n der deutschen Rechtswissenschaft scheint bereits die Idee von Open Access (OA) einen schweren Stand zu haben: Eine Reihe von Wissenschaftler:innen üben offen Kritik an der Idee oder bezweifeln sogar die Verfassungsmäßigkeit von Open-Access-Vorgaben oder -Richtlinien. Nichtsdestotrotz sind in den letzten Jahren innovative digitale Formate entstanden, die hochwertige rechtswissenschaftliche Inhalte OA veröffentlichen. Nennenswerte Beispiele sind der Verfassungsblog und der Völkerrechtsblog. Diese Plattformen nennen sich „Blogs“, stellen als qualitätsgesicherte Multi-Author-Blogs (QMABs) aber tatsächlich eine neue, innovative, frei verfügbare und genuin digitale Form des wissenschaftlichen Publizierens dar, die zwischen wissenschaftlichen Zeitschriften und traditionellen Medien/Presse angesiedelt ist.
In einem QMAB können Expert:innen (in der Regel Wissenschaftler:innen) tagesaktuell Ereignisse analysieren, einordnen und kommentieren. QMABs in der Rechtswissenschaft und den Geistes- und Sozialwissenschaften haben als innovatives Publikationsformat in den vergangenen Jahren eine wachsende Zahl an Autor:innen und Leser:innen hinzugewonnen. Auch die breite Öffentlichkeit nimmt zunehmend Notiz von diesen Plattformen. Gesellschaftspolitische Entwicklungen und Ereignisse sind häufig mit rechtlichen und rechtspolitischen Fragestellungen verknüpft, auf die auch Nicht-Wissenschaftler:innen Antworten suchen. Gleichzeitig haben Wissenschaftler:innen ein Interesse daran, ihre Expertise in den politischen Raum zu tragen. QMAB dienen somit nicht nur dem wissenschaftlichen Binnendiskurs, sondern ermöglichen es auch der breiten Öffentlichkeit, an Fachdiskursen teilzunehmen, etwa über die Kommentarfunktion – und all dies über staatliche Grenzen hinweg. Damit fördern QMABs nicht nur den wissenschaftlichen Austausch und öffnen Diskurse für ein breites Publikum, sondern internationalisieren diese auch. Hierin offenbaren sie ihr partizipatives und kommunikatives Potenzial, das letztlich dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn zugute kommt.
Noch sind QMABs „Exoten“ unter den Wissenschaftspublikationen in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Sie sind aber dabei, ihre Position in der wissenschaftlichen Community zu behaupten und werden mittlerweile breit zitiert. Auf den Open-Access-Tagen möchten wir diskutieren, ob QMABs als Ausgangspunkt dienen können, OA (auch in OA-skeptischen Disziplinen) zu etablieren und alternative und inklusivere Formen des wissenschaftlichen Austauschs zu entwickeln. |