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Krieg der Blocker - Kein Problem anderer Leute

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Krieg der Blocker - Kein Problem anderer Leute
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234
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Abstract
Die aktuelle Entwicklungen im Bereich der Werbung ist eins der wichtigsten und netzpolitischen Themen - der Krieg der Adlocker und der Adblock-Blocker geht uns alle an und schwächt die Institutionen des Internets. Doch kaum jemand nimmt das Thema wirklich ernst, fast jeder sieht darin ein Problem anderer Leute.
Computer animationJSONXMLUMLLecture/Conference
Set (mathematics)Google BloggerContent (media)Lecture/Conference
HypermediaNetscapeGoogleLecture/ConferenceComputer animation
Meeting/Interview
InternetVersion <Informatik>
XMLUMLLecture/ConferenceMeeting/Interview
Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Client (computing)HTTP cookieHTTPProxy serverUniform resource locatorServer (computing)Web pageListe <Informatik>File formatWINDOWS <Programm>Scripting languageWeb browserServer (computing)Uniform resource locatorPhysical quantityComputer animation
SmartphoneICONVortexWeb browserComputer scienceComputer programknoXWeb pageLecture/ConferenceComputer animation
Meeting/Interview
Block (periodic table)Computer animation
Computer animationActive DirectoryLecture/Conference
RSS <Informatik>Contribute <Programm>Tangible user interfaceProcess capability indexDefault (computer science)Block (periodic table)Web browserFacebookMicrosoftComputer animation
FacebookWeb pageMeeting/Interview
Greatest elementMagneto-optical driveWorld Wide WebInternetWeb pageProfessional network servicePlug-in (computing)Computer animationLecture/ConferenceMeeting/Interview
WebsiteGoogleWebsiteWeb pageProcess (computing)InternetContinuous track
IBMWEBCustomer relationship managementAPIInterior (topology)Evolutionarily stable strategyAsset <Informatik>DisplayMusic Description LanguagePALOSocial softwareMultiplicationPPSCoin <Programmiersprache>E-commerceWeb pageLecture/ConferenceMeeting/Interview
Scientific modellingService (economics)Active Directory
Physical lawLecture/Conference
NeWSLoginWeightWeb pageOvalEASY <Programm>InformationWINDOWS <Programm>Web browserNetscapeFirefox <Programm>UpdateWeb pageDDEBlock (periodic table)Electronic data processingWeb browserGoogle BloggerProgrammer (hardware)MicrosoftSpiralSeries (mathematics)Process (computing)Eigenvalues and eigenvectorsFirefox <Programm>Lecture/Conference
Series (mathematics)InternetdienstBlock (periodic table)Computer animation
WEBUser interfaceBusiness modelSoftware developerLecture/ConferenceMeeting/Interview
World Wide WebPAPComputer animation
GoogleGoogleWeb browserDiagram
ProviderProviderData streamProfessional network serviceComputer animationLecture/ConferenceMeeting/Interview
ProviderInternetdienstOperatorACCESS <Programm>GoogleFacebookProviderService (economics)GoogleFacebookLecture/ConferenceComputer animation
WebsitemakeFacebookComputer animation
Google BloggerRoute of administrationVirtual realityArtificial intelligenceUsabilityAlgorithmMeeting/Interview
FacebookFacebookSource codeContent (media)Web pageEigenvalues and eigenvectorsComputer animation
FacebookFacebookE-textLink (knot theory)Web pageLecture/ConferenceComputer animation
Web browserGoogleLecture/ConferenceMeeting/Interview
NeWSTransmitter
GoogleACCESS <Programm>TransmitterTypGoogleFacebookMeeting/InterviewComputer animation
SLIP <Programmiersprache>
LoginFacebookVotingLecture/ConferenceMeeting/Interview
EmbargoWEBLecture/ConferenceMeeting/Interview
Meeting/Interview
BlogTwitterGoogleXMLLecture/ConferenceMeeting/Interview
OperateurSearch engine (computing)Web browserMeeting/Interview
Sign (mathematics)Absolute valueMeeting/Interview
Lecture/ConferenceComputer animation
Transcript: German(auto-generated)
Ja, schönen guten Tag. Mein Name ist Thorsten Kleins, wie gesagt, freie Journalist, und ich möchte euch hier die netzpolitischen Dimensionen von Adblockern etwas näher bringen. Die unfallene meintliche Frage natürlich ins Publikum, wer von euch setzt ein Adblocker auf irgendeinem Gerät ein? Okay, das ist eine ganze Menge. Kurze Gegenprobe, wer
von euch hat in den letzten Wochen diese schöne FaceApp ausprobiert, die ich machen kann oder Mann, Frau, was auch immer. Adblocker sind also wesentlich wichtiger als die FaceApp, halten wir das mal fest. Um zum Thema zurückzukommen, ein Nutzer,
der Werbung blockiert, kein Problem. 500 Nutzer ebenfalls kein Problem. 100 Millionen Nutzer, 500 Millionen Nutzer gar, das ist ein Problem. Ich möchte hier jetzt anknüpfen an einige Vorträge, die ich schon gegeben habe, zum Beispiel von dem Mozilla-Chef Mark Sermon
oder Professor Frank Pasquale, die sich gestern auf dieser und anderen Bühnen schon drüber Gedanken gemacht haben, was denn im Netz alles falsch läuft. Das Thema Adblocker kam nicht zur Sprache, was mich nicht wundert, weil das ist etwas, was gewöhnlich
ignoriert wird. Aber eine der wichtigen Lektionen, die ich aus der Adblocker-Debatte gezogen habe, ist, dass das ganze Netz von Werbung strukturiert wird. Von Google Maps, Google Suche, Facebook, Messenger, sogar die Republika werden ganz oder teilweise durch
Werbung finanziert. Und dementsprechend werden diese Angebote auch gestaltet, um Werbemedien zu sein. Und die selbst werbefreie Angebote werden durch Werbung mitbestimmt. Die wahnsinnige Verbreitung von Flash oder die mangelhafte Verbreitung von
SSL lassen sich darauf zurückzuführen, dass eben Werbung Flash wollte und dass Werbung mit SSL schwer funktioniert hat. Also ist Werbung selbst bzw. der Kampf um Werbung selbst für die relevant, die sich an diesem Geschäft eigentlich gar nicht beteiligen.
Ja, die Dimension, die dieser Kampf aushaben kann, ist, dass letztlich das Internet, wie wir es heute kennen, nicht mehr existieren wird. Ja, hier die Folie ist jetzt etwas,
ich glaube, das ist jetzt die Variante, die man als Bullshit bezeichnen kann. Was jetzt die richtige Version ist, Adblocker bzw. der Kampf um Adblocker ist viel wichtiger als viele glauben. Die netzpolitischen Fragen, die auf der Republika immer wieder besprochen werden,
hängen mit Online-Werbung zusammen. Sie hängen mit Fragestellungen ab zusammen, die im Kampf Adblocker gegen Online-Werbung eine wesentliche Rolle spielen. Die nächsten 20 Minuten werde ich mich jetzt damit beschäftigen, wie Adblocker funktionieren und warum sie so wichtig sind. 10 Minuten widme ich den Basisfakten, um euch auf den
aktuellen Stand zu bringen, damit auch jeder Bescheid weiß, worum es geht. Und die nächsten 10 Minuten werde ich dann damit verbringen, zu sagen, warum dieser Kampf so wichtig ist, welche netzpolitischen Fragen denn eine Rolle spielen. Okay Google, Wecker in 20 Minuten.
So, Adblocker sind älter, als ihr vermutet. Bereits 1999 hat in der Weltmetropole Paderborn ein kleines Startup dieses Programm ersonnen. Webwasher hieß das damals und es war quasi
der erste kommerziell verfügbare Adblocker. Wir bemerken zuerst, Windows 98 war wahnsinnig hässlich. Zweite Lektion ist, so funktionieren Adblocker noch heute. Hier oben haben wir
zum Beispiel die Standardfilter, die Werbung filterten aufgrund von Größen. Banner auf einer Webseite hatten damals immer eine Standardgröße, heute sind ein paar Mehrformate üblich, aber das Prinzip ist das Gleiche. Es gab Filter gegen bestimmte Skripte, also wenn eine Webseite irgendwas im Browser machen wollte, konnte das automatisch
unterdrückt werden. Pop-ups wurden blockiert. Und als letzte Option war dann die benutzerdefinierte Filterliste. Hier sehen wir diese paar URLs, diese paar Links, die zeigen, ja das war jetzt ein Server, der für Werbung benutzt wurde und anhand dieses URL-Filters konnte man damals
schon ziemlich zuverlässig Werbung blockieren. Und wir sehen auch, dass dieser Filter bzw. diese Liste ziemlich kurz war. Heute sind diese Listen zehntausende Zeilen lang. Schon 1999,
kurz nachdem der Webborscher rausgekommen ist, gab es natürlich schon eine erste Debatte, die die Webseiten, die sich schon damals durch Werbung finanziert haben, sind natürlich auf die Barrikaden gestiegen und haben gesagt, um Gottes willen, wenn ihr uns die
Werbung rausfiltert, wovon sollen wir leben? Es gab auch schon erste Angebote, die dann überlegt haben, ja User, die Webborscher verwenden, die wollen wir einfach nicht, sonst können wir unser Geschäftsmodell nicht aufrecht erhalten, also werden wir die rausfiltern. Damals ist das noch nicht so wirklich relevant gewesen, weil Webborscher war ein
kleines Programm aus Paderborn, was eben nur wenige Leute kannten. Es war noch relativ aufwendig zu installieren, es war noch relativ einfach zu umgehen. Von daher war der Kampf Adblocker gegen die Werbeindustrie damals noch nicht gegeben. Spulen wir 13 Jahre nach
vorne oder 12 Jahre nach vorne. Damals gab es ein Firefox-Plugin namens Adblock Plus, es gab schon einige andere Adblocker. Adblock Plus war das erfolgreichste, es war einfacher zu bedienen als Webborscher, es war vielseitiger als Webborscher, es hatte
wesentlich bessere Filterergebnisse und der Entwickler kam dann irgendwann an den Punkt, wo er gesagt hat, ja entweder gebe ich jetzt die Entwicklung auf und suche mir einen anderen Job oder ich mache daraus ein Geschäft. Das war 2011 und sein Co-Gründer saß in einem
Co-Working-Space in Köln eigentlich nur drei Tische entfernt von mir, was für mich sehr interessant war und seitdem verfolge ich sehr gespannt, wie die Geschichte um Adblocker insgesamt verläuft und möchte euch das jetzt kurz näher bringen. Das Geschäftsmodell
von Adblock Plus oder der Firma Ayo, wie sie dann schließlich hieß, war dann schließlich Acceptable Ads. Die Firma hat einige Kriterien aufgestellt, die akzeptabler bzw. nicht nerviger Werbung von nicht akzeptabler bzw. nerviger Werbung unterscheiden sollte. Zum Beispiel nicht nervige Werbung durfte keine Animationen enthalten, nicht nervige Werbung
keine Videos einspielen, nicht nervige Werbung durfte nicht sich mitten in den Text reinschieben, ihr kennt das alles aus eurem Browser, was so üblich ist. Wer diese Kriterien erfüllt hat, durfte in der Voreinstellung bei Adblock Plus zu den Nutzern durchgelassen werden,
allerdings musste man sich dafür anmelden und da es ein Geschäftsmodell werden sollte, mussten die Firmen, die ab einer gewissen Größe, die durch den Werbefilter Adblock Plus durchkommen wollten, dafür einen Teil des Umsatzes bezahlen. Das Geschäft war ziemlich erfolgreich,
denn Google, Amazon, Microsoft stehen auf der Liste drauf und das ist einträglich. Und so wurde auch das Programm Adblock Plus immer erfolgreicher. Fünf Jahre nach der Einführung bzw. nach der Firmengründung hat Ayo verkündet, 100 Millionen Geräte haben einen Adblocker von
Ayo installiert. Damals schon hat Adblock Plus 50 Angestellte ernährt, dieses Jahr sollen so 100 Angestellte sein, also ein sehr, sehr erfolgreiches Startup, besonders wenn man
denkt, dass sie in Köln und nicht in Berlin oder irgendeiner der anderen Hippenstädte sind. Warum ist Adblock Plus so groß geworden? Es lag nicht daran, dass die Firma so ein genialer Selbstvermarkter war. Werbung für Adblock Plus wurde viel mehr von der Werbeindustrie gemacht. Damals, 2011, kam zum Beispiel das sogenannte Retargeting so richtig auf,
also wenn ihr auf Facebook zum Beispiel unterwegs seid, kennt ihr das vielleicht, ihr wart auf Emerson oder ihr wart auf Zalando, habt euch ein paar Turnschuhe angeguckt und am nächsten Tag und am übernächsten Tag seht ihr plötzlich auf Facebook oder auf völlig anderen Webseiten, genau dieses selbe Paar Turnschuhe wird mir in einer Werbung empfohlen.
Kleiner Lifehack-Tipp, wenn ihr bei Moocom Visitenkarten bestellen wollt und macht das nicht sofort, hier seht ihr zwei, drei Tage später empfiehlt euch Moocom nochmal zurück
zu kommen und bietet euch 25 bis 35 Prozent Rabatt an. Das ist praktisch für Nutzer, aber andererseits zeigt es die Nutzer auch. Damit die Werbeindustrie mir das anzeigen kann, muss sie doch wissen, dass ich auf Moocom war. Sie muss doch wissen, wo auf Emerson
ich die Turnschuhe angesehen habe. Wie kommen die da drauf? Und so wurde den Werbekunden sehr deutlich gemacht, was eigentlich schon ein Jahrzehnt Realität war. Werbenetzwerke haben das komplette Internet quasi unterwandert. Die Werbeträger waren auf jeder kommerziellen
Webseite bzw. jeder kostenlosen Webseite und so wurden den Leuten bewusst, ach, da ist Werbung und da können wir was dagegen machen. Hier sehen wir zum Beispiel das Plug-in Ghostory auf einer Webseite wie die des Hamburger Abendplattes. Da haben wir 23
verschiedene Tracker. Davon sind 13 nur von der Werbeindustrie, die sich darum kümmern, euch zu identifizieren. Welches Alter habt ihr? Welches Interesse habt ihr? Aufgrund der Tatsache, welche Webseiten ihr besucht, kann man recht gut Sachen über euch ermitteln. Google hat auch so eine kleine Webseite, wo ihr euch selber ansehen könnt, was Google von
euch weiß bzw. von euch vermutet. Guckt euch das mal an, das ist sehr interessant. Aufgrund dieser Tracker bzw. die Attac-Industrie hatte damals auch noch andere Ideen. Der heiße Scheiß waren damals programmatische Werbeplätze. Das heißt, sobald eine Webseite wie das
Hamburger Abendplatz lädt, da weiß man noch nicht, welche Werbung tatsächlich auf welchem Werbeplatz entscheidet. Das wird entschieden danach, wer denn die Webseite aufsucht. Innerhalb der Zeit, in der eben die oberste Grafik geladen wird, laufen
im Hintergrund wahnsinnig komplexe Prozesse ab. Eine Auktion, welche Werbung auf welchem Platz kommt, wird in 30-50 Millisekunden erledigt. War früher einmal Pornografie quasi der Technikführer, ist mittlerweile die Attac, also die Werbetechnik, die Branche, die die
Technik im Internet wirklich vorantreibt. Und das weiß praktisch keiner. Aber die wahnsinnigen technischen Fortschritte werden in der Attac-Industrie gemacht. Hier sehen wir einen kleinen Überblick. Diese ganzen Firmen beschäftigen sich damit, wie man Werbung
an die Marken bringen kann. Sie designen Web-Banner ideal, sie analysieren Nutzerdaten, sie überlegen sich, auf welchen Webseiten man noch Werbung schalten kann bzw. wie die Werbung aussehen soll. Hier die Attac-Industrie. Das ist schon wahnsinnig groß, könnt ihr euch
vorstellen. Aber was ihr hier seht, das sind gerade mal 150 Firmen und das ist ein Überblick aus dem Jahre 2011. Jetzt passt mal auf, wenn ich fünf Jahre vorspule. 3500 Firmen sind auf dieser Übersicht. Es sind nicht alles nur Firmen, die exklusiv in der Werbebranche tätig sind
bzw. mit der Werbeauslieferung, aber überwiegend haben sie damit zu tun. Wenn sie keine Werbebanner ausspielen, dann beschäftigen sie sich z.B. mit Influencern. Sie beschäftigen sich mit Arbeitsabläufen, um Werbung unterzubringen mit diese High-Speed-Werbe-Marktplätze.
All dies macht diese Branche und wenn ihr euch das ansieht könnt, Chief Marktech ist eine sehr interessante Webseite. Dass die Industrie, die von Werbung lebt, nicht begeistert
auf IO reagiert hat, könnt ihr euch vorstellen. Ich habe euch eben gezeigt, 1999 war schon die Empörung groß. Als IO dann mit diesem Acceptable Ads Modell kam, war die Empörung noch viel größer. Ein Grund dafür war auch der enorme Preis, den IO für seine Dienstleistung
verlangt hat. Also 30% des Umsatzes, der extra gemacht wird mit dieser Durchschleusung durch AdBlock Plus, soll an die Firma abgeführt werden. Dazu kommt, dass eben viele der einträglichsten Werbeformen nicht durch den Werbefilter durchgelassen werden, egal
was man IO bezahlt. Die Folge war, hier sehen wir das Oberlandesgericht Köln. Mittlerweile sind sechs der größten Medienhäuser gegen IO vorgegangen. Sie klagen vor den Gerichten
in Hamburg, München und Köln und voraussichtlich Anfang nächsten oder Ende dieses Jahres wird der Bundesgerichtshof entscheiden, ob IO irgendwelche Gesetze gegen den unlauteren Wettbewerb verstößt. Auch auf anderer Front ging die Verlage gegen AdBlocker vor. Hier
sehen wir zum Beispiel die Webseite von Bild.de. Wenn man mit einem AdBlocker die Webseite besucht, dann kommt man nicht mehr drauf. Das ist also AdBlocker haben die AdBlocker-Blocker geboren. Mittlerweile gibt es da eine ganze Reihe von Firmen, zum Beispiel AdDefend in Hamburg, die sich darum kümmern. Viele Millionen Wagniskapital
wurden in solche Firmen gesteckt. Sprich, die AdBlocker haben die AdTech-Branche noch etwas vergrößert, sodass für die Firmen bzw. für die Verlage tatsächlich noch
etwas weniger übrig bleibt. So hat zum Beispiel der Guardian im letzten Jahr ein kleines Experiment gemacht und hat auf der eigenen Webseite Werbung gekauft. Ergebnis war, bei Guardian kam dann nur noch 30 oder ein Drittel des Umsatzes an, den sie in die eigenen Werbeplätze gesteckt haben, was natürlich sehr, sehr unbefriedigend
war. Wenn man auch beachtet, dass IO gerne 30 Prozent haben will, ist das für die Verlage sehr, sehr unbefriedigend. Auf die AdBlocker-Blocker hat sich natürlich auch IO was gedacht und hat in seinen Werbeblocker einen AdBlocker-Blocker eingebaut. Also die AdBlock Warning Removal List, die blendet dann so Hinweise aus,
dass man eben den Werbeblocker doch abschalten soll. Das ist noch optional, man kann es abschalten, aber natürlich gibt es dann auch wieder AdBlocker-Blocker-Blocker-Blocker, aber darauf möchte ich jetzt nicht zu sprechen kommen. AdBlocker sind natürlich
eine geniale Idee gewesen, die natürlich viele Leute nachmachen können. Die Technik ist bekannt. Viele andere Browser und Programme haben AdBlocker gebaut. Ich glaube, in den Prozessen war jetzt von 70, 80, 90 anderen AdBlockern die Rede, die mittlerweile
auch auf dem Markt sind. Hier haben wir zum Beispiel von Firefox eine AdBlocking-Funktion, die an den Privatsphäre-Modus gebunden ist. Auch Opera hat eine AdBlocking-Funktion, Microsoft hat auch eine eingebaut, also es ist spannend. Auch auf der politischen,
beziehungsweise auf der gesellschaftlichen Dimension, beziehungsweise die Debatte hat begonnen. Leider ist sie nicht so ergiebig, wie ich sie gerne hätte. Ich nenne das so ein bisschen die Trump-Spirale. Beide Parteien beschuldigen sich zum Beispiel gegenseitig,
dass man da auch an Fake News und Trump schuld sei. Tatsächlich hat ein Verlagsvertreter bei einer Anhörung des Landtags NRW das explizit gesagt, dass AdBlocker eben den seriösen Medien den Umsatz geklaut und dadurch Fake News gefördert haben und das
wiederum eben solche Konsequenzen hätte. Das können wir ruhig als Bullshit bezeichnen. Von Seiten der AdBlocker kam dann das Argument, ja, ihr seid doch selber schuld, ihr habt über kommende Geschäftsmodelle und über solche Werbeeinplendungen habt
ihr doch eure eigene Glaubwürdigkeit kaputt gemacht. Auch dieses Argument ist mit Vorsicht zu genießen, weil die meisten Werbeblocker haben eben ein Geschäftsmodell, das sich an Werbung hängt. Würden die Verlager ein ganz anderes Geschäftsmodell wählen, dann sähe es auch finanziell für die AdBlocker derzeit übel aus.
Antrag aktueller Entwicklung, ein Paper von verschiedenen Wissenschaftlern ist rausgekommen, die gesagt haben, ja, den Wettkampf AdBlocker gegen die Werbeindustrie werden die AdBlocker gewinnen. Die Wissenschaftler haben so einen AdBlocker entwickelt, der nicht auf Filterlisten basiert, sondern Werbung aufgrund von
optischen Erkennungsmerkmalen erkennt. Ich bin nicht ganz so optimistisch, dass das, beziehungsweise bin ich ganz so überzeugt, dass diese Aussage stimmt, dass diese Werbeblocker Methoden unschlagbar sind, aber es ist auf alle Fälle jetzt in der Diskussion. Und die sensationelle Nachricht überhaupt
war, dass Google, der Konzern, der wie kein anderer von Online-Werbung profiziert, der zig Milliarden jedes Jahr damit umsetzt, Werbung zu installieren, in seinen eigenen Web-Frauser, noch nicht bestätigt, einen AdBlocker standardmäßig einbauen will. Gut, jetzt komme ich zu dem Punkt, wo ich sagen will,
warum ist das Thema so wahnsinnig wichtig? Ein Standardthema hier auf der Republika seit über fünf Jahren ist die Netzneutralität, sprich dürfen sich Provider in unsere Datenströme einklinken, um bestimmte Sachen zu
bevorzugen, beziehungsweise andere Sachen zu benachteiligen. Da gab es das Unternehmen Schein, was gesagt hat, ja AdBlocker sind so eine tolle Idee, die sollten wir in den Netzwerken von Providern installieren. Gerade wenn ihr das auf dem Handy kennt, da ist die Werbung besonders
nervig und natürlich ist das Datenvolumen viel geringer, sprich, da ist es sehr praktisch, danke, da ist es sehr praktisch, wenn man Werbung im Netz rausfiltert. Das Problem ist, Provider leben davon, dass ihr Daten verbraucht,
dass euer Datenvolumen irgendwann zu Ende ist und ihr deshalb ein neues Datenvolumen verkauft, sprich, die Provider brauchten eben auch einen anderen Reiz, um AdBlocker in ihrem Netz einzubauen und das Geschäftsmodell war das gleiche wie eben bei AdBlock Plus, als Schein dann den ersten
Kunden gefunden hat. Das ist bis heute der einzige Kunde, das war Digicel, ein Unternehmen, das in vielen, besonders trittweltstaaten Mobilfunk-Service anbietet, hat das in Jamaica eingeführt und hat dann explizit gesagt, ja, wir schalten den Werbeblocker für alle unsere Kunden ein.
Das ist im Sinne unserer Kunden, aber wenn Google, Facebook, Yahoo, endlich uns Geld bezahlen, dann schalten wir den Werbeblocker wieder aus, beziehungsweise schalten den Werbeblocker wieder für die Unternehmen aus, die uns bezahlen. Also, wenn man annehmen würde, das machen Unternehmen in Kundeninteresse Pustekuchen. Datenschutz, das ist
natürlich ein No-Prainer, dass AdBlocking bzw. Online-Werbung ein Datenschutzthema ist. Habe ich euch schon mal diese Grafik gezeigt. Da möchte ich jetzt nicht groß vortragen. Das könnt ihr euch selbst denken, warum das ein Datenschutzproblem ist, worauf ich aber
zu Recht zu sprechen kommen will. Ich habe hier ein schönes Zitat gefunden, eines Werbemenschen, der gesagt hat, die besten Geister meiner Generation sind damit beschäftigt, Leute dazu zu bekommen, Werbung anzuklicken. Diese ganzen neuen Techniken, die hier
vorgestellt werden, künstliche Intelligenz, virtuelle Realitäten und so weiter, die werden von Menschen entwickelt, die schon für die Werbeindustrie gearbeitet haben bzw. die für Firmen gearbeitet haben, die in Werbeindustrie investiert haben, die gelernt haben, dass es absolut okay ist, dem
Nutzer eben mal schnell ein Banner einzuplenden, selbst wenn es ihn nicht interessiert, die auf eine Usability eingeschworen wurden, die eben von der Werbeindustrie geprägt wurde. Das ist wichtig, wenn Algorithmen von der Realität lernen, ist die Realität Adplocker bzw. Online-Marketing
die Realität, von der sie lernen. Sehr wichtig, der Kampf um Adplocking ist auch ein Stellvertreterkrieg bzw. ein Krieg um Macht im Netz. Letztes Jahr hat es zum Beispiel Facebook
geschafft, auf seiner eigenen Webseite Adplocker auszutricksen. Sie haben am Quellkurs so lange rumgemolkst, bis die Adplocker nicht mehr unterscheiden konnten, ist das jetzt Werbung oder ist das keine Werbung, haben also die Alternative, block ich zu wenig Werbung oder block ich plötzlich Inhalte,
die die Leute sehen wollen, was natürlich ein Wettbewerbsvorteil für Facebook ist. Sie haben dann zum Beispiel das Instant Articles Programm, womit Sie die Artikel, die Sie anbieten, eben nicht nur auf der eigenen Webseite anzubieten und auf Facebook einen Link zu posten, sondern Ihre Artikel direkt
im Volltext auf Facebook zu posten. Facebook hat da ein wahnsinnig großes Interesse dran und eben dieser Vorteil, Adplocking zu umgehen, ist da ein Wettbewerbsvorteil. Der Adplocker von Google in Chrome ist dann auch Teil
dieses Kampfes. Google möchte das freie Netz für Werbung bewahren und deswegen installieren Sie wahrscheinlich einen Adplocker in den eigenen Browser, der eben noch einen bestimmten Anteil von Werbung durchlässt, der derzeit durch die verbreiteten Adplocker nicht
durchkommt. Das ist wie gesagt noch Spekulation. Die nächsten Wochen werden spannend. Meinungsfreiheit. Wenn ihr glaubt, dass Werbung einfach nur so da ist und keinen Einfluss hat, dann täusche euch. Wir haben das in den letzten Wochen sehr drastisch gesehen. Dieser nette, sympathische, junge Herr, der Bill O'Reilly, dieser hyperkonservative Moderator von Fox News,
konnte sich über Jahre alles erlauben. Er konnte Kriegsgeschichten erfinden. Er konnte jeden beleidigen in der gesamten Medienfranche. Sexuelle Belästigung. Sein Sender hat über 10 Millionen Dollar bezahlt. Er blieb da. Als das mit der sexuellen Belästigung aber publiker wurde und die Werbetreibenden gesagt
haben, nee, mit diesem Typen wollen wir nicht mehr auf einem Bildschirm gesehen werden, war er innerhalb von Wochen weg. Sprich, wie sich diese Werbung entwickelt. Das hat wahnsinnige Auswirkungen darauf, wer seine Meinung sagen darf beziehungsweise wer davon leben kann, seine Meinung zu sagen. Google hatte ein ähnliches Problem, dass Werbung
eben bei ISIS oder bei Google's Clan-Videos ausgespielt wurden und innerhalb von Wochen hat Google reagiert. Heiko Maas kann über Jahre sich bei Google Facebook beschweren. Wenn die Werbeindustrie sich beschwert, dann reagieren Internetkonzerne sofort. Wenn ihr denkt, ja,
das können wir mit Crowdfunding alles sofort machen. Das ist ein Beispiel, wie man sich mit Crowdfunding auf Ersetzen und Meinungsfreiheit fördern. Vor paar Wochen hat Jimmy Wales, Wikipedia-Cokründer, ein Projekt Wikipedia vorgestellt. Er hat schon 10.000 Unterstützer. Gerade mal fünf Journalisten kann er
damit fördern. Sprich, wenn Crowdfunding Werbung ersetzen soll, muss da noch sehr, sehr viel passieren. Letzter Punkt, Demokratie. Ihr habt wahrscheinlich viel von diesem Artikel gehört. Diese Firma Cambridge Analytica, die behauptet hat, mit unserer Werbung auf Facebook haben wir den Ausgang
der US-Wahlen beziehungsweise die Brexit- Abstimmungen beeinflusst. Vieles davon, was da diese Firma gesagt hat, ist absoluter Humbug gewesen beziehungsweise ist widerlegt worden. Aber die Werbeplakate und Mechanismen funktionieren. Und wenn die nächste US-Wahl stattfindet, wenn wieder eine
Brexit-Abstimmung in Frage steht, dann kann dieses System mit Werbung tatsächlich Einfluss haben und die Werbeplakate helfen da nicht unbedingt dagegen, weil es natürlich neue Werbeformen gibt, wie Influencer und so weiter und so fort, die von Werbeplakaten nicht geplockt werden
kann. Und was ganz wichtig ist, wie unser Werk von morgen aussieht, wird nicht im Parlament entschieden, wird nicht in Kabinetten entschieden oder in Standardisierungsgremien entschieden, sondern zum Beispiel hier. Das ist die Werbemesse, die Mexico in Köln, hier sehen wir eine kleine Schlange von Leuten, die ein Eis am Stiel kostenlos bekommen. Sie
bekommen es kostenlos, weil es eine Werbemesse ist und sie bekommen es kostenlos, weil sie ihre Visitenkarte hinterlassen. Diese Leute bestimmen, wie das Web von morgen aussieht, weil wenn sie der Auffassung sind, dass Autoplay-Videos etwas sind, was einen sich zu tolerieren ist oder die sich nicht wirklich dafür interessieren, wo ihre Werbung platziert wird, dann werden
diese Techniken weiter existieren. Wenn sie jemanden, wenn sie glauben, dass Influencer-Werbung das große Ding ist, dann werden Influencer- Werbungen massenhaft gekauft. Und wie erfolgreich das ist, hat man die letzten Wochen bei dem Feierfestival gesehen. Okay, das war mein sehr kurzer Überblick über
Webblocker. Ihr findet mich auf Twitter unter Papik Thorsten, das ist mein Blog. Heute Abend wird noch auf Zeit Online ein Artikel von mir erscheinen, der das Wesentliche zusammenfasst. Und auf Heise Online findet ihr zum Beispiel ein Artikel von mir, der sich das Karussell und Geld um Daten gekümmert hat.
Vielen Dank, Thorsten. Ja, wir haben noch Zeit für eine Frage. Wer möchte eine Frage stellen? Dann komm mal schnell hier vor. Wer zuerst bei mir ist, kriegt die Frage. Ja, zu spät.
Also ich würde der Aussage widersprechen, dass die Werbeindustrie nicht schuld ist an Adblockern, denn ich komme noch aus einer Zeit, wo es Google noch gar nicht gab. Und ich weiß zum Beispiel, dass das Bedienen einer Suchmaschine damals eine absolute
Katastrophe war. Und ich könnte mir ehrlich gesagt nicht mehr vorstellen, ohne Adblocker zu arbeiten. Abgesehen davon, wenn ich auf dem Handy zum Beispiel sehe, dass da die Unterbrecherwerbung weitergeht, die mich früher auf dem Webbrowser genervt haben, dann haben die Leute einfach nicht verstanden, worum es geht. Ja,
absolut. Also ich möchte auch nochmal klarstellen, ich möchte hier keine Schuld zu teilen. Mein Punkt ist, wir haben es hier mit einem Ökosystem zu tun, wo es verschiedene Interessen gibt. Verlage, Adtech-Anbieter, Adblocker, Nutzer. Das sind alles verschiedene Interessen. Das sind oft legitime Interessen, bzw.
Leute, die legitime Interessen haben, tendieren dazu, andere legitime Interessen zu übersehen. Wir haben es hier mit einem Fakup zu tun, wo wir in einer Sackgasse sind, aus Gründen, dass eben ein Markt existiert, der nicht eben vollkommen reguliert ist, wo man nicht sagen
kann, jetzt möchte ich eben den Werbemarkt ändern und ich möchte dem Nutzer endlich etwas Positives bringen. Immer grätscht ein anderes Unternehmen dazwischen, das meint, so ist es in Ordnung, bzw. wir haben eine andere Idee und so machen wir es jetzt.
Gut, dann vielen Dank und ich wünsche noch eine schöne Republika. Thorsten Kleins.