Still not lovin gentrification
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Number of Parts | 275 | |
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License | CC Attribution 4.0 International: You are free to use, adapt and copy, distribute and transmit the work or content in adapted or unchanged form for any legal purpose as long as the work is attributed to the author in the manner specified by the author or licensor. | |
Identifiers | 10.5446/52026 (DOI) | |
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VanessaFormal concept analysisSinePhysical quantityFlagInternetMoment (mathematics)Home pageNoten <Programm>TwitterHand fanFeld <Mathematik>BuildingSpeciesMittelungsverfahrenKurtosisLimit of a functionCanonical ensembleFilm editingFlock (web browser)Computer animation
09:23
Neighbourhood (graph theory)BuildingHome pageLeakGroup actionArmCanonical ensembleMultitier architectureComputer animation
18:25
RhytidectomySurfaceSet (mathematics)Order of magnitudeRhytidectomyForced inductionRun-time systemVapor barrierBuildingInformation technology consultingGRADECanonical ensembleComputer animation
27:27
KommunikationFacebookTwitterMoment (mathematics)KippenGroup actionMathematical structureSimilarity (geometry)Direction (geometry)CladeKommunikationLink (knot theory)Local ringPlane (geometry)UntertypFraction (mathematics)Point (geometry)Canonical ensembleSound effectNeighbourhood (graph theory)Computer animation
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Rich Text FormatTwitterHausdorff spaceGroup actionCodeLink (knot theory)Home pageYouTubeCalculationPoint (geometry)Hacker (term)BuildingUniform resource locatorScheibeTiefeBindung <Stochastik>ZifferIP addressMaxima and minimaPlane (geometry)Computer animation
45:30
Computer animation
Transcript: German(auto-generated)
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Willkommen auf der Franconian.net Stage. Wir haben nun die Ehre euch Vanessa vorzustellen. Sie erzählt uns die wahre Geschichte einer ungewöhnlichen Hausbesetzung im schwäbischen Reutlingen in ihrem Talk Still Not Loving Gentrification. Und somit übergebe ich das Wort an Vanessa.
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Hallo zusammen und herzlich willkommen zu meinem Talk. Ich möchte euch heute meine ganz persönliche Geschichte von einer, ja ich würde sagen etwas ungewöhnlichen Hausbesetzung erzählen und wie ich nach einem Besuch aus Neugier bei einem sehr, sehr coolen Projekt hängen geblieben bin. Wenn man das Wort Gentrifizierung hört,
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dann ist das bei vielen so die erste Assoziation. Ja, Berlin, Hamburg, Barcelona, große Städte, die ein Problem haben. Aber ich würde sagen, das Thema betrifft ebenso wie Mangel an bezahlbarem Wohnraum und Wohnungsleerstand auch ganz viele kleinere Städte an ganz vielen kleineren Orten. Ich habe das Team von Franconian.net
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gefragt, warum sie gerade meinen Talk angenommen haben. Und dann kam als Antwort Ja, wir hatten auch so ein Problem. Das Sound & Arts in Bamberg war eben ein Fall, der von Gentrifizierung betroffen war, ein Club, der geschlossen werden musste, nachdem ein Investor den verfallen lassen hat. Bei uns in Baden-
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Kantes, die Rockfabrik in Ludwigsburg, wurde Ende 2019 geschlossen, weil der Investor-Mietvertrag kurzfristig gekündigt hat. Und seitdem ich mich selber mit dem Thema beschäftige, habe ich festgestellt, wenn man mit offenen Augen durch Innenstädte geht, von kleineren mittelgroßen Städten stellt
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man fest, es gibt so viele leerstehende Häuser, dass es durchaus ein Thema ist, das nicht nur bei den ganz, ganz großen Städten relevant ist, sondern auch für kleinere Städte. Gut, was ist passiert? Also wir springen
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ungefähr anderthalb Jahre zurück. Es ist der 25. Mai 2019. Das war der Samstag vor der Europawahl und damit auch der Samstag vor verschiedenen Kommunalwahlen. Und auf Twitter lese ich tatsächlich Breaking News Haus Besetzung in der Innenstadt Reutlingen. Und ich dachte in dem Moment
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einfach nur, wow, was ist denn da passiert? Jetzt fragt sich vielleicht mancher, was ist denn so eine Hausbesetzung denn so besonders? Na ja, gut, eine Hausbesetzung an sich vielleicht erst mal nicht so viel, aber Reutlingen ist nicht Berlin, Reutlingen ist nicht Hamburg und
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Reutlingen ist auch jetzt nicht so eine baden-württembergische Studentenstadt wie Tübingen oder Freiburg. Ja, was ist Reutlingen denn? Ich hab mal bei Wikipedia geguckt. Bei Wikipedia steht Reutlingen ist eine Großstadt mit etwa 115.000 Menschen, liegt ca. 30 km südlich von Stuttgart. Diesen Begriff Großstadt möchte ich an der Stelle
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aber gleich relativieren. Ich bin auch total gestolpert über die Einwohnerzahl, weil ich dachte 115.000 kann überhaupt nicht sein. Na ja, gut, was da passiert ist, ist einfach Folgendes. In den Reutlingen hat sämtliche umliegenden Dörfer, was so gefunden
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wurde, wurde einfach alles eingemeindet und kam alles dazu. Wenn man jetzt mal schaut, wieviel Einwohner es tatsächlich in der Kernstadt in Reutlingen gibt, dann ist man mehr so bei 65.000 und dann ist auch schon der Begriff Großstadt nicht mehr so treffend. Von der Lage her liegt Reutlingen eigentlich ganz schön,
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liegt so am Fuß des Schwäbischen Alps, macht ganz groß Gewölbungen als Tor des Biosphärengebiets, also letztlich sehr ländlich und ich würde einfach sagen, ist ein Städtchen in der schwäbischen Provinz. Bürgermeister von Reutlingen ist Thomas Keck von der SPD, das wird nachher noch eine Rolle
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spielen. Der Herr Keck hat in seinem Wahlkampf ganz massiv das Thema Wohnen, bezahlbarer Wohnraum und Leerstand immer sich auf die Fahnen geschrieben und hat da wirklich auch sehr stark mit geworden und war natürlich dann auch in
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der Situation, sich mit dieser Besetzung einfach beschäftigen zu müssen. Ja, ich habe vorhin schon gesagt, Gentrifizierung ist was, was nicht nur die Großstädte betrifft. Ich habe mal ein paar Bilder aus Reutlingen auf die Folien gepackt. Man sieht links oben das sogenannte Tübinger Tor und ein paar Häuser. Das ist eine Ansicht, die Reutlingen
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gerne auf Postkarten verwendet und die auch schon auf sehr, sehr alten Schernschnitten und so von Reutlingen zu sehen ist. Auf der rechten Seite sind zwei relativ neue Gebäude. Das obere ist das Verwaltungsgebäude der GWG, da werde ich nachher noch dazukommen. Und unten rechts
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der hässlichste Neubau in Reutlingen überhaupt, das Wohn- und Gewerbegebäude, das sie letztes Jahr hinter dem Bahnhof hochgezogen haben. Ein Riesenklotz und nicht das, was man sich unter bezahlbarem Wohnraum vorstellt.
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Wer jetzt sagt, Reutlingen habe ich noch nie gehört, kenne ich nicht, musste ich keinen Kopf machen. Es gibt nicht so viel, wofür man Reutlingen kennen könnte. Am ehesten vielleicht noch die Fans vom Guinness Buch der Rekorde. Reutlingen hat die engste Straße der Welt, aber ansonsten, ja, wie gesagt, nette Städtchen in der schwäbischen Provinz kann man,
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wenn man vorbeikommt, mal durchlaufen. Aber ja, ist jetzt nicht das, was groß berühmt ist. Und wie gesagt, wir hatten letztes Jahr in Reutlingen eine Hausbesetzung und das besetzte Gebäude war die 39. Der Name wurde von den Besetzerinnen und
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Besetzer so vergeben, ist einfach eine Kurzform für Kaiserstraße 39. Ihr seht auf den Bildern einmal die Vorderansicht und dann einmal Ansicht von Hintergebäude mit dem Innenhof. Das Gebäude steht in der Reutlinger Oststadt. Das ist relativ zentral. 10 Minuten zum Bahnhof, 5 bis 10 Minuten in die
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Innenstadt. Schöne Lage. Das Gebäude stand 2019 bereits mindestens vier Jahre leer. Heißt, vier Jahre vorher ist der letzte Bewohner, der letzte Bewohnerin ausgezogen. Einige Wohnungen standen da aber schon deutlich länger leer. Und die 39 ist nicht das einzig leer stehende Haus
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in Reutlingen, ganz im Gegenteil, ist eines von vielen. Und ich habe zwei Beschreibungstexte gefunden. Einer klingt sehr schön. Die 39 ist mit ihrer historisierenden neoklassizistischen Fassade ein oststadttypisches Vordergebäude entlang der Kaiserstraße.
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Aber man muss halt auch einfach sagen, das Gebäude ist in einem nicht bewohnbaren Zustand. Heizungen sowie Sanitär- und Elektroinstallationen sind in keinem funktionsfähigen Zustand. Die Fenster sind einfach verglast. Das Dach war vor der Besetzung undicht. Und ja, man sieht ja auf den Bildern schon,
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der allgemein Zustand ist eher grenzwertig. Ja, das Gebäude gehört der GWG Reutlingen. Was ist die GWG? Die GWG ist das Wohnungsunternehmen der Stadt Reutlingen. Und GWG steht für Wohnungsgesellschaft Reutlingen.
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Da stutzt man vielleicht das erste Mal, also gut, wie in der Mitte Wohnungs, das hintere G Gesellschaft. Was macht das G am Anfang? Man findet da leider nichts Belegbares im Internet. Es gibt aber zwei Varianten, die ich gehört und gelesen habe. Also entweder hieß die GWG mal gemeinnützige Wohnungsgesellschaft oder
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genossenschaftliche Wohnungsgesellschaft. In der Selbstdarstellung auf der Homepage der Stadt Reutlingen wird das tatsächlich noch so beschrieben. Also GWG hat als Aufgabe sozialverantwortbare Wohnungsversorgung und so weiter. Und tatsächlich war es so,
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dass die Leute, die damals die K39 besetzt hatten, eigentlich auf der Suche nach einem leerstehenden Gebäude waren, das nicht der GWG gehört. Da haben sich dann ein paar Gebäude angeguckt und immer wieder festgestellt, gut, das ist ein Gebäude der GWG, das besetzen wir nicht. Das ist auch ein Gebäude der GWG, das besetzen wir auch nicht. Und dann dachte man, man hätte ein
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Gebäude gefunden, das nicht der GWG gehört mit der K39, hat es besetzt und hat festgestellt, auch das ist ein Gebäude der GWG. Insofern muss man vielleicht auch die Wohnungspolitik der GWG so ein bisschen in Frage stellen. Gut.
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Ja, ich habe euch einfach mal so ein paar Impressionen der Besetzung mitgebracht und will so ein bisschen erzählen, wie ich das damals erlebt habe. Wir haben uns die K39 und die Menschen dort das erste Mal angeschaut am Tag nach der Besetzung, sind da einfach mal hingegangen.
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Ich habe dann sicherheitshaber bei was gebackenes mitgebracht, ich dachte, Essen mitbringen ist nie falsch und wir sind super freundlich begrüßt worden. Schön, dass ihr da seid, kommt rein, wollt ihr euch das Haus anschauen? Dann haben wir eine Ausführung gekriegt, haben natürlich sofort gesehen, in was von einem wirklich beunruhigenden Zustand das Gebäude ist, also einfach auch Löcher im Fußboden,
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wo es dann einfach mal zehn Zentimeter runtergeht zwischendrin, Wasserschäden, Fenster nicht ordentlich dicht und was aber schön war, das Gebäude war zumindest zu dem Zeitpunkt schon einmal gründlich durchgeputzt, wie man auch auf dem linken Bild schön erkennen kann. Das erste, was die Besetzerinnen
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und Besetzer von der Crew gemacht haben, war da mal ordentlich sauber. Gehört sich so im Schwäbischen auch. Erst mal Kehrwoche machen. Eins der nächsten Dinge, was passiert ist, ist, dass man sich relativ schnell mal die ganz üblen Schäden angeguckt hat, eben zum Beispiel diesen Wasserschaden. Es hat über Jahre in das Haus
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reingeregnet und gut, schön, wenn man Profis an Bord hat, die einfach mal auf den Dachboden klettern, sich das angucken, feststellen, ja, da ist ein Dachziegel kaputt, den austauschen. Danach war das Gebäude auch nicht und es lief zumindest kein Wasser mehr von oben rein. Ja, und was auch relativ schnell
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passiert ist, es wurden alle möglichen Leute eingeladen. Es gab auf Social Media eben, ich habe ja, wie gesagt, die Twitter Screenshots, Aufrufe, kommt vorbei, kommt zum Grillen. Wir freuen uns über alle, die da sind. Es gab auch Aushänge in der Nachbarschaft mit diesen Einladungen, Nachbarschafts Grillen, vorbeikommen und es
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war eine super offene, super nette Atmosphäre, freundliche Leute und ich will jetzt natürlich nichts im Detail zu den Leuten sagen, die da besetzt haben, aber ich denke, was man sagen kann, es war eine Gruppe junger Menschen, alle so Anfang 20, alle mit einem Job, alle mit einer
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Wohnung, die einfach eine politische Aktion starten wollten. Also die Idee bei dieser Besetzung war jetzt irgendwie nicht, wir haben kein Dachboden-Kopf, wir brauchen Wohnraum, sondern es war wirklich, man möchte ein politisches Signal setzen und man möchte den Herrn Keck dazu auffordern, seine Wahlversprechen einzuhalten,
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weil er im Wahlkampf sehr stark mit bezahlbaren Wohnraum und so geworben hat und es war einfach so ein, ja, also wir setzen ein politisches Signal und ja, wenn man sich da mit den Leuten unterhalten hat, kam man auch relativ schnell raus. Die Idee war jetzt nicht irgendwie, wir holen uns hier ein Haus für uns, sondern einfach, wir setzen Signal und
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wahrscheinlich werden wir nach zwei Tagen geräumt, aber dann haben wir so viel Presse und so viele Medien, dass vielleicht Bewegung in das Thema Wohnraum kommt. Ja, das ist aber erst mal nicht passiert, sprich, es wurde nicht geräumt, sondern einen Tag nach der Besetzung, Sonntagabends nach den
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Wahlen, kam Besuch, der Bürgermeister persönlich, der hat sich das angehört, hat sich mit den Besatzerinnen unterhalten und hat gesagt, gut, er nimmt das Thema auf, muss man sich drum kümmern. Und so dauerte die Besetzung dann etwas an und aus dieser Besetzung wurde eine, ja, sie haben es
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dann schön Instand-Besetzung genannt. Man hat da noch einen Wasserschaden gefunden im Gebäude, hat den repariert, hat mal das Gebüsch im Garten zurückgeschnitten und den Kompost angelegt, ein Beet angelegt, da gab es dann später einen kleinen Kräutergarten. Ja, der Innenhof wurde so ein bisschen verschönert. Es
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wurde an der Elektrik repariert, dass man auch Licht im Treppenhaus hatte, dass da nachts keiner die Treppe hoch oder runter fällt, solche Dinge. Und ja, wir waren da nicht einmal oder zweimal, sondern dann sehr, sehr häufig, weil es einfach total schön war. Man konnte da hinkommen. Es waren immer nette Leute zum
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Quatschen da. Es waren irgendwie Hunde da, die man streichen konnten. Es waren kleine Kinder da, wo die Eltern sich riesig gefreut haben und gesagt haben, komm, ich nehme dir mal dein Kitti mit anderthalb Jahren eine Stunde ab. Ich spiele mal eine Stunde mit dem. Die Eltern waren froh. Ich habe mich auch gefreut und andere Leute haben sich auch gefreut über quasi Leichkinder zum Babysitten.
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Es gab leckeres Essen. Es kamen total oft irgendwelche Nachbarn oder Leute vorbei, haben Kuchen mitgebracht, haben fertig gekocht, das Essen mitgebracht. Teilweise wurde mit den wenigen Möglichkeiten, die es im Haus gab, gekocht. Da gab es natürlich jetzt keine Küche. Das heißt, was da war, war einfach
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nur irgendwie zwei Kochplatten, wo man eine Steckdose stecken kann. Selbst da wurde aber tolles Zeug mitgekocht. Es gab ganz oft leckeres Essen, Bier, Mate, was man eben so braucht. Ich habe in der Zeit mit vielen netten Leuten und sowohl mit den
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Leuten von der Crew als auch mit Leuten, die einfach vorbeikommen sind, nette Gespräche geführt. Das war einfach ein schöner Ort, wo man hinkommen konnte, wo abends auch immer jemand da war und jeder, der kam, war willkommen und durfte da sein. Das Ganze ging dann tatsächlich einen Monat
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lang und nach einem Monat endete die Besetzung mit einem letztlich freiwilligen Auszug der Crew. Ich habe mal die letzten drei Tweets für euch rausgesucht, weil die einfach sehr schön sind. Es gab dann am 22. Juni ein letztes Nachbarschaftsgrillen
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was nochmal total schön war. Ihr seht, wir haben einen super süßen Kuchen geschenkt bekommen, wo jemand nochmal die K39 nachgebacken hat. Also man vergleiche Bild links mit Bild in der Mitte. Auch wirklich sehr gut getroffen und ja. Besetzung
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wie gesagt friedlich beendet mit einem Auszug. Das Gebäude wurde in einem weit besseren Zustand verlassen, als das vorgefunden wurde. Also es war auf jeden Fall schon mal viel sauberer. Es war dicht und ja, es war jetzt nicht so, dass da irgendwie Müll oder Dreck oder irgendwas
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hinterlassen würde, sondern die Crew und ja, ich war damals dann auch schon so oft dabei, dass ich mich da auch angeschlossen habe. Wir haben halt den letzten Tag wirklich verbracht mit Hausputzen durchfegen und haben das wirklich besenrein, sauber, ordentlich hinterlassen. Und es war tatsächlich so, dass
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aufgrund von einem netten Mensch, der uns unterstützt hat, auch die Strom- und Wasserrechnung aus der Zeit tatsächlich bezahlt wurde. Ist von der Hausbesetzung denke ich auch sehr ungewöhnlich, aber ja, finde ich schön, fand ich gut und hatte natürlich auch ja den Grund,
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dass es so einen friedlichen Auszug gab. Zum einen war das politische Signal gesetzt. Zum anderen hat die Stadt und der Oberbürgermeister Keck, die GWG, angeboten, es wird
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irgendwas mit dem Haus passieren. Die K39 wird nicht länger leer stehen. Und im Juli diesen Jahres, also über ein Jahr später, war es dann tatsächlich so weit, dass es ein Konzeptfahnen gab. Das Gebäude wurde ausgeschrieben. Und unter gewissen Bedingungen konnten sich eben Wohnprojekte,
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Genossenschaften darum bewerben. Wichtig war eben auch kein privates Einzel-Eigentum, keine Wohneigentümer- Gemeinschaften. Also es musste ein quasi nicht kommerzielles Projekt sein. Ich habe euch auch nochmal hier den Text
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von der Homepage der Stadt rauskopiert. Eben Ziel der Ausschreibung war die Schaffung einer Wohnform, bei der sich das Grundstück samt Gebäuden in Gemeinschaftseigentum befindet. Alle Bewohner sollten Rechte zur Mitsprache und Mitgestaltung des Projekts haben. Und was ausgeschrieben wurde, war tatsächlich dann jetzt nicht nur die K39,
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also das Gebäude, das ihr vorne an der Straße seht, sondern auch noch das Gebäude dahinter mit dem ganzen Grundstück. Die Gebäude dahinter sind dann K41-1 und K41-2. Die sind vom Zustand her in einem weit schlechteren Zustand als die K39. Die sind akut einsturzgefährdet.
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Und die Idee der Stadt war, dass man eventuell auch diese Gebäude sanieren kann. Es ist aber auch denkbar, dass die eben abgerissen werden und durch einen Neubau ersetzt. Genau, Vergabekriterium eben war nicht derjenige mit dem höchsten Gebot, sondern es gibt einen Festpreis
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und vergeben werden sollte das an die Gemeinschaft mit dem besten Gesamtkonzept. Manche hat es vielleicht schon gesehen. Ich blätter nochmal zurück. Der letzte Tweet. Natürlich haben wir von der Crew uns auch beworben. Ja, war klar. Ich meine, wir haben gesagt, das Haus muss wieder bewohnt werden
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und dann muss man eben auch selber liefern, selber ein Konzept anbieten. Und ja, bevor ich euch zeige, mit was wir uns beworben haben, vielleicht mal ganz kurz, was waren die politischen Forderungen und was waren erste Erfolge, die die Crew mit dieser Besetzung erreicht hat?
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Eine Forderung war Leerstand in Reutlingen erheben und das Thema Leerstand thematisieren. Da gibt es definitiv einen Erfolg und zwar ist vor einigen Wochen der Leerstandsmelder als Kooperation mit dem DGB online gegangen. Unter Leerstand-RT.de können Bürgerinnen und Bürger
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Leerstehende Gebäude melden. Das wird dann überprüft und gelistet. Es ist natürlich in gewissem Sinne muss man auch relativieren, auch nur ein Teil Erfolg, weil der Wunsch war natürlich, dass das von Seiten der Stadt passiert. Nicht, dass das sozusagen auf privater Schiene und mit dem DGB umgesetzt werden musste. Aber das Resultat ist auf jeden Fall schön,
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dass es diesen Leerstandsmelder jetzt gibt und hier kann man dann einfach auch sichtbar machen, wie viel Leerstand es gibt. Ich war bei einem Spaziergang zur Erfassung dabei und gerade in der Innenstadt von Reutlingen gibt es so viele Leerstehende Gebäude und ganz oft auch die Flächen über den, ich sag mal, Läden in der Haupteinkaufstraße.
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Untenrum die Läden, alles voll, alles belegt und drüber hat man entweder komplett leer oder teilweise ist es dann eben auch so, dass die Firmen die Räume da drüber als Lagerflächen nutzen. Aber das ist natürlich im gewissen Sinne auch eine Zweckentfremdung von Wohnraum und damit auch ein Problem.
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Dann war natürlich Teil der Forderungen, den Leerstand der K39 zu beenden. Dass es das Konzeptverfahren gab, würde ich auch als Teilerfolg werten, worüber wir uns sehr gefreut haben. Ich komme gleich noch mal dazu, warum das auch momentan nur ein Teilerfolg ist. Weitere Forderungen waren konsequentes Eingreifen in den Wohnungsmarkt.
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Es soll ein Zweckentfremdungs- und Leerstandsverbot beschlossen werden. Da ist leider noch nichts passiert. Wichtig wäre auch, dass in Städten wie Reutlingen einfach eine Innenverdichtung stattfindet. Wir haben hier sehr schöne Streuobstwiesen und sehr schöne, einfach dadurch eine ländliche Gegend, sehr schöne Flächen um die Städte rum. Und die Tendenz ist eben,
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dass die Städte nach außen hin wachsen, was aber bezüglich Nahverkehr und so gar nicht so optimal ist. Und auf der anderen Seite verschenkt man an manchen Stellen in der Innenstadt tatsächlich viel Platz. Das heißt, wenn man da verdichten könnte, würde man auf jeden Fall gewinnen. Außerdem war eine Forderung, ein konkreter Plan der Stadt zur Anhebung des Anteils
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an preisgebundenen Wohnraum, weil viele von euch werden das Problem kennen. Dass es Wohnraum gibt, ist ein Problem, aber dass man sich dann auch mit einem normalen Einkommen leisten kann, noch mal ein ganz anderes. Gut, dann wir versprochen jetzt unsere Idee für das Areal
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K39, K41, K41-2. Wir haben uns beworben mit einem Entwurf, der vorsieht, die K39 zu sanieren. Die Idee ist, dass man das in vier WGs für jeweils vier Menschen umbaut. Das heißt, man hätte pro Stockwerk eine WG, würde das Dachgeschoss ausbauen.
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Somit kommt man dann auf vier WGs. Die Gebäude K41, K41-2 kann man unserer Meinung nach nicht erhalten. Die sind wirklich akut einsturzgefährdet. Da gibt es Löcher in den Wänden, da kann man durchgucken. Die sind annähernd in Fenstergröße, aber es sind keine Fenster, sondern Löcher.
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Dementsprechend da jetzt sanieren anzufangen bei so einem maroden Gebäude ist nicht so sinnvoll. Unsere Idee wäre, dass da ein ökologischer, barrierefreier Neubau hingehört. Und wir würden gerne ein Mehrgenerationenhaus bauen im hartgeschossenen Stadtheilzentrum und obendrüber dann eben barrierefreie Wohnungen für verschiedene Generationen.
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Ja, da ist natürlich ein großer finanzieller Aufwand dahinter. Allein schon mal der Kaufpreis in der Ausschreibung für das komplette Areal sind 540.000 Euro. Dann muss man den Altbau abreißen, muss die K39 sanieren, muss das neue Gebäude bauen.
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Das heißt, da ist man sofort in der Größenordnung Millionen. Und das ist natürlich nichts, was irgendwie jetzt eine kleine Gruppe von jungen Menschen ohne Unterstützung stemmen kann. Aber es war sehr schnell klar, dass man das im Rahmen des Mietshäusersyndikats durchaus umsetzen kann. Was das Mietshäusersyndikat ist, sage ich gleich noch was dazu. Das heißt, das ist
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fester Teil unseres Konzept, dass wir eben ein Projekt des Mietshäusersyndikats werden wollen. Es gibt ein innovatives Mobilitätskonzept, das ist auch gar nicht so schwierig an der Stelle. Die Lage ist sehr zentral. Man kommt sehr schnell zum Hauptbahnhof, man kommt sehr schnell zum Busbahnhof. Und wenn man dann noch Carsharing und viele Fahrradstellplätze
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und auch Plätze für Lastenräder einbindet, dann kriegt man sehr schnell ein sehr schönes Mobilitätskonzept hin. Das habe ich gerade schon gesagt. Wir sind da preislich bei mehreren Millionen. Muss man sich natürlich fragen, wie finanziert man sowas? Zum einen gibt es für solche Projekte Fördermittel. Dann brauchen wir auf jeden Fall
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auch Kredite von der Bank. Und ein drittes, großes Standbein sind Direktkredite, sprich Leute aus dem Umfeld, aus der näheren Umgebung, Leute, die dieses Projekt gut finden, können Geld investieren und kriegen dann einen kleinen Zinssatz. Der Vorteil an diesen Direktkrediten für uns ist, dass es Nachrangkredite sind
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und damit von der Bank als Eigenkapital akzeptiert werden. Und der Vorteil für die Leute, die da investieren, ist eben, dass man durchaus eine Rendite kriegt, die etwas höher ist als gerade so auf dem Sparbuch und dass man eben ein soziales Projekt damit unterstützen kann.
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Gut, jetzt habe ich gerade schon gesagt, Miethäusersyndikat. Was ist das Miethäusersyndikat? Das ist ein Zusammenschluss selbstverwalteter Wohnungsprojekte in ganz Deutschland. Und das Miethäusersyndikat initiiert und berät selbstverwaltete Haus- und Wohnprojekte. Ihr seht auf der Karte, es gibt zwischenzeitlich viele Projekte
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in ganz Deutschland. Insgesamt sind es 159 Stück. In Bayern sind es sechs, wenn ich das richtig im Kopf habe. Sprich, es gibt an einem Ort zwei. Baden-Württemberg sind es ein paar mehr. Und insgesamt, ja, wie gesagt, 159 Stück. Das Ganze ist so aufgezogen
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von der Struktur her, dass diese Projekte dauerhaft im Immobilienmarkt entzogen werden. Das wird dann gelöst mit der Gründung einer GmbH und eines Hausvereins. Und die Teilhabe in der GmbH ist zum einen der Hausverein, zum anderen das Miethäusersyndikat, die dann bei Verkauf ein Vetorecht hätten.
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Und so stellt man eben sicher, dass die Projekte dauerhaft entprivatisiert bleiben. Das Miethäusersyndikat hat auch einen Solidarfonds, hilft bei der Finanzierung und berät eben in dem ganzen Prozess. Und ich muss sagen, wir haben von unseren Beraterinnen vom Miethäusersyndikat jede Menge tolle,
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wichtige Tipps gekriegt. Und ohne die wäre das, denke ich, auch gar nicht so weit gekommen, dass wir bis zu einer fertigen Ausschreibung gekommen wären. Ja, ich habe noch mal ein bisschen zusammengefasst, was bis jetzt passiert ist. Also am 25. Mai 2019 Besetzung, am 26. Mai
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der erste Besuch vom Bürgermeister. Es war auch nicht der letzte. Es gab dann bis Mitte Juni in der Zeit, in der die Crew, die K39 in Stand gesetzt hat, ein Stück weit parallel immer wieder Gespräche mit der GWG, mit Vertreterinnen der Stadt, auch mit dem Oberbürgermeister. Und am 23. Juni war eben
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dann das Ende der Besetzung, der Auszug. Und über ein Jahr später gab es die Ausschreibung des Konzeptverfahrens. Und wie versprochen, wir haben den Konzept abgeliefert, haben uns beworben. Ende der Ausschreibung war der 30. September diesen Jahres. Es gab dann noch mal so eine Nachberatungsphase, wo es noch mal Gespräche gab,
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man noch mal nachlegen konnte. Ja, das endgültige Konzept wurde dann Ende November abgegeben. Und für den 7. Dezember war die Entscheidung über die Vergabe angekündigt. Und es wurde vertagt. Das war am ersten Moment für uns so ein bisschen ungut.
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Die Situation ist die, es gab zwei Bewerbungen. Die eine kam von der Crew, die andere kam von eben einer weiteren Bewerbergruppe. Die haben ihre Bewerbung zurückgezogen, diese andere Gruppe. Und das Feedback der Stadt war, dass vieles am Konzept der Crew ihnen gefällt, aber nicht alles.
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Und deswegen wurde entschieden, keinen Sieger auszurufen, sondern das Verfahren zu verlängern. Und wir sollen jetzt in den Punkten, die eben kritisiert würden, noch mal nachlegen. Und es wird dann im Februar hoffentlich eine endgültige Entscheidung geben. Als ich den Talk angemeldet habe, habe ich gedacht, ich kann euch sagen,
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wir haben das gewonnen und alles ist super. Oder ich kann euch sagen, jemand anderes hat das Projekt gewonnen und der Leerstand wird beendet. Wer für uns genauso gut gewesen, weil es letztlich ja nicht darum ging, dass wir uns jetzt hier ein Hausprojekt organisieren, sondern dass eben einfach dieser Wohnraum wieder zur Verfügung gestellt wird.
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Deswegen die Verzögerung jetzt war es, wo ich auf der einen Seite sage, schade, dass es sich jetzt noch mal länger zieht. Auf der anderen Seite muss man aber auch sagen, es bewegt sich was und ja, also wenn es jetzt noch mal zwei oder drei Monate länger dauert, es hätte so lange gedauert, dann ist das auch kein Drama. Gut, das heißt,
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ich kann nicht sagen, wie es abschließend ausgegangen ist, weil ich selber noch nicht weiß. Wir hoffen das Beste und geben uns natürlich alle Mühe, dass wir bis Februar ein Konzept abliefern. Das für die Stadt dann auch zufriedenstellend ist. Gut, was ich in der Ankündigung von dem Talk schon versprochen habe,
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ist, ich würde gern so ein bisschen noch mal sagen, zum einen, was mir persönlich total gut gefallen hat an dem Projekt und an diese Besetzung und dann auch noch mal ein paar Tipps geben, wer jetzt sagt, so was sollten wir bei uns in der Nähe auch machen oder so was Ähnliches. Oder wir wollen uns auch für das Thema Leerstand,
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also gegen Leerstand engagieren oder gegen Gentrifizierung oder so einfach noch so ein paar Tipps, worauf man achten könnte. Ja, also ich glaube, das wirklich beeindruckendste an dieser ganzen Besetzung war für mich, es gab eine extrem positive Außenwirkung und die förderte auch die Akzeptanz.
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Was zum Beispiel eine Regel war, die in diesem ganzen Monat strikt eingehalten war, war Nachtruhe ab 22 Uhr. Es gab dann eine sehr lustige Geschichte, wo tatsächlich eine Nacht vor die Polizei gerufen hatte, weil Nachts um eins irgendwie Halli Galli und Party war. Und es hat sich dann aber rausgestellt, das war nicht die Crew in der K39, das war die Studenten-WG
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nebenan, die Party gemacht hat, weil die wahrscheinlich dachten, ja, hier ist Besetzung, nutzen wir die Möglichkeit. Dann wurde extrem drauf geachtet, das Gebäude und das Areal sauber zu halten. Es gab ein Rauchverbot im Gebäude. Es gab Putzdienste. Es wurde regelmäßig durchgefegt. Wir haben super drauf geachtet, dass nirgendwo draußen Kippen oder Müll oder irgendwas rumliegen.
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Jeder, der kam, wurde absolut offen und freundlich empfangen, durfte sich das Haus angucken, durfte Fragen stellen und ist direkt auf was zu trinken und was zu essen eingeladen worden. Und auch diese Aktionen wie das Nachbarschaftsgrillen haben einfach die Akzeptanz wahnsinnig gefördert.
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Da kamen dann wirklich ganz viele Nachbarinnen, Nachbarn aus allen Gesellschaftsschichten, auch alle Altersschichten, auch ganz viele Seniorinnen und Senioren, die wirklich kamen und gesagt haben, oh, das ist so schön, dass wir da leben in dem Haus. Und sie freuen sich so und sie hoffen, dass da bald wieder Leute einziehen. Was man dann auch gemerkt hat, ist, dass Themen wie bezahlbare Wohnraum,
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Wohnungslehrstand, Gentrifizierung in der Bevölkerung absolut präsent sind. Also das ist was, was viele Leute beschäftigt und wo viele Leute auch wichtig finden, dass da was passiert. Eine Sache, die die Crew definitiv auch richtig gemacht hat, in meinen Augen, ist der professionelle Umgang mit Öffentlichkeit Presse.
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Da war die Kommunikation einfach super. Also es wurde von Anfang an auf Social Media massiv kommuniziert. Ganz, ganz viel über Twitter. Ich persönlich bin jetzt kein großer Fan von Facebook, aber es ging auch vieles über Facebook. Und ich denke, auch wenn ich jetzt persönlich kein Fan bin, dass es ein guter Kanal war, Leute zu erreichen. Es gab aber auch Pressemeldungen. Man hat mit der Lokalpresse geredet.
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Es gab Pressetermine. Es gab eben diese Aushänge zum Nachbarschaftsgrillen, wo dann auch informiert wurde. Das heißt, dadurch, dass man da sehr professionell gearbeitet hat, hat man auch einen, ja, ich sag mal, guten Einfluss auf die Außendarstellung nehmen können. Und das ist dem Projekt und der Besetzung
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sicherlich zugute gekommen. Ansonsten war es sicherlich auch gut, dass man sehr umsichtig mit dem Gebäude umgegangen ist, auch fachgerecht, also dass wirklich Sachen repariert wurden, dass Sachen entstand gesetzt wurden, dass man nichts kaputt gemacht hat, darauf geachtet hat, dass keine Schäden entstehen. Also ich kann mich erinnern, am Anfang gab es so Diskussionen, ob jetzt hier irgendwie Graffiti und Tagging und so.
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Und da haben ganz, ganz viele von Anfang gesagt, nee, machen wir nicht, wir hinterlassen hier keine Spuren. Und das Einzige, was tatsächlich als sozusagen Erinnerung hinterlassen wurde, war der eine Text an der Wand, den ihr vielleicht vorhin im Tweet gesehen habt. Aber ansonsten gab es keinerlei Dinge, die man irgendwie als
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Beschädigung werten könnte. Ja, und was auch ein guter Punkt war, war einfach, dass man sehr früh sich mit Expertinnen zusammengesetzt hat und ja, auch zum Beispiel der Entwurf, mit dem wir uns jetzt beworben haben. Da waren Architekten mitteiligt, die das einfach geplant haben. Es gab sehr früh Gespräche mit den Leuten vom MHS, die uns einfach beraten haben,
33:21
die uns gesagt haben, was geht, was geht nicht, was müsst ihr machen, worauf müsst ihr achten, wie müsst ihr vorgehen. Und ich denke, das ist auch was, wenn man so ein Projekt wirklich angehen will und jetzt nicht nur ein politisches Signal von zwei Tagen setzen, sondern wirklich was umsetzen, dann muss man sich irgendwann auch die Leute an die Seite holen, die sich da auskennen und die da weiterhelfen können.
33:41
Gut, was nehmen wir jetzt mit? Wer selber so was angehen will, würde ich sagen, kann ich nur ermutigen. Und mein Tipp wäre, überlegt euch vorher, was sind eure politischen Forderungen, ganz konkret formuliert die und sucht früh einen Dialog mit den Leuten,
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die was zu sagen haben, mit Entscheiderinnen, mit politischen Akteuren, Gruppierungen und pflegt dann diesen Dialog auch. Was extrem beeindruckend war, dass während der Besetzung alle Gemeinderatsfraktionen aus Reutlingen, bis auf die AfD und die hat auch keiner vermisst, tatsächlich da waren.
34:22
Also da Grüne Linke, da erwartet man vielleicht und die SPD, aber es waren auch Leute von der CDU da, es waren Leute von der FDP da. Die haben sich das angeguckt, die haben sich das zeigen lassen. Die haben mit uns geredet und das war einfach die super Sache, dass da breites Interesse da war und auch eine breite Bereitschaft da einfach einen Dialog zu führen.
34:43
Dann ist es wichtig, dass wenn man irgendwelche größeren Aktionen starten will, sich eben Verbündete sucht, politische Player, einen OB, der Wahlkampf mit dem Thema Leerstand gemacht hat, den kann man natürlich schon auch gut herziehen und sagen, jetzt machen sie doch mal, was sie versprochen haben.
35:01
Aber es ist einfach auch wichtig, dass die Leute, die drum rum wohnen, hinter so was stehen. Also auch da von Anfang an gucken, dass man viele Leute auf seiner Seite hat. Was dann hilft, ist, wenn man innerhalb der Gruppe klare Strukturen hat. Also wer kümmert sich um was? Wer fühlt sich wofür verantwortlich?
35:20
Würde ich jetzt nicht sagen, dass das bei uns immer so ganz perfekt funktioniert, aber wir arbeiten dran und wenn nach außen zumindest der Eindruck entsteht, man weiß, was man tut und man kümmert sich um Dinge, ist einfach auch wichtig. Dann nimmt wirklich Unterstützung von Expertinnen an, wenn es dann um entsprechende Themen geht. Ja, also Baurecht weiß eben Architekt,
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was kann man machen, was kann man nicht machen? Ich weiß unsere ersten Pläne, die wir gemalt hatten, das sind Dinge, die kriegt man nachher nicht gebaut. Also da muss man dann auch jemand an der Seite haben, der sagt, das geht, das geht nicht. Wenn ihr eine Aktion plant, die dann tatsächlich in Richtung Besetzung oder so geht, da ist vielleicht ganz gut,
36:01
man wirft zumindest mal einen Blick vorher auf die rechtlichen Konsequenzen, recherchiert die und behält die im Hinterkopf. War jetzt im Fall der K39 relativ unproblematisch. Es gab immer mal wieder Gerüchte, die GWG hätte Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch gestellt. Ob das tatsächlich passiert ist, kann ich nicht sagen. Dadurch, dass nie wirklich eine Räumung
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aktiv angegangen wurde. Es stand immer wieder im Raum das Thema, aber dadurch, dass es so viele Gespräche gab, wurde das dann auch nicht durchgesetzt. Dadurch war das mit den rechtlichen Konsequenzen in dem Fall relativ, sag ich mal, unkritisch. Es gibt allerdings einen Punkt,
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den ich dann doch mal noch als Hinweis mitgeben will. Wir haben dann festgestellt, dass die Besetzung der K39 im Verfassungsschutzbericht Baden-Württemberg 2019 gelandet ist. Also, man kann mit so was durchaus, wenn man das in der Provinz macht, auch wirbeln machen.
37:00
Freunde mit Berliner Erfahrung haben mir gesagt, Berliner Hausbesetzungen interessieren den Verfassungsschutz nicht. Wenn man das irgendwo auf dem Dorf oder auf dem Land macht, fällt man da vielleicht eher auf. Und letzter Punkt, ganz, ganz wichtig, Obseck nicht vernachlässigen. Ich denke, ganz, ganz viele Zuhörerinnen und Zuhörer
37:20
kennen diesen schönen Vortrag von Linus und Thorsten von der 35 C3. Da geht es um Obseck beim Hacken. Aber auch bei so einer Sache einfach auf sich selber aufpassen und auf andere aufpassen. Passt auf, welche Fotos auf Social Media landen. Guckt, dass ihr da wirklich
37:41
Einverständnis von allen Leuten habt oder die Leute rausschwärzt. Passt auf, welche Kontaktdaten ihr wo liegen habt, wenn ihr Rechner in so einem Gebäude habt. Bei einer Räumung kann Zeug beschlagnahmt werden. Das heißt, da wirklich dann auch mit verschlüsselten Geräten und zu arbeiten. Also auf der Schiene sehr aufpassen.
38:00
Aber wenn man tatsächlich jetzt eine Hausbesetzung plant, auch ganz wichtig, Gebäude vorher angucken. Es gab bei uns ganz kurze Diskussionen, ob wir nicht die K41 hintendran mit besetzen sollen. Und war auch relativ schnell klar, das macht man nicht, weil eben einsturzgefährdetes Gebäude da klettert man nicht drin rum, da turnt man nicht drin rum,
38:20
da guckt man auch nicht kurz rein, weil das einfach gefährlich ist. Und wenn man gewisse Reparaturen an so einem Gebäude vornimmt, also gerade ich sag mal Dach, Elektrik, lasst es Leute machen, die es können. Macht es nicht selber und seid an der Stelle einfach vorsichtig.
38:41
Ja, gut, das wär's von meiner Seite. Ich hab noch ein paar Links zusammengepackt. Der Twitter-Link der Crew. Wir haben uns aus verschiedenen politischen Gründen unbenannt zwischenzeitlich in Fanclub Kollektives Eigenheim. Deswegen unsere Homepage jetzt fck-eigenheim.de
39:01
ist noch im Aufbau, weil wir in den letzten Monaten sehr viel Zeit in die Bewerbung gesteckt haben und die Homepage ein bisschen liegen geblieben ist. Da wird aber in den nächsten Monaten auch mehr kommen. Der Link zum Leerstandsmelder, der Link zur Ausreibung der Stadt Reutlingen und auch noch mal zum Mietshäusersyndikat. Und wer noch so ein bisschen Video gucken will, der Reutlinger Lokalsende RTF1 hat zum Konzeptverfahren.
39:25
Kleines Video auf YouTube habe ich auch noch verlinkt. Gut, dann bedanke ich mich für die Aufmerksamkeit und wenn es noch Fragen gibt, beantworte ich die gern, so lange ich das kann.
40:07
So, vielen, vielen lieben Dank Vanessa. Ein sehr, sehr, sehr interessanter Talk und vor allem eine tolle Aktion. Und es bleibt offensichtlich spannend. Kann man über Twitter dann auch den Ausgang mitverfolgen?
40:22
Definitiv, ja. Also wir sind auch auf Social Media sehr, sehr ruhig gewesen in den letzten Monaten. So eine Bewerbung ist unglaublich viel Arbeit. Haben uns aber auch fürs neue Jahr vorgenommen, da wieder ein bisschen aktiver zu kommunizieren. Und sobald wir da was wissen, gibt es Infos. Definitiv.
40:41
Gibt auch ein paar Fragen, natürlich. Der Leerstandsmelder, leerstand-rt.de, ist der nur lokal für Reutlingen oder auch für andere Städte? Oder gibt es auch für andere Städte solch einen Leerstandsmelder? Also soweit ich weiß, ist der jetzt tatsächlich nur lokal für Reutlingen gedacht, deswegen auch dieses RT in der URL.
41:00
Allerdings ist das, wenn ich nicht völlig falsch bin, was selber gecoded ist bei einem von uns aus dem Team. Das heißt, wenn da Interesse besteht, vielleicht einfach mal an die Info-Adresse schreiben. Ich kann mir gut vorstellen, dass es da die Möglichkeit gibt, Code zu teilen, wenn das jemand anders gern nutzen würde. Ich denke, unser ITler ist da gern bereit,
41:25
zu teilen oder Infos weiterzugeben. Ich denke, die Seite leerstand.at jetzt auszudehnen, ist für uns erstmal schwierig, wenn wir tatsächlich Leerstand, der gemeldet wird, auch noch überprüfen wollen. Und dazu muss man eben vor Ort sein.
41:41
Aber grundsätzlich denke ich, ist das was, was man auch anders wo nutzen kann, also zumindest so von der technischen Infrastruktur her. Dann hätte ich auch noch eine Frage. Und zwar hast du am Anfang gesagt, dass ihr auch andere, oder dass die Crew auch andere Häuser angeguckt hat und immer gesagt hat, okay,
42:00
das gehört der GWG, der GW nicht hin. Hat die mit den anderen Häusern auch was geplant? Oder jetzt eben nur mit der K39 plus Anhang? Ob wir mit den anderen Häusern was geplant haben, oder die GWG? Sowohl als auch. Also wir werden jetzt mal schauen, wie die Ausschreibung für die K39 ausgeht.
42:20
Und wenn das je nicht klappen sollte, müssen wir gucken, wo wir mit unserem, mit unserer Idee für das Projekt hingehen, ob wir dann auf ein nicht städtisches Areal ausweichen, ob wir irgendwas finden, wo wir das alternativ umsetzen können. Ja, was jetzt die GWG mit den anderen Gebäuden macht?
42:45
Ja, also unsere Aufforderung ist natürlich, Leerstand beenden, ganz klar. Es gab dann auch im Sommer diesen Jahres nochmal eine Aktion zum quasi einjährigen Jubiläum der Besetzung, wo wir an so ein paar GWG-Gebäude, so ein paar transparente aufgehängt haben zur Erinnerung,
43:02
dass die immer noch leer stehen. Daraufhin hat die GWG die Gebäude etwas besser verrammelt. Ja, es ist aber tatsächlich so, dass der Herr Keck sich als Bürgermeister mit dem Thema beschäftigt. Es gibt jetzt entsprechende Beauftragte in der Stadt Reutlingen, die bessere Nutzung von Wohnraum umsetzen wollen und sollen.
43:26
Und meine Hoffnung wäre, dass da mittelfristig was passiert, dass da kurzfristig was passiert ist, glaube ich, einfach bei so etwas Kommunal unwahrscheinlich und nicht zu erwarten. Dann gibt es hier nochmal die Frage, ob ihr euch denn schon mit den Immobilinvestoren
43:41
auf YouTube in Verbindung gesetzt habt. Namentlich erwähnt sind hier Enes Witwit und Florian Roski. Oder ob ihr das mal vorhabt, ob ihr von denen schon mal gehört habt? Mir jetzt persönlich überhaupt nichts. Ich würde die Namen einfach mal mitnehmen, mal recherchieren und fragen, ob die sonst bei uns jemand kennt.
44:00
Also mir sagt es jetzt nichts. Aber das war auf jeden Fall interessant, weil das würde natürlich noch mehr Reichweite bedeuten. Das ist immer ganz interessant. Die Änderungen, die ihr jetzt noch an den Plan machen müsst, sind die groß? Also hat denen vielen daran nicht gefallen, in eurem Konzept, was ihr vorhattet?
44:21
Weswegen sie das dann auch erst mal, ich sage es mal, abgelehnt haben? Beziehungsweise halt dann nach hinten verschoben, die Ausschreibung? Ja, also es ging in vielen Punkten bezüglich eben Zusammenleben und so. Es ging es um Detailfragen. Ich glaube, der größte und der problematischste Kritikpunkt ist,
44:40
dass sie mit dem baulichen Entwurf nicht einverstanden sind. Und da müssen wir einfach sehen, ob wir auf einen Kompromiss kommen können mit der Stadt. Weil so die Ideen der Stadt sind, also wenn wir uns an alles halten, was die Stadt gerne hätte, dann können wir das Projekt nicht so umsetzen, wie wir es umsetzen wollen. Dann funktioniert es einfach wirtschaftlich nicht. Deswegen, da waren die Kritikpunkte relativ ausführlich.
45:05
Und ja, wir sind aber gerade dabei, das Gespräch zu suchen. Müssen einfach gucken, wie wir da auf den gemeinsamen Nenner kommen. Gut, dann glaube ich, gibt es auch keine Fragen. Ich wünsche ganz viel Glück dann mit den ganzen Gesprächen und viel, viel Erfolg. Danke schön. Und bin auch tatsächlich sehr gespannt, wie das weitergeht.
45:21
Vielen, vielen Dank für deinen Talk. Und noch einen wunderschönen RC3. Wünsche ich auch. Danke schön.
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