Brutbiologie des Zwerghaubenfischers
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Formal Metadata
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Identifiers | 10.3203/IWF/D-1845 (DOI) | |
IWF Signature | D 1845 | |
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Production Year | 1990 |
Technical Metadata
IWF Technical Data | Film, 16 mm, LT, 290 m ; F, 26 1/2 min |
Content Metadata
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Transcript: German(auto-generated)
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In seinem verschlungenen Verlauf bildet der Okavango, eines der großen Flusssysteme im südlichen Afrika, eine Fülle unterschiedlicher Lebensräume aus. Monotone Papyrusflächen an den Gleithängen stehen dabei einem vielfältigen Galeriewald an den Prallhängen gegenüber.
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Die periodischen Hochwasser mit starker Strömung sorgen immer wieder dafür, dass die Uferwände erneut abbrechen und weitgehend vegetationsfrei bleiben. Zu den Vögeln, die derartige Steilwände als Brutstätten nutzen, zählt auch der südlich der Sahara weit
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verbreitete Zwerghaubenfischer, mit weniger als 20 Gramm einer der kleinsten Vertreter aus der Familie der Eisvögel. Bei sinkendem Wasserstand im Frühling finden sich die sonst als Einzelgänger lebenden Zwerghaubenfischer zu Paaren zusammen.
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Die hohe Erregung dieses Vogels äußert sich in kurzem Flügelheben und Rufen. In dieser Zeit werden Brutterritorien besetzt. Außerdem muss sich die Paarbindung festigen. Die Konkurrenz um ein geeignetes Brutterritorium in der Uferwand ist groß.
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Vor allem gegenüber dem eigenen Artgenossen müssen Reviergrenzen abgesteckt werden.
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Aggressionsbetonte Körperhaltung und Rufe halten den Eindringling auf Distanz. Gemeinsam gelingt es dem Paar, den Konkurrenten zu vertreiben.
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An geeigneten Steilufern kann die Siedlungsdichte so groß sein, dass die Nestabstände manchmal nur 10 Meter betragen. Sind die Grenzen eindeutig festgelegt, können sich die Tiere dem eigentlichen Brutgeschäft widmen.
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Zwerghaubenfischer graben wie die meisten ihrer Eisvogelverwandten eine leicht ansteigende bis zu 90 Zentimeter lange Brutröhre in die Uferwand. Den größten Teil des Höhlenbauens übernimmt das Männchen.
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Das Weibchen sitzt jetzt die meiste Zeit gut gedeckt in einem Busch und wird erst gegen Ende der Bauphase die eigentliche Nistkammer graben. Das Männchen hat einen Fisch erbeutet, den es seinem Weibchen übergeben will.
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Dazu wendet es ihn, bis dieser mit dem Kopf zur Schnabelspitze liegt. Denn nur so kann das Weibchen den Fisch mit anliegenden Flossen und Schuppen übernehmen und direkt verschlingen. Was es hier jedoch erst nach einer weiteren Drehung tut.
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Die Beuteübergabe ist ein wichtiges Balzritual und fördert den Zusammenhalt des Paares. Nach der Mahlzeit wird der Schnabel gesäubert, an dem jetzt noch Lehmreste vom vorangegangenen Graben in der Nestkammer kleben.
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Zur umfassenden Reinigung gehört auch das Badetauchen. Ein flacher Stoß ins Wasser, nachdem der Vogel stets wieder auf seine bevorzugte Sitzwarte zurückkehrt. Dieses Badetauchen kann mehrfach wiederholt werden.
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Der Konkurrenzdruck ist in den günstigsten Uferwänden durch Artgenossen und größere und kräftigere Arten so stark, dass Zwerghaubenfischer bei tiefer fallendem Wasser sogar kleine Sandbänke zur Nestanlage nutzen müssen.
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Beim Einflug in das Nest, das sich ebenfalls noch in der Bauphase befindet, schiebt der Eisvogel den losen Sand mit den kleinen Füßen aus dem Gang. Bei den Zwerghaubenfischern in der Flussbiegung hat sich inzwischen das Bild geändert. Fast stets ist nur noch einer der beiden Altvögel zu sehen, die sich äußerlich nicht nach dem Geschlecht unterscheiden.
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Der zweite Altvogel hält sich ständig in der fertigen unterirdischen Nestkammer auf und bebrütet das Gelege, das bei Zwerghaubenfischern aus höchstens sechs Eiern besteht. Hier herrscht normalerweise Dunkelheit. Diese Höhle ist vorsichtig seitlich aufgegraben und künstlich beleuchtet worden.
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Draußen vor der Röhre ist das Männchen erschienen und lockt die Partnerin vom Nest.
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Es hat in der Zwischenzeit einen Fisch gefangen, den es an sein Weibchen übergibt. Nur an dieser Arbeitsteilung mit den unterschiedlichen Aufgaben während des Brutablaufs lassen sich Männchen und Weibchen identifizieren. In diesem Fall ist es ein kleiner Buntbarsch, den das Zwerghaubenfischer Weibchen mit dem Kopf voran hinunterschlinkt.
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Während üblicherweise nach einer solchen Beuteübergabe das Männchen für eine Weile das Brutgeschäft übernimmt,
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fliegt diesmal das Weibchen sofort wieder zurück in die Nesthöhle, wo seine fünf Eier liegen, die in für Höhlenbrüter typischerweise schneeweiß und fast kugelrund sind.
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Die leuchtenden Farben seines Scheitelgefieders haben dem Zwerghaubenfischer im Englischen die Bezeichnung Malachit Königsfischer eingetragen.
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Sorgsam setzt sich das Weibchen zurecht, um die Eier alle gleichmäßig bebrüten zu können.
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Die Brutzeit beträgt zweieinhalb bis drei Wochen.
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Nachdem sich das Weibchen so zurechtgesetzt hat, verharrt es oft stundenlang, den Kopf zum Eingang der Röhre gewandt und wartet auf die Ablösung durch den Partner.
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Das Männchen sitzt in starrer Haltung in der Nähe der Nesthöhle und blickt steil nach oben. Diese charakteristische Haltung nimmt es ein, da es einen Gaukler über sich entdeckt hat. Obwohl diese Adlerart, wie auch die am Okavango allgegenwärtige Schreiseeadler,
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für Eisvögel keine Bedrohung darstellen, macht sich der Zwerghaubenfischer instinktiv schmal und schlank, um möglichst unentdeckt zu bleiben. In der Höhle ist mittlerweile der erste Jungvogel aus dem Ei geschlüpft.
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Zusammen mit diesem ersten Jungen müssen auch die übrigen Eier noch gehudert und warm gehalten werden.
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Trotz anhaltender Lockrufe des Männchens ist das Weibchen nicht aus der Höhle gekommen, um sich füttern zu lassen, da es jetzt offenbar die stärkste Bindung an das Nest hat.
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Ohne den Versuch zu machen, die Beute in die Röhre einzutragen, schluckt das Männchen den Fisch schließlich selbst.
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Zwei Tage später haben bereits drei junge Zwerghaubenfischer die Eischale durchbrochen. Als typische Nesthocker sind sie noch nackt und haben die Augen geschlossen.
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Nach vier Tagen sind vier Jungvögel geschlüpft, während das fünfte Ei wahrscheinlich nicht befruchtet war. Alle Küken tragen auf der Schnabelspitze noch den weißlichen Eizahn. Bei dem linken Tier ist der Eidotter zu erkennen, der durch die dünne Bauchdecke schimmert und die Jungen in den ersten 24 Stunden ernährt.
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Nach erfolgreicher Jagd bringt ein Elterntier einen gefangenen Fisch zum Nest. Auf den Lockhof des Altvogels, einem charakteristischen Knarlaut, heben zwei Jungvögel die Köpfe.
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Nachdem es einem von ihnen gelungen ist, das Fischchen den Schlund hinuntergleiten zu lassen, versucht das Elterntier, sich wieder über die Jungen zu schieben, um sie zu wärmen.
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Hier in der Nisthöhle ist die Brut weitgehend vor natürlichen Feinden geschützt, lediglich kleine Schlangen könnten in dieser Phase für einige Verluste sorgen, wobei es aber auch ihnen schwerfallen dürfte, in der steilen Uferwand an das unterirdische Nest zu gelangen.
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Das Jagdgebiet des Zwerghaubenfischers liegt oftmals gegenüber den hohen Prallhängen, dort wo das Wasser seichter ist. Im Papyrusbestand findet diese Eisvogelart ideale Ansitzplätze, um Jagd auf Kleinfische zu machen.
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Wenn der Wasserstand des Okavango sinkt, tummeln sich hier große Schwärme von Jungfischen, die sich aus den langsam trockenfallenden Lagunen zurückziehen, um in tieferes Wasser zu gelangen. Diesmal trägt der Altvogel eine ausgesprochen große Beute im Schnabel.
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Da der Fisch mit dem Kopf nach vorn liegt, muss er zum Verfüttern bestimmt sein. Unmittelbar am Ende des Ganges nimmt der erste dort sitzende Jungvogel den Fisch ohne Zögern in Empfang.
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Die jungen Eisvögel sind acht bis zehn Tage alt und bereits deutlich gewachsen. Die Federansätze sind erkennbar und die Augen beginnen sich langsam zu öffnen.
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Zwei Tage später. Ab dieser Altersstufe äußern die Jungvögel die charakteristischen schnarrenden Bettellaute.
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Die Jungen befinden sich jetzt im sogenannten Igelstadium, in dem die Blutkiele um die einzelnen wachsenden Federn noch geschlossen sind. Wiederum vier Tage später. Die Federn sind größtenteils herausgebrochen, die Augen offen und die Bettelrufe zu einem ausdauernden Schnarren geworden.
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Jede Fütterung durch die Eltern wird nun gierig erwartet, da die Jungen zu dieser Zeit den größten Nahrungsbedarf haben.
15:02
Das hungrigste drängelt sich weit nach vorne in den Gang, um den Fisch entgegenzunehmen.
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Nachdem der Altvogel die von den Jungen vollgekotete Röhre rückwärts laufend verlassen hat, stürzt er sich auf direktem Wege ins Wasser, um das Gefieder von Dreck und Sand zu reinigen.
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Von seiner bevorzugten Sitzwarte aus wiederholt er das Badetauchen bis zu 20 Mal. Ein Blick auf den Eingang der Niströhre.
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Innen sitzen die jungen Zwerghaubenfischer in der künstlich beleuchteten Nestmulde. Sie sind jetzt 20 bis 22 Tage alt und ähneln im Gefieder weitgehend ihren Eltern, wenn auch die Farben allgemein etwas plasser sind. Der schwarze Schnabel wird sie noch einige Monate als Jungvögel kennzeichnen.
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Das aufdringliche Schnarren ist bei den älteren Jungvögeln bereits weitgehend einem kurzen Tixengewichen,
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das nach dem Ausfliegen als Stimmfühlungslaut zu den Eltern dienen wird. Als erneut ein Altvogel mit einem erbeuteten Fisch erscheint, stürzt ihm ein junges den Gang hinunter entgegen.
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Der Altvogel lässt jedoch nicht los, fliegt mit dem Fisch wieder ab, worauf ihm das Junge folgt.
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Draußen im grellen Tageslicht wird jetzt versucht, die Fütterung fortzusetzen.
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Der nächste Jungvogel schafft den Abflug vom Nest ohne elterlichen Ansporn. Die Landung auf einem glatten Papyrusstängel bereitet offenbar noch erhebliche Schwierigkeiten.
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Wie seine Geschwister verlässt nach genau 22 Tagen Nestlingszeit der letzte Jungvogel das Nest. Für manchen Zwerghaubenfischer endet der erste Flug bereits im Wasser.
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Dieser hat gerade noch einen herausragenden Zweig erreicht. Zwar wird der unerfahrene Jungvogel noch von seinen Eltern gefüttert, ist jedoch gerade jetzt stark von natürlichen Feinden wie Raubfischen, Waranen, Schlangen und Greifvögeln bedroht. Weniger als 50 Prozent der Eisvögel überleben diese ersten gefahrvollen Wochen.
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Für die jungen Zwerghaubenfischer besteht nun die Aufgabe, sich in ihrem noch unbekannten Lebensraum, der weiten Flusslandschaft des Okavango, zu behaupten. Schon nach wenigen Tagen nämlich stellen die Eltern die Fütterung ein, um eine neue Brut zu beginnen,
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womit die Jungen auf sich selbst gestellt sind. Das Nahrungsangebot im Fluss ist für fischfressende Vögel außerordentlich groß.
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Instinktiv reagieren die jungen Eisvögel auf potenzielle Beute, ohne dass sie dabei Anleitung von ihren Eltern bekommen. Sicherlich nicht auf Anhieb, doch schon nach erstaunlich kurzer Zeit gelingt der erste erfolgreiche Tauchstoß.
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Der erfolgreiche Jäger wird sofort von einem Geschwister bedrängt.
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Um tiefer schwimmende Fische zu erreichen, können Eisvögel mehrere Körperlängen tief eintauchen.
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Die Erfolgsquote der Tauchstöße liegt bei den unerfahrenen Jungtieren, aber auch bei den Altvögeln, weit unter 50 Prozent.
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Obwohl sich die selbstständig gewordenen Jungen meist sehr schnell zerstreuen, kommt es vor, dass sie an Stellen mit günstigem Nahrungsangebot, beispielsweise einem austrocknenden Tümpel, längere Zeit zusammenbleiben.
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Dies führt dann immer wieder zu Rangeleien und erbeuteten Fische.
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Vor dem Hinunterschlingen schlägt der Vogel den Fisch mehrmals hart auf den Ast, um ihn zu betäuben und zu töten.
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Erst wenn der Fisch die stacheligen Flossenstrahlen nicht mehr aufrichten kann, sind die Eisvögel in der Lage, ihn zu verschlingen. Die Bewegung des Totschlagens ist den Tieren genauso angeboren wie der Vorgang des Fischefangens.
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Allerdings erfordert es einige Übungen, um nicht lediglich den Schnabel auf die Unterlage zu schlagen, sondern tatsächlich auch den Fisch zu treffen.
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Der Fisch muss nun so zurechtgelegt werden, dass beim Verschlucken die Schuppen und Flossen glatt anliegen.
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Der Zwerghaubenfischer ist ein reiner Ansitzjäger, der auf niedrigen Zweigen über dem Wasser sitzen darauf wartet, dass ein Fisch in geeigneter Größe möglichst dicht unter der Wasseroberfläche, unter ihm vorbeischwimmt. Im Gegensatz zu anderen afrikanischen Eisvogelarten, wie dem Graufischer oder dem Riesenfischer,
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ist er nicht in der Lage, im Rüttelflug auf einer Stelle in der Luft zu stehen, um ein Beuteobjekt unter sich anzuvisieren. Die jungen Königsfischer werden nun untereinander immer unverträglicher. Die vielen Streitereien führen schließlich dazu, dass die Vögel sich jeder einen eigenen Flussabschnitt suchen
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und ein Leben als Einzelgänger aufnehmen, wie es für die meisten Eisvogelarten typisch ist. Erst bei der nächsten Mauser wird das Gefieder die kräftigen Farben annehmen,
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die den erwachsenen Malachit-Königsfischer kennzeichnen, wobei sich auch dann erst der Schnabel in ein leuchtendes Rot umfärbt. Der Zwerghaubenfischer ist in seinem großen Verbreitungsgebiet eine häufige Vogelgestalt, die an den meisten Gewässern zahlreich zu finden ist,
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sofern diese ein ausreichendes Nahrungsangebot sowie Brutmöglichkeiten in Form von Uferbänken aufweisen, so wie es hier am Okavango noch der Fall ist.