Sexuelle Prägung bei Prachtfinken
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Lizenz | Keine Open-Access-Lizenz: Es gilt deutsches Urheberrecht. Der Film darf zum eigenen Gebrauch kostenfrei genutzt, aber nicht im Internet bereitgestellt oder an Außenstehende weitergegeben werden. | |
Identifikatoren | 10.3203/IWF/C-1085 (DOI) | |
IWF-Signatur | C 1085 | |
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IWF-Filmdaten | Film, 16 mm, LT, 76 m ; F, 7 min |
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Transkript: Deutsch(automatisch erzeugt)
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Bei den Versuchen zur sexuellen Prägung wurden mit zwei Pracht-Finken-Arten gearbeitet. Australischen Zebra-Finken und japanischen Möfchen.
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Beim rotschnebeligen Zebra-Finken ist das Männchen prächtiger gezeichnet als das Weibchen. Das Gefieder des domestizierten japanischen Möfchens ist individuell variabel gefärbt. Hier unterscheiden sich die Geschlechter nicht. Auch die jungen Beiderarten zeigen Unterschiede, die hier bei den etwa acht Tage alten Nestlingen deutlich zu sehen sind. Zebra-Finken sind dunkelhäutig und besitzen einen dichten Pflaum.
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Möfchen dagegen sind fleischfarben und unbefiedert. Für die Prägungsversuche ist es wichtig, dass Jungvögel von artfremden Eltern aufgezogen werden. Hier wachsen jungen Beiderarten im selben Nest auf. Die Zieh-Eltern, japanische Möfchen, versorgen die fremden Nestlinge genauso gut wie die eigenen.
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Abwechselnd werden hier die jungen Beiderarten gefüttert. Japanische Möfchen eignen sich für die Aufzucht von artfremden Jungen besonders gut, weil sie im Laufe ihrer Domestikation die Spezifität ihrer Fütterungsreaktionen auf die eigenen Jungen verloren haben.
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Möfchen reagieren auf die Bettelbewegungen beider Arten, obwohl die Sperrrachen sehr verschieden sind. Junge Zebra-Finken zeigen eine Punktzeichnung im Rachen und auf der Zunge, während Möfchen nur eine einzige hufeisenförmige schwarze Linie aufzuweisen haben. Bei manchen Möfchen fehlt die Rachenzeichnung sogar völlig.
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Schon in dieser frühen Nestlingszeit beginnt die sexuelle Prägung. Diese Festlegung des Objekts für die späteren geschlechtlichen Triebhandlungen ist nur während eines kurzen Zeitraumes der sogenannten sensiblen Phase möglich. Zwischen dem sechsten und elften Lebenstag öffnen sich die Augen der Jungtiere, danach setzt auch die sensible Phase ein.
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Durch die engen Beziehungen zu den Altvögeln prägen sich die Jungen die Elternmerkmale besonders fest ein. Diese Fixierung erweist sich als sehr dauerhaft.
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Sie kommt allerdings erst nach dem Erreichen der Geschlechtsreife zur Anwendung. Die im selben Nest aufgewachsenen Geschwister und Stiefgeschwister dagegen sind für das Zustandekommen der Prägung ohne Bedeutung. Im Alter von drei Wochen fliegen die Jungen aus und sind 10 bis 14 Tage später selbstständig.
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Geschlechtsreif werden sie aber erst mit drei Monaten. Bei der Balz nähert sich das Männchen singend dem Weibchen und stellt dabei die farbigen Gefiederpartien besonders zu Schau. Das ist am Kopf sehr deutlich. Die grauen Stirnfedern sind angelegt, die rotbraunen Wangenflecken aber abgesträubt.
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Während der Balz wird der Schwanz in Richtung Partnerin gedreht. Das Weibchen zeigt lebhafte Hin- und Herbewegungen und häufiges Schnabelwischen. Es dreht den Schwanz ebenfalls dem Partner zu.
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Am Ende der Balz kann es zur Kopulation kommen. Dieses Zebra-Finken-Männchen wurde von Möwchen aufgezogen und ist daher in der sensiblen Phase sexuell auf Möwchen geprägt worden. Deshalb balzt es nicht Artgenossen, sondern ausschließlich Möwchen an.
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Obwohl die Möwchen-Weibchen nicht so ausgeprägt auf balzende Männchen reagieren wie die arteigenen Weibchen. Das folgende Schema soll die zeitlichen Beziehungen der sensiblen Phase für die sexuelle Prägung zu anderen wichtigen Entwicklungsvorgängen verdeutlichen.
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Die sensiblen Phase beginnt kurz vor dem 15. Lebenstag und endet etwa am 40. Tag. Sechs Tage nach dem Schlüpfen beginnen sich die Augen der Nestlinge zu öffnen und sind spätestens am 11. Tag völlig offen.
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Um den 21. Lebenstag fliegen die Jungen aus, werden aber zunächst noch von den Eltern betreut. Knapp zwei Wochen später sind sie selbstständig und von ihren Eltern unabhängig. Im Alter von 60 Tagen zeigen die jungen Männchen die ersten Balzhandlungen.
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Frühestens vom 70. Lebenstage an ist volle Geschlechtsreife eingetreten und die Jungvögel sind zur Kopulation und Paarbildung fähig. Es zeigt sich also, dass zwischen dem Ende der sensiblen Phase für sexuelle Prägung und der Geschlechtsreife ein Zeitraum von etwa 30 Tagen liegt.
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Sexuelle Prägung also nicht auf sexueller Erfahrung beruhen kann. Möglicherweise besteht aber zwischen dem Öffnen der Augen und dem Beginn der sensiblen Periode ein Zusammenhang. Die physiologische Ursache für ihr Ende konnte noch nicht ermittelt werden.
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Die sexuellen Reaktionen des auf Möwchen geprägten Männchens werden selbst dann ausschließlich auf das artfremde Weibchen gerichtet, wenn, wie in diesen Auswahlversuchen, auch ein Weibchen der eigenen Art anwesend ist. Das arteigene Weibchen wird sogar gehackt. In einem weiteren Versuch wird die Wirkung der sexuellen Prägung besonders deutlich.
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Der Zebrafink balzt hier das Möwchen über das arteigene Weibchen hinweg an. Um zu zeigen, dass nicht nur Rufe und Verhaltensmerkmale die Balz des Männchens auslösen, wurden Attrappenversuche durchgeführt. Sie zeigen, dass auch ausgestopfte Weibchen angebalzt werden.
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Normal aufgezogene Zebrafinken Männchen balzen arteigene Weibchenattrappen an, auf Möwchen geprägte dagegen die Art Fremden. Es ist also sicher, dass die Färbung zur Arterkennung ausreicht und bei der sexuellen Prägung eine wichtige Rolle spielt. Unter natürlichen Bedingungen verhindert die sexuelle Prägung eine Vermischung verwannter Arten und trägt somit zur Artisolierung bei.