Plans for a German reactor
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Number of Parts | 340 | |
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Identifiers | 10.5446/41818 (DOI) | |
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Heisenberg, WernerRoute of administrationQuantumKraftwerkerNuclear powerAtomphysikReaktorbauNuclear reactorEinrichtenFuelYearPlane (tool)MachineStream gaugeBand gapThermal energyHydropowerAuge <Meteorologie>Nuclear technologyIsotope separationRadioactive decayKranführerEnergieChemische IndustrieRenewable energyRadiation therapyPrintmakingSkyDayAtomic nucleusFountain penHeat transferTowerFührung <Technik>TurningComputer animationMeeting/Interview
07:30
Heisenberg, WernerStream gaugeNuclear physicsPhysicistYearNuclear reactorMusical developmentHeavy waterWorkshopNeutronenstrahlungAnschluss <Stahlbau>Elementary particleEngineering technologistKritische GrößePower cableMagnetic momentReaktorbauCounterRadioactive decaySolutionNuclear technologyGraphiteMeasuring instrumentEintritt <Raumfahrt>IsotopPhysical quantityGroyneAtomphysikMillerEinrichtenChemical compoundTorTowerHour
14:59
Heisenberg, WernerStream gaugeNuclear fuelWeekWater purificationChemical compoundWeightWandPlane (tool)Power cableBrightnessAlter Mann <Bergbau>Uran-235MilitärtechnikDirtReaktorbauWasteYearRadioactive decayForceBookbindingNuclear technologyLuftradioaktivitätHalyardKraftwerkerRadioactive decayNuclear reactorRadiant fluxRadioactive wasteRadiochemistryLuftAbwasserSolutionComputer animation
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Rother <Familie, Waldsassen>VideoElectric power distributionComputer animation
Transcript: German(auto-generated)
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Verehrte Anwesende, es ist hier in diesem Kreis in Lindau üblich, dass wissenschaftliche Vorträge gehalten werden und diese Vorträge sollen auf hohem internationalen Niveau stehen.
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Leider muss ich Sie in diesen beiden Punkten enttäuschen, denn das, worüber ich zu berichten habe, ist erstens nicht rein wissenschaftlich und dann eigentlich auch nicht international. Es ist deswegen nicht rein wissenschaftlich, weil es sich um das Zusammenwirken von Wissenschaft und Technik handelt,
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um die Pläne, die auf dem Gebiet der Atomphysik an dieser Stelle in Deutschland besprochen worden sind. Uns ist nicht international, weil es sich eben um ein speziell deutsches Problem handelt, denn wir sind in Deutschland in der unangenehmen Lage, dass wir auf einem modernen Gebiet der Technik, eben in der Atomtechnik, weit zurückgeblieben
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sind durch die Kriegsfolgen und dass wir jetzt versuchen müssen, das Versorgte erneuerlich wieder einzuholen. Ich habe eigentlich nur zwei Entschuldigungsgründe hier über ein solches Thema zu sprechen. Der eine ist, dass hier in diesem Kreise ausländische Chemiker sind, die sehr viel mehr von Atommeilern
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und Reaktoren verstehen als wir hier in Deutschland und denen wir unsere Pläne sozusagen zur Kritik vortragen können. Und der andere ist, dass hier im süddeutschen Raum ja viel Interesse für die Frage der Atommeiler gezeigt worden ist und glücklicherweise liegt die Stadt Lindau ziemlich genau gleich weit von München und Karlsruhe entfernt.
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Das Interesse für Kernreaktoren entspringt heute nicht primär aus der Wissenschaft, sondern primär aus einer wirtschaftlichen Notwendigkeit. Das ist anders als in der Zeit vor zwölf Jahren, wo es noch ein wissenschaftliches Problem war, Reaktoren zu bauen.
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Aber alle wissenschaftlichen Fragen in dem Zusammenhang sind inzwischen längst gelöst. Die Entwicklung der Atomtechnik im Ausland in den letzten Jahren hat gezeigt, dass man z.B. Kraftwerke auf der Basis der Atomenergie bauen kann. Es ist wahrscheinlich, dass diese Kraftwerke mit den bisher üblichen konkurrenzfähig sind.
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Ganz sicher wird man es erst wissen, wenn diese Kraftwerke in Betrieb sind. Und solche Kraftwerke können und werden wahrscheinlich zu einer großen industriellen Entwicklung in bisher technisch unerschlossenen Gebieten der Erde führen. Denn die neuen Kraftwerke sind es den bisherigen in einem entscheidenden Punkt überlegen.
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Ihr Standort ist nicht an Kohlevorkommen oder Wasserkraft oder andere derartige Energiequellen gebunden, sondern sie können an jeder bedienigen Stelle der Erde aufgestellt werden. Das liegt daran, dass eine Tonne Uran den Energieinhalt von 2,5 Millionen Tonnen Kohle besitzt.
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Daher spielen Transportkosten für den Brennstoff also überhaupt keine Rolle mehr. Und wie ich schon sagte, unser Land ist auf diesem neuen Gebiet der Technik um mehr als 10 Jahre hinter dem Ausland zurück. Und selbst kleinere, sonst industriell eher schwächere Länder, wie sagen wir Norwegen, Schweden oder Holland, sind Deutschland hier überlegen.
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Wenn nun die deutsche Industrie einen solchen Vorsprung aufholt und als Nachzügler in dieses Gebiet der Technik eintreten will, so muss es sich zuerst über die Ziele klar werden, die es dabei verfolgen will.
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Dabei kann man an zwei recht verschiedenartige Ziele denken. Man kann ja nicht erstens den Bedarf an Atomenergie in Deutschland im Auge haben. Etwa mit der Absicht, bald auftretende Energielücken durch Atomenergie zu schließen oder mit der anderen Absicht, künstlich-radioaktive Stoffe in Kernreaktoren in Deutschland zu produzieren.
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Ich will hierbei aber erinnern, dass die Beschaffung der für die Industrie notwendigen Energie schon jetzt ein schwieriges Problem ist. Die Kohlevorkommen sind begrenzt, die Wasserkräfte auch, und es ist schwer, den ständig steigenden Energiebedarf zu decken.
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Die Erzeugung radioaktiver Stoffe ist ein wichtiges Gebiet der chemischen Industrie. Und da die chemische Industrie in Deutschland immer relativ stark war, hat sie naturgemäß auch ein großes Interesse daran, in diesem Gebiet an der internationalen Technik teilzunehmen. Wenn man nur solche Ziele vor Augen hat, wie ich sie bisher genannt habe, so würde es fürs erste genügen, Reaktoren oder sogar Kraftwerke im Ausland zu bestellen
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und von ausländischen Firmen bei uns aufbauen zu lassen. Den Betrieb würde man ja wohl schnell erlernen. Man kann aber zweitens die Ansicht vertreten, die deutsche Industrie solle sich an der großen industriellen Entwicklung auch in den anderen Gebieten der Erde beteiligen,
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selbst also am Reaktorbau und am Kraftwerkbau teilnehmen und mit der Wirtschaft der übrigen Länder hier im friedlichen Wettbewerb treten. Wenn man diesen zweiten Weg wählt, so hilft es wenig, Reaktoren im Ausland zu kaufen. Man muss viel mehr lernen, selbst solche Reaktoren und später Kraftwerke zu bauen.
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Geht man von dieser zweiten Vorstellung aus, und da soll der Ausgangspunkt für die folgende Überlegung sein, so muss der erste Schritt auf dem vorgezeichneten Weg die Errichtung einer Versuchsstation sein, in der Technik und Wissenschaft zusammenwirken, um die Methoden der Reaktorentwicklung zu studieren und einzubringen.
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Nun sind die Pläne zu einer derlichen Versuchsstation in den vergangenen Jahren in einem vom Bundeswirtschaftsministerium zusammengerufenen Kreise ausführlich durchgesprochen worden, und das genaue Studium entsprechender Einrichtungen im Ausland hat etwa zu folgendem Bild geführt.
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Also bei den Einrichtungen im Ausland denken wir etwa an die englische Station in Harwell, oder an die amerikanische Station, etwa das Argonne-Laboratorium bei Chicago, oder Brughaven bei New York. Eine solche Station enthält zunächst ein oder später vielleicht mehrere Reaktoren, die das eigentliche Versuchsobjekt der Station darstellen.
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Den Reaktoren widersicht wissenschaftliche und technische Institutionen an. Zunächst etwa ein Institut für Neutronenphysik, die die kernphysikalischen Probleme des Reaktorbaus behandelt. Dann ein chemisches Institut, das die im Reaktor bestrahlte Zustand aufarbeitet,
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sie für die Weiterverwendung in anderen Versuchen vorbereitet und die Wirkung der Bestrahlung auf die verschiedensten Stoffe, insbesondere auf die Strukturmaterialien und Brennstoffe der Reaktoren, studiert. Natürlich sind das nicht die einzigen Probleme, die hier im Zusammenhang mit dem Reaktorbau auftreten,
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etwa Fragen der Wärmeübertragung, Übertragung der Wärme weiter zum Gebrauch in Maschinen und so weiter, werden gelöst werden müssen. Und man kann auch wieder an andere Gebiete, die der Wissenschaft mehr liegen, denken. Also man kann etwa an die Anbiederung eines Instituts für Isotopentrennung oder für medizinische Forschung denken.
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In dem Institut für medizinische Forschung kann man etwa die Benutzung von starken, radiativen Präparaten in der Diagnose oder Therapie studieren. Eine solche Station muss im engsten Kontakt stehen mit der an solche Probleme interessierten Industrie. Ich sagte ja schon vorher, dass es sich eigentlich nicht mehr um ein wissenschaftliches Problem,
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sondern eben um technische Probleme handelt. Daher wird es zweckmäßig sein, dass die verschiedenen an solchen Problemen interessierten Firmen Arbeitsgruppen an die Reaktoren entsenden. Ich erinnere mich an den großen Reaktor in Brookhaven in der Nähe von New York, an dem an einer Reihe von Stellen Neutronenstrahlen aus dem Reaktor herauskommen,
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die sozusagen an die Industrie vermietet werden, die dann mit diesen Neutronenstrahlen Experimente anstellen. Die Firmen können an der Lösung der beim Reaktorbau auftretenden Probleme durch ihre eigenen Wissenschaftler und Ingenieure mitwirken. Und sie können umgekehrt ihre Fragen an die Wissenschaftler der Station herantragen,
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um sie gemeinsam mit ihnen zu lösen. In anderen Worten, die Station muss ein Umschlagplatz für Erfahrungen zwischen Wissenschaft und Technik sein. Das für die Durchführung der Arbeit und verantwortliche Personal der Station setzt sich daher auch aus Wissenschaftlern und Technikern zusammen, wobei die Techniker erheblich in der Überzahl sein werden.
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Die Wissenschaftler aber stellen hohe Verantwortung einnehmen müssen. Die Leitung der Station, die ja, wie ich schon sagte, die Größe eines wissenschaftlichen Instituts bei weitem überschreiten wird, sollte nicht, wie bei einem wissenschaftlichen Institut, nur in der Hand von Wissenschaftlern liegen, sondern eher bei einem Direktorium,
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das sich etwa aus einem Techniker, einem Wissenschaftler und einem Verwaltungsmann zusammensetzt. Und die Federführung könnte durchaus bei der Wirtschaft oder der Verwaltung liegen. Nun, wie sieht es mit der praktischen Verwirklichung aus? Da in den letzten Jahren schon viel Zeit verloren worden ist, ohne dass Entscheidungen zur Vorbereitung der friedlichen Atomtechnik getroffen worden wären,
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so wird man jetzt die Versuchsstation so rasch wie möglich einrichten sollen und sich daher zunächst auf das unbedingt Notwendige beschränken. Unter dieser Voraussetzung sind von einer aus Vertretern der Wirtschaft und der Wissenschaft bei der zusammengesetzten Kommission die folgenden Zahlen für die Kosten der notwendigsten Teile der Station errechnet worden.
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Der erste Reaktor, der wahrscheinlich aus gewöhnlichen Uran und Graphit als Moderator bestehen soll, wird mit der ganzen Ausrüstung auf etwa 17 Millionen Mark geschätzt. Dazu kommt ein Institut für Reaktor- und Neutronenphysik, das mit seiner Einrichtung, das Institut kostet bei 1,8 Millionen, die Einrichtung 2,2 Millionen,
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ein chemisches Institut, das etwas kleiner ist, Verwaltungsgebäude, Werkstätten und so weiter. Alles zusammen kommt man dabei etwa auf eine Summe von 28 Millionen DM. Wenn man die Station noch mit einem der bisherigen Forschungsinstitute verbindet,
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das über Erfahrungen in der Reaktorkonstruktion aus früheren Zeiten verfügt, so kommen noch die Kosten für die Verlagung dieses Instituts hinzu. Bei den Kosten, auf die ich vielleicht noch einen Moment eingehen darf, fällt insbesondere der hohe Aufwand für den ersten Reaktor auf. Hier liegt die Frage nach, ob es nicht möglich wäre, mit einem kleineren Reaktor zu beginnen.
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Zum Beispiel werden von amerikanischen Firmen kleinere Laboratoriumsreaktoren zu preis von 1,2 bis 2 Millionen Mark geliefert. Hier soll zu bedenken, dass der Bau kleiner Reaktoren nur möglich ist, wenn man über Uran verfügt, in dem das selbe Isotop 235 angereichert ist,
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oder wenn man größere Mengen schweren Wassers besitzt. Diese beiden Voraussetzungen sind in der Bundesrepublik nicht erfüllt. Zur Produktion von schweren Wasser würde man, da man dafür ja erst eine Fabrik errichten muss,
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einige Jahre brauchen. Die Kosten des schweren Wassers wären jedenfalls auch sehr hoch, also man würde den Ganzen wohl nicht viel einsparen können. Angereichendes Uran aber wird man in Deutschland noch für lange Zeit überhaupt nicht gewinnen können, da die Errichtung einer Fabrik dafür noch viel kostspieliger wäre und wohl auch nur im Zusammenarbeiten mit anderen europäischen Nationen unternommen werden sollte.
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Es bliebe also noch der Kauf dieser Substanzen im Ausland. Aber dann müsste erst durch Behandlungen auf Regierungsebene geklärt werden, ob und unter welchen zusätzlichen Bedingungen schweres Wasser oder angereichertes Uran im Ausland gekauft werden können.
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Man wird also wohl oder übel mit einem Reaktor aus gewöhnlichen Uran beginnen müssen. Davon gibt es eine gewisse Menge in Deutschland und zusätzliche Mengen wird man eventuell leicht im Ausland kaufen können. Und als Moderator muss Grafik oder wenn die Produktion dafür schnell genug anläuft,
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dann doch schweres Wasser verwendet werden. Der umgenannte Preis für einen solchen Reaktor oder Mindestpreis ist nun von der energetischen Leistung des Reaktors fast unabhängig. An dieser Stelle ist auch in der Presse gelegentlich manche Verwirrung entstanden. Denn die preisbestimmte Uranmenge wird durch die sogenannte kritische Größe des Reaktors bestimmt,
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während die Leistung fast ausschließlich von der Art der verwendeten Kühleinrichtung abhängt, die den Preis nur unwesentlich beeinflusst. Es ist also nicht richtig zu denken, dass ein Reaktor, der etwa nur 1.000 Kilowatt liefert, zehnmal kleiner und billiger wäre als ein Reaktor, der 10.000 Kilowatt liefert.
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Denn beide brauchen ja dieselbe Mindestmenge von Uran. Es wäre also sinnlos, hier die Leistung auf einen kleinen Bruchteil der leicht erreichbaren Leistung von einigen 1.000 Kilowatts zu grossen, um dann doch nur wenige Prozent der Kosten dabei einzusparen. Man wird also die Kosten nicht wesentlich unter die genannten Zahlen senken können,
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wenn man eine Station errichten will, die ihren Zweck wirksam erfüllt. Und die Finanzierung dürfte ja wohl zum Teil aus der Wirtschaft, zum Teil aus der öffentlichen Hand erfolgen. Bei dieser Gelegenheit kann ich vielleicht ein paar Worte über den Wert der von amerikanischen Firmen angebotenen Kleinreaktoren sagen. Diese Instrumente haben als Laboratoriumseinrichtungen für Hochschulinstitute oder technische Einrichtungen,
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technische Institute zweifellos einen erheblichen Wert, da an ihnen Versuche mit starken Neutronenstrahlen angestellt und Studenten und Personal im Umgang mit der radioaktiven Strahlung geschult werden können. Vom Standpunkt der Grundlagenforschung aus aber sind sie nicht allzu interessant,
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dass sich das Zentrum der atomfisikalen Grundlagenforschung ja längst von der Kernphysik weg und auf die Physik der Elementarteilchen zugewegt hat. Und was die technische Problemstellung anlangt, so kann man also zwar Materialuntersuchungen mit den Kleinreaktoren anstellen,
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aber man kann aus der Arbeit mit ihnen die Entwicklung von größeren Reaktoren kaum lernen. Diese so kurz geschilderte Reaktorstation oder sagen wir Versuchstation für Reaktorbau soll also der deutschen Wirtschaft den Eintritt in die in der übrigen Welt weltweit entwickelte friedliche Atomtechnik ermöglichen. Wenn die Anfangsschwierigkeiten bewunden sind
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und die deutsche Wirtschaft auch auf diesem Gebiet den Anschluss an die Wirtschaft der anderen Länder gefunden hat, so werden die technisch entwickelten Reaktoren an den Stellen aufgestellt werden können, an denen sie gebraucht werden. Das ist natürlich in allen Ländern so. Aber man darf sicher kein Illusion hingeben, die Aufstellung dieser selbstentwickelten technischen Reaktoren ist erst möglich,
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wenn man den Reaktorbau erlernt hat und dies wird sicher einige Zeit dauern. Es wäre Unsinn, jetzt schon von der Aufstellung von selbstentwickelten Kraftwerken zu träumen. In der letzten Zeit ist nun oft über den Standort der Stationen gesprochen worden und es sind gelegentlich besorgt, wie sie geäußert worden,
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auf die ich hier mit ein paar Worten eingehen möchte. Es sei hier zunächst Folgendes festgestellt. Die Errichtung einer derartigen Station in der Nähe einer großen Stadt bedeutet keinerlei Gefährdung für die Bevölkerung oder für die Wirtschaft dieser Stadt. Man denkt bei dieser Gefährdung ja an eine mögliche Versäuchung der Luft oder des Grundwassers mit radioaktiven Substanzen.
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Bei den flüssigen und festen Abfallstoffen ist nun die Sorge völlig unbegründet, denn natürlich denkt niemand daran, sie mit dem Abwasser in die Erde oder in Flüsse zu leiten. Vielmehr werden die Abfallstoffe nach den im Ausland gesammelten Erfahrungen sorgfältig gespeichert,
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nach Abschwächung ihrer radioaktiven Strahlung aufgearbeitet und schließlich verpackt und weit von der Küste ins Meer versenkt. Also an der Stelle ist die Beseitigung der radioaktiven Abfälle kein wirkliches Problem. Schwierig ist es, die radioaktive Verunreinigung der Luft völlig zu vermeiden. Aber man kann und muss natürlich durch Maßnahmen,
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die an den viel größeren Reaktoren des Auslandes erprobt worden sind, dafür sorgen, dass die Luftradioaktivität schon im Bereich der Station immer so niedrig bleibt, dass sie die dort arbeitenden Menschen nicht im geringsten Gefährdet. Also sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass ja schon die natürliche Luft
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einem gewissen Gehalt an radioaktiven Stoffen auffallt. Da nun die nächste städtische Siedlung noch einmal 10 bis 20 Kilometer von der Station entfernt liegen wird, ist dort natürlich jede Gefährdet ausgeschlossen. Ganz allgemein möchte ich an dieser Stelle noch betonen, dass diese Fragen der radioaktiven Verunreinigung in den letzten zehn Jahren im Ausland
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so gründlich und umfassend behandelt worden sind, dass wir alle wesentlichen Ergebnisse ohne Bedenken für Deutschland übernehmen können. Sie können sich ja leicht vorstellen, dass im Ausland, wo Reaktoren stehen, die noch hundert- oder tausendmal größer sind als die, die jetzt in Deutschland geplant sind, dass da diese Probleme noch eine viel größere Rolle spielen
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und dass daher sehr sorgenfältige Untersuchungen im Ausland bereits vorliegen, die wir nur studieren, um den Ergebnissen zu übernehmen haben. Die Lösung der Standortfrage wird in Deutschland dadurch erheblich erschwert, dass zwei gute Standorte angeboten worden sind, über die bisher keine Einigung erzielt werden konnte, nämlich München und Karlsruhe.
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Es war sicher ein schwerer Fehler, dass man nicht schon vor zwei Jahren versucht hat, über die Standortfrage eine Entscheidung herbeizuführen. Damals wäre es wahrscheinlich leichter gewesen als jetzt. Es ist in diesem Zusammenhang neuerdings sogar der Vorschlag aufgetaucht, die Reaktorstation in zwei Teile zu spalten, um beide München zu befriedigen,
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etwa in der Weise, dass in der einen Station der Wissenschaftliche, in der anderen der technische Teil der Arbeit geleistet werden sollte. Dieser Vorschlag würde aber den Sinn der Station völlig zerstören, dass sie doch gerade die Stelle sein soll, an der Wissenschaft und Technik zusammenarbeiten
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und sich gegenseitig befruchten sollen. Wenn man also trotzdem aus Gründen anderer Art an irgendeine Teilung denkt, so scheint mir, dass man nur einen nach Sachgebieten in Betracht ziehen könnte. Wenn man hier nun wieder Auslandsstationen als Vorbilder nimmt, so erkennt man, dass es Stationen gibt, in denen zwar Reaktorentwicklung betrieben wird,
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in denen aber die Aufarbeitung der Uranstäbe, also die sogenannte heiße Chemie, nicht selbst vorgenommen wird. Also zum Beispiel in Bruchhebeln, um ein Beispiel zu nennen, wird keine heiße Chemie getrieben, sondern die Uranstäbe wird zur Aufarbeitung an andere Stellen geschickt.
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Man könnte also allenfalls die Aufarbeitung der Uranstäbe, damit die Gewinnung von Plutonium und eventuell später auch die Anreichung des Uran 235 im natürlichen Uran, an einer anderen Stelle betreiben als in der Station für Reaktorbau. Eine solche Einteilung könnte auch von einem anderen Gesichtspunkt aus noch als zweckmäßig erscheinen.
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In der Station für Reaktorbau soll ja die Industrie in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft die Erfahrungen sammeln, die sie befähigen, in den friedlichen Wettbewerb der Atomtechnik in der Welt einzutreten. Dazu ist die erste und unabdingbare Voraussetzung,
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dass in der Station auf alle Arbeiten verzichtet wird, die auch nur die entfernteste Ähnlichkeit mit Rüstungstechnik haben könnten. Denn nur wenn diese Voraussetzung vollständig und ohne jede Ausnahme erfüllt ist, wird es möglich sein, jedes Misstrauen des Auslandes zu vermeiden
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und die Station von Bindungen freizuhalten, die dem Wesen dieser Arbeit nicht entsprechen. Nur die Erzeugung von Plutonium und die Anreichung von Uran-235 gehören zwar auch zu friedlicher Atomtechnik, denn zu Bau von Kraftwerken wird man in vielen Fällen die leicht brennbaren Kernentrennstoffe, also Uran-235 und Plutonium, mitverwenden.
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Aber hier sind die Verfahren zur Erzeugung dieser Stoffe eben doch mit gewissen Teilen der Rüstungstechnik verwandt. Das kann nicht geleugnet werden. Solche Probleme wird man also, wenn man sie in Deutschland überhaupt aufgreift, was noch diskutiert werden müsste,
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am besten in Zusammenarbeit mit anderen europäischen Nationen in Angriff nehmen, um an der Stelle alles Misstrauen von vornherein auszuschalten. Es läge also nahe, wenn man nun schon nach diesen Gesichtspunkten eine Teilung vornehmen will, für diesen Teil der Atomtechnik einen für die Zusammenarbeit günstigen Standort an der deutschen Westgrenze, also etwa bei Karlsruhe, zu wählen,
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während die Versuchsstation für Reaktorbau dann etwa in München stehen könnte. Also das wäre eine Form der Teilung nach Sachgebieten, die sich vielleicht sachlich vertreten ließe. Es muss aber auch an der Stelle betont werden, dass es abgesehen von den politischen Argumenten von der Sache her doch wo besser wäre,
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jedenfalls zunächst die ganze Arbeit an einer Stelle zu konzentrieren, um die Kräfte nicht unmöglich zu zersplittern. Denn das muss immer wieder gesagt werden, unsere Kräfte auf diesem Gebiet sind eins, zwei und sehr schwach. Also das gilt ganz unabhängig davon, das möchte ich auch deutlich sagen,
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für welchen Standort schließlich optiert werden würde. Nun, diese Frage wird ja wohl in der allernächsten Zeit entschieden werden, das hoffen wir. Das wichtigste für die deutsche Wirtschaft ist im Augenblick, dass die Entscheidung so schnell wie möglich gefällt wird, denn wir müssen sozusagen gegen die Zeit, gegen einen großen Zeitverlust in die Vergangenheit kämpfen.
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Also hoffen wir, dass diese Entscheidung so schnell wie möglich gefällt und mit der Zurbereitung jedes Misstrauens auch die Öffentlichkeit über die Entscheidung und ihre Begründung so schnell wie möglich informiert wird. Denn dann nur kann mit der Arbeit wirklich begonnen werden. Damit möchte ich nur diesen kurzen Bericht schließen.
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Ich habe ihn etwas kürzer gehalten als ich vorhatte, aber wir wollen ja noch über die anderen Vorträge diskutieren und da mag also diese kurze Übersicht genügen.
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