot theory)Meeting/InterviewLecture/Conference
BlogMeeting/Interview
Direction (geometry)Data typeAlgebraic closureBlogCurveProfessional network serviceMeeting/Interview
BerlinMeeting/InterviewXML
Transcript: German(auto-generated)
So, nochmal wunderschönen guten Tag. Es hat doch etwas voller geworden trotz Kutschfahrt und Bootsfahrt.
Ganz erstaunlich. Mein Name ist Don Dahlmann, neben mir sitzt Felix Schwänze, dann kommt Anke Gröner und
ganz außen sitzt der Methusalem der deutschen Blogszene, mit dem ich das auch mal los geworden bin. Ich erkannte, besser bekannt, unter dem Namen Schockwellenreiter. Wir hatten und hast du dir doch alle eingekauft. Wir haben tatsächlich mal überlegt, wie lange gibt es eigentlich Blogs, so richtig
klar ist die Ansage eigentlich nicht seit wann es Blogs in Deutschland gibt. Es gab so einige, die schon Ende der 90er angefangen haben. Melody war so eine, die ganz früh dabei war. Noch lauter? Okay. Aber wir haben jetzt einfach mal gesagt, so zehn Jahre, das ist so ein ganz guter, ganz guter Schnitt, so ab Anfang 2000, 2001.
Fällt auch lustigerweise mit meinem Blogjubiläum dann insofern zusammen, weil ich auch so 2000, 2001 angefangen habe zu bloggen, zumindest das, was noch im Internet zu sehen ist. Und das Einzige, was wir heute nicht machen, um schon mal alle Agenturleute zu enttäuschen, wir reden nicht über Zahlen.
Und wir werden auch nicht über sonstige Geschichten reden, sondern es geht wirklich ein bisschen darum, von den vier Leuten, die hier sitzen, die auch mit am längsten bloggen in Deutschland, warum machen sie das eigentlich? Und was hat das Bloggen eigentlich in den letzten zehn Jahren bei denen verändert, bei Ihnen verändert?
Und da fange ich direkt mit Anke an, weil ich glaube, dass das bei deinem Blog auch besonders sichtbar ist. Du hast angefangen als, in Anführungsstrichen das böse Wort, Tagebuchblogger zu benutzen. Du hast tatsächlich als Tagebuchbloggerin klassisch angefangen, aber jetzt als ja
doch in Anführungsstrichen oder über die Zeit einen ganz anderen Charakter gehabt. Es hat mal Kino gegeben, ganz viel über dir, und jetzt gibt es ganz viel Essen. Aber ich bezeichne mich eigentlich immer noch als Tagebuchblogger, also ich hab, oder Bloggerin, Entschuldigung. Ich finde Tagebuchbloggen auch wirklich kein fürchterliches Wort, ganz im Gegenteil.
Ich lese am liebsten persönliche Blogs, viel lieber als, keine Ahnung, Medienchirlefanz. Und deswegen hab ich kein Problem damit zu sagen, ja, ich bin Tagebuchbloggerin, ich mach das gern. Aber du trennst auch ganz strikt Privates, lässt du raus, mehr oder weniger? Also so viel Privates ist nicht dran, aber Arbeit ist vor allem komplett raus.
Geht, also ich glaube, was ich beruflich mache, ist nicht mehr so wahnsinnig schwierig rauszufinden. Ich verlinke meine Arbeitsseite ja auch auf dem Blog, weil es, also ich arbeite, wer es nicht weiß, als freie Werbetexterin. Und es gibt eine Menge Agenturen, die mich anrufen. Wenn ich gerade ein Kochrezept auf meinem Blog ganz oben stehen habe, kommt immer als erstes, ich war gerade auf so einer Seite, da steht ein Pfannkuchenrezept, bist du das?
Und dann muss man eben erst mal erklären, ja, es gibt ein privates Blog. Ich hab aber auch noch ein ganz tolles berufliches mit ganz vielen tollen Texten über ganz viele tolle Autos. Ich schick dir mal den Link und dann ruf mich noch mal an, das geht immer ganz gut. Aber im Blog schreib ich eigentlich relativ wenig drüber, ja. Und privat, ja gut, über den Kerl halt ab und zu, das erfreut sich immer ganz großer Beliebtheit.
Felix, wach werden. Felix, ähm... Ich hab dir gesagt, du sollst das mit dem Bier lassen vorher. Du hast noch viel früher angefangen. Ich meine, du hast mir mal erzählt, dass du gar nicht gebloggt hast und dass du das bis heute auch nicht als Bloggen bezeichnen möchtest, was du da treibst. Sondern du hast das mal als Newsletter gemacht.
Ich dachte eigentlich, dass du mich fragst zuerst, warum ich blogge. Warum bloggst du? Das ist meine Standardantwort, immer der gleiche Grund, warum Hund sich die Eier leckt. Weil es kann halt, es geht. Also, das ist auch wirklich der Grund gewesen, warum ich angefangen hab, als ich angefangen hab zu studieren, hab ich gesehen, oh, da gibt's Internet beim Cutlab von der Architekturfakultät, das war 96 oder so.
Und ich hab wirklich gleich irgendwie eine Homepage gemacht, weil ich das so toll fand, da Sachen reinzuschreiben, die potenziell von allen möglichen Leuten gelesen werden könnten. Und das war die eigentliche Faszination, ins Internet zu schreiben und gucken, was damit passiert. Weil es passiert ja was damit, das ist ja das Witzige.
Was, was? Leute reagieren im besten Fall darauf. Also tatsächlich so gewesen, dass ich mich schon die erste Abmeinung quasi schon irgendwie 98 oder so geholt hab. Da waren wir im Uferpalast zusammen im Kino irgendwie und dann gab's Störungen und dann fand ich das total scheiße,
hab einen Beschwerderief geschrieben, was ich immer schon gern gemacht hab. Beschwerderiefe schreiben war schon als, na egal, das wird jetzt zu weit. Und da haben die nicht darauf reagiert. Und dann hab ich gesagt, hm, mach ich halt eine Webseite und hab halt erstmal mein Erlebnis geschrieben und dann haben mir Leute per E-Mail ähnliche Berichte zu dem Kino geschickt. Und dann hab ich Uferpalast Stuttgartseite gehabt, das war irgendwie 97 und dann hat das einen Monat gedauert
und dann hat mich der Geschäftsführer angerufen und gesagt, ja, mit dem Logo, was sie da benutzen und so. Und dann irgendwie 20 Freikarten und dann hab ich das Logo geändert und ich weiß nicht, ob ich die Seite gelöscht hab, ich glaub nicht.
Aber es passiert halt wirklich was, man schreibt ins Internet, man bekommt Reaktionen und man bekommt auch witzigerweise mehr raus, als man reinsteckt. Herr Kantl, Sie haben 1971, nein, jetzt in März, wann hast du das erste Mal ins Internet hineingeschrieben,
ohne das jetzt als Bloggen zu bezeichnen, aber wann war das? Ich hab versucht, mal das zu rekonstruieren, ich glaube, es war 1996, aber genau weiß ich es selber nicht mehr. Und das war auch noch eine, also eine dienstliche Homepage, mehr oder weniger.
Eine erste wirkliche Aktion, die ich hatte, war 1998 mit dem virtuellen Laboratorium für Physiologie, auch noch eine dienstliche Geschichte. Im Januar 2000 hatte ich dann den Rollberg ins Leben gerufen, das konnte man schon als so etwas wie ein Blog bezeichnen. Ich hatte aber das, was mein Blog immer wieder mal durchzog, das war eine selbstgestrickte Software.
Und dann im April 2000 hatte ich dann eine studentische Hilfskraft, die arbeitete mit Edit This Page. Das hab ich gesehen und dann hab ich gesagt, das will ich auch haben. Hab ich auch gehabt. Du bist ja auch der Einzige, der noch mit Textblättern arbeitet. Aber das muss man vielleicht für die Jüngeren nochmal erklären, was war Edit This Page.
Edit This Page war eine Blog-Software, die Dave Weiner geschrieben hat. Also es war ein Blog-Hoster, das lief auf Manila. Das war eine Blog-Software, die hatte Dave Weiner, ein Amerikaner, geschrieben. Und die war seltsamerweise in Deutschland mehr oder weniger führend um diese Zeit. Also alle, die Blogs machten, machten das in Deutschland mit Edit This Page. Was ein bisschen, glaube ich, mit der Urmutter aller deutschsprachigen Webblogs,
nämlich mit Andrea zusammen hin, die war mit einem Mitarbeiter von UserLand befreundet und brachte sozusagen damit dann Edit This Page nach Deutschland. Dann zum Beispiel die niederländischen Blogger mit Pita arbeiteten. Das kennen wir heute unter Blogger.com.
Das waren die beiden Blog-Software, die es gab. Und das Faszinierende daran, also gegenüber meiner selbst gestrickten Software, fand ich einfach, man schrieb rein, legte los, drückte aufs Knöpfchen, weil es war im Netz. Mit all den Problemen, die dann später noch dazukamen, das war was anderes. Aber es war einfach reinschreiben, Knöpfchen drücken, im Netz stehen.
Ohne dass man irgendwie, man brauchte keine HTML-Kenntnisse, man brauchte nichts. Und es war schnell, es war unmittelbar, und das fand ich klasse. Was war bei dir, Anke, du warst jetzt mit Technik erzählt, so wie ich, nicht so viel zu tun. Wie bist du draufgekommen damals und was hat dich überhaupt dazu bewogen, angefangen da reinzuschreiben?
Meine erste Website war noch liebevoll mit den Netscape Composer gebastelt. Das war das einzige, was ich verstanden habe. Und danach habe ich einen Praktikanten bei uns in der Agentur gefragt, dieses Internet da, da würde ich gerne reinschreiben, mach mir doch da mal was. Dann hat er, glaube ich, mit Adobe Go Live, mein erstes Blog programmiert. Und das habe ich auch so halbwegs kapiert. Ich habe heute noch das Handbuch, aus sentimentalen Gründen.
Aber warum hast du angefangen reinzuschreiben? Auf dieser selbst gebastelten Homepage waren ganz, ganz schlimme Kurzgeschichten, die hoffentlich über Google nicht mehr auffindbar sind, ich weiß es nicht. Aber ... Da waren halt schlimme Kurzgeschichten, was man damals so machte,
wenn man glaubte, man müsste was schreiben, dann habe ich halt Kurzgeschichten geschrieben. Und irgendwann, ich bin halt damals auch schon sehr gerne ins Kino gegangen, das ist jetzt gerade ein bisschen auf Eis. Aber es haben mich halt viele Kollegen gefragt immer, wie ist der Film, wie ist der Film. Und ich hatte immer keine Lust, 17 mal das Gleiche zu erzählen und noch mal zu erzählen, wie doof Pearl Harbor war. Und dann habe ich irgendwann, dann habe ich es aufgeschrieben
und per E-Mail an meine Kollegen geschickt, so klick doch mal auf den Link und dann siehst du dann meine Filmkritik und dann ist gut. Und daraus ist dann das Bloggen entstanden. Es war wirklich so, ich schreibe über Filme, ich suche Links über Filme und die publiziere ich dann, fertig. Felix hat gerade schon angesprochen, dass die Resonanz immer eine ganz wichtige Sache ist beim Bloggen. Du hast früher Kommentare gehabt, aber mittlerweile ja schon seit gefühlten ...
Fünf Jahren, seit fünf Jahren, ich habe neulich mal nachgeguckt. Warum? Ja, ich weiß nicht, ob das jetzt so weit führt, wie das übliche Kommentar-Thema. Ja, nein, muss ein Blog-Kommentarer, muss man zu jedem Sylt sein, Feedback geben müssen. Ich persönlich hatte einfach das Gefühl, ich muss nicht zu allem, was ich schreibe, Feedback kriegen.
Also es gab einen Eintrag, an dem ich so alles hochgeschaukelt hatte, wo ich dann wirklich irgendwann das Gefühl habe, okay, ich hadere jetzt gerade kurz mal mit meinem zerbrechlichen Seelenzustand und klage da ins Netz rein und dann kamen halt lauter gute Vorschläge wie, geh doch mal Spritzen sammeln bei der Drogenhilfe oder ... Und das waren dann so Sachen, wo ich dachte, okay, ist gut jetzt.
Das mag sein, das ist ganz toll, aber ich muss es nicht haben. Aber es fehlt dir auch nicht. Es fehlt mir so ein-, zweimal im Jahr. Jetzt neuerdings mit der Kochbloggerei fehlt es ein bisschen, weil ich finde, gerade in Kochblogs sind die Kommentare wahnsinnig hilfreich. Also bis auf die ersten 30, wo immer steht, das sieht super aus, das koch ich nach. Aber danach kommen dann ja wirklich gute Sachen. Also ich hab's nachgekocht, bei mir hat's nicht funktioniert und zwar deshalb.
Und dann entsteht da wirklich eine Diskussion. Deswegen bei Kochblogs sind einigen der wenigen Blogs, wo ich die Kommentare lese. Ansonsten lese ich ehrlich gesagt auch keine Kommentare. Aber da vermisse ich es ab und zu, ja. Liest du deine Kommentare, Felix? Alle, alle kommt ja auch nicht so viele mehr. Also fällt mir auch nicht schwer.
Aber ich hab auch keine Probleme mit den Kommentaren eigentlich, aber das liegt vielleicht auch daran, dass ich nicht so, ich hab keine Ahnung, ehrlich gesagt hab ich keine Ahnung. Aber ich bin zufrieden mit meinen Kommentaren. Auch mit den Kommentatoren bist du auch zufrieden. Ja, die sind auch nicht so viele.
Aber du bist ja wenigstens noch einer, der halt sehr genau schreibt, was er meint und denkt. Und mit den Abmahnungen kannst du jetzt nicht deine Wand pflastern, aber zumindest neigt man ja dazu, das dann auch dementsprechend zu beantworten. Also bei dir sind die Kommentare schon immer in etwas anderem Klang als bei anderen Blogs.
Ich würde mir auch wünschen zum Beispiel, dass ich mal richtig beschimpft werde. Also so richtig substanziell, sodass man es auch ernst nehmen kann. Das ist leider viel zu selten. Es gibt eigentlich nur einen, der das hin und wieder hinkriegt. Das ist der Sascha Lobo. Sascha Lobo. Aber Donald Fonso ist nicht mehr dir auf dem Blog? Ich weiß nicht, warum der nicht mehr bei mir kommentiert.
Manchmal, wenn man ihn direkt anspricht, aber das habe ich offener nicht mehr gemacht. Aber wenn ich da mal reingeretschen darf, ich glaube, das ist der Punkt. Also wenn du dir wünscht, dass du dich mal wieder schön beschimpfen lassen kannst, das ist sehr schön. Ich kann das gerne übernehmen. Aber ich glaube, ich habe irgendwann bei mir beim Schreiben gemerkt, dass ich irgendwann die Schere im Kopf hatte. Wen beleidige ich jetzt und wem trete ich jetzt auf den Schlips
und wer fühlt sich jetzt vielleicht angepisst durch irgendeinen Eintrag und ich habe einfach nicht mehr so frei schreiben können. Und seit ich die Kommentare aus habe, schreibt sich es einfach entspannter. Die Kanzel hat ja einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Der produziert einfach morgens zwischen halb 7 und 8,15 Uhr 23 Beiträge hintereinander,
die man einfach nicht mehr kommentieren kann. Das machst du auch mit Absicht, oder? Ach, eigentlich nicht. Also es gibt ja doch hin und wieder Leute, die sich trotzdem trauen zu kommentieren bei mir. Ich habe eigentlich nur einen Grundsatz. Ich darf gnadenlos beschimpft werden, andere nicht. Die Kommentare lösche ich, die andere beschimpfen.
Also ich mag vor allen Dingen nicht, wenn sich so ein Kommentator, Kommentatoren gegenseitig irgendwas um die Ohren schmeißen. Und ansonsten manchmal antworte ich, manchmal nicht. Ich bin alt, ich habe ein dickes Fell, das ist egal. Du hast wahrscheinlich die meisten Kommentare deines Lebens bekommen, als du auf WordPress umgestiegen bist.
Der Himmel fällt uns auf den Kopf, Schockwellenreiter auf WordPress. Ja, das war irgendwie, ich glaube, das hat auch sehr viele mehr überrascht als mich. Ich wollte eigentlich nur mal was Neues ausprobieren und mich mal nicht mit meinem eigenen Programmiercode rumschlagen, sondern mal mit dem, den andere produziert haben.
Und ich muss bis heute eigentlich sagen, WordPress ist ein ganz nettes Werkzeug. Ich werde zwar jetzt wieder was anderes machen, ich werde mal wieder selber programmieren, habe ich beschlossen. Aber das hat nicht mal irgendwie einen Grund, außer dass ich Lust darauf habe. Ich bin halt in einer Form, und ich glaube, das merkt man ja auch in meinem Block,
ich bin schon so ein bisschen Technikverliebt. Und dann muss ich das machen. Okay, also an alle Bewohner von Neukölln, falls das Netz in nächster Zeit nicht so richtig funktioniert, Kanntel-Fragen.
Aber dann will ich noch mal zurück auf zu den Kommentaren, weil das ist etwas, wie wir ein paar Interviews gegeben haben, bin da häufig angesprochen worden. Sondern man hat immer gesagt, früher ist da viel mehr verlinkt und viel mehr kommentiert worden. Ist das so? Ich meine, ich mache eh nicht mehr so viel in meinem Block, aber ist es so, dass tatsächlich du vorher, früher, weiß ich, vor 3, 4 Jahren, noch 50 Kommentare hatten, die jetzt die Kommunikation weggelegt hat,
auf Twitter oder Facebook? Es gibt ja zwei Aspekte natürlich. Den einen Aspekt, wie es mir geht, die Technik gerade. Ich rede einfach weiter. Also wie es mir geht und wie es anderen geht, was ich beobachte so. Also bei mir ist halt irgendwie offensichtlich auch das Interesse ein bisschen nachgelassen an mir. Also ich habe eh nicht mehr so viele Leser, das ist auch nicht so richtig links.
Und es gibt sicherlich, das merkt man ja auch, so eine Art Fragmentierung, dass dann halt, wenn überhaupt Links kommen, dann kommen die von Twitter oder von Facebook oder anderswoher. Da gibt es jetzt ja irgendwie so viele Sachen. Postos, Tumblr und was weiß ich. Und diese Fragmentierung ist, glaube ich, schon da.
Aber ich glaube, dass das wiederum, wenn das jetzt die Frage wäre, was macht das aus Blocks? Ich finde, da ändert sich auch nicht so viel, weil das ist ja nach wie vor meiner Meinung nach die beste Möglichkeit, all dieses, wo man sich im Netz bewegt, zusammenzufassen und kurz innezuhalten und sagen, ich habe übrigens da was geschrieben oder da was geschrieben.
Und ich finde, dass diese Fragmentierung, die ja oft beklagt wird und nicht mehr so viel verlinkt wird, auch jetzt nicht so schlimm. Also ich kann gut ohne Links leben. Ich schreibe halt ins Internet, was mir gerade so einfällt. Und das reicht mir in der Regel. Du hast auch deinen Twitter-Stream oder andere Sachen nicht eingewunden im Blog, oder? Ja, irgendwie so eine versteckte Seite. Es gibt so eine Links-Seite. Stefan Niegemeier hat irgendwann gesagt,
das muss ja auch eine ganz arme Sau sein, der das anklickt. Muss man ganz verzweifelt seines Internet leer gelesen haben. Aber da habe ich halt alles irgendwie, meine Kommentare, wo ich kommentiert habe, habe ich da so reingelinkt und eine Blog-Rolle und all sowas. Aber so dieses Gedöns irgendwie in einer Seitenspalte irgendwie.
Nico Lummer hat ja, wenn man die Seite von Nico Lummer aufbucht, so viele Widgets in der Seitenleiste, dass die Prozessorleistung irgendwie auf 120 Prozent bei mir geht. Und ich weiß auch nicht, wer das dann auch wirklich wahrnimmt und liest, was da in der Seitenleiste steht. Aber dann ist es ja auch wichtig, dass auf der tatsächlichen Seite im Blog nur der Text steht.
Nichts anderes. Mehr oder weniger, ja. Das ist ähnlich dann der gleiche Grund bei dir, Anke. Welcher Grund? Wozu? Wie war denn wieder mit dem Teil? Dass du die anderen Netzwerke nicht reinlaufen lässt, auch noch als Blog zusätzlich. Nee, also ich habe, glaube ich, mal einen Posterous-Account eröffnet, einfach nur um ihn zu haben. Und dann habe ich ein Pizza-Bild gepostet und dann hatte ich schon wieder keine Lust mehr.
Ich habe in meinem Blog den Link auf den Twitter-Stream, aber das war es. Also das reinlaufen fand ich blöd. Das ging mir dann selber auf den Zeiger, dass sich da dauernd was bewegt hat. Ja, ich halte es auch eher lieber schlicht. Aber ich finde auch, dass die Fragmentierung schadet dem Blog nicht. Also man kriegt ja trotzdem alles mit. Du kriegst alle Links mit, du kriegst alle Inhalte mit. Ob sie jetzt in einem Blog stehen oder im Twitter-Stream,
fürchterlich egal. Das bringt mich aber gleich vom Kommentieren und von dem Vernetzen tatsächlich zu der Frage, wir haben alle so ein bisschen mitgemacht am Anfang. Ganz überrascht gewesen, dass es, als man ins Internet reinschreibt, dass es A, Leute gibt, die es lesen und kommentieren, und B, das auch noch regelmäßig machen, also wiederkommen. Daraus ist ja tatsächlich so eine Art von Netzwerk dann eben auch entstanden. Und aus diesen alten Netzwerken ist ja auch teilweise
die Republik an andere Sachen entstanden. Inwieweit hat das tatsächlich deinen privaten Freundeskreis verändert? Also gibt es noch alte Freunde von vor Internet? Gibt es noch, aber es sind wirklich mehr Leute aus dem Internet, die ich heute zu meinen Freunden zähle, als die,
mit denen ich die Schulbank gedrückt habe. Also ich habe den Kerl, also meine Lebensgefährten, habe ich halt übers Internet kennengelernt. Er hat meinen Blog gelesen, ich habe seinen Blog gelesen. Tada! Magic! Und eben, die Hälfte von den Leuten, die in der ersten Reihe sitzen, zähle ich zu meinen Freunden. Und die kenne ich halt nur aus diesem seltsamen Internet.
Also es geht mir auch so, ich habe während des Studiums eine Menge Leute kennengelernt und während des Blogs. Und das ist schon faszinierend. Ich habe eben auch meine Frau, also sie hat mich kennengelernt und dann hat sie mich angebaggert und dann habe ich gesagt, okay. Ich erinnere mich an den Abend.
Und soweit geht das dann, dass man... Nee, ich war auch noch schuld, muss ich dazu sagen, weil ich nämlich eigentlich mit seiner Frau verabredet war. Ja, aber damals waren wir ja noch nicht so weit. Nee, aber das ist wirklich eine ganz großartige Sache. Was ich auch witzig fand eigentlich, mir war das auch alles vorher eigentlich egal.
Und ich habe dann so, wie so ein Naturforscher beobachtet, da gibt es so Leute, die sich so zusammentun. Antville, das ist eine ganz verschworene Gemeinschaft. Die haben sogar teilweise eine eigene Sprache gehabt und so komische Sachen. Und dann eben auch andere Blogger und dann so Schockwellenreiter. Also da gab es irgendwie so Kreise und das war alles huu, interessant.
Und dann war das Witzige dann aber auch, wenn man diese Leute kennenlernt, dass man das Bild, was man sich vorher von denen gemacht hat, dass das auch meistens ganz gut gestimmt hat. Ja, ging mir ja genauso, aber hat sich das geändert? Also ich meine, ich habe manchmal... Nee, hat sich nicht geändert.
Doch, finde ich schon. Das sehe ich ganz anders. Wieso? Inwiefern? Nein, nicht im Blogset, sondern wegen Social Media, also wegen Facebook und Twitter und so. Ich habe einfach das Gefühl, dass gerade über Twitter häufig Leute ein anderes Bild vermitteln, weil es doch leichter ist, ein anderes Bild zu vermitteln in 140 Zeichen, als wenn man halt tatsächlich jahrelang regelmäßig bloggt,
dann ist es schwerer, sich zu verstellen. Also außer von so... Ich kenne auch Leute, die über Twitter kennengelernt haben. Also das funktioniert genauso. Also ich glaube, die Mechanismen, natürlich gibt es auch bei Bloggern, gibt es ja Anonyme, die quasi einen Character spielen oder so. Genauso gibt es das auch bei Twitter. Und es gibt es nämlich auch im Kanal, habe ich das schon mal beobachtet.
Also auch in der echten Welt. Aber man merkt das ja relativ schnell. Ich finde es faszinierend nach wie vor, dass dieses elektronische Kommunizieren doch dem echten Kommunizieren auch ganz nahe kommen kann. Und das ist unverändert, finde ich. Ja, so eine ähnliche Erfahrung habe ich da auch gemacht. Also bei mir ist es irgendwie umgekehrt.
Ich bin ja in Twitter, schmeiße ich eigentlich nur die Überschrift meines Blogs rein und das passiert automatisch. Ja, ich weiß, aber ich bin linkgeil und es kommen Links davon. Anders ist es bei Facebook zum Beispiel. Zumindest die regelmäßigen Leser meines Blogs wissen,
dass ich Hundesportler bin. Und bei Facebook habe ich eine relativ nette und ziemlich interessante Hundesport-Community. Das ist eigentlich, die sich da gefunden hat. Und das finde ich eigentlich ganz toll. Also wenn man sich nicht auf Turnieren trifft, dann trifft man sich eben da und tauscht sich da aus. Und das ist etwas, was mit meinem Blog
außer dem freitäglichen Hundebild eigentlich gar nichts zu tun hat. Und ansonsten also Twitter wiederum, ich meine, wer täglich 23 Meldungen raushaut, wie du sagst, die können alle nicht länger als 140 Zeichen sein, dann muss ich nicht mehr twittern. Das habe ich in meinem Blog. Wo du gerade Community sagst,
das finde ich so das Spannende an diesem, was hat mich durchs Internet im persönlichen Leben geändert. Ich habe immer das Gefühl, ganz egal, wie es dir gerade geht oder welches Problem du hast, mit was du dich gerade beschäftigst, es gibt irgendjemand auf dieser Welt, der genau das gleiche Problem hat und meistens hat er schon drüber geblockt. Also dieses Gefühl, du bist in einer fremden Stadt und hast außer deinem Handy nichts dabei.
Ich glaube, es kann dir wirklich nichts passieren. Du schreibst über deinen Twitter-Stream, stehe am Piccadilly Circus, Hilfe, und schon hast du zwei Dates. Das finde ich toll, dass das Internet eben wirklich, so blöd es klingt, die Welt kleiner gemacht hat. Wir drei schreiben ja, du machst immer nur so relativ kurze Sachen, nicht so lange Texte, aber Felix schreibt ja auch relativ lange Sachen.
Wenn du deine alten Texte liest, von 2001 oder 2003, hat sich das Schreiben verändert durchs Bloggen? Also erstmal brauche ich nichts. Es gibt so ein paar Sachen, die würde ich jetzt... Da komme ich später noch zu. ...die ich jetzt anders machen würde. Aber was sich verändert hat,
dass es mir leichter fällt. Ich würde sagen, dass ich besser schreibe, aber es fällt mir leichter zu schreiben. Ich merke bei anderen Sachen, die ich nicht so viel mache, die fallen mir viel schwerer. Und das Schreiben geht jetzt. Aber ich gebe mir auch nicht so große Mühe. Wie ist es bei dir, Anke? Ich hoffe, dass es sich verbessert hat, ganz ehrlich.
Gerade am Anfang, als ich noch Kommentare hatte, kamen natürlich auch in den Reaktionen, das habe ich nicht verstanden, oder du merkst halt, welche Witze überhaupt nicht kapiert werden, oder welche Anspielungen in den völlig falschen Halsen landen. Ich hoffe schon, dass sich das geändert hat. Ich bemühe mich schon, möglichst lesefreundlich zu schreiben. Ich versuche immer esoterischer zu werden
in meinem Schreibstil. Die Anzahl der Anspielungen ist glaube ich in den letzten Jahren gestiegen und bis dahin zu diesen Anspielungen, die nur noch ich verstehe. Mich wundert dann schon, dass es ab und zu doch immer noch Leute gibt, die das dann kommentieren. Das finde ich auch das Tolle,
dass wir alle laut sozusagen sagen können, Relevanz ist für uns, wir können halt wirklich machen, was wir wollen. Das finde ich nach wie vor das Tolle. Das ist das allerfaszinierendste immer noch. Ist der Spieltrieb aber, hat sich nicht abgenutzt bei dir in den 10 Jahren? Doch schon ein bisschen auch, weil die Zeit irgendwie auch immer weniger wird und so.
Wenn man dann über das bloggen der Frau kennenlernt, da hat man nicht mehr so viel Zeit für das bloggen. Mehr wollten wir doch gar nicht. Ja, der Spieltrieb ist schon noch da. Ja, bei dir Jörg auf jeden Fall. Ich habe ja nun das Glück, dass sich das alles bei mir auch so ein bisschen mit meinem Beruf überschneidet.
Man merkt das manchmal. Wenn ich mich mit dem 3D-Scan von Keilschrift-Tafeln beschäftige, beruflich, dann tauchen auf einmal Links zu 3D-Programmen in meinem Blog auf. Wenn dann jetzt irgendwas über Open Access geht, dann taucht auf einmal verstärkt Open Access auf. Weil das Ding hat immer noch vor allen Dingen auch die Funktion, das ist ein Link-Blog,
das hat die Funktion meines Notizbuches, dass ich das zusammensammle, was mir über den Weg läuft, was ich denke mal gebrauchen zu können. 90% brauche ich nie davon, aber es ist gut mal aufgeschrieben zu haben. Ja, aber jetzt komme ich dann zu dem Punkt, in den 10 Jahren hat man ja einiges an Texten verfasst. Gibt es irgendwas, was man lieber nicht geschrieben hätte?
Was guckst du um mich so an? Ich hatte mal einen, das glaube ich auch der einzige, den ich gelöscht habe. Ich habe irgendwie damals in meiner bescheuerten Anfangstagen-Aro ganz mal geschrieben, alle Blogger bei 26 sind doof. Oder alle, die bei MyBlog sind oder so. Das war irgendwie völlig bescheuerte Eintrag und da habe ich auch zu Recht extrem viel Kloppe gekriegt
in den Kommentaren. Und den habe ich dann gelöscht, weil der war einfach doof. Der hätte nicht sein muss und seitdem hoffe ich, bin ich ein besserer Mensch geworden und lästere nicht mehr so viel, weiß ich aber nicht. Kriegt man ja selber immer selten mit. Aber das ist glaube ich der einzige, den ich gerne nicht geschrieben hätte. Wobei ich da auch denke, er hat eben diesen Lerneffekt gehabt. Danke, halt einfach ab und zu
mal die Klappe und dann ist gut. Also, ich würde jetzt auch, wie ich eben schon gesagt habe, schon eine Reaktion. Aber ich habe ein Ding, was ich eigentlich eine großartige Erfindung von mir halte, seit ein paar Jahren im Blog, dass ich Google sage, alles was älter als fünf Jahre ist,
soll es nicht mehr in den Index aufnehmen. Was dazu führt, dass eben Abmahnanwälte oder Leute, die sich selbst googeln oder Leute, über die ich geschrieben habe oder beschimpft habe, das eben nicht mehr finden. Es ist noch da, aber es ist eben nicht mehr über Google findbar und seitdem kriege ich keine Anwaltspost mehr oder keine Empörten schreiben und das finde ich ganz großartig. Also ohne,
dass man eben was zurücknehmen muss, sich doch dann das Leben ein bisschen einfacher machen kann. Und ich frage mich, warum das nicht alle machen. Google rausschmeißen nach fünf Jahren. Das nützt ja auch nicht wirklich viel, glaube ich. Ich habe in Mitte der 70er Jahre mich mal für den öffentlichen Dienst beworben und bin in die Regelanfrage gefallen. Und dann kam so ein netter junger Mann vom Verfassungsschutz,
der wusste mehr über das, was ich in den ganzen Jahren geschrieben hatte, als ich selber. Also irgendeiner hebt das Zeug auf. Und wenn es nicht Google ist, ist es jemand anderes. Ausgedruckt. Ausgedruckt, ja. Genau, ausgedruckt. Du hast einen ausgedruckten Zettel dabei. Aber du fragst ja nichts von dem, was ich vorbereitet habe.
Du bist doch alt genug. Nimm dein Zettel. Was hast du denn noch für? Doch, was hat sich das Bloggen verändert? Hatten wir? Genau, gute Zeiten, schlechte Zeiten, hatten wir auch. Nein, also was mir halt auch an mir aufgefallen ist,
beim Bloggen, wenn ich also meinen Blog angucke, da sind ja auch schreckliche Sachen drin. Die ganz alten ja, Maike. Aber Gott, man macht halt so Phasen durch. Dann schreibt man das halt auch ins Internet rein. Zum Bloggen gehört halt so eine gewisse Rampensau-Mentalität. Das ist glaube ich bei jedem Blogger
so ein bisschen drin, wie die relativ früh angefangen haben. Und so eine gewisse Hyperaktivität. Tatsächlich schreibt man viel rein, wo man dann vielleicht später denkt, okay, aber ich schäme mich nicht. War halt damals so. Aber tatsächlich hat sich ja ein bisschen was in der Aufmerksamkeitsökonomie um mal ein schönes Wort zu benutzen,
auch verändert. Tatsächlich haben sich auch die Themen ein bisschen verändert. Und ich habe eben schon gesagt, bei dir ist es ja besonders auffällig so ein bisschen. Weil du, wie gesagt, ja von dem klassischen Tagebuchkino zum Essen hin, was hat dich dahin bewegt? Oder war das jetzt einfach, hattest du zwischendurch die Lust verloren und ich dachte, ich suche mir jetzt ein neues Thema, oder? Nee, überhaupt nicht. Also das ist bei mir glaube ich so in Wellen.
Also angefangen hat es eben als klassisches Tagebuch und ich schreibe jetzt Filmkritiken-Blog. Dann habe ich angefangen Golf zu spielen. Da gab es ganz viel böse Posts, dass ich gefällig nie wieder über Golf schreiben soll. Das war ja der langweiligste Scheiß ever. Was ich nicht fand, aber nur gut. Dann kam, ich weiß gar nicht, was dann kam. Genau, dann kam irgendwann der Kerl noch dazu.
Dann war dieses fürchterlich melancholische Single-Blog durch und dann kam das rosa-rot-verliebte Oh, ich hab einen Mann gefunden. Bloggen, was auch fürchterlich war, laut der E-Mails. Und dann habe ich irgendwann Food-Coaching gemacht. Einfach so aus dem Wunsch raus, mal irgendwie ein bisschen anders zu essen. Und das hat wahnsinnig viele Bewegungen gesetzt.
Und jetzt blogge ich halt Rezepte, meine Güte. Und lustigerweise gibt es dafür einen Buchvertrag. Das freut mich immer noch sehr. Wann kommt das Buch raus? Im September voraussichtlich. Bist du schon fertig? Fast, ich liege in den letzten Zügen. Abgabetermin ist 30. April. Wann kommt dein Buch, Felix?
Ich frage mich, ob wirklich jeder Blogger jetzt ein Buch schreibt. Frank Lachmann schreibt, glaube ich, auch eins. Alle. Lachmann schreibt auch eins. Ich wüsste gar nicht, worüber ich schreiben sollte. Also ich muss natürlich sagen, ich schreibe jetzt Internet ja auch, um Dinge zu verstehen. Aber das sind immer unterschiedliche Sachen, weil das, was ich verstanden habe, darüber muss ich nicht mehr schreiben. Oder das, was ich nicht erlebt habe, das reicht nicht.
Nee, aber wenn jemand einen Vorschlag hat, ich denke auch gerne mal drüber nach. Ich hätte gerne den großen deutschen Bildungsroman von Felix Schwenzel. Jetzt reiße ich mal ein bisschen zusammen. Nein, aber jetzt mal ernsthaft, hat sich textlich was verändert oder hat sich auch die Aufmerksamkeit
auch auf Themen bewegt, wo du gesagt hast, ich hätte früher nie drüber geschrieben. Jetzt Politik oder... Das ist die richtige Frage für Jörg jetzt, glaube ich. Hat er ja schon beantwortet. Nee, ich glaube, es hat sich auch nichts verändert. Also da habe ich tatsächlich nichts dazugelernt. Schreibstil ist nicht besser geworden, die Rechtsschreibung ist nicht besser, nichts ist besser geworden eigentlich.
Und ich sehe nur, dass ich die ganze Zeit thematisch hin und her schwanke und das, was mich halt gerade interessiert, dann auch reflektiere. Was war die Frage? Das hast du hier, glaube ich, einigermaßen beantwortet. Ja, also ich habe vor einigen Jahren bewusst entschieden, politischer zu werden. Also von einem reinen Technikblock
auch politische Themen zu nehmen, was mir einige meiner Leser sehr übel genommen haben, wenn ich die damaligen Kommentare noch so richtig in Erinnerung habe. Aber ich fand, also ich habe mir viel Mühe gegeben, so etwas wie The Grumpy Old Man of the German Internet zu werden und ich glaube, das ist mir gelungen und ich nehme auch da nichts zurück.
Ich glaube, die Themen ergeben sich auch irgendwann. Also dadurch, dass du selber ja auch Blogs liest, also ich zum Beispiel habe irgendwann den Feminismus für mich neu entdeckt, auch wenn das immer auf der Republik so ein böses Wort ist. Aber das Thema war einfach irgendwo nur noch am Rande da und plötzlich gab es viele feministische Blogs und dann habe ich eben auch angefangen,
mal selber ein bisschen was drüber zu schreiben. Nicht in der Masse wie die anderen, aber ab und zu. Oder eben Fat Acceptance, also Body Acceptance, Körper Acceptance. Das war für mich ein Thema, da kenne ich glaube ich kaum deutsche Blogs, die das schreiben. Ich kenne sehr viele Amerikanische, die drüber schreiben und manchmal schreibe ich eben auch was drüber. Aber ich glaube, die Themen suchen sich eher dich aus, anstatt dass du eben rumziehst und überlegst, was könnte ich jetzt schreiben, um mir noch drei
Leser mehr zu ergaunern. Nee, es geht ja nicht um Leser ergaunern, sondern es geht eher so ein bisschen darum, wenn man eben viel bloggt, also wenn man selber sehr viel schreibt, wenn man ein bestimmtes Thema hat, was man eben bearbeitet, kommt natürlich auch schon mal der Punkt, wo man sich irgendwann mal ein bisschen langweilt und denkt, da habe ich jetzt auch schon fünfmal drüber geschrieben. Ja, doch. Also beim Film zum Beispiel war es bei mir. Also ich mag meine Filmkritik immer noch,
aber irgendwann war echt der Punkt da, ok, jetzt hast du 80 mal den gleichen Witz gemacht, jetzt ist gut. Bei mir, also die Entscheidung damals, es war irgendwie, es gab nichts, was über Technik und Politik schrieb. Es gibt unheimlich viel Kultur und Politik, Sozialwissenschaften und Politik, aber es gab nicht wirklich etwas, was über Technik und Politik, und ich dachte, dann machst du das.
Ich weiß nicht, ob mir das gut gelungen ist oder nicht gut gelungen ist, ich mache es einfach. Du hast ja noch genug Leser. Du hast eben gesagt, wir reden nicht über Zahlen. Wir reden nicht über Zahlen, nein, wir reden nicht über Leserzahlen. Nein, was ich sagen wollte, Felix, du hast gerade gesagt, das fliegt dir halt so zu,
aber deine Postingfrequenz hat trotzdem auch runtergegangen, oder? Hier ist jetzt so ein Vergleich mit vor fünf Jahren oder so. Ja, vielleicht liegt es am Alter, vielleicht, also, ich denke, ein Aspekt, der mich früher auch ganz oft zum Schreiben motiviert hat, auch wenn ich keine Zeit hatte, also man muss ja auch immer irgendwie so diese Priorisierungsgeschichten, da steht ja nicht unbedingt immer das Blog ganz oben,
aber manchmal eben doch, aber was die Priorität nach oben bringt immer ist, wenn man sich über irgendwas furchtbar aufregt, also wenn mir früher überhaupt nichts eingefallen ist, über das ich schreiben konnte, einfach bild.de aufgerufen, ich war furchtbar aufgeregt und zack, hatte ich einen Artikel oder zwei und also ich reg mich halt wahrscheinlich weniger auf und deshalb schreibe ich auch weniger
über das, was mich aufregt. Deswegen auch weniger an der Frequenz oder ist es tatsächlich was mit der Arbeit zu tun? Auch kommt auch noch dazu. Was ich eben so herzhaft gesagt habe, das stimmt halt auch, wenn man irgendwie Familie hat und Arbeit und so, dann ist es halt auch schwer, aber es geht natürlich auch, es gibt dann so Phasen, wo ich dann auch wieder wieder kannt bloggen, das geht dann auch manchmal.
Aber liest du noch, wie viele Blogs liest du noch? Und wie viele neue Blogs kommen eigentlich dazu? Ganz furchtbar viele, also jetzt auch wieder Republika, da fliegt ganz viel in meinen Feedreader rein, was ich auch nicht mehr sortiere oder so, sondern ich schmeiße das einfach alles rein und dann habe ich dann einen riesengroßen Stream, der mich da anlächelt, was man auch schön, so wie
Headlines scannt. Ich habe heute einen Journalisten gehört, eben in dem Panel, was vor mir war und der sagte, ja, bei Media stand irgendwie das und das drin, ich kann jetzt nicht mehr dazu sein, ich habe nur die Überschrift gelesen. Also auch Journalisten machen das so, einfach nur Überschriften lesen und dann guckt man halt, wenn sie interessant ist, dann liest man halt. Aber ich lese, habe irgendwie tausend Subscriptions in meinem RSS-Video.
Habe es das Gefühl, irgendjemand hat es auch kürzlich gesagt, dass der Journalist, der hat die halbe Blogosphäre abonniert. Das ist übertrieben, aber ich will, dass ich nichts verpasse. Weißt du, wie viele neue dazu kommen, weil ich meine, es gibt ja immer so ein bisschen die Diskussion, da kommen die, wenn man sich auch die Blogrolls anguckt, da kommt ja nichts Neues hinzu, es gibt keine neuen,
spannenden Blogs mehr, es ist irgendwie so ein bisschen tot. Ich abonniere auch Twitter-Feeds manchmal in meinen Feedreader, wenn ich jemand Interessantes finde. Aber ich finde auch, dass es immer wieder interessante Blogs gibt. Das Deutsche oder Englischsprachige denn? Merke ich gar nicht den Unterschied. Wenn mich was interessiert, dann abonniere ich es, wenn es geht. Also das ist immer die Frage,
wo ich völlig verzweifelt bin. Wenn mich jemand fragt, was sind denn ihre Lieblingslinks, oder was du jetzt fragst. Welche neuen Blogs hast du denn jetzt in deinen Feedreader? Ich weiß es gar nicht. Also ich lese das, es interessiert mich, dann schmeiße ich es rein und kann es dann vergessen. Und wenn das dann ganz toll einfach ist, dann verlinke ich den halt. Das hat jetzt nichts mit dem Alkohol zu tun, dass mein Stürmer weggeht. Das ist die Technik. Anker, wie liest du noch
die Menge an Blogs wie früher? Oder ist es weniger geworden? Und wenn ja oder nein, warum? Ich glaube es ist eher mehr geworden, auch durch das neue Interessesgebiet Kochen. Es gibt ja unfassbar viele Kochblogs. Das war mir früher überhaupt nicht klar, wie viele es gibt. Und jedes hat 80 in seiner Blogroll und das hat dann noch mal 160 in seiner Blogroll. Und die muss man sicher alle angucken.
Und es lohnt sich lustigerweise auch immer. Also bei mir kommen eher Blogs dazu, als das welche rausfallen. Ich weigere mich allerdings immer noch, einen RSS-Feed zu benutzen. Das heißt, ich habe so viele Bookmarks und die muss ich dann jeden Tag händisch absurfen. Ich bin immer gut beschäftigt. Ich mag RSS nicht, keine Ahnung.
Sorry. Jörg, wie ist es bei dir? Ich mag natürlich RSS. Ich habe schließlich ein Buch darüber geschrieben. Nein, also auch bei mir. Also ich weigere mich. Außer wenn sie tatsächlich ankündigen, dass sie selber vom Netz gehen, Blogs aus meinem RSS-Feed zu nehmen.
Aber mit jedem neuen Interessungsgebiet, was mich beschäftigt, kommen natürlich wieder neue hinzu. Es ist erstaunlich, wie viele Blogs es zum Beispiel gibt, die sich mit 3D beschäftigen. Oder auf einmal Blogs, die irgendwie um den Bereich Datenjournalismus kreisen. Also die Sachen, die mich selber in der letzten Zeit ein bisschen intensiver beschäftigt haben. Und dann abonniere ich die
und dann können das auch Italienische sein. Das ist mir dann shit egal. Solange ich einen netten Link finde, reicht das. Aber was... Ich habe natürlich einen großen Vorteil, ich habe so einen Dauertippgeber, ich habe den noch nie gesehen, ich weiß nur, dass er in den Niederlanden sitzt. Der muss noch mehr Zeit haben als ich, weil
mit den Links, die er mich tot schlägt, das ist nochmal das Doppelte meines RSS-Feeds. Felix, wollte ich noch was sagen? Ich hätte nur eben noch den einen Gedanken, das Tolle an RSS ist, wenn man vor 5 Jahren oder vor 6 Jahren einen Blog gefolgt ist, die irgendwann aufgehört haben zu schreiben. Und dann, wenn die jetzt wieder anfangen zu schreiben,
dann poppt wieder auf einmal was auf, wo man so sagt, hallo, alter Freund und so. Ich weiß gerade, Werbe, Wunderland, ich weiß gar nicht. Werber, der halt Überwerbung schreibt, was ich damals ganz schön fand, weil er es halt schön gemacht hat. Der hat wirklich 3 Jahre nicht gebloggt und auf einmal ist er da. Und dann kriegt man das halt mit. Ich weiß nicht, ob Bianca das mitbekriegt hätte. Doch, das ist ein alter Kollege von mir.
Ja, ich muss ja manchmal welche richtig hinterher rennen, wenn ich mir zum Beispiel Konstantin Klein angucke, der also von dem einen RSS-Feed zum nächsten, zum übernächsten oder zum dritten spricht. Wo ist er? Ich habe ihn eben noch gesehen, Konstantin. Der langweilige ist rausgegangen, glaube ich. Oder ist auf dem Boot.
Ja, jedenfalls. Es geht also eben auch andersrum, also dass man wirklich welche vermisst, wenn man feststellt, sie sind nicht da und dass man dann in der Zweifel sucht, wo stecken die denn jetzt, weil man sich nicht vorstellen kann, dass die aufgegeben haben. Das ist ja schön, es gibt bei, der hat es leider nicht mehr weitergeführt, Benedikt Köhler. Ich glaube, der ist auch, ich habe ihn zumindest eben gesehen, der hat auf seiner Seite Meta-Roll. Der macht jetzt Business.
Genau. Slow Food. Nee, der Benedikt Köhler, der hat eine sehr schöne Seite mal gemacht auf Meta-Roll.com. Ich glaube, das ist Meta-Roll.com slash Blog History. Da hat er sowas zum Durchscrollen seitlich. Das ist so eine Liste von Blogs, die hat man versucht, so eine Art Geschichte der deutschen Blogosphäre aufzustellen. Also wirklich nur deutsche Blogs.
Und da sieht man halt, dass in der Zeit zwischen 2001, 2002, bis 2005 wahnsinnig viele Blogs hochgepoppt sind, die alle wieder verschwunden, oder wo ein Großteil eben verschwunden sind. Ich habe deswegen auch nochmal reingeguckt, weil ich mir halt auch überlegt habe, wer bloggt eigentlich in Deutschland noch so lange oder wer ist überhaupt noch so lange kontinuierlich dabei.
Aber ich habe gesehen, dass wahnsinnig viele Leute eben plötzlich weg sind. Was hält dich überhaupt, oder ich frage mal Anke, was hält dich überhaupt dabei, jeden Tag oder jeden zweiten Tag seit 10 Jahren das Blog aufzumachen? Ich glaube, ich denke einfach nicht mehr drüber nach. Also ich habe auch ohne drüber nachzudenken angefangen, deswegen auch gleich
unter Klarnamen, was ich zwischendurch finde, völlig bescheuert die Idee gehalten habe. Aber es gehört inzwischen einfach so dazu. Es gehört absolut zum Tagesablauf dazu. Ich erlebe irgendwas, haue ich es über Twitter raus, schreibe ich was drüber, eben ich koche irgendwas, lohnt sich das dafür, einen Blog-Eintrag zu machen oder koche ich es eben einfach, ohne dass die Welt dabei zuguckt. Aber ich hinterfrag das überhaupt nicht mehr. Das gehört einfach dazu.
Das kommt kurz anschließend die Frage wegen dem Klarnamen. Wieso hast du zwischendurch gedacht, das war eine doofe Idee? Also hast du Stalker gehabt vor deiner Tür? Genau, einen Stalker hatte ich. Ich glaube, es gibt kaum eine weibliche Bloggerin, die keinen Stalker mal irgendwann an der Backe hatte, ihr blöden Arschlöcher.
Das hat natürlich extrem genervt, aber zwischendurch gab es ja auch mal diese Panik, oh Gott, Arbeitgeber googeln mich und dann steht da eben irgendwas über Pfannkuchen oder wie scheiße Pearl Harbor war, keine Ahnung. Vielleicht ruiniert das meine Karriere. Hat es nicht, ne? Hat es überhaupt nicht. Ich glaube, Malorama hat mal so schön getwittert, hervorragend,
jetzt googeln alle meinen Streams, ich kriege nie wieder langweilige Jobs in langweiligen Unternehmen. Das fand ich wunderbar. Ja, ich brauche es irgendwie, ich habe mich so dran gewöhnt. Wenn ich auf einer Veranstaltung war und die Veranstaltung... Genau, nimm du das mal. Das kaputte Mikrofon.
Also wenn ich auf einer Veranstaltung war und die Veranstaltung nicht darüber geschrieben habe, dann habe ich das Gefühl, ich war nicht da. Also ich brauche es zur Verarbeitung, zur Verdauung oder sowas. Also ich glaube, das passt ja auch zu einem Thema. Bloggen ist wie Verdauung für mich. Du hast aber den scheißen Hund rausgenommen aus dem Logo. Nö, das ist ein bisschen kleiner geworden.
Die Animation ist raus. Die war schon ein bisschen eklig auch. Die hatte fünf Jahre oder drei Jahre. Hattest du schon mal Probleme beruflich wegen Bloggen? Nein, im Gegenteil. Nur Vorteile. Nur Vorteile? Nur Vorteile. Also auch vor allem wieder die Geschichte
mit den Connections-Verbindungen, wen man kennenlernt, wer einen kennenlernt, wer auf einen aufmerksam wird. Ich kann nichts Negatives von diesen Bloggen erzählen. Jörg, hast du eine negative Erfahrung gemacht? Einmal, ja. Ich hatte so einen
irgendwie so einen Kinderpornografie-Jäger des Vereins Kerschheit. Der meinte, mein Blog wäre ein kinderpornografisches Blog. Und das dann meinem Direktor schrieb. Und bei so einer Organisation wie der Max-Plan-Gesellschaft geht sowas natürlich gleich hoch. Und ich glaube, das hat mir in diesem Falle schon geschadet. Aber auf der anderen Seite die Vorteile,
die ich durch das Bloggen hatte, also auch die beruflichen Vorteile, die haben bei weitem überwogen. Wie kommt man dann an die Idee? Also ich glaube gerade Kinderpornografie-Jäger verstehen irgendwie das Internet nicht. Bei mir, ich hatte einen Bericht eines Telepolis-Autoren verlinkt.
Und dieser Telepolis-Autor hat auch mal in der Telepolis einen Bericht über Vogue-Bilder mit ganz, ganz jungen Mädchen gebracht. Und das brachte dann diesen Kinderpornografie-Jäger dazu, dass ich also A dieser Telepolis-Autor sein müsste. Und weil im Pressum lesen können die auch nicht.
Sie haben nur gelesen, dass ich bei Max Planck arbeite und haben das dann also sofort an den Direktor geschrieben, dass innerhalb des Max-Planck-Institutes ganz wüste Kinderpornografen sind. Aber Felix, dort ist ja nun auch diverse, auch öffentliche Auseinandersetzungen mit rechtlichen Belangen und so weiter. Hat dir das nie irgendwie bei Auftraggebern oder Arbeitgebern irgendwie Probleme bereitet,
dass Sie gesagt haben, Herr Schwenzel, halten Sie sich mal zurück? Hab ich zumindest nicht gemerkt. Kann schon sein. Nee, ich war ja mal für eine Weile selbstständig, was aber aus anderen Gründen nicht so gut geklappt hat als das Bloggen. Auch mit dem Angestellten Dasein gab es da nie Probleme. Ich trenne das ja auch ein bisschen. Ich blogge nicht über die Arbeit
oder nicht viel oder fast gar nichts. Ich warte noch ein bisschen drauf, aber ehrlich gesagt warte ich jetzt so lange drauf, dass ich glaube, da kommen auch keine Probleme in Zukunft. Aber hast du Filter eingebaut? Du hast gerade erwähnt, also dass er bestimmte Sachen rauslässt. Hast du Filter eingebaut? Bewusstes Filtern? Ja, erstens ist die Arbeit jetzt auch nicht so arg interessant oder nicht lustig,
beziehungsweise muss ich mich auch nicht lustig machen in der Öffentlichkeit. Nee, also die Filter sind da, aber könnte ich das auch gar nicht benennen. Also ich denke auch, dass man nicht gerade über seine Arbeit bloggen sollte, zumindest nicht negativ. Weil das ist schon ein Bereich, man hat ja
zumindest, wenn man den Vertrag unterschrieben hat, eine gewisse Loyalitätspflicht, heißt das glaube ich, juristisch gegenüber dem Arbeitgeber. Man könnte dann also schon die Teufelsküche raten. Also das ist das Einzige, was bei mir auch. Also ich berichte nur über das Institut, wenn ich etwas Positives zu berichten habe. Vermutlich berichte ich deswegen so selten über das Institut.
Oh, du weißt, dass das im Internet ist hier, ne? Mittlerweile habe ich in der Hinsicht, also auch bei meinem Brötchengeber, eine gewisse Narrenfreiheit erreicht, die dann, weil die sagen sowieso, der muss nur noch sieben Jahre, dann ist er pensioniert, das halten wir mit dem auch noch durch. Du hast eben schon darüber gesprochen, du lässt auch bestimmte Sachen raus.
Ist der Filter größer geworden, weil du zum Beispiel auch mitbekommen hast, dass Leute wie Felix oder andere häufiger abgemahnt wurden? Also ich glaube, also mit Abmahnung hatte ich noch nie Probleme, weil da bin ich einfach zu sehr memmig, mich da aus dem Fenster zu lehnen und sagen, diese Firma ist scheiße, weil, also das mache ich halt einfach nicht. Der Filter ist eher, was mein persönliches Umfeld
angeht, also was ich über den Kerl schreibe, spreche ich meistens vorher mit ihm ab. Oder was er über mich schreibt. Familie wird rausgelassen und wie gesagt Arbeitgeber. Also ich block keine Agentur interne, wie du eben schon sagtest. Du hast halt eben, du beschreibst unten einen Geheimhaltungsvertrag und dann ist das eben einfach so fertig. Und wie gesagt, eben so spannend ist eine Werbeagentur
dann auch nicht. Felix, du hast tatsächlich, ohne mich witzig oder Lust drüber machen zu wollen, tatsächlich einige Abmahnungen eingefangen. Hat das das Schreiben verändert? Oder bist du vorsichtiger geworden und hast gesagt, es wird zu teuer auf Dauer? Ja, ich habe jetzt gemerkt, dass man jetzt nicht unbedingt, also man kann sich über jemanden lustig machen, ohne dass man sagt, er ist ein Arschloch. Also da gibt es auch
elegantere Wege. Was war deine teuerste Abmahnung? Ich weiß gar nicht. Ich glaube 500 Euro oder sowas, die ich dann... Deswegen? Ach so, weil ich jemanden, da hatte ich einen Mediendienst, glaube ich, als Arschloch bezeichnet. Und dann hat sie, das war dann sozusagen eine Firmenbeleidigung. Das kann man auch machen.
Das kann man abmahnen? Ja, das kann man aber auch. Da war dann 500 Euro, glaube ich, der Anteil für die Anwaltskosten. Nee, aber ich glaube nicht, dass das... Man lernt natürlich dazu so ein bisschen, wie gesagt, und ich... Mir hat auch schon mal jemand gesagt, dass ich das wirklich gut kann, Leute beleidigen ohne,
dass man es merkt direkt. Und eben habe ich zum Beispiel zu Mario Sixus gesagt, das meinte ich ganz ernst, dass er sehr gut aussieht, und er hat gesagt, Arschloch. Das ist ein bisschen in meinen Genen, dass ich das mit dem Kompliment nicht so gut hinkriege. Das würde mich dann hier mal kurz...
Entschuldigung, das würde mich hier kurz mal im Publikum, wo gerade so viele hier rum sitzen, kurz vorm Einschlafen. Wer bloggt denn und hat schon mal eine Abmahnung bekommen? Mal Hand hoch. Freiwillige vor. Eins, zwei, drei. Ach, das sind ja nicht vier, fünf. Das sind ja nicht so viele. Erstaunlich. Ich dachte, das sind mehr.
Ja, also ich habe gegen... immer noch einen ganz einfachen Trick. Ich beleidige auf Lateinisch. Das ist nicht abmahnfähig. Und ich kann jedem so einen kleinen Inselband empfehlen. Zizero für Juristen. Da sind so tolle Flüche drin.
Die kann man sich gar nicht selber ausdenken. Ich kann das jetzt eigentlich nicht sagen, weil meine einzige Abmahnung habe ich mir ja vom Surkamp-Verlag eingefangen. Aber dieser Band ist wirklich genial. Den kann ich jedem empfehlen. Da findet man für jede passende Gelegenheit die passende Beleidigung. Das ist nicht abmahnfähig, wenn es auf Lateinisch? Ich vermute mal, dass die,
die es betrifft, es nicht übersetzen können und nicht lesen können. Und deswegen... Ich habe jedenfalls von diesen Beschimpfungen, also die teilweise wirklich brutal sind, noch nie eine Abmahnung bekommen. Was man in zehn Jahren bloggen nicht so alles lernt. Anke, du machst jetzt halt, wie gesagt, deinen
Erstblock im Moment. Hast du überlegt, das mal auszugliedern? Zu sagen, das passt jetzt auch eigentlich nicht permanent zu Anke Gröner. Ich will auch mal wieder über was anderes schreiben. Nee, ich hatte zu Zeiten, als ich den Kerl frisch kennengelernt habe, habe ich mal einen Zweitblock aufgemacht, wo ich dann eben den ganzen mietchenhaften Herzschmerz reingekippt habe. Wie toll das ist. Und ich fand es...
Also erstens möchte man das alles nicht lesen und zweitens hat es sich wirklich nicht mehr wie mein Blog angefühlt. Das war eben irgendwie ein anderes Blog. Und deswegen weiß ich nicht, das Kochen gehört jetzt zu mir, so wie Golf und Filme zu mir gehört haben. Und deswegen passt das alles rein. Alles, was ich schreibe, bin ich. Und das passt auf diese Seite. Hast du mal überlegt, noch einen Beleidigungsblog aufzumachen?
Es gibt ja schon so ein paar Blogideen, die mich mal irgendwie gereizt hätten. Nenne sie mal. Also sowas wie Superficial, dieses wie nennt man es, ein Gossipblog. Also elegante Beleidigungen von Prominenten fände ich toll. Aber es ist halt einerseits eben aus diesen Abmahngründen.
Also Veronika Ferres zum Beispiel, glaube ich, wenn man sagt, dass sie, dass man sie doof findet, hat man unter Umständen schon eine Abmahnung, glaube ich. Zum Beispiel. Und das andere Problem ist, man kann keine Fotos bezahlen. Und das ist auch das, wenn ich ein anderes Blog oder wenn ich ein ausgegiegtes Blog machen würde,
dann würde ich das langweilig finden und nur machen, wenn ich nur bezahlt werde, glaube ich. Ich bin ja auch kein Journalist oder Schreiber professionell. Wobei ich aber, wie gesagt, schon mir auch ein paar Sachen vorstellen kann, aber die sind alle nicht so... Ok, bevor ich in die Fragerunde gleich noch gehe, Jörg, 10 Jahre oder 14 Jahre Blogs,
was dein persönliches Quasi-Fazit, oder Zwischenfazit? Es macht Spaß. Es macht einfach Spaß. Ich bin ja dieser Kompakt-Blogger, der sich jeden Morgen hinsetzt, das raushaut. Also, das stimmt natürlich
auch das Ganze. Also, wenn ich irgendwas in der Zeitung lese, oder irgendwie in der U-Bahn, dann formuliere ich in der U-Bahn schon den Blogbeitrag für den nächsten Morgen. Das ist dann im Kopf. Manchmal benutze ich auch ein Modestin, um das aufzuschreiben, aber ich habe nicht so ein Tablett dabei. Nein, das ist... Und, ja, ich
habe einfach, ich habe in diesen 11 Jahren, die ich das mit dem Schockwellenreiter jetzt mache, habe ich so viel Spaß an dem Teil gehabt. Und habe auch weiterhin so viel Spaß an dem Teil. Also, ich habe in diesem Jahr Doppeljubiläum, also Doppelschnapszahljubiläum 22 Jahre verheiratet, 11 Jahre Schockwellenreiter. Ich hoffe, dass sich das beides nochmal verdoppelt.
Ja, danke. Ich muss dafür, glaube ich, ganz tief in den Pathos-Topf greifen. Also, mein Leben hat sich durchs Bloggen verändert und nur zum Besseren. Würde ich jetzt auch so sagen. Und ich würde noch eben ergänzen, für mich
gehört es einfach dazu. Ich brauche es wirklich, habe ich eben schon gesagt, zum Denken. Also... So, sind noch Fragen. Die sitzen 150, gefühlt 150 Jahre Blogerfahrung auf der Bühne. Also, wenn dann eine Frage dann jetzt... Wie verdient man damit Geld? Ja, das haben wir vor 4 Jahren, glaube ich,
auf der Republika schon mal geklärt. Seid ihr jetzt Journalisten? Genau. Nein. Sind wir auch nicht. Wollen wir auch nicht werden. Ich habe das gleiche Problem, Thomas Knüger fragt, wegen jungen Blogs und neue Blogs, die man so liest.
Ich habe tatsächlich auch das Problem, dass ich ein wahnsinniger RSS-User bin. Und sobald ich halt irgendwo irgendwo, was ich bei Felix oder irgendeinem anderen Blog, irgendein Link zu einem Blog sehe und das Blog gefällt mir, die ersten 2, 3 Einträge, fliegt das sofort in den RSS-Reader. Und dann vergesse ich immer sofort, wie das Blog heißt, weil dann selten auch immer der Titel drüber steht
und lese dann halt im RSS-Reader immer nur die Artikel. Deswegen kann ich es gar nicht sagen. Aber ja, es kommt schon permanent... Also meine Blog-Roll wächst im RSS-Reader permanent an. Also ich denke auch, dass es auch sehr viele Blogs von jüngeren Leuten gibt. Ich kann das nicht so sehr beurteilen, weil ich die auch einfach in meinen RSS-Reader schmeiße und manchmal denke ich, wenn ich
dann das Schreiben lese, das muss noch ein sehr junger Mensch sein. Aber meistens... Also ich bin nicht mal so neugierig, dass ich dieses meist sowieso sehr versteckte Baut suche oder so etwas. Sondern der schreibt einfach oder die schreibt einfach. Also das kann man meistens noch erkennen, weil hier meistens dann doch schreibt, hier schreibt Monika oder sowas männlich oder weiblich ist. Aber ob sie jung
oder alt ist oder so, ehrlich gesagt interessiert das doch auch nicht. Aber es gibt ständig neue Blogs. Das kann ich auf jeden Fall sagen. Da muss ich eine Sache sagen, die ich heute Morgen an der S-Bahn, die ich in der Straßenbahn gelesen habe, an meinem RSS-Read von der Kaltmannsell, die irgendwie geschrieben hat, sie sei so überrascht gewesen, dass sie auf die Republik gekommen sind,
dass so wahnsinnig viele junge Leute hier sind. Sie hätte erwartet, dass sie nur so halt alte grauhaarige Menschen sich mit Bier zuprosten und ihre alten Netzwerke pflegen. Und das ist gar nicht der Fall. Und das stimmt auch. Ich bin auch... Ich wette, das ist auch eine klassische Journalistenfrage, auch in meine Richtung ist immer, ja, Blogs, ich mach das schon so lange, aber es gibt ja kaum noch welche und so. Das ist echt totaler
Quatsch. Sie müssen nur mal zu Tumblr oder zu Supio gucken und da eben mal reinschauen, was da eben alles aufpoppt und was da alles kommt. Vieles ist kurzlebiger, vieles ist vielleicht nicht so ausgeprägt und es ist vielleicht auch ein bisschen kurzartiger als das früher bei Blogs der Fall war. Aber es ist halt immer noch da und ich glaube auch, dass Blogs, um diesen Abschluss dann auch unter diese
Kurve reinzukriegen, auch in zehn... Wir werden uns auch in zehn Jahren auch noch darüber unterhalten. Wir werden vielleicht andere Typen haben und wir werden andere Techniken haben, aber letztendlich geht es um den Inhalt, den man transportieren will und das wird auch nicht weggehen. Super Schlusswort für dich.