Im Bestand der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel wurden in den zurückliegenden Jahren immer wieder punktuell Fälle von NS-Raubgut ermittelt. Mit dem antiquarischen Zugang wird im aktuellen Projekt „NS-Raubgut unter den antiquarischen Erwerbungen der Herzog August Bibliothek seit 1969“ demgegenüber strukturiert ein Aspekt ins Auge gefasst, der bislang oftmals ein Forschungs- und Erschließungsdesiderat darstellte. Zwei große Signaturengruppen sollen dahingehend untersucht werden, wie in einem solchen Bestandssegment, das zum weit überwiegenden Teil aus dem Antiquariats- und Auktionshandel erworben wurde ‒ oftmals in Jahrzehnten, in denen der Frage nach sog. sekundärem Raubgut national und international noch wenig Bedeutung beigemessen wurde ‒ der Anteil an NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut zu veranschlagen ist und auf welchen Wegen dieses in die Herzog August Bibliothek gelangt sein könnte. Stichproben lassen eine geringe Zahl an eindeutigen Verdachtsfällen auf NS-Raubgut vermuten, deren Ermittlung aufgrund der sammlungsmäßigen Vereinzelung der Bestände sowie des zeitlichen Umfangs der zu rekonstruierenden Besitzverhältnisse gleichwohl besonderen Aufwand erfordert. Im vorliegenden Vortrag sollen die Vorgehensweise bei der Suche nach NS-Raubgut in den antiquarischen Erwerbungen der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel sowie erste Ergebnisse des im Herbst 2020 gestarteten Projekts einem weiteren Kreis von Bibliothekar*innen und Provenienzforscher*innen vorgestellt werden. |