Was können Roboter in 10 Jahren und wofür setzen wir sie ein?
This is a modal window.
The media could not be loaded, either because the server or network failed or because the format is not supported.
Formal Metadata
Title |
| |
Title of Series | ||
Part Number | 5 | |
Number of Parts | 6 | |
Author | ||
License | CC Attribution 3.0 Unported: You are free to use, adapt and copy, distribute and transmit the work or content in adapted or unchanged form for any legal purpose as long as the work is attributed to the author in the manner specified by the author or licensor. | |
Identifiers | 10.5446/38539 (DOI) | |
Publisher | ||
Release Date | ||
Language |
Content Metadata
Subject Area | ||
Genre | ||
Abstract |
|
1
2
00:00
Power station
00:18
Meeting/Interview
00:41
Automotive industryMeeting/Interview
01:00
ServiceroboterAbstract machineRoute of administrationLecture/ConferenceMeeting/Interview
01:59
Water gapMeeting/Interview
02:41
Nursery (room)Power stationLecture/Conference
03:04
Physical quantitySpaceflightMeeting/Interview
03:40
GerätMeeting/Interview
04:07
Umbruch <Drucktechnik>Meeting/Interview
04:54
Route of administrationMeeting/Interview
05:24
Rail transport operationsToolLecture/ConferenceMeeting/Interview
06:10
Direction (geometry)Android (robot)Power stationMeeting/Interview
06:38
GerätMeeting/Interview
07:18
Android (robot)ÜbertragerGerätPower stationMeeting/Interview
07:41
Direction (geometry)Industrial robotPistonAssembly linePower stationLecture/ConferenceMeeting/Interview
08:41
Meeting/Interview
09:23
HämmernGerätPower stationLecture/ConferenceMeeting/Interview
09:41
Pharmaceutical formulationPower stationMeeting/Interview
10:12
Power stationMeeting/Interview
10:40
Meeting/InterviewPower station
11:00
Industrial robotMeeting/Interview
11:27
Meeting/Interview
11:47
UrformenPower station
12:05
Meeting/Interview
12:22
Direction (geometry)Power stationLecture/ConferenceMeeting/Interview
12:55
Power station
13:17
Meeting/Interview
14:04
PlatzPower stationLecture/ConferenceMeeting/Interview
14:52
AnstrichMeeting/Interview
15:38
AutomobilePower stationMeeting/Interview
16:23
Power stationLecture/ConferenceMeeting/Interview
16:45
FlooringMeeting/Interview
17:09
Movie theaterHouseMeeting/Interview
17:37
Power station
17:54
Meeting/Interview
18:20
Power stationMeeting/Interview
18:43
GamePower stationMeeting/Interview
19:31
FormerClockPower stationMeeting/Interview
20:20
Power station
20:48
Meeting/Interview
21:20
Meeting/Interview
21:49
SlightingTorque
22:08
Power station
Transcript: German(auto-generated)
00:04
Also wir merken in der Diskussion, dass eigentlich das Eintritt, Herr Dittmer, was Sie am Anfang gesagt haben, ist ganz schön schwierig zu sagen, worüber reden wir eigentlich, wenn wir über die Roboter reden. Also das hängt sozusagen wiederum jeweils von den Perspektiven ab. Vielleicht machen wir eine kleine Runde mit der Frage, was meinen Sie, was in den nächsten Jahrzehnt die Anwendung sein wird,
00:24
oder die Anwendungen sein werden, in denen Robotertechnik, soweit wir sie heute kennen und entsprechend definiert haben, eine besondere Bedeutung sowohl in der Forschung vielleicht auf der einen Seite und auf der anderen Seite für Alltagsanwendungen hat, was sozusagen auch für Menschen relevant wird, die sich nicht berufsmäßig mit diesen Dingen beschäftigen, also jetzt
00:44
nicht unbedingt die Frage von Produktionsrobotern in der Automobilindustrie oder so etwas, sondern was tatsächlich alltagsrelevant ist. Können wir so eine Runde mal machen, vielleicht kommen wir dann stärker und genauer auf Anwendungsgebiete. Wer möchte beginnen?
01:01
Ja, kann ich gern machen. Derzeit sind es tatsächlich die Hauptanwendungen in der Industrierobotik und da haben die Roboter eine ganz entscheidende Rolle gespielt seit der 80er Jahre. Man hatte am Anfang gefürchtet, dass die Roboterarbeitsplätze vernichten werden. Jetzt ist die Situation
01:21
heutzutage so, dass die Branchen, die frühzeitig mit Roboter automatisiert haben, zum Beispiel die Automobilindustrie, noch diejenigen sind, die in Deutschland produzieren, weil sie einfach die Produktivität dermaßen gesteigert haben, dass sie jetzt mit billigen Lohnländern mithalten können, deren Branchen, die das verpasst haben, zum großen Teil im Ausland produzieren. Allerdings ist dieser Anwendungsbereich zum größten Teil gesättigt. Man sieht wenig Fortschritt. Einen großen Fortschritt hat man
01:46
in den letzten Jahren im Bereich der sogenannten Servicerobote gesehen und eine Applikation haben sie ja bereits angesprochen. Rasenmäher, dann gibt es die Saugerroboter. Man kann darüber streiten, ob man die als Roboter bezeichnet oder nicht, ob das jetzt ein Automat ist, aber die können ganz schön viel.
02:03
Also die sind in der Lage, zumindest die neuesten Modelle, sich mehr oder weniger selbstständig eine Karte der Umgebung zu machen, ihren Weg zu finden und sich den zu merken. Das war ein Problem, das man in den letzten zehn Jahren erst gelöst hat. Wie fahre ich durch eine Umgebung mit all den Unsicherheiten, die sich auch aufsummieren, der Entfernungsbestimmung.
02:22
Wie schaffe ich, zu wissen, wo ich bin, mich nicht zu verlieren und gleichzeitig eine Karte aufzustellen und wenn ich irgendwo einen Kreis schließe, zu erkennen, mich auf diesen Kreis geschlossen. Mit diesen neuen Techniken, plötzlich können die Roboter autonom durch die Gegend fahren und man sieht in den letzten Jahren, Slam, Simultaneous Localization Network nennt sich diese Technologie, die jetzt einen Durchbruch hatte.
02:43
Und seitdem sieht man plötzlich Roboter, die autonom fahren. Man kann sagen, dieser Staubsaugerroboter vielleicht ist noch kein Roboter, aber denken sich nochmal einen Arm drauf und dass der Roboter jetzt anfängt auch die Legosteine im Kinderzimmer aufzuräumen. Spätestens dann wären wir uns einig, dass das jetzt schon langsam ein Haushaltsroboter ist. Also diese Mobiliansysteme,
03:03
die putzen, waschen, irgendwie autonom in Krankenhäusern umfahren und Essen verteilen, das wird sicherlich ein großer Bereich. Natürlich unser Hauptanwendungsbereich ist der Raumfahrt und da ist es unumstritten, dass die Roboter großen Nutzen bringen, weil es einfach ein für Menschen unwirtliches Environment ist.
03:25
Es ist sehr teuer, sehr gefährlich, Menschen ins Weltall zu bringen. Eine Marsreise ist immer noch sehr umstritten, weil sie große, große gesundheitliche Risiken bergen. Das würde deswegen, wenn man jetzt unser Sonnensystem erforschen möchte, Monate von Jupiter oder Saturn, dann kann man das nur mit Robotern machen.
03:47
Aber unwirtliche Umgebungen gibt es auf der Erde auch. Fukushima hat diese Diskussion über Roboter, Neuinfach, Erdbebengebiete, Überschwemmungen, wo Menschen in Rettungseinsätzen ihr Leben riskieren.
04:03
Da denkt man auch immer darüber nach, Roboter zumindest als Teilautonome, als Helfer, als ferngesteuerte Geräte einzusetzen. Minen entschärfen ist auch ein Thema, wo man sehr, sehr ungern Leute dahinschickt. Und ein Thema möchte ich nochmal, also zwei eigentlich.
04:22
In der Produktion sind wir gerade in einem Umbruch. Bis jetzt gab es Roboter oder Menschen, Produktionsstraßen für Roboter oder für Menschen, weil Roboter für Menschen viel zu gefährlich waren. Und wir waren auch von unserem Institut sehr stark daran beteiligt, Roboter zu bauen, die mit Menschen interagieren. Dafür haben wir den Begriff Soft Robotics genannt, Roboter, die nachgiebig, weich sind, sich an die Menschen anpassen, ungefährlich sind.
04:45
Und das mittlerweile gibt es. Diese Technologie haben wir auch lizenziert. Und das spricht man in diesem Zusammenhang von Industrie 4.0, haben Sie vielleicht auch aus den Medien jetzt mal wieder gehört, von Mensch-Roboter-Kooperation. Also Roboter oder Mensch, der als Hirte für eine Schale Roboter agiert, die für ihn irgendwas ausführen.
05:04
Menschen und Roboter, die wirklich zusammenarbeiten und die Planungs- und Kognitionsfähigkeiten des Menschen mit der Wiederholbarkeit des Roboters verbinden. Das heißt wieder Produktivitätssteigerung, nicht der Mensch aus der Loop, nicht Mensch gegen Roboter, sondern zusammen. Und das letzte Feld, Medizintechnik, finde ich auch ein sehr, sehr spannendes Thema.
05:23
Es gibt in den USA mit einer einzigen Applikation Prostata Krebs Resektion, weiß nicht genau, wie der Fachbegriff ist, aber eben Operationen für Prostata Krebs. Mittlerweile werden 80% dieser Operationen von Roboter durchgeführt.
05:42
Einfach weil es weniger Komplikationen gibt, weniger Rezidive und so weiter. Und da ist auch noch ein riesiges, riesiges Potenzial, wobei man sich das auch nicht so vorstellen darf, dass der Roboter plötzlich autonom einen Menschen operiert. Sondern es ist so, dass der Chirurg mit Hilfe eines Eingabegerätes ein Roboter als intelligentes, sehr, sehr potentes Werkzeug nutzt,
06:05
um zum Beispiel Bewegungen zu skalieren, Zittern zu beseitigen, einfach die Präzision zu erwecken. Aber der Mensch ist nach wie vor in voller Kontrolle. Dieses Stichwort von Industrie 4.0, ich denke, das wird ganz bedeutend sein.
06:20
Das würde ich gerne aufgreifen. Sie haben ja konkret gefragt, was ist in den nächsten zehn Jahren los? Also in den nächsten zehn Jahren werden wir nicht erleben, dass humanoide Roboter bei uns in den Küchen sind oder als Assistenten an den Universitäten oder sonst wo. Aber dieses Stichwort geht in eine richtige Richtung.
06:41
Als man Anfang der 50er Jahre, die damals großen Computerpioniere, gefragt hat, was wird die Zukunft des Computers sein? Da war die Antwort von Leuten wie John von Neumann, da wird es einige Großzentren geben, also unsere Großrechner, und die werden dann ihre Rechnungen für irgendwelche speziellen Aufgaben durchführen.
07:01
Wir haben etwas ganz anderes bekommen, was keiner vorausgesehen hat. Wir haben das Internet bekommen. Wir haben heute uns selber viele Apps. Das ist die Wirklichkeit. Und das zeigt einen Trend. Also da wird am Computer die Vorstellung, in ein Gerät möglichst viel Power reinzubringen.
07:22
Übertragen auf die Robotik würde das bedeuten. Wir würden tatsächlich der humanoide Roboter so menschenähnlich wie möglich alle möglichen kognitiven, motorischen und sonstigen Fähigkeiten dort konzentrieren. Stattdessen die Bewegung im Computing, Verteilung der Funktionen in die unterschiedlichen Geräte hinein.
07:44
Man redet ja heute vom Internet der Dinge. Und Internet der Dinge heißt eigentlich, Dinge im Gebrauch sind mit intelligenten Funktionen versehen. Und dieses Stichwort Industrie 4.0 geht ja genau in diese Richtung rein. Also diese Vorstellung, erste Phase, da war die Dampfmaschine, das für Industrie 1.0, Industrie 2.0, das wäre Henry Ford, also das Fließband.
08:09
Dann Industrie 3.0, das war die Phase, als die Industrieroboter in klassischer Art jetzt bei VW oder sonst wo ans Fließband kamen und dort gearbeitet haben.
08:21
Und jetzt die Vorstellung, autonome Servicegeräte, die mit intelligenten Funktionen verbunden sind, die interagieren untereinander. Also was weiß ich, der Kolben spricht mit der Werkbank und verständigt sich darüber, wann jetzt ein intelligentes Assistentgerät kommt, um den Kolben irgendwo anders hin zu transportieren, nämlich zur Werkbank.
08:49
Und sowas, ja. Also diese Art von Autonomie und wenn man das jetzt auf den Alltag überträgt, dann hätte man auch die Killer-Applikation, die ja nach wie vor in der Robotik fehlt.
09:01
Diese teuren Geräte, die würden ja irgendwann mal wieder Superrechner, würden die irgendwo dann in Labors stehen oder in Instituten, die sich das leisten können, aber würden für unseren Alltag keine Rolle spielen. Aber jeder kann sich so ein kleines App heute leisten und so könnte ich mir vorstellen, dass in 10 Jahren, also
09:21
über diese industrielle Entwicklung, auch diese intelligenten Service-Systeme in den Alltag kommen, in den Haushalt eindringen und wo auch immer. Aber auf jeden Fall nicht in dieser homologiden Form, wie wir das also klassisch uns immer vorstellen. Also die beiden ersten Statements haben was von Dezentralisierung gesagt und durchaus die Geräte unter Kontrolle des
09:45
Menschen. Ihre Formulierung war, der Mensch als Hirte der Roboter. Daran müsste der Theologe doch anschließen können. Ich habe Erklärungsbedarf bei dem Begriff des Autonomen und des Halbautonomen, der hier verwendet wird. Autonom heißt
10:02
immer im Rahmen der Gesetze und Funktionalitäten, die der Mensch der Kooperation von Robotern untereinander zulässt oder? Also Halbautonomie ist ein gradueller Begriff. Man kann nicht sagen, der Mensch ist autonom. Wir sind auch nicht
10:21
in dem Sinne autonom, sondern wir hängen natürlich auch graduell von was weiß ich, genetischen, kognitiven Vorgaben ab. Zum Beispiel Moderatoren, die als Dompteure einspringen und so weiter. Also das ist klar. Insofern ist das ein gradueller Begriff.
10:41
Aber er heißt, dass ein Spielraum besteht, um Entscheidungen treffen zu können, wie groß diese Varietät auch immer sein mag. Also die Leitfrage war Zukunftsperspektive. Zukunftsperspektive der Robotik in den nächsten zehn Jahren. Wie stellen Sie sich das vor? Also ich kann nur da hören, in den Bereichen, für die dort geforscht
11:03
wird. Also Sie haben jetzt sehr deutlich gemacht, dass es im Grunde die Industrierobotik eine Fortsetzung, eine Weiterentwicklung ist, die dann wiederum in den Alltagsraum zurückschwappen wird. Gleichwohl wird sehr stark, man weiß das von Japan, daran geforscht, Roboter möglichst menschenähnlich für Alltagskontexte zu entwerfen.
11:27
Und da stellt sich bei mir immer die Frage, warum müssen diese Roboter eigentlich diese Gesichtssimulation haben, als seien sie Menschen, als könnten sie nicht nur Informationen kommunizieren, sondern auch Emotionen kommunizieren.
11:42
Im Grunde sehen sie ja aus wie Puppen. Man kommuniziert im Grunde wie Kinder mit Puppen. Man weiß, dass das keine Menschen sind und zugleich freut man sich darüber, dass sie so ausschauen, als wären sie Menschen. Also man macht beides zugleich und das geht ja auch wunderbar, beim Tamagotchi war das wahrscheinlich in der Urform
12:05
so der Fall, dass das Kindchen-Schema, auf das wir dann alle doch irgendwie, wenn wir wollen anspringen, teilweise funktioniert. Für mich ist nicht ganz klar, ob eigentlich zu funktionieren eines Service-Roboters im Alltag notwendig ist, dass diese Menschenähnlichkeit vorhanden ist. Das wäre für mich eine sehr wichtige Frage.
12:24
Vielleicht kann ich dazu, weil wir in Bielefeld genau an dieser Frage auch forschen und man muss da zwei große Ausgestaltungsrichtungen von Robotern unterscheiden. Die eine Ausgestaltungsrichtung, sehr stark beispielsweise durch japanische Kollegen wie den Roshi Ishiguro bekannt geworden ist, dass
12:44
man eine absolut naturalistische Form des Roboter-Aussehens anstrebt, sodass man ihn möglichst schlecht von Menschen unterscheiden kann. Diese Arbeiten zielen darauf im Grunde herauszufinden, worauf es denn ankommt, wenn man überhaupt Unterschiede erkennen möchte, so eine Art Touring-Test im Hinblick auf die Verkörperung von Robotern.
13:08
Die andere Variante von diesen Robotern sind sehr teuer, sehr aufwendig und da gibt es auch gewisse Diskussionsbedarf. Die andere Sorte von Robotern, das sind diese Karikaturen. Sie haben diesen Floppy-Kopf gesehen, die so
13:22
mit stilisierten Gesichtsausdruck arbeiten und die dadurch in der Lage sind unmittelbar eine emotionale Rückmeldung zu geben. Zunächst erscheint das wie ein ziemlicher Luxus oder relativ überflüssig, aber wir verarbeiten einfach diese Emotionen sehr stark. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass einfach der emotionale Kontext auch unterschiedliche Gehirnaktivierungen
13:44
erzeugt, sodass auch die Aufnahme von Informationen, die Reaktionen sehr stark davon geprägt wird. Und es wird in einfache Situation unmittelbar klar, wenn ich einem Roboter etwas sage und er macht ein Fragen des Gesichtes, ist das eine sehr unmittelbare Kommunikation. Wenn ein Roboter mich beispielsweise beim Üben im Sport motivieren möchte, ist ein entsprechender Gesichtsausdruck dabei durchaus hilfreich.
14:09
Und für solche Anwendungsfelder macht diese Forschung Sinn über reine Forschungszwecke hinaus, die sich natürlich auch darauf richten können, wie stark jetzt etwa der Gesichtsausdruck daran beteiligt ist, dass das, was ich sage, überzeugend oder nicht überzeugend rüberkommt.
14:27
Und solche Roboter ermöglichen einem mit solchen Fragen zu arbeiten, auch in Anwendung reinzugehen. Und sie werden dann, das war meine Prognose für die zehn Jahre, das wird zehn Jahre, das ist dann ein kurzer Zeitraum, aber das wird Ende dieser zehn Jahre die ersten geselligen Roboter erleben werden.
14:45
Roboter, die tatsächlich entlang dieser Dimension, die nun in der Physik gar keinen Platz hat im klassischen Engineering, aber die in dieser Qualitätsdimension der Geselligkeit eine Leistung erbringen und dadurch für uns in verschiedenen Bereichen interessant und wichtig sein können.
15:00
Die ersten Anfänge sieht man etwa schon bei diesen japanischen Robbenrobotern PARO, die bereits in Kliniken daraufhin untersucht werden, inwieweit sie dementen Personen beispielsweise die Möglichkeit geben, sich weniger einsam zu fühlen. Das ist natürlich sofort mit einer Ethik-Diskussion verbunden und mit so Fragen,
15:22
worauf kommt es denn jetzt an, damit so ein Mensch sich wohlfühlen kann? Darf das durch ein Roboter, durch die Präsenz eines gewissermaßen künstlichen Haustiers, das keinen höheren Anstrich hat, diese Roboter überhaupt angegangen werden? Also diese Schrumpfform von Gesichtsausdruck, das wissen Designer schon länger. Wenn
15:43
Sie an Automobil-Design denken, dann spricht man vom Gesicht des Autos. Und die Leute machen sich wirklich Gedanken darüber, ob sein Auto uns freundlich anguckt oder unfreundlich. Man kann sich das dann womöglich bald wählen, dass man, wenn man von hinten schnell kommt, das unfreundliche Gesicht, die linke Spur, frei macht. Darüber wird wirklich nachgedacht. Das ist kein Witz.
16:00
Herr Falkenburg, wie stellen Sie sich die Zukunft so? Ja, ich glaube, vor allen Dingen mit Blick auf die demografische Entwicklung in Deutschland, dass wir es zu tun bekommen werden mit Assistenzsystemen im Pflegebereich und auch zu tun bekommen müssen. Und ich glaube wirklich, dass das wesentliche daran ist, dass es sich um Assistenzen handelt.
16:22
Also jeder kennt das vielleicht aus seinem persönlichen Bereich. Wenn alte Menschen in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt werden, wenn sie aber gleichzeitig noch autonom zum Beispiel leben wollen, dann brauchen sie Hilfsmittel. Und ich erwarte eigentlich, dass es in diesem Bereich viele Hilfsmittel geben wird, die dieses autonome Leben im Alter erleichtern.
16:46
Wozu sicherlich auch einbindendes System leben, also intelligente Häuser gehören werden, intelligente Bodenbeläge etc. Da kann man sich dann darüber streiten, inwieweit das robotisch ist. Und ich glaube, wir müssen einfach nur aufpassen, dass wir nicht einen Menschen ersetzen durch einen Roboter.
17:05
Deswegen habe ich auch immer ein Problem tatsächlich auch mit dem Begriff der Autonomie. Ich glaube eigentlich nicht daran, dass es autonom entscheidende Roboter geben wird, die dann, man kann das gerade sehr schön sehen. Ich weiß nicht, ob jemand auf Arte die Sendung We Are Humans verfolgt, das ist eine Serie oder auch zuletzt im Kino Robot und Frank,
17:23
dass da alte Leute mit Robotern konfrontiert werden, die ihnen sagen, was sie zu essen haben und wann sie das Haus zu verlassen haben und sich dagegen natürlich aufliegen. Also diese Konflikte sind im Fiktionalen alles schon dargestellt und abgehandelt. Ich glaube da nicht dran, dass wir dahin kommen, zumindest nicht in den nächsten zehn Jahren.
17:43
Ich denke zehn Jahre ist da auch ein sehr geringer Zeithorizont, wenn man sich jetzt mal mutigerweise vielleicht 50 Jahre vorstellt. Denn der Film 2001 ist ja schon bald 50 Jahre, also 45 Jahre, liegt ja zurück.
18:01
Und damals war man sozusagen euphorischer und mutiger. Also ich denke, um auch einen Bereich noch anzuschneiden, der bisher gar keine Rolle gespielt hat, der aber meiner Ansicht nach unbedingt da mit rein gehört, weil er natürlich Technologien forciert, das ist der ganze militärische Bereich. Also da machen wir uns doch nichts vor, autonom bewegte oder
18:22
wie auch immer programmierte Flugkörper, Torpedos, Nahflugkörper, Hubschrauber, Drohnen, alle Sorten. Das wird ein großes Entwicklungsfeld sein, das ist so, auch wenn wir das natürlich aus moralischen Gründen bedauern. Und über diese Technologien werden weitere im Dunstkreis des Militärischen forciert werden.
18:45
Denken Sie an Überwachung, denken Sie an Nanotechnologien, dass es autonome Kleinstroboter geben wird, wir reden jetzt von 50 Jahren, die zum Beispiel in den menschlichen Körper eindringen können, ohne dass derjenige etwas davon mitbekommt.
19:01
Und die Interessenlagen, die dahinter sind, die sind ja sehr, sehr real. Da muss man kein Pessimist sein, sondern muss man sich nur die Menschheitsgeschichte anschauen. Also das ist ein Bereich, der sicherlich auch eine große Rolle spielen wird. Und natürlich redet man lieber über Assistenzroboter für alte, deminte Leute. Aber sozusagen das, wo dann auch Technologien mitforciert werden, wo viel Geld mitgemacht wird,
19:26
wo letztendlich dann auch gesellschaftliche, globale Konflikte mitentschieden werden, wo man zumindest die Hoffnung hat, das wird natürlich auch eine Rolle spielen. Ich möchte auch eine Sache zum Humanoiden sagen, weil das natürlich dieser typische Topos eigentlich aus dem Film,
19:40
der sich da wiederum in der Literatur bedient ist, interessant ist ja, das hat man auch gerade hier in den Bildern gesehen, wo man so angedeutete Gesichtszüge sieht. Das, wenn da eingeblendet wird, Anger oder Smile oder so, das Interessante daran ist ja die Reduktion. Und die Reduktion ist nun wirklich, also die alterische Reduktion ist ja ein Urmoment der Moderne,
20:05
also des 20. Jahrhunderts, wenn man so will. Und wir haben ja auch im Bilderlesen, im Alltag sehr stark gelernt, aus reduzierten Formen auf komplexe Inhalte zu schließen, auch komplexe emotionale Inhalte zu schließen.
20:21
Und ein Erfolg eines Animationsfilms wie Wallace & Gromit beruht ja gerade auf der Reduktion, dass man also tatsächlich unmittelbar menschlich berührende Erlebnisse haben kann mit auf ganz kleine Archivformen reduzierte Bewegungen.
20:40
Und ich glaube, dass dort noch ein großer Lernprozess stattfinden wird, denn ich ehrlich gesagt, dieser japanische Ansatz, dass Roboter Menschen ähnlich aussehen müssen, erscheint mir primitiv, als wäre in der Malerei das realistischste Bild das Beste. Dann können wir die Mona Lisa sozusagen als Endpunkt der Malerei betrachten und Picasso ist ein Charlatan, der nicht weiß, wie man eine Frau malt.
21:02
Das ist ja lächerlich. Und ich glaube, dass wir in der Stilisierung, in der Reduzierung auf Wesentliches, darüber müssen wir noch viel mehr nachdenken bei Robotern, denn das funktioniert ja erstaunlich gut. Und immer wird das Spannungsfeld dasein zwischen dem Menschenähnlichen,
21:23
das ich aber vielleicht gerade aus einem kleinen Rechteck erkenne, und dem Menschenunähnlichen, das mich befremdet und dann reden wir doch von Ur-Emotionen. Wir haben jetzt über freundliche Worte eines Assistenzroboters zu einer alten Frau gesprochen, aber stimmen wir das noch mal weiter.
21:42
Dann geht es letztendlich um die Frage, wir reden von 50 Jahren, kann ein Roboter so stark lieben wie ein Mensch? Oder mir zumindest das Gefühl vermitteln oder mich in die Irritation versetzen, ich könnte beispielsweise einen Roboter erweichen. Ich könnte emotionale Reaktionen bei einer Maschine hervorrufen.
22:03
Das ist ja ein spannender Moment. Bin ich der Auserwählte, der diesen Roboter zu leben erwechselt? Auch etwas aus dem Film natürlich. Das ist ja schon bei Leuten schwer genug. Ja, wir müssen das Feld ein bisschen wechseln.