Interventionen in ländlichen Räumen
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Formal Metadata
Title |
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Subtitle |
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Title of Series | ||
Number of Parts | 8 | |
Author | ||
License | No Open Access License: German copyright law applies. This film may be used for your own use but it may not be distributed via the internet or passed on to external parties. | |
Identifiers | 10.5446/44020 (DOI) | |
Publisher | ||
Release Date | ||
Language |
Content Metadata
Subject Area | |
Genre |
Landluft 20173 / 8
00:00
ArchitectureBauenRegionStudy (room)BauenArchitectureComputer animationMeeting/Interview
02:00
Building materialHouseMeeting/Interview
02:33
ArchitectureHouseRegionBlockbauComputer animationMeeting/Interview
03:42
ArchitectureMeeting/Interview
04:11
ArchitectureLecture/Conference
04:46
ArchitectureComputer animationLecture/ConferenceMeeting/Interview
05:18
Lecture/Conference
05:54
Lecture/ConferenceMeeting/Interview
06:11
TempleLecture/Conference
06:35
ParkLecture/Conference
07:11
Meeting/Interview
07:34
Lecture/ConferenceMeeting/Interview
07:48
Lecture/Conference
08:03
Meeting/Interview
08:29
TempleLecture/ConferenceMeeting/Interview
09:02
Train stationStuccoGrubeLecture/Conference
09:57
MannerismMeeting/Interview
10:28
SaalLecture/ConferenceMeeting/Interview
11:32
MannerismModern architectureLecture/Conference
13:00
RoofFormworkCourtyardLecture/Conference
13:36
EavesEinhausungHouseEngineering drawing
13:59
Engineering drawing
14:34
Roof
14:54
Lecture/Conference
15:10
HallHouse
15:58
LodeBauhofDrawingMeeting/Interview
16:30
HouseBauphysikApartmentStuccoGrade (slope)Hole punchArcade (architecture)Lecture/Conference
Transcript: German(auto-generated)
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Wir werden in der letzten Sitzung eine hoffentlich angeregte Debatte über die Frage regionales Bauen, ich erzähle euch bis jetzt ja nur über regionales Bauen, versus regionalistisches
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Bauen. Also regionalistisch ist dann sozusagen das professionelle Gestalten, wie Sie hier alle da sitzen, Sie können nicht regional bauen, das geht gar nicht mehr, weil Sie hier auf einer Uni sitzen und Architektur studieren.
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Das heißt, die Naivität, das gehört so zu machen, wie es gehört, so wird es halt gemacht. Die Naivität habt Sie nicht mehr. Und jetzt ist die Frage, geht man wieder zurück zu den Wurzeln, baut noch auf, man muss irgendein Gestaltungsprogramm, muss das Verhältnis, es bleibt euch ja gar nichts
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anderes übrig, ihr müsst das Verhältnis zur Umwelt und zum Naturraum klären und sagen, was will ich eigentlich von dem Raum, was soll das können, was ist mir wichtig bei der Baureihe, was kann ich aus dem Historischen lernen, kann ich etwas lernen,
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sind es Denkarten, wenn ja, welche, kann ich damit etwas anfangen, das heißt, ihr müsst euch ein Gestaltungsprogramm, ein persönliches Erfinden machen und nach dem, und das führt dann den Stift beim Entwerfen, ohne das geht es nicht, es ist effektiv nicht möglich, anders zu tun.
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Und mein Anliegen ist halt in erster Linie, dass Sie dieses Gestaltungsprogramm bewusst sinnvoll entwickeln und nicht einfach aus dem Bauch herum und so sagen, weil mir rund lieber ist als spitz, mache ich es jetzt rund. Das ist nicht so wahnsinnig gut.
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Wie Sie vielleicht bemerkt haben oder vielleicht ich Ihnen unterschwellig unterjubelt habe, gab es da so etwas wie eine analytische Typologie, das heißt, man abfragt nach gewissen Strukturelementen, Geologie, Landwirtschaft, Baumaterial und so weiter und wenn Sie ein Haus bauen oder etwas
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entwerfen, dann haben Sie auch so Blöcke im Kopf, ich würde das eine synthetische Typologie nennen, so gedankliche Bausteine, aus denen man so etwas zusammenbaut. Es gibt so zwei Dinge, regionale Architektur, das ist im Wesentlichen
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alles, was in der Region geschieht. Das heißt, wenn in Fischament jemand eine Fertigteilgarage zu seinem Haus dazustellt, dann leistet er einen Beitrag zur regionalen Architektur, auch
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wenn das höchst banal sein kann. Wenn ebenfalls in Fischament jemand ein, bitte, es ist niemand aus Fischament da, den ich jetzt beleidigen würde, ich will das auch gar nicht, es könnte auch Gammard Neusiedl auch nicht, irgendwo halten, ein Haus bauen aufstellen lässt
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ein alpines Blockhaus von einem Fertighaushersteller, weil er das für ländlich hält, zum Beispiel im Bereich Fischament, dann ist das regionalistische Architektur, istisch heißt immer abgeleitet, regionalistische
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Architektur und wir können, wir alle miteinander, können gar nichts anderes tun, weil wie ich ja vorhin schon einmal kurz gesagt habe, wir haben nicht die Naivität, dass wir genau wissen, dass ein Bau, eine Bauaufgabe so oder
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so zu machen ist und nicht anders, sondern wir denken nach und wenn wir nachdenken, brauchen wir ein, brauchen wir irgendein Programm und die regionalistische Architektur hat immer ein Programm. Ich werde Ihnen ein paar
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Gedanken liefern, selbst so ein Programm zu erstellen oder sich selbst zu fragen, was habe ich für ein derartiges Programm im Kopf, beziehungsweise eine Art Ideengeschichte regionalistischer Programme, furchtbares Wort nicht,
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Ideengeschichte regionalistischer Programme nachzuzeichnen und nachzuvollziehen. Da muss ich noch eine Art philosophischen Vorlauf, einen ganz kurzen, ich werde es versuchen, so kurz wie möglich zu halten, machen. Man kann,
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also jetzt, das ist ein Beitrag zum Verstehen und Gestalten der Welt, eine Weltformel. Man kann eigentlich immer in der Architektur, die Architektur als eine Entwicklung zwischen zwei Polen sehen. Es gibt so eine klassische
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Tendenz und eine manieristische Tendenz. Es wird ja heutzutage mit dem Wort klassisch, unglaublicher Schindl oder getrieben, also irgendwas, der Nescafé, der übelsten Sorte, der heißt dann Nescafé Classic und das ist
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der Ramsch und irgendwas ist es dann der Premium. Völliger Blödsinn eigentlich. Das mit dem Begriff klassisch, können wir etwas anderes auch noch verbinden. Es ist eigentlich der Wunsch, die Dinge zu objektivieren. Eine
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objektivierende Tendenz und das manieristische ist natürlich, klarerweise ist die Entwicklung des griechischen Tempels, das eben des klassischen griechischen Tempels, das beste und klarste Beispiel
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für diese klassische Tendenz. Ist ja unglaublich abgenützt, der Vergleich, aber ich muss ihn trotzdem auch noch einmal ziehen. Warum? Wenn Sie denken, der Tempel hat angefangen mit dem Heraion in Olympia, wo der Echinus, so wie eine Palatschinke, auf einer im Grunde genommen zu dünnen Seile drauf
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liegt und der Architraf in der Seilmitte eigentlich so ausschaut, dass die da runter kippen, wo die Geschichte noch nicht reif ist und dann irgendwann kommt man zum Partenon, wo das ganze edel ausgereift ist und
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eigentlich alles mehr sozusagen stimmt und jeder hat gesagt, ich mache es ein bisschen besser als mein Vordermann und der hat gesagt, bei dem vorangegangen, bei Selinund C, nein Selinund B, steht die Ecksäule noch so, dass sie
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eigentlich ein bisschen sozusagen in der Luft hängt, wenn man da so durchschaut. Wenn ich die um ein Einzel rein rück, schaut es einfach besser aus. Das sind diese Minimalkorrekturen und die hat es bei dem ersten nicht
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gegeben und die gibt es hier sehr wohl. Ein letztes, um einmal zu sagen, was ist eine klassische Tendenz. Wenn Sie den Fahrradrahmen anschauen, ist er so aus Rohren zusammengesetzt worden und hat sich eigentlich bis zu den
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klassischen italienischen Rennradeln der 70er und 80er Jahre unverändert gehalten. Ist also gute, mehr als 50 Jahre optimiert, verfeinert, verfeinert, verfeinert, verfeinert, immer eleganter geworden. Also ich muss sagen, meine
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Denti-Maschine aus den 70er Jahren ist an Eleganz nicht mehr überboten worden. Ein prachtvolles Radl. Jetzt hat die Entwicklung des Fahrradrahmens innerhalb von 50 Jahren eine Entwicklung gemacht, wobei gleichbleibend Material, gleichbleibender Technologie und das gilt ja auch für den Tempel.
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Das Prinzip gleich geblieben ist, nur die Verfeinerung auf eine hohe Spitze getrieben worden ist. Also das heißt, die klassische Tendenz strebt nach Klarheit, nach Einfachheit, nach Selbsterklärung, dass man sofort versteht. Ebenfalls ein wunderbares Beispiel dafür ist zum
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Beispiel die Typografie, die Schrift. Ich hoffe, ich kriege das jetzt halbwegs hin in klassischer Schönheit. Das hat jetzt eine Form daher, dass das in Stein gemeißelt worden ist, also eine keilförmige Grube war.
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Und im Gegensatz dazu eine barocke oder manieristische
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Initiale, wo sie sagen kann, das kann ein A sein, das könnte, das kriegt dann vielleicht noch ein paar Ringel und so irgendwas dazu und das kriegt sowas dazu, das kriegt dann noch was dazu und da kommt noch ein kleiner Unfug dazu und so weiter. Es geht also bis zur Unverständlichkeit, dass
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man dann nur noch aus dem folgenden Buchstaben entnehmen kann, das eigentlich ein A damit gemeint war. Das heißt, im Manierismus legt man ja gar keinen Wert auf die Klarheit. Es kann ruhig etwas dunkel bleiben. Gerade das gehört auch dazu. Ein manieristisches Gedicht zum
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Beispiel, in der Literatur haben sie das sehr häufig, lässt eine ganze Reihe von Deutungen offen. Die Eindeutigkeit ist dem Manieristen eigentlich ein Gräuel. Das ist banal und abgeschmackt, während die Eindeutigkeit für die klassische Tendenz, dass das um und
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auf ist, die Klarheit, die Kürze, das Weglassen von Überflüssigen, die in der Rhetorik, also Kunst der Rede, gab es den Begriff der attischen Kürze, also Athen, attische Kürze. Der attische Stil ist auch der
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kurze Stil. Der Sal, Atticus, ist der kurze Witz. Also ein ganz knapper Witz ohne viel erzählen, ein Drei-Wort-Witz oder so irgendwas. Das ist der attische Witz und der asianische oder manieristische Witz, das ist ein Kleinasien, denken Sie an Teuer, denken Sie an das, ist die dunkle Rede, das
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ausgeschmückte, das überraschende, das noch nicht dagewesene Symbolfigur für die Manieristen oder die manieristische Tendenz ist ja der Daedalus, der große Erfinder. Die Subjektive, die Person,
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interessanterweise, vom Daedalus nennt man einen Namen. Das heißt, die Beziehung einer Idee auf eine Person ist schon eine typische Sache des Manierismus. Wir wissen von den meisten klassischen Tempeln, den griechischen gar nicht, wer die Verfasser sind und die haben auch nur einen kleinen Schritt in der Entwicklung weitergebracht.
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Die sind sozusagen auf den Schultern der Vorgänger gestanden, haben den nächsten Verfeinerungsschritt gemacht. Der stellt sich, der hinein. Während bei den Manieristen ist jeder ein Einzelgenie, will unverwechselbar sein, absolut unverwechselbar. Wir haben das jetzt
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in der modernen Architektur nennt man das Branding. Also man muss sofort erkennen, ein Branding, das ist ein, ich will jetzt niemanden ein, ich will niemanden beleidigen, niemanden kränken. Sie merken ja, dass ich das eigentlich nicht so richtig mag und so weiter. Gut, wir haben diese beiden
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Tendenzen und das betrifft natürlich auch die Art und Weise, wie man, wenn wir jetzt wieder zurückgehen, ein solches regionalistisches Gestaltungsprogramm entwickeln könnte. Also das heißt, die klassische
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Tendenz strebt nach Klarheit. Man verbessert, man verbessert, man verbessert. Das kann natürlich auch in die Hosen gehen. Das möchte ich gar nicht bestreiten. Wenn Sie zum Beispiel denken, ich habe Ihnen bei den alpinen Formen den Mittertän-Einhof vorgeführt und habe Ihnen gesagt,
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dadurch, dass die Breite des Hofes vom Dach abhängig ist, nur eine bestimmte Anzahl von Tieren zulässt, musste man dann den Teehof daraus machen, der funktional eigentlich eine Missgeburt ist. Wenn Sie jetzt anschauen, das System von diesem Einhaus mit dem Rauch, das hat ja im Prinzip ganz
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ähnlich wie das Bregenzer Wälderhaus, eine gebundene Stallgröße. Man konnte bei dem hier seitlich anstücken, weil der Fürst lag so, man kann so weit anstücken, bis man im Prinzip mit der Traufe
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runterkommt und das dann die Gebäudehöhe nicht mehr schafft. Das war dann die Erweiterung im 19. Jahrhundert, hatte die skurrile Auswirkung, dass dann später schon so ab, ich zeichne jetzt die
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Dach-Ausmittlung, weil das für mich ganz interessant ist. Solange man nur seitlich angestückelt hat, ist natürlich ein bestehendes, relativ flaches, fettes Dach abgeschleppt worden, bis es immer weiter runtergeht.
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Dann hat man gesagt, wenn wir neu bauen, machen wir das anders. Ein abgewalmtes, querliegendes Dach für den größeren Rinderstall und ein eingebundenes Dach hier. Das ist eben der sogenannte Teehof,
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der relativ große Bauernwirtschaften in Hallein, Flachgau und Breitgehen in Salzburg ab ungefähr 1880. Mit zum Teil im Inneren,
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naja, würde ich mal sagen, schaut aus, manchmal wie in einem Wohnhaus des frühen 20. Jahrhunderts. Das ist dann eigentlich schon gar nicht mehr bäuerlich im engeren Sinn. Da gibt es dann in der Hallein in der Gegend, gibt es sogenannte Teehöfe. Du glaubst, du bist in einem Wohnhaus um 1900 in Salzburg, unterscheidet sich in nichts.
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Überhaupt nichts bäuerliches. Das ist witzig. Einerseits hat man typologisch Hinkmann noch bei dem alten Rauchstubenhaus-Typ dran. Also Wohnhaus, quer Durchgang, da ist natürlich dann Milchkammer und
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und ein relativ langer bergseitig liegender Stall, sehr oft mit einer Hocheinfahrt. Man hat das im Gelände so gemacht, dass man da oben mit der Hocheinfahrt reinkam. Da hätte man sagen müssen, die Entwicklung ist am Ende. Ich überlege mir was Neues, ich mache jetzt einen Bauhof daraus, weil das einfach nicht mehr floriert in der Form. Man hat
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versucht, es zu verbessern, hat nicht funktioniert, war nicht besserungsfähig. Wenn Sie sich erinnern, diesen Dreiraum-Einheiten bei dem Pannonischen Haus-Typ. Ich habe gesagt, immer drei Räume können erschlossen werden. Wenn Sie jemanden haben, der sagt, der hat ein
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schönes burgenländisches Haus mit einer Hofgasse und da sind dreimal solche Dinge drinnen und er will jetzt seine Wohnung daraus machen und die soll aber er will nicht außen rum gehen. Er will nicht über den Hof, das soll vorbei sein, oder will den Hof verglasen, die Arkaden oder so irgendwas. Wenn Sie ehrlich sind, sagen Sie lieber her,
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entweder Sie gewöhnen Sie daran, dass Sie Sommer wie Winter von einem Dreiraum eine zum anderen durchs Freie gehen oder verkaufen Sie das Ganze. Aber bitte machen Sie nicht hinten irgendwelche Löcher durch, dass man das innen verbindet, weil dann können Sie es praktisch nicht mehr
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vernünftig einrichten und verglasen Sie bitte auch die Arkaden nicht, weil dann haben Sie die ganze Bauphysik im Eimer davon und nichts funktioniert mehr. Das macht der Typ nicht mit und das sollte, Sie sollten jetzt auch, wenn ich Ihnen diese Haus-Typen erklärt habe, irgendwie ein Gefühl
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dafür geben, was kann man aus einem Typ machen, was macht er mit, bis zu welchem Grad kann ich den sozusagen aktualisieren und wo, sage ich, hat eine systematische Grenze, wo es dann gar mehr geht nicht. Ausschluss.