Einführung in die Stochastik: Studien
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Identifiers | 10.5446/34025 (DOI) | |
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Zusammenhang <Mathematik>ZahlRandomizationFactorizationObservational studyCausalityBeta functionSeries (mathematics)Table (information)FactorizationPartition of a setMeasurementNumberStochasticObservational studySocial classHypothesisState of matterTotal S.A.Density of statesLengthRandomizationZusammenhang <Mathematik>Propositional formulaMathematicsInferenceZahlCausalityStatisticsMittelungsverfahrenPackung <Mathematik>Direction (geometry)Round-off errorSeries (mathematics)Ende <Graphentheorie>Physical quantityCountingStatistikerObject (grammar)Network topologyForceUniformer RaumProzentzahlSubgroupMoment (mathematics)Maxima and minimaAbsolute valueSupremumComputer animation
Transcript: German(auto-generated)
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präsentiert von Open Learnware, die Plattform für Lernmaterialien an der TU Darmstadt. Ja, begrüße Sie recht herzlich zur heutigen zweiten Vorlesung in der Einführung in die Stochastik. Das ist der Moment, an dem Sie Ihre Unterhaltung einstellen können und sich auf Ihren Platz begeben.
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Und erfreulicherweise haben wir ja genügend Plätze. Das heißt, es gibt eine größere Anzahl von Leuten, die mein Rat beherzigt haben und das Ganze online verfolgen. Ich hoffe mal, es klappt soweit, dass es auch noch heute online gestellt wird. Und ich hoffe auch, die Aufnahme klappt soweit.
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Das ist immer so eine Sache. Okay, wenn Sie dann soweit Ihre Unterhaltung einstellen, könnte ich mit der Vorlesung beginnen.
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Okay, Dankeschön. Ich werde Ihnen zum Anfang von der Einführung in die Stochastik zunächst einmal was erzählen über die Erhebung von Daten.
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Das Ganze ist im Prinzip vom Stoffniveau her relativ trivial, relativ einfach. Das meiste könnte man mit dem gesunden Menschenverstand sich eigentlich selber überlegen. Es ist aber mühsam, sich das selber zu überlegen und es geht eben... Unter Umständen kommt man auch nicht auf alles.
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Es geht eben schneller, wenn man es mal erklärt bekommt. Das Ganze ist wichtig, weil wie Daten entstehen mitbestimmt, welche Schlüsse man später daraus ziehen kann, beziehungsweise Verallgemeinerungen von Aussagen über den vorliegenden Datensatz hinaus machen kann, ob man das machen kann.
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Es ist häufig so, dass Sie rein, wenn Sie angucken, wie sind die Daten überhaupt entstanden, sofort sagen können, den Schluss, den Sie da eigentlich mit einem statistischen Verfahren daraus ziehen wollen, insbesondere hinsichtlich kausaler Zusammenhänge, können Sie aufgrund dieser Daten nicht ziehen.
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Oder noch allgemeiner können Sie häufig sagen, bei der Fragestellung, die Sie da gerade beantworten wollen, da haben Sie gar keine Chance, wenn Sie das ethisch einigermaßen vernünftig noch machen, Daten so zu erheben, dass Sie auf kausale Zusammenhänge zurückschließen können.
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Und das möchte ich Ihnen in der heutigen und Beginn der nächsten Stunde beibringen. Exemplarisch betrachten wir dabei die Erhebung von Daten im Zusammenhang mit Studien und Umfragen. Heute Studien, zu Beginn der nächsten Stunde Umfragen.
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Studien, führ ich erstmal kontrollierte Studien ein und mache ich am Beispiel der Überprüfung, der Wirksamkeit der Anti-Krippe-Pille Tamiflu in den Jahren 1997 und 1998. Sie wissen alle, was Krippe ist. Krippe ist eine Virusinfektion, die durch Tröpfcheninfektion übertragen wird.
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Es ist eine Krankheit, die sehr häufig auftritt. Allein Westeuropa, Japan, USA erkranken jährlich ca. 100 Millionen Menschen daran. In den USA sterben jährlich ca. 20.000 meist ältere Menschen an Komplikationen,
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die im Zusammenhang mit einer Krippeinfektion auftauchen, meistens Lungenentzündung. Sie können sich vorstellen, wenn man da mit einem neuen Medikament ankommt, hat man zunächst einmal einen Riesenmarkt. Insbesondere auch dahingehend, weil die Krippe in Epidemien auftritt.
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Es gibt immer wieder Krippe-Pandemien oder es gab in der Vergangenheit immer wieder Krippe-Pandemien. Zuletzt war es 68, 69 die Hongkong-Krippe, wenn ich es noch richtig weiß. 1958, 59 die Asiatische. 1918, 20 war es die spanische Krippe.
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Zum Ende des Ersten Weltkriegs, wo extrem viele Menschen dran gestorben sind. Man wartet seit Langem auf eine neue Krippe-Pandemie. Sie haben vermutlich mitbekommen, vor zwei Jahren hatten wir schon vermutet, es kommt eine mit der Schweinekrippe. Es kam im Prinzip auch eine weltweite Krippewelle, nur war sie absolut harmlos.
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Damals konnte die Pharmaindustrie recht erfolgreich Impfungen vertaufen, und zwar in sehr großen Dosen. Eben weil man zu Beginn dieser Krippewelle noch nicht wusste, wird sie harmlos oder wird sie nicht harmlos. Deswegen mussten die einzelnen Staaten schon enorme Mengen an Impfdosen bestellen.
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Und es war für die Pharmaindustrie ein Klassegeschäft. Auch sowas, eine neue Antikrippepille ist natürlich ein Klassegeschäft. 1997, 1998 gab es da noch keine. Bis dahin hat man nur die Begleitinfektionen behandelt, die Symptome behandelt.
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Man konnte aber nicht die Krippe selber bekämpfen. Die Krippe vermehrt sich wie alle Virusinfektionen, indem die Viren in Zellen eindringen, sich dort vermehren oder die Zellen veranlassen, weitere Krippeviren herzustellen.
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Dann die Zelle abtöten, die Zelle verlassen, neue Zellen befallen. Beim Verlassen der Zelle muss das Krippevirus darauf achten, dass es nicht an der Zelle kleben bleibt. Da gibt es eine sogenannte Salinsäure. Da wird es eigentlich kleben bleiben. Aber das Krippevirus, da gibt es ein Enzym Neuraminidase.
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Und das löst die Salinsäure auf. Und jetzt, ich glaube, zu Beginn der 90 Jahre hatte man festgestellt, dass es an der Oberfläche der Neuraminidase eine Stelle gibt, die sich im Gegensatz zur Oberfläche des sonstigen Krippeviruses,
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das sich jedes Jahr stark verändert, die sich nicht verändert. Und wenn es sich nicht verändert, kann man natürlich überlegen, kann man da vielleicht angreifen mit einem Wirkstoff. Und die Idee, da gab es eine tiefe Spalte, die Idee war dann erst mal einen Stoff zu finden, der diese Spalte verstopft und dann das Neuraminidase-Molekül an der Arbeitsweise hindert.
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Das hat man dann zunächst einmal, also man hatte den komplexen räumlichen Aufbau von diesem Molekül entschlüsselt, dann war es relativ einfach, am Rechner Stoffe zu finden. Man konnte die dann relativ einfach im Labor testen, einfach an Zellkulturen, ob das klappt.
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Man konnte die dann weiter noch relativ einfach im Tierversuch testen, ob es auch im Organismus klappt. Aber die Frage war dann, und das hatten Sie dann 1996, waren Sie soweit? Sie hatten eine Antikrippepille, die hat Klasse bei Mäusen geholfen und bei Iltissen.
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Aber die Mäusen und Iltisse kaufen Sie natürlich nicht, sondern Sie möchten jetzt wissen, wenn Sie ja diesen Stoff haben der Klasse bei Mäusen und Iltissen, hilft der vielleicht auch bei Menschen? Oder wie können Sie nachweisen, dass er bei Menschen hilft? Da ist ein Vorgehen in drei Phasen üblich.
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Phase 1 ist ein Test auf Nebenwirkung an einer kleinen Gruppe gesunder Menschen. Das heißt, Sie brauchen einige Freiwillige, denen zahlen Sie einige tausend Euro und sagen, dafür sollen Sie dieses neue Mittel schlucken und dann gucken Sie, was passiert. Bis zum Jahr 2006 galt es gemeinhin als harmlos.
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Im Jahr 2006 gab es dann ein neues gentechnisch hergestelltes Medikament. Das hat, glaube ich, eine Augsburger Firma gemacht, neue Firma, so ein Start-up-Unternehmen. Hat es dann in London getestet an Freiwilligen, es waren sechs Stück. Alle sechs kamen anschließend auf die Intensivstation und haben zum Teil Gliedmaße verloren durch Amputation.
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Das heißt, seitdem weiß man auch, dieser Test auf Nebenwirkung an einer kleinen Gruppe gesunder Menschen kann nicht ganz so ungefährlich sein. Die neue Empfehlung ist dann, dass man es nicht mehr sechs Leuten gleichzeitig gibt, sondern einem nach dem anderen. Also ich vermute, in dem ersten zahlt man noch mehr, im zweiten vielleicht ein bisschen weniger.
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Aber trotzdem ist die Frage, ob Sie noch der Erste sein wollen. Aber da brauchen Sie eigentlich keine Statistik. Schwieriger sind die Phasen zwei und drei.
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In Phase zwei überprüfen Sie die Wirksamkeit des Medikaments an einer kleinen Gruppe Krippekranke. Aber auch das reicht noch nicht aus zur Zulassung als Medikament, sondern da brauchen Sie Phase drei. Da müssen Sie die Wirksamkeit nachweisen unter realistischen Bedingungen an Hunderten von Menschen.
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Und realistische Bedingungen heißt auch, dass Sie vorher nicht wissen, ob jemand an Krippe erkrankt ist. Das heißt, bei Phase zwei können Sie im Prinzip Freiwillige nehmen, die bereit sind, sich gegen Zahlungen eines Geldbetrages mit einem vielleicht harmlosen Krippevirus infizieren zu lassen.
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Und dann die weiter untersuchen. Aber bei Phase drei geht es darum, dass Sie wirklich nachweisen wollen, dass hilft was in der Praxis. Und da muss eben auch diese Auswahl der zu behandelnden Patienten vom Arzt verordnet werden.
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Die Grundidee bei den Phasen zwei und drei ist ein Vergleich. Sie vergleichen eine sogenannte Studiengruppe, kurz sich im Folgenden mit Groß SG ab, bestehend aus mit dem neuen Medikament behandelten Krippekranken mit einer sogenannten Kontrollgruppe, kurz sich im Folgenden mit KG ab, bestehend aus traditionell behandelten Krippekranken.
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Und dann wollen Sie aus Unterschieden im Krankheitsverlauf von den Personen in der Studiengruppe und von Personen in der Kontrollgruppe zurückschließen auf die Wirksamkeit des Medikamentes. Da ist es klar, damit das klappt, muss natürlich im Prinzip oder sollte im Prinzip die
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Studiengruppe sich mit Ausnahme von der Behandlung mit dem neuen Medikament nicht unterscheiden von der Kontrollgruppe. Und das ist eben die Schwierigkeit bei der Wahl dieser Studiengruppen und Kontrollgruppen. Da gibt es mehrere mögliche Vorgehen.
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Vorgehen eins ist eine sogenannte retrospektiv kontrollierte Studie. Also retrospektiv steht für zurückschauend. Da wird eine größere Anzahl Krippekranker mit dem neuen Medikament behandelt. Das ist die Studiengruppe.
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Nach einiger Zeit wird deren durchschnittliche Krankheitsdauer bestimmt. Und das vergleicht man dann mit der durchschnittlichen Krankheitsdauer von in der Vergangenheit an Krippe erkrankten Personen. Das ist die Kontrollgruppe. Und da wir hier durchschnittliche Behandlungsdauer vergleichen, spielen kleinere Unterschiede bei den Gruppengrößen keine Rolle.
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Also Sie müssen nicht genau gleich groß sein. Es geht ja um, was der Durchschnittswert betrachtet. Wenn Sie sich das angucken, sehen Sie da irgendwo ein Problem? Also im Hinblick darauf, dass Sie eigentlich auf dem Unterschied in der
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Krankheitsdauer bei der Studiengruppe und Kontrollgruppe zurückschließen wollen auf die Wirksamkeit des Medikaments. Vorschläge?
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Genau. Also die Daten stammen aus verschiedenen Zeiten. Jetzt ist es so, dass sich das Krippelvirus von Jahr zu Jahr verändert.
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Mal gibt es in einem Jahr ein schlimmeres Krippelvirus, mal gibt es in einem Jahr ein weniger schlimmes Krippelvirus. Jetzt könnte es sein, dass in der Vergangenheit bei den Daten, die Sie da berücksichtigen, ein sehr schlimmes Krippelvirus aufgetreten ist. Aktuell aber ein sehr harmloses Krippelvirus. Und selbst wenn jetzt dieses Medikament gar nicht wirken würde, wäre es dann immer
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noch so, dass in der Studiengruppe die Krankheitsdauer deutlich kürzer wäre als in der Kontrollgruppe. Das heißt, das Problem ist, die Krippe tritt in Epidemien auf und das Krippelvirus verändert sich Jahr für Jahr stark. Und Sie können jetzt auf Unterschiede von den Krankheitsdauern in den verschiedenen Jahren nicht auf Unterschiede von der Behandlung zurückschließen.
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Beziehungsweise die Unterschiede, die vielleicht in der Behandlung auftreten aufgrund des Medikaments vermengen sich, spricht hier von Konfidieren, mit den Unterschieden, die aufgrund der Verschiedenheit des Krippelvirus auftreten.
14:03
Okay, um das zu vermeiden, müssen Sie eben Studiengruppe und Kontrollgruppe aus der gleichen Zeit wählen, also naheliegenderweise beide aus der Gegenwart. Das macht man zum Beispiel bei einer prospektiv kontrollierten Studie ohne Randomisierung. Also jetzt prospektiv für vorausschauend.
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Da wählen Sie eine größere Zahl von Krippelkranken aus, behandeln dann diejenigen, die einverstanden sind mit dem neuen Medikament. Also Sie können sich vorstellen, wenn Sie die Krippelkranken auswählen, Sie gehen da zum Arzt. Dann sagt der Arzt Ihnen, ich habe hier so eine traditionelle Behandlung und ich habe ein ganz neues Superwundermittel, von dem ich glaube es hilft.
14:44
Je nachdem, es kann sein Sie sagen, ja klar, nehme ich das neue Superwundermittel, auch wenn es vielleicht irgendwelche Nebenwirkungen hat, die ich gar nicht kenne. Aber je nachdem sagen Sie auch, nein, das mache ich nicht. Also Sie haben sowieso einen Teil, der nicht einverstanden sein wird mit der Behandlung.
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Naheliegenderweise stecken Sie dann an den direkt in die Studiengruppe. Rest bildet die Kontrollgruppe. Nach einiger Zeit vergleichen Sie die durchschnittlichen Krankheitsdauer. Hier entscheiden als Konsequenz dann die Krippelkranken selbst, ob sie zur Studiengruppe oder Kontrollgruppe gehören.
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Okay, sehen Sie da irgendwelche Probleme?
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Okay, also Antwort war, also es kann sein, dass jetzt die Gruppen schon irgendwie unterschiedlich aufgebaut sind. Einfach, weil vielleicht es einen Einfluss des Alters gibt, der darüber entscheidet,
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ob man einverstanden ist, sich da behandeln zu lassen, ja oder nein. Oder vielleicht, weil Leute, die schon viele Medikamente nehmen und per se eigentlich schon kränker sind, vielleicht sagen würden, ich nehme jetzt nicht noch ein weiteres Medikament, ich gehöre eher zur Studiengruppe als zur Kontrollgruppe.
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Haben Sie noch eine Anmerkung? Okay, hier kommt gerade ein Einwand, dass vielleicht die Kontrollgruppe nur einmal zum Arzt geht, aber dann nicht mehr weiter kommt,
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während die anderen, die das Medikament ständig nehmen, würden öfters kommen. Ja, das müsste man natürlich im Design der Studie entsprechend machen, dass man den Leuten sagt, ja, Sie müssten eigentlich trotzdem wiederkommen. Okay, vielleicht noch ein letzter Kommentar.
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Okay, noch eine Anmerkung, es könnte ein sogenannter Placeboeffekt eintreten, kommt nachher auch noch, nämlich dadurch, dass die Leute in der Studiengruppe, die mit dem neuen Medikament behandelt werden, wissen, sie nehmen Medikament und sich vielleicht schon allein dadurch besser fühlen.
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Okay, also hier gibt es eine Reihe von Problemen. Ich habe es jetzt hier mal so formuliert, Problem ist, die Kontrollgruppe unterscheidet sich nicht nur durch die Behandlung von der Studiengruppe. Zum Beispiel denkbar besonders viele ältere Grippekranken, bei denen es oft zu Komplikationen, wie zum Beispiel Lungenentzündung kommt,
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stimmen der neuen Behandlungsmethode zu. Also es wäre ein bisschen genau die andere Richtung, also Leute, die schon krank sind, die haben vielleicht viel mehr Angst vor der Grippe und würden dann der neuen Behandlungsmethode eher zustimmen, was dann gegen dieses natürlich genau entgegenteiligen Effekt hätte von dem Effenwell-positiven Effekt des Medikamentes.
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Also hier vermengt sich, oder man spricht auch von konfundiert, der Einfluss der Behandlung mit dem Einfluss des Alters der Grippekranken. Also auch das geht so eigentlich nicht. Möglicher Ausweg ist, die Kontrollgruppe so zu wählen, dass sie möglichst ähnlich,
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zum Beispiel bezüglich dem Alter, dem Geschlecht, Gesundheitszustand usw. zur Studiengruppe ist. Das Problem daran ist, das ist fehleranfällig, weil um das wirklich sauber machen zu können, müssten sie letzten Endes alle möglichen Faktoren kennen, die hier Einfluss auf die Krankheitsdauer haben.
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Und dann bezüglich all diesen möglichen Faktoren die beiden Gruppen gleich wählen. Und normalerweise kennen sie eben nicht alle diese möglichen Faktoren, oder sie bilden sich vielleicht ein, sie kennen sie, aber häufig übersehen sie dabei ein.
19:22
Da werden sie nachher auch noch Beispiele für sehen. Okay, deswegen, wenn Sie ein Medikament neu zulassen wollen am Markt, gibt es eigentlich nur eine Art von Studie, die als Nachweis von der Wirksamkeit zugelassen ist.
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Und das ist das Vorgehen 3 hier, die sogenannten prospektiv kontrollierten Studien mit Randomisierung. Da werden nur Grippekranke betrachtet, die mit der neuen Behandlungsmethode einverstanden sind. Diese werden zufällig zum Beispiel durch Münzwürfe in Studien- und Kontrollgruppe aufgeteilt.
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Die Studiengruppe wird mit dem neuen Medikament behandelt, die Kontrollgruppe nicht. Und nach einiger Zeit werden dann die durchschnittlichen Krankheitsdauern verglichen. Auch da ist natürlich die Studiengruppe und Kontrollgruppe ist irgendwie nicht genau gleich aufgebaut. Aber Sie hoffen eben, dass dieser Zufall, die Unterschiede, die da reinkommen,
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kommen rein aufgrund des Zufalls rein und die können Sie relativ genau kontrollieren. Das werden Sie im Laufe der Vorlesung auch noch sehen. Da kann man sich relativ genau überlegen, wie stark kann der Einfluss von diesem Zufall hier in der Regel maximal sein.
20:44
Also eigentlich nicht maximal, maximal kann ja extrem sein, aber macht dann sowas in der Regel. Also meistens wird der Einfluss des Zufalls nicht größer sein als so und so viel. Okay, die Studie wurde gemäß diesem Vorgehen drei in den Jahren 97, 98 durchgeführt.
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Weitere Aspekte dabei waren das eine, was wir schon gesagt haben, sogenannte Placebo-Effekt. Um Einfluss des neuen Medikaments vom Einfluss der Einnahme einer Tablette zu unterscheiden, wurde den Personen in der Kontrollgruppe eine gleichaussehende Tablette ohne Wirkstoff, sogenannte Placebo, verabreicht. Also beide hatten eigentlich den Eindruck, sie würden behandelt.
21:27
Placebo-Effekt ist, wenn Sie sich genau überlegen, eigentlich eine klasse Sache. Also Sie gehen zum Arzt, der verschreibt Ihnen irgendwas völlig Nutzloses. Weil es völlig Nutzloses ist, wird es normalerweise auch keine Nebenwirkung haben und anschließend fühlen Sie sich besser.
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Also und es ist heutzutage sogar so, man weiß schon, also dieser Placebo-Effekt, dass es nicht nur einen besser fühlen, sondern das hat, also man kann nachweisen, diese Einnahme der Tablette ohne Wirkstoff und Sie glauben daran, hat unter Umständen bewirkt chemische Veränderungen in Ihrem Körper, in Ihrem Gehirn zum Beispiel.
22:01
Also das hat wirklich eine Wirkung, das heißt mit dem Placebo-Effekt können Sie eigentlich auch heilen. Und heutzutage versuchen wir das auch den Medizinern eigentlich noch beizubringen. In der Medizinausbildung wird es meistens unterschlagen. Aber es sind unter Umständen nicht schlecht. Placebo-Effekt kann übrigens auch in die andere Richtung gehen. Also es kann auch sein, Sie gehen zum Arzt, der schickt Sie in den Kanzspintomographen
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und hinterher fühlen Sie sich ganz krank. Weil der Neurologe guckt Ihr Bild an und sagt, das sieht aber gar nicht gut aus. Oder Sie werden sogar krank. Also Placebo-Effekt gibt es auch negativ. Ok, das war das eine. Zweite. Um Beeinflussung der manchmal schwierigen Beurteilung der Symptome von Grippe zu vermeiden,
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wurde auch den behandelten Ärzten nicht mitgeteilt, ob ein Grippekranker zur Studiengruppe oder zur Kontrollgruppe gehört. Das heißt, das wäre der Placebo-Effekt beim Arzt. Der Arzt verschreibt Ihnen ein Medikament und ist anschließend überzeugt, Ihnen muss es ja besser gehen. Und deswegen bewertet er Ihre Symptome ganz anders.
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A und B nennt man dann eine doppelte Blindstudie. Der dritte Aspekt war, das Medikament, was Sie haben, wirkt natürlich nur gegen Grippe. Das heißt, die Krankheitsdauer kann sich nur dann verkürzen, wenn die Leute auch wirklich an Grippe erkrankt waren.
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Nicht wenn sie einen grippalen Infekt haben, der aufgrund einer Infektion mit Bakterien zustande kam. Jetzt ist es so, die Unterscheidung in der Diagnose zwischen Grippe und Nichtgrippe ist nicht so ganz einfach.
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Also in der Phase zwei, wo Sie die Wirksamkeit einer kleinen Gruppe gesunder Menschen oder kleiner Gruppe Grippekranker untersuchen müssen, ist es nicht weiter schwierig. Da konnten Sie einfach freiwillige Leute finden, die Sie absichtlich mit Grippe angesteckt haben, mit harmlosen Grippeviren.
24:06
Aber in Phase drei geht es nicht. Was Sie da machen können, oder das einzige um zu wissen, dass Sie wirklich einen Grippekranken vor sich haben, ist eigentlich ein Halsabstrich. So ein Halsabstrich hat damals noch, also Auswertung von so einem Halsabstrich, noch circa sieben bis zehn Tage gedauert.
24:30
Nach der Zeit ist üblicherweise die Grippe vorbei, also Grippe dauert meistens eine Woche. Das heißt, Sie konnten nicht warten, bis es durch Halsabstrich nachgewiesen ist. Heutzutage geht es schneller. Bei der Schweinegrippe gab es Schnelltests.
24:41
Da hatten Sie innerhalb von 24 Stunden ungefähr das Ergebnis vorliegen. Also vor zwei Jahren, aber damals hat es noch länger gedauert. Und damals sind Sie deswegen anders vorgegangen. Um sicherzustellen, dass die Studiengruppe und die Kontrollgruppe einen hohen Anteil an Grippekranken enthält, haben Sie nur dort Personen in die Studie aufgenommen,
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wo in der Woche davor durch Halsabstriche mindestens zwei Grippefälle nachgewiesen wurden. Das heißt, Sie müssten eben wissen, gibt es in der Gegend schon Grippefälle? Wurden da schon in der Woche davor durch Halsabstriche Grippeviren nachgewiesen? Und nur wenn das der Fall war, haben Sie das in Ihrer Studie überhaupt aufgenommen?
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Das Problem war natürlich auch, die Grippe tritt weltweit auf. Das heißt, wenn Sie so eine Studie jetzt anlegen, dann müssen Sie irgendwie dafür sorgen, dass Sie weltweit Leute aufnehmen können. Das ist also eine riesige Infrastruktur, die Sie eigentlich bereitstellen müssen.
25:41
Also es kann sein, in irgendeinem Land geht es los mit der Grippe und dann müsste da Ihre Studie loslaufen. Aber da müssen Sie natürlich vorher die Ärzte informiert haben und so weiter und das Medikament verteilt haben. Das macht das Ding extrem teuer. Also dieser Nachweis der Wirksamkeit unter realistischen Bedingungen ist das teuerste an der ganzen Medikamentenentwicklung.
26:02
Das ist so im Bereich von mehreren 100 Millionen Euro. Die Studie haben Sie dann 1987 oder nach 1997, 1998 durchgeführt. Ergebnis war, die Einnahme des neuen Medikaments innerhalb von 36 Stunden nach Auftreten
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der ersten Symptome führt dazu, dass die Grippe etwa eineinhalb Tage früher abklingt. Das klingt jetzt nicht besonders spektakulär, aber wenn es eben die eineinhalb Tage sind, die der Unterschied sind zwischen Lungenentzündung ausbilden oder nicht Lungenentzündung ausbilden, dann macht das natürlich schon ziemlich viel. Also es ist eben ein Medikament, was wirklich noch die Grippe behandelt.
26:46
Und das Ganze gibt es seit Mitte 2002 unter dem Namen Tamiflu in den Apotheken. Sie wissen vielleicht, dass die Bundesländer selber Tamiflu gehortet haben für den Fall, dass eine Grippe-Pandemie irgendwann mal ausbricht.
27:01
Also der Staat hat für einen Teil der Bevölkerung, zum Beispiel für das Klinikpersonal, für die Ärzte, für die Feuerwehrleute, wahrscheinlich auch für die Regierung noch Tamiflu eingelagert. Sie können sich aber nicht darauf verlassen, dass es für alle reicht. Also ich habe glaube ich irgendwie seit 2003 selber Tamiflu im Schrank.
27:26
2009 oder 2010 war es so langsam zum ersten Mal ein Ablaufen. Aber geschickterweise hatte meine kleine Tochter die Schweinegrippe bekommen. Und bei der Gelegenheit konnte ich dann gleich mal ein Tamiflu schlucken. Also das können Sie auch vorbeugen nehmen.
27:40
Sehr nett. Das Nette war auch, das Tamiflu hat bei Schweinegrippe hervorragend geholfen. Das war auch ein Grund, warum diese Schweinegrippe so harmlos aufgefallen ist. Sie hatten eigentlich auch Alternativmittel zur Impfung bereit. Kostet so ungefähr 35 Euro so eine Packung.
28:00
Brauchen allerdings ein Rezept vom Arzt dazu, um es kaufen zu dürfen. Okay, haben Sie Fragen soweit? Fragen, bitte?
28:21
Warum ist das Medikament erst zu spät auf den Markt gekommen, also erst 2002? Ja, 1997, 1998 hatten Sie das ganze Ding erfolgreich im Labor getestet. Aber dann müssen Sie erst mal die Studie machen. Das dauert eine Weile. Ich würde vermuten so circa zwei Jahre. Sie brauchen vielleicht ein Jahr Vorlauf. Dann müssen Sie die nächste Grippesaison abwarten.
28:40
Und dann läuft das eigentliche Zulassungsverfahren los. Das heißt, mit dem Ergebnis der Studie gehen Sie zu den einzelnen Behörden in den einzelnen Ländern und wollen eine Zulassung haben. Und Sie wissen vielleicht, also hier in Darmstadt gibt es ja Merck als großen Pharmakonzern. Die haben auch immer wieder Probleme mit solchen Zulassungen.
29:01
Die haben gerade zwei große Mittel, die eigentlich, und das Lustige ist, diese Pharmafirmen haben meistens wenige Mittel, mit denen sie den Hauptteil von ihrem Umsatz machen. Also bei Merck gibt es zwei Mittel, mit denen sie, ich glaube so 70 Prozent von ihrem Umsatz machen. Also zwei Medikamente. Und die versuchen dann neue Mittel auf den Markt zu bringen. Aber unter Umständen scheitert es eben genau am letzten Schritt.
29:24
Da wird dann vielleicht eine Wirksamkeit nachgewiesen, aber dann treten auf einmal zu viele Nebenwirkungen auf. Dann heißt es, okay, im Vergleich zu den Nebenwirkungen lohnt sich die Wirksamkeit nicht. Noch eine Frage? Werden die Nebenwirkungen in derselben Studie mit untersucht?
29:41
Ja, natürlich. Also in so einer Studie werden auch Nebenwirkungen erfasst. Hier erst mal kurzfristig auftretende Nebenwirkungen. Das ist natürlich auch eine Sache. Aber gerade bei Medikamenten, die sie eben sehr lange nehmen müssen, ist es schwierig. Schwierig ist es auch bei Krebsmedikamenten. Bei Krebsmedikamenten ist es so, dass sie in Studien meistens nachweisen,
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dass dieses Krebsmedikament kurzfristig das Tumorwachstum stoppt oder der Tumor sich zurückbildet. Was sie aber nicht untersuchen, ist eigentlich die spannende Frage, ob die Leute deswegen wirklich länger leben. Weil es könnte ja sein, oder es ist auch zum Teil der Fall, dass eben kurzfristig das Wachstum gestoppt wird,
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aber hinterher umso massiver auftritt. Und diese Frage wird in den Studien nicht untersucht, einerseits natürlich, weil die Pharmaindustrie kein Interesse daran hat, weil wenn sie den kurzfristigen Effekt schon bewiesen hat, kann sie das Mittel verkaufen. Und wenn sie noch weiter untersuchen würde, könnte sie es nicht besser verkaufen, weil sie es nur nicht mehr verkaufen.
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Das zweite Teil ist, dass man sagt, das sind ethische Bedenken. Wir haben jetzt ein Mittel, das hilft unseren Krebskranken. Dann müssen wir es sofort eigentlich allen geben und können nicht der Kontrollgruppe das weiter vorenthalten. Okay, noch eine Frage.
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Jetzt kommen wir zum nächsten Teil. Nächster Abschnitt über Beobachtungsstudien. Der Unterschied zu kontrollierten Studien ist der folgende. Bei einer kontrollierten Studie, wirklich aus dem Englischen übersetzt auch geplanter Versuch,
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wird der Einfluss einer Einwirkung, zum Beispiel Impfung, auf Objekte, zum Beispiel Kinder, untersucht. Und im Rahmen der Studie wird Einfluss auf die Versuchsobjekte genommen. Das heißt, auf die Versuchsobjekte wird eingewirkt. Bei einer Beobachtungsstudie dagegen werden die Objekte nur beobachtet
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und während der Studie keinerlei Intervention ausgesetzt. Als Konsequenz erfolgt insbesondere die Aufteilung der Objekte in Studien- und Kontrollgruppe. Hier immer anhand gewisser vorgegebenen Merkmale der Objekte. Und der Statistiker kann nie entscheiden, wer kommt in die Studiengruppe, wer kommt in die Kontrollgruppe.
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Hauptproblem bei den Beobachtungsstudien ist dann wieder, ist die Kontrollgruppe wirklich ähnlich zur Studiengruppe? Klassisches Beispiel für eine Beobachtungsstudie wäre die Frage, verursacht Rauchen Krankheiten?
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Das ist eine typische Fragestellung, wo Sie eben aus ethischen Gründen keine kontrollierte Studie machen können. Oder auch keine prospektiv kontrollierte Studie mit Randomisierung. Weil Sie können nicht anfangen und sagen, okay, ich wähle eine Anzahl von Freiwilligen aus, dann fange ich mal an zu würfeln und die einen werden jetzt zum Kettenraucher und die anderen rauchen nicht.
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Also zumindest in der Demokratie können Sie sowas nicht machen und schon gar nicht mit Menschen. Was Sie jetzt hier eben machen müssen, ist im Prinzip Beobachtungsstudien. Und da können Sie zum Beispiel ganz naiv anfangen, Sie vergleichen einfach mal Todesraten von Rauchern. Das ist die Studiegruppe mit Todesraten von Nichtrauchern, Kontrollgruppe und stellen fest, die Raucher sterben häufiger, sterben früher.
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Okay, ich muss Ihnen doch mal so ein Grundprinzip von so einer Vorlesung erklären. Das mache ich immer wieder in Vorlesungen. Da es ja die erste Vorlesung bei mir ist, ist es vielleicht schon mal angebracht.
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Okay, also bei einer Vorlesung, da gibt es vier mögliche Fälle. Der Fall Nummer eins ist, ich rede, Sie schweigen. Dieser Fall Nummer eins ist der Normalfall. Der Fall Nummer zwei ist, Sie reden, ich schweige.
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Auch der Fall Nummer zwei ist okay, weil dann stellen Sie gerade eine Frage. Dritter möglicher Fall ist, ich schweige, Sie schweigen. Ist ein bisschen komisch, aber andererseits aus der Sicht des Dozenten nicht schlecht. Ich verdiene mein Geld ohne was zu machen. Und der vierte mögliche Fall, ich rede, Sie reden, den gibt es eigentlich nicht.
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Also, und ich glaube, haben Sie noch nicht soweit sich durchdacht. Aber dieser Fall ist ungünstig, sollten wir vermeiden. Okay, also ich schlage vor, wir gehen wieder zurück zu dem Fall, ich rede, Sie schweigen.
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Okay, gut, also wir waren bei dem Vergleich der Todesraten-Raucher-Studiengruppe mit Todesraten-Nichtraucher. Sie stellen da ganz klar fest, Raucher sterben einfach früher als Nichtraucher. Darauf können Sie aber nicht zurückschließen, dass Rauchen die Leute umklingt. Zum Beispiel haben Sie das Problem, dass besonders viele Männer rauchen.
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Ich habe Ihnen hier Zahlen mitgebracht. Es gibt einen sogenannten Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes. Das ist eine Befragung, wo ein gewisser Prozentsatz der Bevölkerung jedes Jahr befragt wird. Zum Teil ist diese Befragung mit Auskunft Pflicht. Das heißt, die Leute müssen sogar antworten. Warum werden Sie in der nächsten Vorlesung kennenlernen?
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Ich glaube, die Fragen zum Rauchen gehören nicht zu den Fragen, wo sie Auskunft wirklich geben müssen, wo sie gesetzlich verpflichtet sind. Aber da kam raus bei den Rauchgewohnheiten im Jahr 2005, von den Männern haben 32,2% geraucht, von den Frauen 22,4%. Das heißt, Männer rauchen deutlich häufiger.
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Meiter ist auch bekannt, Herzerkrankungen treten zumindest zurzeit noch häufiger bei Männern als bei Frauen auf. Man führt es darauf zurück, dass Männer noch häufiger berufstätig sind, deswegen mehr Stress haben und aufgrund dieses Stress eben Herzerkrankungen bekommen. Mit zunehmender Emanzipation der Frauen wird sich das vielleicht noch angleichen.
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Und beide haben es dann gleich. Insofern ist hier das Geschlecht ein konfundierender Faktor. Geschlecht wirbt sich gleichzeitig auf die Einteilung in Studiengruppe und Kontrollgruppe, Raucher, Nichtraucher und auf die Todesrate.
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Der Ausweg wäre, wir vergleichen nur Gruppen, bei denen dieser konfundierende Faktor übereinstimmt. Zum Beispiel wir vergleichen männliche Raucher, Studiengruppe 1, mit männlichen Nichtrauchern, Kontrollgruppe 1, und weibliche Raucher, Studiengruppe 2, mit weiblichen Nichtrauchern, Kontrollgruppe 2.
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Neues Problem, es gibt weitere konfundierende Faktoren, zum Beispiel das Alter. Wenn Sie wieder im Mikrozensus nachgucken, von den 20- bis 25-Jährigen haben knapp über 40% geraucht, von den 60- bis 65-Jährigen knapp 19%. Das heißt im Alter rauchen die Leute weniger, aber andererseits im Alter sterben sie natürlich auch wieder früher oder sterben mehr als die Jüngeren.
36:48
Also auch das vermischt sich wieder. Nötig wäre jetzt daher die Erkennung aller konfundierenden Faktoren, und dann im Prinzip könnten Sie sowas machen, die die Bildung von vielen Untergruppen, oder Sie könnten irgendwelche fortgeschrittenen Verfahren der Statistik machen, verwenden, um diese konfundierenden Faktoren auszuschließen.
37:08
Aber das Problem ist eben, in aller Regel werden Sie alle konfundierenden Faktoren nie erkennen. Also in aller Regel ist es unmöglich, alle konfundierenden Faktoren zu erkennen.
37:23
Und deswegen sind Beobachtungsstudien, ebenso wie retrospektiv kontrollierte Studien bzw. prospectiv kontrollierte Studien ohne Randomisierung, zwar zum Aufstellen von Hypothesen nützlich, aber damit kann man keine kausalen Zusammenhänge nachweisen. Also Sie können vielleicht Hypothesen gewinnen, aber auf kausale Zusammenhänge kommen Sie da niemals, oder können Sie da niemals zurückschließen.
37:47
Ich möchte Ihnen zwei Beispiele dazu machen. Erstes Beispiel ist die Frage, wirkt sich die Einnahme von Vitamin E positiv auf das Auftreten von Gefäßerkrankungen am Herzen, die zum Beispiel zu Herzenfalken führen, aus?
38:04
Das hat zu tun mit einer neueren Entwicklung, die es eigentlich in den letzten Jahren der Medizin gibt, nämlich die Vorstellung der sogenannten Zellsymbiose. Da steckt die Vorstellung dahinter, alle Krankheiten, die Sie eigentlich haben, werden eigentlich dadurch verursacht, dass in Ihren Zellen irgendwas schief läuft.
38:20
Also in Ihren Zellen fehlt irgend ein Stoff, damit die Zelle ihre richtige Funktion bildet oder durchführen kann. Und das führt dann auf globalen Level zu irgendeiner vielleicht chronischen Entzündung, die Sie haben oder sonst was. Und das können Sie verhindern, indem Sie zum Beispiel Vitamine zu sich nehmen, hier Vitamin E, indem Sie Mineralstoffe zu sich nehmen und so weiter.
38:48
Das heißt, Sie nehmen so ein kleines bisschen Nahrungsergänzung und schon sind Sie die ganzen Probleme los. Vorteil von dieser Nahrungsergänzung, normalerweise ist es völlig harmlos, also die meisten Vitamine ist so,
39:00
wenn Sie die eben in einer Hochdosis nehmen, dann werden die einfach nur wieder ausgeschieden. Aber stören Sie nicht, also nicht bei allen, aber bei den meisten. Zweiter Punkt ist, diese Vitamine sind relativ billig. Also wenn Sie sich mit Vitamin E vollpumpen wollen, dann zahlen Sie vielleicht 10 Euro im Monat. Für Vitamin D vollpumpen würden Sie ungefähr 3 Euro im Monat zahlen oder so, oder 2 sogar nur, wäre noch billiger.
39:25
Vitamin B, völlig ein Level erhöhen, wäre auch wieder so, ich glaube so 10 Euro. Also es ist relativ preisgünstig. Ok, wie kamen Sie auf die Idee, dass Vitamin E sich positiv auf Gefäßerkrankungen im Herzen auswirkt?
39:41
Nun, da steckte eine Beobachtungsstudie in den USA dahinter, die sogenannte Nurses Health Study. Da wurden ab dem Jahr 1980 mehr als 87.000 Krankenschwestern zu ihrer Ernährung befragt und anschließend über 8 Jahre hinweg beobachtet. Also Sie können sich vorstellen, das ist natürlich viel einfacher als eine prospektiv
40:02
kontrollierte Studie mit Randomisierung, die Sie hier abgesehen davon gar nicht wirklich durchführen können. Sie können nicht diese 87.000 Krankenschwestern Münze würfeln, zwei Gruppen unterteilen und dann den Leuten sagen, wie sie sich ernähren sollen. Zumindest ist das deutlich aufwendiger. Das Resultat war dann, dass sie 34% weniger Gefäßerkrankungen auftraten, bei denen, die viel Vitamin E zu sich nahmen.
40:27
Und dieser Effekt trat auch dann noch ein, nachdem sie angefangen haben, konfrontierende Faktoren, die ihnen eingefallen sind, zu kontrollieren. Das war sowas wie Einnahme von Hormonen war da zum Beispiel drin oder Alter oder wie viel Sport die Leute machen und so weiter.
40:47
Das Ganze hat dann zu Therapieempfehlungen oder Ernährungsempfehlungen für Hochrisikopatienten von Herzen fortgenommen und die wurden im Rahmen einer kontrollierten Studie mit Randomisierung überprüft.
41:00
Da wurden im zwischen den Jahren 94 und 2001 mehr als 20.000 Erwachsene mit Vorerkrankungen am Herzen zufälligen Studien und Kontrollgruppe unterteilt. Die Studiengruppe bekam täglich eine Tablette mit 600 Milligramm Vitamin E, 250 Milligramm Vitamin C, 20 Milligramm Beta-Carotin als Nahrungsmittelergänzung.
41:24
Die Kontrollgruppe bekam entsprechend ein Placebo. Resultat war dann das folgende, folgende Tabelle, also alle Studiengruppe waren 10.268, Kontrollgruppe waren 10.268.
41:41
Und hier sind jetzt angegeben Todesfälle in den einzelnen Gruppen, Todesfälle im Zusammenhang mit Gefäßerkrankungen, Herzinfarkt, Schlaganfall, Erstauftritt schwerer Herzerkrankungen. Schlag vor, schauen Sie es mal in Ruhe an und dann frage ich Sie mal, was Sie davon halten. Okay, haben Sie einen Vorschlag oder irgendwelche Kommentare?
42:03
Was fällt Ihnen auf, wenn Sie diese Zahlen betrachten? Also es sind sehr geringe Unterschiede.
42:20
Als Erste zwischen den einzelnen Spalten, die Zahlen sind relativ nah beieinander. Und b, es wirkt teilweise sogar so, als wäre das Vitamin eher kontraproduktiv. Das heißt, es sind, also die Todesfälle in der Studiengruppe lagen ja sogar über den Todesfällen in der Kontrollgruppe.
42:40
14,1% zu 13,5%. Irgendwo war es glaube ich ein bisschen besser. Also beim Schlaganfall da waren es hier 511 und da 518. Und auch beim Erstauftritt schwerer Herzerkrankungen war es hier ein bisschen geringer. Aber dafür bei anderen Sachen höher. Also Todesfälle im Zusammenhang mit Gefäßerkrankungen war es höher.
43:03
Wie erklären Sie sich das? Okay, noch eine andere Frage? Gut. Man kann sagen, der Kontrollgruppe wurde ein Placebus gegeben. Die können auch einen Effekt haben. Das ist richtig, aber der Effekt sollte ja in der Studiengruppe genauso vorhanden sein.
43:25
Durch die Tablette schlucken.
43:42
Sie sagen jetzt, das lässt die Vitamine in noch schlechteren Effekten erscheinen. Ja, es kommt drauf an, der Placeboeffekt könnte ja positiv oder negativ sein. Aber was Sie hier eben vergleichen ist wirklich die Einnahme einer Pille, die nichts wirkt, mit der Einnahme einer Pille, die was wirkt.
44:00
Und das machen Sie in den meisten Studien auch so, auch bei neuen Medikamenten. Sie vergleichen dann häufig Einnahme des neuen Medikaments mit der traditionellen Behandlung. Aber häufig nicht mit keiner Behandlung. Also sowas vergleichen Sie in aller Regel in Studien nicht. Okay, Sie haben noch?
44:28
Also vielleicht, ja, also Sie erklären es gerade so.
44:45
Der Effekt ist eben hier nicht da, weil die Krankenschwestern vielleicht sonst auch einen ganz anderen Lebenswandel haben und sich gesünder ernährt haben, die Vitamin E zu sich genommen haben. Das ist richtig, also es kann durchaus weitere konfundierende Faktoren gegeben haben.
45:04
Aber die Frage, die ich eigentlich meinte, war eine andere. Also warum kommt es denn hier überhaupt zu einem Unterschied? Warum ist hier ein Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen? Reiner Zufall.
45:23
Also es ist reiner Zufall, da haben Sie vollständig recht. Also es ist klar, wenn Sie diese 20.536 Erwachsenen in zwei gleichgroße Gruppen unterteilen. Und dann anschließend angucken, wer stirbt in der einen, wer stirbt in der anderen. Rein aufgrund von Zufallssplankungen kommt es zu Unterschieden.
45:41
Und eine Frage, die wir dann auch im Lauf der Vorlesung klären werden, oder relativ schnell schon, ist die Frage, ja, ist es jetzt plausibel, dass dieser Unterschied zum Beispiel hier, 1446 Todesfälle zu 1389, dass der rein aufgrund des Zufalls entstanden ist? Oder kann man sogar sagen, nein, sowas sollte eigentlich bei einer zufälligen Unterteilung
46:02
nicht rauskommen. Ein so starker Unterschied. Also da wird vermutlich sogar, dass die Pille negativ gewirkt haben. Oder dieses Vitamin E negativ gewirkt haben. Und hier käme man darauf, dass es relativ, also was man dafür angucken würde, man würde sich angucken, wenn man das Ganze immer wieder macht, wenn man immer wieder die Leute zufällig unterteilt.
46:23
Sie haben insgesamt diese 1446 plus 1389 Toten drin. Sie unterteilen immer wieder zufällig, wie häufig kommt es vor, dass die eine Gruppe dann so viel mehr Tote enthält als die anderen. Und das käme eben relativ häufig vor.
46:40
Deswegen würden sie sagen, ja, hier ist eigentlich kein Unterschied erkennbar. Aber also auch keine negative Wirkung kann man relativ leicht ausrechnen. Vermutlich, aber es bringt eben vermutlich auch nichts. Und deswegen kam die Studie dann zu dem Schluss, die Einnahme von Vitamin E bei Gefäßerkrankungen im Herzen bringt nichts.
47:02
Okay, das war ein Beispiel, wo Sie eben eine Beobachtungsstudie haben. Sie haben eine Hypothese bezüglich einem kausalen Zusammenhang aufgestellt. Sie haben eine kontrollierte Studie mit Randomisierung anschließend gemacht. Und es kam raus, die Hypothese war falsch. Das ist natürlich nicht immer so.
47:20
Dafür mein zweites Beispiel. Da geht es darum, hat eine mediterrane Diät einen positiven Einfluss auf Herz-Kreislauf-Krankheiten. Das ist eine der Sachen, die Sie in der Naturmedizin mehr machen würden. Da würden Sie sagen, Krankheiten können Sie durch zwei verschiedene Dinge hauptsächlich beeinflussen.
47:43
A. durch Ihre Ernährung, B. durch Ihre Lebensweise. Und wenn Sie dann krank sind, dann können Sie versuchen, A. Ihre Ernährung zu ändern, beziehungsweise B. Ihre Lebensweise zu ändern oder beides. Das lustige, was ich mal gelesen habe in einem Buch, war, da hatte einer geschrieben,
48:03
ja, aber dummerweise ist es eben so, dass die meisten Leute dann eines von beiden machen, die das versuchen zu verfolgen. Die fangen also an, entweder ihre Lebensweise zu ändern oder ihre Ernährung zu ändern. Aber die meisten Leute machen eben dummerweise genau das, was bei Ihnen eigentlich gar nicht das Problem ist.
48:23
Das heißt, der, der ein Problem mit dem Gewicht hat, geht anschließend zum Psychologen. Und der, der ein Problem mit dem Stress hat, macht sich noch Stress mit seiner Ernährung, indem er ganz komisch isst anschließend. Also, das ist die Schwierigkeit drauf. Hier geht es jetzt nur um eine dieser beiden Sachen, nämlich Sie machen eine Diätempfehlung.
48:45
Die Diätempfehlung, wissen Sie vielleicht auch, gibt es relativ viele. Aber Sie wissen vielleicht auch, dass man heutzutage, also erstaunlicherweise weiß man heutzutage und wusste es eigentlich noch nie, eigentlich nicht, was man essen soll, um länger zu leben.
49:03
Also was ist die Ernährung, die Sie eigentlich zu sich nehmen sollen, um möglichst gesund zu bleiben? Da gibt es viele Hypothesen. Es gibt auch Studiengänge, wo Sie das studieren können sogar, diese Ernährungswissenschaften. Aber Sie haben eigentlich kein gesichertes Wissen. Also Sie haben so paar Sachen, Sie wissen, was Sie krank macht. Also wenn Sie irgendwie zu viel Fastfood zu sich nehmen, werden Sie vielleicht krank.
49:23
Sowas können Sie schon ausschließen, vielleicht auch in speziellen medizinischen oder in speziellen Krankheitswellen können Sie noch ein bisschen was sagen, was Sie nicht essen sollen. Aber eigentlich allgemein, wie ernähre ich mich, damit ich länger gesund bleibe und länger lebe, wissen Sie nicht. Okay, hier geht es um eine mediterrane Diät.
49:43
Hintergrund ist eine Reihe von Beobachtungsstudien. Beobachtungsstudien führte zu der Hypothese, dass eine mediterrane Diät einen positiven Einfluss auf Herz-Kreislauf-Krankheiten hat. Im Rahmen einer prospektiv kontrollierten Studie mit Randomisierung wurden dann 1000 Hochrisikopatienten zufällig in Studien- und Kontrollgruppen unterteilt.
50:02
Der Studiengruppe wurde eine mediterrane Diät empfohlen. Die Kontrollgruppe enthielt die üblichen Diätempfehlungen. Und nach zwei Jahren wurden beide Gruppen hinsichtlich neu aufgetretener Herz-Kreislauf-Krankheitsfälle verglichen. Ich muss dazu sagen, dass es eine Studie zur Ernährung, die wirklich sauber durchgeführt wird.
50:23
So etwas gibt es nicht häufig. Können Sie sich vorstellen, warum es sowas nicht häufig gibt? Also warum macht man solche prospektiv kontrollierten Studien mit Randomisierung nicht häufig zur Ernährung?
50:43
Weil die Personen, die in der Gruppe sind, die eine spezielle Ernährung durchführen möchten, Ja, aber darum geht es hier nicht. Hier geht es nicht darum, ob man wirklich sagen kann, wenn Sie diese Ernährung so machen, werden Sie gesünder.
51:02
Sondern es geht darum, wenn Sie diese Empfehlungen bekommen. Wir können natürlich sagen, der eine Gruppe geben wir die Empfehlungen, der andere Gruppe geben wir die andere Empfehlungen. Und dann gucken wir, was passiert. Und dann ist die Frage, lohnt sich diese Empfehlungen? Und es kann natürlich sein, die Empfehlung war so, dass anschließend keiner umsetzt, weil die Diät nicht schmeckt usw. Aber dann bringt es auch nichts, diese Sache zu empfehlen.
51:24
Also Sie können einfach sagen, realistischerweise, Sie gucken sich einfach an, hat es Sinn, diese Empfehlung auszugeben? Okay, aber was ist der Grund, warum es hier solche Studien selten ergibt? Niemand verdient Geld mit einer mediterranen Diät. Vollständig richtig.
51:42
Diese Studien sind extrem teuer. Irgendjemand muss das finanzieren. Also ich habe Ihnen vorhin erzählt, diese Krippestudie hat mehrere hundert Millionen Euro gekostet. Das ist natürlich nicht so teuer. Aber es ist die Frage, wer finanziert das? Das finanziert natürlich kein Pharmahersteller, weil davon hat er nichts.
52:04
Das finanziert die Lebensmittelindustrie und die schneidet sich nicht ins eigene Fleisch. Ich meine, deswegen wird es das auch nicht finanzieren, das ist schon richtig. Also an der Sache verdient eben niemand Geld. Es ist eines der Probleme im Gesundheitswesen, eben im Kapitalismus, dass eben die Pharmafirmen einerseits sie heilen wollen,
52:23
andererseits damit Geld verdienen. Und damit führt es eben auch dazu, dass sie wie bei der Schweinekrippe einen völlig nutzlosen Impfstoff verkauft bekommen. Einfach weil die Leute viel Geld damit verdienen. Also das ist ein bisschen doof. Okay, aber hier wird es mal durchgeführt.
52:42
Gucken wir uns mal das Resultat an. Resultat ist die folgende Tabelle. Ich gebe Ihnen wieder so ein bisschen Zeit und dann sprechen wir mal drüber. Okay, haben Sie Kommentare dazu?
53:20
Genau. Also erst mal, wenn man die Zahlen anguckt, sieht man da ist in der Tat eigentlich überall eine Verbesserung von der Studiengruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe. Also es sind weniger tödlich verlaufende, der Prozentsatz der tödlich verlaufenden Myokardinfarkte ist geringer.
53:40
Auch der bei den tödlich verlaufenden und der plötzliche Herztod tritt prozentual seltener auf. Also ich muss hier die Prozente vergleichen, nicht die absoluten Anzahlen, weil ja die absolute Anzahl leicht verschieden ist. Man kann sich dann natürlich die Frage stellen, ist das jetzt Zufall oder ist das nicht Zufall? Und das ist eine Frage, die ich an der Stelle nicht machen werde. Das werden wir im Laufe der Vorlesung vielleicht in Übungen uns mal überlegen, wie man sowas raus bekommen könnte.
54:03
Ob der Effekt hier groß genug ist, dass man ausschließen kann, dass sowas auch häufig auftreten würde, wenn man rein zufällig unterteilt. Das wäre die entsprechende Schlussweise. Und das wäre hier der Fall. Sie haben noch eine Anmerkung?
54:36
Ok, es kommt gerade der Einwand. Wenn ich zum Beispiel dieses tödlich verlaufende Infarkte mir angucke, da gibt es noch andere Einflussgrößen außer der Diät.
54:48
Es könnte jetzt sein, dass bei der Kontrollgruppe der Arzt immer viel zu spät kommt, während bei der Studiengruppe kommt er ganz schnell. Aber genau das soll eigentlich diese zufällige Unterteilung ausgleichen.
55:01
Also zum Beispiel die Leute, die ein großes Problem haben, dass der Arzt bei ihnen rechtzeitig kommt oder wo der Arzt eher einen längeren Anfahrtsweg hat, die kommen genauso oft in die Studiengruppe wie in die Kontrollgruppe. Also die haben die gleiche Auswahlmöglichkeit. Also es gibt alle Möglichkeiten, also wenn sie anfangen würden, irgendwelche
55:23
konfundierenden Faktoren zu kontrollieren, dann könnte es sein, sie übersehen einen. Und dieser eine ist vielleicht der Einfluss, wie weit lebt jemand oder vom nächsten Herzspezialisten entfernt, wie lange dauert das. Aber wenn sie das durch Zufall machen, soll das eigentlich der Zufall ausgleichen. Noch eine Frage?
55:56
Wenn sie die Verhältnisse, Vorschlag ist, ich vergleiche die Verhältnisse der tödlich verlaufenden Infarkte mit der nicht tödlich verlaufenden Infarkte.
56:03
Und da haben sie in der Kontrollgruppe, was sagen sie, da haben sie mehr? Da haben sie weniger tödliche im Verhältnis zu nicht tödlicher und deswegen ist es besser.
56:24
Also sie wollen jetzt rauslesen, dass die Diät die Auswirkungen hat, dass wenn ein Infarkt auftritt, er eben häufiger tödlich auftritt. Ja, aber es könnte eben auch sein, vor allem die nicht tödlichen Infarkte werden reduziert. Dann haben sie natürlich den gleichen Effekt.
56:41
Also wenn Sie sich vorstellen, Sie haben eine Behandlungsmethode, da verschwinden alle nicht tödlich verlaufenden Infarkte. Aber die tödlichen sind noch voll da. Dann sind natürlich anschließend 100% der Infarkte tödlich. Aber Sie würden trotzdem sagen, das ist nicht blöder, weil es dafür sind es ja weniger Infarkte.
57:02
Also da müssen Sie an der Stelle schon die einzelnen relativen Häufigkeiten bei den einzelnen Infarkten vergleichen. Okay, noch eine Anmerkung? Bitte?
57:27
Okay, eine Frage zur Tabelle selber. Wenn insgesamt 63 sind in der zweiten Zeile, warum ist dann 21 plus 43 gleich 24? Das ist eine gute Frage.
57:41
Da wird wohl irgendeine Zahl falsch sein. Aber ich bin mir jetzt nicht sicher welche. Also wahrscheinlich ein Rundungsfehler irgendwo. Also ich nehme an, als ich die Tabelle zusammengestellt habe, habe ich vermutlich nur die Prozentzahlen gefunden. Dann irgendwo aufgerundet und das ausgerechnet und die jeweils separat ausgerechnet.
58:05
Aber es ist vollständig richtig, da ist ein Fehler drin. Das sollte ich mir vielleicht notieren. Herzlichen Dank. Okay, Sie haben noch eine Anmerkung?
58:28
Die Frage ist, ich habe gesagt, der Kontrollgruppe wurde eine übliche Diätempfehlung gegeben. Was heißt das? Was ist hier eine übliche Diätempfehlung? Das, was man eben bis dahin gemacht hat bei Leuten mit Hochrisikopatienten für Herzinfarkt.
58:45
Und natürlich, Sie haben nur verglichen diese mediterrane Diät mit dem, was Sie bisher gemacht haben. Das machen Sie meistens bei den Studien. Nicht mit dem, lebe so weiter wie bisher. Weil dieses, lebe so weiter wie bisher, wäre ja auch unethisch, wenn Sie davon ausgehen, die bisherige Diätempfehlung hilft schon ein bisschen.
59:02
Und jetzt machen Sie eine Studie, wo die Leute das, was bisher hilft, eigentlich gar nicht mehr machen sollen, sondern sie sollen was machen, was schlimmer ist als die normale Behandlung. Das können Sie nicht wirklich durchführen. Gut, hier zusammengefasst, da in der Studiengruppe weniger Herz-Kreislauf-Krankheitsfälle auftraten als in der Kontrollgruppe,
59:26
kann man davon ausgehen, dass die mediterrane Diät in der Tat einen positiven Einfluss auf Herz-Kreislauf-Krankheiten hat. Ich habe Ihnen hier nochmal eine Übersicht über die verschiedenen Arten von Studien. Wenn Sie wissen wollen, was für eine Studie vorliegt, können Sie sich als erstes fragen,
59:46
wird im Rahmen der Studie Einfluss auf die Versuchsobjekte genommen? Falls nicht, wissen Sie schon, es ist eine Beobachtungsstudie. Falls doch, ist es eine kontrollierte Studie. Bei der kontrollierten Studie fragen Sie sich als nächstes.
01:00:00
Wird die Studiengruppe mit Daten aus der Vergangenheit verglichen? Falls ja, ist es eine retrospektiv kontrollierte Studie, also zurückschauend kontrollierte Studie. Falls nein, ist es eine prospektiv kontrollierte Studie. Und bei der prospektiv kontrollierten Studie gibt es nochmal zwei Möglichkeiten, nämlich je nachdem, ob die Einteilung in Studien- und Kontrollgruppe zufällig erfolgt.
01:00:22
Falls ja, ist es eine prospektiv kontrollierte Studie mit Randomisierung. Falls nein, eine prospektiv kontrollierte Studie ohne Randomisierung. Sie haben heute gelernt, auf kausale Zusammenhänge können Sie nur zurückschließen mit prospektiv kontrollierten Studien mit Randomisierung. Alle anderen Studien können durch sogenannte konfundierende Faktoren verfälscht sein.
01:00:45
Diese konfundierenden Faktoren haben gleichzeitig Einfluss auf zwei Dinge. Erstens auf die Einteilung in Studien- und Kontrollgruppe. Und zweitens auf das beobachtete Resultat. Die prospektiv kontrollierten Studien mit Randomisierung sind deswegen auch die einzigen Studien,
01:01:02
die eigentlich in der Medizin zugelassen oder die in der Medizin zulässig sind, wenn es um neue Medikamente geht, Untersuchung der Wirksamkeit von neuen Medikamenten. Auch das ist nicht ganz so einfach.
01:01:21
Können Sie sich vorstellen, warum sie auch so was verfälscht sein kann? Oder inwiefern eine prospektiv kontrollierte Studie mit Randomisierung verfälscht sein könnte?
01:01:45
Dass die Größe der Studie nicht groß genug ist? Ja, aber das würde eine Arzneimittel-Zulassungsbehörde überwachen. Die hat Vorschriften und so weiter, da kommen Sie nicht drumherum. Da brauchen Sie halt eine gewisse Größe.
01:02:07
Dass die Gruppe, die randomisiert wird, nicht repräsentativ ist für die Gruppe, an der später das Medikament eingesetzt wird, das ist vollständig richtig. Haben Sie bei vielen chronischen Erkrankungen, Sie würden es normalerweise ausprobieren an Leute, die einen sehr schlimmen Verlauf haben.
01:02:21
Oder bei vielen Medikamenten nehmen Sie eben Leute, die einen sehr schlimmen Verlauf haben, wo die Krankheit sehr schnell voranschreitet. Und an denen testen Sie es, an den anderen testen Sie es nicht, weil es dauert viel zu lange. Also das ist eine Sache, was das Ganze ein bisschen einschränkt.
01:02:53
Also Vorschlag ist gerade, falls es zwei Krankheiten gibt, die sehr ähnliche Symptome haben, und man testet eben die Studie nur an dem einen Medikament aus,
01:03:03
an der einen Krankheit aus, da wirkt sie auch, aber später behandelt man damit die andere Krankheit. Aber das haben Sie bei der Grippe-Studie gesehen. Da musste das Medikament vom Arzt unter realistischen Bedingungen verordnet werden. Natürlich, der hat das nur verordnet, wenn er schon wusste, in der Gegend gibt es Grippe.
01:03:21
Weil das wäre heute eine Sache, die würden die Ärzte nicht unbedingt machen, wenn sie ihn Tamiflu verordnen. Die würden ihn vielleicht auch so schon Tamiflu verordnen. Aber deswegen hat man auch diese Doppelblind-Studie gemacht, wo auch der Arzt nicht wusste, nein, deswegen hat man nicht die Doppelblind-Studie gemacht, sondern der Arzt musste wirklich unter realistischen Bedingungen die Patienten auswählen.
01:03:41
Das ist schon noch drin. Okay, es gibt noch was Fieseres. Kommen Sie wahrscheinlich so nicht drauf. Das Fiesere sind, die meisten Medikamente haben Nebenwirkungen. Das heißt, in aller Regel, wenn Sie eine schwere Krankheit haben, Sie haben vielleicht irgendeine Krebstherapie, Sie bekommen das neue Krebsmedikament.
01:04:00
Dieses Krebsmedikament hat ganz massive Nebenwirkungen. Und dann ist es ganz klar, dieses Studie können Sie nicht mehr doppelblind durchführen. Weil A, der Arzt erkennt sofort anhand der Nebenwirkungen, die auftreten, hat der Patient das Medikament bekommen oder das Placebo und der Patient selber auch. Noch viel schlimmer ist, der Arzt könnte im Prinzip ein Interesse daran haben,
01:04:26
dass diese Studie erfolgreich läuft, weil er vielleicht irgendwie finanziell mit der Pharmaindustrie zusammenarbeitet. Und dann könnte eben der Fall eintreten, dass der Arzt vielleicht manchen Patienten, wo er weiß, sie haben das Medikament bekommen, sie bekommen die Nebenwirkungen,
01:04:41
aber es hilft nicht wirklich, dass er denen eher zureht, aus dieser Studie auszusteigen. Es wird immer der Fall sein, dass so und so viele Leute, die eine Studie abbrechen, oder bei den meisten Studien, so und so viele Leute brechen die Studie ab. Und auch das kann man halt unter Umständen steuern. Also insofern sind auch diese ganzen Studien etwas mit Vorsicht zu genießen.
01:05:02
Die ganzen anderen Studien können sie sowieso vergessen bezüglich Kausalen zusammenhängen, aber dummerweise auch das kann eben noch schiefgehen. Okay, damit wäre ich für heute eigentlich schon fertig, weil das Folienvorträge sind, möchte ich nicht allzu lang machen. Und wir sehen uns nächsten Mittwoch.
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