Mitteleuropa, Baden - Wolfacher Fasnet
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Formale Metadaten
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Identifikatoren | 10.3203/IWF/E-2801 (DOI) | |
IWF-Signatur | E 2801 | |
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Produktionsjahr | 1983 |
Technische Metadaten
IWF-Filmdaten | Film, 16 mm, LT, 496 m ; F, 45 1/2 min |
Inhaltliche Metadaten
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Transkript: German(automatisch erzeugt)
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Die Stadt Wolfach im mittleren Schwarzwald darf das Prädikat Narrenhochburg für sich in Anspruch nehmen.
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In kaum einem anderen Ort des schwäbisch-alemannischen Südwestens wird Fastnacht so ausgiebig und originell gefeiert wie hier. Zwölf Umzüge an sieben Tagen.
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Wolfach liegt am Zusammenfluss von Kinzig und Wolf und hatte 1983 4500 Einwohner. Der Film bietet einen Querschnitt der Ereignisse, die sich von Mittwoch vor Fastnacht bis zum Aschermittwoch abspielen und an denen die Öffentlichkeit teilnehmen kann.
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Die Straßenfastnacht beginnt mit dem Fastnet-Ausrufen eine Woche vor Aschermittwoch. Die Wolfacher haben an diesem Abend zum ersten Mal in der neuen Fastnet die Möglichkeit sich in ihren traditionellen Masken in der Öffentlichkeit zu zeigen.
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Das Ausrufen der Fastnet erfolgt an verschiedenen Stellen der Stadt. Wir, Graf Conrad zu Wolfach, Schutzer an der Narren und deren,
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die ganz verhockt sind, Herd zu Gassestägen und Kalkenbühnen, Funkengass und Fröschlachen, Gebieter des Mannen- und Weibergabens von Pfützeberg bis Schünderhütte, erlaubt der Regente des Schlosses, tun Kund und Zuwissen unserem näherischen Volk zu Wolfach,
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wir allen Hintersassen, Beamten, Bauern und Friedenstümmern, dass wir ein schier siebentägiges Fest genannt Fastnet bereiten wollen. Dabei sollen euch folgende Feierlichkeiten erfreuen. Wie am morgigen Tage sollte am Meldung und Zielstück eh eine Hilfemesse haben.
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Dann seid ihr geladen, am morgigen Tage, wir haben Samstig und Zielstück zu fröhlichem Kaffee drum. Die Nächte über seid beim Trance mit euren geliebten Weibern. Besonders laden wir euch zum großen Zunftball am Samstig ein. Den Schellenmündig sollt ihr mit dem hemdklunkigen Wohlauf beginnen und dabei das Geisteslicht eures Narrenhirns als Stahlfunzeln zeigen.
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Säubert eure Nachthänder gebührend, dass ihr sie auch sehen lassen könnt. Am Nachmittag findet als Jubiläumsfestspiel das vor 50 Jahren erstmalig aufgeführte Zigeunerspiel,
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die geraubte Braut oder die Befreiung der Freude statt. Alle Zigeuner haben sich beim Umzug und beim Festspiel zu beteiligen. Zum Fest ziert und beflackt die Häuser und Straßen. Am Zielstück ist für den Nahresommer ein Fest mit Festzug, Rätsel und Würst.
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Am Nachmittag der Nasezug nach altem Brauch. Dann beendigt den Tag auf dem Tanzboden, bis euch der äschrige Mittwoch ins Herz pfetzt. Am Mittag dieses Tages sollt ihr eure leeren Geldbeutel waschen, Klagen und Stockfische fressen,
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in trauerndem Gedenken an eure Lieferlichkeit. Aber bis dahin freut euch ihr Alte und Junge, seid fröhlich und deckt eure Streicher auf unverdrossen. Wir grüßen euch als eure Guts- und Landesherren mit dem Wolfacher Gruß.
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Nach dem Umzug findet in einem großen Lokal der Narrenhock statt. Ein gemütliches Beisammensein der Umzugsteilnehmer.
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Bei dieser Gelegenheit sind auch einige der Wolfacher Fasnitsprüche zu hören.
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Am Vormittag des Donnerstags vor Fastnacht, dem sogenannten schmutzigen Donnerstag,
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versammeln sich die Wolfacher Narren zur ersten von insgesamt drei Elfemessen.
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Die erste Elfemess wird hauptsächlich von Kindern bestritten, die an diesem Tag schon schulfrei haben.
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Die Umzüge, in denen die traditionellen Maskentypen vorherrschen, werden von der Einzelfigur des Hahnreiters angeführt, der in Wolfach Gullareiter heißt.
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Die Begleitmusik zu den Wolfacher Umzügen, die am häufigsten gespielt wird,
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ist der Michelismarsch, der auf französischen Ursprung zurückgeführt werden kann.
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Nach der Elfemess versammelt sich ein Teil der Kinder vor dem Eingang zu einem Gasthaus,
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um am Britzelauswerfen teilzunehmen. Als heische Ferse verwenden die Kinder die alten Wolfacher Fasnitsprüche. Die Britzeln werden von Wolfacher Bürgern gespendet. Zwei Narrenpolizisten flankieren den Eingang und führen während des Auswerfens Regie.
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Am Nachmittag des schmutzigen Donnerstags treffen sich die Frauen zum sogenannten Kaffee-Tanten-Umzug.
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Unter Anführung eines Trommlerkurs in Konditorkleidung formieren sich die Kaffee-Tanten vor einem Kaffee zum Umzug. Unter die Teilnehmer mischen sich auch als Frauen verkleidete Männer. Sie ziehen durch die Hauptstraße Wolfachs, wobei sie auch den Stadtbrunnen in ihren Umzugsweg einbeziehen,
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zurück zum Ausgangspunkt.
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Am Beginn der eigentlichen Fastnachtszeit, am Rosenmontag, der in Wolfach Schellenmontag genannt wird, steht der Wohlauf.
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Zu diesem Umzug versammeln sich am frühen Morgen um 5.30 Uhr zum Betzeitläuten viele Hunderte von Wolfachern in Nachthemden und Zipfelmützen, mit Stalllaternen und allen möglichen Lärminstrumenten. In der Mitte des Umzuges wird ein Bett mitgeführt, in welchem der Wohlaufsänger schläft.
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An mehreren Stellen des Weges blatt der Umzug stehen, der Lärm verstummt, der Wohlaufsänger erhebt sich aus seinem Bett und singt das Wohlauflied, das dem Brauch seinen Namen gegeben hat.
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Ein weiterer Höhepunkt der Wolfacher Fastnet ist der große Umzug mit Fastnachtspiel am Nachmittag des Schellenmontags. Angeführt wird dieser Umzug von den verschiedenen Wolfacher Fastnet-Gestalten an ihrer Spitze die Wolfacher Schellenhansel in ihrem gelbblauen Häs
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und der rote Röstlerhansel mit seiner bemalten Holzlaffe. Der Röstlerhansel tritt auch in einer Farbvariante als schwarzer Röstlerhansel auf.
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Vor der Stadtmusik schreitet die Riesendame,
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neben dem Gullerreiter eine weitere Einzelgestalt der Wolfacher Fastnet.
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Das bunte Bild der Wolfacher Fastnet wird durch die Gestalt des weißen Mehlwurmhansel bereichert.
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Eine weitere Besonderheit der Fastnet im Wolfach stellt der Nussschalenhansel dar, dessen Gewand mit ca. 3000 Nussschalenhälften benäht ist.
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An dem Umzug sind auch die Darsteller des sich anschließenden Fastnachtspieles beteiligt. Voranreitet der Raubritter, gefolgt von seiner Burgbesatzung.
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Die Gegenspieler der Raubritter sind die Zigeuner, die ihrem Fürsten mit seiner Tochter Freuda Juhaida folgen.
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Auch die Fastnet-Hexe ist in Wolfach vertreten. Sie wird hier alte Rungunkel genannt und darf nur von männlichen Teilnehmern dargestellt werden.
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Den Schluss des Schellenmontagsumzuges bilden Gastzünfte aus benachbarten Orten.
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Wie alle Wolfacher Umzüge führt auch der Schellenmontagsumzug über die Kinzig in die Wolfacher Vorstadt.
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Von dort kehren die Umzugsteilnehmer über den Gassensteg in die Altstadt zurück, um aktiv oder passiv am Fastnachtspiel teilzunehmen.
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Das Spiel hat folgenden Inhalt. Der Raubritter ist mit seinem Gefolge in das Zigeunerlager eingedrungen und hat Freuda Juhaida, die Tochter des Zigeunerfürsten, entführt. Er hält sie auf seiner Raubritterburg gefangen.
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Die Zigeuner formieren sich zum Gegenstoß, belagern die Burg, schießen sie sturmreif und befreien unter Anführung des Hofnerren die Zigeunerprinzessin. Der Raubritter wird zum Tode verurteilt und im letzten Augenblick durch die Wahrsagerin Knacza vom Galgen erlöst. Der Hofner erhält die befreite Prinzessin zur Frau.
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Fastnachtsdienstag. Am Nachmittag dieses Tages formiert sich die Wolfacher Jugend unter den Klängen des Michelesmarsches zum letzten Mal.
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Als Schellenhansel, Brösslehansel, Mehlwurmhansel, Nussschalenhansel oder in freier Maskierung zum großen Kinderumzug.
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In seiner Mitte wird neben der Riesendame der Brezelhansel mitgeführt, der über und über mit Brezeln behängt ist.
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Der Zug endet auf der Bühne vor dem Rathaus, wo von der freien Narrenzunft an die Umzugsteilnehmer Brezeln und Würste ausgeteilt werden.
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Wenige Stunden später steht der letzte Höhepunkt der Wolfacher Fastnet auf dem Programm. Durch die Straßen Wolfachs windet sich im Gänsemarsch einer der originellsten Umzüge der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Der historische Nasenzug.
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Der Wolfacher Tradition gemäß müssen die Teilnehmer ihre Jacken links rumtragen, eine möglichst originelle Nase aufsetzen, einen Holzspan an den Hut stecken und mit allen nur erdenklichen Mitteln Lärm erzeugen.
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Der Nasenzug spart keinen Winkel der Altstadt und kein Gasthaus aus. Eine besondere Attraktivität gewinnt dieser Umzug dadurch, dass es traditionsgemäß Frauen verboten ist, sich daran zu beteiligen. Aber Jahr für Jahr versuchen es immer wieder einige von ihnen, sich in den Zug einzuschmuggeln.
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Wer sich dabei erwischen lässt, wird in das eisige Wasser des Stadtbohnums getaucht, wo sich alle Umzugsteilnehmer einer Gesichtskontrolle unterziehen müssen.
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Der Schlusspunkt auf die Wolfacher Fastnet wird am Aschermittwoch gesetzt. Mitglieder der Freien Narrenzunft treffen sich mit toternsten Gesichtern zum Klagen an der Klagemauer beim Finanzamt und ziehen anschließend zur Geldbeutelwäsche an den Stadtbrunnen.
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Die Trauer um die Beendigung der Fastnet wird sich beim Narrenbad umwandeln in die Vorfreude auf die nächste Fastnet.
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Denn seit Aschermittwoch geht's ja, wie der Allemannische Nah sagt, schon wieder dagegen.