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Civic Tech – Technologie für Bürger*innen

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Formal Metadata

Title
Civic Tech – Technologie für Bürger*innen
Title of Series
Number of Parts
10
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CC Attribution 3.0 Unported:
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Abstract
Ein Vortrag über: – Civic Hacker*innen – die Tools, die sie bauen, die Motivation die sie antreibt, und die Herausforderungen, vor denen sie stehen. – Städte und Verwaltungen – die Chancen, die neue Technologien für sie bieten, die Hürden, die sie bewältigen müssen, und die Ängste, die sie haben. – Bürger*innen – und wie sie von diesen neuen Entwicklungen profitieren.
Computer animation
NumberVisualization (computer graphics)ZahlEstimationComputer animation
Visualization (computer graphics)Digitale KarteLecture/ConferenceComputer animation
Visualization (computer graphics)EXCELComputer animation
MicrosoftComputer animation
PriorityDecision theoryComputer animation
Workstation <Musikinstrument>Open innovation
Focus (optics)Computer animation
Computer animation
Computer animation
Prototype
Computer animation
Computer animationLecture/Conference
Physical quantityPDF <Dateiformat>Computer animation
Source code
EmoticonSoftware developer
CodeComputer programmingRoundingOpen sourceAlgebraic closureService (economics)SoftwareInformationDirection (geometry)Lecture/Conference
XMLUML
Transcript: German(auto-generated)
Ich spreche in den nächsten 15 Minuten über das Thema Civic Tech oder wie ich es vor viereinhalb Jahren mal übersetzt habe, über digitale Werkzeuge für Bürgerinnen und keine Sorge es geht jetzt nicht los mit einer abstrakten Begriffsdefinition oder
Erklärung. Wir bei der Open Knowledge Foundation setzen uns eigentlich immer zum Ziel abstrakte Begriffe so ein bisschen ja außen vor zu lassen und lieber über konkrete Projekte zu sprechen, um Leute zu aktivieren, eher als sie zu irritieren mit abstrakten Konzepten und
selbe zeige ich jetzt auch in meiner Präsentation. Ich zeige euch drei Beispiele ganz konkret aus der Community. Was sind digitale Werkzeuge für Bürger? Das erste Beispiel kommt aus Berlin zu einem superaktuellen Thema, wo unsere Kinder lernen. Das wissen vielleicht einige oder
haben es über den Sommer mitbekommen. Berlin hat ein großes Problem mit maroden Schulen. Es gibt einen Sanierungsstau und einen immensen Sanierungsbedarf. Ich habe jetzt hier die Zahlen der Stadt aus den einzelnen Bezirken. Wenn man das alles zusammenzählt, dann gibt es einen Sanierungsbedarf von 5 Milliarden Euro. Wenn man das auf Schulkinder runter bricht,
sind es 11.000 Euro pro Schulkind. Was ich an dieser Visualisierung ganz interessant finde, ist man hat hier zwei Zahlen. Einmal die Zahl aus 2014, eine Schätzung der Bezirke und einmal den Gebäudescan 2016. Vielleicht nur ganz kurz vorab. Die Schätzung 2014 konnten sich
Bezirke ihre eigenen Kriterien überlegen, um zu evaluieren, was gibt es für einen Sanierungsbedarf und 2016 hat man sich überlegt, vielleicht macht es den einheitlichen Kriterien zu schaffen, damit man einen Vergleich hat über die Bezirke hinweg. Man sieht hier, diese Zahlen schwanken relativ stark. Mit dem Gebäudescan hat man jetzt für jede
Schule eigentlich relativ detaillierte Daten, was genau da zu sanieren ist und wie viel das kostet. Leider gibt man die Daten momentan aber nur in dieser Form sehr stark aggregiert heraus. Man kann wirklich nur sehen, wie viel hat der einzelne Bezirk an Sanierungsstau. Das war im Sommer diesen Jahres und ein paar Wochen später kam eine
digitale Karten oder eine Kartenvisualisierung heraus, die man hier jetzt sieht aus dem OKLab Berlin. Ein Projekt von Code for Germany und zwar hat Thomas Tursich für den Bezirk Lichtenberg visualisiert. Na ja, wie viel Sanierungsbedarf hat denn
jede einzelne Schule? Und jetzt fragt man sich natürlich, wenn die Stadt die Daten eigentlich nur so stark aggregiert rausgibt, wie ist Thomas an diese Daten gekommen? Und dazu will ich eine kurze Geschichte erzählen, weil ich fand das selbst sehr spannend. Und zwar die Stadt hat eine Pressemitteilung veröffentlicht und zu dieser Pressemitteilung gab es dieses Excel-Sheet. Und in dem Excel-Sheet
war wirklich einfach nur diese Tabelle, wenn man es in Microsoft Excel öffnet, wo man wieder die Zahlen, die wir eben in der Visualisierung gesehen haben, sieht. Wenn man jetzt aber das selbe Sheet, und Thomas hat das gemacht, mit Apple Numbers öffnet, dann sieht man plötzlich, eigentlich sind da viel mehr Reihen als in dem Microsoft Excel-Sheet. Interessant, es sind zwar alle leer,
aber ja, dann habe ich Thomas gefragt, ok gut, du hast das in Apple Numbers geöffnet und man sieht es so, was hast du da nachgemacht? Und auf Slack hat er mir geantwortet, drei Tage liegen lassen übers Wochenende, dann in LibreOffice geöffnet, die Spalten eingeblendet und mich über Zeilennummerierung gewundert, dann die Zeilen eingeblendet, alle
ganz interessant, für Thomas war das tatsächlich der Datencheckbot schlechthin, weil Thomas wohnt in Lichtenberg, seine zwei Söhne gehen in Lichtenberg in die Schule und er ist Sprecher im Elternverein und auch im Landeselternverband. Das heißt, für ihn waren diese Daten wirklich super interessant und noch
dazu ist er Datenenthusiast. Das sind ganz viele Zufälle in diesem ein Projekt. Was hat Thomas gemacht? Er hat eine Seite erstellt, eine Visualisierung, die interaktiv ist. Wo lernen unsere Kinder? Man kann sich durch die Schulen klicken. Hier sieht man beispielsweise die Schule am Rathaus. Ich zoome mal rein, hat dann so einen Kassenzettel, wo man sieht,
ja, was ist denn der aktuelle Sanierungsbedarf dieser Schule? Und das hilft natürlich Leuten wie Thomas, die Elternvereinssprecher sind, ja, eine Argumentationsgrundlage zu haben, bessere Entscheidungen zu treffen in Gremien, die Daten auch überprüfen zu können, also dann wirklich in die Schulen gehen zu können und zu gucken, stimmt das, was hier aufgeführt ist. Das war das Beispiel aus Berlin. Das
nächste Beispiel kommt aus Stuttgart, und zwar geht es hier um Crowdsourcing von Luftqualitätsdaten. Stuttgart ist die Hauptstadt der Kehrwoche und ist auch oft mit negativen Schlagzeilen in den Medien, weil die Luftqualität dort so schlecht ist, weil die Feinstaubwerte so hoch sind. Und Civic Hacker in Stuttgart haben wir erzählt, naja, medial
werden oft wirklich nur die Schadstoffbrennpunkte betrachtet, also das Neckartor zum Beispiel, wo es eine Station der Stadt gibt und wo laufend Höchstwerte überschritten werden. Und nur diese Stationen und diese Brennpunkte sind in den Medien.
Jetzt haben sich engagierte Bürger aber gefragt, naja, wie sieht es denn in den restlichen Teilen der Stadt aus? Wie sieht die Luftverschmutzung von meiner Haustür in meinem Kiez aus? Kann man da nicht mehr Daten dazu sammeln? Und auch hier, wie es der Zufall so will, sind Luftqualitätssensoren,
do-it-yourself, Luftqualitätssensoren und Module dafür werden immer günstiger. Das heißt, man kann kleine do-it-yourself-Sensoren ganz gut selber bauen. Das hat das OKLab in Stuttgart auch gemacht, ein paar Monate lang experimentiert mit Sensoren, rumgelötet, bis man dann gut funktionierende Prototypen hat und haben Bürger in der
Stadt dazu aufgerufen, Pate dieser Geräte zu werden und was zu spenden. Ziel ist es, 300 Feinstaubmessgeräte in ganz Stuttgart zu verteilen und Daten zu erheben. Und das hat auch ganz gut geklappt, wie man hier sieht. Es wurden fast 10.000 Euro gespendet ans Projekt. Die Teile für die
ersten 100 Geräte sind eingetroffen. Die ersten Geräte sind auch schon installiert und wurden zusammengebaut. Das Projekt kann man sich hier auf der Seite angucken mit den Live-Daten. Das ist ein erster Prototyp. Das Projekt hilft dabei, Bewusstsein zu schaffen für dieses Thema, Luftqualität und Feinstaub und lernt noch dazu, den Stuttgarter Bürgern so ein bisschen löten, weil man das
natürlich alles selbst zusammenbauen muss. Das ist ein Civic-Tech-Projekt aus Stuttgart. Das nächste ist bundesweit und vielleicht auch interessant für einige heute im Publikum kleineanfragen.de. Eine Seite, die aggregiert sämtliche kleine Anfragen,
große Anfragen, schriftliche Anfragen. Man sieht hier über 50.000 aus den unterschiedlichen Landesparlamenten, aus dem Bundestag und macht diese durchsuchbar, einfach zugänglich und verlinkbar. Das waren sie davor eben nicht. Davor in Sachsen zum Beispiel hat man oft einfach eingescannte PDFs, die nicht maschinenlesbar
sind und die man demnach auch nicht durchsuchen kann. Hier so sieht eine kleine Anfrage auf dem Portal aus. Wenn man sich reinklickt, man sieht hier, wer hat sie eingereicht, wer hat sie beantwortet. Man kann sich das PDF runterladen, man kann darauf verlinken. Man kann sich auch Schlagworte abonnieren. Das heißt, man
bekommt dann immer einen Alert, wenn ein bestimmtes Schlagwort fällt oder ein bestimmter Name fällt. Und genau, ganz interessant für Journalisten, für interessierte Bürger, für Mitarbeiter von abgeordneten Büros, für Verwaltungsmitarbeiter. Und bei den Verwaltungsmitarbeitern habe ich hier ein
Beispiel. Die Verwaltung nutzt das Tool nämlich auch sehr stark, scheinbar. Wenn man auf eine andere Seite geht, auf sehr Gutachten, wo Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes des Bundes bereitstehen, dann sieht man häufig in den Fußnoten, dass kleine Anfragen zitiert wird. Also Behördenmitarbeiter verwenden dieses Tool und sagen dann in ihren Gutachten, ach ja, wenn du dir diese
kleine Anfrage angucken willst, dann hier der Link, zack, guck auf kleine Anfragen. Und auch ganz interessant, wer hat dieses Tool gebaut? Diese Seite kleine Anfragen. Es war keine Behörde, es war auch keine große NGO, sondern es war Maximilian Richt, ein Softwareentwickler aus Bayern. Und ich habe Maximilian zu seiner Motivation
gefragt, weil mich interessiert hat. Ja, was motiviert oder was treibt jemanden an, so ein Portal in seiner Freizeit zu bauen? Und Maximilian hat mir Folgendes erzählt oder geschrieben. Ich habe gefragt, was wird deine Motivation? Er hat geschrieben, der Bahnbrücken ist ein Artikel von Zeit Online. Es war eine interaktive Karte über den Zustand von Bahnbrücken. Ich habe in ihrem
Datenblock, haben Sie das dann noch mal genauer beschrieben und da bin ich neugierig geworden und habe mich am selben Tag noch durch die Parlaments Dokussysteme von Berlin und Bayern gewühlt und festgestellt, dass die Dinge grausam zu bedienen sind und man dort eigentlich nicht richtig nach interessierten Anfragen wühlen kann. Und so habe ich am selben Abend
noch das Projekt angelegt und los entwickelt. Smiley. Ein wirklich tolles Projekt, das er da gestemmt hat, das von vielen genutzt wird. Die Projekte, die ich gerade gezeigt habe, die drei sind aus der Code for Germany Community. Da gibt es 25 Labs in ganz Deutschland. Die treffen sich
regelmäßig, arbeiten an Tools für ihre Städte und Nachbarschaften, wie denen, die wir gerade gesehen haben. Und das meiste in der ehrenamtlichen Zeit, also nebenher, überlegen sich die Leute, wie können sie ihre Skills und Fähigkeiten im Bereich Softwareentwicklung und Design für eben die Gesellschaft einsetzen? Was ist die Motivation
hinter diesen Projekten? Zum einen möchte man die Möglichkeiten von neuen Technologien aufzeigen. Man möchte zeigen, es ist keine Rocket Science, ein Portal wie kleine Anfragen zu bauen. Es schafft eine Person. Vielleicht möchte man auch so ein bisschen zum Nachdenken anregen, wenn mal wieder ein Auftrag raus, mehrere
100.000 Euro Steuergelder kostet. Man möchte aber vor allem anregen und zeigen, was so was geht. Und man möchte nicht zum Software IT Dienstleister for free werden, sondern eben mit Experimenten, Städte und Behörden anregen, doch auch mal in diese Richtung zu gehen und
neue Dinge auszuprobieren. Dann Push für mehr Transparenz und offene Daten. Man sieht es am Beispiel der Schulen von Thomas Dursic, der auch eine Informationsfreiheitsanfrage laufen hat, gerade in Berlin, um die Daten der anderen Bezirke zu öffnen. Das ist auch oft ein großes Thema. Und was viele Civic Tech Projekte eint, ist, man will politische
Teilhabe ermöglichen und Bürgerinnen ermächtigen. Es ist eine Community, die ja auch nicht technikhörig ist, sondern sich wirklich überlegt, wie kann man diese Skills und neue Tools so einsetzen, dass Informationen leichter zugänglich werden, dass Leute sich besser einmischen können,
dass Leute sich besser vernetzen können. Ganz zum Abschluss noch, viele machen das in ihrer Freizeit als ehrenamtliche Projekte. Wir als Open Knowledge Foundation haben uns überlegt, wie kann man diese Leute gut supporten, wie kann man denen vielleicht auch öffentliche Fördergelder zugänglich machen von Ministerien, um mal über ein halbes Jahr was auszuprobieren und haben vor zwei Monaten den
Prototype Fund gestartet mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung. Wir vergeben in den nächsten drei Jahren 1,2 Millionen Euro an Open Source Projekte. Die erste Runde ist gerade abgelaufen. Die erste Förderrunde. Es gibt insgesamt vier Runden. Wir können zehn Projekte mit maximal 30.000 Euro prämieren und wir haben
500 Einreichungen bekommen. Was uns sehr freut, weil es zeigt wirklich, es gibt da dafür, es gibt Einzelpersonen, Teams da draußen, die an Open Source Projekten entwickeln, auch an Open Source Projekten für die Gesellschaft. Und denen sollte man noch viel mehr Fördergelder aus öffentlicher Hand zugänglich machen. Vielen Dank.