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Interventionen in ländlichen Räumen

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Formale Metadaten

Titel
Interventionen in ländlichen Räumen
Untertitel
Ich stricke, also bin ich tätig. Beobachtungen in Maramuresch
Serientitel
Anzahl der Teile
8
Autor
Lizenz
Keine Open-Access-Lizenz:
Es gilt deutsches Urheberrecht. Der Film darf zum eigenen Gebrauch kostenfrei genutzt, aber nicht im Internet bereitgestellt oder an Außenstehende weitergegeben werden.
Identifikatoren
Herausgeber
Erscheinungsjahr
Sprache

Inhaltliche Metadaten

Fachgebiet
Genre
Computeranimation
Besprechung/Interview
BauwerkTurm
ZaunVorlesung/Konferenz
FensterHausEingang <Architektur>GrundrissUnterkunftZeichnung
Vorlesung/Konferenz
FensterHaus
Vorlesung/Konferenz
FensterMinarettVerankerungTechnische Zeichnung
FensterTalsperreVerlorene SchalungVorlesung/Konferenz
DrehflügeltürZeichnung
Transkript: Deutsch(automatisch erzeugt)
Es wäre vielleicht lustig und interessant, bei unserer heutigen Gesellschaft zu sagen, wie gehen wir miteinander um? Haben wir nicht vielleicht selbst irgendwelche solche räumlichen Bedeutungen?
Brauchen wir Orte des Übergangs? Brauchen wir bauliche Vorkehrungen für solche riechte Passage? Sie kennen vielleicht aus Bildern aus Rumänien, aus Maramures, diese sehr schönen Gehöfte, die es dort gibt.
Die sind meistens eingezäunt mit so langen Bretterzäunen, haben dann ein Entor-Bauwerk, da ist so eine Dorfstraße. Sie kennen das wahrscheinlich von Bildern her, das sind so blanken Zäune,
meistens ziemlich geschlossene Zäune und immer wieder so ein Entor-Bau, der hat so ein Dach,
eine Fahrtürl, eine Gehtürl und sehr oft dann noch ein Fenster und eine Bank. Und dann kommt das andere. Und da drinnen steht dann das Haus mit Nebengebäuden,
meistens so ein kleiner Kreuzgrundriss und so weiter und da gibt es den Eingang.
Und hier an der Stelle gibt es eine, da ist ein Einfahrtstor, da ist eine Gehtürl und daneben ist dieses Fenster. Jetzt gibt es einen sehr lustigen Brauch, da sind zum Beispiel Frauen, die einkaufen gehen,
das sind mäßig verdichtete Dorflagen. Die Frau marschiert so dahin und hat eine Tasche und da sind die Einkäufe drinnen und aber auch ein Strickstrumpf oder ein Strickzeug. Wenn das Fenster hier an der Stelle offen ist und wenn die Frau, die in diesem Haus wohnt,
jetzt zum Beispiel auch mit Kochvorbereitungen beschäftigt ist und eine Sichtverbindung hat von der Küche, wenn die da rüberschaut und sieht, da kommt meine Freundin, mit der ich Kontakt haben möchte, kommt da vorbei.
Jetzt ist wieder das. Sie braucht sich nur zur Seite ducken und ist nicht sichtbar für die draußen, das heißt jetzt nichts. Und die Verweigerung der Kommunikation ist nicht mit einer Beleidigung oder Kränkung,
also die Ablehnung der Kommunikation ist nicht mit einer Kränkung verbunden, schaut weg, weil man sich in Deckung gehen konnte. Wenn sie das nicht tut, sagt okay, dann kommt sie da her,
setzt sich auf das innere Bankerl da hinten, das Fenster ist offen, sie sitzt am inneren Bankerl, schält Kartoffeln oder schneidet Gemüse oder sowas auf den Knien. Die andere Dame setzt sich aufs äußere Bankerl, nimmt den Strickstumpf hervor und strickt weiter. Warum strickt sie weiter? Weil ja im bäuerlichen Bereich
nichts tun als sündig gilt. Also das heißt, wenn sie dort hinsetzen würde und nicht stricken würde, würde ich sagen, na, die hat nichts besseres zu tun, die soll daham gehen und kochen für die Leute, stattdessen sitzt bei der Nachbarin und drautscht. Natürlich drautscht sie das, ist klar.
Für den Fall, dass ich irgendwo etwas tue, wo man mich beobachtet und mir nachsagen könnte, ich sei untätig, für diesen Fall habe ich ein Strickzeug dabei. Strick und das heißt, ich bin tätig. Sehr witzig. Jetzt sitzen die beiden Damen hier an dem Fenster und die eine schält die Kartoffel
und die andere strickt am Strumpf und es dauert vielleicht eine Viertelstunde und die Geschichte ist erledigt und man geht befriedigt auseinander. Wie ist es mit den Männern? Die drautschen ja, wie man weiß, ganz genauso. Es ist ein ihres Vorurteil, dass Männer nicht geschwätzig werden
und dass Männer nicht drautschen. Natürlich tun sie das, aber die Formen sind anders. Wenn hier, und das hat jetzt wieder mit der Wirtschaft zu tun, wenn die Flügeltüren offen stehen und dahinten ist ein, da weiß man, da ist ein Stall und dahinten auch irgendetwas offen steht,
dann darf ein anderer, sozusagen ein Bauer, da hineingehen und mit seinem Kollegen beim Stall oder jetzt neuerdings beim Traktor, bei der Maschine oder sonst wo, ein Gespräch führen,
das natürlich immer ein wichtiges agrartechnologisches Dienstgespräch ist. Es ist niemals drautsch. Und auch das, wenn man früher bei den Pferden, heutzutage beim Traktor, die die Maunerleut stehen und sich unterhalten, dann ist das auch von dem Verdikt der Untätigkeit befreit,
weil man führt ja ein Dienstgespräch. Das heißt, ist die Frage, haben wir das in unserem räumlichen Verhalten hierzulande auch so irgendetwas? Brauchen wir solche Situationen, wo man sich etwas Irreguläres erlaubt?
Ja, natürlich brauchen wir das. Brauchen wir Situationen, wo man sich noch dazu der Kontrolle entzieht?
Natürlich brauchen wir das. Wo machen wir das, jetzt sagen wir im ländlichen und im städtischen Raum? Welche Verhaltensweisen haben wir da? Und das ist eigentlich etwas ganz Einfaches.
Was zu einem funktionierenden sozialen Leben gehört, zunächst einmal, wenn ich es so ganz elementar wieder betrachte, wie ich vorhin schon erzählt habe, das Schweifgebiet. Also, dass man einfach den Unwidersprochenen, das ist wichtig. Ich muss in der Lage sein, mein eigenes Schweifgebiet, ohne dass ich da entkämpfen muss.
Das heißt, unwidersprochen und respektiert von anderen das nutzen können. Sonst gibt es Stress, und zwar unendlichen Stress. Das zweite ist, man braucht ein Depot, da kann man noch drüber reden.
Und eine dritte Sache ist, man braucht einen sozialen Austausch.