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Forschungsunterstützung von Systematic Reviews und Meta-Analysen in den Human- und Sozialwissenschaften

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Forschungsunterstützung von Systematic Reviews und Meta-Analysen in den Human- und Sozialwissenschaften
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43
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In der Evidenzbasierten Medizin (EBM) und den Gesundheitswissenschaften gehört Forschungsunterstützung durch wiss. Bibliotekar:innen (wB) bei der Durchführung von Systematic Reviews (SR), Meta-Analysen usw. seit Jahren zum Dienstleistungsportfolio von Bibliotheken. [1] In den Hum.- und Soz.wissenschaften wächst dieser Publikationstyp ebenfalls überproportional zum Gesamtoutput, teilweise sogar stärker als in der Medizin. [2] Dennoch hinken wBs aus diesen Fächern verglichen mit der EBM etwas hinterher, wenn es um den Aufbau entsprechender Serviceinfrastruktur geht. Dabei bieten sich gerade in der Königsdisziplin evidenzbasierter Forschung [3] für wBs vielfältige Anknüpfungspunkte, um ihre Expertise einzubringen und vollwertiges Mitglied in Forschungsteams zu werden. [4] Der methodische Anspruch auf Vollständigkeit bei der Identifikation von Primärstudien erfordert z.B. komplexe Suchstrategien (Datenbanken, Syntax), die i.d.R. nur erfahrene wBs erstellen können. Auch im anschliessenden Screening-Prozess können sie wertvolle Hilfestellung leisten und letztendlich sogar als Co-Autoren auftreten. Der Vortrag möchte einerseits vermitteln, was SRs ausmacht, um auf der anderen Seite zu beleuchten, welchen konkreten Beitrag die Berufsgruppe der wBs in den hum.- und soz.wissenschaftlichen Fächern für solche Forschungsprojekte leisten kann.
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Transcript: German(auto-generated)
Vielleicht waren Sie gestern bei der Podiumsdiskussion Academic Support. Wie forschungsnah ist Ihr Facheverrat dabei? Dort gab es eine kleine Ad-hoc-Umfrage zum Thema, welche forschungsnahen Services erbringen Sie im Berufsalltag am meisten? Und da gab es dann verschiedene Antwortmöglichkeiten und auf Platz 1 ist dort gelandet Komplexe
Recherchen Schrägstrich Systematic Reviews. Und der Kollege, der das Ergebnis dann präsentiert hat, war relativ überrascht. Damit hat er also gar nicht gerechnet, hat er gesagt.
Und als Subtext kam dann so ein bisschen mit rüber. Er fände das eher so ein bisschen old school oder vielleicht eher nachrangig. Gleichzeitig finde ich mich jetzt mit meinem Vortrag, der sehr viel damit zu tun hat, in der Session Forschungsunterstützung neu gedacht wieder. Also offenbar gibt es da ein gewisses Spannungsfeld in der Wahrnehmung.
Aber ich möchte mir auch gar nicht anmaßend zu behaupten, ich würde Forschungsunterstützung neu denken. Ich würde einfach gerne dafür werben, wissenschaftliche Dienstleistungen zur Durchführung von Systematic Reviews und verwandten methodischen Ansätzen, wie wir sie momentan hauptsächlich in Medizin Bibliotheken sehen,
für weitere Fächer aufzubauen. Und ich habe für heute exemplarisch die humanen und Sozialwissenschaften genommen, aber im Grunde gilt das für alle empirisch forschenden evidenzbasierten Disziplinen.
Ich würde gerne mit drei Beispielen für solche bibliothekarischen Dienstleistungen beginnen und habe Ihnen einmal die UB Medizin der Universitätsbibliothek Basel mitgebracht. Sie sehen hier auf der rechten Seite unter Fachkontakt, dass die UB Medizin über zwei Medical Information Specialists für Systematic Reviews und Auftragsrecherchen verfügt.
Und darunter taucht auch noch ein Information Specialist Psychology auf. Das dem so ist, das darf ich mir noch so ein bisschen auf die Fahnen schreiben. Ich hoffe, das klingt jetzt nicht unbescheiden, aber ich war eben bis Ende letzten Jahres an der UB Basel beschäftigt
und habe dort die Forschungsunterstützung als Fachreferent für Psychologie aufgebaut und mein Nachfolger setzt diese Dienstleistung dankenswerterweise fort. Und ja, sinnvollerweise hat man diesen Service also jetzt auch auf die Seite der UB Medizin genommen,
weil es dort natürlich immer wieder Überschneidungen gibt, gerade im Bereich klinische Psychologie. Dann haben wir das Beispiel der Bibliothek Medizin der UB Bern. Und auch sie bietet wissenschaftliche Dienstleistungen zur Durchführung von Systematic Reviews an, vermittelt durch medizinische Informations Spezialistinnen.
Und schließlich noch, es ist ja der Deutsche Bibliothek-Kartag, die Bereichsbibliothek Universitätsmedizin der UB Mainz, die zum Beispiel solche Praxis-Workshops für Systematic Reviews anbietet. Wie komme ich jetzt darauf, dass Bibliotheken
solche Dienstleistungen auch in anderen Fächern anbieten sollten, wo es doch ein eher medizinisch-gesundheitswissenschaftliches Thema zu sein scheint? Dazu habe ich stellvertretend für die Humanwissenschaften mal das Fach Psychologie herausgepickt
und anhand der Datenbank APA Psych Info den Gesamtautput an Publikationen der Jahre 2010 bis 2020 mit dem Output an Systematic Reviews verglichen. Und was wir hier sehen, ist, dass der Gesamtautput, also die Hellblaufläche, gesunken ist,
während die Zahl der Systematic Reviews kontinuierlich, wenn man mal die Delle im Jahr 2020 weglässt, zugenommen hat. Und man sieht das auch sehr gut am Wachstumsquotienten Q, der beim Gesamtautput unter eins liegt, also ein negatives Wachstum anzeigt
und bei den Systematic Reviews fast drei beträgt. Das Gleiche habe ich für die Sozialwissenschaften anhand des Social Sciences Citation Index in Web of Science gemacht. Und dort ist noch deutlicher zu sehen, dass während sich der Gesamtautput in etwa verdoppelt hat,
von 2010 bis 2020, der Output an Systematic Reviews sich mehr als verziebenfacht hat. Man könnte also sagen, Systematic Reviews liegen auch in den Human- und Sozialwissenschaften im Trend, vielleicht sogar noch etwas stärker als in der Medizin.
Die Systematic Reviews wachsen überproportional zum Gesamtautput und hier entsteht gerade ein neues Feld für bibliothekarische Dienstleistungen auch jenseits der evidenzbasierten Medizin und den Gesundheitswissenschaften.
Jetzt gibt es ja schon immer Literature Reviews oder Narrative Reviews. Was ist also jetzt der Unterschied zu den Systematic Reviews? Der liegt eindeutig in den strengen methodischen Vorgaben. Während bei den herkömmlichen Reviews, das sieht man auf der rechten Seite,
die Autorinnen mehr quasi nach belieben Studien auswählen können, müssen bei systematischen Übersichtsarbeiten alle zu einer konkreten Fragestellung vorhandenen Studien nach vorher eben genau festgelegten Kriterien gesucht, ausgewählt und bewertet werden.
Oder anders ausgedrückt, wenn ich meine Forschung quasi alleine durchführe und mir das Thema Methodologie nicht so wichtig ist, dann lande ich eher bei einem Narrative oder bei einem Literature Review oder allenfalls bei einem Rapid Review. Und wenn man dem linken Strang hier folgt,
also ich habe vielleicht ein größeres Forschungsteam zur Verfügung. Ich habe auch mehr Zeit zur Verfügung. Ich habe eine differenzierte Fragestellung. Und möchte einer sauberen, einer anständigen Methodologie folgen,
dann komme ich eben bei einem Systematic Review oder bei einer Meta-Analyse heraus. Jetzt deutet schon der Anspruch der Vollständigkeit darauf hin, dass hier komplexe Suchstrategien und diverse Suchinstrumente notwendig sind.
Die weiteren Vorgaben der Transparenz und der Reproduzierbarkeit erfordern aber zusätzlich noch eine umfassende Dokumentation und ein klares Reporting dieses methodischen Vorgehens. Und das sind jetzt Anforderungen auf einem Niveau, das stelle ich jetzt mal so in den Raum,
die Forschende im Bereich der Identifikation von relevanten Studien und vor allem von allen relevanten Studien in der Regel eben selbst nicht mehr erbringen können. Diese Behauptung, die es momentan ja noch ist, lässt sich mit Evidenzen untermauern.
Also man hat sozusagen ein Systematic Review über die Beteiligung von Bibliothekanen und Systematic Reviews angefertigt. Und dort hat sich gezeigt, dass durch das Hinzuziehen von Information Specialists, wie sie im Kontext von Systematic Reviews eben heißen,
die Qualität von verschiedenen Aspekten der Literaturrecherche und damit letztlich eben auch die Qualität der Publikation insgesamt steigt. Bei der Zusammenstellung eines Forschungsteams für ein Systematic Review
sollten deshalb mindestens drei Expertinnen mit an Bord sein. Oder wenn man es personenunabhängig beschreiben will, sozusagen drei verschiedene Rollen zusammenkommen, nämlich einmal eine Fachexpertin, zum zweiten eine qualitative oder quantitative Methodenexpertin
für die Evidenzsynthese und eben ein speziell dafür ausgebildeter Information Specialist. Und wenn wir uns den Prozess eines Systematic Reviews einmal genauer anschauen, dann würde ich sogar behaupten, dass wissenschaftliche Bibliothekarinnen oder eben Information Specialists
noch zu vielen weiteren Schritten als nur der Literaturrecherche im engeren Sinn etwas beitragen können. Die Kolleginnen von der Yale University haben den Prozess in 17 Teilaufgaben und fünf gröbere Bereiche unterteilt.
Mir fehlt jetzt die Zeit, die einzelnen Schritte durchzugehen. Aber wenn Sie sich die vielleicht im Nachgang noch etwas genauer anschauen möchten, dann werden Sie vielleicht feststellen, dass wissenschaftliche Bibliothekarinnen mit ihrem Know-how zu fast allen Teilaufgaben einen substanziellen Beitrag leisten können,
sogar zur Evidenzsynthese. Welche konkreten Services bieten wir an der Campus Mutens Bibliothek der Fachhochschule Nordwest Schweiz an? Vorausschicken möchte ich, dass unsere Dienstleistungen
im Bereich Systematic Reviews grundsätzlich allen neun Hochschulen der FHNW offenstehen. Besonders interessant dürften Sie wohl für die Hochschule für Life Sciences, die Hochschule für Angewandte Psychologie, die Hochschule für Wirtschaft, die Hochschule für Soziale Arbeit, die Hochschule für Technik und die Hochschule für oder die pädagogische Hochschule sein.
Zum einen haben wir also eine spezielle Webseite zu dieser Dienstleistung erstellt, auf der wir zunächst mal Informationen geben, zum Beispiel, dass sie von der Beratung zu einzelnen Schritten der Durchführung eines Systematic Reviews
bis hin zum Schreiben des Methodenteils als Co-Autorinnen von Publikationen reicht. Also eine große Spannbreite mit verschiedenen abgestuften Beitragsintensitäten, sage ich mal. Gleichzeitig soll die Webseite selber aber auch schon als Beratungsinstrument
und Toolbox dienen. Und man kann auf diese grauen Kästchen oder Accordions eben klicken und dort findet man dann entsprechend Informationen, Guidelines, Frameworks und so weiter zu diesen einzelnen Schritten.
Und auch hier haben wir uns quasi an den Prozess des Systematic Reviews angelehnt. Dann sind wir in der Methodenberatung im Doktoratsstudium des Instituts für Bildungswissenschaften vertreten. Sie wundern sich vielleicht, dass da jetzt Universität Basel oben drüber steht.
Das Institut für Bildungswissenschaften, das ist so eine Mischkonstruktion, die sowohl an der pädagogischen Hochschule als auch an der Universität in Basel verhängt ist. Und eben in diesem Doktoratsstudium sind wir also in der Methodenberatung.
Wir veranstalten dort auch curricular verankerte Workshops zur systematischen Literaturrecherche. Und was man hier an dieser Seite eigentlich ganz gut sieht, ist diese Dreierrollenverteilung, die ich vorhin beschrieben habe. Also die Fachexpertin wäre in dem Fall dann
die Doktorandin oder der Doktorant. Dann haben wir die Methodenexpertinnen, also einmal zu quantitativen und einmal zu qualitativen Forschungsmethoden. Und dann kommt eben als drittes der Information Specialist dazu, der sich dann sozusagen um den Rest kümmert, der aber eigentlich das Fundament
jedes Systematic Reviews darstellt, nämlich eben die Suchstrategie, die Auswahl der Suchinstrumente, die Formulierung der Suchstrings etc. etc. Und selbstverständlich sind wir auch tatsächlich als Information Specialists unterwegs und in Forschungsteams vertreten und führen eben Systematic Reviews durch.
Was bisher noch fehlt, sind formale Qualifizierungswege für Information Specialists. Also es ist keine geschützte Bezeichnung, das muss sie auch gar nicht sein, aber im Prinzip kann sich jede und jeder Information Specialist nennen.
Was zurzeit angeboten wird, sind eher punktuelle Workshops oder Summer Schools. Vieles passiert eben auch durch den informellen Austausch in Praktikerinnennetzwerken. Und um das zu ändern bzw. zu ergänzen, bauen wir an der FNW gerade einen
fachübergreifenden CAS-Weiterbildungsstudiengang, also ein Hochschulzertifikat für Information Specialists auf. Und wenn alles klappt, dann starten wir mit dem ersten Durchgang im Herbstsemester 2022.
Mit der Campbell Collaboration gibt es bereits eine Institution, die sich als Pendant zu Cochrane, die im medizinischen Bereich unterwegs sind, eben speziell um Systematic Reviews zu sozialen Interventionen kümmert. Und diesen Schritt sollten wir
ausgedehnt auf weitere Fächer so meine resümierende These jetzt auch in den wissenschaftlichen Bibliotheken nachvollziehen. Und ungefähr vor einer Stunde kam über InetBIP gerade noch der Hinweis auf das Positionspapier der Kommission für Forschungsnahe Dienste des VDB.
Ich konnte das jetzt noch nicht in Gänze rezipieren, aber ich habe noch schnell ein Zitat rausgenommen, was mir sehr gut gefiel. Das lautet nämlich in Bezug auf die Forschungsunterstützung von Systematic Reviews eher selten, Zitat Anfang, eher selten findet sich
bislang Unterstützung im Bereich von Systematic Reviews, wenngleich hier ein wachsender Bedarf gesehen wird. Ich konnte dann unten sehen, dass es weitergeht und auch wieder Richtung Medizin tendiert. Aber ich denke, es unterstützt doch das,
was ich mit dem, was ich mit dem Vortrag anregen wollte. Ich habe Ihnen hier noch vier kleine Literaturweise, Hinweise hinterlegt und ja sage Dankeschön fürs Zuhören und freue mich auf Ihre Fragen.
Vielen Dank Herr Liedl für das hochaktuelle Thema. Das Paper ist ja gerade heute rausgekommen. Wunderbar. Ich sehe momentan noch keine Fragen von Seiten des Online Publikums. Bisher nur ein Dank.
Dann stelle ich mal eine Frage, wenn ich darf und zwar fand ich es sehr interessant, den Verlauf zu sehen, dass der Bedarf steigt. In der Psychologie in dem Fall. Haben Sie denn noch Blicke in andere Fachgebiete geworfen? Also ich habe in den Literaturhinweisen findet sich
ein ein Preprint eines Artikels, der demnächst bei Bibliothek, Forschung und Praxis erscheinen wird. Und dort habe ich tatsächlich die Erziehungswissenschaften anhand der Datenbank Eric noch unter die Lupe genommen, die Sportwissenschaften anhand der Datenbank Sportdiskas und also dieser Trend zeigt sich
tatsächlich überall, wenn auch in verschiedenen Zahlen sage ich mal, also in der Politikwissenschaft etwa, da ist die die die totale Anzahl an Systematic Reviews wesentlich geringer als jetzt in der in der Psychologie beispielsweise. Das liegt aber auch daran, dass der Gesamtautput einfach geringer ist in der Politikwissenschaft verglichen mit mit
PsychInfo beispielsweise. Aber dieser Trend, dass sozusagen der Gesamtautput immer langsamer steigt als die der Publikationstipp Systematic Review. Der lässt sich eben in vielen Fächern nachweisen. Und dieser Social Sciences Citation Index, der hat auch noch viele Fächer,
wo vielleicht manche Sozialwissenschaftler innen so ein bisschen die die Augenbraue hochziehen würde und sagen, ob das jetzt noch ein sozialwissenschaftliches Fach ist, also der der umfasst doch relativ relativ viele Fächer unter dem Begriff Sozialwissenschaften.