On the Primary Causes and on the Secondary Causes of Cancer
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Formal Metadata
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Title of Series | ||
Number of Parts | 340 | |
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License | CC Attribution - NonCommercial - NoDerivatives 4.0 International: You are free to use, copy, distribute and transmit the work or content in unchanged form for any legal and non-commercial purpose as long as the work is attributed to the author in the manner specified by the author or licensor. | |
Identifiers | 10.5446/43036 (DOI) | |
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Lindau Nobel Laureate Meetings56 / 340
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Transcript: German(auto-generated)
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Meine Damen und Herren, das Gebiet, über das ich Ihnen vortragen möchte,
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schrecken die Spuren der Theorien. Ich werde Ihnen ausschließlich über Experimente vortragen. Es gibt entfernte Ursachen und letzte Ursachen von Krankheiten.
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Zum Beispiel ist die letzte Ursache der Pestbazillus. Aber entfernte Ursachen der Pest sind der Schmutz, die Ratten und die Flöhe, die den Pestbazillus von den Ratten auf den Menschen übertragen.
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Krebs zeichnet sich vor allen anderen Krankheiten dadurch aus, dass es unzählig viele Krebsursachen gibt. Man kann sagen, fast alles, sogar die Zeit selbst erzeugt Krebs.
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Aber auch für den Krebs gibt es nur eine einzige letzte Ursache. Man ist in der angenehmen Lage, dass man Ihnen in wenigen Worten zusammenfassend
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sagen kann, was die letzte Ursache des Krebses ist. Die letzte Ursache des Krebses ist der Ersatz der Sauerstoffatmung der Körperzellen durch eine Gärung. Alle normalen Körperzellen decken ihren Energiebedarf aus der Sauerstoffatmung.
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Die Krebszellen alleine können ihren Energiebedarf aus einer Gärung decken. Alle normalen Zellen sind also, um einen Ausdruck von Pasteur zu gebrauchen, obligate Aerobier.
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Alle Krebszellen sind fakultative Aerobier. Vom Standpunkt der Physik und der Chemie des Lebens betrachtet, ist dieser Unterschied zwischen normalen Körperzellen und Krebszellen so groß,
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dass man ihn sich größer nicht vorstellen kann. Der Sauerstoff, der Spender der Energie aller höher entwickelten Lebewesen, ist in den Krebszellen entrohend und ersetzt durch die energieliefernde Reaktion
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der niedresten Lebewesen durch eine Gärung. Das ist mit wenigen Worten zusammengefasst, was die letzte Ursache des Krebses ist. Der Schlüssel des Krebsproblems ist hiernach die Energetik des Lebens,
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die das Arbeitsgebiet meines DALEM-Instituts seit der Gründung durch die Rockefeller Stiftung im Jahre 1931 gewesen ist. In DALEM sind die Wirkungsgruppen der sauerstoffübertragenden und der wasserstoffübertragenden Fermente entdeckt worden.
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In DALEM ist auch vor einigen Jahrzehnten die Gärung der Krebszellen entdeckt worden. Aber erst in den letzten Jahren ist bewiesen worden, dass die Krebszellen mit der Energie dieser Gärung im Körper tatsächlich wachsen.
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Erst heute weiß man, weil man erst seit einigen Jahren Krebszellen in Vitro in Rheinkulturen züchten kann. Erst seit heute weiß man, dass Krebszellen beim Wachstum
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95 bis 99 % ihres Energiebedarfs aus der Gärung decken können. Erst heute liegen all diejenigen Experimente vor, die Pasteur und Robert Koch als Beweise der letzten Ursache einer Krankheit verlangt haben.
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Es ist der Grund, dass ich eigentlich erst heute über dieses Thema abschließend spreche. Wie es sein muss, wenn der Ersatz der Sauerstoffatmung durch die Gärung die letzte Ursache des Krebses ist,
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müssen alle Krebszellen fakultative Anaerobier sein. Es müssen alle normalen Körperzellen obligate Aerobier sein. Der Unterschied zwischen Krebszellen und normalen Zellen
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ist also durchaus nicht verwischt und mit Ausnahmen bedacht, sondern es gibt keine Brücke, es gibt absolut keine verwischte Stelle, an der sich normale Zellen und Körperzellen in dieser grundlegenden Sache gleich verhalten.
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Ein besonders einfacher und überzeugender Versuch durch den zwei Amerikaner, Malcolm und Flanagan, kürzlich dies demonstriert haben. Es ist keine Bestätigung gewesen, aber ich finde, sie haben es in einer wunderschönen Weise demonstriert.
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Das möchte ich Ihnen hier kurz beschreiben. Sie isolierten Tetanusspuren, die nur bei sehr niedrigen Sauerstoffdrucken auskeimen, in das Blut gesunder Mäuse. Dann erkrankten die Mäuse nicht an Tetanus, weil sie nirgends im normalen Körper Orte finden,
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an denen der Sauerstoffdruck hinreichend niedrig ist. Auch gravide Mäuse erkranken bei der Injektion der Tetanusspuren nicht an Tetanus,
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weil auch in den wachsenden Embryonen keine Orte vorkommen, an denen der Sauerstoffdruck im lebenden Körper hinreichend niedrig ist. Indizieren sie aber Tetanusspuren in das Blut Tumortragender Mäuse, so erkranken die Mäuse an Tetanus, weil der Sauerstoffdruck in den Tumoren so niedrig ist,
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dass Spuren auskeimen können. Wir haben alle diese Dinge gemessen. Die Sauerstoffdrucke, bei denen die Spuren auskeimen können und die Sauerstoffdrucke, die in den Tumoren herrschen, sind ungefähr 30 Millimeter Wasser,
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während der normale Sauerstoffdruck einige 1.000 Millimeter Wasser beträgt. Diese Versuche der beiden Amerikaner beweisen meines Erachtens ganz unwiderleglich die Anaerobiose der Krebszellen und nicht nur das, sondern auch die Nicht-Anaerobiose der normalen Zellen,
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insbesondere die Nicht-Anaerobiose des normalen Wachstums, weil, wie ich Ihnen gesagt habe, auch die Gravidenmäuse, die also große Embryonen in ihrem Körper haben,
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beim Einspritzen von Tetanusspuren keinen Tetanus bekommen. Dies ist also ein Demonstrationsversuch, der vielleicht für Mediziner, die genau wissen, was Tetanus ist und warum er nur an manchen Stellen Keim für Mediziner, besonders anschaulich ist.
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Ein zweiter Versuch, den ich Ihnen beschreiben möchte, soll den quantitativen Zusammenhang zwischen der Gärung der Tumoren und der Wachstumsgeschwindigkeit der Tumoren demonstrieren. Figur eins.
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Indiziert man Ratten krebserregende Substanzen verschiedener Wirkungsstärke, so kann man, wie Harold Morse fand, Leberkarzinome sehr verschiedener Malignität erzeugen, die ihre Substanz z. B. in drei Tagen oder erst in 30 Tagen verdoppeln.
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Dean Burke, der sich hier im Auditorium zu meiner Freude befindet, und sein Mitarbeiter Mark Wood haben kürzlich im National Cancer Institute in Bethesda die Gärungen und die Wachstumsgeschwindigkeiten
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von Serien derartiger Tumoren gemessen und haben eine Kurve erhalten, die Sie in der projizierten Figur sehen und die den quantitativen Zusammenhang zwischen Gärung und Malignität der Tumoren zeugt.
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Die Gärung steigt mit der Malignität und zwar nimmt die Gärung schneller zu als die Malignität. Besonderes Interesse in dieser Serie von Versuchen Dean Burks hat die Gärung, der am langsamsten wachsenden Moistumoren erregt,
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die mit dem Schlagwort bezeichnet worden sind, the tumors of minimum deviation, gibt mindestens 200 Arbeiten über die Gärung oder die Nichtgärung der Tumoren of minimum deviation.
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Weil nämlich einige Krebsforscher glaubten gefunden zu haben, dass die langsamsten, also die tumors of minimum deviation, nicht gären. Das bedeutet hätte, dass es Tumorwachstum ohne fakultative Gärung gibt.
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Das bedeutet hätte, dass die Anaerobiose nicht die letzte Ursache des Krebses sein kann. Daher die 200 Arbeiten. Dean Burks, Head of Biochemistry in dem National Cancer Institute in Bethesda,
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der übrigens sehr viel Arbeiten von mir zum Teil wiederholt, zum Teil bestätigt, dass man die ganzen Ergebnisse der heutigen Krebsforschung zu einem großen Teil als ein Verdienst von Dean Burks im National Cancer Institute betrachten muss.
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Dean Burks, der ein Schüler des Physikochemikers G. N. Lewis ist, sah aus seiner Kurve sofort, dass in der Nähe des Nullpunkts die Gärungsgeschwindigkeit so klein ist, dass mit den üblichen groben Methoden
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die Gärung nicht gemessen werden kann. Während auch die kleinste Wachstumsgeschwindigkeit immer leicht zu messen ist. Es ist ja selbstverständlich, wenn ich lange genug warte, dann kann ich immer eine Wachstumsgeschwindigkeit, ich kann ja zwei Jahre warten, bis ich irgendetwas sehe.
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Und dann kann ich sagen, der Tumor wächst, aber gärt nicht. Und man muss sich doch zuallererst fragen, kann man denn die Gärung ebenso genau messen? Mit verfeinerten Methoden hat Dean Burks dann die Gärung dieser Minimum Deviation Tumor gemessen.
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Und hat, was keinen Physikochemiker wundern wird, gefunden, dass auch die langsamsten Meustumoren gären. Die Ergebnisse von Dean Burks und Mark Wood wurden von anderer Seite gleichfalls in Bethesda mit unabhängigen Methoden bestätigt.
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Ich möchte bei der Gelegenheit sagen, das National Cancer Institute in Bethesda ist meiner Ansicht nach das erstklassigste Zellphysiologische Institut, das wir in Amerika haben. Und kein Krebsinstitut wird von diesem Institut übertroffen.
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Ein junger Mann namens Pietro Gullino hat anlässlich dieser Moristumoren dort eine Methode entwickelt, eine Durchströmungsmethode, mit der die Moristumoren im lebenden Tier wochenlang durchströmt werden können, ohne dass man so operiert. Er macht es so, dass die Tumoren nach außen gelegt werden,
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sodass man außen das einströmende und abströmende Blut erhält. Er hat mit dieser Methode gefunden, dass auch die langsamsten Moristumoren während sie wachsen – darauf kommt es sehr an – Milchsäure produzieren.
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Milchsäure produzieren ohne Wachstum interessiert uns überhaupt nicht. Während sie wachsen, Milchsäure produzieren. Gullino fand ferner, dass die Moristumoren mit sehr verminderter Sauerstoffatmung wachsen, weil man bei seiner Methode auch sehr leicht den Sauerstoffverbrauch der langsam wachsenden
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Moristumoren messen kann. Beides zusammen bewies, dass auch die langsamsten Moristumoren fakultative Anaerobier sind, genauso wie alle anderen Tumoren. Dass also auch am Nullpunkt, worüber Physiker und Chemiker diesen ganzen Streit fast als theorisch betrachten,
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der Unterschied zwischen normalen Zellen und Krebszellen besteht. Dann gab es noch einen anderen Mann, der auch aus dem National Cancer Institute stammt, der in Südkalifornien ist, Silvio Fiala, der in einer ähnlichen und auch wieder
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unabhängigen Weise bestätigt hat, dass die Tumors auf minimum deviation, um dieses theorische Schlagwort zu gebrauchen,
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die langsamsten Moristumoren, sind also weit davon entfernt, dass sie die Anaerobiose der Tumoren widerlegt haben. Im Gegenteil, sie sind der beste Beweis für die Anaerobiose der Tumoren gebrauchen. Denn seit etwa 40 Jahren hatten eine große Anzahl von
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Krebsforscher auf der Welt nichts anderes getan, als dass sie nach Tumoren gesucht haben, die nicht gären. Als dann schließlich in den langsamsten Moristumoren ein nicht gährender Tumor gefunden worden zu sein schien, stellte sich heraus, dass die Messungen der Gärung falsch waren.
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So verschwand also der einzige nicht gährende Tumor, wieder aus der Literatur. Das Ganze ist kolossal wichtig. Es ist ja klar, wenn man wirklich Tumoren finden würde, wenn es auch nur wenige wären, die wachsen und nicht gären,
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dann könnte die Gärung nicht die letzte Ursache des Krebses sein. Deshalb habe ich Ihnen diese Ausführlichkeit erzählt. Außerdem, wie es leider geschehen ist, ist diese Arbeit über die Minimumtumor in Deutschland von der Firma Böhringer und von verschiedenen anderen nicht fach verständigen Stellen
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auch übernommen und verbreitet worden und hat auch hier dazu gedient, nun das Einzige, was man auf dem Gebiet der Tumoren wirklich weiß, wieder ins Wanken zu bringen. Sie machen damit wirklich etwas, von dem man sagen kann, dass es vielen Menschen das Leben kostet. Denn wenn man endlich etwas weiß und man immer wieder mit
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irgendetwas kommt, was es erschüttert, dann geht man nicht so vor, wie man auf einem als sicher erkannten Gebiet vorgeht. Das ist eine sehr wichtige Sache, dass also mit diesem Minimumtumor Schluss gemacht worden ist. Nun ein dritter Versuch, den ich Ihnen beschreiben möchte.
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Er ist bei uns 1966 mit meinen Mitarbeitern Geissler und Lorenz gemacht worden und ist meiner Ansicht nach der wichtigste Versuch seit der Entdeckung der Tumoren, der gemacht worden ist, also seit ungefähr 30 Jahren, der wichtigste Versuch.
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Als feststand, dass die Anahobiose, die in ihrer Eigenschaft der Krebszellen ist, durch die sie sich von allen anderen normalen Körperzellen unterscheiden, war die nächste Frage, wie normale Körperzellen in Krebszellen umgewandelt werden können.
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Wenn man auf die Ursache ausgeht, wenn Sie es mit der Pest vergleichen, hat noch niemand gefragt, wie der Pestbacillus entsteht. Aber hier auf dem Krebsgebiet kann man wirklich viel weiterkommen und weitergehen und kann jetzt auch fragen, der Unterschied besteht in der Gärung. Aber jetzt kommt die Frage, wie kommt denn die Gärung?
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Wie kommt es überhaupt zustande, dass normale Zellen anfangen zu gären? Die Versuche sind folgendermaßen. Figur 2. Bringt man embryonale Mäusezellen in ein geeignetes Nährmedium und setzt sie mit physiologischen Sauerstoffdrucken.
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So wachsen sie außerhalb des Mäusekörpers in Vitro, und zwar als reine Aerobia, also mit reiner Sauerstoffatmung, ohne eine Spur zu gären. Geht man aber während des Wachstums mit dem Sauerstoffdruck so weit herunter, dass die Sauerstoffatmung gehemmt wird,
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so schlägt der rein aerobe Stoffwechsel der embryonalen Mäusezellen in 48 Stunden im Laufe einer einzigen Zellteilung quantitativ in den Stoffwechsel der gährenden Krebszellen um. Die Figur soll Ihnen die einfache Versuchsanordnung zeigen.
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Es ist weiter nicht als Petrischalen, die in ein Nährmedium in zwei Exekutoren gestellt sind. In dem einen hat es einen großen Sauerstoffdruck, in dem anderen einen kleiner. Dann schlägt der Stoffwechsel nur der embryonalen Zellen in den Krebsstoffwechsel um, nur da, wo der Sauerstoffdruck
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niedrig ist. Ich möchte Ihnen das besonders zeigen, um zu zeigen, dass man mit ganz geringen technischen Hilfsmitteln heutzutage noch ganz schöne Entdeckungen machen kann, ohne Elektronen. Da bringt man die Zellen, in denen durch Wachstum
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unter vermindertem Sauerstoffdruck der Krebsstoffwechsel erzeugt worden ist, wieder unter normalen erhöhten
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Sauerstoffdruck und lässt die Zellen bei normalen Sauerstoffdruck weiter wachsen. So bleibt der Krebsstoffwechsel im Fall der Mäusezellen bestehen. Die Umwandlung des embryonalen Stoffwechsels in Krebsstoffwechsel ist also irreversibel, ein wichtiges Ergebnis, da die Entstehung der Krebszellen
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aus den Körperzellen ein irreversibler Vorgang ist. Ebenso wichtig ist es, dass die Körperzellen, deren Stoffwechsel in Krebszellen umgewandelt, in dieser einfachen Weise nunmehr als fakultative Anaerobier
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unbegrenzt in Vitro weiter wachsen. Es ist also nicht nur, dass der Stoffwechsel umschlägt, sondern sie wachsen nun als Anaerobier, benutzen die Energie der Gärung, um weiterzuwachsen, genauso wie die Krebszellen. Es fehlt hier noch etwas, was die Sache vervollkommen wird.
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Wenn man diese Zellen, die wir seit zwei Jahren in Vitro züchten, in Tiere einpflanzt, dann gehen sie nicht als Krebszellen an. Man weiß auch schon aus sehr vielen Versuchen im Bethesda, dass es jahrelang dauert, bis solche Zellen –
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man weiß nicht genau, warum es so lange dauert – auch im Körper weiter wachsen. Das ist ein Versuch, der in der ganzen Sache noch fehlt. Besonders wenn man Hamster als Versuchsobjekte benutzt, kann man fast sicher voraussagen, dass sie auch im Körper weiter wachsen werden, dass sie auf diese Art erzeugt
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wirklich Krebszellen sind, die aus embryonalen Zellen erzeugt sind, einfach dadurch, dass man sie unter vermindertem Sauerstoffdruck wachsen lässt. Ich habe schon gesagt, dass ich die Versuche für die Wichtigsten halte. Ich sage das seit der Entdeckung der Gärung überhaupt.
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Denn der bisher tausendfach gemessene Krebsstoffwechsel war nunmehr in Körperzellen durch die denkbar einfachste experimentelle Maßnahme künstlich erzeugt worden. Mit diesem künstlich erzeugten Krebsstoffwechsel teilen sich
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die bisher embryonalen Zellen unbegrenzt und wachsen unbegrenzt als Anaerobier in Vitro weiter. Es ist also eine wirkliche Umwandlung von Körperzellen in Anaerobier. Die Krebserzeugung im Körper ist eine zweite Sache.
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Wir haben noch untersucht, was geschieht mit den embryonalen Zellen, während sie sich umwandeln. Wir haben manometrisch gemessen, wie viel Sauerstoff während
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des Umschlags verbraucht wird und was mit der Atmung in der Zeit des Umschlags geschieht. Die Figur zeigt Ihnen die Versuchsanordnung. Das ist die alte manometrische Methode, die auf diese Sache umgearbeitet worden ist. Wir fanden dabei, dass der embryonale Stoffwechsel in
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Krebsstoffwechsel umschlägt, wenn etwa nur 35 % der Sauerstoffatmung gehemmt ist. Sie brauchen also nicht so niedrig mit dem Sauerstoff runterzugehen, dass gar keine Atmung mehr da ist, sondern eine verhältnismäßig
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kleine Verminderung der Sauerstoffatmung genügt schon, um den Umschlag in Krebsstoffwechsel quantitativ zu bewirken. Die wichtige Tatsache, die daraus folgt, ist diejenige, dass Sauerstoffdrucke, die beim Durchströmen der Kapillaren am Ende
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der Kapillaren im Körper vorkommen, wenn sie auf wachsende Zellen angewandt werden, genügen werden, um Krebs zu erzeugen. Also ein Mittel, wahrscheinlich die einfachste Kanzlerogenese,
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die man bisher als spontane Karsenogenese bezeichnet, die es überhaupt gar nicht gibt, könnte sein, dass die Strömungsverhältnisse im Körper so werden, dass die Zellen nicht mehr vollständig mit Sauerstoff gesättigt sind.
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Man kann diese Sache dadurch belegen, durch die sogenannte Krebserzeugung durch Festkörper bei Tieren. Implantiert man nämlich Ratten Scheiben von Festkörpern unter die Haut. So werden die Scheiben bald mit einer Kapsel lebendem Gewebes umhüllt.
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Die Kapsel geht aus vom Unterhautgewebe und wird versorgt mit Blutgefäßen. Die Scheiben bewegen sich also an einem Stiel, durch den das Blut in die Kapsel ein- und ausdrückt. Sehr häufig, in 60 % der Fälle wird angegeben, entwickeln sich
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in diesen Kapseln Sarkome. Wobei es gleichgültig ist, woraus die Festkörper bestehen, ob sie aus Kunststoffen bestehen, wie man zuerst geglaubt hat, von der Kunststoffimplantierung in diese ganze Sache aus. Aber es geht genauso gut, wenn die Scheiben aus Elfenbeinen bestehen oder wenn sie aus Gold bestehen.
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Was hier also den Krebs erzeugt, ist nicht die chemische Natur der Festkörper, sondern es ist die besondere Art der Blutversorgung des Gewebes, das die Scheiben umhüllt. Diese Blutversorgung ist je nach der Lage der Tiere,
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ob sie schlafen oder herumlaufen, wechseln und ungenügen und erzeugt Krebs durch nichts anderes als durch wechselnde Erzeugung von Anaerobiose im Leben. Ich würde mich nicht wundern, wenn sich zeigen würde, dass niedriger Sauerstoffdruck in den Blutkapillaren eine
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der häufigsten Ursachen der sogenannten spontanen Krebserzeugung ist. Nun, wenn man jetzt etwas weiterfragt, kann man auch in der Beziehung wieder weiterfragen und sich fragen,
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warum der verminderte Sauerstoff Krebs erzeugt. Man kann also auch in der Beziehung wieder viel weitergehen als bei allen anderen Krankheiten, die man kennt. Man weiß nicht, warum die Tubergolosebazillen erzeugen und so weiter und so weiter. Aber hier kann man meiner Ansicht nach unbegrenzt bis zum Ende
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immer weiterfragen, warum und warum und warum. Ich möchte Ihnen jetzt einen Grund angeben, warum der verminderte Sauerstoffdruck Krebs erzeugt. Da wir schon wissen, dass bei einer Verminderung der Atmung die Gehrung entsteht, kann man die Frage auch so ausdrücken.
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Warum entsteht Krebs, wenn die Sauerstoffatmung durch die Gehrung ersetzt wird? Die Frage ist nämlich sehr berechtigt, denn man weiß ja von Pasteur schon, dass man mit Hilfe der Sauerstoffatmung wachsen lassen kann im Leben und mit Hilfe der Gehrung
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wachsen kann. So ist eigentlich nicht recht zu verstehen, warum, wenn ich die Atmung ersetze durch die Gehrung, warum dann Krebs entsteht. Aber ich glaube, dass ich Ihnen diese Sache erklären kann. Man geht dabei am besten von der Vorgeschichte des Lebens aus,
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die Vorgeschichte des Lebens auf unserem Planeten leer. Dass es schon Leben auf der Erde gegeben hat, als die Erdatmosphäre noch keinen freien Sauerstoff enthielt. Die damals lebenden Zellen müssen also gehrende Zellen gewesen sein. Und sie sind, wie die Versteinerungen zeigen,
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undifferenzierte Einzeller gewesen. Erst als der freie Sauerstoff vor etwa 800 Millionen Jahren in der Erdatmosphäre erschien, setzte fast plötzlich die Höhrentwicklung des Lebens ein, von den gehrenden,
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undifferenzierten Einzelzellen zu den königreichen der Pflanzen und der Tiere. Was die Philosophen des Lebens evolution creatis genannt haben, zum Beispiel Bergson,
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ist also das Werk des Sauerstoffs gewesen. Der umgekehrte Vorgang, die Enddifferenzierung des Lebens, spielt sich heute in größtem Maßstab vor unseren Augen ab, nämlich bei der Krebsentstehung, die nur ein anderer Ausdruck
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für die Enddifferenzierung ist. Zwar ist bei der Krebsentstehung heutzutage freier Sauerstoff in der Erdatmosphäre vorhanden, aber der freie Sauerstoff gelangt bei der Krebsentstehung nicht in genügendem Maß zu den Körperzellen hin, oder die Fermente der Atmung,
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die den Sauerstoff in den Körperzellen übertragen, sind geschädigt, sodass der vorhandene Sauerstoff nicht wirken kann. So oder so, jedenfalls sinkt bei der Krebsentstehung immer die Sauerstoffatmung,
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die Gärungen erscheinen und es entstehen aus Leberzellen oder Muskelzellen usw. Wieder die niedrigsten Lebewesen, die gierenden Anaerobier, die alle ihre Körperfunktionen eingebüßt haben und die nunmehr sinnlose Eigenschaft
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des Wachstums und der Zellteilung beibehalten haben. Man kann dieses Resultat so ausdrücken, dass man sagen kann, mit dem Verschwinden der Sauerstoffatmung verschwindet nicht das Leben, aber es verschwindet der Sinn des Lebens.
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Was übrig bleibt, sind eigentlich nur noch Maschinen, die Proteine und Nukleinsäuren produzieren und dadurch den Körper, in dem sie wachsen, zerstören. Nun kann man wieder weiterfragen. Wie kommt es aber,
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dass bei Einsätzen des Sauerstoffmangels die Zellen entdifferenziert werden? Wie kommt das? Wir sind schon weit entfernt von allen anderen Krankheiten in Bezug auf die globale Natur dieser Krankheit, über die wir hier sprechen.
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Wenn sich aus den niedrigsten einzelnen Lebewesen alle Pflanzen und alle Tiere und alle Menschen entwickelt haben, so ist dies, wie niemand bestreiten wird, von allen unwahrscheinlichen Vorgängen der Welt der unwahrscheinlichste. Denken Sie
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also das aus einem Geon-Klostridium, wie es doch die Tatsachen sind. Das ist keine Theorie, die sich Einstein entwickelt hat. Das ist keine Theorie. Das ist wirklich wahr. Unwahrscheinliche Vorgänge, aber Bedürfen, damit sie wirklich
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ablaufen, nach der thermodynamischen Theorie von Boltzmann, nach der Theorie der Thermodynamik, der Zufuhr von Arbeit. Es kostet Arbeit, wenn in einem gleich temperierten Gas Temperaturdifferenzen erzeugt werden sollen,
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während der Ausgleich von Temperaturdifferenzen in einem ungleich temperierten Gas ein von selbst verlaufender Vorgang ist, wie man in der Thermodynamik sagt. Analog erfordert die Entdifferenzierung des Lebens, ihre Erschaffung und ihre Erhaltung, dauernd der Zufuhr von Arbeit. Es ist die Sauerstoffatmung,
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die diese Arbeit liefert, was dadurch bewiesen wird, dass die Entdifferenzierung sofort einsetzt, wenn die Sauerstoffatmung auf irgendeine Weise gehemmt wird. In der Sprache der Thermodynamik ist die Differenzierung einer Zelle also ein
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erzwungener stationärer Zustand. Während die Entdifferenzierung, das heißt mit anderen Worten, der Krebs, das Gleichgewicht ist, oder in einem Bild ausgedrückt, die differenzierte Körperzelle ist wie eine Kugel auf einer schiefen Ebene,
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die immer abwärts rollt, aber durch die Arbeit der Sauerstoffatmung immer wieder zurückgeholt wird. Wird aber die Sauerstoffatmung gehemmt, so rollt die Kugel bis zur Ebene der völligen Entdifferenzierung herunter. Das ist ein anschauliches Beispiel,
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das der Sache ziemlich nahe kommt. Wir können nur wieder weiterfahren, dass die Thermodynamik und die Physik nicht erklären können, warum die Gärungsenergie nicht differenzieren kann. Wir wissen bis jetzt, wenn ich die Atmung hemmen und
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selbst durch die Differenzierung, dann geht die Differenzierung kaputt und wieder herunter auf die primitive Differenzierung der niedrigen Lebewesen. Das ist physikalisch und politisch, weil man doch sieht, dass Gärungs- und Atmungsenergie auf
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anderen Gebieten durchaus äquivalent sind, z. B. beim Wachstum. Würde es diese Diskriminierung der Gärungsenergie nicht geben, so würde es meiner Ansicht nach keinen Krebs geben. Denn dann würde beim Ersatz der Atmung durch die Gärung
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anstelle der Atmung die Differenzierungsarbeit übernehmen. Es würde auch in gärenden Zellen die hohe Differenzierung der Körperzellen erhalten bleiben. Aus alledem sieht man die Natur des Krebses, welche Natur die Krankheit ist.
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Der Krebs ist eine Erkrankung unterschiedlich von jeder anderen Krankheit, eine Erkrankung der Energetik der Zellen. Nun kann man wieder weiterfragen. Die Physik erklärt also den Unterschied zwischen der Gärungsenergie und der Atmungsenergie nicht.
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Das andere erklärt sie, dass ich Arbeit brauche zum Differenzieren. Das erklärt die Physik durchaus, weil das unwahrscheinlich ist. Aber sie erklärt nicht, warum die Gärungsenergie nicht die Differenzieren kann. Es ist klar, dass das nur die Chemie wird können. Dazu möchte ich Folgendes sagen.
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Der Biochemiker weiß, dass sowohl die Atmungsenergie als auch die Gärungsenergie auf dem Weg über Phosphatenergie gewonnen wird. Die Wege, auf denen die Phosphatenergie gewonnen wird, sind bei der Atmung und bei der Gärung verschieden.
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Wenn man diese Kenntnis auf die Tatsachen der Krebsentstehung so voll anwendet, dass nur die Atmungsphosphorylierung, aber nicht die Gärungsphosphorylierung, differenzieren kann, wird das vielleicht der Schlüssel zu dem heute größten Geheimnis der lebenden Natur,
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dem chemischen Mechanismus der Differenzierung. Figur 4. Die Biochemie erklärt uns ferner, warum bei der Krebsentstehung Gärung entsteht, wenn die Atmung verschwindet, obwohl wir bisher noch keine Auskunft gegeben haben.
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Das ist eine Sache, die man auch erklären kann. Die Figur erläutert diesen Zusammenhang zwischen Atmung und Gärung. Sie sehen daraus – das ist eine Sache, die mehr für Biochemiker ist, Sie müssen das entschuldigen –, aber sie ist so wichtig, dass ich sie hier doch gerne nicht
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unterschlagen möchte. Wenn man die Frage beantworten will, muss man zuerst darauf aufmerksam machen, dass der Weg der Gärung und der Atmung gemeinsam sind bei dem Kohlehydratablauf bis zur Brenztaubensäure. Erst bei der Brenztaubensäure trennen sich die Wege. Auf dem Gärungsweg gelangt man
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durch eine einzige chemische Reaktion zum Endprodukt der Gärung zur Milchsäure, während auf dem Atmungsweg etwa 30 Reaktionen – vielleicht 35 oder so – erforderlich sind,
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um die Brenztaubensäure zu Kohlensäure und Wasser zu verbrennen. Wenn also die Zellen auf irgendeine Art geschädigt werden, so ist es ungeheuer viel wahrscheinlicher, dass die Atmung als das die Gärung geschädigt wird. Die Häufigkeit des Krebses
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ist also durch die Häufigkeit von Atmungsschädigungen bei irgendwelchen Schädigungen chemisch und physikalisch zu erklären. Die Figur zeigt in ferner, dass Atmung und Gärung einen Katalysator gemeinsam haben, den im normalen Stoffwechsel
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almechtigen Katalysator Nikotinsäure ermitt. Von dem ein Molekül, das Oxidanz auf dem gemeinsamen Atmungsweg und Gärungsweg ist, wären fünf Moleküle auf dem Atmungsweg, auf dem die
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Brenztaubensäure zu Essigsäure oxidiert und auf dem von Sir Hans Krebs entdeckten Weg zu Kohlensäure und Wasser oxidiert wird. Die Folge dieser gemeinsamen Funktion des Nikotinsäurearmes bei der Atmung und bei der Gärung ist, dass bei jeder Schädigung
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der Atmung Katalysator für die Gärung frei wird. Das heißt, wenn die Atmung sinkt, steigt die Gärung oder entsteht die Gärung. Die Gärung ist also durchaus möglich auf rein chemischen Wegen. Im Allgemeinen gehen bei dieser Umwandlung die Zellen in der
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sogenannten Glykolyse unter Schädigung, da in die Gärung fehlt. Wenn aber die Gärung in dem Maße steigt, als die Atmung gesunken wird, so können die Zellen weiterleben und dann entstehen die Krebszellen. Damit ist die Entstehung der Krebszellen
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chemisch und physikalisch meines Erachtens wirklich erklärt. Die letzte Ursache des Krebses ist der Ersatz der Sauerstoffatmung durch die Gärung in den Körperzellen, wie ich in der Einleitung behauptet habe und wie ich versucht habe, ihn zu begründen.
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Die unzähligen entfernten Krebsursachen, von denen es Tausende gibt, sind nichts anderes, als dass sie die Sauerstoffatmung hemmen, die empfindlicher ist als jeder andere Stoffwechselvorgang. Nun noch einige Anwendungen. Zunächst möchte ich sagen,
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dass es nicht überflüssig ist, hier hervorzuheben, dass Virusarten nicht die letzte Ursache des Krebses sein können, sondern dass Viren zu den entfernten Krebsursachen gehören. Krebsentstehung durch Viren ist bisher in einigen Fällen
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bei Tieren beobachtet worden. In keinem Fall aber bei Menschen, während doch von der letzten Ursache einer Krankheit von Pasteur und Koch mit Recht verlangt worden ist, dass sie in jedem Fall gefunden wird, wie der Pestbazillus bei der Pest,
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der überall gefunden wird, oder wie die Gärung beim Krebs. Es ist lediglich ein Wunsch, dieses Gerede, das Sie alle 14 Tage lesen, über die Viruserzeugung von Krebs. Es ist ein Wunsch, weil man nämlich wünscht und hofft,
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dass man den Krebs doch heilen könnte wie eine Viruskrankheit, wie die Pocken, obwohl die tausendfältige Erfahrung zeigt, dass das nicht der Fall ist, dass gerade der Krebs nicht, wie die Viruskrankheiten, eine Immunität erzeugt.
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Man muss allen den Leuten, die diese Dinge heute erzählen und behaupten, das Wort von Pasteur entgegenhalten. C'est le plus grand dérèglement de l'esprit de croire des choses, parce qu'on veut qu'elle soit.
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Schließlich die Anwendungen. Was nützt es uns? Das werden vielleicht viele von Ihnen fragen, wenn wir wissen, was die letzte Ursache des Krebses ist. Was können wir damit machen? Ich möchte Ihnen hier ein Beispiel anführen. In Nordskandinavien kommt ein Krebs des Rachens vor unter
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der Speiseröhre, dessen Vorbote das sogenannte Plömer-Winsonsche-Syndrom ist. Dieses Syndrom kann geheilt werden, wie zuerst der Kliniker Waldenström in Uppsala gefunden hat, wenn man der Nahrung Wirkungsgruppen der Atmungsfermente zusetzt.
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Waldenström hat begonnen mit Ferrolactat. Man setzt heutzutage Eisensalze, Riboflawin, Nikotinsäure und Pantotinsäure zu. Wenn man aber die Vorbote des Krebses heilen kann, so kann man den Krebs verhüten.
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Nach Ernst Winder vom Sloan Kettering Institute in New York ist man zurzeit dabei mit Hilfe der Wirkungsgruppen der Atmungsfermente, diesen sehr gefährlichen Rachen- und Speiseröhrenkrebs auszurotten. Es ist zu wenig bekannt, gehört aber durchaus in diesem
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Zusammenhang, dass man mit Hilfe einer dieser Wirkungsgruppen der Atmungsfermente, nämlich mit dem Nikotinsäureamid, die Tuberkulose ebenso gut heilen kann wie mit Streptomycin. Seit den Sulfonamiden und den Antibiotika ist diese Entdeckung,
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die 1945 gemacht worden ist, meines Erachtens das wichtigste Ereignis auf dem Gebiet der Chemotherapie überhaupt. Jedenfalls ermutigt sie dazu, im Verein mit den Erfahrungen in Nordskandinavien.
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Allgemein zur Verhütung des Krebses große Mengen der Wirkungsgruppen der Atmungsfermente der Nahrung zuzusetzen. Da es keine Überdosierung gibt, kann ein solcher Versuch keinesfalls schaden, sondern nur nützen.
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Bedenken Sie, dass der Mangel an Wirkungsgruppen der Atmungsfermente zellphysiologisch vollkommen gleichbedeutend ist mit dem Mangel des Sauerstoffs in der Atmosphäre. Sie können also einen Rückschritt zu den Urzuständen des Lebens genauso erwarten mit dem Mangel der
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Atmungsfermente in der Nahrung, als ob sie den Sauerstoff aus der Atmosphäre wegleben würden. Ich möchte noch weitergehen und vorschlagen, dass man immer nach einer erfolgten Krebsoperation, wenn die Gefahr der Metastasen besteht, der Nahrung große Mengen von Wirkungsgruppen der Atmungsfermente zusetzt.
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Zwar wird es niemals gelingen – das kann man aus thermodynamischen Gründen sagen –, dadurch endifferenzierte Krebszellen wieder zurückzudifferenzieren, da in der kurzen Dauer eines Menschenlebens die Wahrscheinlichkeit einer Rückdifferenzierung
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gleich null ist. Aber man wird die Atmung der wachsenden Metastasen steigern, dadurch ihre Gärungen hemmen und dadurch, wenn Sie an die Kurve von Dienburg der Morristumoren denken, Ihr Wachstum in einem solchen Maße hemmen können,
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dass die Metastasen ungefährlich wären, womit der Krebs praktisch geheilt wäre. So etwa wie die schlafenden Krebszellen in der Prostata der alternden Männer, die auch deren Wohlbefinden in keiner Weise stören. Ein zweites Beispiel.
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Der Physiker Manfred von Ardenne, der zu meiner Freude hier auch, wenn ich hier vor mir sehe, hat den Entschluss gefasst, für den wir ihm alle dankbar sind, seine großen technischen Fähigkeiten für die Therapie des Krebses einzusetzen. Ardenne geht davon aus, dass die Krebszellen,
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weil sie gern saurer sind als die nicht gährenden normalen Zellen. Und dass die Krebszellen deshalb gegenüber Hitzung empfindlicher sind als normale Zellen. Es ist von Überhitzung in der Geschichte des Krebses schon öfters die Rede gewesen, und es war immer erfolglos.
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Aber es ging niemals von der Gärung aus, und es war eigentlich gar kein Grund, das zu machen. Während jede Krebstherapie, wenn sie nicht selektiv ist, überhaupt hoffnungslos und unsinnig ist. Aber Ardenne zeichnet sich dadurch aus, dass er die Ursache
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der größeren Hitzeempfindlichkeit in der erhöhten Gärung und in der erhöhten Acidität sieht. Ich halte die Idee für sehr gut. Auf der Basis dieser von ihm untersuchten Tatsachen erhitzt er Krebspatienten auf 43 Grad. Und trotzdem, Herr mein lieber Kollege, gestern gesagt hat, dass er nichts davon hält,
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sind Sie darüber doch etwas über das Ziel hinausgeschossen. Warten Sie mal ab, ob man, wenn man mit Vernunft gegen die Sache vorgeht, nicht doch etwas erreicht. Man soll jeden Versuch auf diesem Gebiet, man soll keinen Versuch entmutigen und jeden Versuch unterstützen.
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Die ganze Idee von Ardenne ist noch nicht entschieden. Aber schon jetzt halte ich seine Arbeit deshalb von großer Bedeutung, weil Sie den ganzen Weg der Krebsbekämpfung ablenken.
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Von dem sterilen, sogenannten konventionell chemotherapeutischen Weg, dass man versucht, sogenanntes Zytostatika anzuwenden. Das sind immer unspezifische Körper, die die Krebszellen genauso schädigen wie die normalen Zellen und vor dessen einfach die Menschen töten.
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Das ist sicher ein falscher Weg. Aber der von Ardenne ist, wollen wir mal sagen, hoffnungsvoll. Nun ein letzter Punkt, den ich im Augenblick für den aktuellsten halte auf dem ganzen Gebiet. Nach einer Schätzung von K. H. Bauer werden von den 25 Millionen Menschen,
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die heute in der Bundesrepublik leben, mindestens eine Million an Krebs der Luftwege sterben. Ein mehrfaches davon wird an anderen Krebsarten sterben. Bedenkt man, dass der Krebs eine permanente Seuche ist, ganz anders wie die Pest, so erkennt man, dass sich der Krebs
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zu einer der gefährlichsten Seuchen in der Geschichte der Medizin entwickelt, insbesondere in den Kulturstaaten. Dabei ist die Mehrzahl der Experten sich einig darüber, dass man die meisten Krebsvorkommen verhüten könnte,
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wenn man die bekannten krebserzeugenden Wirkungen berücksichtigen würde. Man hat nur nötig die sogenannten Karzinogene, was man nicht tut, von den Menschen fernzuhalten. Die Verhütung des Krebses
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würde meiner Ansicht nach gar keine großen Kosten verursachen, nicht größer als die Verhütung der Malaria oder des gelben Fiebers. Warum geschieht trotz allem nichts zur Verhütung des Krebses? Diese Frage ist doch sicher berechtigt. Wenn ich mich danach erkundige und die Leute frage,
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dann sagen sie mir immer, man kann doch nicht eine Sache verhüten, von der man nicht weiß, was sie ist. Ich habe z. B. neulich im Englischen Oberhaus eine Diskussion darüber gelesen. Da wurde dem betreffenden Lord diese Antwort von dem Vertreter der Regierung gegeben.
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Wie soll die Regierung etwas verhüten, wenn sie nicht weiß, was es ist? Nach dem Vortrag, den ich Ihnen gehalten habe – es ist wenigstens meine Bemühung bei dem Vortrag gewesen, ich habe ihn deshalb gehalten – kann niemand mehr mit gutem Gewissen behaupten, dass man nicht weiß, was der Krebs ist. Im Gegenteil, es gibt heute keine Krankheit,
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deren letzte Ursache besser bekannt ist und die weiter auf Physik und Chemie zurückgeführt ist, sodass heute das Nichtwissen keine Entschuldigung mehr dafür ist, dass man nichts tut. Dass die Verhütung des Krebses kommt,
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halte ich für vollkommen sicher, da der Mensch überleben will. Aber wie lange die Verhütung noch hinausgeschoben wird, hängt davon ab, wie lange die sogenannten Agnostiker sich noch gegen die Wissenschaft durchsetzen werden.
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Inzwischen werden leider sehr viele Menschen völlig überflüssigerweise am Krebs sterben müssen.