Multimodale Texte in der Überstzungspraxis (Teil 3/7)
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Formale Metadaten
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Teil | 3 | |
Anzahl der Teile | 29 | |
Autor | ||
Lizenz | Keine Open-Access-Lizenz: Es gilt deutsches Urheberrecht. Der Film darf zum eigenen Gebrauch kostenfrei genutzt, aber nicht im Internet bereitgestellt oder an Außenstehende weitergegeben werden. | |
Identifikatoren | 10.5446/65022 (DOI) | |
Herausgeber | 014nnvj65 (ROR) | |
Erscheinungsjahr | ||
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DiagrammComputeranimation
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Computeranimation
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ComputeranimationVorlesung/Konferenz
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Computeranimation
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Vorlesung/Konferenz
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Computeranimation
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Vorlesung/Konferenz
Transkript: Deutsch(automatisch erzeugt)
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Herzlich willkommen zur Vorlesung Transationswissenschaft. Ich bin Professor Angelika Hennecke. Heute, im dritten Teil unseres großen Themas Multimodalität, beschäftigen wir uns abschließend
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mit einigen theoretisch-methodischen Aspekten und wir werden dazu einige Beispiele sehen. Auf der Grundlage der methodischen Erörterungen werde ich Ihnen ein Modell zur übersetzungsrelevanten
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Textanalyse multimodaler Texte vorstellen. Nachdem wir in der letzten Vorlesung die wichtigsten Postulate der Textlinguistik und der Textsemiotik betrachtet haben, geht es jetzt hier um die Kooperation zwischen den beiden Disziplinen. Beide Auffassungen schließen
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sich nicht aus, sondern sie ergänzen sich. Zum einen werden linguistische Beschreibungsmodelle und Analyseverfahren unter gewissen Voraussetzungen auf andere Zeichensysteme, wie zum Beispiel das Bild, übertragen. Andererseits wiederum werden speziell linguistische Phänomene aus semiotischer Perspektive betrachtet. Diese Ergänzung
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und Kooperation beider Ansätze bedeutet für die Linguistik aber ein Zugewinn und kein Denn die Sprache bleibt unser wichtigstes Analyseinstrument. Sie hat eine wichtige Brückenfunktion. Die Sprache schafft überhaupt erst mal die Grundlage für unsere Fähigkeit,
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bildhafte Vorstellungen zu entwickeln oder in Bildern zu denken. Dass Sprache und Bild ihre Funktionen zunehmend differenzieren und sich gemäß ihren eigenen Potenzialen immer stärker
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ergänzen, ist aber keine neue Erscheinung der Moderne. Das gab es immer schon, jedoch in unterschiedlicher Intensität und eher in Form von Wellenbewegungen, wie Hartmut Stöcke das sagt. Wie wir gesehen haben, hat sich die traditionelle Textlinguistik ja geöffnet,
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hin zu der übergeordneten Textsemiotik. Aber auch Vertreter der Textstilistik haben einen semiotischen Stilbegriff in die Medienwissenschaft transportiert und es gibt die Arbeiten aus dem Bereich der sogenannten Social Semiotics, die sich nach anfänglicher Konzentration auf die Bildgestaltung nun auch detailliert mit typografischen Phänomenen im
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engeren Sinne befassen. Also auch sie legen eine semiotische Perspektive an. Schließlich lieferte Hartmut Stöckel, der schon oft erwähnt wurde, mit seinen Arbeiten zur Verbindung von Textsemiotik und Medienwissenschaft erstmals eine umfassende Textbildtheorie vor.
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Wichtig ist die Aussage, dass beide Wissenschaften kooperieren müssen. Das heißt, die Linguistik kommt nicht ohne die Semiotik aus und umgekehrt. Die Herausforderung für
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zunehmende Bedeutung der Bildhaftigkeit von Texten, diesem Aspekt vor allem im Hinblick auf das Design ihrer Analysemodelle Rechnung zu tragen. Auf dieser und auf der nächsten Folie sehen Sie einige Beispiele solcher Brücken zwischen Sprache und Bild. Zum einen ist
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die Sprache zur Erklärung der Leistung des Bildes und mit dem Bild unerlässlich, zum anderen ihre Leistung als Bild. Die Sprache besinnt sich quasi zum Weilen ihres bildlichen Charakters. Das heißt, Sprachzeichen können als Bilder fungieren und auch umgekehrt
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können Bilder die Funktion von Sprachzeichen übernehmen. Das heißt, der eine Code kann durch den jeweils anderen substituiert werden. Solche Wortbilder illustrieren ganz gut die Schnittstellen zwischen verbalen und visuellen Zeichen. Auf dieser Folie links sehen Sie ein
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Beispiel dafür, dass Sprachzeichen gleichzeitig die Wortbedeutung visualisieren können. Rechts ein Beispiel dafür, wie sich ein Sprachzeichen seiner Bildlichkeit besinnt und hier als Bildzeichen fungiert. Auf dieser Folie hier sehen Sie zwei weitere Beispiele dafür.
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Links symbolisiert der Buchstabe S die Sonne, fungiert also als Bildzeichen. Das klappt hier in dieser spanischen Werbeanzeige, da die Sonne soll auf Spanisch mit dem Buchstaben S beginnt. Das heißt, im Deutschen würde das auch funktionieren. Und rechts
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übernimmt das Bildzeichen für eine Uhr aufgrund seiner analogen Form zu einem O die Sprachzeichen. Besonders bedeutsam für die Verbindung dieses Interfaces zwischen sprachlichen und visuellen Zeichen ist die Typografie. Ein Text lebt von Typografie. Sie verringert
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die optische Distanz zwischen den Codesystemen und kann sogar die Bedeutung eines Textes verändern und modifizieren, also nur allein die Schriftart. Dazu möchte ich Ihnen im
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Video ein Beispiel geben. Dieses Beispiel stammt von Jürgen Schopp. Jürgen Schopp leistete einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Rolle der Typografie für das Übersetzen und er publizierte mehrere wichtige Werke dazu. Auf der Notizseite zur Folie finden Sie die Daraturhinweise. Er ist inzwischen emeritiert. Schauen Sie sich nun bitte den
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Text auf dieser Folie an. Er stammt von einem Plakat, das vor einigen Jahren im öffentlichen Raum zu finden war. So eine Art politische Werbung. Wenn wir diesen Text in der neutralen
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Schrift lesen, übermittelt er auch eine mehr oder weniger neutrale Botschaft. Überlegen Sie bitte für sich, welche Botschaft Ihnen dieser Text vermittelt. Liebe Ausländer, bitte lasst uns mit diesen Deutschen nicht allein. Es könnte sein, dass man Ausländer als Bereicherung für die Gesellschaft betrachtet, sich also zum Beispiel eine
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multikulturelle offene Gesellschaft wünscht und das so zum Ausdruck bringt. Hier sehen Sie nun aber das Originalplakat. Allein die Schriftveränderung ändert grundlegend die Bedeutung der Botschaft. Es wird nun deutlich, dass nicht alle Deutschen, sondern
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eine bestimmte Gruppe gemeint ist. Allein durch die Typografie ergibt sich eine politische Botschaft gegen Rechtsradikalismus. Ich glaube, das ist sehr deutlich sichtbar. Kommen wir nun zu einer Neubestimmung von Text. Ich habe es schon angekündigt.
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Also eine semiotisch orientierte Definition, weil all diese Überlegungen, über die wir gesprochen haben, müssen ja irgendwie auch in einer Textdefinition Eingang finden. Also nicht nur sprachliche Zeichen sind an der Textkonstitution beteiligt und so weiter.
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Das Verständnis dessen, was wir unter Text definieren, hat sich also mit der Öffnung der Perspektive grundlegend geändert. Es hat sich ein neuer semiotisch verstandener Text- und Stilbegriff durchgesetzt. Empfehlen möchte ich hierzu den Sammelband von
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Ola Fix et al. von 2002. Brauchen wir einen neuen Textbegriff, antworten auf eine Preisfrage. Dort plädieren die meisten Autoren für eine offene Textauffassung und eine Ausweitung der Untersuchungsperspektive. Ich möchte Ihnen auf dieser Grundlage eine
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semiotische Textdefinition vorstellen, die aus meiner Sicht so weit und so offen gefasst ist, dass sie in der Lage ist, Texte in ihrem Charakter als semiotic product, wie wir es beschrieben haben, semiotisches Produkt zu beschreiben. Diese Definition stammt von Roland Posner. Er ist ein von mir sehr hoch geschätzter tschechisch-deutscher
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gewesen, er ist leider 2020 verstorben. Er bekleidete seit oder ab 1974 eine Professur für germanistische und allgemeine Linguistik und leitete die Arbeitsstelle
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Semiotik. Die Definition nach Posner lautet, ob ein Gegenstand ein Text ist, hängt von drei Bedingungen ab. Erstens, er muss ein Artefakt, das heißt Ergebnis absichtlich in Verhalten sein,
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also intentionales Verhalten. Zweitens, er muss ein Instrument sein, das heißt es muss eine Kultur geben, in der eine Konvention herrscht, die ihm mindestens eine Funktion verleiht, also ein Instrument, das heißt nicht irgendwie so ein Gegenstand, sondern muss auch eine
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Funktion haben. Und drittens, er muss kodiert sein, das heißt es muss eine Kultur geben, in der ein Code gilt, der ihm ein oder mehrere Signifikate zuordnet, das heißt für dieses Artefakt müssen wir außerdem den Code kennen. Jedes Artefakt, welches intentional erzeugt wurde
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und welches in einer bestimmten Kultur eine Funktion erfüllt, ist damit als Text definierbar. Dann sind auch zum Beispiel Gebäudetexte oder bestimmte Kleidungsstücke oder zum Beispiel sogar das ein absichtlich erzeugtes Geräusch. Wenn man zum Beispiel laut mit
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Absatzschuhen über den Flur läuft, immer vorausgesetzt, die Angehörigen der Kulturgemeinschaft verfügen, über den Code diesem Artefakt eine Bedeutung zuzuordnen. Ich erläutere das mit den Laufgeräuschen ein bisschen genauer. In der Regel verlasse
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ich bei einer Präsenzklausur manchmal sehr kurz den Raum. Wenn ich zurückkomme, dann erzeuge ich mit meinen Schuhen ein entsprechendes Geräusch und die Studierenden, glaube ich, kennen den Code für dieses Artefakt, der da heißt, die kommt gleich wieder. Wir müssen alle
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nicht erlaubten Hilfsmittel schnell wieder einstecken. Diese drei Merkmale, also Artefakt, absichtlich erzeugt. Funktion und Code, den der Textrezepient hat. Das alles zusammenmacht ein Text aus. Ich finde diese Definition richtig genial. Weiter setzt Posener Text und Kultur
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in Beziehung. Er liefert uns einen Kulturbegriff, der an die Definition von Gertz erinnert und welcher Kultur als System und damit als strukturiertes, zeichenhaftes Modell der
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Wirklichkeitsinterpretation begreift. Also auch hier sehen wir den semiotischen Ansatz. In Anschluss an Posener soll hier deshalb Kultur als Zeichensystem verstanden werden. Er sagt, Kulturen sind Zeichensysteme. Ein kulturelles Zeichensystem besteht aus individuellen und
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Zeichenbenutzern, die Texte produzieren, in denen mittels konventioneller Codes Botschaften formuliert sind, welche den Zeichenbenutzern die Bewältigung ihrer Lebensprobleme ermöglichen.
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Das bedeutet, Textproduzenten, Übersetzer und Textrezepienten sind demnach Kulturträger und wir sind Zeichenbenutzer. Die mentale Kultur, das etwas schwammige Wort immer, ist dann nichts anderes als ein System von Zeichenkonventionen und diese Zeichenkonventionen
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regeln das soziale Verhalten und die Bedeutung der Artefakte. Mit diesem Ansatz wird auch gleichzeitig die Trennung der drei Komponenten oder Dimensionen von Kultur, nämlich die soziale, soziale und mentale Dimension, überwunden. Zitat von Roland Posner,
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so sind diese drei Bereiche notwendig miteinander verbunden, denn die Zeichenbenutzer sind auf
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Codes angewiesen, wenn sie Texte verstehen wollen. Diese Verbindung ist auf dieser Folie von mir schematisch dargestellt worden, um das etwas noch deutlicher zu illustrieren und diese Definition von Kultur und Text und deren Inbeziehungssetzung ist so scheinbar simpel
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wie genial. Wir können diese auch nun auf das Übersetzen beziehen. Die von den Zeichenbenutzern produzierten, interpretierten und schließlich übersetzten Texte tragen ja zum einen die Elemente eben dieser Zeichenbenutzer, das heißt deren individuelle und kollektive Erfahrungen,
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Werte, Überzeugung, Wissen. Andere, die diese Texte dann verstehen wollen, müssen demnach über die entsprechenden Codes verfügen, weil diese Codes sind eben Bestandteil der Kultur. Deshalb können wir sagen, Text verstehen ist die Dekodierung von Kultur,
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was für Übersetzerinnen bedeutet, dass sie natürlich die andere Kultur sehr gut kennen müssen. Schauen wir uns das noch einmal bezogen auf die Ebenen der Text-Kohärenz an. Das
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ist ein sehr komplexes Zeichen und der unterliegt mehreren Relationen. Das Artefakt, Text, hatten wir gesagt, sind Artefakte an sich, übermittelt eine Textbotschaft und das ist
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eine strukturierte Einheit, Textbotschaft. Auf dieser Ebene ergibt sich eine Text interne Kohärenz. Der Text muss intern kohärenz sein, in sich. Die Zeichenbenutzer wiederum gehen in irgendeiner Form mit diesem Text um. Sie lesen, verstehen ihn, übersetzen ihn und so weiter. Und damit sind sie aber immer in einer spezifischen und konkreten Kommunikationssituation
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eingebettet mit all den ihnen bekannten relevanten textextern pragmatischen Faktoren. Werden nun diese textinternen Faktoren zu den textexternen in Beziehung gesetzt, dann sprechen wir von einer pragmatischen Kohärenz, wenn das also zueinander passt.
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Und schließlich haben wir die Zeichenbenutzer. Da haben wir gesehen, die sind an ihre Mentalität gebunden, also eingebettet in ihre Kultur und sie müssen ja oder sie kennen die in dieser kulturgültigen konventionellen Codes, die brauchen sie um die Textbotschaft zu verstehen.
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Und auf dieser Ebene, wenn wir also dann die Mentalität oder diese Kultur als ganzes, Zeichensystem einbeziehen, ergibt sich etwas, was ich nenne, kulturelle Kohärenz. Das heißt, die Textbotschaft müssen wir uns sowieso abstrakt vorstellen, wie ein
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strukturiertes System in einer komplexen Situation und für die ergibt sich die Kohärenz auf mehreren Ebenen. Aber die sind alle miteinander verbunden und nicht getrennt. Und dieser weite semiotische Textbegriff, den ich jetzt vorgestellt habe, der impliziert auch,
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dass alle Dimensionen des Zeichens, wir haben ja eine semantische Dimension, eine syntaktische und eine pragmatische, dass die alle miteinander in Verbindung stehen. Das bedeutet wiederum für das Übersetzen, dass jede übersetzerische Entscheidung auf einer
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Ebene Konsequenzen für die andere hat. Wenn wir zum Beispiel eine Entscheidung auf der semantischen Ebene treffen, kann das so gleich pragmatische Konsequenzen haben und umgekehrt. Das ist alles ein Ganzes. Die Bedeutungen sind also keine feststehenden Strukturen,
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Orte oder Einheiten, sondern sie sind als dynamisch veränderbare Zeichenfunktionen aufzupassen. Wenn nun die Faktoren der Situation und der Kultur als Zeichensystem veränderlich sind, dann hat das zur Folge, dass eine Übersetzung immer nur relativ richtig und adäquat oder
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angemessen sein kann. Immer in Bezug auf die konkrete Situation. Das hat mir auch schon erwähnt. Weil es eben in der Natur der Zeichen liegt, dass sich ihre Bedeutungen nicht per geben, sondern erst im Gebrauch konstituieren. Und die Zeichenbenutzer wiederum, die greifen auf
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ihr individuelles und gesamtkulturelles Wissen zurück, um Botschaften überhaupt zu rekonstruieren. Zeichen sind eigentlich demzufolge unbestimmt. Und ein Zitat von Abel, einem Autor, der sagt, die Zeichen funktionieren nicht trotz, sondern vielmehr gerade unter
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Einräumung ihrer Unbestimmtheit, kommunikativ. Also deswegen, weil sie flexibel sind. Das sind also dynamisch veränderbare Entitäten. Und diese Unbestimmtheit, warum ist das immer nur relativ richtig, adäquat, angemessen, wenn wir von Übersetzung sprechen, das verdeutlicht
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jetzt und erklärt, warum zum Beispiel so viele Romane, literarische Werke oder Texte neu übersetzt werden. Weil ganz einfach auf der pragmatischen Ebene zum Beispiel, wenn wir die Textexternfaktoren der Situation betrachten, sich die Situation geändert hat und damit die
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Bedeutung. Kommen wir nun auf der Basis dieser theoretisch-methodischen Überlegung zu einem Modell der übersetzungsrelevanten Textanalyse. Es geht ja für uns um das Übersetzen. Und zwar ein Modell, was angewandt werden kann auf Texte, die eben nicht reinsprachlicher Natur sind,
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der sogenannten multimodalen Texte. Wie ich schon mehrfach gesagt habe, geht es dabei natürlich um die Berücksichtigung aller Zeichensysteme, die an dem Text beteiligt sind und auch um die Art ihres Zusammenwirkens, um diesen kommunikativen Mehrwert auch zu
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schreiben, der ja erzielt wird durch das Zusammenwirken. Dieser Mehrwert, das ist ja ganz wichtig für die Übersetzung, muss da im Zieltext ja auch irgendwie zum Ausdruck kommen. Und je nach kultureller Distanz, also je weiter Ausgangs- und Zielkultur entfernt sind, muss adaptiert,
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modifiziert, expliziert werden zum Beispiel. Der Vorteil einer semiotischen Herangehensweise an Textanalysen besteht in der Allgemeingültigkeit und eben in der grundsätzlichen Anwendbarkeit auf alle Codes. Denn wir haben ja gesagt, wir beschränken uns ja hauptsächlich auf
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den sprachlichen und visuellen. Das sind die Texte, mit denen wir es in der Übersetzerpraxis zu tun haben. Aber natürlich gibt es unendlich viele andere Codes im Internet zum Beispiel oder Zeichenmodalitäten, die an der Textkonstituierung beteiligt sind. Wenn wir aber diesen offenen Ansatz wählen, können wir das prinzipiell auf jeden Code anwenden.
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Also ich möchte Ihnen das Modell jetzt vorstellen, welches ich entwickelt habe. Es lehnt sich an, an das Ihnen sicher einschlägig bekannte Modell von Christiane Nord von dem Buch Textanalyse und Übersetzen. Aber es erweitert diese Methode von Nord um die Modalität visueller Elemente.
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Neben einer detaillierten Untersuchung der Textinternfaktoren in allen Teiltexten muss eben eine Betrachtung darüber hinaus der textkonstitutiven Textexternfaktoren auch erfolgen.
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Und dann schließlich muss dieser Blick auf die Situation nochmal erweitert werden durch den Bezug auf das kulturelle Wirklichkeitsmodell, also die Kultur der Zieltextempfänger auch noch berücksichtigt werden. Das bedeutet schließlich, ja deshalb habe ich Ihnen diese
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Kulturdefinition auch vorgestellt, dass irgendwie sowohl der sprachliche als auch der visuelle Teiltext noch auf ihre Kultureminenz geprüft werden müssen. Nach Christiane Nord erfolgt die Ausgangstextanalyse nach der erweiterten Lasvel Formel,
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das ist Ihnen ganz sicher bekannt. Und so wie diese Formel auf den sprachlichen Teiltext angewendet wird, kann man das auch in etwas modifizierter Form auf den visuellen Teiltext anwenden. Mein Vorschlag für die übersetzungsrelevante Ausgangstextanalyse
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eines visuellen Teiltextes ist folgender. Wer visualisiert was, wozu, für wen, mit welcher Funktion, mit welchen grafischen und visuellen Mitteln, in welcher Reihenfolge,
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unter Verwendung welcher intratextueller Verweise, mit welcher Wirkung. Diese intratextuellen Verweise sind die Interfaces, die schon angesprochen wurden. Die Analyse der Textexternfaktoren, ja sie wissen wann, wo, warum, medium und so weiter,
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die werden ja bereits bei der Ausgangstextanalyse des sprachlichen Teiltextes abgefragt und gelten gleichermaßen für den visuellen Teiltext. Letztlich müssen aber diese Ergebnisse dieser heuristisch zunächst getrennt erfolgten Analyse aufeinander bezogen werden. Also eine Schwierigkeit
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dabei oder vielleicht der schwierigste Teil. Diese Teilergebnisse dann aufeinander zu beziehen und entsprechend zu interpretieren. Und dann kann die entsprechende Übersetzungsstrategie gewählt werden. Dieses Modell ist natürlich als Raster zu verstehen. Also es kann flexibel oder
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muss flexibel an die jeweiligen konkreten Untersuchungsziele angepasst werden. Das heißt, es ist auch nicht unbedingt vielleicht immer nötig alle Elemente so abzufragen, sondern es können auch Schwerpunkte gesetzt werden, je nach Ziel der Untersuchung oder der Analyse.
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Damit sind wir am Ende dieser Vorlesung angekommen. Es ging heute um die Verbindung zwischen Linguistik und Symmetik, also die Kooperation zwischen beiden Disziplinen und um die Entwicklung eines integrativen Modells zur übersetzungsrelevanten Ausgangstextanalyse.
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Ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihre Aufmerksamkeit und freue mich auf das nächste Video.