Privatheitsschutz, Hannah Arendt und die "glücklichen Wenigen"
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Identifikatoren | 10.5446/40506 (DOI) | |
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CryptoCon 1610 / 13
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ComputeranimationVorlesung/Konferenz
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Negative ZahlSphäreSchaleSphäreART-NetzKerndarstellungFOLSystemidentifikationComputeranimation
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EntscheidungstheorieART-NetzPlot <Graphische Darstellung>Typ <Informatik>Vorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
05:10
KommunikationKommunikationPAPMakrobefehlDatenbusRaum <Mathematik>Computeranimation
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InformationART-NetzDatenverarbeitungVorlesung/Konferenz
07:20
InformationAsymmetrieZugriffInformationZugriffVorzeichen <Mathematik>Sonar <Sequenzer>SoundverarbeitungBeobachtungsstudieZahlAsymmetrieRandRollbewegungComputeranimation
13:53
MetadatenVorlesung/KonferenzComputeranimation
14:52
MetadatenHausdorff-RaumInformationART-NetzMetadatenBootenComputeranimation
17:13
Ein-AusgabeHausdorff-RaumVorlesung/Konferenz
18:01
SphäreSphäreComputeranimation
20:03
TUNIS <Programm>Dimension 1Vorlesung/Konferenz
21:23
Körper <Algebra>KörpertheorieAggregatzustandZugriffDatenmissbrauchPAPotto <Programmiersprache>Computeranimation
22:55
OptimierungOptimierungWeb-SeiteOpen SourceVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
24:29
ChiffrierungNotebook-ComputerStreuungsdiagrammNachbarschaft <Mathematik>ChipkarteVorlesung/KonferenzComputeranimation
26:41
ChiffrierungInternetTelekommunikationRegulator <Mathematik>MetadatenGegenbeispielZuckerberg, MarkApple <Marke>ScheibeInternetHöheRechnenChiffrierungComputeranimation
28:23
KreisflächeInternetFacebookNonstandard-AnalysisLösung <Mathematik>Vorlesung/Konferenz
31:09
Digitales ZertifikatProgrammablaufComputeranimation
32:29
E-MailLeckBRIEF <Programm>DigitalsignalMetadatenKommunikationSnake <Bildverarbeitung>Vorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
40:17
MetadatenGoogleKraftCodeFestplatteInformationStruktur <Mathematik>Löschen <Datenverarbeitung>Turm <Mathematik>Vorlesung/Konferenz
47:26
Typ <Informatik>Nonstandard-AnalysisStatistikerGooglePAPHausdorff-RaumCodierungKreisflächeTabelleSoundverarbeitungNoten <Programm>SmartphoneBogen <Mathematik>Vorlesung/Konferenz
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FacebookComputeranimation
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ProgrammiergerätVorlesung/Konferenz
Transkript: Deutsch(automatisch erzeugt)
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Ja, vielen Dank und danke auch für die Einladung hierher. Ich werde heute über Privatheit und ihren Schutz reden, über die Philosophin Hannah Arendt.
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Und das ist eher der theoretische Teil. Und dann werde ich mit den glücklichen wenigen versuchen. Warum gibt es eine Rückkopplung? Ich rede einfach weiter. Ah, vielen Dank. Genau, und werde dann versuchen, mit dem Begriff der glücklichen wenigen
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ein bisschen einen Bogen zur Gegenwart zu schlagen, um dann auch hinterher mit euch in eine hoffentlich spannende Diskussion einzusteigen. Der Begriff Privatheit ist schwierig zu fassen. Das ist etwas, worüber sich die meisten Forscherinnen und Forscher, egal aus welcher Disziplin sie stammen, einig sind.
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Und aus dem Grunde werden oft Metaphern verwendet, um das Private zu beschreiben. Zum Beispiel wird vom Zwiebelmodell gesprochen, dass eben der innerste Kern das schützenswerte Intime ist und dann geht es eben immer weiter in den verschiedenen Schalen über die Gesellschaft und oder die Familie,
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die Gesellschaft und das Öffentliche. Außerdem wird das Private versucht zu definieren mit den Begriffen Zugang und Kontrolle. Und das Ganze soll dann individuellen Handlungs- und Verantwortungsdimensionen und ihrer Sicherung dienen.
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Und das Wort Verantwortungsdimension enthält auch schon das Wort Dimension, denn um diesen ganzen komplexen Privatheitsgedön sozusagen zu schützen und zu fassen, wurde dann eben versucht, verschiedene Dimensionen des Privaten und Arten des Privaten zu definieren.
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Sehr berühmt sind auch die Negativbestimmungen des Privaten, vor allen Dingen eben die Abgrenzung zur Öffentlichkeit, dass eben das Private immer das ist, was das Nichtöffentliche ist. Das war jetzt ein sehr schneller Sprung ins Thema. Ich werde jetzt ein bisschen genauer die einzelnen Punkte erläutern.
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Die Metaphern, die verwendet werden, sind unter anderem Bilder von Helligkeit und Dunkelheit. Die beiden ersten Bullet Points hier stammen von Hannah Arendt. Sie spricht vom dunklen, verborgenen Raum des Privaten und vom hellen Licht der Öffentlichkeit in Abgrenzung dazu.
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Generell werden gerne räumliche Metaphern benutzt, wie eben Raum, Bereich und Sphäre des Privaten. Und auch das Deutsche Bundesverfassungsgericht hat lange Zeit vom Kernbereich privater Lebensführung gesprochen und dann eben in den 80ern diese mittlerweile, ja kann man fast sagen,
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berühmte informationelle Selbstbestimmung in Bezug auf Datenschutz definiert. Die Dimensionen, die ich gerade angesprochen habe, die überschneiden sich jetzt ein bisschen mit diesen Metaphern, weil es eben wie gesagt immer auch dieser Versuch ist, zu bestimmen, von was wir jetzt eigentlich gerade reden.
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Und zwar ist diese lokale Dimension eben auch wieder was, was sich auf Räume bezieht. Manchmal wird sie als die klassische Dimension verstanden, da viele Menschen ja gerade vielleicht vor, bevor die Datenschutzdiskussion eben immer größer wurde, zuerst bei Privathat an den privaten Raum gedacht haben.
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Und zwar ist die lokale Dimension das, dass wenn ich denke, ich hab den Anspruch oder davon ausgehe, dass ich den Anspruch vor dem Zutritt anderer in Räume oder Bereiche geschützt zu sein. Die informationelle Dimension in dieser Hinsicht definiert,
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ist dann eben der Anspruch, vor unerwünschtem Zugang im Sinne eines Eingriffs in persönliche Daten über sich geschützt zu werden. Also Stichwort Datenschutz eben. Und die dezisionale Dimension des privaten, die überschneidet sich mit Entscheidungsfreiheit. Und zwar, wenn man hier eben nochmal diese Formulierung von Beate Rössler nimmt,
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es bedeutet, den Anspruch zu haben vor unerwünschtem Zutritt, immer dieser räumliche Gedanke dabei, im Sinne von unerwünschtem Hineinreden, von Fremdbestimmen bei Entscheidungen und Handlungen geschützt zu sein. Außerdem gibt es noch die Proprietäre, also die Eigentumsdimension des privaten, die sehr verwandt mit der
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lokalen Dimension ist und den temporalen Aspekt. Also immer, wenn man eigentlich über den Schutz des privaten redet, spielt auch das Zeitliche dabei eine Rolle. Also wann eben jemand Zugang hat oder wann ich geschützt bin vom Zugang zu meinen Daten oder meinen persönlichen Bereichen.
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Ähnlich wie dieser Versuch, die Dimensionen des privaten zu bestimmen, sind eben diese Arten oder Typen des privaten, also Types of Privacy. Und zwar wird hier davon geredet, das ist jetzt ein Paper von Gutwert, Serge Gutwert und anderen, dass jeder ein Recht auf die Privatheit der Person hat, seiner Gedanken und Gefühle.
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Dann natürlich wieder die Privatheit des Ortes und des Raumes, die Privatheit von Daten und dann, damit zusammenhängt auch die Privatheit des eigenen Bildes, komme ich gleich noch mal zu, die Privatheit des Verhaltens und des Handelns, die Privatheit der Kommunikation und der Versammlung und dabei eben auch
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interessanterweise die Group Privacy, also die Privatheit zwischen Menschen oder zwischen Mitgliedern verschiedener Gruppen, einer Gruppe. Die Anlässe, wenn immer mal wieder von Privatheit Schutz geredet wird oder wenn das Ende der Privatheit auch
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befürchtet wird, sind oft technische Neuerungen. Hier das Cover vom Spiegel, da wurde eben totale Überwachung durch den neuen Personalausweis befürchtet, den wir mittlerweile ja schon als den alten kennen, das Cover ist von 83, wo es eben auch das berühmte Volkszählungsurteil gab des
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Bundesverfassungsgerichtes, anlässlich des geplanten Makrozensus, gegen den es dann eben Widerstand gab. Und das Besondere hier war eben, dass das Gericht selber anerkannt hat, dass es nie dagewesene Arten der elektronischen Datenverarbeitung eben zu diesem Zeitpunkt dann gab.
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Das zeigt, dass eben der Begriff des Privaten verhandelbar ist. Es sind meistens Konventionen, manche sind mehr oder weniger beantastbar, aber eigentlich sind es immer gesellschaftliche Vereinbarungen, was als Privat gilt. Und es zeigt eben auch, dass der Begriff des Privaten wandelbar ist.
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Ein Gegenteil des Privaten, also der Spiegel befürchtete die totale Überwachung, ist eben Surveillance. Und die Frage ist natürlich dann auch, was ist denn diese Überwachung? Und ich habe hier diese ganz basale Definition von David Lyon mitgebracht. Der sagt, Surveillance ist
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Collecting information in order to manage or control. Also jede Sammlung von Informationen, aber eben mit der Absicht, dass ich die noch weiter verarbeiten will und vor allem, dass ich eben Kontrolle ausüben will, ist Überwachung laut Lyon. Einem kanadischen Professor in den Surveillance Studies ziemlich bekannt.
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So und was passiert denn jetzt, wenn entweder die Privatheit nicht geschützt ist oder eben Überwachung ausgeübt wird? Es gibt die sogenannten Chilling Effects, die deutlich werden. Und zwar heißt es unter anderem, dass ich zum Beispiel mich nicht mehr traue, meine Meinung zu sagen, weil ich eben Überwachung und ständige Kontrolle befürchte.
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Und die damit verbundene Asymmetrie, die bedeutet dann eben, dass der Mensch, der eben dieses ganze Wissen oder auch den Zugang zu meinen Räumen hat, natürlich Macht über mich hat, vor allen Dingen, wenn ich nicht damit einverstanden bin und nicht darüber informiert bin, dass jemand dieses Wissen oder den Zugang eben hat. Dabei ist das Ganze nichts Neues.
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David Lyon spricht dann vom Set of Old Practices in Bezug auf eben die Snowden Revelations. Das eigentlich kannten wir das alles schon, vor allen Dingen die marginalisierten Gesellschaftsgruppen, die am Rande der Gesellschaft befindlichen Menschen, die waren schon immer mehr Überwachung ausgesetzt, zum Beispiel eben arme Menschen.
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Was dann eben neu ist, seit dem letzten Jahrhundert, ist die Massenüberwachung, die dann auch zu einer größeren Aufmerksamkeit geführt hat, weil es eben nicht mehr nur die anderen waren, die überwacht wurden, die sich eh nicht wehren konnten, sondern eben eigentlich wir alle. Weshalb Marion Franks von der Democratisation of surveillance redet, eben nicht Demokratisierung in einem
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positiven Sinne, sondern einfach in diesem Sinne, dass es eben eine breiter gefächerte Überwachung jetzt ist. Gegen diese Überwachung und gegen den Zugriff auf mein Privates wurden verschiedene Rechte formuliert,
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zum Beispiel das Right to Privacy von Samuel Warren and Louis Brandeis Ende des 19. Jahrhunderts als Right to be let alone formuliert, also das Recht alleine gelassen zu werden, in Ruhe gelassen zu werden, durch den Staat, aber auch durch die Gesellschaft.
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In dem konkreten Fall, ich werde gleich noch näher drauf eingehen, ging es um die Presse, die eben nicht private Bilder verbreiten sollte. Und ein berühmter, hätte jetzt beinahe gesagt, eine viel zitierte, eine viel zitiertes Recht auf Privatsphäre ist aus der Europäischen Menschenrechtskonvention der Artikel 8,
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der lautet, jede Person hat das Recht auf Achtung ihres Privat- und Familienlebens, ihrer Wohnung und ihrer Korrespondenz. Also hiermit eingeschlossen eben Telekommunikationsgeheimnis und Briefgeheimnis.
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Im eher dezisionalen Bereich des Privaten, für dessen häufig zitierte Beispiele eben eigentlich Abtreibung und Erfängnisverhütung sind, im Bezug darauf, dass ich eben das Recht haben muss, über meinen eigenen Körper bestimmen zu können, ist erst im Jahre 2000 für Kinder das Recht auf gewaltfreie Erziehung
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formuliert worden in Deutschland und auch Ende des 20. Jahrhunderts erst die Vergewaltigung in der Ehe strafbar geworden durch Streichung des Zusatzes, dass der außereheliche Beischlaf strafbar ist. Aber hier sehen wir eben, dass das Private eben nicht immer
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automatisch etwas Positives war für alle, denn durch den übermäßigen Schutz des Privaten gab es eben manche Menschen, die eben in ihrem Privaten nicht frei sein konnten und nicht zum Beispiel ohne Gewalt leben konnten und immer noch können leider.
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Dieses Private soll eben geschützt werden. Und zwar geht es einmal um Schutz vor Überwachung, hatte ich gerade schon gesagt, und dem Schutz vor unerwünschtem Zugriff. Und das, was geschützt werden soll, sind jetzt eben ja andere
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abstrakte, kann man sagen, also eben andere Begriffe, die vielleicht genauso schwierig teilweise zu bestimmen sind wie Privatheit selber. Die Autonomie soll geschützt werden und die Selbstbestimmung. Und zwar gilt das eben vor allem für liberaldemokratische Staaten, in denen wir eben davon ausgehen, dass der Staat autonome Bürgerinnen
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und Bürger braucht, die eben alle auch unterschiedlich sind und die eben so sein können, wie sie möchten. Außerdem geschützt werden soll eben die widere Freiheit, unter anderem die Entscheidungsfreiheit und die Authentizität des Einzelnen und der Einzelnen. Das heißt, dass es eben im Privaten
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einen Raum geben soll und die Möglichkeit, dass ich mich ausprobieren kann, dass ich zudem oder der werden kann, die ich bin und ich werden möchte und eben auch einen Raum habe, um kreativ zu sein und mich auch erholen kann, vom ständigen Druck vor anderen mich rechtfertigen zu müssen, vor anderen eben in der Öffentlichkeit mich darzustellen.
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Das Ganze zeigt, dass es eben nicht nur für das Individuum einen Wert des Privaten gibt, sondern auch für die Gemeinschaft. Also wir gehen eben, wie gesagt, in unseren demokratischen Gesellschaften davon aus, dass es Sinn macht, das Private des Einzelnen zu schützen. Die demokratischen Gesellschaften
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stehen unter anderem eben im Kontrast zu unserer deutschen Geschichte, zur europäischen Geschichte. Und zwar hat eben die Philosophin Hannah Arendt, die als Jüdin Deutschland 1933 verlassen musste,
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sich damit beschäftigt und ihre politische Theorie auf dem Diktum aufgebaut, dies hätte nie geschehen dürfen. Sie hat den Totalitarismus analysiert, mit allen seinen Facetten beziehungsweise, um genau zu sein, die Elemente und Ursprünge, wie ihr Werk auch auf Deutsch heißt. Denn sie wollte wissen, wie es dazu kommen konnte, was nie hätte geschehen dürfen.
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Und damit meint sie konkret auch noch, wie sie selber darlegt, den Holocaust, aber nicht nur die Zahl der Opfer, so sagt sie, sondern die Massenfabrikation von Leichen. Also wir haben eben im Hintergrund der politischen Theorie dieser Philosophin die Totalitarismus-Erfahrung und darauf aufgebildet und eben ihren
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Privatheitsbegriff. Und diese Totalitarismus-Erfahrung, nochmal als Rückgriff auf das, was ich gerade eben ausgeführt habe, ist auch einer der Aspekte, auf denen das Bundesverfassungsgericht seine Urteile in der frühen Geschichte der Bundesrepublik aufgebaut hat.
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Was sagt also Hannah Arendt zum Privaten? Ihr Privatheitsbegriff ist nicht unumstritten, denn eigentlich ging sie vor allem um die Öffentlichkeit, weil sie gesagt hat, die Öffentlichkeit wurde in den totalitären Staaten zerstört. Und die Öffentlichkeit ist das, was wir brauchen, um frei zusammen politisch handeln zu können. Das Private ist eigentlich erst mal, so sagt sie, und war historisch
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privativ, das heißt beraubend. Es hat die Menschen, die eben nur im Privaten waren, der Möglichkeit beraubt, handeln und sprechen vor anderen zu erscheinen. Das ist jetzt ein indirektes Arendt-Zitat. Und dadurch, dass ihnen eben die Möglichkeit genommen wurde, dass ihnen Wirklichkeit zukam.
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Das Private eben war der Raum von Gewalt und Ungleichheit und Arendt hat hier eben die Antike vor Augen, die Antike Polis als eben diesen Raum der Öffentlichkeit und des politischen Handelns und den antiken Haushalt, den Olkos, als eben sozusagen dies davon abgegrenzte private
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Ding, wo eben auch ein männlicher Haushaltsvorstand eben vorstand, sowohl in der griechischen Antike als auch in der römischen Antike. Deshalb eben auch Gewalt und Ungleichheit, die dort herrschten. Das Private hat aber auch laut Arendt einen nicht-privativen Charakter oder zwei nicht-privative Charaktereigenschaften und zwar einmal den
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Schutz von Geburt und Tod und es liefert den Raum für Notwendigkeiten. Das heißt, es macht dann eben gerade die männlichen Haushaltsvorstände eben Olkos, Despotes und Patafamilias frei davon, sich um die Notwendigkeiten kümmern zu müssen und ganz unbedarf davon Politik betreiben zu können.
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Arendt behauptet, dass bestimmte Dinge und Tätigkeiten natürlicherweise im Privaten verortet wären. Auch wenn sich das historisch gewandelt hätte, ist sie der Meinung, dass zum Beispiel eben die gerade genannten, der gerade genannte Anfang und Ende des Lebens eben im Privaten verortet sein sollten und sind.
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Dafür ist sie natürlich, dafür ist sie kritisiert worden. Sie hat aber auch noch andere Dinge, gerade im Rahmen ihrer Totalerismusanalyse unter Privatheit verstanden, also einmal den Schutz von Informationen über Personen und ich habe da unter anderem meiner Doktorarbeit argumentiert, dass sie
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eben schon früh eigentlich von Metadaten, also sie hat natürlich nicht den Begriff benutzt, aber sie hat eben davor gewarnt, was es bedeuten kann, wenn die Geheimpolizei historisch versuchte, die Beziehungen zwischen Menschen auszuwerten. Arendt versteht gerade vor dem Hintergrund, dass sie selber eben ins Exil
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gehen musste und aus Deutschland fliehen musste, erst nach Frankreich, dann in die USA, dass in der Welt zu Hause zu sein als große Herausforderung und eben es gibt verschiedene Arten, wie man das eben schaffen kann. Und eine davon sind eben Freundschaften. Wenn man eben alles Dingliche auch verloren hat und alle Gegenstände,
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die eben sonst vielleicht das Zuhause bedeuten könnte, dann sind eben Beziehungen zu Menschen, die einem viel wert sind, sehr wichtig. Noch ein kritisierter Punkt von Arendt oder in einem kritisierten Aufsatz genannten Punkt ist das Recht der Eltern, darüber bestimmen zu dürfen, mit wem
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ihre Kinder eine Schule besuchen. Das lasse ich jetzt erst mal so stehen. Antwort ich gerne noch darüber, warum das umstritten war, aber das ist das, was sie eben unter Privatheit versteht. Um es gerade nochmal ganz kurz auf den Punkt zu bringen, was ich jetzt, weil es jetzt ja ziemlich viel Input war, privat kann also bedeuten, das bringt
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Beate Rössler auf den Punkt, privat kann etwas sein, das nur mich betrifft. Es kann bedeuten, etwas ist nur mir zugänglich und es darf oder es muss sogar gegenüber anderen, vielleicht sogar gegenüber allen anderen verborgen bleiben.
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Ich komme jetzt sozusagen zum zweiten Teil meines Vortrags, nämlich die Frage nach den glücklichen Wenigen. Hier waren es in der Antike, so wie Arendt sie zum Beispiel beschreibt, eben die männlichen Bürger eigentlich, die glücklichen Wenigen, die nämlich die Möglichkeit hatten,
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in der Polis, wie ich eben gesagt habe, politisch zu handeln. Und ich habe jetzt den Eindruck in meiner Forschung, dass es zurzeit eigentlich eher die glücklichen Wenigen sind, deren Privatheit geschützt wird. Warum, werde ich jetzt näher erläutern. Wie gesagt, ursprünglich die, die, das sind jetzt Arendts Worte, den Aufstieg
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aus dem Haushalt in die Sphäre des öffentlichen Unternehmen konnten. Und dabei aber war, das politische oder Politik betreiben zu können, eine Bürde, weil es eben gleichzeitig auch wieder eine Pflicht war, eben die griechischen Bürger nicht entkommen konnten sozusagen.
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Die Frage, die ich mir gestellt habe, war das eigentlich nicht schon immer so, dass natürlich es nur bestimmte Leute waren. Also manche Leute konnten sich eben schon eine Festung bauen, um sich zu schützen oder eben ganz banal Türen und Zäune und so weiter ganz wörtliche Mechanismen schaffen, um sich zu schützen.
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natürlich hatten oder nicht natürlich, aber viele hatten natürlich auch mehr Wohnraum zur Verfügung, einfach dadurch, dass sie mehr Geld und mehr Ressourcen hatten. Und Virginia Woolf bringt da eigentlich den lokalen Aspekt auch mit dem positionalen Aspekt in Verbindung. Sie hat in einem Essay aus den 20ern geschrieben, dass Frauen eben auch einen
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Room of Ones Own bräuchten, also einen Raum für sich selber. Denn sie analysiert das unter anderem anhand von Literatur, die geschrieben wurde. Sie sagt, dass wenn Frauen zu der Zeit auch die Möglichkeit gehabt hätten,
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frei von Hausarbeit und der Notwendigkeit, sich um ihre Kinder kümmern zu müssen, dann hätten sie auch die Möglichkeit gehabt, sich in einem Raum, in dem sie eben ungestört gewesen wären, die großartige Literatur zu schreiben, die auch Männer geschrieben haben. Ein anderes Beispiel, das jetzt auch gar nicht so überraschend wahrscheinlich
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ist, aber von Michael Cotell noch mal explizit genannt wird, sind gated communities einfach, wenn eben Reiche und dann wahrscheinlich auch Menschen einer bestimmten Ethnie sich eben in gated communities, also einfach selber in Einmauern und eben abgeschlossen von anderen Menschen und von Menschen anderer Gesellschaftsschichten und eben vor dem
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vermeintlichen Schutz von Kriminalität eben ihre eigenen Welt bauen. Andere historische Beispiele dafür, dass eben Privatheit ein Oberschichtphänomen sozusagen ist, ist einmal John Locke's
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Definition des Eigentums, das als eine der ersten Dimensionen von Privatheit auch verstanden wird. Und zwar hat Locke gesagt, dass ich mir etwas zu eigen machen kann, wenn es zum Beispiel Boden gibt, den noch keiner bearbeitet hat, dann kann ich durch die Arbeit meiner Hände und das
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Werk meines Körpers dann daraus mein Eigentum machen. Klingt jetzt erst mal so, als könnte das jeder. Aber das ist eben im Rahmen dieser liberalen Theorie des 17. Jahrhunderts eigentlich der Punkt, dass das Eigentum am Endeffekt vor dem Zugriff des Staates geschützt werden soll. Ich habe gerade eben schon die zwei US
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amerikanischen Juristen Warren Brandeis genannt, die eben Ende des 19. Jahrhunderts dieses Right to be let alone gefordert haben. Und zwar ging es da eigentlich um die Verbreitung privater Fotografien in der Presse. Es ist ein sehr interessantes Paper, das sie geschrieben haben, das auch als Geburtsurkunde des modernen Datenschutzes teilweise verstanden wird.
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Aber es gibt andererseits eben die Vermutung, dass es einen ganz persönlichen Grund gab von Herrn Warren, den wir hier sehen, weil er nämlich eine Senatoren Tochter geheiratet hat und nicht wollte, dass eben seine Hochzeitsfotos in der Yellow Press verbreitet wurden.
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Interessant ist auch zur gleichen Zeit die Fotografie von Otto von Bismarcks totem Körper, die dann eben ein paar Jahre später zur Paragraph 22 und 23 des Kunsturhebergesetzes und dieser berühmten oder oft zitierten Formulierung der absoluten Person der Zeitgeschichte geführt haben.
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Also das hier war das Foto, um das es ging, hat wohl der Gärtner zwei Männer reingelassen, die dann das Foto gemacht haben. Und Bismarcks Familie hat dann eben versucht, dagegen vorzugehen, weil er natürlich ein Mensch war, für den sich die Öffentlichkeit interessiert hat, aber sie haben eben gesagt, dass würde der würde widersprechen,
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sozusagen, dass er hier noch im Tod fotografiert wird. Es gibt auch ganz konkrete Kosten für Privatheitsschutz. Morozov zum Beispiel nennt die drei erst genannten Beispiele.
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Ich kann mir die Optimierung von Suchergebnissen literally kaufen, wenn ich Geld habe. Ich kann vielleicht sogar einen Privacy Assistant anstellen. Also offensichtlich gibt es Leute, die so was machen, dass man, dass man eben jemanden hat, der für einen die Daten und das eben managt, was von uns in der oder von Ihnen in der Öffentlichkeit an die Öffentlichkeit gelangt.
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Und eben ganz konkret hier das Bild einfach, also Crypto-Phones, die kosten natürlich ihr Geld. Ich hatte hier bei GSMK in der Broschüre den Preis irgendwie oder auf der Webseite den Preis gefunden von 1500 Euro ohne Mehrwertsteuer. Julia Engman, eine US-amerikanische Journalistin, hat über 2000 Euro im Jahr 2013 für ihren
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Privatheitsschutz ausgegeben. Wahrscheinlich werden jetzt einige denken, ja, was muss ja nicht so viel kosten, wir haben ja freie Software, aber das war jetzt einfach ein Selbstversuch von dieser Journalistin, die eben gesagt hat, sie versucht irgendwie eine verschlüsselte Cloud und verschlüsselnd E-Mail-Dienst und
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einen Screenschutz für ihren Laptop, damit man da eigentlich draufgucken kann und so anzuschaffen. Weitere aktuelle Beispiele, die eben auch zeigen, dass es eben nicht nur um Geld geht, aber eben doch schon, sind ja Treuekarten, Paybackkarten,
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Bonuskarten von Geschäften. Denn wenn ich nicht so viel Geld habe, bin ich unter Umständen darauf angewiesen, eben meine Daten preiszugeben für Rabatte oder für vermeintliche Rabatte, genauso wie es mir mittlerweile tatsächlich Krankenversicherungen gibt, die einem einen besseren Tarif bieten, wenn sie die Daten von Fitbits oder sonstigen Self-Tracking-Devices auswerten dürfen.
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Und oft wird auch genannt, dass moderne Redlining, also Redlining, hier sehen wir eine historische Karte. Und zwar war das in den 30er-Jahren in den USA eine Praxis, wo auf der Karte markiert wurde,
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in welchen Wohnvierteln Menschen wohnten, die das Recht hatten, einen Kredit für ein Eigenheim aufzunehmen. Und in Rot eben die benachteiligten Wohngebiete. Wenn man dort gewohnt hat, bekam man eben keinen Kredit. Und das war eben de facto dann afroamerikanische Nachbarschaften, die dann eben hier diskriminiert wurden.
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Und das moderne Redlining, da wird eben runterverstanden, zum Beispiel, wenn es Konzerne gibt, die in bestimmte Gegenden auch wiederum nicht liefern, wenn das eben zum Kredit-Score dazugehört. Oder auch es gibt Hinweise, dass wenn man Menschen oder Namen googelt,
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dann, wenn es typische oder häufige afroamerikanische Vornamen gegoogelt werden, dass dann Treffer aufkommen, wie wurde diese Person verurteilt. Und das sind natürlich auch rassistische Praktiken. Hier als ein paar Beispiele. Ich bin halt nicht die Einzige, die diese Befürchtung hat, dass Privatheit
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so was wie ein Luxusgut oder ein Privileg für die einigen wenigen ist. Der Atlantic hat auch behauptet, Encryption, also Verschlüsselung, wäre ein Luxus. Was vielleicht eben dann mit dieser Nachricht, dass jetzt eben WhatsApp verschlüsselt ist,
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ein bisschen hinterfragt wurde. Aber wir wissen natürlich auch, wenn es von der CT hier als Kryptomessenger benannt wurde, dass es da weitere Probleme mit gibt. Metadaten und so weiter muss ich wahrscheinlich in diesem Rahmen hier nicht näher ausführen. Aber ich wollte sozusagen damit mit diesem WhatsApp-Beispiel
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meine eigene Hypothese hinterfragen und dann direkt aber wieder ein Gegenbeispiel bringen und zwar wollte ich fragen, ob es nicht eigentlich heißt, dass wenn man mehr Geld hat, dann auch mehr potenzielle Privatheitsverletzungen stattfinden. Ganz banal, Leute mit mehr Geld sind natürlich die besseren Zielscheiben für Werbung.
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Wie an dem Beispiel auch deutlich wird, dass wohl Menschen, die nach einem Flug suchen oder den Preis eines Fluges suchen, mit einem Apple-Rechner eben höhere Preise angezeigt bekommen, als wenn man das Ganze mit einem Windows-Betriebssystem unternimmt. Und natürlich dieser Promi-Faktor auch schon bei Bismarck.
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Irgendwie ist ja das Interesse an berühmten oder bekannten Menschen ja irgendwie größer an deren Privatleben. Aber ich finde, dass Mark Zuckerberg uns gezeigt hat, dass es eben auch um die Daten oder gerade um die Daten der Menschen geht, die nicht viel haben, da er mit dieser Initiative internet.org versucht wird,
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das Internet auch in strukturschwachere Regionen zu bringen, gerade auch mit dieser Free Basics App, was eben heißt, dass die Basics im Internet frei sind, also natürlich Facebook, aber auch wohl Wikipedia und zum Beispiel hier BBC auch.
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Und daran sieht man eben, dass das vermutlich nicht nur ein irgendwie wohltätiges Unterfangen ist, sondern eben dann Interesse an den Daten der Menschen besteht. In Indien ist es nur als Klammer sozusagen auf Gründen von Netzneutralität jetzt auch blockiert worden.
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Also diese Free Basics App darf dort erst mal nicht eingesetzt werden. Die Frage ist jetzt natürlich, was tun wir mit diesen ganzen Erkenntnissen? Dass wir politische und rechtliche Lösungen brauchen, ist bekannt. Oft wird eben auch vom Selbstdatenschutz gesprochen.
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Aber dafür muss ich natürlich auch bestimmte Kompetenzen haben. Die werden unter Privacy Literacy verstanden, also sozusagen Privathalsalphabetisierung, die Kompetenz, dass ich eben nicht nur weiß, was zum Beispiel die NSA tut oder was Facebook mit meinen Daten tut. Denn da zeigen Studien, Entschuldigung, dass
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das nicht reicht, wenn ich nur weiß, was das Facebook meine Daten auswertet, sondern es zeigt sich, dass, wahrscheinlich auch in diesem Kreis Menschen mit technischem und Gesetzeswissen, die sind diejenigen, die versuchen, sich auch dabei zu schützen. Aber die, die bloß wissen, was passiert, tun es wohl noch nicht.
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Ich versuche, einen Schluss zu machen, um in die Diskussion dann überzugehen. Was habe ich jetzt erzählt? Ich habe gesagt, das Private ist schützenswert, da konstitutiv für die liberaldemokratische Ordnung, eben nicht nur für das Individuum wichtig, sondern eben für uns alle wichtig.
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Deshalb sollte jeder Mensch ein Recht auf Privatheit haben in den verschiedenen Ausprägungen. Zurzeit sieht es jedoch so aus, als wäre eben sozusagen die Verteilung von Privatheit ungleich und als hätten manche Menschen mehr die Möglichkeit, ihre Privatheit zu schützen als andere.
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Deshalb hier mein letzter Punkt, dass das Recht auf Privatheit nicht von finanziellen Mitteln abhängen darf, aber eben auch gleichzeitig nicht von der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Schicht oder Etnie oder auch von der gesundheitlichen Verfassung oder so weiter. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und freue mich auf die Diskussion.
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Ganz kurz noch zu einer Änderung für den Programmablauf.
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Ich würde sagen, da auch die Aufmerksamkeitsspanne von allen so ein bisschen beschränkt ist. Wir machen jetzt auf jeden Fall Pause, auch wegen der Diskussion und im Anschluss halt auch Pause. Ich würde sagen, bis, ja, ich habe jetzt gedacht, ein bisschen länger, bis 17.30 Uhr oder bis 18 Uhr. Was sagt ihr so? Mal ins Publikum gefragt. Jetzt ist es 17 Uhr gerade und es kommen danach noch drei Vorträge,
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die wahrscheinlich auch alle spannend sind, aber braucht man auch ein bisschen Brainload, um das zu verarbeiten. Bis 18 Uhr? Ja, dann machen wir es so. Gut, dann würde ich jetzt sozusagen mit der Diskussion beginnen. Wer würde sich denn gern mitbeteiligen?
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Du kannst das Mikro nutzen, das wäre cool, weil dann ist es halt auch im Live-Stream. Ja, schön, guten Tag. Ich heiße Reinhard Muth. Ich habe eine ganz einfache Frage. Ich bin in diesen Vortrag gekommen, weil ich unter anderem für ein Verein
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arbeite, der digitale elektronische Zertifikate verteilt und sich zum Ziel gesetzt hat, unter anderem eben auch Privatheit in der digitalen Welt zu sichern. Der Vortrag im ersten Teil bezieht sich eigentlich auf die traditionell herkömmliche Begriff der Privatheit.
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In dem Vortrag ist von Ihnen an einer Stelle mal gesagt worden, dass die persönliche Identität von anderen falsch dargestellt wird. Sie kamen da mit der Bemerkung Datenschutz. Wir reden aber heute in der digitalen
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Welt unter anderem eben auch vom Identitätsdiebstahl. Eine Sache, die dank der modernen Technik im Handumdrehen möglich ist, die es früher zwar schon immer gab. Ich kann mich an eine Fernsehsendung von Edel Zimmermann erinnern, X, Y ungelöst.
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Da hatte jemand einen Ausweis gefunden und aufgrund dieses Ausweises ist er einkaufen gegangen. Und das hat über Jahre hinweg funktioniert. Und derjenige, der den Ausweis verloren hatte, hat also einen ganzen Haufen schlechter Jahre gehabt. Das kann man sich vielleicht nur mal so vorstellen.
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Heute passieren diese Dinge Tag ein, Tag aus. Identitätsdiebstahl nimmt zu. Und was ich eigentlich erwartet hätte, wäre, den Begriff der Privatsphäre, das Recht auf Privatsphäre mal aus der Sicht
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der digitalen Welt darzustellen. Die Gerichte gehen ja heute hin und sagen, E-Mail ist kein Briefverkehr. Der normale Briefverkehr ist per Gesetz geschützt. E-Mail fällt nicht darunter. Zum Beispiel. Aber es fällt auch darunter, ja. Es fällt unter das Telekommunikationsgeheimnis auch, die E-Mail.
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Es ist einfach ein Fehler oder es ist einfach nicht legal, wenn die E-Mails ausgelesen werden. Das ist meine Meinung. Das wird aber der Richter und der Staatsanwalt anders sehen. Nee. Doch es gibt ständig Diskussionen darum. Und die Frage ist ja auch, die auch sehr wahrscheinlich hier alle betrifft
34:41
und auch alle interessiert ist. Warum werden bestehende Richtlinien und Gesetze nicht auf den digitalen Raum, auf die digitale Welt schlichtweg übertragen? Es gibt ein Recht auf körperliche Unversehrtheit. Clip und klar, es ist überhaupt kein Problem. Aber gibt es ein Recht auf Unversehrtheit der digitalen Identität?
35:02
Warum gehen die Gerichte nicht einfach hin und sagen, bitteschön, aus dem Alten Hergebrachten leiten wir den Anspruch ab und übertragen den einfach nur auf die digitale Welt? Das muss möglich sein. Und die Frage ist halt, wie machen wir es? Ja, vielen Dank für Ihre Frage. Ich weiß nicht sicher, worauf Sie sich bezogen haben,
35:23
auf den Punkt, dass ich gesprochen habe, dass die Privatheit die Authentizität schützen soll. Aber ich komme einfach zum zweiten Teil Ihrer Frage. Also ich weiß nicht, welchen Punkt Sie meinten in meinem Vortrag. Ein Teil der Antwort auf Ihre Frage ist ja schon mal, dass es die digitale Welt ja eigentlich nicht gibt.
35:42
Also diese Trennung zwischen analoger und digitaler Welt ist ja schon schwierig und wird zum Beispiel ja auch mittlerweile mit einem Begriff zum Beispiel des On-Life, also dass wir eben nicht, es gibt keinen Offline und Online mehr, sondern es gibt ein On-Life, weil wir eben ständig alle online sind. Und auf die juristische Frage muss ich antworten,
36:04
das Briefgeheimnis gilt auch für E-Mails. Wie gesagt, es wird ignoriert von Konzernen. Es wird ignoriert von staatlichen Stellen, wie wir leider wissen. Aber eigentlich ist die elektronische Kommunikation genauso abgedeckt wie die Briefkommunikation.
36:20
Und es gibt da auch zum Beispiel vom Deutschen Bundesverfassungsgericht eben auch eine Entscheidung zu, schon auch Anfang der 2000er oder Mitte der 2000er. Zum Thema Identitätsdiebstahl finde ich eine ganz wichtige Frage, denn es kommt, wie Sie sagen, immer häufiger vor. Das kommt sehr häufig vor.
36:40
Mein Eindruck ist auch, dass es eigentlich in Europa vielleicht gar nicht so prominent diskutiert wird wie in den USA zum Beispiel, vielleicht auch, weil dort eben mit Daten noch mal anders umgegangen wird, weil dort Daten dort besser zugänglich sind. Aber klar, das ist ein Problem. Und ich bin aber nicht sicher, ob wir deshalb die Privathalt
37:00
noch mal anders definieren müssen. Es muss dann starke Schutzmechanismen geben, die das verhindern, dass die digitale Identität, die eben in dem Fall dann vielleicht schon trennbar von der Offline Identität ist, weil wenn jetzt jemand in meinem Namen die ganze Zeit einkauft und sonst welche legalen Machenschaften tut,
37:22
dann ist natürlich das sozusagen nur die Papieridentität. Die gab es aber eben auch schon früher. Ich wollte nur einwerfen, die staatliche Ignoranz gegenüber der Privathalt, gerade beim Briefgeheimnis zum Beispiel, wird ja legal begründet. Also die machen für sich selbst entsprechende gesetzliche Ausnahmen.
37:43
Stichwort G10 gesetzt, dazu gab es zum Beispiel einen hübschen Vortrag auf den 30C3, der leider nicht aufgezeichnet wurde, dass das Briefgeheimnis in der Geschichte der Bundesrepublik kontinuierlich unterreminiert wurde. Also wir haben schon immer Briefe gescannt, kopiert, während des laufenden Briefverkehrs und das machen wir digitalen
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und dann geht es natürlich weiter. Ja, absolut. Also ganz großes Problem, stimme ich zu. Und eben auch die Briefe sind ja eben, wie du gerade auch sagtest, nicht so unantastbar, wie man manchmal denken mag, vor allen Dingen vielleicht in Westdeutschland, wo dann immer so getan wird, ja in der DDR gab es das, aber da gab es das berühmte Briefeaufdarm von, aber hier gibt es das ja nicht.
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Aber zum Beispiel aus den USA ist ja auch bekannt, dass die Snail-Mail, also die Briefe, dass die alle einzeln abfotografiert werden. Also um eben die Metadaten quasi festzuhalten von Briefen. Also es ist immer bekannt, wer der Absender und der Empfänger der Briefe ist, und das wird eben auch gespeichert.
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Ja, das. Ja, danke für den Hinweis, ja.
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Zu dem Thema ist es ja eben auch problematisch, dass oft die, also das wird ja bestimmt ja auch in anderen Workshops oder Vorträgen behandelt, dass die E-Mail mit Postkarten verglichen wird, weil es natürlich einerseits vielleicht das Bewusstsein schärfen kann, dass eben jeder mitlesen kann, was in dieser E-Mail steht, wie auf der Postkarte.
39:21
Natürlich ist es bei der Postkarte normalerweise eben nicht so, dass sie unterwegs x-fach kopiert werden kann und theoretisch sind da eben die Postangestellten, die diese mitlesen, oder vielleicht der Nachbar, der ist aus dem Briefkasten Fisch, aber eben nicht alle und ständig und der E-Mail-Anbieter. Ich wollte noch etwas sagen zu den
39:46
Sorry. Bei der einen Sache, dass du da Technologien und Gesetze so kontrastiert hast und gemeint hast, dass
40:01
diese ganzen tollen Snake Oils, die an die Reichen verkauft werden. Ja, also dass das dass das halt so eine privilegierte Sache ist und dass das staatliche Datenschutz halt für alle gelten würde,
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würde ich halt ein bisschen entgegenstehen, weil einerseits so Sachen wie Tor funktionieren halt so besser, umso mehr daran teilnehmen. Und deswegen ist es eigentlich im Interesse der Teilnehmer, dass möglichst viele damit reinkommen.
40:43
Und staatlicher Datenschutz ist ja zurzeit vor allem in den Nachrichten, dass irgendwie Google zensiert wird. Und das ist ja diese ganze Geschichte mit was ja so schön Norwelsch recht auch vergessen heißt.
41:02
Und in der Praxis heißt das, dass es entzogen wird, aber das heißt natürlich nicht, dass es irgendwie für Polizei oder also wenn dem Staat irgendwie nicht gefällt, dass irgendwie Informationen zirkuliert, dann hat man ja gesehen, wie beim BBC dann kommen die
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da mit ihren Leuten rein und zerkloppen die Festplatten. ja, also ich solange, solange wir diese rechtlichen Strukturen nicht selber machen, glaube ich, ist da nicht viel rausholen oder beziehungsweise Tor als Code ist vielleicht
41:40
schon eher ein Ansatz für eine rechtliche Struktur, als es irgendwie die ja staatliche Rechtsstruktur ist. Ja, vielen Dank für den Hinweis. Ist auf jeden Fall auch eine These, die ich eben auch aufstelle, um eben zu Diskussionen anzuregen, wie gesagt, dass Privatheit eben Luxus oder ein
42:00
Privileg ist. Interessant fand ich jetzt dann Tor als rechtliche Struktur zu sehen. Weiß nicht, ob man da noch mehr zu diskutieren könnte, weil rechtlich ist ja eben das Spannende, dass jetzt gerade auch die General Data Protection Regulation eben veröffentlicht wurde und dann auch 2017, glaube ich, schon in Kraft treten soll und implementiert wird.
42:22
Und da ja eben auch vieles nicht drin ist, aber vieles auch drin ist, zum Beispiel Privacy by Design als ein Stichwort, was eben mit den technischen Aspekten zusammenhängt. Aber deshalb, wie gesagt, habe ich auch meine eigene These noch mal in Frage gestellt, also guter Hinweis, dass Tor funktioniert, je mehr Teilnehmen.
42:41
Ganz kurz zu der Google Zensur sozusagen. Ich bin keine Juristin, aber ich fand eigentlich ganz sinnvoll, wie da diese Recht vergessen zu werden umgesetzt wird, ist auch seltsam, dass da eben der Beirat dieses privaten Unternehmens einfach hingehen darf und irgendwie
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nach gut Dünken, dass dann nach nicht transparenten Kriterien die Sachen löschen darf. Aber interessant ist ja eben, dass es ja nur die Links gelöscht werden, die über Google auffindbar sind und auch nur dann eben in Europa, nicht bei google.com. Und ich fand das Argument von einem
43:21
Juristen ganz überzeugend, dass es insofern keine Zensur ist, weil es eben nicht vorab geschieht und weil es zum Beispiel in Zeitungsarchiven noch auffindbar ist, wie jetzt eben das Google Spain Urteil von eben diesem Mann, der Konkurs gegangen ist, der ja eben den Anstoß dazu gegeben hat, dass einfach so als noch mal sozusagen Differenzierung davon ist es Zensur oder was ist es
43:42
dieses nachträglich korrigieren und löschen von links?
44:02
Du hast bisher eher so Definition oder so ein Verständnis von Privatheit so historisch versucht nachzuzeichnen. Und mich interessiert aber inwieweit, was ist dann das aktuellere Verständnis von Privatheit, also aus aktuellen soziologischen Perspektiven oder philosophischen oder wie auch immer, weil ich also das, was ja vielleicht früher
44:23
privat war oder intim, also zum Beispiel so ein Telefongespräch oder so, das ist ja heute irgendwie gar nicht mehr zutreffend. Also heute telefonieren wir ja einfach auf der Straße und jeder kann mithören. Beispielsweise also hat sich ja auch irgendwie miteinander das Verständnis von Privatheit total verändert und irgendwie
44:43
in Bezug auf diese Definition frage ich mich dann schon, inwieweit ist das immer übertragbar, diese Forderung der Privatheit, wenn wir doch erst mal jetzt irgendwie wieder irgendwie überlegen müssen, was ist denn Privatheit überhaupt für uns oder was ist das denn aktuell? Ja, danke auf jeden Fall
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für die Nachfrage, die ich auch wirklich für ganz wichtig halte. Ich habe ja angefangen damit zu sagen, es ist schwierig zu bestimmen, was das Private ist und das ist leider was, was auch immer so ein bisschen im Diskurs dahinterhängt, dass viele sagen, ja, wir kommen jetzt irgendwie nicht zu einer Definition. Hinzu kommt auch, dass eben viele der
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Wissenschaften eben einfach historisch auch arbeiten. Also ich als Philosophin eben auch gucke halt erst mal, was wurde schon gesagt und was kann ich jetzt damit machen und dass natürlich so was dann auch Zeit braucht und zum Beispiel eben die informationelle Selbstbestimmung. Die ist wie gesagt, das Urteil ist von 1983, aber es ist eigentlich
45:40
ein aktuelles Urteil, ein aktueller Begriff, das ist halt das Spannende. Es wurde erweitert dann eben mit verschiedenen Urteilen der letzten Jahre, aber das ist auch gerade im Englischsprachendiskurs wird dann jetzt gesagt, oh, informational safe determination. Das ist was, damit können wir weiterarbeiten. Also das ist auf jeden Fall, weil du wissen wolltest, auch was ist das aktuelle, das ist auf jeden Fall noch hochaktuell.
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Was darunter fällt, muss dann eben weiter definiert werden. Und hier diese Dimensionen des Privaten, die werden auch aktuell weiterhin zitiert. Das Buch, wo ich jetzt hier das rausgenommen habe, ist schon von 2001, was ja eben gerade in der
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digitalen Welt ist, ist einfach ja eine ganze Generation oder also oder auch so ist es eine ganze Generation, 15 Jahre. Aber auch das ist eigentlich was, was noch aktuell in Philosophie, Soziologie und auch vielleicht Geschichtswissenschaften noch als Definition gebraucht wird. Soziologie kommt dann natürlich auch an welcher Bereich es ist,
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ist dann auch gerade in der Wohnsoziologie doch schon dieses lokale ganz wichtig. Aber eben auch das, was du angesprochen hast, die Wandlung des Privaten, wie du sagtest, wenn ich jetzt heute auf der Straße telefoniere, das hätte ich früher nicht gemacht. Ein Beispiel für diese technischen Neuerungen wäre eigentlich auch noch,
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dass nicht nur erst in letzten Jahren dann die Technik als störend empfunden wurde, sondern zum Beispiel Walter Benjamin hat schon berichtet, dass um 1900 rum in seiner Familie jetzt ein Telefonapparat stand und der hat eben die Mittagsruhe gestört, weil vorher war eben es leise in diesem bürgerlichen Haushalt
47:23
oder eben gerade mittags vielleicht sonst nur irgendwie mal ein Klavier, das man gehört hat oder so und eben die Unterhaltungen. Aber jetzt gibt es da diesen Fremden, der da anruft und der dann da diese heilige Ruhe stört. Also das sind eben Dinge, wie sich das entwickelt hat. Und im Prinzip verstehen wir ja heute,
47:40
dass auf der Straße telefonieren nicht als Privatheitsverletzung. Das hat auch was damit zu tun, eben wer die anderen sind. Und wir gehen ja eigentlich davon aus, dass die anderen dann auch weg sind, so wie zum Beispiel Gespräche im Zug. Manchmal erzählt man jemandem, den man gerade erst im Zug getroffen hatte, vielleicht etwas Privates, was man sonst anderen Leuten oder vielleicht
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keine Ahnung, Kolleginnen, die man jeden Tag sieht, nicht erzählen würde, weil es eben auch bestimmte Absprachen und unausgesprochene Codes gibt, wie wir eben etwas als Privathat definieren und verstehen. Und dann ist eben, wie gesagt, dieses ich telefoniere die ganze Zeit im Zug und alle können meine ganze Lebensgeschichte hören, so ein bisschen fällt darunter, dass
48:20
wir eben sagen, es ist unabgesprochen, dass es jetzt nicht mitgeschnitten wurde und dass eben die das auch irgendwie wieder vergessen oder vielleicht geht die dann nach Hause und sagen, da war eine Frau, die hat die ganze Zeit telefoniert, aber es ist eben trotzdem unter einer gewissen Definition von Privatheit geschützt. Da gibt es auch zum Beispiel, in Japan gibt es wohl auch so,
48:42
weil die von der Bauweise her die Wände immer sehr dünn waren, gibt es da eben auch diese Art von Privatheit. Da habe ich letztens ein interessantes Paper zugelesen von Mireille Hillebrand, dass sie eben sagt, deshalb haben die Jugendlichen oder die jungen Menschen in Japan Schwierigkeiten zu verstehen, was diese Online-Welt bedeutet, weil nämlich da dieses, ich tue so, als hätte ich
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auch nicht gehört, was durch die Papierwände zu hören war, eben nicht greift und im Gegenteil ja eben die Unternehmen und staatliche Stellen und wer sonst auch immer Interesse an den Daten hat und eben genau das Gegenteil tut, sondern die ganze Zeit mithört und eben nicht weghört. Und auch noch ganz kurz, diese Definition von Typen ist auch
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ganz aktuell und das ist eben aus dem interdisziplinären Bereich, wo eben ich glaube für ein EU-Forschungsprojekt wohl das zusammengestellt, dass man eben wirklich versucht hat, auch eine Tabelle aufzustellen, was ist dieser Typ von Privatheit, was passiert, wenn sie verletzt wird und wie kann sie geschützt werden?
49:41
Gerne. Also ich glaube ja auch, dass Privatheit eher so eine Art Wahrnehmungsfrage ist, also jeder nimmt es ja anders wahr und meine Frage ist halt auch, ob es dazu irgendwie eine Empirie gibt, also eine Empirie, dass man sich mal irgendwie so Akteurinnen oder Menschen halt anguckt im Alltag und so oder irgendwie forscht, die Interview zu fragen,
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okay, was ist dann für dich privat oder was ist für dich öffentlich und ob es dazu auch vielleicht, also ich finde ja Theorie auch immer wichtig und das ja auch gut, aber ich schaue mir oder ich gucke mir auch immer gerne an, na was ist denn eigentlich so die, was heißt Realität, aber so gerade die aktuellen Verhaltensweisen sozusagen und da frage ich mich, ob es da irgendwie eine Empirie gibt zu,
50:21
wie haben vielleicht Menschen noch vor 20 Jahren Privatheit wahrgenommen und gibt es da irgendwie eine Forschung zu und wie ist es aber jetzt, wie ist jetzt die Wahrnehmung und ob man das irgendwie vergleichen kann? Das würde ich mal kein wissen. Ja, danke. Es gibt Forschung dazu. Ich habe jetzt eigentlich gerade, glaube ich, fünf Antworten auf die Frage, deshalb muss ich mich gerade kurz sortieren.
50:42
Eine Antwort wäre zum Beispiel nochmal das Stichwort die Volkszählung. Wir haben 83, die Leute reagiert, als ein Makrozenzus eben durchgeführt wurde und wir haben sie, wann war es 2010, als der letzte durchgeführt werden sollte. Da waren einfach die Proteste nicht so groß. Es war eben auch nur ein Mikrozenzus, keine ganz, also nicht so eine große
51:00
Untersuchung wie 83, aber da kann man zum Beispiel ja eben Verhaltensweisen von Menschen beobachten. Dann gibt es immer wieder auch Studien, jetzt ganz kürzlich eine, ich habe leider nicht das Original gelesen, sondern nur über die Studie gelesen, wurde Wikipedia-Suchverhalten ausgewertet, dass in den letzten Jahren wohl, dass die Suche nach bestimmten
51:23
Buzzwords abgenommen hat und da wird eben der Chilling-Effekt als Grund für vermutet, dass eben Leute dann eben nicht mehr in den NSA suchen und sich durchlesen, was das ist. Im Gegenteil, dazu gibt es auch Studien, ich hatte letztendlich einen Vortrag von einer Kollegin aus Polen gehört, die hat sich angeguckt, was wird denn gesucht nach Snowden? Wie oft wird denn in Google, also die hat dann nur die Google
51:43
Statistiken genommen, aber wie oft wird denn hier nach NSA gesucht? Wie oft wird nach Edward Snowden gesucht? Und es gibt eben auch zum Beispiel soziologische Untersuchungen. Eine Mitdoktorandin von mir, die interessiert sich eben in der Wohnsoziologie für Wohnprojekte zum Beispiel. Und das ist dann eben auch eine Art von
52:01
Privatheit, wie wird die dort verhandelt in kollektiven Baugruppen, in WGs, auch in unterschiedlichen Stadien, wenn man eben jetzt sagt, wir bauen zusammen, wir haben die Möglichkeiten, Wohnprojekte ganz von Null aufzubauen, wie wird schon allein zum Beispiel in der Architektur umgesetzt, wer private Bereiche hat, welche Regeln gibt es dann am Ende im Zusammenleben, die wir eben aushandeln,
52:23
was privat ist? Und auch ganz wichtig natürlich, ich hatte gesagt, Abtreibung und Empfängnisverhütung, da hat sich ja eben auch gesamtgesellschaftlich einiges getan, natürlich auch kulturell wieder abhängig. Aber wenn man eben, ich habe die zwei Gesetze genannt, die jetzt eben zum Beispiel Vergewaltigung in der Ehe und
52:40
gewaltfreie Erziehung, das war eben vor 30 Jahren, wurde es gesellschaftlich ganz anders betrachtet, dass eben der private Raum der war, in dem ich meinem Kind, wenn ich meinte, dass es sinnvoll war, eben dann eine langen dürfte. Und an sowas sieht man eben auch dann an der Theorie sozusagen, an den Gesetzen, das gesellschaftliche Umdenken. In unseren Kreisen hier so mehr so technologiespezifisch,
53:03
ganz interessant, was benutzen die Leute und wie benutzen sie das? Zum Beispiel Fotografie ist ja über die letzten Jahrzehnte stark angestiegen. Jeder hat jetzt ein Smartphone, damit auch ein Fotoapparat dabei. Die Fotos werden nicht nur einfach spontan, spontan gemacht und viel häufiger, sie werden auch viel häufiger geteilt,
53:20
anderen Leuten zur Kenntnis gegeben. Und da gab es zum Beispiel einen Journalisten in den USA, John Oliver, kennt vielleicht einen oder andere. Der hat mal auch Edward Snowden interviewt zum Thema Wie ist das eigentlich hier so? Werden die Bilder von meinen Geschlechtsteilen, die ich mit meinen Sexualpartnern teile, tatsächlich von der NSA gesehen?
53:42
Und genau diese Frage hat die Öffentlichkeit in der USA mehr schockiert, als dass die halt da irgendwelche Spione haben, die alles Mögliche sehen. Ja, das greift ja auch sozusagen überknüpft an die Frage von vorher an, weil das eben auch kulturell spezifische Unterschiede sind. Aber das ist auf jeden Fall ganz wichtig. Ich hatte das Kunsturhebergesetz zitiert,
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weil du völlig richtig sagst, welche Fotos werden gemacht und welche werden ohne Einwilligung der Personen verbreitet, auch wenn dann eben manchmal vielleicht der Glaube besteht. Die werden ja nur auf Facebook verbreitet. Das ist ja dann eben keine Öffentlichkeit.
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Aber da stimme ich zu, dass es ganz interessant ist, dass einfach diese Ignoranz da ist oder vielleicht auch nicht wissen wollen. Was passiert denn überhaupt mit den Fotos, die da geteilt werden, die ständig von uns aufgenommen werden? Und auch wenn zum Beispiel dann einfach nur in Anfangssprachen per WhatsApp verschickt werden. Das ist hochspannend, finde ich auch. Gerade auch dann mit Techniken kombiniert wie Gesichtserkennung,
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dass eben klar ist, welche Fotos von wem, wo sind wir, wann mit welchen Menschen, zu welchem Anlass zusammen war. Oder auch so Beispiele wie dass es bei WhatsApp oder Facebook Selbsthilfegruppen gibt, die sich da organisieren, was ja super ist, wenn man eine niederschwellige Organisationsmöglichkeit hat und Kommunikationsmöglichkeit.
55:00
Aber was da zum Beispiel an Krankheitsdaten auch kommuniziert wird, zum Beispiel die Fotos der kranken Kinder. Hey, mein Kind hatte gestern die OP und ihm geht es super. Schau mal, hier ist das Foto. Also ja, genau, ganz wichtiger Punkt. Okay, dann würde ich erst mal sagen, vielen lieben Dank für die ganze, für den Vortrag und für die Diskussion.
55:25
Was vielleicht noch ziemlich gut anknüpft, ist, dass wir gerade zum Thema Privatheit und digitale Identität hier drüben noch eine Kunstausstellung bzw. Installation stehen haben, die sich gewisserweise genau damit beschäftigt, dass sozusagen eine digitale Identität in anonymisierter Form
55:41
nachgestellt, analogisiert und halt haptisch gemacht und greifbar gemacht. Das ist auf jeden Fall sehr sehenswert. Die Tina, die jetzt auch vor uns ein paar Fragen gestellt hat, ist eine von den Künstlern, die das gemacht hat, ist auch natürlich gerne bereit, gefragt zu werden dazu. Und ansonsten würde ich sagen, wir machen jetzt eine halbe Stunde Pause und 18 Uhr geht es weiter mit Programm und ja, vielen lieben Dank. Danke auch.