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Netzkultur vs Urheberrecht

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Title
Netzkultur vs Urheberrecht
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Number of Parts
132
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CC Attribution - ShareAlike 3.0 Germany:
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Die rigorose Durchsetzung von Urheberrechten zum Schutz veralteter Informationsdistributionskanäle steht der Netzkultur und dem ihr systemimmanenten Sharing diametral gegenüber. Das Ziel muss der Schutz neuer Kulturtechniken sein. Im Spätsommer 2012 ging eine Abmahnwelle durch's Netz: Eine Bildagentur versuchte Summen im sechsstelligen Bereich von dutzenden Blogs einzutreiben für angebliche Urheberrechtsverletzungen. Die Crux: Sehr viele der Bilder stammen von Künstlern, die explizit zum Sharing über Netzplattformen aufgefordert hatten und die ohne die Unterstützung auch der abgemahnten Blogs nie bekannt geworden wären. Angriff auf die Netzkultur oder berechtigte Durchsetzung von Urheberrechten?
WINDOWS <Programm>BlogWEBTwitterInformationsgesellschaftXMLLecture/Conference
Wiener filterSet (mathematics)Google BloggerZahlRogue waveMeeting/Interview
Google BloggerKAM <Programm>Meeting/Interview
Shader <Informatik>Facebook
EmailAgreeablenessList of anatomical isthmiHöheTOUR <Programm>Google BloggerMeeting/Interview
Server (computing)BlogFacebookFlickrBlock (periodic table)Sound effectFrontPageComputer animation
Concurrency (computer science)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Hospital information systemScientific modellingComputer animationMeeting/Interview
Block (periodic table)Content (media)FacebookComputing platformSummierbarkeitSound effectBlogSampling (statistics)FamilyLecture/ConferenceMeeting/Interview
Control engineeringPDF <Dateiformat>Zusammenhang <Mathematik>KAM <Programm>Service (economics)Algebraic closureLecture/ConferenceMeeting/Interview
BlogBusiness modelDesktopServer (computing)Physical lawRoute of administrationFacebookCopyright infringementGoogle BloggerInternetSample (statistics)WebsiteSupremumVERKAUF <Programm>Block (periodic table)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
SequenceLecture/Conference
WINDOWS <Programm>XML
Transcript: German(auto-generated)
Okay, so noch mal herzlich willkommen zu Teil 3 auf Stage 3, weiter geht's, ich mach's ganz schnell und
zwar mit dem Thema Netzkultur versus Urheberrecht, hier ist ja schon ein Bild, das einigermaßen einen Punkt bringt anscheinend. Wir haben drei Leute am Start und zwar einmal Ronny Krag ganz rechts, Musiker und Blogger, er macht den Blog Kraftfutterfischwerk, der vielleicht auch einig bekannt ist.
Dann haben wir Valje Djordjevic, sie ist Redakteurin bei iRights Info, ein Informationsangebot im Web zum Thema Urheberrecht in der digitalen Welt. Sie arbeitet zu den Themen Informationsgesellschaft, Urheberrecht, Netzkultur, Genderpolitik und Kunst und gibt viele Workshops und Seminare rund um das Schreiben im Netz.
Und zuletzt noch René Walter, betreibt seit Mitte 2005 das Blog Nerdcore, hat damit eine der ersten deutschen Web-Mems initiiert und ist ein ausgewiesener Netzkultur-Junkie. Viel Spaß wünsche ich euch.
Ja, hallo, wir sind glaube ich alle überrascht, dass so viele Leute gekommen sind, ich hab schon erwartet, dass einige kommen, aber dass dann hinten alle stehen ist schon super. Ich wollte damit anfangen, Jan Engelmann hat gestern auf Twitter gepostet, wiederkehrendes Phänomen auf dieser Konferenz beim Thema Urheberrecht setzt bei vielen Leuten sofort die Schnappatmung ein.
Ich denke in der halben Stunde, die wir jetzt haben, wird das hoffentlich oder hoffentlich nicht so stark vorkommen, dass irgendjemand hier umfällt. Wir wollten reden über ein paar Abmahnungsfälle, die im letzten Jahr vor allem passiert sind, wo
Blogger abgemahnt wurden, weil sie angeblich Bilder gepostet haben, für die sie die Rechte nicht hatten. Und Ronny hier ist einer von ihnen und erzählt mal, was ist denn da passiert? Ja, also ich war gar nicht einer der ersten, da sind irgendwie andere Fälle, die noch viel absurder eigentlich waren, vor mir durchgelaufen.
Und zwar gab es da, gibt es halt eine Agentur in Berlin, die lässt über eine Kanzlei in Hannover seit dem letzten Oktober, November rum Blogger abmahnen. Also auch jetzt nicht 2, 3, 4, sondern wir haben irgendwie jede Menge Fälle gesammelt, genaue Zahlen, es hat immer schwierig auszubekommen. Und da war in den ersten Fällen, wo die Abmahnung rausging, relativ deutlich
klar, dass da irgendwie was nicht so gehandhabt wird, wie es rechtlich sein sollte. Die haben zum Beispiel Fotos abgemahnt, für die sie keine Rechte hatten. Das waren die ersten Fälle, das ist hier eins von dem LEGO-Künstler Nathan Sawaya. Da gab es irgendwie eine Handvoll Abmahnungen und dann ging eine Riesenwelle durchs Netz.
Man hat Sawaya irgendwie angefragt, inwiefern die Rechtekette da irgendwie vorlegbar ist oder verkauft wurde. Und der hatte sich geäußert, dass der nie Rechte verkauft hatte, an weder die Agentur noch an irgendjemand anders. Daraufhin wurden die Abmahnungen zurückgezogen. Die damals betroffenen Blogger blieben auf ihren Kosten sitzen, weil das wohl rechtlich so ist in Deutschland.
So, das waren die ersten Fälle. Dann ging es halt weiter, dass nach und nach immer andere Leute auf andere Bilder abgemahnt wurden und relativ schnell deutlich wurde, dass diese Agentur Bilder kauft, die schon seit längerem im Netz umhergehen und daraufhin Blogger abmahnt. Und da liegt die Vermutung nahe, dass sie das wirklich sehr gezielt so tun, dass sie das sehr gezielt zur Hand haben.
Und mich hat es dann irgendwie auch erwischt für ein Bild von so einer Schlangentorterin. Ich kann das ja mal zeigen. Kam irgendwie Ende Juli, kam Ende Juli genau auf der Facebookseite dieser Frau Pitscher, die ist irgendwie eine Bäckerin in UK.
Und die macht halt Torten, bietet die auf Facebook zum Teilen an. Und daran habe ich halt, also davon habe ich Gebrauch gemacht, habe das Bild da runtergeladen, habe es bei mir wieder hochgeladen, habe sie verlinkt, namentlich erwähnt und bekam dann später die Abmahnung der Berliner Agentur, HGM, den Namen darf man ja nennen, ist nicht die einzige, aber ist auf jeden Fall eine, die aktuell dick damit im Geschäft sind. Und die wollten von mir für die Nutzung des Bildes 1.800 Euro.
Und ja, und zwar, obwohl klar war, dass ich das Bild schon veröffentlicht bei mir hatte, bevor die überhaupt die Rechte eingekauft hatten. So war der Weg. Und ich habe mich da ein bisschen quergestellt und es kam dann wirklich zu einer Verhandlung vor 14 Tagen vom Landgericht Hamburg.
Und die Entscheidung soll Ende der Woche irgendwie rausgehen, wie es denn damit nun weitergeht. Tendenziell sieht es ganz gut aus, weil auch die Richter meinen, dass eine Bilderagentur Rechte nachweisen muss, die vertraglich irgendwie festgelegt werden. Die Agentur ist der Meinung, es reicht aus, das per E-Mail zu tun. Die rechtliche Grundlage ist allerdings eine andere, da müssen Verträge her und die sind nicht da, die wurden nicht vorgelegt.
Und jetzt warte ich halt ab, wie das wohl ausgeht dann die nächste Woche. Es gab da ja sehr viele Fälle, auch unter anderem hat MC Winkel von Who Dat eine Strafanzeige gestellt,
weil dort die Agentur dann die Rechte, also zugegeben hat, okay, wir haben die Rechte vielleicht doch nicht, nur saßen also er und viele andere Bleibende halt auf den Kosten sitzen. Kannst du da was dazu sagen? Ja, die Klage, die wurde abgewiesen, ohne dass da weiter irgendwie
untersucht wurde von Seiten der Staatsanwaltschaft, also das ist mein Kenntnisstand. Also es liegt für uns, wir vermuten, dass da ein versuchter Betrug vorliegt von Seiten dieser Agentur, dass es eine ganz gezielte Vorgehensweise ist, um das Netz nach viral gegangenen Bildern abzufischen und die Rechte einzukaufen
für diesen Boulevardkram, den die ja normalerweise machen, die arbeiten ja normalerweise für ProSieben, für diese komischen Magazine, die da zeigen, wie Bildzeitungen, das ist so das Niveau, auf dem die normalerweise arbeiten und für die fischen die quasi das Netz nach viralen Bildern ab.
Und meine Vermutung ist, dass ihnen auch so langsam das Geschäft wegbricht, dieses klassische Bildlizenzierungsrecht und dass die jetzt einfach austesten auf dem Brücken von Bloggern, wie weit sie ihre Rechte durchsetzen können und das als neues Geschäftsmodell entdecken. Also grundsätzlich ist es ja so, dass es nur eine Agentur, es machen auch andere, also wir wollen jetzt nicht...
Es gibt natürlich andere Agenturen, das ist allerdings die erste Agentur, die das wirklich gezielt auf diese viralen Bilder abgesehen hat. Ihr habt ja auch noch einen anderen Fall recherchiert, wo jetzt keine Abmahnungen laufen mit den NASA-Bildern,
wo Public Domain-Bilder... Da muss ich jetzt hier mal ein bisschen vorspulen, also das sind jetzt hier noch so andere Bilder, die die abgemahnt haben. Also die Bilder, die kennt wahrscheinlich hier 90% der Anwesenden, die sind überall im Netz zu sehen, auf allen möglichen Blogs, auf Facebook werden die geteilt.
Und man muss auch betonen, dass diese Fotografen durch das Netz bekannt geworden sind, also dass die ohne diesen Viraleffekt nicht da wären, wo sie heute wären. So gesehen, das ist eine ganz perfide Vorgehensweise, diese Agentur. Und diese NASA-Bilder, um die es ging, das waren die hier, die kennt ihr wahrscheinlich auch alle.
Die Bilder, die liegen, die kommen von JPS, Johnson irgendwas, und die liegen auf dem Server der NASA unter Public Domain und auf Flickr unter CCSA.
Das heißt share-alike, das heißt man kann mit diesen Bildern im Grunde machen, was man will, man muss allerdings dazu angeben, woher sie kommen, man muss die Lizenz weitergeben, unter CC wieder angeben. Und das ist das Blog von HGR, das haben Sie gegründet im Dezember?
Nachdem die Abmahnungen durch waren, haben sie gedacht, wenn die das alle können mit so Bilder bloggen, dann können wir das ja auch als Agentur und haben im Dezember dann dieses Blog gestartet, genau. Als Konkurrenz zu uns quasi so. Ja, und da posten sie ganz tolle Bilder, also so Sachen wie ein Elefant spritzt ein kleines Kind nass,
oder guck mal ein Fraueltier, das ist so ungefähr das Niveau, das sie fahren. Und unter anderem haben sie eben auch diese Bilder gepostet, und wie man da unten sieht, also man erkennt es hier natürlich jetzt nicht, aber da steht Photo HGM Press, das ist ein ganz klarer Verstoß gegen die Lizenzen. Also das heißt, die nehmen es selber mit den Lizenzen auch nicht so genau,
und kennen sich anscheinend in ihrem Job tatsächlich nicht aus. Und das rundet mein Gesamtbild dieser Agentur dann doch gut ab. Ja, also eigentlich ist für mich nichts weiter zuzufügen. Was noch ganz interessant ist, dass die Agentur selber behauptet, also du hast bei diesem Foto-Urheber Nutzungsrechten, gibst halt verschiedene Modelle,
und im Grunde genommen kannst du verkaufen, ohne dass der Name des Urhebers genannt wird, also kannst du vertraglich irgendwie regeln, und du kannst es halt vertraglich so regeln, dass halt der rechte Inhaber, sprich die Agentur genannt wird und der Urheber. Und die Agentur behauptet über ihre Kanzlei, dass sie tatsächlich immer den Urheber mit angeben,
und ich habe wirklich mir 300, 400 Bilder angeguckt, und da steht nie der Urheber darunter. Weil es ist denn in der Verhandlung spielt es auch eine Rolle, es ist wohl irgendwie verschärfend, wenn du den Urheber nicht nennst, weil du dann wohl suggerierst, dass die Fotos von dir selber sind. So, und ich hatte das ja getan, hatte das verlinkt, und das ist da gar nicht so unwesentlich, spielt tatsächlich irgendwie auch rechtlich eine Rolle.
Und wie gesagt, die Anwältin meinte, dass sie generell immer die Urheber mit angeben. Vielleicht mal einen Schritt zurück, so grundsätzlich, ihr habt ja beide große Blogs, die sehr bekannt sind, und postet sehr viele Bilder. Wie ist denn bei euch so der Alltag, wenn ihr arbeitet, wenn ihr was findet?
Rechte, erklärt ihr die Rechte, fragt ihr nach, also wie geht das? Also bei mir ist es halt so das Ding, dass ich nach dieser Kiste schon sehr bewusst darauf achte, was ich mache und was ich nicht mache, weil es gibt natürlich die Möglichkeit, die Dinger zu bringen und die 14 Tage später wieder verschwinden zu lassen. Es ist halt nicht so ganz in meinem Sinne, weil mir denn das ganze Archiv verloren geht,
und irgendwie mag ich das nicht, aber es gibt tatsächlich Inhalte, die ich seitdem nicht mehr bringe, es gibt Inhalte, die ich so interessant finde, dass ich mich bemühe, da eine Genehmigung der Urheber zu kriegen, und es gibt Inhalte, die von Plattformen kommen, wo das Teilen ganz elementarer Gedanke der eigentlichen Plattform ist, Tumblr, Facebook, nach wie vor,
sehe ich halt immer noch so, dass wenn du Bilder zum Teilen anbietest... Da würde ich ganz gerne ganz gezielt darauf eingehen, weil wir reden hier auch nicht nur über Urheberrecht, sondern auch über Netzkultur. Und da hier vor allem über diese Kultur des Sharing, Also ich hatte aber das so, wenn es über Plattformen kommt wie Facebook,
aber auch über Tumblr, die du eben auch genannt hast, aber eigentlich auch über Blogs, dann sind es für mich Fotos, die mit dem Vorhaben gepostet wurden, um verteilt zu werden. Ob das nun auf der Plattform selbst passiert oder auf Blogs, das ist den Fotografen ziemlich egal, Hauptsache die Bilder, die werden verbreitet, damit sie eben ihren Namen bekommen, damit sie ein bisschen Fame bekommen
und im besten Fall einfach mit ihren Sachen Geld verdienen können. Woran ich natürlich, ich will dem Fotografen ja nichts Böses, wenn ich ein Bild aus einer Serie nehme. Wir reden hier nicht jetzt irgendwie, es gibt Leute, die machen das, aber da reden wir nicht drüber. Wir reden da ja keine 20 Bilder von der Fotoserie ab.
Wir nehmen ein Bild als Sampling sozusagen, da gibt es ja Überschneidungen beim Thema und schicken die Leute dann auf die Seite des Fotografen, damit sie sich den Kram angucken können. Darum geht es ja, es geht ja um den Viraleffekt und der wird eben von so einer Agentur untergraden. Ja, also so sieht es aus.
Rein rechtlich sieht es ja so aus, dass man das eigentlich nicht machen darf. Also das deutsche Urheberrecht erlaubt das eigentlich nicht. Ja, aber das ist die Schnappatmung. Natürlich ist das so, aber ich verwette alles darauf, dass jeder hier im Raum heute schon gegen das Urheberrecht verstoßen hat.
Du auch. Ja, natürlich dürfen wir das nicht, aber deswegen steht da ja auch Urheberrecht versus Netzkultur. Die Netzkultur steht dem Urheberrecht diametral entgegen und da muss eine Regelung geschaffen werden. In dem Zusammenhang sollten wir vielleicht noch mal darauf hinweisen,
dass der Digigas-Verein gestern recht auf Remix.de gestartet hat. Das ist eine Kampagne im Grunde für eine Fair-Use-Klausel und meiner Meinung nach ist das bitternötig im deutschen Urheberrecht, damit das einfach mal ein Statement für den Verbraucher ist und für die Netzkultur.
Ich bin ja dazu da, hier die fiesen Fragen zu stellen. Ja, es heißt ja immer, aber Fotografen wollen ja schließlich auch leben. Sie wollen ja auch Geld verdienen und findet ihr das okay, einfach Fotos?
Ihr habt das ja ein bisschen schon beantwortet. Das Ding bei dieser Agentur ist halt, wenn ich so eine Agentur hätte, würde ich tatsächlich losgehen und würde Fotografen vertreten. Also Leute, die explizit mit der Kunst der Fotografie Geld verdienen. Aber die kaufen ja Handy-Schnapschüsse ein und irgendwie lustige Dinge, die schon drei Jahre mitunter durchs Netz durchgegangen sind.
Und die Bilder werden ja nicht gemacht, um davon seine Kunst irgendwie auszustellen zu können oder wie auch immer. Und bei der Dings ist es halt so, gerade bei dieser Schlanktorte ist es so, dass die hat durch diesen viralen Infekt, die ist international komplett rumgegangen und hat irgendwie eine Woche später angefangen, PDFs zu verkaufen, in der sie eine Backanleitung für diese Schlanktorte irgendwie verkauft hat.
Kam irgendwie zehn Pfund, dieses PDF. Und die hätte dieses PDF ja nie verkaufen können, wenn nicht so viele Leute darauf hingewiesen hätten. Also hat sie im Grunde genommen wahrscheinlich durch die PDFs weitaus mehr Geld eingenommen, als den Vertrag, den sie mit HGM irgendwie über drei Umwege gemacht hat. Die Vermutung liegt natürlich auch nahe, dass die Frau überhaupt nicht weiß,
was die HGM angeblich in ihrem Namen abzieht in Deutschland. Ich schätze mal, sie weiß nur, dass es eine Agentur in Germany gibt, die ihre Rechte wahrnimmt und die Bilder weiter zensiert. Und dass die Einnahmen, die sie da hoffentlich bekommt, dass das rein aus Bilderverkäufen sind.
Ich glaube, sie hat keinen wirklichen Schimmer, dass es hier wirklich um Abmahnung geht bzw. dem englischen Äquivalent. Es ist halt immer schwierig, da am Einzelfall sowas festzumachen. Ich meine, grundsätzlich ist es schon so, dass ein Fotograf oder ein Urheber einfach die Rechte hat an seinen Werken. Und es ist natürlich für mich als Urheber eine eine Sache, wenn ich sowas bei Facebook teile.
Oder wenn das plötzlich auf Blogs auftaucht. Blogs sind für mich Bestandteil dieses Social-Media-Gefüges. Und Facebook ist da jetzt natürlich auch ein sehr großer Teil geworden. Und wenn ich irgendwas auf Facebook stelle, das hab ich vorhin schon erwähnt, mit diesem impliziten Gestus, bitte teilt das, dann schließt das für mich
Blogging mit ein. Du weißt aber nur nicht genau, es gibt ja auch andere Fälle, wo jetzt nicht die Leute, die Fotografen selber ihre Sachen geteilt haben, sondern irgendjemand hat's reingestellt. Und du siehst es oder irgendjemand sieht das auf Facebook oder auf Tumblr oder wo auch immer, denkt halt, okay, das ist zum Sharing da, nur der Fotograf selber hat das gar nicht erlaubt.
Und das ist natürlich dann schon ein Problem. Naja, also das Ding ist halt, dass wir tatsächlich wirklich über Einzelfälle reden müssen. Weil Urheberrecht ist ja sehr statisch. Und wenn wir uns aber angucken, in Deutschland machen wir irgendwie Netzkultur und haben fürs Urheberrecht Texte, Bilder, Musik, Videos. Und alles muss ja irgendwie anders betrachtet werden.
Bei Musik oder bei Videos ist eigentlich klar, wenn jemand will, dass das viral geteilt wird, lädt er es als Urheber selber hoch. Bei Fotos ist das völlig was anderes. Du weißt halt nie genau, welche Bilder von wem her hat. Das Ding ist aber halt, wenn ich als Urheber meine Fotos ins Netz lade,
teile ich sie ja schon in gewisser Weise. Das macht es halt sehr kompliziert, gerade im Hinblick auf diese Musik- und Videokiste. Da ist halt klar, derjenige möchte, dass das gekeilt wird, lädt es auf Soundload, damit es woanders geteilt wird, hat er immer die Hand drüber. Bei Fotos ist das ganz anders. Da ist der Kopiervorgang viel einfacher. René hatte da mal
so eine schöne Idee für Fotos. Hatt ich die? Du hattest mal gesagt, wer nicht will, dass die geteilt werden, soll die nicht ins Netz laden. Das gilt grundsätzlich für alles. Das Internet ist ja per se eine riesige Kopiermaschine. Mehr ist das ja nicht. Da werden wir einfach nur Datenpakete
von A nach B kopiert. Das ist das, was da technisch passiert. So gesehen, die Kopie ist schon von der Technik her der essentielle Baustein des Internets, worauf dieses komplette Ding, dieses tolle Wahnsinnsgebilde, das baut auf dem Wesen der Kopie auf.
Wenn ich etwas ins Netz gebe, dann wird es sofort kopiert. Wenn es nur von meinem Desktop auf meinem Server ist, dann liegt da eine Kopie. Und wenn ich diese Website aufrufe, dann rufe ich eine Kopie vom Server auf. Das sind alles technische Kopien des Urheberrechts. Das hat das so geregelt, dass Kopien im technischen Fall erlaubt sind. Allerdings, diese Tatsache der Kopie
bleibt ja bestehen. Das zeigt natürlich dieses riesen Schlamassel, in dem wir uns da befinden, von Seiten dieses deutschen, starren, veralteten Urheberrechts. Super Hinweis. Das wäre jetzt meine nächste Frage gewesen.
Was soll man machen? Ihr seid ja vernetzt, also nicht nur ihr beide, sondern viele Blogger. Unterhaltet euch über das Thema. Ihr habt doch sicher Ideen, was ihr euch wünscht. Ich weiß, Urheberrecht ist kein Wunschkonzert. Du hast ja eben auch schon diese Remix-Schranke erwähnt.
Aber was wären jetzt zum Beispiel andere Sachen? Man könnte ja auch überlegen, vielleicht Regeln, also es müssen ja nicht immer nur Gesetze sein. Ich hab nur partiell jetzt natürlich mitbekommen, aber die Dame vor mir hat von sozialen Normen geredet, die auch im Netz gelten. Das fand ich ziemlich interessant. Eine soziale Norm wäre zum Beispiel,
wenn ich auf Blogs oder auf Facebook was teile, dass ich dann zum Beispiel nicht das komplette Portfolio des Fotografen abrippe, sondern dass ich ein Bild als Sample nehme und dann die Leute dahin schicke. Das wäre für mich eine soziale Norm, das ist für mich auch urheberrechtlich, auch wenn es jetzt juristisch vielleicht nicht ganz korrekt ist, aber das ist für mich vertretbar. Das wäre für mich eine soziale Norm, die man so als
Regel einführen könnte, wie man das juristisch ausdrückt. Keine Ahnung. Grundsätzlich muss, unabhängig davon, muss natürlich auch gesetzlich da irgendwie mal was passieren, weil da wird immer viel erzählt und viel geredet, aber es passiert halt nicht wirklich viel. Und es gab irgendwie die Initiative, eine sogenannte Abmahndeckelung irgendwie zu schaffen,
um wenigstens diese Geschäftsmodelle des Abmahns irgendwie halbwegs im Rahmen zu lassen. Das wurde dann abgewunden. Also ursprünglich war es halt so, es ging darum, dass man für eine Abmahnung, wenn man Urheberrechtsverstoß begangen hatte, sollte man irgendwie 150 Euro zahlen, so war die ursprüngliche Idee, sollte verwarnt werden, sollte halt die
Urheberrechtsverletzung entfernen und damit wäre das Ding gegessen. Das lief aber nicht durch oder eher so wischiwaschi, dann war man wieder bei einer Kopfdeckelung von 1000 Euro. Ja, das sind 1000 Euro Dingsmuswert und allerdings hast du dann tatsächlich auf deiner Rechnung nur diese 150 Euro stehen. Allerdings hat die CDU und CSU das natürlich wieder aufgeweicht. Aber jetzt hängt der Bundesrat
dran und will doch nochmal gucken, ob man irgendwie was machen kann. Aber da, also wenigstens um diese Geschäftsmodelle halbwegs zu unterdrücken, muss da irgendwie gesetzlich was passieren. Und da bin ich persönlich nicht wirklich optimistisch, dass da irgendwie zukünftig also auch für die Nutzer... Ich bin da schon optimistisch, also man muss sich da auch so ein bisschen den guten Willen bewahren.
Ich weiß. Ich denke, dass da Änderungen ganz einfach werden, wenn dieser ich nenne es mal Leidensdruck von Seiten der Anwender groß genug ist und die Politik da nicht mehr das weiter ignorieren kann. Ich glaube, dass da Änderungen dann auch sehr schnell passieren
können. Also ich denke, das baut sich dann über Jahre, baut sich einfach so eine Spannung auf, bis dann einfach irgendwo was reißt und dann sagt die Politik so und dann reformieren wir jetzt das komplette Urheberrecht und formulieren das alles neu. Also ich denke wirklich, dass das relativ schnell gehen kann. Vielleicht nicht in ein oder zwei Jahren, aber vielleicht in vier. Wir haben noch zwei Minuten.
Vielleicht möchte jemand von euch noch was fragen. Vielleicht ein Fotograf. Allgemeine Zustimme.
Also ich teile den Optimismus überhaupt nicht nach vielen Jahrzehnten Urheberrechtserfahrungen. Ganz im Gegenteil, es verschärft sich ja ständig. Ich auch nicht. Jetzt haben wir die 70 Jahre. In dieser Enquete-Kommission im Bundestag war es noch nicht mal möglich, auch nur ein Gutachten. Man stelle sich vor, noch nicht mal ein wissenschaftliches
Gutachten zum Urheberrecht durchzusetzen. Ich glaube, man muss wirklich radikal werden an dem Punkt. Aber wenn beim Vortrag vorher von Janet Hoffmann, die sehr schätze gesagt wird, ich bin fürs Urheberrecht und es in diesem Fall auf Beifall stößt, dann läuft was quer in der Bloggerszene. Ich denke, wir sollten uns Professor Hilty
anstellen, der immerhin Direktor vom Max-Planck-Institut für immaterielles Recht ist. Der hat gesagt, es gibt kein geistiges Eigentum. Und er hat Recht. Und wir sollten diese Diskussion beginnen. Und zwar aggressiv, politisch und ohne Wenn und Aber. Das alte Urheberrecht muss weg. Es steht der Zukunft im Wege. Und dann beginnen wir von
vorn. Dieses Wischiwaschi, auch mit sozialen Normen und hin und her, bringt nichts mehr. Wir kommen nicht weiter. Ich will jetzt hier nicht ganz radikal anfangen, aber du hast recht.
Martin Jungmann vom VUT. Ich möchte nur einen kleinen Hinweis wagen. Diese Abmahndeckelung, von der wir sprechen und die ihr wahrscheinlich da noch niedrigeren Streitwert angesetzt habt, hat zwei Folgen,
die häufig nicht diskutiert werden. Punkt eins, wir sprechen ja sehr oft von Leuten, die abgemahnt werden, ohne dass sie einen Rechtsverstoß begangen haben. Die stünden dann solchen unseriösen Abmahnern schutzlos gegenüber, weil auch sie für ihre Verteidigung keinen finden, keinen Anwalt, der das für 150 oder wenn man das auf 500 runter setzt, entsprechend niedrigeren
übrigens Bruttobetrag ihre Rechte wahrnimmt. Und zum anderen sind ja nicht alle Abmahner unseriös und mit einer Streitwertbegrenzung auf 1000 oder eben entsprechend geringer, müssen wir durchaus der Gefahr ins Auge sehen, dass die seriösen
Abmahnungen künftig unterbleiben und nur die vollautomatisierten Abziehereien wirtschaftlich zu betreiben sind. Also ich glaube, diese Abmahndeckelung ist nicht von großer Bedeutung für die Zwecke, die ihr verfolgt.
Fällt mir nicht zu ein. Du hast wahrscheinlich recht. Okay, die Zeit ist um. Wir sagen vielen, vielen Dank. Und gleich geht es hier weiter um halb mit einem noch sehr praktischen Vorschlag, wie man das Problem
vielleicht lösen kann und zwar der Titel The First Thing We Do Let's Kill All The Lawyers um 12.30 Uhr. Ihr seid herzlich eingeladen.