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Vortragsaufzeichnung vom 16.05.2018 im Rahmen der Social Entrepreneurship Reihe mit Uwe Lübbermann

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Vortragsaufzeichnung vom 16.05.2018 im Rahmen der Social Entrepreneurship Reihe mit Uwe Lübbermann
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Die Social Entrepreneurship Reihe der Gründungsförderung der Universität Göttingen in Kooperation mit enactus und dem E-Learning Team der Fakultät für Biologie und Psychologie hat Uwe Lübbermann am 16.05.2018 eingeladen. Er berichtet über seine Unternehmung Premium Cola, die er seit 16 Jahren ausübt und seine Erfahrungen dazu schon in über 700 Vorträgen weitergegeben hat. Damit geht er mit seinem Kollektiv neue Wege des Wirtschaftens und ermutigt damit zu eigenen Gründungsvorhaben.
DiagramLecture/ConferenceMeeting/Interview
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Transcript: German(auto-generated)
Ich grüße natürlich den Gast für heute, nämlich einen warmen Applaus, bitte, für Uwe Libermann.
Ich bin Uwe. Ich bin hier in vier Funktionen, also als Unternehmender. Und ich mache vier verschiedene Dinge. Ich habe vor 16 Jahren das erste Mal was gegründet
und habe es hinbekommen, die Unternehmen oder die Dinge, die ich tue, genau so mir zu gestalten, wie ich sie für mich wirklich haben will. Also ich bin jetzt 42 und bin im Leben genau da, wo ich sein will und arbeite so, wie ich das möchte. Und das gönne ich eigentlich jedem. Und deswegen bin ich extra heute hergefahren, um euch davon zu erzählen und so ein bisschen euch
zu ermutigen, wenn ihr eine Idee habt, sie umzusetzen und euer eigenes Ding zu machen. Also die vier Dinge sind zum einen Getränke. Ich bin Getränkehersteller. Also die Cola, die ihr hier gesehen habt und die Rolinda-Limonade, die wird sozusagen in meinem Namen hergestellt. Da habe ich ein ganz besonderes Unternehmenskonzept, was glaube ich weit darüber hinausgeht, wie es normalerweise im Sozialunternehmen wäre.
Denn Sozialunternehmen sind von der Definition her so aufgestellt, dass sie mit wirtschaftlichen Methoden auf soziale Missstände zielen wollen und sie eben beheben wollen. Und dadurch in der Regel, also in der Getränkewelt ist es ganz typisch, einfach ein Teil des Umsatzes in soziale Zwecke abzweigen, was gut ist. Aber das geht mir längst nicht weit genug, weil wirtschaftliche Tätigkeit häufig dazu
beiträgt, dass an anderer Stelle Dinge daneben gehen, also die wirtschaftliche Tätigkeit führt zu Umweltbelastungen, zum Beispiel führt zu sozialen Ungleichheiten, führt zu gesellschaftlichen Spannungen, wenn sie nicht vernünftig gemacht wird, die man dann durch Spenden sozusagen wieder heilen will, was gut ist.
Aber eben, ich finde, da muss man früher ansetzen. Das zweite Thema, was ich mache, sind Veranstaltungen, offensichtlich. Also hier, aber ich mache das auch regelmäßig, bisher 700 Mal. Und in allen möglichen Zusammenhängen erzähle ich etwas zu, wie ich das mache. Dann ist das dritte Thema sind Beratungen. Ich mag das Wort nicht, weil es klingt so, als würde einer von oben herab,
anderen sagen, was Sache ist. Ich nenne es eher so Begleitung von anderen Organisationen. Da habe ich über 40 von gemacht. Das heißt, ich würde einfach schon mit dem ersten Thema mal einsteigen, euch so ein bisschen was erzählen und bitte euch ausdrücklich, wenn ihr zwischendurch irgendwie Fragen habt, bitte meldet euch, weil das soll für mich zumindest ungern keine reine Monolog sein, sondern ich würde gerne mit euch im Dialog sein und eure Fragen gerne mit einbauen.
So, die erste Gründung, die ich gemacht habe, ist jetzt, also der Beginn des Ganzen ist 18 Jahre her. Da war ich Cola-Fan von Afrikola und habe festgestellt, dass die einfach das Rezept geändert hatten und die haben auf die Flasche aber nichts draufgeschrieben. Das heißt, ich habe durch das Trinken gemerkt, das ist irgendwie anders.
Und das war für mich so ein Zünder sozusagen, weil ich dachte, die spinnen ja wohl, die können doch nicht einfach mein Getränk ändern, ohne mich zu informieren. So, weil ich vom Gefühl her dachte, ich bin zwar nur ein ganz kleines Licht als Konsument, aber wenn ich die Flasche kaufe sozusagen, trage ich damit das Unternehmen. Und wenn ich das nicht mache, dann gibt es das nicht. Also muss man mich zumindest irgendwie ernst nehmen, dachte ich, informieren.
Oder eigentlich sogar einen Weg finden, mich mitbestimmen zu lassen als Konsument. Das war für mich irgendwie völlig klar so gefühlt. Diese Struktur, die als normal gilt, also die Inhabenden von etwas treffen die Entscheidungen und die anderen müssen das hinnehmen, das passt mir irgendwie nicht. So, und dann bin ich halt hingefahren zu dieser Firma und habe den versucht zu erklären, dass das so nicht geht.
Habe das zwei Jahre lang versucht. Und bin da letztlich gescheitert, weil die dachten, das gehört denen und die treffen die Entscheidungen und so. Und dann habe ich durch Zufall einen Tipp gekriegt, dass die Getränkebranche sehr zugänglich ist. Es reicht nämlich, den Hersteller des alten Rezeptes anzurufen und zu sagen, ich würde gern mal ein bisschen Sirup bestellen.
So, fünf Liter und dann suchst du dir noch einen Abfüllbetrieb, der das mit Zucker, Wasser, Kohlensäure in Flaschen für dich füllt. Gibt es einen Auftrag für 1000 Flaschen und zack bist du selber der Cola-Hersteller. Das ist tatsächlich so simpel. Mit einem Getränk zu überleben ist nicht so leicht, aber mit einem Getränk gründen ist wirklich sehr leicht. Und dann dachte ich, okay, jetzt kann man nicht die Seiten wechseln. Jetzt kann ich der Bestimmer sein.
Und dann dachte ich mir, nee, das ist auch Quatsch, weil ich will ja eigentlich gar keine Bestimmer haben, also muss ich irgendwas anderes finden. Ich wusste aber nicht wie. Und weil ich das wusste, dass ich nichts wusste, habe ich alle sozusagen mit denen ich nach und nach zu tun bekam. Also die ersten Abfüller, den ersten Spediteur, der das nach Hamburg gefahren hat, den ersten Getränkehändler, die ersten Gastronomen
und natürlich auch die Endkunden, weil ich war ja selber Endkunde, wollte also irgendwie einen Weg finden, habe die alle eingeladen, jeden Sonntagabend zu einem Plenum zu kommen und gemeinsam alle Dinge zu besprechen und zu beschließen, die zu beschließen sind. Und das sind natürlich viele. Also wer produziert das, zu welchen Konditionen, wer liefert das, an wen, welche Städte wollen wir beliefern eigentlich, wo soll das Geld überhaupt herkommen, um die erste Produktion zu starten,
wer soll wie viel verdienen, welche Arbeit bezahlen wir auch, welche nicht. Viele, viele Entscheidungen, die man normalerweise alleine hätte treffen können als frisch gebackener Inhaber. Aber ich dachte, das ist irgendwie bescheuert, weil ich bin ja frisch gebackener Inhaber, also ich weiß ja gar nichts über Getränkebranche, Wirtschaft, Buchhaltung, Logistik, keine Ahnung.
Also frage ich doch die, die Ahnung haben und biete denen im Gegenzug eigentlich nur an, dass wir gemeinsam entscheiden. Das heißt also nicht, dass ich den LQB-Fahrer zum Beispiel frage, was brauchst du, an Preis pro Palette oder so, und dann bestimme ich den Preis, sondern wir bestimmen das gemeinsam. Das war so die Grundidee oder die versteckte Währung, wenn man so will, die damit hintersteckt.
So. Geld hatte ich keins. Das heißt, ich hatte damals irgendwie 2000 Mark, die habe ich dann für die ersten 1000 Flaschen ausgegeben und habe dann einfach mal so vor mich hingewurstelt und habe in Hamburg Clubs und Bars, Cafés angesprochen und habe so das erste Jahr im Prinzip viel, viel Zeit mit diesen gemeinsamen Diskussionen und Entscheidungen verbracht. Wer von euch Plenumserfahrung hat, kennt das. Da sitzt man
stundenlang, geht sich gegenseitig auf den Keks, es geht nicht voran und man ist irgendwie nur noch genervt und so. Und das war auch das erste Jahr so. Aber dann hat sich das gedreht, weil wir haben dann in aus anderen Städten E-Mails gekriegt von Leuten, die davon gehört hatten, da ist endlich mal ein Getränkehersteller, der die Kunden mitreden lässt, wir wollen dieses Cola hier auch haben.
Und dann mussten wir irgendwie einen Online-Weg finden, also eine Mailing-Liste haben wir dann benutzt. Wer das kennt, das ist so ein System, da gibt man eine E-Mail rein, alle Empfänger kriegen die weiter geleitet und jede Antwort von egal wem geht wieder an alle. So, da haben wir dann die nächsten 12 Jahre uns 18.500 E-Mails geschrieben, was eigentlich ganz furchtbar war, aber es ging trotzdem.
Und in diesem Prozess sozusagen durfte ich ganz viel lernen von den vielen Partnern, die nach und nach eben dazu kamen. Wir konnten das ganz langsam aufbauen, Schritt für Schritt sozusagen, weil eben sozusagen nach und nach Partner dazu kamen, aber auch deshalb, weil ich was Entscheidendes, glaube ich, zu Anfang nicht gemacht habe. Denn normalerweise,
wenn man das gründet, dann ist so das Standard-Vorgehen, dass man also sich einen Plan schreibt, einen Businessplan meistens, irgendwoher sich das Startgeld dafür leit, von einem Investor oder von einer Bank oder über Crowdfunding und dann natürlich dieses Geld aber zurückzahlen muss und deswegen ein Zeitfenster hat von so drei Jahren typischerweise, in dem man das zurückzahlen muss, also muss also den Break Even schaffen.
Und ich dachte, wenn ich das so mache, speziell wenn es um andere Städte geht, also eine größere Produktion, einen LKW vielleicht kaufen und hinschicken, einen Lager mieten, einen Außendienstler einstellen und so weiter, dann habe ich ganz viele Schulden im Nacken, die ich irgendwie bedienen muss und dadurch habe ich Druck, Zeitdruck und Verkaufsdruck. Und das wollte ich nicht,
weil wenn ich Druck habe, muss ich den auch weitergeben, muss also den Außendienstler treten, damit er eigentlich verkauft, ich muss vielleicht die Kunden irgendwie schmieren mit Schmiergeld, das ist in der Getränkebranche üblich, damit sie das Produkt anbieten und das gibt ganz viel so eine negative Dynamik von oben, wenn ich da gleich so mit so einem Zeitdruck und Gelddruck rangehe. Und deswegen habe ich es nicht gemacht und habe einfach sozusagen immer dann, wenn ich wusste, ich muss was Neues investieren,
gespart, bis ich mir das leisten konnte. Das kann man jetzt Feige nennen. Ich bin auch vielleicht ein Feigling, ich bin oft sehr, sehr vorsichtig, aber für mich war das der Weg, wie ich das mit möglichst wenig Druck, möglichst wenig Risiko langsam aufbauen konnte und dadurch aber die Zeit hatte, alles vernünftig zu lernen. Wie geht Getränkebranche, wie geht Logistik, wie geht Buchhaltung, wie geht
Steuerrecht und so weiter. Aber muss man auch andererseits sagen, durch diese langsame Herangehensweise hat es siebeneinhalb Jahre gedauert, bis ich selbst einen Anteil pro Flasche verdienen konnte und achtenhalb bis ich davon leben konnte. Also das ist nicht der schnelle Millionärs Ansatz. Millionär bin ich auch immer noch nicht. Aber das war für mich gefühlt der gesunde Ansatz. Wenn ihr überlegt, was zu gründen,
man gibt euch so ein Standardverfahren, Businessplan, Geldlein, 3 Jahre Zeitfenster oder 4 oder 5, keine Ahnung. Vielleicht wollt ihr da schon umsteuern und euer eigenes Ding in eurer eigenen Geschwindigkeit machen. Ich hab natürlich parallel immer gearbeitet. Ich bin jetzt kein reich geborenes Kind
oder so. Ich musste halt immer normalen Jobs machen. Hab an der Uni auch mal gearbeitet. Ich dachte früher an Unis arbeiten nur qualifizierte, sehr organisierte, reflektierte Leute. Und das hab ich dann auch gelernt. Das ist an der Uni nicht immer so. Aber letztlich dann nach achtenhalb Jahren hab ich dann den Wechsel gemacht und hab nur noch das gemacht.
Wenn man so rangeht an Unternehmen, wirklich alles mit allen bespricht, dann ändert sich natürlich sehr viel. Also das ist jetzt nicht so, dass wir ein Standardunternehmen sind, was standardmäßig arbeitet. Das wollte ich auch nicht. Ich wollte was besseres. Und deswegen ist es so, dass wir so ein paar Grundannahmen, die als normal gelten, hinterfragt haben oder einfach anders beantwortet haben.
Der Zweck von Unternehmen zum Beispiel ist typischerweise das Lärm in einer BWL Gewinn machen. So Standard. Deswegen gibt's sie. Und ich bin der Meinung, wenn wir diese Logik haben, also dass Gewinne entstehen sollen, dann kriegt ihr jemand. Also ich als Inhaber wahrscheinlich. Und dadurch hätte ich die Möglichkeit, mehr zu verdienen für mich, wenn es mir gelingt, auf die Lieferanten zu treten, damit die
günstiger werden. Und die Kalkulation geheim zu halten für euch, damit ihr mehr zahlt, als ihr eigentlich müsstet, und dadurch meinen Anteil zu vergrößern. Das heißt, im System wäre von vornherein angelegt, dass ich belohnt werde, wenn ich mich daneben benehme. Und das finde ich irgendwie sinnlos. Also haben wir formuliert, wir wollen eine schwarze Lull am Jahresende haben. Das heißt, die Zutaten müssen bezahlt
sein, die Leute, die da arbeiten, müssen bezahlt sein. 1 Cent pro Flasche wollen wir für Krisen zurücklegen. Aber das war's. So, dann reicht das. Warum soll man nicht mal mit dem Ausreichenden sich zufriedengeben? Also ich brauch nicht noch einen fetteren Wagen, ich brauch nicht die richtigen Klamotten. Insofern, warum soll man immer mehr verdienen müssen? So, und das ändert ganz viel, wenn man diese Grundannahme hinterfragt.
Weil es gibt nicht die Logik, sozusagen, von Gewinnen, wollen wir nicht haben, sozusagen. Hatten wir ein paar Mal aus Versehen tatsächlich, dann haben wir die Preise gesenkt, weil's ging. So, und dann mussten wir irgendwann später die Preise anheben, weil's nicht anders ging, und dann haben wir keinen einzigen Kunden verloren, weil wir vorher bewiesen haben, dass wir senken, wenn's geht.
Also so eine andere Herringesweise kann ganz viel Macht, sozusagen, entfalten. Macht ist das Stichwort. Wir haben von Anfang an, oder ich hab von Anfang an gesagt, ich will gar nicht bestimmen, im Gegenteil, ich will alles mit allen gemeinsam entscheiden. Und wie ist die Frage? Man könnte ja jetzt Basisdemokratie machen, wenn man ganz radikal ist, also einfach Mehrheitswahlen und die Mehrheit entscheidet dann.
Das ist aber ein Problem mit der Mehrheit, weil eine Mehrheit kann super eine Minderheit unterdrücken, wenn sie einfach sie überstimmt. Also wenn wir jetzt hier im Raum abstimmen, ob wir den Sebastian rausschmeißen, so, und ich weiß nicht, was du hier für einen Standing hast, aber diskutieren wir vielleicht und vielleicht krieg ich eine Mehrheit, dann wirst du rausgeschmissen und kannst gar nichts dafür. Das wäre irgendwie unsozial.
Und deswegen haben wir gesagt, wir wollen's umdrehen, wir wollen jeder Person die Macht geben, eine eigene Benachteiligung oder die von jemandem anders zu verhindern in Form eines Vetos. Das heißt, wir wollen jeder Person, die damit diskutiert, die Macht geben, alles zu blockieren. Klingt erstmal furchtbar. Klappt aber seit 16 Jahren.
Und ich erzähl gleich wieso, ich komme gleich zu deiner Frage. Weil, glaube ich, wenn wir jeder Person diese Macht geben, dann muss man vorher sich bemühen, alle Betroffenen von dem Unternehmen so einzuladen, ihre Wünsche und Bedürfnisse zu teilen und so miteinander in Einklang zu bringen, dass man eben kein Veto kriegt. Und wenn das gut
klappt, hat man selten Vetos. Wir sind nach letzter Zählung 230 Leute in einem Onlineforum, wo die Hälfte ungefähr gewerbliche Partner sind und ungefähr die Hälfte sind Endkunden. Die dürfen auch bis heute mitreden. Und wir haben Veto so einmal im Jahr ungefähr. Das ist völlig entspannt möglich. Das kann man so machen.
Und wir nennen es Konsensdemokratie. Also eben, es darf kein Veto geben. Niemand darf sozusagen sagen, dass er mit dem Vorschlag nicht leben kann, der gemacht wurde. Und deswegen musst du vorher einen Vorschlag erarbeiten, der halt konsensfähig ist. Also das ist nicht so schwer, wie man vielleicht denkt. Und es dauert auch gar nicht mehr so lange. Also wir haben das erste Jahr, sage ich ganz
ehrlich, da haben wir teilweise echt die ganze Nacht da gesessen. Aber das war halt am Anfang, da waren wir auch noch nicht geübt in der Methode und es war alles neu und so. Und jetzt haben wir so eine typische Entscheidungsdauer von zwei bis drei Wochen. Und das im Vergleich zu anderen Organisationen, die ich kennengelernt habe, sehr schnell. Also ich habe mal an der Uni gearbeitet, da habe ich ein halbes Jahr auf eine Entscheidung von meinem nächsten Vorgesetzten gewartet, die einfach nicht kam. Und jetzt sind wir
mit zwei, drei Wochen schon da relativ schnell. Und ich glaube, dass das so gut klappt, liegt unter anderem daran, dass wir Entscheidungen, die wir getroffen haben, nicht als dauerhaft betrachten, sondern wir sagen, wir diskutieren und entscheiden jetzt nach bestem Wissen und Kenntnisstand, den wir jetzt gerade haben. Und dann entscheiden wir was und dann gilt das so lange, bis jemand das wieder aufhebt.
Das heißt, wenn wir über Logistik zum Beispiel reden, dann reden wir über Liefertermine, Bestell, Vorläufe, Kosten natürlich auch. Vereinbaren das und dann kann jede beteiligte Seite jederzeit sagen, ich bin nicht mehr zufrieden. Und das heißt im extremen Fall sozusagen, dass wir mit ganz wenigen Ausnahmen
keinerlei schriftliche Verträge haben, weil Verträge immer Dinge festschreiben, die du dann vielleicht irgendwann auch ändern willst. Und wir haben Vereinbarungen bei uns, die sind seit 16 Jahren stabil, weil sie einfach keiner wieder auf den Tisch gebracht hat und andere Dinge, die kommen regelmäßig neu, weil sie einfach neu kommen müssen. Weil wenn du eine Vereinbarung trifft mit jemand und dann ändert sich was irgendwie in der Welt
und die andere Seite ist unzufrieden, dann musst du dem begegnen. Du kannst nicht einfach die Vereinbarung belassen, sonst hast du jemand unzufrieden auf der anderen Seite. Und jemand, der unzufrieden ist, der führt zu Problemen. Der kooperiert nicht vernünftig mehr, der sagt dir vielleicht nicht seine ehrliche Meinung, der macht Dienst nach Vorschrift und so weiter. Also Unzufriedenheit ist das sozusagen, was da das Risiko ist. Und um das zu vermeiden, musst du halt jederzeit
jede Regelung ändern können. Schriftliche Verträge haben wir nur mit ganz wenigen Ausnahmen, wo es nicht anders ging. Nämlich bei der Eröffnung eines Bankkontos musste ich etwas unterschreiben. Bei einer Transportversicherung musste ich etwas unterschreiben. Und wenn ich in die Schweiz Flaschen schicke, wir liefern in Deutschland, Österreich, Schweiz, dann muss ich da den Zoll unterschreiben. Das ist alles. Also sonst haben wir da keine schriftlichen
Vereinbarungen. Und wir hatten auch in der gesamten Zeit mit jetzt 1700 gewerblichen Partnern keinen einzigen Rechtsstreit. Nicht einen einzigen Rechtsstreit. Und wenn ich gefragt werde, was ist mit dir Uwe, bist du ein erfolgreicher Unternehmer, dann würde ich sagen, das ist die Zahl, die das kennzeichnet. Nicht 1,6 Millionen Flaschen pro Jahr, das ist auch schön. 700.000 Euro Umsatz. Ich weiß es nicht mal genau, weil es mir auch nicht
so wichtig ist, ehrlich gesagt. Aber 1700 Partner, 16 Jahre, null schriftliche Verträge mit den gewerblichen null Rechtsstreite. Das ist ein Erfolg. Das hat geklappt. Das ist der Beweis, dass man so arbeiten kann.
Du hattest eine Frage. Ich habe noch eine Frage zu der schwarzen Null. Also ich finde den Ansatz sehr gut. Aber ich frage mich so ein bisschen, also das ist ja auch ein bisschen so eine ideale Vorstellung, die dahinter steht. Und wie gehst du mit Leuten, darf ich du sagen? Wie gehst du mit Leuten um, die da anders denken? Also Mitarbeiter, die vielleicht sagen, ich habe vielleicht schon
einen Anspruch darauf, dass ich selber in meinem privaten Vermögen wachse oder auch Lieferanten, die sagen, ich möchte aber mein Unternehmen pushen oder so. Also man kann ja eigentlich nicht per se davon ausgehen, dass jeder, sage ich mal, diesen ja doch sehr sozialen oder auch idealistischen Ansatz hat, den ich persönlich auch gut finde, aber den ja vielleicht nicht jeder vielleicht vertritt.
Also von den 1700 Betrieben, mit denen wir arbeiten, sind nur ganz, ganz wenige Hippies dabei. Das sind in der Regel konventionelle Betriebe, die Geschäftsführende haben, die auch Gewinninteresse haben und so weiter. Und das ist auch aus den meisten Menschen schwer rauszukriegen, weil du ja an der Uni das auch lernst vorher. Unternehmer haben den Zweck Gewinne zu machen und so weiter.
Und was aber fast allen gemeinsam ist, ist so eine Art Vorstellung, was noch als gesunder Gewinn gilt. Also wenn du eine zu starke Gewinnmaximierungslogik hast, dann wirst du mit uns wahrscheinlich irgendwann an die Grenzen kommen und wirst das nicht realisieren können, dann sind wir der falsche Partner. Das gab es auch mal, dass wir ein, zwei Leute rausgeschmissen haben, aber das war wirklich nur eins bei
in den 16 Jahren. Ansonsten ist mein Fazit ganz klar, dass du mit fast allen Menschen auf ein gesundes Maß kommen kannst. Nämlich so, dass der Betrieb überleben kann, dass wir überleben können, dass die Kunden das bezahlen können, dass das irgendwie so ein gesundes Mittelfeld darstellt, was wir miteinander vereinbaren. Und das geht meiner Erfahrung nach fast
immer. Da sind ganz, ganz wenige Idioten, die das überhaupt nicht kapieren und immer nur maximieren wollen. Zur Frage nach privatem Mehreinkommen, das ist natürlich ein spannendes Thema, also welche Löhne will man eigentlich haben und wie wollen wir das aufstellen. Das haben wir natürlich auch im Konsens entschieden und tun das bis heute. Und haben einfach mal wissenschaftlich gesammelt mit einer externen
Hilfe dabei und zwar 32 Faktoren, die man dabei berücksichtigen könnte, wie man Löhne berechnet. Und das war in vier Gruppen aufgeteilt. Wir hatten eine Gruppe, die bezog sich auf den Input, also Leistung, Anstrengung, Lebenszeit, Vorbildung, was man reinsteckt. Dann gab es einen zweiten Bereich, der bezog sich auf den Output, also Flaschenzahl zum Beispiel, geringe Zahl
an Rechtsstreitigkeiten könnte man als Kriterium sehen, für gute Führung vielleicht. Weiß ich nicht, Zahl der angeworbenen Kunden oder wie auch immer hatten wir so Faktoren, das ist schon länger her. Dritter Bereich waren Faktoren, die den Bedarf betreffen, also Lebensalter, Behinderung, Kinderzahl, so was. Und die vierte Gruppe waren Sachen, die wir
bewusst rauslassen wollten, aber auf dem Radar haben wollten, nämlich das Geschlecht zum Beispiel. Wir haben ja das Gender Pay Gap in Deutschland immer noch, dass Frauen nur drei Viertel des Geldes für die gleiche Arbeit verdienen wie Männer, was völliger Quatsch ist. Und das wollten wir natürlich nicht haben. Und dann haben wir diskutiert und haben alle möglichen Argumente gefunden und dann haben wir die Frage gestellt,
warum einzelne für sich mehr rausholen wollten. Die Buchhalterin hat gemeint, ich habe hier hohe Verantwortung, dafür brauche ich mehr Geld. Der LQW-Fahrer hat gemeint, Mädchen, ich fahre 40 Tonnen, das ist Verantwortung. Außerdem bin ich weg von zuhause länger, meine Frau mag das nicht, das ist langweilig, dafür brauche ich mehr Geld und so weiter. Also es gab für jede Gruppe sozusagen eigene Argumente und irgendwann haben wir gesagt,
wisst ihr was, Freunde, schwamm drüber, wenn wir mit der Grundidee das weiter denken, das habe ich noch gar nicht erzählt, für mich ist das ganze Unternehmen auf einem Wert aufgebaut, nämlich die Gleichwürdigkeit von Menschen. Menschen sind für mich Menschen, egal Hautfarbe, Geschlecht, Herkunft, sexuelle Orientierung, Stellung in der Gesellschaft, alles scheißegal sind Menschen. Grundsätzlich gleiches Recht für Zugang zu Ressourcen,
Zugang zu Macht, grundsätzliche, also AfD-Wähler sind bei uns nicht und das ist auch gut so. Wenn du so rangehst, dann ist es auch nicht mehr die Frage, wer ist jetzt irgendwie wichtiger, wertvoller, besser, sondern dann willst du eigentlich einen Einheitslohn haben, für alle gleich, haben wir. Im Moment sind es 18 Euro,
waren auch mal 20 Euro, gab eine kleine Schrumpfung letztes Jahr. Und dann haben wir aber drei Faktoren identifiziert, die wir nicht wegdiskutieren können, nämlich die Kinderzahl, die jemand hat. Wenn du vier Kinder hast, brauchst du mehr Geld als jemand, der keine Kinder hat, ist völlig klar, deswegen gibt es einen Zuschlag pro Kind. Zweiter Faktor ist, wenn du eine Behinderung
hast, hast du häufig einen höheren Geldbedarf durch Hilfsmittel, anstrengenden Alltag und so weiter, dann kriegst du dafür mehr nach Grad der Behinderung. Und der dritte Faktor ist, wenn du den Schreibtisch hinstellen willst. Das habe ich auch noch nicht erzählt, wir haben natürlich kein Büro, keinen festen Ort, wo wir arbeiten, weil der Ort definiert deine Wohnregion. Also wenn du jetzt,
wenn ich jetzt dir, du würdest für uns arbeiten, ich würde dir jetzt sagen, ok das Büro ist hier oder in Hamburg oder so, dann musst du da in der Nähe wohnen, weil du da regelmäßig hin musst. Und das ist vielleicht eine krasse Einschränkung, die man nicht machen sollte, wenn sie nicht zwingend nötig ist. Also haben wir ganz bewusst gesagt, wir haben kein Büro und deswegen kriegen die Leute mehr, die irgendwo einen Schreibtisch brauchen. Also Teil der Miete, Heizung, Kaffee,
Strom, WLAN, sowas, das kostet alles was. Und das war's. Das heißt, wir haben Leute bei uns, die mehr verdienen als ich. Ich habe noch keine Kinder. Und das ist auch völlig in Ordnung, weil die brauchen auch mehr. Das ist völlig klar. Und seitdem wir dieses Lohnmodell haben, haben wir fast nie Diskussionen über mehr oder weniger Geld. Und wenn doch, wenn dann jemand sagt, ja ich bin wahnsinnig
super, hatten wir auch mal eine Person dabei, ich bringe hier so viel Umsatz, ich brauche unbedingt das Vierfache und so, dann antworte ich immer das Gleiche. Ja, wenn du so super bist, dann kümmere dich darum, dass es für alle mehr wird. Dann gerne auch für dich mehr, gar kein Ding. Aber nur weil du jetzt zufällig in der Rolle bist, Kunden gewinnen zu können, magst du vielleicht zum Umsatz mehr beitragen, magst vielleicht
mehr leisten, wie man es manchmal so nennt. Aber das kannst du nur, weil die Buchhalterin die Rechnungen auch schickt. Und die Flaschen bewegen sich nur, weil der Spediteur sie auch dahin bringt. Und die gibt es überhaupt nur, weil der Etikettendrucker seine Arbeit macht. Das heißt, wenn du dich da irgendwie aufspielst, dann willst du vielleicht nur aus der glücklichen Situation Kapital schlagen, dass du jetzt gerade mal im Verkauf gelandet bist. Aber das ist
irgendwie Quatsch. Wir brauchen letztlich alle Beiträge dabei. Also hier den Hörsaal können wir jetzt nur genießen, weil jemand geputzt hat zum Beispiel. Also das ist jetzt nicht weniger oder mehr wert als andere Tätigkeiten. Bin ich zumindest ganz klar der Meinung. So, wenn du so rangehst, dann hast du mit den Leuten sehr wenig Ärger. Es gibt aber natürlich eine gewisse Auswahl auch an Leuten. Also wer zwingt
Millionär werden will, guckt sich uns an und denkt, ja das wird da nichts. Dann arbeitet er woanders. Das ist auch okay. Aber die Leute, die wir dann haben, die sind jetzt, also wenn wir jetzt nur die nehmen, die wir direkt bezahlen, sind das 42. Die sind dann auch dabei, weil sie das wollen und weil sie andere Faktoren sehen. Zum Beispiel die freie Wahl des Wohnortes oder die ehrliche
Meinung sagen dürfen oder mitbestimmen können und so weiter. Das ist überhaupt so ein Punkt, wie man mit Jobs umgeht. Also wenn ihr was gründet, werdet ihr natürlich Mitarbeitende irgendwann vielleicht brauchen und müsst euch irgendwie die aussuchen. Und das finde ich total irre, wenn man irgendwie Leute aussuchen soll für Jobs. Wie will man das machen?
Angenommen, wir würden eine Buchhaltungsrolle neu besetzen wollen. Dann würden wir wahrscheinlich gucken, okay, hat jemand eine Buchhaltungsausbildung, Erfahrungen, Referenzen, sowas. Da würde man vorgehen. Und wenn wir das so machen, dann binden wir diese Person im Prinzip auf eine Buchhaltungsrolle fest, weil sie kriegt nur Jobs, für die sie qualifiziert ist und dafür Papiere vorzeigen kann. Und vielleicht möchte sie aber was anderes machen.
Und deswegen sagen wir, wenn wir neue Jobs vergeben, dann tun wir die ins Forum bei uns und fragen, wer will es probieren. Und die erste Person, die es probieren will, darf das tun. Weil wir wollen den Leuten in ihrer Lebensbiografie sozusagen die Möglichkeit geben, sich zu handeln. Und kaum ein Mensch entwickelt sich nicht in seiner Lebenszeit.
Also ich kann jetzt andere Dinge und mag andere Dinge, als ich mit 20 konnte und mochte. Und das wäre jetzt Quatsch, wenn ich nur den Beruf jetzt ausüben dürfte, den ich mit 20 mal papierhaft sozusagen belegen kann. Und deswegen sagen wir, auch in der Buchhaltung übrigens, es kann jede Person jeden Job probieren. Das geht natürlich jetzt nicht, wenn wir über Herzchirurgie reden würden.
Das ist klar, da will man Medizin dafür haben. Oder wenn wir jetzt Zeit brauchen und sowas. Also je nach Zweck muss man da kleine Einschränkungen machen. Aber wenn man die nicht machen muss, kann man sie halt einfach weglassen. Und wenn ihr dann überlegt, was das mit Leuten macht, also wenn ihr jetzt überlegt, ihr arbeitet für einen Betrieb,
da sagt der Chef, der gar nicht Chef sein will, ich will gar keine Gewinne haben. Wir teilen das alles. Und ich will auch gar nicht alleine entscheiden. Das entscheiden wir alles zusammen. Und es gibt auch keinen festen Ort. Und ihr könnt euch den Job selber wählen, den ihr wollt. Dann habt ihr plötzlich einen riesen
Freiraum, den Job euch zu wählen und zu bauen, den ihr einigermaßen beherrscht und den ihr gerne mögt. Und beides ist aus der Psychologie sozusagen, beides muss gegeben sein, damit ihr im Job glücklich seid. Ich bin zum Beispiel sehr gut darin, in Excel-Tabellen Fehler zu finden. Es langweilt mich aber zu Tode. Wenn ich das beruflich machen muss, werde ich unglücklich sein.
Ich singe sehr gern, aber ich kann euch sagen, ihr wollt es nicht hören, es klingt furchtbar. Vom Singen werde ich nicht leben können. Das heißt, ich muss was finden, was in meinem jetzigen Lebenszeitpunkt für mich eine Tätigkeit ist, die ich einigermaßen beherrsche und die ich gerne mache. Und das ändert sich halt im Lebensverlauf. Also müssen wir den Betrieb im Prinzip mit ändern und den Leuten das freilassen, was sie
arbeiten wollen und was nicht. Die Frage war, ob wir unterscheiden zwischen Leuten, die neu dabei sind, zwischen denen, die schon länger dabei sind, ob es sowas wie Beförderungen bei uns gibt. Machen wir bewusst nicht, weil wir sagen, wenn du länger bei uns bist, dann hast du wahrscheinlich mehr Erfahrung, mehr Durchblick. Das ist alles gut. Das sichert aber auch deinen Job besser ab. Das heißt, wenn wir mal irgendwie eine fette Krise hätten, dann müssten wir wahrscheinlich zuerst
die Leute bitten zu gehen, die das sozial sich leisten können und die wir noch nicht so zwingend brauchen, sage ich mal so übertrieben ausgedrückt. Das ist ein Versteckter Lohn. Bisher mussten wir das nicht machen, zum Glück. Aber andersrum, wenn du neu bist, brauchst du deshalb nicht weniger Geld, als wenn du schon zehn Jahre bei uns bist. Und deswegen kennen wir das Konzept Beförderung zum Beispiel
gar nicht. Spannende Frage habe ich noch nie gehabt. Also was es durchaus gibt, sind Leute, die drei Jahre bei uns arbeiten und dann sagen, so jetzt will ich was Neues machen. Und dann müssen wir den Job umbauen oder so. Dann ist es vielleicht was Zentraleres oder mit mehr Verantwortung oder so. Aber es gibt auch Leute, die sagen, nö, ich will jeden Tag meine Excel-Tabellen kontrollieren.
Da geht es mir gut bei. Das mache ich jeden Tag in einer festen Zeit an meinem festen Ort, den ich wähle. Und das ist für mich gut. Und das hat beides seine Berechtigung, finde ich. Aber so dieses höher und geringer ist ja schon gar nicht in dem Weltbild drin. Niemand ist höher, deswegen kann auch niemand aufsteigen. Also die Frage ist, wie sieht die Fluktuation bei unseren Mitarbeitern aus?
Und die muss man auf zwei Ebenen beantworten. Erstens, was das Orga-Team angeht, also ein Kern von zwölf Leuten, den wir jetzt im Moment haben. Daran sind noch 30 weitere, die sozusagen die Fluktuieren bisher gar nicht. Also wer einmal dazukommt, bleibt. Und wer einmal
bei uns ist, fängt irgendwann an, seine Ehepartner, seine Nachbarn, seine Freunde dazuzuholen. Das ist ganz offensichtlich, dass mehr als die Hälfte der Orga-Team-Menschen, die jetzt bei uns ist, ist auf diese Weise zu uns gekommen. Also brauchen wir kein Personal, Recruiting, HR, irgendwelche Kampagnen. Brauchen wir nicht, weil wenn wir die Leute vernünftig behandeln, fangen die nach und nach an, in der Regel Ehepartner. Also wir haben jetzt drei Ehepaare
in dem Kern-Team zum Beispiel. Und das halte ich für sehr gut, weil du würdest jetzt, wenn du einen Ehepartner hast, den nicht in den Betrieb empfehlen, der nichts taugt. Und du würdest auch deinen Ehepartner nicht empfehlen, wenn der nichts taugt. Also so, das ist glaube ich eine ganz gute, ganz gute Empfehlungslogik. Und wenn ich aber zwei Ebenen meinte, dann würde ich das noch ein bisschen ausweiten, weil die Betrachtungsweise auf Unternehmen ist normalerweise die, die du schon
genennst, also die Mitarbeitenden. Die Mitarbeitenden sind das Unternehmen. Aber das reicht überhaupt nicht aus, aus meiner Sicht, weil wir ja nicht nur auf die Mitarbeitenden Auswirkungen haben, sondern im Gegenteil, wir wirken uns aus auf die Lieferanten, auf die Kunden, auf die Nachbarn, auf die Lieferanten der Lieferanten, auf alle, mit denen wir zu tun haben. Und deswegen müssen wir eigentlich die Fluktuation über
unseren Wirkungskreis, also über alle betrachten. Und das haben wir tatsächlich mal gemessen. Und zwar ist das über die gesamten 16 Jahre, 1700 Partner, unter zwei Prozent, die wir bisher verloren haben. Und das ist auch so ein Erfolg, so ein Erfolgszahl. Also wenn das nichts taugen würde, wäre dauernd Wechsel drin. Und manchmal sind es auch Wechsel, für die wir gar nichts können. Einer ist nach Kolumbien ausgewandert.
Gut, da können wir ja auch nichts jetzt für. Ist auch mal jemand verstorben, so was. Das sind dann Sachen. Aber dass jemand wirklich aufsteht und sagt, nee, ich gehe jetzt. Mir reicht das. Das haben wir noch nie gehabt. Wir haben zweimal gesagt, du hast uns beklaut, Freundchen. Wir schmeißen dich raus. Das musst du auch tun als Organisation. Und musst dich dann auch wehren, wenn jemand vorsätzlich versucht, zu schaden. Aber das war es
eben auch nur zweimal. Also alle acht Jahre einen Idioten. Wie oft habt ihr so mit Idioten zu tun in eurem Alltag? Das, glaube ich, ist auch ganz gut gelungen. Und einen Rauswurf, das ist auch, glaube ich, spannend, wenn man so über Mitarbeiterführung nachdenkt. Ich mag das Wort auch schon nicht. Also jemand an so einem Seil führen fast schon.
Ich glaube, es geht eher darum, einen Raum aufzumachen. Das heißt, wir sagen ganz ausdrücklich, auch wörtlich, es ist okay, wenn du langsam arbeitest. Wenn du schlecht arbeitest, wenn du Fehler machst. Wir sind Menschen, wir machen Fehler. Ist gar kein Ding. Wenn du neu bist, brauchst du viel Betreuung. Natürlich bist du neu, brauchst du Betreuung. Ist ja klar, ist kein Problem. Du kannst anderer Meinung sein. Du kannst mega anstrengend sein, ein Jahr lang allen auf die Nerven gehen.
Das ist alles in Ordnung. Das muss auch ausdrücklich kommuniziert sein. Das ist alles in Ordnung. Solange du nicht die rote Linie überschreitest, vorsätzlich dem Unternehmen zu schaden. Dann kann man dich rausschmeißen. Dann brauchen wir einen Konsens minus eins. Also die Person, um die es geht, hat kein Vetorecht mehr, sonst wird es ja nicht gehen. Aber wenn alle andere das Vetorecht haben, dann ist es ziemlich schwierig,
jemanden rauszuwerfen, wenn du nicht ganz klare Belege hast, dass der vorsätzlich schaden wollte. Und wenn das alle wissen, also beides. Es ist alles vorher in Ordnung. Solange du nicht die rote Linie überschreitest, dann kann man dich auch rauswerfen. Das muss beides klar sein, damit die Leute bereit sind, ihre ehrliche Meinung zu sagen, damit sie die Jobs wählen, die sie haben wollen, damit sie zuverlässig
sind, wenn sie es sein können, aber auch sich krank melden, wenn sie krank sind und nicht da irgendwie rumwursteln und halb krank arbeiten. Also das ist eine ganz andere Logik, wo es nicht darum geht, einer sagt, was getan wird, sondern wir machen das tatsächlich gemeinsam. Und es geht dann so weit, das ist immer so eine Frage, ich komme gleich zu dir,
so nach dem Motto, die Leute legen ihre Arbeitszeiten selber fest. Klar, natürlich, wie auch sonst. Und die Arbeitsmenge legen sie selber fest. Und die darf auch variieren. Und die legen auch ihre Arbeitsorte fest. Ich kann die gar nicht überwachen, will ich auch gar nicht. Und ihre Urlaube legen sie natürlich auch alleine fest. Und ist es dann nicht so, kommt so öfter mal die Frage, wenn die dann alle gar nicht mehr arbeiten oder alle gleichzeitig in Urlaub gehen oder irgendwas,
dann ist da der ganze Betrieb lahmgelegt. Ja, aber das wissen die doch. Die sind ja nicht doof. Können wir erstmal vom Grundsätzlichen ausgehen, dass Menschen nicht doof sind und von da aus weiterdenken und nicht gleich sozusagen alle mit einer Anweisungs- und Überwachungsstruktur vielleicht behandeln, nur weil einer oder zwei mal das System ausnutzen
würden. Wenn jetzt jemand regelmäßig zehn Stunden schreibt, wo es nur acht Stunden waren, das kriegen wir nicht mit, weil er könnte einfach auch langsam sein, das wissen wir dann nicht. Okay, das ist eine gewisse Unschärfe, ist dabei. Aber wenn jemand uns nur abzockt, das kriegen wir mit, wir sind nicht doof. Und diese Unschärfe sozusagen ist viel weniger schädlich. Im Gegenteil, das hilft glaube ich sogar den Leuten, wenn sie
wissen, da wird jetzt nicht auf die Uhr geguckt, als wenn wir jetzt alle mit Überwachungsmaschinerie drangsalieren müssten. Ich will auch in meinem Arbeitszimmer keine Kamera haben. Und wenn ich mal müde bin, will ich mich eine halbe Stunde hinlegen. Da will ich nicht, dass einer auf die Uhr guckt. Und das will ich den anderen Leuten genauso zugestehen. Und das geht auch. Das geht mit fast allen Menschen, glaube ich, so eine Arbeitsweise. Gut, es gibt mehr
AfD-Wähler als ein paar Prozent, aber ich würde es andersherum sagen, wer von euch mag es nicht, mit Wertschätzung und Respekt behandelt zu werden? Und Freiheiten geboten zu bekommen. Wer mag das nicht? Wer von euch würde dann nicht in einer ähnlichen Weise auch reagieren? Also ein Betrieb, der euch drangsaliert und euch ausbeutet. Da seid ihr vielleicht auch eher mal
bereit, mal was verschwinden zu lassen in der Tasche. Aber wenn man euch so entgegenkommt, wie ich es euch hier darstelle, dann beklagt ihr uns nicht, glaube ich. Also die wenigsten Menschen tun das. Und ihr könnt auch bei uns auf die Homepage gucken, premiumkula.de, da sind die Orga Team-Menschen drauf. Die könnt ihr auch fragen, ob das alles stimmt, was ich erzähle. Also das jetzt nicht irgendwie, das kann man auch gar nicht aufrechterhalten, 16 Jahre
so ein Fake. Aber das ist einfach so, wie man es sich eigentlich überlegt, wie man mit Menschen umgehen sollte. So haben wir es versucht zu bauen. Und das geht mit fast allen Menschen, geht das gut. Sehr gute Frage. Wie machen wir das mit Sozialversicherungsbeiträgen, wenn wir keine Arbeitsverträge haben? Arbeitsverträge bedeuten sofort, wenn wir sie hätten, dass wir eine Weisungslogik
hätten. Also einer müsste den anderen Anweisungen geben, das gesetzlich. Die müssten das befolgen, ich müsste Anweisungen geben. Das wollen wir nicht. Dann haben Arbeitsverträge den Nachteil, dass du sofort festgebunden bist, dass du in die gesetzliche Krankenversicherung einzahlen musst, in die Rentenversicherung einzahlen musst, Sozialbeiträge sozusagen einzahlen musst. Das möchtest du vielleicht aber gar nicht.
Und deswegen haben wir gesagt, dass wir den Leuten die Wahl lassen, also dass sie nicht angestellt sind, damit wir diese beiden Probleme nicht haben. Aber natürlich, dass wir ausreichend hoch bezahlen, damit die sozialen Absicherungen trotzdem gemacht werden können. Wir sind ja Pflicht. Du bist die Krankenversicherung, ist Pflicht, die musst du haben. Und wenn du frei bist, dann hast du die Wahl. Du kannst das eben in der gesetzlichen, in der privaten tun. Kannst
ein Haus abzahlen oder irgendwie was machen mit deinem Geld. Und wenn du angestellt bist, ist es für dich sozusagen festfremd entschieden. Und wir haben eine anonyme Umfrage mal gemacht vor drei Vierteljahr. Da kam raus, dass nur eine Person von den 42, das überhaupt will, angestellt sein.
Also das ist ja sonst noch das alte Modell. Es gilt, dass was Gutes Vollzeit abhängig beschäftigt bei einem einzigen Arbeitgeber. Aber dann bist du auch voll abhängig von dem. Und das halten wir nicht für eine gute Idee, sondern im Gegenteil ist es gut, zwei, drei Standbeine zu haben. Da bitten wir auch alle drum und eben nicht abhängig zu sein von einer Geldquelle. Aber wir müssen hoch genug
zahlen, damit die Leute selber das machen können. Und ich lebe ja auch von dem Lohn, kann ich auch klar sagen. Ich kriege 19,50 die Stunde, weil ich noch zu Hause meinen Arbeitsplatz habe. Das reicht locker. Ich weiß ja nicht mal genau drei, fünf im Monat oder so. Das reicht locker, um sich zu ernähren, zu versorgen, zu versichern, was zu sparen. Das ist alles super.
Ich glaube auch, ich komme gleich zu dir, dass wir auf der Unternehmensebene, auch auf der gesellschaftlichen Ebene mehr Leute brauchen, die das auch vertreten, also einen ausreichend. Ich will natürlich ausreichend Geld verdienen, damit ich versorgt bin, versichert bin und so weiter. Ich weiß, wie es ist, Krankenversicherung oder Miete oder was zu essen bezahlen zu können. Das ist nicht schön.
Da macht mehr Geld dann einen großen Glücksunterschied doch. Also Geld macht glücklicher, wenn du zu wenig davon hast. Klar, weil es dir immer Sorgen nimmt. Aber wenn alles bezahlt ist, Versicherung, Wohnraum, Essen, Vorsorge, warum brauchen wir dann noch mehr? Das geht gar nicht, dass immer mehr von allem da ist. Wie denn? Auch aus der Gesamtperspektive.
Wir verbrauchen jetzt 1,6 Planeten im Prinzip, die Ressourcen von 1,6 Planeten. Es gab dieses Jahr schon den Earth Overshoot Day, also den Tag, wo wir eigentlich hätten stoppen müssen, irgendwas zu verbrauchen. Das geht gar nicht, dass wir immer mehr von etwas haben. Deswegen müssen wir glaube ich aktiver dafür eintreten, dass es einen ausreichend gibt und nicht mehr. Das wirkt sich übrigens auch aus der
Lebenserwartung aus. Also wenn das ungleich verteilt ist, das ist aus der Psychologie heute. Länder, in denen alle irgendwie arm sind, haben eine höhere Lebenserwartung als Länder, in denen die Ressourcen ungleich verteilt sind. Also Kerala in Indien zum Beispiel ist ein sehr armer Bundesstaat. Da ist die Lebenserwartung sehr hoch. Brasilien und Russland sind zum Teil sehr reich,
aber eben auch sehr arme Bevölkerungsteile. Da gibt es Spannung, da gibt es Stress, da gibt es Kriminalität und so weiter. Da ist die Lebenserwartung tatsächlich geringer, um mehrere Jahre. Also das sind noch mehr Argumente, warum das glaube ich etwas Gutes ist, für einen ausreichend einzutreten. Die Frage war, was passiert, wenn sich jemand bewirbt und wer entscheidet dann, ob du genommen wirst,
sozusagen. Bist du AfD-Wähler? Gut, das beruhigt mich ein bisschen. Also erstmal gibt es so einen Bewerbungsprozess in der Form nicht, sondern wenn du sagst, du interessierst dich für einen Job bei uns, dann würden wir dir einen Forumszugang geben und du würdest dann selber im Jobsbereich gucken, ob dir da was zusagt und wenn du dann dich meldest, dann würdest du es wahrscheinlich probieren dürfen.
Wir machen auch keine Gesinnungsprüfung oder sowas, also wir wollen jetzt nicht irgendwie die letzten Wahlzettel sehen oder so. Wir sind aber relativ sicher, dass wenn du AfD-Wähler wärst, dann würdest du ja ein anderes Menschenbild haben als wir. Du würdest mancher andere Menschen für weniger Wert halten. Das ist ja der Kern der AfD. Und wenn wir das merken, würden wir mit
Sicherheit Probleme miteinander kriegen. Das ist eine Frage der Zeit. Und da sind wir ganz sicher, dass wir sozusagen dann das merken würden. Und andersrum, wenn du AfD-Wähler wärst und würdest uns jetzt angucken oder mir zuhören, dann ist schon klar, das ist so komplett anders von der Ideologie her, da willst du gar nicht zu uns kommen, das ist auch gut so. Die Frage ist,
wie ist das mit der Versteuerung des Einkommens bei den Mitarbeitern? Wir sind natürlich steuerpflichtig, wie alle anderen Einheiten in diesem Land auch. Und wir erfüllen das auch so gut wir können, weil wir ja ein kleines Unternehmen sind. Steuern haben ja das Problem wie Gesetze auch. Die gelten also überwiegend für die Kleinen. Die Großen können sich rausziehen, leider. Wir sind klein, deswegen müssen wir es beachten, aber auch aus Überzeugung.
Wir haben natürlich ganz klar Steuern auf sozusagen die Unternehmensseite, aber auch für das, was entnommen wird, ist ganz klar das Einkommensteuergesetz. Das heißt, die Leute müssen einfach ihre Steuererklärung machen. Und ich muss zwei machen, nämlich für die Unternehmensseite und für meine eigene. Und das ist so komplex, dass man gar nicht richtig weiß, was jetzt richtig ist. Und wir haben da
eine Buchhalterin, die war völlig neu im Thema. Die hat vorher zehn Jahre Partys organisiert und wollte dann mal gerne Buchhaltung ausprobieren. Und als die gerade ein Jahr bei uns war, kam eine Steuerprüfung. Und da hatte ich große Angst, weil so ein Finanzamt kann den Betrieb einfach mal schließen, wenn die meinen, das nicht sauber
gebuchhaltet. Plus ich wusste, Katja ist neu, die hat vorher keine Buchhaltungserfahrung gehabt oder fast keine. Da war ich ganz schön verängstigt, aber ich bin ja sowieso dauernd verängstigt, nämlich ein Feigling, und habe deswegen ganz viele Steuertricks nicht gemacht, die man hätte machen können. Und Katja, weil wir den Raum ihr gelassen haben und gesagt haben, es ist okay, wenn du ausfällst,
es ist okay, wenn du krank bist, es ist okay, wenn du länger brauchst, das ist gar kein Ding. Dadurch ist sie so eine gute Buchhalterin geworden, dass wir zusammen, also meine Vorsicht und ihre Buchhaltung dazu geführt haben, dass wir keinerlei Beanstandung dieser Steuerprüfung hatten. Nichts. Nicht ein winziger Beleg wurde beanstandet. 2013 war das.
Da gab es den Betrieb schon zwölf Jahre, also das war jetzt nicht irgendwie nicht Glück oder so. Vielleicht auch Glück, dass wir nichts beachtet haben, oder nichts nicht beachtet haben, was wir nicht wussten. Aber die Steuerprüfer haben eigentlich die Pflicht, was zu finden. Betriebsgröße und Branchen hätten die bei uns 3% Schwarzgeld finden sollen.
Tut mir leid, ging nicht, weil da nichts war. Also um das zu beantworten, natürlich zahlen wir Steuern. Wir brauchen Steuern. Die Verteilung, also die Erhebung ist unfair, bin ich der Meinung. Die Verteilung ist oft unfair, bin ich auch der Meinung, aber wir brauchen Steuern, wir brauchen, wir wollen Straßen haben, Fahrradweg habe ich auf dem Weg hier hingesehen, super Fahrradschnellstraße,
perfekt. Wir brauchen eine Polizei, die hilft, wenn es irgendwo knallt, die muss auch reduziert werden, aber wir brauchen sie. Ganz viele Dinge, die von Steuern bezahlt werden und deswegen brauchen wir Steuern und wir zahlen Steuern. Also die Frage war, wie konkret läuft ein Entscheidungsprozess ab in dem Forum mit den 230 Leuten? Also erstmal wollen wir
abgrenzen, welche Themen überhaupt ins Forum müssen, weil wir haben drei Bereiche sozusagen identifiziert, die Entscheidungen betreffen. Das eine ist erstmal das Individuelle, was dich primär betrifft. Wo du arbeitest, was du arbeitest, wann du arbeitest, was du dabei anziehst. Das sind alles Dinge, die andere Unternehmen für euch bestimmen wollen, aber wir wollen es dir freilassen, deswegen sind das deine persönlichen
Autonomieentscheidungen, da musst du niemanden fragen. Es sei denn, das ist die zweite Gruppe, dass deine Entscheidung sich auswirkt auf andere. Wenn du zum Beispiel sagst, du willst nur nachts arbeiten, dann kann man sich nicht mit einer abstimmen oder muss irgendwie den Weg finden, wenn die anderen tagsüber arbeiten. Das heißt, da muss man dann irgendwie die Betroffenen mit einladen, also als betroffene Gruppe entscheiden. Oder wenn ich Logistik organisiere, das mache ich gerade fürs Fusion-Festival das vierte Mal, dann muss ich
die Fahrer fragen und die Gabelstapler und die Fahrer auf dem Gelände und den Organisator von der Fusion und die anderen Getränkehersteller, die da auch hin liefern und muss die alle als Gruppe betrachten und mit denen gemeinsam entscheiden. Und die größte Gruppe sind dann halt die im Forum, die das gesamte Unternehmen sozusagen betreffen. Da kann man auch manchmal einzelne Entscheidungen reingeben, wenn man mal sich ein Rad holen will oder so, aber eigentlich ist
es nicht zwingend. Da muss nur rein, was alle betrifft oder alle betreffen könnte. Und der Ablauf ist dann so, dass jede Person jedes Thema da eingeben kann. Jede Person kann sich dazu äußern. Man redet zwei, drei Wochen und findet sozusagen raus, wie sind die Meinungen, was ist ein möglicher nächster Schritt. Und dann macht eine Person einen Beschlussvorschlag und schreibt das auch drüber.
Und dazu kann man sich dann äußern oder auch nicht. Und wer sich nicht äußert, erklärt dadurch seine Zustimmung. Das heißt Schweigen ist Zustimmung. Du musst nicht immer alle Meinungen einholen, sondern gibst dir einen Vorschlag, wartest ein paar Tage und wenn da kein Veto kommt, dann kannst du das machen. Und das ist einfach ein Prozess, der jetzt schon 16 Jahre so funktioniert.
Das Forum, was wir da benutzen, das war die Frage, das ist sozusagen die dritte Ausbaustufe nach dem ersten Jahr Plenumsdiskussion, 12 Jahre E-Mail-Verteiler und dann irgendwann ein Forum. Das haben wir aufgesetzt, weil das ermöglicht, dass du nach Themenbereichen dich sozusagen schlau lesen kannst und Themen, die dich nicht interessieren, lässt du halt links liegen. Du kriegst eine Meldung, wenn was Neues ist in deinem Themenbereich,
den du gerne lesen möchtest, kannst also dann reagieren. Und das war's aber. Das heißt, das ist einfach ein Standard-Internet-Forum, wie man es so kennt. Und das ist keine neumotische App oder irgendwas, sondern ein Forum, weil wir Leute bei uns haben, die so was locker programmieren könnten in einer halben Stunde und andere Leute, die den Login-Knopf einfach nicht finden. Und da müssen wir irgendwie so eine gemeinsame Lösung haben, wo alle irgendwie
klarkommen. Und das scheint einfach so ein Forum zu sein. Da kommen wir gerade gut mit zurecht. Aber es ist jetzt nicht so, dass es jetzt das ideale Tool wäre. Also eine Tool-Diskussion kannst du auch sowieso nicht gewinnen. Es gibt immer Tools, die der eine mag und die der andere lieber mag. Insofern ist das jetzt gar nicht so wichtig. Das kommt gar nicht aufs Tool an. In dem Plenar haben wir es so
geschafft mit dem Verfahren. Per E-Mail ging's. Es geht bei unseren Offline-Treffen nennen wir die. Einmal im Jahr machen wir so ein Offline-Treffen. Also treffen uns alle, die kommen wollen. Und da ist es egal, welches Tool man dafür verwendet. Viel wichtiger ist die Kultur, die man damit lebt. Nämlich das Eingehen aufeinander, das respektvolle Erfragen der Wünsche, das Versuchen, das mit einzubauen und
Lösungsvorschläge bringen, die eben ein Video kriegen. Das ist das eigentlich Entscheidende. Also die Frage war nach meiner Rolle in dem Ganzen. Wie war die vielleicht über die Zeit? Wie ist sie jetzt? Wie sehen die anderen das? So ganz allgemein. Und vielleicht fange ich damit an, wie das heißt. Ich bin der zentrale Moderator. Das heißt, ich bin jetzt nicht der Chef oder irgendwie so,
sondern bewusst was Weiches. Und zentral doch, weil ich eben das gegründet habe und weil das sehr von meiner Art zu denken und mit Menschen umzugehen auch geprägt ist. Dieser Wert der Gleichwürdigkeit sozusagen. Das ist das einzige, was ich nicht diskutiere. Alles andere ist total offen. Wir können über alles reden, aber das ist für mich so ein eiserner, innerer Wert. Menschen sind Menschen.
Da diskutiere ich nicht über welcher Mensch ist jetzt mehr oder weniger wert. Das kann man undemokratisch finden, aber ich glaube, das ist für eine Organisation wichtig, eine klare Orientierung zu haben, was sie will. Und das ist auch das Einzige, was ich nicht diskutiere. Alles andere können wir drüber reden. Und über die Zeit, wo wir natürlich sehr viel geredet und das ist so, dass die ersten Jahre
das ganze Unternehmen fast nur an mir hing, also auch was die Arbeit angeht. Und dann haben wir aber über die Jahre nach und nach das ausgebaut und haben jetzt mittlerweile eben zwölf Menschen im Orga-Team, die das ohne mich betreiben könnten. Also operativ, Logistik, Produktion, Abrechnung und sowas. Das können die alles. Das muss auch so sein. Das darf nicht von mir abhängig sein.
Dann gibt es den zweiten Bereich, das Ganze zu moderieren, also bei schwierigen Situationen oder bei neuen Themen sozusagen, die nächste Krise vielleicht vorauszusehen, da irgendwie die richtigen Vorschläge zu machen. Da gibt es auch andere, die das gut können. Ich glaube sogar besser als ich. Und dann gibt es noch den dritten Bereich. Das ist so, sage ich mal, allgemein Unternehmensentwicklung.
Also überlegen, was müssen wir eigentlich in einem Jahr machen? Wie sollten wir noch anders uns aufstellen, damit wir noch weniger Stress mit den Leuten machen müssen? Wie können wir das Ganze auf andere Branchen übertragen? Wie kriegen wir das kommunikativ hin, ohne Werbebudget zu haben? Wir haben Werbebudget null, weil die Kunden das uns verboten haben. Wie kriegen wir das trotzdem hin, dass man uns kennt?
So, das sind so Fragen. Und da gibt es auch andere, die sich Gedanken machen. Aber da ist für mich gefühlt noch nicht der Punkt, dass ich da ganz ersetzbar wäre. Was aber auch irgendwie für mich ein gutes Gefühl ist, weil offensichtlich kann ich das ganz gut, was ich da mache. Und dann will man mich auch nicht ersetzen. Also das hat diese beiden Komponenten. Aber es gibt natürlich
ein Testament im Konsens für beschlossen, was passiert, wenn ich mal vom Bus überfahren werde. Es gibt einen zweiten Serverlogin, zweiten Banklogin. Es gibt ein separates Konto, wo die Vollmachten für haben. Wenn ich mal nicht überweisen kann, können die sich selbst ihren Lohn auszahlen und so. Also da sind ganz viele Vorkehrungen getroffen für den Fall, dass ich mal nicht mehr da sein sollte. Und wenn das so sein sollte, dann würde ich annehmen,
dass die beiden, die das dann übernehmen oder übergeben bekommen, das sehr ähnlich betreiben, wie ich. Aber nicht exakt so, weil die sind ja nicht ich. Das kann man auch nicht verlangen. Die müssten dann auf ihren Weg finden, sozusagen. Also die Frage war, warum gibt es kein Werbebudget? Wäre es nicht eher gut, eins zu haben? Wir haben andersrum gedacht und haben gesagt, Werbung
ist in der Regel Belästigung. Also Kommunikation, um die du gar nicht wolltest. Und die müsstest du aber mit bezahlen, wenn wir ein Budget hätten. Mit so 4 bis 8 Cent pro Flasche ist schon ein typischer Wert. Das heißt, 1 bis 2 Euro pro Kasten würdest du mehr zahlen, dafür, dass man dich dann mit Werbung belästigt. Und ja, dann könnten wir schneller wachsen und würden vielleicht mehr Leute anstellen können oder mehr Leute mehr zahlen können.
Aber um den Preis, das wir unsere eigenen Kunden belästigen und sie dafür zahlen lassen, das macht keinen Sinn. Also haben wir gesagt, das machen wir nicht. Wir machen nur sogenannte Poolkommunikation. Das heißt, wenn ihr freiwillig hier hinkommt, dann darf ich mit euch reden. Wenn ihr auf eine Webseite geht, die wir ins Netz getan haben, dann ist das freiwillig von euch gezogen. Das ist in Ordnung. Aber alles, was sich aufdrängt und das ist aber das, was richtig
kostet, das machen wir nicht. Also die Frage war sinngemäß, ist es nicht bevormundend? Oder wäre es nicht sozusagen von Kunden auch erwünscht, wenn sie eine Chance hätten, das kennenzulernen? Oder Neukunden? Man kann das so und so betrachten. Also ich glaube, der Wunsch, unsere Kunden nicht zu belästigen, wiegt wahrscheinlich schwerer für uns,
als dein Wunsch ist, serviert zu kriegen. Du erfährst jetzt ja von uns. Es hat nur ein bisschen gedauert. Und in Hamburg, sag ich mal, wenn du da durch die Stadt gehst, dann siehst du an jeder Ecke die kommerziellen Kollegen, die die ganze Stadt mit Werbung vollhängen und die ihre Kunden dafür bezahlen lassen. Die sind auch längst viel größer als wir. Die sind aber das komplette Gegenteil von uns.
Die wollen nur den Gewinn maximieren und nichts anderes und umfasst jeden Preis. Und das ist genau die Frage. Um welchen Preis wollen wir das? Und der Preis, unsere Kunden zu belästigen und sie dafür noch zahlen zu lassen, den finde ich zu hoch. Es geht ja auch so. Es wächst auch so jedes Jahr ein paar Prozent. Und zu schnelles Wachstum ist auch gar nicht gut. Also wir waren
mal kurz pleite vor ein paar Jahren, weil wir zu schnell bezahlen konnten. Zu schnelles Wachstum heißt, dass wir neue Leute einarbeiten müssen. Und zwar schnell, unter Druck. Wollen wir auch nicht. Schnelles Wachstum heißt auch, dass wir mit Strukturen sozusagen nachziehen müssen. Also noch mehr Lagerfläche, noch mehr Logistik und so weiter. Da hast du gar nicht mehr die Zeit, dich
um dir vernünftig zu kümmern. Wollen wir auch nicht. Also so. Und dann ist für mich auch die Frage, wie groß soll das eigentlich werden? Also ein Betrieb, der zu klein ist, das war ja am Anfang so, dass er zum Beispiel auch für mich nichts abwerfen kann. Das ist zu klein. Das ist nicht sozial, wenn ich jahrelang umsonst arbeite. War jetzt sinnvoll im Aufbau, aber irgendwann muss es auch kommen. Ein Betrieb, der
alle bezahlt, vernünftig irgendwie arbeitet und so. Da haben wir jetzt die Phase. Das ist super. Da gibt es eigentlich keinen Grund zu wachsen, außer mehr Leute reinholen zu können. Und irgendwo wird es auch so die Betriebsgröße geben, wo wir merken, wir haben das nicht mehr im Griff. Wir überblicken das nicht mehr. Und dann müssen wir eigentlich aufhören. Und das ist auch wieder aus dem Gedanken, wir
brauchen die Perspektive des Ausreichenden. Nichts kann immer mehr wachsen. Geht nicht. Das ist völlig unmöglich. Und wir glauben, wir müssen dieses gesunde Größenfenster finden. Und ausloten, wie groß geht das? Gerne haben wir mehr Leute im Betrieb, aber dann reicht das auch. Die Frage ist, wie einfach ist es am Markt, sich da zu bewegen und seinen Platz zu finden mit einem
Getränk? Es ist unterschiedlich. Es gibt tatsächlich bei vielen Kunden Verträge, seltener mit Bier, mittlerweile häufig mit den Fritz Kollegen, die einfach auf Jahre festgebunden sind, welche Mengen sie bewegen müssen, dass sie einen Kühlschrank dahinstellen, dass sie eine Partyzeltbank kriegen und einen Sonnenschirm und ein Leuchtkasten und Freibare und was nicht alles.
Und dann aber auch mit Strafen, wenn sie die Mengen nicht erreichen und Vorgaben, wenn sie dann den Kühlschrank zurückgeben, dann gibt es da einen Abzug, wenn da ein Kratzer ist und so was. Das sind ganz merkwürdige Verträge, wo ich mich immer frage, wie unterschreibt das eigentlich jemand? Dann gibt es natürlich nur Kühlschränke, die die Kühlschränke haben. Das heißt, nach drei Jahren wäre es günstiger, sich selber eingekauft zu haben, der weniger verbraucht und so.
Also das ist ganz viel Schmiergeld, was da gezahlt wird, was in Verträge gekostet wird, wo eigentlich der Nachteil, wenn man ein bisschen längerfristiger denkt, ganz klar bei der Seite der Gastronomen ist, aber das sehen viele nicht. Viele können nicht rechnen oder nicht planen oder beides, sage ich mal so hart ausgedrückt. Andersrum gibt es durchaus Gastronomen,
die das ein bisschen überblicken und die auch sich gar nicht da festlegen lassen wollen und die dann offen sind für andere Ansätze und die dann auch uns vielleicht nehmen, nicht nur weil wir also weil es schmeckt und weil es wach macht, sondern auch weil wir die Ideen dahinter so vertreten wie wir es tun. Und da muss man halt einfach nur die finden,
die das so gut finden. Und das ist dann glaube ich auch die beste, wenn man so will, Werbestrategie, dass wir nicht jetzt ein künstliches Image von uns aufbauen und wenn das dann irgendwann platzt, dann sind wir die Kunden los, sondern dass wir exakt das kommunizieren, was wir sagen und was wir denken. Und dann kann da auch nichts irgendwie rauskommen. Also die Fritz-Kollegen, die haben das geschickt gemacht, die haben ein ganz anderes Image
als sie eigentlich wirklich sind. Und wenn das irgendwann rauskommt, kann das denen ganz viele Kunden kosten, sage ich mal. Und für mich wäre das ein Risiko, was ich nicht haben wollte. Aber das ist dann zugleich eben auch der langsame Weg. Dann muss man eben so lange am Ball bleiben, bis man eben die Kunden hat, die das auch zu schätzen wissen, wie man tickt. Also die Frage war, wollen wir so ein
Social-Business-Konzept haben, wie zum Beispiel Quartiermeister und Gewinne in soziale Zwecke stecken? Ich habe am Anfang versucht, so in die Richtung kurz zu argumentieren, dass das was Gutes ist, wenn man so arbeitet. Ich kenne die Quartiermeister-Jungs auch, wir kooperieren dann mit vielen anderen Getränkeherstellern, freundschaftlich. Aber aus meiner Sicht geht das nicht weit genug. Weil du dann eben sozusagen durch ein Abzweigen von Gewinnen,
den du im Prinzip vorher raufrechnest, versuchst soziale Missstände zu heilen, die durch unternehmerische Tätigkeit oft entstehen. Also bei den Quartiermeister-Jungs unterstelle ich mal, dass sie das nicht so böse meinen, die sind glaube ich ganz ehrlich. Aber es gibt andere sogenannte Social-Businesses, die ganz klassisch Top-Down-Management mit Anweisungen haben, die Werbebudgets
raushauen, die auf die Umwelt pfeifen, auf die ganze Welt verkaufen und vorher schon 5 Cent pro Flasche für soziale Zwecke raufrechnen und das einfach abzweigen. Und damit nennen sie sich Social-Business, aber das ist aus meiner Sicht längst nicht ausreichend. Wir wollen lieber vorher ansetzen und den ganzen Betrieb schon so aufstellen, dass er möglichst wenig an negativen, sondern eher positive Wirkungen
bringt. Und insofern kann ich so beantworten, wir haben uns da bewusst gegenentschieden. Auch damit man uns nicht verwechselt. Also wir sind jetzt nicht ein Spenden-Generierungsunternehmen, sondern wir sind ein Unternehmen, das fundamental versucht, Wirtschaft anders zu machen. Und wir haben auch schon ein paar Sachen klar gespendet. Also es kommt häufiger vor, dass jemand zum Beispiel eine Stadt
aufbaut und dann wegzieht und sagt, dein Lohn will ich nicht mehr haben, weil ich arbeite da gar nicht mehr und so. Dann ist das Geld frei, dann haben wir das bestimmt in 30 verschiedenen Organisationen gespendet, von Amnesty International, Rote Hilfe, da war alles schon dabei. Wir selber spenden auch, wir sehen es nicht ganz so, an prima Klima weltweit. Das heißt, wir gleichen die CO2-Emissionen, die unser gesamtes Produkt im Lebenszyklus macht,
sozusagen gleichen wir aus, weil wir glauben, das sollten wir tun. Und wir haben beim Bier, das gibt noch ein Bier von uns, einen Anteil für die Alkoholismusvorsorge. Weil wir glauben, wir wollen für den Teil unserer Kunden, dem wir Drogenhändler sind, nämlich die von uns abhängigen, die sehen wir nicht vorher unbedingt, steht auch nicht immer drauf, sozusagen. Da wollen wir das Geld nicht haben, sondern ins Positive abwenden.
Das könnte man Spenden nennen, aber das Konzept, sozusagen mit dem Unternehmen Gewinne generieren, mit Standardtätigkeit eines Unternehmens und dann die Gewinne abzuzeigen, das geht mir nicht weit genug. Also die Frage war, wie gehen wir mit Krisen um, wenn wir schnelle Entscheidungen treffen müssen und nicht die Zeit haben, das mit allen zu besprechen. Ich würde
so argumentieren, wenn du in so eine Situation rutscht, hast du vorher was falsch gemacht. Das heißt, wenn wir sozusagen andersrum denken, wir hatten tatsächlich drei Situationen, in denen wir schnell entscheiden mussten, drei Situationen in 16 Jahren. Die ersten beiden betrafen Etiketten, also Kunst auf den Rückseiten, Text auf den Vorderseiten. Dann hätte man jetzt sagen können, okay,
wenn wir uns da irgendwie selber lähmen, dann brauchen wir an der Stelle einen schnelleren Prozess oder brauchen jemand, der es entscheidet. Was wir gemacht haben, war aber die Zeit einfach zu verlängern, das heißt, wir bestellen die Etiketten jetzt immer drei Monate zu früh. Und dann liegen sie halt da, wenn wir keine Probleme haben. Wenn wir doch eins haben, dann können wir drei Monate lang das lösen. Das ist ein möglicher Weg, das zu drehen. Und die dritte Situation, die war schwer
vorhersehbar, das war nämlich ein Produktionsfehler mit dem doppelten Koffeingehalt drin. Das ist eigentlich total geil, aber das ist halt illegal, weil es nicht dem entspricht, was auf dem Etikett steht. Das musst du unverzüglich laut Gesetz zurückrufen. Und dafür haben wir eine Regelung, die nennt sich bei uns Notentscheidung. Das heißt, wenn der Betrieb gezwungen ist, durch ein Gesetz zum Beispiel unverzüglich was zu tun, dann darf ich es einfach tun.
Oder wenn wir uns selber lähmen und nicht produzieren könnten und wegen so einer Kleinigkeit irgendwie Leute nicht bezahlen können oder so, dann darf ich auch eine Entscheidung treffen. Also als Plan B sozusagen, als Notregel, die aber ganz, ganz klar möglichst nie benutzt werden darf. Und je seltener sie benutzt wird, desto besser. Weil ich könnte jetzt, sag ich mal, ein Notstandsgesetz jeden Tag ausrufen und jeden Tag irgendwas bestimmen.
Aber dann verlier ich ruckzuck das Vertrauen der Leute. Das heißt, es muss, wenn ich diese Karte ziehe, muss es offensichtlich sein, dass es nicht anders geht. Und dann ist es gut, diese Option zu haben, Plan B zu haben. Und was du beschreibst, dass man dann in so einer Krise das Prinzip darüber stellt, dass wir alles im Konsens
besprechen müssen, das könnte im Zweifel den Betrieb zerstören. Und deswegen haben wir gesagt, das ist nicht eine gute Idee, das machen wir nicht. Wir wollen handlungsfähig bleiben und wenn wir sozusagen schnell handeln müssen, entweder weil wir vorher was falsch gemacht haben oder weil irgendwas anderes von außen kam, Produktionsfehler, das wollte ja keiner, dann darf ich entscheiden. Aber eben dreimal in 16 Jahren.
Also alle 5 Jahre brauchen wir eine Geschäftsführungsentscheidung. Das halte ich für sehr gesund, wenn das so selten ist. Sowieso glaube ich über Führung. Also Führung ist dann gut, wenn du fast nie was anordnend durchsetzen erzwingen musst. Sondern wenn das fast nie passiert, dann hat Führung gut geklappt.
Also die erste Frage war, wie ist denn das eigentlich mit Arbeitsverträgen? Will man da nicht Sicherheit haben und warum ist das irgendwie nicht geregelt oder wie ist das geregelt? Ich glaube, das ist jetzt nicht böse gemeint, aber das ist ein bisschen altes Denken, dass ein Arbeitsvertrag Sicherheit bietet. Weil ein Arbeitsvertrag gibt dir eine formale Grundlage, aber macht dich zugleich voll abhängig von deinem Arbeitgeber. Und wenn dir an der Nase nicht gefällt, kann er dich kündigen.
Da kannst du nichts dagegen machen. Du kannst dich wehren, gehst was arbeitsgerecht, kriegst vielleicht eine Abfindung, aber letztlich bist du raus. Und bei uns ist die Regelung ja eine andere. Das heißt, wenn ich dich kündigen wollte, bräuchte ich Konsens minus deine Stimme. Und das ist schon nicht so einfach zu erreichen. Da reicht es nicht, wenn du nicht mehr sympathisch wärst oder irgendwas. Und das kann ich zumindest
von den anderen Kollektivisten sagen. Eine Vortrag von Elena ist auch online von der Uni Hamburg. Sie sagt ganz klar, sie fühlt sich in unserem Modell viel besser abgesichert, als im Standardarbeitsvertrag, weil sie genau weiß, dass wenn man sie loswerden will, brauche ich Konsens minus eins. Das ist nicht so leicht. Und im Arbeitsvertrag reicht halt, die Kündigung zu schreiben. Also die Anschlussfrage war, gibt es bei uns so etwas wie
Kündigungsfristen. Die gibt es extra nicht, weil wenn wir zum Schluss kämen, dass du vorsätzlich uns geschadet hast oder das versucht hast, dann wollen wir dich nicht drei Monate länger bezahlen. Dann wollen wir dich sofort loswerden. Aber das ist auch klar sozusagen, dass du das ja vorher auch weißt. Also du weißt, wenn du so weit gehst, uns zu beklauen, dann kann das auch morgen vorbei sein.
Und das ist an Arbeitsverträgen standardmäßig auch so. Und andersrum, wenn wir jetzt sagen wollen, wir wollen, aus welchem Grund auch immer, dich loswerden, dann würden wir nicht einfach jetzt die Kündigung schicken. Wir würden erst mal mit dir reden und sagen, wie ist denn deine private Situation? Welche Ausgaben hast du? Wie kann man das so gestalten, dass es für dich ein guter, sanfter Ausstieg wird? So.
Und wenn ich das nicht hälte, dann könntest du einen Eintrag ins Forum schreiben und sagen, hey, der ist jetzt hier bloch zum A-Floch geworden und dann habe ich ein fettes Problem. Also die Logik ist eine ganz andere. Das geht gar nicht sozusagen um das Formal, sondern es geht darum, wie muss ich mich dir gegenüber verhalten, dass du nicht an alle schreibst, der ist zum A-Floch geworden?
Das muss ich machen, sonst verlier ich meine Rolle in dem Ganzen. Und umgekehrt, du aber auch. Du musst dich auch vernünftig benehmen. Und das ist eher die Logik und weniger, dass wir da über die formalen 3-Monats-Fristen reden. Und was war die zweite Frage? Dem Lohn. Genau, wie heißt das, was wir da auszahlen? Ich glaube, das würde man Honorar nennen. Also
wenn du jetzt für uns arbeiten würdest, würdest du uns eine Rechnung schicken. Da steht dann drauf, ich habe jetzt im Monat Mai irgendwie 40 Stunden gearbeitet. Und dann zahlen wir das aus. Und wir haben bewusst 3 Betriebe, also 3 formale Rechtsformen. Offiziell mich als Einzelkaufmann, Frohlunder, UG und KUKA.G und die Kolle GmbH. Das sind 3 sozusagen Getränkehersteller, die als
deine Auftraggeber auftreten. Das heißt, du würdest dann auch 3 Rechnungen schicken. Und da du ansonsten keinerlei Weisungen hättest, wo du arbeiten musst, was du arbeiten musst, wie und womit und so weiter, ist das tatsächlich eine freie Tätigkeit im wirklichen Wortsinn. Also die 2. Frage mache ich mal zuerst. Wie läuft bei uns Produktentwicklung? Das geht in der Regel so, dass eine Person sagt, ich hätte gerne eine neue
Limonade. Und dann fängt die an zu entwickeln und holt sich Leute dazu. Und irgendwann gibt es dann bei einem unserer Treffen eine Verköstigung. Und dann wird besprochen, ob wir dieses neue Produkt machen wollen oder nicht. Und es gab auch schon Produkte, die sind nicht durchgekommen. Eine Apfelschorle zum Beispiel aus verschiedenen Gründen. Mathe und Hunde sind durchgekommen. Bier ist auch durchgekommen. Also das ist im Prinzip aus dem
Kollektiv heraus so ein eigenes Entwickeln, wenn man so will. Und die 1. Frage war? Colaflaschen. Ach so. Das gab tatsächlich ein Problem dabei, weil es gab einige Händler, die gesagt haben, ich will die behalten für mich selber und will die selber trinken. Und das darfst du gesetzlich nicht erlauben. Das ist ganz klar,
das entspricht nicht dem, was drauf steht. Du musst das alles zurückrufen. Jetzt sind die Händler aber auch erwachsen. Und wir dachten, ok, wenn du dir den roten Kleber draufmachst und das bei dir in den Keller stellst, ist das in Ordnung. Und so haben wir es dann so ein bisschen so gelöst. Das ist aber auch schon länger her. Also die gibt es nicht mehr, die Flaschen. Die Frage war, ob wir das Thema Scheinselbstständigkeit haben.
Und das haben wir nicht. Wir haben einen Juristen mit an Bord, der hat uns das auch ein bisschen begleitet. Dadurch, dass wir keinerlei Weisungen geben und drei Auftraggeber sind, ist das gar kein Thema. Also das ist tatsächlich eine freie Tätigkeit für die Orga-Team-Menschen jetzt sozusagen und die Sprecher und Sprecherinnen, die wirklich frei ist. Also wenn,
das ist sozusagen die andere Seite, wenn du jetzt morgen sagst, du willst nicht mehr, dann können wir da auch nichts gegen machen. Und das ist genau die Logik, die wir aber wollen. Dass beide Seiten sich so behandeln müssen, dass die andere Seite bleibt. Also die Frage war sinngemäß, wie ist das Diskussionsverhalten? Ist das homogen? Oder ist das auch mal mit Reihung verbunden? Und ist es ein sozialer Druck, kein Veto
einzulegen? Ich glaube, du hast mich schon ein bisschen kennengelernt, dass mir wichtig ist, dass die Leute da wirklich ihre ehrliche, offene Meinung sagen. Und das vertrete ich auch. Und das ist auch dann sozusagen, wenn Leute neu dazu kommen, ist das ja auch sichtbar, dass die Vorhandenen sich schon so verhalten. Also das gelingt uns relativ gut, dass die Leute da wirklich ihre ehrliche Meinung sagen.
Das muss auch, sonst können wir gar nicht diskutieren, wenn du nicht deine Meinung sagst. Bei den Diskussionen ist es schon so, dass es öfter mal auch nicht gegeneinander geht, aber dass verschiedene Meinungen vertreten werden, das ist auch gut. Und wir haben definitiv mehrere Leute dabei, die auch sehr häufig andere Meinungen sind als ich zum Beispiel. Ein guter Freund, Jimmy Miguel, der ist quasi immer anderer Meinung als ich.
Also das Problem ist da, glaube ich, nicht gegeben. Aber um das wirklich zu beurteilen, müsstest du es jetzt mal angucken. Also du könntest auch einen Zugang haben, eine Cola mal trinken oder irgendwie eine Art von Lieferantin sein, deinen realen Namen sagen und eine Person von uns mal sehen. Das hast du jetzt auch. Damit könntest du da schon reingucken.
Also die Frage war, wie machen wir eine Preisbildung, Preistellung? Und das ist ganz simpel. Wir rechnen einfach die Summe aus Zutaten und Arbeit plus Kiesenversorge. Und da kommt dann eine Stabilität bei raus, also dass wir die letzten Jahre tatsächlich immer die gleichen Preise hatten. Seit 2013 sind sie unverändert. Und wir haben tatsächlich aber im Hintergrund ab und zu mal Schwankungen, dass
mal die Logistik ein bisschen teurer ist und dann mal ein bisschen weniger teuer ist oder dass mal jemand mehr arbeitet, dann arbeitet jemand weniger. Und wir müssen nur sozusagen im Ganzen versuchen, diese Schwankungen auszugleichen. Denn Stabilität ist in der Getränkebranche sehr wichtig. Preisänderungen sind hochgradig unerwünscht, auch wenn es eine Preissenkung ist. Deswegen muss man da ganz doll darauf achten, dass man möglichst eine Stabilität reinbekommt und die Schwankungen, die man intern hat,
sozusagen ausgleicht. Und wir haben die Kalkulationen wie alles andere auch im Konsens, also wir entscheiden darüber gemeinsam, auch mit den Lieferanten und den Kunden und den Partnern ist alles offen und dadurch hast du schon viel weniger Streit. Wenn du es einfach mal offen legst, dann sehen ja alle, was ist die Situation? Welche Kostenstelle ist wie aufgestellt? Wo müssen wir nachjustieren? Wo haben wir Luft drin?
Wie können wir das irgendwie ausgleichen? Und das ist tatsächlich ein Thema, das kommt so einmal im Jahr, das ist ganz normal für Unternehmen. Einmal im Jahr gucken. Ich gucke öfter, aber einmal im Jahr mindestens, wie sind die Kostenstellen, wie sind Budgets, wie kriegen wir das irgendwie gut sortiert? So, ich würde dann mal mit dem zweiten Themenblock weitermachen. Das zweite, was ich jetzt seit mittlerweile 10 Jahren mache, habe ich
vor ein paar Tagen herausgefunden, ist Veranstaltungen an Unis bei anderen Unternehmen und auf Kongressen. Das habe ich angefangen damals als Gedanken, so wir haben ja kein Werbebudget, irgendwie müssen wir kommunizieren, also will ich mal versuchen, die Ansätze, die wir da so gelernt haben, in die Welt zu tragen und das zum einen als für die Kommunikation zu benutzen,
aber auch sozusagen, um aus den Rückfragen zu lernen und vielleicht sogar damit irgendwann mal auch ein bisschen was zu verdienen, war so mein Gedanke. Manchmal sind ja solche Veranstaltungen bezahlt und zu Anfang war ich natürlich noch totaler Anfänger, logischerweise, und musste mich an so einem PowerPoint entlanghangeln und so und das war ganz furchtbar, glaube ich. Und nach und nach habe ich das aber ein bisschen gelernt und habe
dann von den Konditionen her das immer so gemacht, dass ich die Veranstalter frage, was aus deren Sicht fair und leistbar scheint. Und manche Veranstalter haben halt nix, das Partikollektiv aus Leipzig hat halt kein Geld, dann fahre ich trotzdem hin und manche Unis zahlen in der Regel Fahrtkosten, ich weiß es nicht mehr genau, was es hier ist, Fahrtkosten, Übernachtung,
manchmal kleines Honorar und manchmal habe ich dann auch eben Glück und es sind größere Veranstalter, die dann halt nach neuer Rekord sind, dreieinhalbtausend Euro für eine Veranstaltung bezahlen. So, dieses Geld behalte ich aber nicht selber, sondern das geht in einen Kollektivtopf, das wäre ja auch Quatsch, wenn ich von Einheitslohn rede und dann selber die Honorare fett einstecke und aus diesem Kollektivtopf zahlen wir dann andere Kollektivisten, die auch rumfahren und Veranstaltungen
machen, Elena, Gregor, Veronika und Frank und die fahren dann eben rum, zum Beispiel in ihrer jeweiligen Region, also Gregor wohnt in Berlin, das heißt alles, was da irgendwie ist, macht so tendenziell eher. Ich fahre eigentlich ganz gerne mal rum, deswegen bin ich jetzt auch heute hier, aber es hätte auch Elena sein können, zum Beispiel so, also da haben wir uns ein bisschen aufgeteilt und auch, sage ich mal, um so ein
Schritt zu kommen, dass jetzt immer nur der Gründer und Inhaber gefragt wird, sondern dass wir ganz bewusst auch Elena, die Frau ist, mit 30 Jahren auf eine Konferenz schicken mit 50-jährigen Führungskräften, in der Regel Männer, die hören dann einer jungen Frau erst mal häufig nicht zu, aber wir machen
extra den Punkt, das ist genau das Teil des Problems, wenn du jungen Frauen nicht zuhörst, dann bist du doof als Führungskraft, du tust gut daran, zuzuhören und Elena will das nicht immer, aber wenn sie das dazu bereit ist, dann schicken wir sie immer mal zu sowas zum Beispiel hin oder Gregor ist sehr politisch gebildet, der kann das Ganze noch im Maxismus einordnen und so, das kann ich gar nicht und
dann schicken wir den halt so zu BWLern und verwirren die BWLer und so und in der Summe geht das seit mehreren Jahren auf, also es sind immer alle sozusagen Zeiten werden bezahlt von den Kollektivisten, die rumfahren, Reisekosten natürlich, Übernachtung und Vorbereitungszeiten für die Veranstaltungen
auch und da habe ich mir irgendwie so eine Rolle als Vortragsreisender irgendwie zusammengebaut mit jetzt über 700 Veranstaltungen, also das geht auch und da muss man jetzt nicht unbedingt für vorher studiert haben oder irgendwie so, sondern es gerade an Unis ist es häufig so, dass es schon reicht aus der Praxis zu berichten, weil eben Uni Betriebe sind ja eben oft sehr
theoretisch und wenn ich dann einfach aus der Praxis erzähle, wie es geht, dann reicht es oft schon und das vielleicht so als zweites Thema, also neben den kleinen Getränken sozusagen und wie wir das alles anders gemacht haben, habe ich das da eben auch aufgebaut und auch leicht anders gemacht und habe das als sozusagen weiteres Standbein, was mit dem ersten natürlich zusammenhängt,
klar, aber was auch theoretisch unabhängig sein könnte. Fragen dazu erstmal, sonst mache ich mit dem nächsten Blog weiter. Den nächsten Blog mache ich seit fünf Jahren, da habe ich mir überlegt, dass es nicht nur schön wäre sozusagen von uns aus an andere Organisationen zu beenden, was man alles anders machen
kann, wie man Dinge anders anfassen kann, sondern andersherum ranzugehen, nämlich von Organisationen her zu denken, also wenn ich zum Beispiel jetzt mir so ein Konzern wie Deutsche Bahn vorstelle, ist so ein Unternehmen, was ich natürlich als Kunde kenne, aber auch von innen seit 2015, da war so mein Gedanke, wie kann ich denen helfen, sich in eine ähnliche Richtung zu entwickeln, die werden natürlich nicht unser Konzept eins zu eins übernehmen
wollen und können, ist auch gar nicht möglich, aber vielleicht können wir denen was mitgeben, vielleicht können wir denen helfen, sich sozusagen zu entwickeln, weil das geht mir in vielen Unternehmen so, wo ich bisher war, die meisten Unternehmenden wissen schlichtweg nicht, dass es anders gehen kann, weil die lernen einen Streifen BWL und VWL und Management an der Uni, gehen ins Berufsleben, finden da
was ähnliches vor und glauben, das ist deren Horizont tatsächlich. Und dann kommen wir und sagen, guck mal, das geht auch ganz anders und wir können euch helfen, die für euch richtigen Schritte auf dem Weg zu gehen. Und da habe ich natürlich zu anfangen, auch war ich Anfänger, habe also einfach mal kostenlos angeboten, andere Organisationen zu begleiten und habe dann so 20
Begleitungen gemacht in verschiedensten Rahmen, alle unbezahlt, aber ich wollte es ja lernen und habe dann irgendwann gedacht, dass jetzt irgendwie auch muss man langsam was bezahlt werden, so das war jetzt auch schon dann ein paar Jahre und hab dann Projekt beantragt bei der Deutschen Stiftung, bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und habe beantragt, dass die uns dafür fördern, drei Jahre lang in andere Organisationen zu gehen und
denen beim Weiterentwickeln zu helfen. Uns heißt Juristen mit an Bord, Thomas und mich. Und dann war das auch zum Einheitslohn bezahlt, sozusagen, aber eben bezahlt von der Stiftung und dann konnten wir zwölf anderen Organisationen beim Weiterentwickeln helfen. Ein Beispiel, wo es gut geklappt hat, wir waren in einer Altenpflegeeinrichtung in Hamburg und die haben 13 Häuser und die haben in einem Haus festgestellt, dass die jeden Monat 450
Essen wegwerfen, obwohl sie den ganz professionellen Essensplan hatten mit Ernährungswissenschaftler und alles abgestimmt und getaktet und super organisiert, hat heute überhaupt nicht geklappt. Warum war das so? Das haben wir dann rausgefunden. Die haben nie erhoben, welches Essen eigentlich von welchen Bewohnern gerne gegessen wird und wie viel wurde nie gefragt, weil es gab einen Plan und dann haben
die eine Zentralküche, die alle 13 Häuser beliefert und haben halt mit denen auch nie gesprochen, welche Gerichte schwierig sind in der Handhabung und deswegen vielleicht häufiger mal kalt oder trocken Kunden ankommen und deswegen nicht gegessen werden. Sowas haben wir also letztlich nur gemacht, inhaltlich den Austausch zwischen den Betroffenen verbessert, weil die haben
gesagt, die Küche ist ja extern, mit denen reden wir nicht. Und ich so nee, das macht gar keinen Sinn. Die sind nicht externe. Das ist eure Lieferanten. Die sind nicht extern. Also haben wir das in beide Richtungen verbessert und haben dann als Ergebnis jetzt in zwei Häusern 900 Essen, die jeden Monat nicht mehr für die Tonne produziert werden. Ist günstiger für die Umwelt besser, für die Ethik besser.
Nur Vorteile durch das einfache Verbessern des Austausches zwischen den Betroffenen. Und das ist das eine von zwei Dingen, was bisher in allen Organisationen, wo ich war, was gebracht hat, nämlich erstens den Austausch zwischen den Betroffenen verbessern. Dann war ich 2015 das erste Mal bei der Deutschen Bahn. Hab da in so einem Projekt
mitgearbeitet. Das hieß Arbeitswelt in 4.0. Und da sollten wir ein neues Führungskräftemodell entwickeln mit 70 intern, 70 externen Leuten. Und die 70 externen waren unbezahlt. Und ich bin trotzdem hingefahren, weil ich ja was ändern will in der Welt und habe dann gesagt, aber das ist irgendwie unfair. Die 70 da werden bezahlt, wir hier nicht. Das passt nicht. Und dann haben die gesagt,
ja, finden wir auch, sehen wir total ein. Aber nein, gibt kein Budget. Das war das erste Erlebnis mit der Deutschen Bahn, wo ich dachte so, wow, die brauchen eigentlich dringend Hilfe. Und dann bin ich drangeblieben und bin jetzt als der Letzte von 70 auch noch da. Die anderen sind alle irgendwann gegangen und habe dann Ende letzten Jahres endlich das hinbekommen,
dass die mal wirklich drei Tage wirklich beauftragen, wo ich den in einer Abteilung Konsens Demokratie beibringe und den Prozess begleite, sozusagen wie die das anwenden können. Und dabei geht es weniger um den Prozess, sondern das ist dann im Verlauf klar geworden. Die kommen mit einer ganz anderen Grundhaltung dahin. Also das erste, was sie versucht haben, war die Methode zu benutzen, um sich gegenseitig zu lähmen. Das war bei denen so drin,
dass du erst mal irgendwie so und da müssen wir sozusagen gemeinsam daran arbeiten. Und das gibt jetzt auch eine Fortsetzung Ende Juni. Gibt es eine Klausurtagung, wo ich dann auch hinfahre und die haben jetzt insgesamt zehn Beratungstage beauftragt. Die zahlen dann pro Tag 900 Euro. Das finde ich sehr viel Geld. Aber das behalte ich wieder nicht selber, sondern das geht in Kollektivtopf, weil ich ja auch andere Leute haben will,
die rumfahren und Beratungen machen. So mein erster großer oder mein erster überhaupt zahlender Kunde war eine ganz verrückte Geschichte. Da kam eine E-Mail auf Englisch so Ja, wir sind hier von der Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate. Wir haben mal gegoogelt. Wer so Erfahrung hat mit anderen Analystionsformen, Berater gibt es ja viele, aber mit Erfahrung gibt es wenige. Wir wollen gern mal, dass du mal kommst
und dass du uns mal hilfst. Und ich so OK, das ist jetzt irgendwie ein ganz irrer Fake oder Spam oder irgendwas oder ich soll entführt werden oder so. Keine Ahnung. Und dann habe ich die kennengelernt bei Freiburg haben wir uns getroffen. Da haben zwei von den Häusern und haben dann für jeweils eine Stunde ein Gespräch geplant, also einmal so ein Vorgespräch sozusagen immer so so eine Art Vorkoster
und dann mit zwei von den Scheich selber. Und dann waren es vier Stunden Gespräch jeweils. Und dann war ich tatsächlich Ende 2016 für acht Tage da und habe denen geholfen in einer staatlichen Forschungseinrichtung die Fluktuation zu reduzieren. Das war deren Problem. Und das war im Ganzen für mich auch ein spannender Prozess, weil hatte ich noch nie vorher zahlende Kunden.
Also ich war ganz nervös. Dann war ich natürlich in einer völlig anderen Kultur unterwegs, logischerweise. Hab mich ein bisschen vorher schlau gelesen, hatte lange Kleidung an und ein Hemd und so, dass ich da nicht auffall. Aber alles auf Englisch natürlich auch. Und das war irgendwie für mich völlig neu. Und auch weil die mir vorher nichts geschickt haben. Also ich habe natürlich fünfmal gefragt, so hey, zum Schluss sogar ein Scherz.
Ich bin deutscher. Wir Deutschen bereiten uns gern vor, könnte mir irgendwas schicken, wo ich da eigentlich hinkomme. Was will ich da zu tun haben? Nee, komm, wir reden dann und so. Und dann habe ich natürlich gesagt, ich will nicht fliegen, weil das für die Umwelt Mist ist. Mit dem Zug dauert es vier Wochen und das ist nicht ungefährlich für einen weißen Westler.
Mit dem Schiff sind es drei Wochen, aber dann bist du offline. Also sechs Wochen offline kann ich mir auch nicht leisten. Dann haben die gemeint, ja gut, wenn du nicht fliegen willst, wir schicken dir ein eigenes kleines Flugzeug nur für dich. Ich so nein, das ist falsch. Also echt spannend, mit denen zu interagieren. Und das Problem war jedenfalls 50 Forscherinnen in diesem Institut, die Demografie untersuchen,
also Zuwanderung und Abwanderung und meistens weibliche Forscherinnen halt sehr qualifiziert, gebildet und motiviert und vier Manager, davon drei Männer, die altes Management gemacht haben. Feste Anwesenheitszeiten, Aufgabenzuteilung, Leistungsmessungen, die ganze alte Geschichte. Und das haben die Frauen sich angeguckt, so meistens bis sie 35 waren
und sind hier gegangen, weil die schnauze voll hatten. Also genau dann, wenn du sie eigentlich halten willst. Qualifiziert, erste Berufserfahrung, ein paar Jahre so. Kennen den Betrieb, wissen, was läuft. Und dann gehen die, weil sie die Schnauze voll haben. Und die Begründungen, die ich dann rausgefunden habe, waren auch völlig klar. Die sagten auch, wir haben jeden Tag dieses neun bis fünf Zeitfenster. Das heißt, ich stehe jeden Tag im Stau. Ich kann nicht um meine Kinder mich hören.
Ich kann mir aber nicht die Kita-Zeiten sich nicht damit decken. Ich kann meine Arbeit nicht selber wählen. Ich kann das viel besser. Ich muss aber das machen. Und die ganze Geschichte, die halt kommt, wenn du altes Management machst. So und dann war ich irgendwie ratlos, was wir jetzt machen sollen. Ich wusste nicht und habe zum Glück die richtige Eingebung gehabt und habe gesagt,
mach doch Folgendes. Behaltet eure formale Struktur, die ihr jetzt habt mit Abteilung, Abteilungsleitern und so weiter Anweisungslogik. Weil da hatten alle Angst vor. Also die Führungskräfte, aber auch die Mitarbeiterinnen, wenn wir das wegnehmen, ist irgendwie Chaos. Da hatten alle Angst vor und verlieren ihre Macht und so weiter. Behaltet das als Plan B Lösung.
Wenn ihr euch irgendwie lähmt, wenn was nicht klappt, könnt ihr darauf zurück. Oder wenn der Scheich anruft. Wir waren in Sichtweite vom Scheichpalast. Wenn der anruft und irgendwas will, dann muss es schnell gehen. Okay, dann braucht ihr das. Aber gebt das Ziel raus, diese Struktur möglichst nie anzuwenden. Das ist was Negatives, wenn ihr sie anwendet. Nur wenn es wirklich gar nicht anders geht. Ansonsten bitte nicht anwenden.
Und da haben die länger darüber nachgedacht. Also ich war acht Tage da und haben dann von heute auf morgen Freiheit für alle eingeführt. Das war aber eigentlich schlecht, weil ich habe denen empfohlen, das langsam zu machen. Also Wandel braucht Zeit. Und wenn die Leute da zehn Jahre arbeiten oder noch länger und die kennen nur top down, dann kannst du dich
von heute auf morgen dich umorientieren. Das braucht einen Übergang, einen Entwicklungsprozess. Und der ist individuell auch unterschiedlich schnell. Also jemand, der da 22 ist, frisch aus der Uni, braucht mehr Betreuung bei so einem neuen Ansatz. Jemand, der mit 40 Jahren da arbeitet und alles im Griff hat und sagt, ich kann das eigentlich super selbstständig, aber ich darf nur nie. Das ist eine ganz andere Ausgangslage.
Und das hat mit der Hälfte der Leute, hat das geklappt. Und die andere Hälfte wurde wieder zurückgestuft ins alte System. Also schwarz oder weiß. Und ich habe natürlich argumentiert. Da brauchen wir einen Übergang. Wir brauchen graue Lösungen. Wir brauchen da irgendwie ein anderes Modell mit Coach und Mediator und so was. Und das haben die zu radikal gemacht. Manchmal nach aber auch eine Kultur.
Die sind sehr wandlungswillig da. Und das war dann mein erster Auftrag. Die haben siebentausend Euro gezahlt für acht Tage. Und da habe ich im Kollektiv gefragt, was mache ich damit? Darf ich das behalten oder nicht oder zum Teil? Und da war Konsensentscheidung, dass ich zwei Drittel davon behalten durfte. Weil schon klar war, dass ich diesen Auftrag über Prämium bekommen habe. Klar, aber den zu kriegen
und den auch so umzusetzen, dass die was zahlen. Das war also schafft auch nicht jeder. Und ich habe es mit denen auch genauso gemacht, nämlich die Frage gestellt, was ist fair und leistbar? Und da sind die total ins Schwimmen gekommen, weil die damit gar nichts anfangen konnten. Die sind so reich da, das ist für die gar nicht greifbar. Und jedenfalls habe ich dann von dem Geld meine Küche renoviert. Also alles hängt irgendwie gut zusammen.
So und jetzt gab es über 40 Organisationen verschiedenster Art, die ich beraten habe. Ich mag das Wort nicht begleitet. Und ich habe eigentlich mit allen immer nur zwei Sachen gemacht. Den Austausch zwischen den Betroffenen verbessert. Und sozusagen das möglichst das Ziel versucht, reinzubringen, behalte die formale Struktur, aber erwähne sie nicht an. Das ist alles.
Und damit kann man Unternehmensberater sein. Wundert mich selbst, aber ist so. Das ist mein dritter dritter Themenblock. Frage dazu? Die Frage ist, wie unterscheide ich mich von anderen Unternehmensberatern? Ich versuche es mal ein bisschen überspitzt zu sagen.
Die meisten Unternehmensberater, die ich kenne, sind so zwischen 40 und 50 männlich, haben eine Karriere im klassischen Unternehmen hinter sich, haben ausgesorgt und entdecken dann irgendwann ihre soziale Seite, kündigen, lesen zwei, drei Bücher und wollen dann anderen Organisationen erklären, wie es besser geht. Die haben aber nie selber Erfahrungen damit gesammelt und wissen das selber gar nicht, sondern nur aus Büchern.
Da gibt es auch Ausnahmen. Aber tendenziell, ich lerne viele Berater kennen auf Veranstaltungen, ist das so ein Klischeebild, was ich tatsächlich irgendwie habe. Und das heißt auch nicht, dass es da nicht funktionieren kann mit so jemand. Aber ich glaube, ich sehe andere Dinge oder habe einen anderen Zugang zu dem Thema Organisation und Wandel als jemand, der das nie selber gemacht hat.
Ob das jetzt besser ist oder schlechter, kann ich nicht sagen. Ich bin auch immer noch betrachte mich als Anfänger. Ich mache das jetzt fünf Jahre, aber ich habe jetzt gerade erst mal seit etwas mehr als einem Jahr habe ich überhaupt zahlende Kunden. Insofern sehe ich mich als Anfänger. Aber es gibt offensichtlich Kunden, die genau das auch wollen, diese Herangehensweise. Und dann ist gut. Und wer andere Berater haben will,
kann ja andere holen, sind genug da. Gibt es Unternehmen, die ich nicht begleiten würde? Natürlich. Alles, was irgendwie AfD, NPD, CSU ist oder irgendwie für die arbeitet. Alles, was Waffen herstellt und alles, was Zigaretten herstellt, zum Beispiel wahrscheinlich auch nicht. Ich war aber tatsächlich schon bei Autokonzernen und das ist für mich
eine ganz harte Grenze, weil das sind leider oft Betrüger. Aber ich will, dass die sich wandeln. Ich will, dass die vorankommen. Das Deutsche Bank, das wäre eine gute Frage. Es ist wirklich eine schwierige Frage. Also wenn ich ein System vor mir
habe, was mir nicht gefällt, dann habe ich mehrere Möglichkeiten zu reagieren. Gar nichts machen, dagegen demonstrieren, es aktiv bekämpfen, mich strafbar vielleicht machen, irgendwie eine Bank für die Alterserstörung oder sowas. Oder es infiltrieren und von innen heraus verbiegen. Oder vielleicht noch was Fünftes, wo ihr jetzt dann denkt. Und ich glaube, da muss jeder seinen Weg finden.
Meiner ist der halt infiltrieren, reingehen. Ob ich das bei der Deutschen Bank auch machen würde, das ist eine sehr gute Frage. Kann ich so nicht beantworten. Also die Frage war sinngemäß, warum werde ich engagiert oder wofür, für welche Themenfelder? Das ist hoch unterschiedlich. Ich habe es auch noch nie tatsächlich erfasst. Jetzt muss ich also im Hinterkopf so ein bisschen graben, was das jeweils war.
Also es geht natürlich häufig um im weitesten Sinne um Führung von Menschen und Mitarbeitenden. Das auf jeden Fall. Aber es gibt auch so Mischformen, wo es zum Beispiel Logistik Orga für ein Festival geht. Die ich natürlich anders mache als ein vermeintlicher Profi. Also das wäre meine eigene Geschichte. Fusion Festival.
Da mache ich die Getränke Logistik und das ist wesentlich stressfreier geworden. Das ist umweltfreundlicher geworden. Und die haben aus Versehen 5000 Euro pro Festival gespart, was gar nicht mein Plan war. Ich wollte gar nichts sparen. So Sachen. Also das ist sehr unterschiedlich, aber es ist im weitesten Sinne rund um Führung, Personal. So irgendwie in dem in dem Rahmen.
Da sehe ich mich auch, ehrlich gesagt. Also letztlich diese Festival Orga geht auch nur um Menschen. Es geht immer nur um Menschen. Überall, wo du ein Unternehmen hast, geht es letztlich um die Menschen. Ich würde sogar sagen, bei uns ist eigentlich das Produkt gar nicht die Cola, sondern das Produkt ist oder unsere Dienstleistung ist uns möglichst gut um alle betroffenen Partner zu kümmern.
Und wenn das gut klappt, dann haben wir als Ergebnis Getränke, die wir verkaufen können. Die Frage war sinngemäß, sind manche Beratungen zum Scheitern verurteilt, weil die Unternehmenskultur, weil die Mitarbeitenden das gar nicht können oder wollen. Das mag so sein, ja, aber ich würde es nicht so formulieren. Also ich sage jetzt nicht,
welches Unternehmen das war, aber es gibt ein Unternehmen, wo ich der Meinung bin, dass die, dass die noch sehr, sehr, sehr lange brauchen werden, um sich zu entwickeln. Aber es ist für mich kein Grund, nicht hinzufahren. Also ich habe am Anfang von der Cola Geschichte zwei Jahre mit diesem anderen Hersteller geredet. Ich habe achteinhalb Jahre daran gearbeitet, bis das soweit war, dass es mich auch tragen konnte
und fünf Jahre dann gearbeitet, dass ich mal so eine Art Berater werde. Was ich sagen will, ist eigentlich bei allen Gründungen, die ich so begleitet habe, das waren auch eine ganze Reihe, haben eigentlich immer die es geschafft, was Stabiles zu bauen, die drei Dinge gemacht haben. Alle Betroffenen befragt, die formale Struktur nicht benutzt oder ausgenutzt und dranbleiben.
Dranbleiben. Und wenn es Jahre dauert, dranbleiben irgendwann. Überleg mal Deutsche Bahn. Drei Jahre war ich an denen dran, bis die endlich mal verdammt normalen Kunden Kunde werden. Da haben wir viele gesagt, auch am Kollektiv, du spinnst, es klappt niemals. Ich sag doch.
Die Frage war, wie bin ich denn in die Emirate gereist? Ich wollte nicht fliegen, aber es war gefühlt nicht anders sinnvoll machbar. Und ich habe auf der anderen Seite die Chance gesehen, in so einem Rahmen was zu verändern auf Regierungsebene, das hat man nicht alle Tage. Deswegen habe ich für mich überlegt, ich mach das. Und dann haben wir es uns so schön gerechnet,
dass die als Gastgeber, das wollen die auch in der Kultur Luxusflug bezahlen, also ihr Business Class. Und ich fliege über Economy und wir können dann die CO2 Emissionen 20 fach kompensieren. Jetzt kann man diskutieren, ob das richtig war oder falsch. Kann ich so gar nicht beantworten. Ich habe die Chance eher gesehen und bin dann doch einmal in 20 Jahren wieder geflogen. Vielleicht war es auch inkonsequent.
Kann man beides argumentieren. Nochmal vielleicht ein Familien Schlusswort. Also ich habe es am Anfang auch gesagt. Durch die Art, wie ich so mit verschiedenen Unternehmen und Tätigkeiten arbeiten kann, bin ich ganz da, wo ich bei mir sein will. Ich bin genau so, will ich leben und arbeiten. Das ist das, wie ich es haben will.
Und das gelingt leider nicht allen Leuten. Mit mir ist es gelungen und ich hatte kein Startgeld, keine Startbildung, keine großen Förderer oder sowas, sondern einfach meinen Weg gegangen und durchgezogen. Und wenn ihr überlegt, was zu gründen, dann kann ich auch nur sagen, macht es auch. Ihr könnt euch da wirklich eure eigene Welt bauen. Lieber Uwe, schön, dass du hier gewesen bist.