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Formale Metadaten

Titel
Signalverhalten und Signalstrukturen
Alternativer Titel
Signal Actions and Signal Structures
Autor
Mitwirkende
Lizenz
Keine Open-Access-Lizenz:
Es gilt deutsches Urheberrecht. Der Film darf zum eigenen Gebrauch kostenfrei genutzt, aber nicht im Internet bereitgestellt oder an Außenstehende weitergegeben werden.
Identifikatoren
IWF-SignaturD 1339
Herausgeber
Erscheinungsjahr
Sprache
Andere Version
Produzent
Produktionsjahr1975

Technische Metadaten

IWF-FilmdatenFilm, 16 mm, LT, 120 m ; F, 11 min

Inhaltliche Metadaten

Fachgebiet
Genre
Abstract
Illustration einiger grundlegender semiologischer Begriffe (handlungs-, strukturspezifische und kombinierte Signalsysteme) der Biokommunikation durch Beispiele der Balz von Paradies- und Laubenvögeln. Außerdem Darstellung einiger Hypothesen zur Evolution des Laubenbaus.
Schlagwörter
IWF-Klassifikation
Im Bau der Lebewesen bestehen Unterschiede zwischen Gebrauchs- und Signalstrukturen. Ihr Verhalten gliedert sich in Gebrauchs- und Signalhandlungen. Füße und Schnabel zum Beispiel des Leiherschwanzes Menura Superba
dienen der Fortbewegung und Nahrungsaufnahme und kaum der innerartlichen Verständigung. Sie sind Gebrauchsstrukturen. Das Schwanzgefieder der Männchen, dem diese Art den Namen verdankt, kennzeichnet Art, Alter und Geschlecht, ist der Bewegung im Flug eher hinderlich
und folglich eine Signalstruktur. Die Paradies- und Laubenfögel sind gleichfalls Sperlingsvögel. Das Art, Geschlechts- und Alterstypische Muster des Deckgefieders von Paradisär Rudolfi
ist Bestandteil eines strukturspezifischen Signalsystems. Hier aber wirken Handlung und Struktur im Verbund eines kombinierten Signalsystems. Handlungen, die Signalstrukturen zur Geltung bringen, heißen Demonstrationsbewegungen oder Präsentationen.
Dies noch nicht ausgefiederte Männchen der Spezies Paradisär Ragiana signalisiert durch markante Bewegungen von Gebrauchsstrukturen, die denen der Weibchen, die keine Gesichtsmaske tragen, entsprechen. Ist die Gesichtsmaske Bestandteil eines strukturspezifischen Signalsystems?
So werden diese Bewegungen im Rahmen eines handlungsspezifischen Signalsystems ausgeübt. Der schon geschlechtsreife Vogel präsentiert aber auch eine Signalstruktur, die erst der Ausgefiederte im vollen Umfang aufweist.
Struktur- und handlungsspezifische wie kombinierte Signalsysteme haben bei Paradies- und Laubenfögeln im Laufe der Entwicklung, die auf eine gemeinsame Stammgruppe starrenähnlicher Sperlingsvögel zurückweist, eine Differenzierung erfahren, die ihresgleichen sucht.
Diese Signalsysteme stehen im Dienst der Fortpflanzung und Artentrennung, dennoch sind Dastardisierungen nicht selten. Die Männchen von Paradisär Apoda balzen zu mehreren in ortsfesten Arenen. Sie vereinigen sich zu eindrucksvollen, synchronisierten Gruppendisplays.
Zur Paarung kommt es meistens auf einem sekundären Balzast, der als Revier verteidigt wird. Nicht alle Paradiesvögel sind sexuell die Morph. Die Laubenfögel sind es nur selten. Ein Seidenlaubenvogelpaar.
Das Männchen links ist noch nicht völlig ausgefärbt. Zwei große Fleckenlaubenvögel. Das Weibchen in der Laube. Ein Mangel an solchen Signalstrukturen kann durch Signalhandlungen, zum Beispiel Vokalisierungen, ausgeglichen werden, die auch bei Paradiesvögeln eine große Rolle spielen.
Ein Männchen des zahnschnäbeligen Laubenfogels, der wie die meisten Arten der Unterfamilie ein guter Spötter ist. Doch die Entwicklung nahm noch einen anderen Weg.
Er führte bis in die Lauben und Gärten der Gärtnerlaubenvögel, von denen die ersten Entdecker glaubten, dass Eingeborene sie zum Vergnügen ihrer Kinder errichtet hätten. Er führte zu deponierten Signalstrukturen. An Hypothesen über die Entstehung fehlt es nicht.
So könnte es einmal begonnen oder auch aufgehört haben. Die Zweige am Balzast werden in der Paarungszeit allmählich entlaubt, vielleicht um die Sichtbarkeit zu erhöhen. Dann werden auch Ästchen abgerissen, zum Balzplatz gebracht und dort entblättert.
Der zahnschnäbelige Laubenvogel, auch Tennenbauer genannt, säubert wie einige urtümliche Paradiesvögel auch den Waldboden zu einem Balzplatz. Er wird mit Blättern ausgelegt. Dies Tier wählt vorwiegend Ingwerblätter,
deren Beschaffung viel Mühe bereitet. Beim Abschneiden der Blätter kommt ihm die Ausgestaltung des Unterschnabels entgegen, in dem sich drei Zacken befinden, denen Vertiefungen im Oberschnabel entsprechen. Verwägte Blätter werden sorgfältig entfernt und am Tennenrand wallartig abgelegt.
Die sogenannten Maibäume des Langschopfgärtnervogels sind bis zu zwei Meter hoch. Sie werden mit grau-braunen Klümpchen zerkauter Blätter behängt.
Die korpereigene, geschlechtsspezifische Signalstruktur des Nackenschopfes wird in der Balz auffällig demonstriert. Die Balz ist bedeutend geschützter als die von Paradiesvogelarten.
Beim Kurzschopfgärtnervogel sind die Schmuckfedern dunkler. Die roten Stücke der mit Sorgfalt geordneten Sammlung haben die Farbe des Schopfes. Von den anderen meint Giliad, sie wiesen Farben auf,
die die Tiere im Lauf der Entwicklung buchstäblich abgelegt hätten. Die Deponie von Signalstrukturen ist biologisch vorteilhaft. Zwei Seidenlaubenvögel. Der linke, noch nicht ausgefärbte, sieht scheinbar unbeteilig zu,
wie ihm der ältere die Laube bis auf den Boden zerstört. Wie würde sich ein Paradiesvogel verhalten, wenn man ihn solchermaßen rupfte? Tilonorunchus violatius schmückt sich mit fremden Federn des Regenbogenloris pitairis und anderen blauen,
gelben und gelbrünen Gegenständen, die an der Laube ausgelegt sind. Sie werden demonstriert. Einige Arten der Gattung Chamidera besitzen einen Nackenschopf, der manchen Individuen fehlt. Bei Chamidera nuchalis ist dieses Display orangefarben.
Die Sammlung umfasst weißlich graue, blaue und rote Gegenstände. Demonstrationen einer gründigen Beere. Lauterbachs schopfloser Laubenvogel zeigt hauptsächlich rote Beeren. Für Gilear der Hinweis auf einen einstigen Nackenschopf dieser Farbe.
Der Seidenlaubenvogel scheint außer seinem Sammlungsstück noch ein fiktives Nackendisplay darzubieten.
So viel zu den farbmodulierten Signalstrukturen. Die Hypothese der Substitution ursprünglich korpereigener Signale durch Deponierte ist gleichermaßen einleuchtend und spekulativ. Im Sinne dieser Spekulation könnte die Form der Laube des Seidenlaubenvogels
als Reminiszenz eines Leiherschwanzes oder auch anderer Strukturen des Gefieders betrachtet werden. Weder die Tenne des Tennenbauers, noch der Beizplatz des Goldlaubenvogels legt eine solche Ausdeutung nahe, sodass auch denkbar erscheint,
dass Form wie farbbetonte Sekundärstrukturen nicht durchweg Imitationen von einstigen, dem korpereigenen Primärsignalen, sondern auch Neuentwicklungen sind. Die Weibchen einiger Arten hocken im Inneren der Laube so wie in einem Nest. Den Männchen dieser Arten
ist das Anstreichen der Lauben gemeinsam. Mit einer Paste aus Speichel und wahrscheinlich pflanzlichen Stoffen bestrichen werden stets nur die Innenwände der Lauben. Der Fachbelag ist nach dem Trocknen bräunlich. Insofern ist die Vermutung nicht gänzlich abwegig, dass es sich in den inwendig gefärbten Lauben
nicht etwa um Nester trappen, sondern um deponierte Korbastrukturen handelt. Das Weibchen schlüpft nicht in ein Nest, sondern unter den braunen Flügel des Männchens, wie dies als Element des Paarungsvorspiels bei Paradisäer minor beobachtet werden kann.
Eine Erklärung des Anstreichens läge dann hier. Doch wie auch immer. Festhalten lässt sich, dass die Entwicklung der Paradies- und Laubenvögel ein Zeichenrepertoire herausgebracht hat, das an Reichtum und Vielfalt im Tierreich seinesgleichen sucht. Neben den weit verbreiteten handlungs- und strukturspezifischen
und kombinierten Signalsystemen haben sich in den Lauben und Gärten sekundäre Strukturen deponierter Signale gebildet, die einzigartig sind. Diese Signale sind wie die primären Signale auch natürliche Zeichen, denen Bestimmungselemente wie arbiträre Beliebigkeit,
soziale Tradition, Austauschbarkeit von Sender und Empfänger fast alle Eigenschaften der sogenannten eigentlichen Zeichen charakteristischerweise fehlen. Da sie jedoch im Gegensatz zu den Gebrauchsstrukturen und Handlungen auf die Verständigung spezialisiert sind,
sind sie im eigentlichen Sinne Zeichen.