Der Vortrag stellt die an der Philipps-Universität Marburg eingeschlagenen Wege zum Informationsbudget vor, einerseits hinsichtlich der praktischen Zusammenarbeit der Universitätsbibliothek (UB) mit universitären Gremien und Dezernaten und andererseits mit Blick auf die Organisation der Open-Access- und Literaturmittelverwaltung innerhalb der UB. Im Informationsbudget werden nicht nur Mittel für Literaturerwerb und für Veröffentlichungsgebühren miteinander in Beziehung gebracht. Allein das Aufsummieren von Positionen im Bereich der Transformationsverträge ist sachlich schwierig, wenn sich die bezahlten Leistungen von Vertrag zu Vertrag substantiell unterscheiden (z.B. durch Teilkonvolute im Subscribe-to-Open-Modell). Das erschwert einerseits die Kommunikation mit Universitätsleitung und Fachbereichen im Rahmen von Budgetdiskussionen. Zusätzlich ist es kaum möglich, das Publikationsaufkommen belastbar zu prognostizieren: die Nutzung der Transformations- und DEAL-Verträge schwankt in Marburg von Jahr zu Jahr teils erheblich. Die Komplexität der Lizenzverträge stellt andererseits die einzelnen Autorinnen und Autoren vor große Herausforderungen bei der Klärung der eigenen Finanzierungsmöglichkeiten. Affiliationsprüfung und Feststellung des Forschungsförderkontextes sind in der Praxis größere Herausforderungen als vermutet: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wechseln Einrichtungen, publizieren verzögert und treffen an jeder Universität auf andere Förderkriterien im Bereich Open Access. Sie arbeiten mit anderen zusammen, so dass Research Funding Acknowledgements eines Artikels beliebig komplex werden: Stammt ein Artikel aus einem DFG-Forschungsförderkontext, wenn vier Autorinnen und Autoren eine (teils schon Jahre zurückliegende) DFG-Förderung vorweisen, drei andere und der Corresponding Author aber nicht? Was hier konstruiert wirkt, kommt im Alltag des Förderhandelns in unerwartet vielfältiger Art und Weise vor. Der Vortrag präsentiert solche und andere praktische Erfahrungen aus Marburg. Er zieht eine erste vorläufige Bilanz zum Publikationsfonds im Jahr 2022. Haben sich die unter den neuen Rahmenbedingungen des DFG-Förderprogramms „Open-Access-Publikationskosten“ veränderten Förderkriterien bewährt? In wie weit konnte die Datengrundlage für das Informationsbudget verbessert werden? Welche Erfolge sind in Marburg bei der Unterstützung der Open-Access-Transformation zu verbuchen und welche Herausforderungen noch zu bewältigen? |