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Vom Tensid zur Biomembran

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Formale Metadaten

Titel
Vom Tensid zur Biomembran
Alternativer Titel
Biomembran trifft Chiptechnologie
Serientitel
Anzahl der Teile
163
Autor
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CC-Namensnennung - keine Bearbeitung 4.0 International:
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Abstract
Kann man im Labor Biomembranen künstlich herstellen? Das Video zeigt, wie ein Göttinger Forscherteam daran arbeitet. Im Sonderforschungsbereich (SFB 803) werden fakultätsübergreifend die Grundlagen der Organisation und Funktion von Proteinen und Peptiden in Lipidmembranen sowie die molekularen Strukturen der Membran-Membran-Interaktion an artifiziellen Membransystemen erforscht. Damit wird eine Basis für das Verständnis von medizinischen Fragestellungen beispielsweise zum Transport von Substanzen in Zellen (Zelllogistik) geschaffen. Ziel im Rahmen dieses Projektes ist es, Schülerinnen und Schüler an dieser hochaktuellen, interdisziplinären Forschung teilhaben zu lassen und damit eine Brücke zwischen Schule und Universität zu schaffen. Aktuell wird beispielsweise ein Unterrichtsbeispiel “Vom Tensid zur Membran” entwickelt, welches an das im Chemie- und Biologieunterricht vermittelte Basiswissen anknüpft und diese durch Bezüge zu aktuellen Forschungsfragen für Naturwissenschaften begeistern soll. Hierbei sollen Schülerinnen und Schüler basierend auf Kenntnissen zum Molekülbau und Polaritäten sowie der Selbstorganisation von Tensiden zu einem Verständnis vom Aufbau und der Organisation von Biomembranen gelangen. Die Bedeutung von Biomembranen als Barriere zur Abgrenzung von Reaktionsräumen wird durch Experimente vertieft. Zudem werden einzelne Forschungsthemen anhand anschaulicher Modelle und Videos dargestellt und soweit reduziert, dass die Lernenden die zuvor vermittelten Grundlagen darin wiederfinden.
Schlagwörter
TensidBiomembranMembran
Semipermeable MembranMembranNährstoffChemische KommunikationPermeabilitätBesprechung/Interview
NährstoffChemische KommunikationBesprechung/Interview
Chemischer ProzessMembranBiomembranBesprechung/Interview
MembranComputeranimationBesprechung/Interview
BiomembranBesprechung/Interview
MembranproteineBiomembranLipideBesprechung/Interview
LipideBesprechung/Interview
MembranChemischer ProzessSiliciumPoreBiomembranBesprechung/Interview
PoreMembranBesprechung/Interview
PoreLipideMembranComputeranimation
Computeranimation
Mechanische EigenschaftMembranBesprechung/InterviewChemisches Experiment
MembranTechnische ZeichnungDiagramm
EnzymsubstratBesprechung/Interview
Chemisches Experiment
MembranMembranproteineChromatographieProtonenpumpeBäckerhefeProteineChemisches ExperimentBesprechung/Interview
MembranProteineChemisches Experiment
Herd <Pathologie>Präsynaptische MembranVesikelBesprechung/Interview
Computeranimation
MembranVesikelPräsynaptische MembranPoreProteineBesprechung/InterviewComputeranimation
SynaptotagminMembranDiagramm
PoreVesikelEnergietransfer <Mikrophysik>ExocytoseChemische KommunikationFluoreszenzfarbstoffMembranEndocytoseAnthrachinonfarbstoffBesprechung/Interview
MembranProteineEndocytoseBesprechung/Interview
MembranProteineBesprechung/Interview
MembranComputeranimation
OsmolaritätMembranMembranproteineBesprechung/Interview
Computeranimation
Chemisches ExperimentBesprechung/Interview
BiomembranStofftransport <Biologie>ZellkernIoneneIonenkanalChemischer ProzessMembranMembranproteineBesprechung/Interview
IonenkanalArzneimittelPlänerMembranComputeranimation
IoneneMembranBesprechung/Interview
IonenkanalArzneimittelBesprechung/Interview
BiomembranChemischer ProzessMembranZelle
BiomembranBesprechung/Interview
KrebsforschungBesprechung/Interview
Transkript: Deutsch(automatisch erzeugt)
Hallo Leute, der menschliche Körper besteht aus 30 Billionen Zellen. Das ist eine beeindruckende Zahl mit 13 Nullen. Damit unsere Zellen und damit auch wir unsere Form behalten, sind sie in eine dünne Membran eingehüllt. Diese Membranen sind faszinierende Gebilde. Einerseits sorgen sie dafür, dass die Bestandteile der Zellen in den Zellen bleiben,
gleichzeitig lassen sie aber selektiv bestimmte Stoffe in die Zellen hinein und andere heraus. Hier spricht man von Semipermeabilität. Dadurch ist es überhaupt erst möglich, dass wichtige Nährstoffe in die Zellen transportiert und Abfallprodukte herausgeleitet werden können. Auch die Kommunikation zwischen verschiedenen Zellen über Botenstoffe wäre andernfalls unmöglich. Ihr seht, wir wissen schon vieles über Membranen. Aber wie die Prozesse im Detail funktionieren, gibt der Wissenschaft immer noch einige Rätsel auf.
Aber das Team um die Professorin Claudia Steinem an der Universität Göttingen arbeitet daran, den Membran auch ihre letzten Geheimnisse noch zu entlocken. Um Ihnen eine Vorstellung davon zu geben, in unserem Körper haben wir eine Fläche von etwa 100 Quadratkilometern, die von biologischen Membranen bedeckt sind, obwohl diese nur wenige Nanometer dick sind.
Vergleichen Sie das mit einer Seifenblase. Auch hier können Sie große Flächen produzieren, obwohl die Dicke dieser Seifenblase nur wenige Nanometer ist. Von einem chemischen und biophysikalischen Standpunkt aus gesehen, ist eine solche biologische Membran nun endlich kompliziert.
Sie besteht aus Tausenden von Lipiden und Proteinen, die ihr die Funktion geben. Um ein solches System analysieren zu können, bedient man sich sogenannter künstlicher Modellmembrane. Das heißt, in diesem Fall nimmt man sich einzelne Komponenten aus dieser Membran heraus, setzt sie wieder zusammen, um in der Lage zu sein, spezifische Fragestellungen anhand dieser Modellmembran-Systeme zu analysieren.
Wir in der Arbeitsgruppe haben ein neues System entwickelt, das einige Vorteile hat. Und ich möchte Ihnen jetzt in den nächsten Minuten zeigen, wie wir diese Systeme entwickelt haben und wie wir sie angewendet haben. Die Zellmembran von lebenden Zellen ist ein sehr komplexes Gebilde. Es ist sehr schwierig, einzelne Prozesse an ihr genau zu untersuchen.
Aus diesem Grund bauen wir Modelle von Membranen. Diese Modellsysteme basieren auf Siliciumchips, in die kleine Poren eingeätzt werden. Die Poren sind einige hundert Nanometer bis einige Mikrometer groß und können hier in dieser elektronenmikroskopischen Aufnahme beobachtet werden.
Es ist nun möglich, eine Membran über diese Struktur zu spannen, indem große Visikel, die aus Lipiden bestehen, so ähnlich eine Seifenblase, auf die Oberfläche aufgebracht werden und im nächsten Schritt spontan zerreißen und einen Teil dieser Oberfläche überspannen. Um die mechanischen Eigenschaften dieses Modellsystems zu messen, können wir ein Rastakraftmikroskop benutzen.
Das Rastakraftmikroskop nutzt eine hauchfeine Spitze, die nur einige Zehnanometer groß ist und Kräfte auf molekularer Ebene messen kann. Diese hauchfeine Spitze drückt in die Membran und misst dabei die Kraft. Aus diesen Messungen können wir Informationen über die Mechanik und über die Interaktion mit dem Substrat erfahren.
In künstliche Membransysteme können Membranproteine wie Ionkanäle oder Protonpumpen eingebracht werden.
Diese müssen zunächst aus Spendeorganismen wie Bakterien und Hefen isoliert und aufgereinigt werden. Wir nutzen hierbei sowohl moderne vollautomatische Chromatographiesysteme als auch klassische Techniken wie die Gel-Elektrophoryse. Hierbei werden Proteine auf ein Gel aufgetragen und durch Anlegen einer Spannung anhand ihrer Größe aufgetrennt, wie man in diesem Gel sehen kann.
Das Einbringen der Proteine in die Membran ist der letzte Schritt beim Aufbau eines Modellsystems und stellt eine große Herausforderung dar. Im Fokus unserer Forschung steht die Entwicklung eines Modellsystems für die Reizweiterleitung an der Synapse.
Hierbei wird ein elektrischer Reiz in einen chemischen Reiz umgewandelt. Doch damit es zu dieser Umwandlung kommen kann, müssen neurotransmittergefüllte Visikel mit der präsynaptischen Membran verschmelzen. In unserem Modellsystem verwenden wir als Imitation der präsynaptischen Membran eine Porenüberspannende Membran
und beobachten mit Hilfe der Fluoreszenzmikroskopie die Fusion von Visikel. In beiden Membransystemen befinden sich Proteine, die nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip ineinandergreifen, den Visikel an die Membran heranziehen und die Fusion beginnen. Der Neurotransmitter wird ausgeschüttet und so der Reiz an die nächste Nervenzelle weitergeleitet.
Um diesen molekularen Prozess zu beobachten, markieren wir Visikel und Porenüberspannende Membran mit unterschiedlichen Fluoreszenzfarbstoffen. Kommt der rote Fluoreszenzfarbstoff der Visikel in die Nähe des grünen Farbstoffs in der Membran, findet ein Energietransfer statt. Dieser kann als grünes Aufleuchten beobachtet werden.
Nachdem wir gerade etwas über die Exozytose erfahren haben, möchte ich nun den entgegengesetzten Prozess vorstellen, die Endozytose. Bei der Endozytose werden Stoffe, zum Beispiel Botenstoffe, in die Zelle hineintransportiert. Das wird über verschiedene Proteine realisiert, welche die Membran einstülpen.
Das ist hier dargestellt. Es bildet sich erst eine halbkugelförmige Einstülpung, später dann eine Art Visikel, welcher sich von der Membran löst und somit die Stoffe in die Zelle transportieren kann. Ich untersuche diesen Prozess mit künstlichen Membransystemen und Fluoreszenzmikroskopie. Ein typisches Experiment ist hier dargestellt.
Man sieht halbkugelförmige Strukturen, bestehend aus Membranen, die durch einen Osmolaritätsgradienten hergestellt wurden. Und nach Proteinzugabe kann man sehen, dass diese Membranstrukturen wachsen, was den ersten Schritt in der Bildung eines Visikels darstellt. Für die Zukunft ist es angedacht, weitere Proteine, die an diesem Prozess beteiligt sind, hinzuzufügen,
sodass man die komplette Bildung und das Ablösen eines Visikels beobachten kann. Die Zellmembran trennt zwei Reaktionsräume voneinander. Da sie einen hydrophoben Kern besitzt, ist sie nicht durchlässig für geladene Teilchen. Für manche Prozesse benötigt die Zelle jedoch den Transport von Ionen durch die Membran.
Deshalb gibt es Ionenkanäle. In unserer Arbeitsgruppe untersuchen wir die Funktion von Ionenkanälen mit der Planar Patch Clamp Technik. Wir legen an eine porenüberspannende Membran eine elektrische Spannung an und messen den Fluss der Ionen durch einen einzelnen Kanal. Aus diesen Messungen können wir dann die Kanaleigenschaften ermitteln.
Dies ist sehr wichtig für uns, da viele Medikamente darauf abzielen, Ionenkanäle zu beeinträchtigen, so etwa Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen. Das war jetzt ein kleiner Einblick in die aktuelle Forschung zu Zellmembranen. Wenn sich das eine oder andere davon für euch etwas kompliziert angehört hat, dann liegt das daran, dass es auch tatsächlich kompliziert ist. Also keine Angst, das liegt nicht an euch.
Die Prozesse, die sich in Zellmembranen abspielen, sind eben einfach extrem komplex, sodass auch die Wissenschaft sie noch nicht vollständig versteht. Umso wertvoller sind die Erkenntnisse, die Claudia Steinem und ihr Team in Göttingen mit ihrer Forschung liefern. Wenn euch das Video gefallen hat, dürft euch auch ein Einblick in die aktuelle Krebsforschung interessieren. Das Video dazu haben wir euch unten verlinkt. Wir sehen uns in dem nächsten Video. Macht's gut!