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Konrad Lorenz spricht über "Soziale Bindungen und die in ihrem Dienste ritualisierten Verhaltensweisen", Göttingen 1972

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Formale Metadaten

Titel
Konrad Lorenz spricht über "Soziale Bindungen und die in ihrem Dienste ritualisierten Verhaltensweisen", Göttingen 1972
Alternativer Titel
Konrad Lorenz Talks about "Ritual Behaviour in Aid of Social Bonding", Göttingen, 1972
Autor
Lizenz
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Identifikatoren
IWF-SignaturG 170
Herausgeber
Erscheinungsjahr
Sprache
Produzent
Produktionsjahr1972

Technische Metadaten

IWF-FilmdatenFilm, 16 mm, LT, 605 m ; SW, 55 1/2 min

Inhaltliche Metadaten

Fachgebiet
Genre
Abstract
Deutsch
Deutsch
Persönlichkeitsaufnahme des Verhaltensforschers im Vortragssaal des IWF. Leistungen komplexester Gestaltwahrnehmung gelten für Lorenz als Voraussetzung individuellen Erkennens mit und ohne Paarbindung. Beobachtungen im Tierreich lassen ihm zufolge andere Korrelationen von Bindung und Rangordnung zu, als sie Freud annimmt.
Englisch
Englisch
Documentation of the ethologist's personality in the lecture hall of the IWF. Lorenz considers achievement of extremely complex shape-recognition to a precondition for individual recognition with and without pair bonding. In his opinion, observations in the animal kingdom allow other correlations of bonding and rank order than those assumed by Freud.
Schlagwörter
Deutsch
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IWF-Klassifikation
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Transkript: Deutsch(automatisch erzeugt)
Meine Damen und Herren, es ist mir kaum glaublich, dass acht Jahre vergangen sind, seit wir damals im Institut oben am Nonnenstieg zusammengekommen sind,
um den 1000. Film zu feiern. Und ich habe erst vor einigen Stunden mit Entsetzen festgestellt, dass ich damals bei dieser Gelegenheit auch über Ritualisation gesprochen habe.
Nun werden Sie bei Betrachtung meines heutigen Vortragstitels sich denken, ja, arbeiten denn die in Sevisen über gar nichts anderes als über soziale Bindung und Ritualisation. Und die Antwort ist eigentlich ja. Die soziale Bindung ist ein Ur-Phänomen, das dem sozialen Verhalten eigentlich
aller höheren Tiere einschließlich des Menschen zugrunde liegt. Und es sind tatsächlich eine immer wachsende Anzahl von uns, die darüber arbeiten. Es arbeitet eine ganze Gruppe von Leuten unter der Führung Wolfgang Wicklers über Paarbindung.
Und ich habe auch eine Reihe von Mitarbeitern, die speziell mit mir, Dr. Würdinger, Dr. Fischer und auch einige Doktoranden und ich arbeiten speziell bei Gänsen über soziale Bindung.
Das Interesse daran hat seinen Grund darin, dass es offensichtlich ähnliche Vorgänge bei Menschen gibt, die auch hier dem sozialen Verhalten zugrunde liegen und deren Störung eine wesentliche Gefahr vielleicht für die ganze Menschheit bedeutet.
Wenn ich von einem Ur-Phänomen spreche, so darf das nicht missverstanden werden. Sagen wir mal, die männliche Aufspaltung ist auch ein Ur-Phänomen, die allen Erbvorgängen, die man kennen muss, weil sie sehr vieles erklärt.
Und seinerseits, ihrerseits, eine Erklärung bedarf. Durch Corenz de Vries und durch die moderne Erbforschung kennen wir ganz genau die Ursachen, die den männlichen Gesetzen zugrunde liegen. Nun, bei der Bindung ist das etwas anders.
Die Bindung ist ein funktioneller Begriff, etwa wie Skelett oder wie Flügel. Und die Ubiquität, die Verbreitung des Phänomens bei so sehr verschiedenen Lebewesen beruht darauf, dass es offenbar überall notwendig ist, so wie ein Stütz-Skelett bei allen größeren Tieren notwendig ist, vor allem Landtieren.
Das Begriff sagt nichts darüber aus, wie die Bindung bei verschiedenen Lebewesen zustande kommt. Und eben davon will ich heute reden. Wir behaupten also keineswegs, dass das, was ein Pärchen der Monogamen Garnelen-Hymenozer zusammenhält,
etwa dasselbe sei, wie das, was zwei menschliche Freunde miteinander verbindet. Das Vorhandensein individueller Bindungen zwischen Tieren wurde merkwürdigerweise von Tierpsychologen geleugnet, die ich noch persönlich erkannt habe.
Es hat zum Beispiel Björn Stehan behauptet, es sei einfach nicht wahr, es sei einfach unmöglich, dass jede Möwe unter den Tausenden einer Kolonie ihren Partner persönlich kennt.
Mit derselben Berechtigung könnten Sie sagen, es ist vollkommen unmöglich, dass ich unter den Millionen Menschen, die auf der Straße herumlaufen, einen bestimmten Freund mit Sicherheit als den wiedererkenne. Also das Wiedererkennen des Individuums hat nichts damit zu tun, dass es sehr viele andere Individuen gibt.
Und die Kombinationsmöglichkeit, dasselbe können Sie von einem Schlüssel sagen, von einem dosischen Schlüssel, der Kraft der unglaublich vielen Kombinationen, die es gibt, ein Individuum ist. Es ist beim Untersuchen einer Erscheinung immer ein guter Plan,
sie dort zu untersuchen, wo sie zum ersten Mal auf niedrigster Stufe im Tierreich auftritt. Das Individuelle Erkennen wurde nachgewiesen in allerletzter Zeit von Uta Seibt an einer Garnäle,
Hymenozera, bei der merkwürdigerweise Paare monogramm zusammenhalten, und zwar klebt das Männchen fest an einem bestimmten Weibchen. Er kennt sein Weibchen am Geruch wieder. Wickel hat mit einem Y-Labyrinth und Strömung nachgewiesen,
dass das Männchen eindeutig zu seinem angestammten Weibchen zurück will. Was es nicht hindert, bitte lachen Sie nicht, andere Weibchen in der Nähe sind und begattungsreif sind, gerade in ihrem Zyklus nach, auch zu begatten. Aber dennoch kehrt er zu der Seinen zurück.
Was es noch rätselhafter macht, wenn wir die da Vinche Frage stellen, wozu er das tut. Wir wissen nicht, wie häufig der Krebs im Freien ist. Es ist eine tentative Erklärung des Wozu dieser Monogamie, dass das Weibchen nur zu einer ganz bestimmten Phase, nämlich wenn es sich eben gehäutet hat, begattungswillig ist.
Unmittelbar danach legt sie Eier, die hängen an ihren Pleoboden, und wenn die Eier geschlüpft sind, häutet sie sich und ist damit für einen neuen Gelege bereit. Das ist eine Bindung, die ganz isoliert dasteht. Ganz merkwürdig ist, wir untersuchen jetzt andere Krustatzen.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass zum Beispiel Stenopus, diese merkwürdige bunte Putzergarnäle, die in Wirklichkeit gar nicht putzt, und die Grabe Stenorhynchus ebenfalls monogamepare bilden. Wozu das ist, wissen wir noch nicht. Deswegen arbeiten wir danach.
Wenn wir das wissen, brauchen wir das nicht. Bei Wirbeltieren geht interessanterweise das individuelle Erkennen, das individuelle Erkennen der Paarbindung voraus. Wir kennen einen Fisch, dank der Arbeiten von Rosalind Kirchhofer,
bei dem sich zweifellos Individuen erkennen, und ohne aber eine Bindung zueinander zu zeigen. Was Bindung ist, werde ich gleich definieren. Bei einer Hapelromisars, die nach dem französischen Ideologen de Fontaine heißt,
wobei man nie weiß, ob man Hapelromis de Fontainsii oder de Fontainesii sagen soll, wie das bei englischen und französischen Namen immer ist, die man nicht weiß, wie man sie lateinisch aussprechen soll. Nun, dieser Fisch macht große Kolonien. Und zwar werden die Kolonien gebildet durch die Leichgruben der Männchen.
Jedes Männchen besitzt ein kleines Territorium, das ist nur ungefähr so groß, und dorthin lockt es ein Weibchen leicht mit ihm ab. Und das Weibchen geht wieder. In diesen Kolonien kennt jedes Männchen seine Nachbarn individuell und ist nachweislich gegen seine Nachbarn weniger böse, als es gegen Fremde ist.
Das heißt, das Schwellenwert seiner aggressiven Reaktionen liegt dem Bekannten gegenüber viel höher. Bloße Bekanntschaft hemmt oft Aggressivität. Was Sie wunderschön beobachten können, am territorialen Verhalten von Menschen im Eisenbahn-Coupé.
Es sitzt einer im Eisenbahn-Coupé, gibt vor, zu schlafen, schnarcht, hat seinen Mann schon ausgebreitet, kurz er tut alles, um andere Menschen am Einsteigen in gerade dieses Coupé zu verhindern. Und jetzt kommt einer herein, und das ist nicht ein anonymer Artgenosse, sondern einer, den er kennt. Dann passen Sie auf, wie das Verhalten dieses Menschen
von größter Unhöflichkeit in um Verzeihung bittende Höflichkeit umschlägt. Aggressivität braucht kein Freund zu sein, es braucht nur einer sein, der ihn kennt. Über die Motive will ich mich weiter nicht auslassen, das weiß ich nicht. Aber jedenfalls bloß das Bekanntsein
genügt schon, um den Spiegel der Aggressivität ein wenig zu senken. So ist es bei diesen Fischen. Kirchhofer hat sich die Mühe gemacht, eine ganze Kolonie solcher Fische zusammenzufangen mit Netz. Einzel zu markieren. Und dann festzustellen, durch Versetzungsversuche, dass tatsächlich, wie zerkannt ist,
jeden einzelnen Fisch individuell markiert, und die Fische kannten einander. Das Verhalten ist sinnvoll, weil ja der bekannte Nachbar ein Territorium hat, also nicht ein potentieller Usurpator des dem Einzelfisch Besessenen besetzten Territoriums ist.
Die gegenseitige Abstoßung der aggressiveren Fische bedingt natürlich automatisch ein Zusammenhalten derjenigen, die gegeneinander weniger aggressiv sind. Es ist also gewissermaßen eine negative Anziehung. Das heißt, es ist genau wie bei Elektronen.
Ein ungeladener, ein negativ geladener, das heißt, mit Elektronen besetzter Körper, zieht einen geladenen, das heißt ohne Elektronen, elektronenlosen Körper deswegen an, weil er von allen anderen Seiten her abgestoßen wird. Also negative Abstoßung ist noch nicht Anziehung. Und Bindung, nach unserer Definition,
hängt unmittelbar mit Anziehung zusammen. Wir reden von Bindung, wenn zwei Individuen durch Reaktionen, durch positive räumliche Reaktionen aufeinander, also durch Reaktionen, die durch das andere Individuum ausgelöst werden,
zusammengehalten werden. Ein solches Zusammenhalten wird oft vorgetäuscht. Sie haben in tausend Märchen gehört, dass Störche in manchen Gegenden geradezu das Sinnbild der trauen Ehe sind,
weil dasselbe Paar immer im selben Nest brütet. Es wird sie vielleicht enttäuschend zu hören, dass die einander nicht einmal kennen. Sie haben gar keine objektiven Kriterien, die Ihnen sagen, dass ein Störch, genauso wie beim Nachtreier, seinen Ehepartner überhaupt kennt.
Schütz hat einmal eine Beobachtung gemacht an beringten Störchen, dass eine falsche Störche nach Hause kam. Der Störch, der Mann, kommt immer etwas früher aufs Nest im Frühling als die Frau. Und es kam eine neue Frau, eine fremde Frau, vor der angestammten Störche. Und das Nestbesitzende, Männchen,
begrüßte die ganz genauso, als sei es seine vorherige Gattin. Und als die nach Haus kam, die wirkliche, beringte, individuell kenntliche Störche, setzte sie einen wilden Kampf zwischen den beiden Störchen. Und der Störch stand daneben und schaute zu,
griff keineswegs etwa zugunsten seiner Gattin ein. Die alte Gattin siegte, die neu wurde vertrieben, und erfuhr mit der alten dort fort Nest zu bauen, wo er aufgehört hatte, mit der jungen zu bauen, bevor die angestammte Gattin nach Hause gekommen war.
Es gibt also Tiere, die durch das gemeinsame Heim zusammengehalten werden. Heinrod redet von einer Ortseehe. Das ist also nicht eine Bindung in unserem Sinne. Die Bindung in unserem Sinne bedeutet räumliches Zusammenhalten der Individuen, wo immer es sei.
Unabhängig von anderen Faktoren. Unabhängig zum Beispiel vom Vorhandensein von Kindern. Nun hat ein Wickel-Schüler, Dr. Lampricht, an Fischen, an einer Tilapia-Art, an Tilapia-Marie, Bulgo-Mariechen, nachgewiesen, dass bei denen eine wirkliche Bindung zwischen den Gatten
besteht, solange sie keine Brut haben. In der Phase vor dem Ableichen kennen sich die Individuen und halten zusammen. Im Augenblick, wo Leicht da ist, und noch stärker, wenn Junge da sind, erlischt das Interesse der Partner aneinander.
Und sie sind dadurch zusammengehalten, dass beide sich für die Jungen interessieren. Man sieht sogar, dass sie einander dann vermeiden. Dann wollen sie gar nichts miteinander zu tun haben. Lampricht hat auch interessante Umwegversuche durch eingeschobene Trennwände gezeigt, dass sie, wenn sie Junge haben, von einander gar nichts wissen wollen.
Und erst wenn die Jungen wechseln, sich wieder anfangen, füreinander zu interessieren. Ob sie dabei den vorherigen Partner bevorzugen würden, den sie vorher gehabt haben. Das wissen wir nicht. Aber jedenfalls haben sie da gewissermaßen eine Orts-Ehe, eine Kinderehe, eine Brut-Ehe. Phasisch abwechselnd mit einer wirklichen Bindung.
Woran erkennen sich Individuen? Sie erkennen sich unglaublich gut. Das wissen wir. Als meine jetzige Schwiegertochter ihre Doktorarbeit über Zichliden machte, haben wir bei sexuellen Nichtimmorphenarten,
wobei die Geschlechter fast gleich sind, geglaubt, das Geschlecht der einzelnen Individuen dadurch feststellen zu können, dass sie sich paaren lassen. Und dann, bei Beobachtung der Paarbildung, jetzt wissen wir, dass ein Männchen ein Weibchen ist. Wenn man sie dann trennt, dann werden wir wieder das ganze Paarbildungszeremonie sehen.
Gar keine Rede. Die sagen sofort, da bist du ja. Und gehen ohne jede Paarbildungszeremonie dazu über, abzuleichen oder weiter sich vorzupflanzen. Hören gewissermaßen dort auf, wo man sie unterbrochen hat. Und das machen sie noch nach vielen Wochen, vielleicht sogar Monate. Wir haben nicht ausprobiert, wie lange das dauert.
Ob es Fische gibt mit einer dauernden Bindung, die also miteinander gehen, das ist so ein schöner österreichischer Volksausdruck, die gängern miteinander. Das heißt, dass ein junges Mädchen sichtlich eine raumzeitliche Bindung aneinander haben.
Ob es Fische gibt, die frei von Territorialität in verschiedenen Gebieten aneinander hängen und zusammenbleiben, vor allem zusammen wandern, wie es also Vögel tun, das wissen wir nicht. Vielleicht tun es Pterophyllen.
Das Erkennen des Arztgenossenes, das individuelle Erkennen hat seine Grenzen. Nun bei meinem, dem mir am besten bekannten Tier, bei der Graugans, hat das Erkennen des Individuums Grenzen, die merkwürdigerweise mit meinen,
mit den Grenzen meiner Fähigkeit, Gänse zu erkennen, ungefähr zusammenfällt. Wir haben Fälle, in denen Bigami, also ein Mann mit zwei Frauen, Biguni, dadurch aufgetreten ist, dass ein Ganter zwei Schwestern nicht auseinandergekannt hat.
Das heißt, sein Auseinanderkennen, der Ganter hieß Adola, das war noch in Buldum, und da waren zwei Schwestern, die sahen es einander sehr ähnlich. Ich habe sie nur dann auseinandergekannt, also ohne auf Ringe zu blicken, bitte, physionomisch, wenn ich sie nebeneinander gesehen habe. Nicht aber, wenn ich eine einzeln traf.
Das waren also relative Merkmale. Verene hatte etwas größere Augen und war im Ganzen etwas hübscher als Röschen, so ist die andere. Namen merkt man sich viel besser als Nummern. Und die Nummern von diesen Gänse wüsste ich heute nicht mehr. Und Adola konnte genau dasselbe wie ich, erkannte sie auseinander, wenn sie beisammen waren, und ballte dann nur auf Verena und vertrieb Röschen.
Wenn er eine einzeln sah, wusste er nicht, welches ist. Als Verena legte mit dem Legen, hat er ein ganz besonderes Geschrei, das sogar der Nestgeschrei, jetzt wusste er, meine Frau ist die mit dem Nestgeschrei und vertrieb Röschen immer, Röschen legte fünf Tage später, als sie auch ein Nestgeschrei hatte, erkannte sie wieder nicht.
Dass er sie nicht erkannte, sah man daran, dass wenn eine allein auf dem Teich trifft, begrüßt er sie zärtlich und führte sie zu Nest, aber zu Verenas Nest. Und wenn es Röschen war, dann war er plötzlich ein Konflikt, da sitzt sie ja und da ist sie auch. Und dann schaut er zweimal hin und her und dann vertrieb er die falsche.
Also er konnte ganz genau das, was ich kann. Woran das jetzt also voraus, wir wissen beim Menschen, dass das die Leistungen komplexes der Gestaltwahrnehmung ist. Also erlernte Wahrnehmung. Selbstverständlich kann man nicht angeborene Reaktionen auf ein Individuum haben.
Also die hochentwickelte Gestaltwahrnehmung ist bei den audiovisuellen Tieren die leicht analysierbare Quelle der Information. Und da sehen wir auch, ob sich Männchen und Weibchen unterscheiden. Und wenn wir von sexuell monomorphen Tieren reden,
dann heißt das immer, dass sie audiovisuell monomorph sind. Wie die Morphe zum Beispiel die Garnelephymonozera ist, wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass das Männchen sein, das Weibchen ganz sicher am Geruch erkennt und an nichts anderem.
Das Zusammenhalten von Paaren durch Reaktionen aufeinander ist also ganz sicher davon abhängig, dass das Individuum, mit dem man verbunden ist, individuelle Merkmale besitzt.
Diese individuellen Merkmale müssen deutlich unterschieden werden von angeborenen, beantworteten sexuellen Signalen. Also wenn eine Stockente den grünen Kopf eines Erpels mit positiven Reaktionen beantwortet, so ist es eine angeborene Reaktion,
die für alle Erpel gilt und nicht für einen bestimmten Erpel. Und wenn man ihn also individuell kennt, so schwindet die Bedeutsamkeit, die Wichtigkeit der allgemeinen Männchen- und Weibchenmerkmale, der bunten Signale.
Sodass also es uns verständlich ist, wenn die meisten, ich rede jetzt von audiovisuellen Tieren, von Fischen, Knochenfischen und Vögeln, wenn die meisten parbindenden Arten wenig sexuell dimorph sind. Bei den vielen Anatiden, wiederum eine Gruppe,
die wir besonders gut kennen, gibt es kaum eine Art, wo beide Geschlechter Brut pflegen, die stark sexuell dimorph sind. Es gibt einige Unterschiede. Bei den Hühnervögeln, wo es noch weniger Fälle gibt,
in denen die Männer mit Brut pflegen, ist es besonders auffallend, dass die Brut pflegenden Arten monomorph sind. Ich erinnere Sie an den Ohrfasern, bei denen das Weibchen männchenfärbig ist.
Bei den Anatiden gibt es beides. Es gibt monomorphe Arten, bei denen das Weibchen männchenfarbig geworden ist, so wie bei Crossoptylons und Ohrfasern. Es gibt auch viele Arten, bei denen das Männchen weibchenfarbig geworden ist. Bei den Anatini, wo die Männchen meist bunter sind,
ist es sehr interessant, dass gerade die Brut pflegenden Arten wie die Georgische Spießente und die Kilenische Pfeifente weibchenfarbig sind in beiden Geschlechtern, während die Kilenische Pfeifente weibchenmännchenfarbig sind. Wir kennen keine Brut pflegende Ente, bei der das anders ist.
Es ist also ganz sicher so, dass die Bindung auf individuellen Kommunikationen beruht, die also individuell verschieden sein müssen. Es setzt also die individuelle Bindung immer schon eine gewisse Lernfähigkeit,
eine hohe Lernfähigkeit auf dem Gebiet der Gestaltwahrnehmung und auch sonst voraus. Damit stimmt eine sehr interessante Korrelation, dass nämlich innerhalb einer Tiergruppe, seien es die Fische oder die Entenvögel oder die Hühnevögel,
immer gerade die Klügsten, die Lernfähigsten, diejenigen sind, bei denen die besten Barbildungen stattfinden. Wenn Sie nun bei Menschen analysieren, bitte ich, ich behandle jetzt Paarbindung und Bindung überhaupt so durcheinander, in der Reihe der Wirbeltiere sind die ersten individuellen Bindungen,
die wir überhaupt kennen, Bindungen zwischen den Partnern eines heterosexuellen Paares. Die Bindungen, die größere Gruppen umfassen, sind wahrscheinlich aus der Familie hervorgegangen. Die Gruppenbildung bei Wölfen, bei Kaninen.
Und wir werden heute Herrn Kummer hören, wie es bei den Affen ist. Ich weiß es nicht, sind wahrscheinlich auch aus der Familie, also im langen Familienzusammenhalt hervorgegangen. Und bei den Gänsen gibt es ja auch Gruppen, ich werde noch vom Triumphgeschehen reden, die deutliche Familiengruppen sind.
Aber als Prototyp der Bindung behandle ich jetzt die ganze Zeit die Bindung zwischen den Garten eines Paares. Wenn Sie bei Menschen analysieren, was Sie an einen Freund bindet, finden Sie, dass es immer gemeinsame Funktionen sind, die man gerade mit dem,
besser als mit irgendeinem anderen, vollziehen kann. Wenn ich beobachte, zum Beispiel an mir selbst, dass es gewisse Dinge gibt, bei denen mir unmittelbar einfällt, das möchte ich gerne meinem Vater erzählen, der lange tot ist, oder meinem Bruder. Das sind andere Dinge,
die ich mit meinem Vater gemeinsam habe, als die, die ich mit meinem Bruder gemeinsam habe. Und es gibt Dinge, die ich ganz bestimmt, weil es Gott, Gott hat, Wolf, oder Gustav Graham erzählen möchte, weil das den interessieren würde. Es sind also Gemeinsamkeiten, es sind also Aktivitäten, die man nur mit einem bestimmten Individuum vollziehen kann.
Und eine dieser Aktivitäten, über die eigentlich Wiggler berichten sollte, weil er das besonders untersucht hat, ist der Duettgesang bei verschiedenen Vögeln, aber auch bei einzelnen Primaten. Zu Grunde liegt diesem Phänomen
etwas, was etwas, was Nikolaj als Erster am Gimpel entdeckt hat. Ein Gimpel sind imstande, von ihrem Vater den Gesang zu lernen. Das ist echte Tradition. Der junge Gimpel
tritt zu einer bestimmten Phase seiner Entwicklung in leicht sexuell gefärbte Relationen zu seinem Vater. Er balzt etwas an und hört ihm zu. Und nur bei dieser ganz spezifischen phasenbedingten Vaterbindung ist der Gimpel
bereit zu lernen. Nikolaj hat es dadurch nachgewiesen, dass er einen Gimpel, der von Kanarivögeln aufgezogen wurde und einen Kanarienvogelgesang gebracht hat. In ein Volier mit anderem Gimpelband
und der die Söhne dieses Kanarien singend Gimpels, der wieder ein Wunder nicht Kanarien geprägt war. Das war selten, das war ein ganz glücklicher Sonderfall. Die Söhne dieses Gimpels bilden rein den Kanariengesang ihres Vaters
bis zum Urgroßenkel. Weiter hat er es nicht gezüchtet. Und lernt nicht den Gimpelgesang von den vielen anderen in der Volier und in der Nachbarvolier vorhandenen Gimpel. Auf diese Weise lernt ein Gimpel, den ein Mensch aufzieht, den der Gimpel als Phase betrachtet und etwas anbalzt zur richtigen Phase, lernt er auch ein Lied singen.
Und dieses Phänomen hat nun Nikolaj zu einer Entdeckung geführt, die auch gestaltpsychologisch so unglaublich interessant ist. Der Gimpel hat nämlich eine gewisse Tendenz, das Lied, das er angefangen hat, zu Ende zu singen. Wenn Sie dem Gimpel nun in der richtigen
Tonhöhe, er kann etwas transponieren, aber nicht viel, das Lied vorsingen und plötzlich vorpfeifen und plötzlich aufhören, so nimmt der Gimpel mit der unglaublichen Reaktionsschnelligkeit, die allen Vögeln zu eigen ist, die Melodie auf und pfeift sie weiter. Und zwar an beliebiger Stelle.
Das ist sehr merkwürdig, weil es nämlich zweifellos den Schluss zulässt, dass der Gimpel eine Melodie als eine Ganzheit erfasst, als eine Gestalt erfasst, deren Durchbrechung, im Anthropomorphen gesprochen, unangenehm
ist, kurzum, deren Ganzheit eher aufrecht zu erhalten bestrebt ist. Und wahrscheinlich sind ähnliche Phänomene die Basis gewesen, auf der eine ganze Reihe von Vogelgruppen, nämlich
die Drongos, die den Corviden nahe stehen, einige Würger, zum Beispiel Laniarius und die Badvögel Capitonidae, als Paarbildung, als Paar Bindungsmechanismus einen Duettgesang ausgebildet haben, in dem jedem Vogel
etwas, ein bestimmter Anteil zufällt, der durch den anderen ergänzt wird. Und ich kenne das besonders gut von Bartvögeln, die eben vor meinem Arbeitszimmer wohnen und die ich also zu jeder Tageslichtstunde höre.
Das Duett ist gar nicht besonders schön, verbunden von ganz bestimmten ritualisierten Bewegungsweisen, die ganz ruckweise Schwanzbewegungen, in ganz ruckweise Schwanzbewegungen und Kopfbewegungen bestehen, unglaublich komisch sind. Der Gesang ist keineswegs schön und das Paar,
das vor meinem Fenster sitzt, macht einen Zwiegesang, der klingt und wenn Sie das zum ersten Mal hören, glauben Sie absolut, dass es ein Vogel sein muss, der das macht. Nur in der Früh, wenn Sie zu singen beginnen, hören Sie, dass der, der Gauer sagt, anfängt und dass der andere Kikik
sagt, dann sehen Sie es auch. Sie sehen auch an den Brust- und Schwanzbewegungen, wer was sagt. dass der Gauer Sagende braucht den Feedback des Kikik, um in Schwung zu kommen. Und wenn Sie in der Früh anfangen, so klingt das, wie wenn einer einen schwer startenden Motor anlassen will,
das geht nämlich ungefähr folgendermaßen Gauer, Gauer, Gauer, Gauer Kik, Gauer Kikik, Gauer Kik, Gauer Kik, Gauer Kik, Gauer Kik, dann geht es. Das ist urkomisch und wenn Sie beiden Vögel sehen, ist es noch komisch. Nun, bei dem
Drongo geht das so schnell, das Wechsel der Strophen, dass Sie beim direkten Zusehen kaum drauf kommen, wer was sagt und dass eine sehr lange Analyse notwendig war, um nachzuweisen, dass überhaupt die einzelnen Teile des Zwiegesanges,
die dem einen und dem anderen zukommen, wirklich konstant Aktionen des einen und des anderen sind. Und da muss ich meinem Freund Wolf in etwas widersprechen. Wir haben da beim Tonband sehr wohl die Zeitlupe benutzt. Die Zeitlupe beim Tonband ist sehr einfach. Sie lassen etwas langsamer laufen
und plötzlich wieder ganz langsam und dann können Sie sehr gut analysieren, wer was sagt. Und dann sehr gut ist es, das langsame Vorspielen an der Hand im Tonspektrogramm optisch. Diese Lagnarius haben also auch ganz bestimmte
Ton-Gemälde, an denen Männchen und Weibchen beteiligt sind, wirklich das unglaubliche Kunststück fertig gebracht. Das im Freiland und in Gefangenschaft zu studieren, an demselben Bar. Nehmen Sie mal Tonaufnahmen von einem paar Vögel in Afrika auf und bringen Sie
dann dieselben Individuen nach Europa gesund, gebarrt und noch singend. Das ist also rein tierhälterisch, ein solches Kunststück, das Unglaubliches. Ich würde, glaube ich, mir selbst umrichten, wenn ich nicht auf die
Paarbildungsmechanismen bei der Graugans zu sprechen käme. Wir suchen also nach physiologischen Mechanismen, die Paare zusammenhalten. Und unter diesen Mechanismen spielen natürlich Sache eine Rolle, die angeborenen
ermaßen wirken, die aber dann plötzlich ihre Wirksamkeit einengen. Das heißt, die Reaktion wird plötzlich selektiver. Und ein Signal, das an sich bei jedem Artgenossen wirkt, wirkt plötzlich bei einem
bestimmten um sehr viel stärker. Das hängt auch mit Bekanntschaft zusammen. Und viele dieser Signale, viele der aggressionshemmenden Signale, der sogenannten Befriedungsgästen, sind vom Verhalten des Jungtieres
abgeleitet, oder vom Verhalten des Sexualpartners. Diese aggressionshemmenden Mechanismen können bei einer Art unabhängig von der persönlichen Bekanntschaft funktionieren und erstaunlicherweise bei einer anderen
an persönliche Bekanntschaft gebunden sein. Bei Kaninen ist die Demutgäste vom Verhalten des Jungtieres abgeleitet, wie schon das Ehepaar Menzel richtig gesehen hat. Schnauzen stoßen und auf den Rücken fallen und so weiter sind alles Verhaltensweisen
des Hundebabys. Und sind also sekundär zu Demutgästen geworden. Bei Haushunden und wahrscheinlich auch beim Schakal wirkt die Anonie, das heißt jeder Hund, der das macht, ist vor dem Angriff eines erwachsenen Tieres
sicher. Bei dem vom nordischen Wolf abstammenden Hunden, also bei Huskies, Schlittenhunden, Malimuts und so weiter, ist außerdem notwendig, dass das betreffende Hundekind Meutenmitglied ist. Also das ist ein sehr interessanter
Mechanismus, da plötzlich etwas dazukommt. Eine weitere Bedingung dazukommt. Des persönlichen Kennens. Eine dritte, also sexuell derivierte, pseudosexuelles Verhalten, wie wir es erzählen davon, und kindliche Verhaltensweisen sind zwei
Quellen von Befriedungsgästen und eine dritte sind die sogenannten neu orientierten Drohbewegungen. Die Ablösungsceremonie bei Zichliden besteht darin, dass die Partner des Paares aufeinander zukommen, sich an Drohungen, einen Moment, also
Drohstellungen annehmen, aber beim Drohungen nicht stehen bleiben, sondern betont aneinander vorüberschwimmen. Sehr anthropobroff gesprochen heißt das. Ich greife an, aber nicht dich. Ich greife in eine andere Richtung an, als auf dich. Das ist also die Umorientierung
einer an sich aggressiven Bewegungsweise. Bei Zichliden ist es auch so, dass sie sich individuell kennen. Andererseits ist auch die Gäste, diese Gäste tut man nur einem individuell Bekannten. Das ist keine Erklärung, ich weiß, aber vorläufig beschreibe ich nur. Und bei Kranichen ist der berühmte
Tanz der Kraniche eine Ritualisierung genau desselben Vorgangs. Der Kranich nimmt zuerst Drohstellung dem Partner gegenüber ein, macht dann plötzlich eine Kehrtwendung um 180 Grad, ich darf mich nicht vom Mikrofon abwenden, und vollführt dann Angriffsbewegungen in der umgekehrten Richtung. Wenn ein
innocent Beißlein, der daneben steht, greift er den an, was immer es sei, Ente ganz, wenn nichts da ist, nimmt er einen Stein und hackt auf ihn und wirft ihn in die Luft. Und das heißt, ich bin groß und schrecklich, aber nicht gegen dich. Beider ganz ist nun aus
die Begrüßungszeremonie das berühmte Grüßen der Gänse, das fließend ins Triumphgeschrei übergeht, auch aus einer Drohgäste entstanden, phylogenetisch, und unterscheidet sich von der Drohgäste nur durch die Richtung. Der vorgestreckte Gänsehals, den Sie alle kennen, ist Drohung.
Die Abweichung dieser Drohung aus der Richtung des Freundes, das vorüberdrohen, heißt gewissermaßen, noch einmal Anthropomorph, zu sagen, komm, wir wollen den verhauen, zusammen. Ich bin nicht auf dich bös. Wir haben lange Zeit geglaubt,
dass es zwischen den Gänsen einer Familie keine Rangordnung gibt, weil sie nämlich in Kämpfen zwischen den Familien zusammenstehen und daher als Familie eine einzige Rangordungsstufe in der Gemeinschaft
der Gänsekolonie einnehmen. Das ist ein völliger Trugschluss. Zwei Brüder werden zusammenstehen, wenn sie in der Schule gegen fremde Buben kämpfen. Das hindert aber nicht, dass zwischen Ihnen zu Hause Kämpfe stattfinden und dass Sie eine gemeinsame Rangordnung haben. Eine Rangordnung innerhalb der Familie haben.
Nun, bei Gänsen etabliert sich diese Rangordnung interessanterweise zwischen den Küken. Innerhalb der ersten Tage haben wir eine gänseische Heuer genau untersucht, bei der diese
Rangordungskämpfe stattfanden, als sie etwa 40 Stunden alt waren. Dabei waren sie schon nervös, weil sie voriges Jahr, wie wir es zum ersten Mal gesehen haben, noch früher waren. Und die Rangordnung hält dann mit geringen Änderungen bis zum Herbst. Das Protokoll,
das meine Studentin Schäfer darüber aufnahm, zeigt, dass jemand, ich habe es vorher gesehen an diesem Protokoll, ist ja, die ganze Rangordnung hat sich mir nach den Ferien gezeigt, dass die Rangordnung der Gänse wie ich sie jetzt kenne. Und sage ich, ja wann, über welches Zeit erstreckt sich denn die protokollierten Rangordnungkämpfe?
Sagt sie, steht doch dran. Und das steht dran, 31. April, von 1 Uhr bis 1 Uhr 30 morgens. Da sehen Sie die ganze Rangordnung, das schaue, wie sie im Juli noch waren. Worin besteht nun die Rangordnung?
In einer bestimmten Art zu grüßen, die relativ zwischen zwei Individuen ist. Das höher stehende Individuum zeigt weniger Unorientierung. Der grüßt direkt auf den anderen zu,
das untergeordnete Individuum muss stärker abweichen, von der Richtung auf den höher stehenden. Außerdem grüßt bei hoher Intensität des Triumphgeschreis, also dieses Grüßens, grüßt der übergeordnete
intensiver und stärker. Also ich kann auf einen jungen Studenten zulaufen und sage, ach mein, lieber Herr Mayer, ich freue mich so, dass Sie wieder da sind. Erzählen Sie doch und so weiter. Wenn er auf mich zustoßen würde, sage ich, lieber Professor Lohan, ich freue mich so, wäre ich erstaunt. Und bei hoher Intensität
ist das Grüßen des rank höheren intensiver. Bei niederer Intensität, wenn man sich also nur so vorüber geht, nicht lang getrennt war, also das Ganze auf einem niedrigen Intensitätsniveau ist, grüßt der untergeordnete öfter als der übergeordnete. Das kommt sehr oft vor, dass der
untergeordnete ein bisschen grüßt und der übergeordnete nicht antwortet. Sagen Sie mir nicht, dass diese Analogien bedeutungslos sind. Die sind außerordentlich interessant. Es kann auch, wenn die Kämpfe die rank ordnung nicht klar etabliert haben, kann es sein, dass zwei
Geschwister mit dem stärker oder weniger stark abweichen, sich umorientieren, sich ihre rank ordnung später ausschnapsen. Das ist ein rein moralischer Kampf. Der eine kommt näher. Das geht dann oft so, dass einer – ich mache es in die Vertikale, das ist natürlich horizontal – dass einer
ein bisschen frecher ist und der andere abweicht. Dann ärgert sich der, wird umorientiert weniger, dann gibt es wieder der andere nach. Und durch dieses rein freundliche, das ist bei Begrüßen, besonders wenn man gerade zusammen jemanden fremden verhauen hat, dann kommt diese in der Gruppe bestehende rank ordnung am deutlichsten zum Ausdruck.
Ein Protokoll noch genauer zählt. Die höher stehende Gans und die tiefer stehende Gans einer Gruppe, Resi und Sophie, erringen zugleich einen Sieg über zwei befeindete Gänse. Der Gegner Resis, der übergeordnete Daucht, der Gegner
Sophies Fliet, Sophie in sein Unterrückengefieder verbissen. Nun, das ist die optimale Situation für einen Triumphgeschrei, dass man den Besiegten weit verfolgt und nun zurückkommt zur Gruppe. Daher ist jetzt in diesem Augenblick Sophie, die untergeordnete, stärker Triumphgeschrei motiviert als die
Resi, deren Gegner weggetaucht ist. Daher grüßt Sophie zu intensiv, für Resis Gefühl zu intensiv. Resi verweist es ihr, indem ihre Umrundierung aufhört. Sie einen Moment direkt auf sie grüßt, worauf die sofort verstummt. Und Resi hat aber den besiegten Gegner,
der weggetaucht ist, schon verloren und ist jetzt entspannt und badet. Im Moment, wo ihr Kopf unter der Oberfläche verschwindet, bricht die untergeordnete intensives Grüßen aus, um jedes Mal wieder zu verstummen, wenn ihr Kopf über der Oberfläche erscheint. Nun, dies ist eine
freundliche Reaktion und zeigt zurecht, dass die Rangordnung nicht mit Feindzähligkeit verwunden sein muss, so im Gegenteil dazu da ist, Feindzähligkeiten innerhalb der zusammenhaltenden Gruppe zu verhindern. Ich bin auf die
Gänse etwas näher eingegangen, weil es bei denen so deutlich ist, dass gerade das Triumphgeschrei und gerade die Feinheiten des Triumphgeschreis, die Feinheiten der Abstimmung den Partnern unersetzlich machen. Und die Unersetzlichkeit des Bindungspartners ist, glaube ich,
bei keinem untermenschlichen Lebewesen so ausgesprochen wie bei der Grauganz. Der Hund gilt nicht, weil der Hund also sehr stark selektiert ist auf menschliche Eigenschaften. Und ich möchte viele von Ihnen werden wissen, wie traurig ein Hund sein kann.
Vor allem wie traurig ein Hund sein kann, wenn er seinen Partner verliert, wenn er seinen Herrn verliert. Die meisten Hunde sind darin genau wie Kinder, dass sie in Tiefdauer verfallen, wenn sie ihren menschlichen Partner verlieren, vor allem wenn sie den Partner zugleich mit Umgebungswechsel verlieren. Also die wenigsten Hunde vertragen ist, dass man sie zwecks einer Sommerreise in den Zwinger
steckt. Der beste Hund ist narodisch, nämlich gerade der beste Hund. Nun, ich kann wohl die Grauganz nicht besser beschreiben, als ich sage, kein Tier kann so traurig sein, außer einem sensitiven Hund gibt es kein Tier, das so traurig sein kann wie eine Grauganz, die ihren Partner verloren hat. Sie
kehrt dann häufig zu den Eltern zurück. Also wenn eine Grauganz, die ich aufgezogen habe, plötzlich wieder mir nachläuft, ist meine erste Frage, wo ist ihr Gatte oder ihre Gattin? Denn wahrscheinlich hat sie den Partner verloren. Eine solche Grauganz ist so traurig, dass sie in hohem Maße unfallsanfällig
wird. Sie wird von Fuchs gefressen oder sie fliegt gegen Telegrafenleiter und so weiter, weil sie so dasig, so deprimiert ist. Die objektiven Kriterien sind alle die, die John Bowlby, der große Kinderpsychologe und Kinderpsychiater, in seinem Buch Attachment und Loss, Bindung
und Verlust beschreibt. Sinkendes Sympathikoton und so weiter. Also das gibt es alles nicht nur beim Menschen, sondern auch beim Tier. Ich komme bei Menschen an. Wir wissen von Menschen, dass er trauerfähig ist. Ich habe schon ein bisschen davon gesagt, worin die Bindung besteht.
Die Gemeinsamkeiten, die gemeinsamen Funktionen, die man nur mit einem bestimmten Partner ausführen kann und ganz primitiv gesagt, es ist keine Plasphemie, wenn ich sage, mein Vater fehlt mir dann, wenn ich ihm etwas erzählen
möchte. Und das ist nicht rein egoistisch, denn ich will ihm ja etwas erzählen, was ihn freuen würde. Also die Gemeinsamkeit der Funktion ist bei Menschen also vielfältig, auf viele Sparten verteilt, so wie es deshalb bei Menschen keine klare Krankordnung gibt. Bei Menschen sind die Bindungen, also auch bei Menschen,
so wie bei den Grüßen der Graugans, sind die Bindungen des Menschen sehr intensiv mit einem vorherrschen und nachgeben. Vorherrschen ist einen, nachgeben des anderen verbunden. Es gibt Leute, die in bestimmten Hinsichten sehr viel gescheiter sind wie ich,
auf den ich deshalb großen Wert lege, obwohl ich da untergewordnet bin. Es ist nicht so, dass ich immer recht haben will, sondern im Gegenteil. Ein einigermaßen nicht primitiver Mensch hängt sehr stark an denen, von denen er etwas lernen kann. Und wenn ich rückblickend die Liste meiner Lehrer betrachte, sind es die, zu denen ich in einem starken Verhältnis
der Inferiorität stand, zu denen ich sehr stark emporblickte, die ich am meisten geliebt habe. Also Bindung und Rangordnung korrelieren ganz anders, wie Freud glaubt. Wie die Psychoanalyse glaubt. Die glaubt, dass jede Dominanz mit Liebesverlust bezahlt werden
muss. Zwischen zwei Freunden sind also sehr viele Sparten, in denen das Rangordnungsverhältnis verkehrt ist. Wenn meine Frau sagt, dieser Mensch, den du da so gern hast, pass auf, das ist ein, das ist kein Freund, das ist ein Feind, dann glaube ich ihr, gegen mein Gefühl, weil ich so oft erfahren habe,
dass sie recht hat. Und wenn ich etwas wissenschaftlich beschließe, gibt sie ohne Weiteres nach. Und ich könnte viele Sparten aufzählen, in denen das zwischen zwei Freunden so ist. Und in einer Gruppe Zusammenarbeitender Freunde ist das ganz selbstverständlich so. Die
Dominanz einer technischen Assistentin, der Gudrun Lamprecht, puncto Auge für reinrassige Stockenten, geht so weit, dass sie mich anschreit, nachdem sie zurückgekommen ist, weil so viele mischrassige Stockenten herumschwimmen und wir von Spockenten überhaupt nicht bereden können, weil es also scheußliche
Hausentenmischlinge sind. Und ich sage, ja, ja, du hast ganz recht, wir werden, bitte sorg dafür, dass die wegkommen. Und wenn mein technischer Mitarbeiter, Gudrun Hickstedt, der das Seewasser macht, sagt, er wird jetzt das Seewasser ganz anders machen, so fragt er mich ob wir genug Geld haben und dann frage ich dem Margret Schleit, ob ich sie bewilligen kann. Aber das ist Mitbestimmungsrecht, das so
lang funktioniert, als alle Freunde sind, als alle persönliche Bindungen haben. Weil man nämlich dann Vertrauen hat darin, dass der andere am selben Strick zieht. Also Bindungen, persönliche Bindungen sind die Basis eines fruchtbaren Zusammenhaltens
von kleinen menschlichen Gruppen. Und die große Schwierigkeit, da jeder Demokratie ist diese Art der Mitbestimmung, die Sachverständnis korrelierte Mitbestimmung zu institutionalisieren. Fragen Sie mich nicht, wie man das machen soll, aber jedenfalls
ist die, das Auskunftsmittel einfach nasenzuzählen und zu wählen, ein Surrogat für das, was Sie wirklich anstreben sollten. Die Bindung, die zum Konsensus führt, ist die Stimme
der Vernunft, ist die Stimme des menschlichen Geistes. Denn wenn Sie den Geist des Menschen überhaupt definieren wollen, so ist es eben jenes gemeinsame Können, Wissen und Wollen, Wissen, Können und Wollen, dass wir aus unserer kulturellen, kumulierenden Tradition
entnehmen. Es ist eine sehr vielsagende Erscheinung, dass Politiker, die manipulieren wollen, denen daran liegt, große Menschenmassen unfrei zu machen, als allererstes
versuchen, Individualität und persönliche Bindungen zu unterdrücken und möglich zu machen. Lesen Sie mal von Leonard, die, wie heißt es, die Revolution entlässt ihre Kinder, die das System, das also persönliche Bindungen,
möglichst unterdrückt, weil nämlich eine Gruppe unglaublich stark ist. Eine Gruppe von Freunden, die wirklich dasselbe wollen, ist für den Manipulanten schlecht zugänglich. Und leider ist auf der ganzen Welt die Entwicklung so, dass die großen politischen Richtungen,
der Kapitalismus und das, was sich Kommunismus nennt, auf manipulieren, spekulieren, dass sie die Menschen auf möglichst Manipulierbarkeit
selektieren wollen. Oder sie sich zumindest daran gewöhnen wollen. Nehmen Sie das einfache, kleines Symptom der Mode. Sie haben noch vor wenigen Jahren alles kaufen können. Heute, wenn Sie eine bestimmte Art von Kleidungsstück haben wollen, das hat man heute nicht mehr. Das trägt man heute nicht mehr. Nein, das darf man nicht. Möglichst gleich alle.
Man trägt solche Haare, man trägt solche Jeans, man steckt die Hände hinten in die Taschen, man macht es möglichst gleich. Das wird von allen ockouragiert. Das ist das Ideal der Manipulanten. Und darin sind ja interessanterweise die großen Ideologien
auf allen Seiten aller einzelnen Vorhänge völlig gleich. Die Theorie des Behaviorismus, dass der Mensch nur ein Bündel bedingter Reaktionen sei, dass er gar keine angeborenen Reaktionen habe, keine Instinkte habe. Instinkte sind
nämlich nicht nur Zwänge, sondern auch Menschenrechte. Das ist, dass es Instinkte nicht gibt, dass der Mensch nur das Produkt seines Conditionings sei, ist allen Manipulanten willkommener mehr. Und deswegen ist eben dies Weltreligion geworden. Und es ist doch eigentlich höchst paradox,
dass Herr Brezhnev, Herr Mao Tse-Tung und die ganz großen amerikanischen Produzenten die gleiche weltanschauliche Religion vertreten. Und nämlich die Manipulanten. Die Gruppenbildung,
die Bildung einer Gruppe von Freunden, die zusammenarbeiten und eine Gruppenmeinung entwickeln, ist dem Manipulanten daher das Un willkommenste, was es überhaupt gibt. Bindung, obwohl wir sie bis in das Tierreichen unter verfolgen können,
ist daher heute mehr als je. Das Rückgrat spezifisch menschlicher Rechte, menschlicher Würde und Freiheit.