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Fertigung: Begriffe und Grundlagen

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Fertigung: Begriffe und Grundlagen
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71
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Lerneinheit zu den Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre. Erstellt im Rahmen des Projektes "ebwl-oer.nrw".
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Lecture/Conference
Computer animation
Transcript: German(auto-generated)
In meiner Nachbarschaft hat eine neue Bäckerei aufgemacht. Ich war auch schon da, das ist super lecker und ich kam auch direkt mit der Chefin ins Gespräch. Es ist ihr erste eigener Laden. Sie war vorher leidenschaftliche Bäckerin in einem anderen Betrieb und klar leidenschaftliche Bäckerin ist jetzt auch noch, nur sagte sie, dass man sich gar nicht vorstellen kann, was alles für die Fertigung der Backwaren und für den anschließenden Verkauf erforderlich ist. Ich habe mir da bisher
auch noch nicht so richtig Gedanken zu gemacht. Ich meinte ein paar Zutaten besorgen, Teig vorbereiten, backen und dann in die Auslage, oder? Aber lasst uns dazu mal das betriebswirtschaftliche Konzept anschauen. Aber das machen wir zusammen mit Rüben in der Lernanhalt, also lasst uns schon rüber gehen. So, ich bin wieder an meinem Schreibtisch und heute fangen wir ein neues
Thema an, nämlich Fertigung und schauen deshalb erstmal auf unseren Bezugsrahmen. Die Fertigung liegt hinter der Beschaffung und parallel zur Logistik. Über die Beschaffungslogistik muss sichergestellt werden, dass hohe Hilfs- und Betriebsstoffe pünktlich zur Verfügung stehen, sodass in der Fertigung sämtliche Zutaten vorhanden sind. Für die Fertigung werden in der Regel
Maschinen und Anlagen benötigt. Diese müssen im Rahmen der Investitionsrechnung ausgewählt, bewertet und dann beschafft werden. In dieser Lernanhalt beschäftigen wir uns mit den Grundlagen der Fertigung und da vor allem mit dem Fertigungsprozess und den unterschiedlichen Formen von Erzeugnissen, die dabei unterschieden werden. Neben der Kostenoptimierung werden wir
weitere Fertigungsziele kennenlernen. Gegen Ende gehen wir noch auf die wichtigsten Bestandteile von Fertigungssystemen ein und schließen ab mit der Fertigungsplanung und Steuerung. Wir haben heute viel vor, also los geht's. Die Fertigung lässt sich als Transformationsprozess von einem oder mehreren Input zu einem Output verstehen. Für den Input lohnt sich ein Blick auf
die Produktionsfaktoren, die der bekannte deutsche Betriebswirtschaftler Erich Gutenberg bereits in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts beschrieben hat. Dort werden Elementarfaktoren und Dispositive Faktoren unterschieden. Der Dispositive Faktor beschreibt die Leitung, Planung und Organisation. Die elementaren Faktoren hingegen sind die Werkstoffe, Betriebsmittel und die
objektbezogene menschliche Arbeit, die im Fertigungsprozess kombiniert werden, um Erzeugnisse herzustellen. Die Werkstoffe als Inputfaktor fassen alle Güter zusammen, die im Zuge von Veränderung, Einbau oder Verbrauch in die Fertigung von Gütern eingehen. Dazu zählt auch Energie, die erforderlich ist, um die Fertigung durchzuführen. Somit umfassen die Werkstoffe die Rohstoffe, Hilfstoffe und Betriebsstoffe, welche bereits in der Lektion
der Beschaffungswirtschaft definiert wurden. Als Material werden hingegen Teile, Komponenten und Systeme bezeichnet, die als materielle Eingangsprodukte in die Fertigung eingehen. Damit ist es eine Teilmenge der Werkstoffe. Der nächste zu definierende Elementarfaktor sind die Betriebsmittel. Diese stellen alle Einrichtungen und Anlagen dar, die als technische
Voraussetzung der betrieblichen Leistungserstellung anzusehen sind. Beispiele sind klassischerweise Maschinen und Werkzeuge, sowie Transport- und Büroeinrichtungen, ebenso wie Grund und Boden und die Gebäude eines Betriebs. Auch die menschliche Arbeit ist ein wichtiger Produktionsfaktor. Der Mensch, hier die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter, bringt dazu Wissen und Erfahrung ein und macht
diesen damit überhaupt erst einmal für die Aufgabe handlungsfähig. Der finale Output der Fertigung sind die Erzeugnisse oder genauer auch Enderzeugnisse genannt. Zwischenerzeugnisse hingegen sind noch nicht funktionsfähig. Sie müssen noch weitere Fertigungsschritte durchlaufen, bis sie fertiggestellt sind und an die Kundschaft veräußert werden können. Im Gegensatz zu den Erzeugnissen sind Waren bzw. Handelswaren bewegliche Sachen, die ein Unternehmen von
LieferantInnen kauft und diese ohne weitere Fertigungsschritte an ihre Kundschaft weiter verkauft. Einige Branchen, wie zum Beispiel der Handel, sind darauf spezialisiert, aber viele auch fertigende Unternehmen besitzen einen ergänzenden Bestand an Waren, die ich als Zubehör, Pflegemittel oder auch als Ersatzteil beziehen kann. Schauen wir mal auf die wichtigsten
Aufgrund der zentralen Stellung als Kernprozess der Wertschöpfung stehen Effizienzkriterien natürlich an erster Stelle. Der Fertigungsbereich trägt die Verantwortung dafür, dass die Produkte und Leistungen mit den definierten Eigenschaften und in der angestrebten Qualität zu möglichst geringen Kosten hergestellt bzw. bereitgestellt werden. Entsprechend prägen Kostenoptimierung
und kontinuierliche Verbesserung das Handeln des operativen Fertigungsmanagements. Aber auch andere Fertigungsziele sind relevant, zum Beispiel die mengenoptimierte Fertigung, die ebenso gut denkbar ist für eine Bäckerei. Hier wird eine fixe Fertigungsmenge festgelegt, die verkauft werden soll. Diese kann in der Bäckerei zum Beispiel über Vorbestellungen und Erfahrungswerte für die
Wochentage fest vorgegeben werden. Ein damit verbundenes Ziel ist es einen möglichst geringen Restbestand ordentlich zu behalten, der gar nicht mehr oder nicht mehr zum selben Preis verkauft werden muss und Verschwendungen in der Materialnutzung weitestmöglichst zu vermeiden. Für unsere Bio-Bäckerei bedeutet dies, dass möglichst wenige Backwaren den Weg zurück aus der Filiale antreten
sollen. Eine zunehmend an Bedeutung gewinne Zielsetzung verfolgt die ökologische Fertigung, die, wie es der Name schon vermuten ist, möglichst alle Umweltbelastungen von Fertigungsprozessen eliminieren möchte. Dazu gehört es, besonders ressourcenschonend zu produzieren und ebenso die entsprechenden Materialien möglichst nachhaltig zu beschaffen. Also wird hier darauf geachtet,
dass die Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe sehr zielgerichtet und bewusst eingesetzt werden. Bio-Bäckereien würden diesen Ziel wahrscheinlich einen deutlich höheren Stellenwert geben. Unter sozialer Fertigung werden alle Aspekte gefasst, die darauf abzielen, das Wohlbefinden der Mitarbeitenden in Bezug auf Arbeitszeiten, Arbeitsplatz, Fortbildungen und Gesundheit zu gewährleisten. Dabei liegt der Fokus eher nach innen. Letztlich ist auch Flexibilität ein wichtiges
Fertigungsziel. Idealerweise sollten organisatorische und technische Aspekte der Fertigung darauf ausgerichtet sein, möglichst flexibel auf geänderte Anforderungen und Kundenwünsche reagieren zu können. Kommen wir nun zu den Aufgaben der Fertigung. Unterteilt werden können die Aufgaben in
Bezug auf die Gestaltung des Fertigungssystems und Bestimmung zur Durchführung der Fertigungsplanung und Steuerung. Die Gestaltung des Fertigungssystems umfasst das Zusammenspiel aller Faktoren, die erforderlich sind, um aus den Input-Faktoren durch die Fertigung den beabsichtigten Output zu erreichen. Das betrifft im Schwerpunkt das Fertigungsprogramm, die Fertigungskapazität, Prozess- und Organisationstypen, Fertigungsverfahren, die Qualitätssicherung und das
Layout der Fertigung. Das Fertigungsprogramm bezeichnet die geplanten unterschiedlichen Erzeugnisse in ihrer jeweiligen Anzahl. Eine Kernaufgabe beschäftigt sich mit der Frage nach der optimalen Zusammensetzung des Fertigungsprogramms auf Basis der Zielsetzung der Deckungsbeitragsoptimierung. Also bei unserer Bäckerei die Frage, welche Brote, Brötchen
und sonstigen Backwaren soll das Angebot umfassen. Die Fertigungskapazität beschreibt die maximale Menge an Erzeugnissen, die das Unternehmen fertigen kann. Wie viele Backwaren welcher können mit der Ausstattung und den MitarbeiterInnen in der zur Verfügung stehenden Zeit gefertigt werden. Die Organisationstypen beschreiben, wie die Arbeitsplätze und Maschinen für die Fertigung
angeordnet sein müssen. Darunter fällt die Werkstattfertigung, die Gruppenfertigung, die Fließfertigung und die Baustellenfertigung. Für die Bäckerei wären die Fragen zu beantworten, wie strukturiert oder flexibel die Aufträge bearbeitet und welcher Grad an Arbeitsteilung umgesetzt werden soll. Die Prozesstypen der Fertigung beschreiben, nach welcher erzeugnisbezogenen
Systematik der Fertigungsprozess erfolgt. Hier werden die Einzelfertigung, die Serienfertigung, die Sortenfertigung, die Massenfertigung und die Chargenfertigung unterschieden. Für eine Bäckerei ist die Frage relativ leicht zu beantworten, da hier häufig das Produkt und die Nachfrage die Vorgaben machen. Die Hochzeitstorte wird als Einzelfertigung erstellt. Die verschiedenen
Brötchen werden aber als Sortenfertigung produziert, da sie sehr ähnlich zueinander sind. Die Qualitätssicherung beschreibt, wie die Qualität im Fertigungsverfahren gesichert werden kann. Wer ist Qualitätsbeauftragter oder Beauftragte? Wann und wie werden Qualitätsprüfungen vorgenommen? Und wie werden im Bereich der Bäckerei Hygienevorschriften umgesetzt? Das
Layout beschreibt die räumliche Anordnung der Maschinen und Arbeitsplätze, sodass unter Berücksichtigung der Zielsetzung optimal gefertigt werden kann. Also ausgehend vom Organisations- und Prozesstyp der Fertigung muss die Frage beantwortet werden, wo sind einzelne Arbeitsplätze und Maschinen einzurichten? Kommen wir zum Ende noch kurz auf die zweite
Aufgabe der Fertigung zu sprechen, die Fertigungsplanung und Steuerung. Dies umfasst die Programmplanung, um auf Basis möglicher Restriktionen und knappen Ressourcen das optimale Fertigungsprogramm zu ermitteln. Die Bäckerei muss wissen, welche Produkte in welcher Menge gefertigt werden müssen. Die Mengenplanung beschreibt die Ermittlung der richtigen Mengen der Werkstoffe, die für die Fertigung bereitstehen müssen. Dieses haben wir schon im Rahmen
der Materialwirtschaft kennengelernt, zu der hier eine direkte Beziehung besteht. Die Durchführungsplanung beschreibt unter anderem, welche Maschinen zu welchen Zeiten welche Mengen produzieren sollen. Dabei wird vor allem die Reihenfolge der Maschinenbelegung sowie die frühesten und spätesten Anfangs- und Endtermine für die einzelnen Fertigungsschritte lose
bestimmt. Ohne Plan würden hier ganz bestimmte Konflikte auftreten, da ein Ofen oder auch eine Teigmaschine sonst nicht optimal genutzt wird. In der Steuerung werden die Fertigungsaufträge letztlich freigegeben und überwacht. Nach der Fertigung werden diese dann an die interne oder externe Logistik übergeben, sodass die Erzeugnisse den Weg zur Kundschaft finden. In unserem
Beispiel also die Übergabe an den Verkaufsraum. Wenn die Bäckerei nun expandieren sollte, würde sich hier nun wieder die Frage stellen, welche Filiale wie viele Backwaren zum Verkauf bekommt. Okay, lass uns nochmal zusammenfassen, was wir heute alles gehört haben. Heute haben wir uns mit den Grundlagen der Fertigung beschäftigt und haben dabei wichtige Begriffe wie Werkstoffe und Erzeugnisse abgegrenzt. Dann sind wir auf Fertigungsziele eingegangen, wie zum Beispiel
mengenoptimierte, ökologische und soziale Fertigung sowie Flexibilität. Abschließend haben wir noch kennengelernt, was es mit Fertigungssystemen auf sich hat und was zur Fertigungsplanung und Steuerung gehört. So, bisher haben wir ja vor allem das Bäckereibeispiel bemüht und klar ist auch, dass es schon noch einen Unterschied zwischen einem Handwerksbetrieb und einer industriellen
Fertigung gibt. Auch wenn im Handwerk in der Vergangenheit vieles pragmatisch mit Erfahrungswissen entschieden wurde, hält heute auch in kleinen Betrieben zunehmend Automatisierung und Digitalisierung Einzug. Die Einteilung allein in klein und groß bringt uns hier nämlich nicht weiter. In der nächsten Lernung an Heidrömisch F2 geht es um die Welt der Fertigungsverfahren.
Damit lässt sich der Unterschied zwischen Handwerk und Industrie weitaus besser greifen.