Jetlag Overload - One day we'll be tired baby
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Formal Metadata
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Title of Series | ||
Number of Parts | 126 | |
Author | ||
License | CC Attribution - ShareAlike 3.0 Germany: You are free to use, adapt and copy, distribute and transmit the work or content in adapted or unchanged form for any legal purpose as long as the work is attributed to the author in the manner specified by the author or licensor and the work or content is shared also in adapted form only under the conditions of this | |
Identifiers | 10.5446/33347 (DOI) | |
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Abstract |
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re:publica 201462 / 126
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MicrosoftBlogComputer animationLecture/ConferenceMeeting/Interview
00:46
InternetSlide ruleComputer animationDrawingMeeting/Interview
01:55
FacebookTwitterComputer animation
02:47
EnergieSet (mathematics)Data conversionPower (physics)KommunikationStatement (computer science)EmailSource codeXML
04:02
ZahlComputer multitaskingRun-time systemComputer animation
05:04
PrioritySpeciesLecture/ConferenceComputer animationDiagram
06:05
FactorizationInsertion lossComputer animationDiagram
06:58
RoundingLecture/ConferenceMeeting/Interview
07:40
FactorizationPhysical quantityDirection (geometry)Lecture/Conference
09:28
FacebookSpielraum <Wahrscheinlichkeitstheorie>Meeting/InterviewLecture/Conference
10:39
KommunikationRoundingPhysical quantityMeeting/InterviewLecture/Conference
11:27
HypermediaInternetInternetSmartphoneHausdorff spaceComputer animation
13:32
InternetMeeting/Interview
14:28
SmartphoneSmartphoneInternetZusammenhang <Mathematik>WordComputer animationLecture/Conference
15:38
InternetSelbsttestInternetSelbsttestDiagramLecture/ConferenceComputer animation
16:25
InternetWorld Wide WebInternetComputer animationMeeting/InterviewLecture/Conference
17:39
InternetInternetMittelungsverfahren
18:57
InternetSelbsttestZahlLink (knot theory)InternetSmartphoneSource codeLecture/ConferenceComputer animationMeeting/Interview
19:43
IMPACT <Programmierumgebung>InternetdienstInformationComplexity <Algorithm>Category of beingField (mathematics)Lecture/Conference
20:56
MISSEmailEnde <Graphentheorie>Meeting/InterviewComputer animation
21:56
ZahlMoment (mathematics)Digital signalSelbsttestMeeting/InterviewComputer animation
22:41
InternetWebsiteDownloadMobile appInternetFuturERSTerminal equipmentRoundingComputer animation
25:44
InternetLecture/ConferenceMeeting/Interview
26:44
Meeting/InterviewLecture/Conference
27:30
Highlight <Programm>Meeting/InterviewLecture/Conference
28:19
CalculationMeeting/Interview
29:21
Lecture/Conference
30:02
Sign (mathematics)Hausdorff spaceLecture/ConferenceXML
31:15
Moment (mathematics)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
32:09
EIBMeeting/Interview
33:04
FactorizationWordSimilarity (geometry)Gebiet <Mathematik>Wirkung <Physik>Lecture/Conference
34:09
MetreMeeting/InterviewLecture/Conference
34:55
SupremumPrint <4->Lecture/ConferenceMeeting/Interview
37:40
NumberMeeting/Interview
38:34
Meeting/Interview
40:16
Mischung <Mathematik>Meeting/InterviewLecture/Conference
41:59
Data typeSmart cardComputer animationLecture/Conference
43:26
State of matterLecture/ConferenceMeeting/Interview
44:33
BlogInternetLecture/ConferenceMeeting/Interview
45:24
SmartphoneEmailMischung <Mathematik>EckeInternetLecture/ConferenceMeeting/Interview
46:59
Mischung <Mathematik>InternetSingle-precision floating-point formatLecture/ConferenceMeeting/Interview
48:12
TwitterLecture/ConferenceMeeting/Interview
48:55
InternetInformationAgreeablenessHigh availabilityFactorizationWireless LANLecture/ConferenceComputer animationMeeting/Interview
50:39
Hausdorff spaceLecture/ConferenceMeeting/Interview
51:20
InternetLaptopMeeting/InterviewLecture/Conference
53:14
MicrosoftLecture/ConferenceComputer animation
Transcript: German(auto-generated)
00:15
Okay, herzlich willkommen zu unserem Talk-Channel-Overload. One day we'll be diet, baby.
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Wir sind Katrin, das bin ich, Commander Kat, das ist Johanna und das ist Ninnia. Wir kennen uns, weil wir alle gemeinsam auf leflaneur schreiben, an dem Blog. Und so sind wir auch draufgekommen, hier was vorzubereiten. Und zwar möchten wir heute mit euch auf die Couch.
00:40
Es ist so, dass wir festgestellt haben, dass es in letzter Zeit immer öfter Beiträge zum Thema Überforderung Aussteigen, Sehnsuchtsträume nach der Südsee und irgendwie auch zu viel online gibt. Wir greifen das mal auf und fragen nach, woher kommt das? Und ist Aussteigung immer das Richtige und was kann man dagegen tun?
01:02
Wir stellen über Spitz kommuniert die Frage, wie komme ich raus aus dem Hamsterrad? Sollten wir mal offline gehen? Und brauchen wir eigentlich eine Auszeit in der Natur? Dazu haben wir mal im Bekanntenkreis rumgefragt. Wollte man hier ein Video sehen, das gerade dicht läuft?
01:28
Ja, das Internet ist hier wieder mal auf der Internetkonferenz nicht existent. Wir überspringen das erste Mal, das war nicht so wichtig. Es haben einfach ein paar Leute erzählt, was hier bei der Arbeit stresst. Und es geht vor allem darum, dass es halt um strengte Arbeitszeiten geht.
01:44
Situationen, in denen man sich den Anforderungen nicht gewachsen fühlt und solche Dinge. Wenn es später noch geht, können wir ja noch mal reinschauen. Allerdings wäre es schön, wenn die Slides weitergehen würden. Jetzt. Also, es ist so, dass in einer Studie nach dem Gallup-Institut von 2013
02:03
jeder sechste Arbeitnehmer in Deutschland unzufrieden ist und hat innerlich schon gekündigt. Und außerdem gibt es eine Studie, dass die psychischen Gründe für Fehltage bei der Arbeit rapide angestiegen sind in den letzten zehn Jahren. Und während die anderen Sachen ihr gleichgeblieben sind oder abgenommen haben. Es kann zum Teil natürlich auch daran liegen, dass die Tabus,
02:23
das Anzusprechen, immer geringer werden. Aber zum Teil muss man sich natürlich schon fragen, ob es da auch Gründe gibt, die strukturell bedingt sind. Ich habe auch noch mal auf Facebook und auf Twitter rumgefragt, was den Leuten in ihrem Arbeitsalltag überholt vorkommt und was denn Dinge sind, die sie stressen, wenn sie arbeiten.
02:43
Wir haben eine schöne Musikuntermalung heute. Ich versuche jetzt nicht, davon dich stressen zu lassen. Dabei, es war natürlich keine repräsentative Umfrage, aber was man trotzdem schon schön rausgefunden hat, und ich habe es schon auch noch mal ein bisschen gegengecheckt mit anderen Studien, ist, dass die Sachen, die Leute deprimieren
03:00
oder die stressen, oft schlechte Führung sind. Dass die Führungskräfte nicht auf sie eingehen und überzogene Anforderungen stellen. Dann ein weiteres großes Thema ist das Thema Kommunikationsoverflow. Da geht es vor allem, wir kennen das alle, E-Mails im Postfach. Man kommt nie auf Inbox Zero. Kaum hat man etwas abgearbeitet, ist schon wieder das nächste da.
03:21
Und das Gefühl dabei, produktiv zu sein. Ein weiteres wichtiges Thema sind die Arbeitszeiten. Leute, die Schichtdienste haben, fühlen sich gestresst. Wir sind immer mehr so, dass wir, glaube ich, ein bisschen freie Arbeitszeiten haben. Das ist etwas, was eigentlich jeder von uns mittlerweile nennt, dass er keine festen Arbeitszeiten mehr haben will.
03:42
Und damit einhergehend ist auch oft das Thema Hierarchie. Das auch mit der schlechten Führung zusammenhängt. Man möchte heute anders geführt werden, man möchte nicht mehr einfach Anweisungen bekommen, sondern in die Arbeit. Und ein letztes großes Ding, was angesprochen wurde, ist der Leistungsdruck. Und das ist etwas, was von all diesen Maßnahmen etwas ist, dass wir eigentlich am wenigsten selbst in der Hand haben.
04:03
Denn es ist so, dass in dem Buch Speed, auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Florian Opitz, kommt hier der Soziologe Hartmut Rosa zu Wort. Und der erklärt eben, dass es eine strukturell bedingte Beschleunigung in unserer Gesellschaft gibt.
04:20
Und das liegt eben so daran, dass durch den Kapitalismus müssen wir immer mehr konsumieren. Es muss Wachstum erzeugt werden, das heißt, es muss immer mehr verkauft werden. Die Anzahl der Gegenstände, mit denen wir uns umgeben, hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. Und wir können aber eigentlich das Ganze nicht mehr konsumieren. Denn wir brauchen immer noch gleich lange, um einen Film zu schauen.
04:41
Wir sind nicht wesentlich schneller geworden, ein Buch zu lesen. Wir können uns mit den Dingen in unserer Umgebung eigentlich immer nur gleich schnell befassen, wie wir es schon vor 20 Jahren konnten. Und dadurch fühlen wir uns gestresst, weil wir das alles nicht mehr konsumieren können, weil wir nicht mehr hinten nachkommen. Und gleichzeitig steigen auch die Anforderungen im Job. Auch da soll man immer mehr in kürzerer Zeit schaffen. Und gleichzeitig machen vor allem.
05:01
Weil da wir nicht mehr nacheinander schneller sein können, versuchen wir es dadurch auszugleichen, dass wir es gleichzeitig machen. Deshalb ist es hier so, dass wir da ein bisschen abhängig sind von diesen strukturellen Bedienungen. Aber es gibt schon was, was man auch selber in der Hand hat. Und es ist eben dieses Verzichten. Denn nur wenn wir selber für uns Prioritäten finden
05:20
und eben schauen, das sind denn die Dinge, die mir wirklich wichtig sind, und das andere einfach mal ruhen lassen, schaffen wir es, aus diesem Stressharmesterrad auszusteigen. Und dann kann man eventuell auch etwas machen, wie zum Beispiel Downshift. Denn klar, wenn man sich dafür entscheidet, weniger zu arbeiten, vielleicht einen ganz anderen Job zu machen, freier zu arbeiten, dann geht das am Anfang oft mit dem Verzicht einher,
05:42
nämlich mit dem Verzicht auf Geld oder auf andere Privilegien, die man vorher hatte. Aber es ist eine Möglichkeit, die man hat. Und ich habe hier so eine Studie gefunden aus Australien. Und da sieht man eben, dass es unterschiedliche Arten gibt von Downshifting. Eben einfach nur ab einem Stunden zu reduzieren oder den ganzen Job zu wechseln
06:02
oder überhaupt aufzuhören zu arbeiten. Und dass die Reduce-Hours hier so hoch sind, das liegt daran, dass da auch teils arbeitete Mütter eingeflossen sind. Der Familie oft gewohnt mit Downshiftings. Was hier aber wichtig und schön zu sehen ist, ist, dass doch ein Großteil der Leute, die Downshifting gemacht haben, glücklich damit sind.
06:23
Z.B. spürt nur noch ein Drittel, ich nenne nicht Drittel, 20 Prozent, die den Geldverlust sehr hat. Aber über ein Drittel ist eben sehr glücklich und vermisst das Geld auch nicht. Das heißt, es kann sich schon lohnen, sich über so etwas Gedanken zu machen.
06:42
Jetzt möchte ich, dass ihr euch so ein bisschen beteiligt. Wir dachten, das sind ja so ein bisschen intime Kopfhörer und so, aber ich hoffe, ihr könnt trotzdem... Ich möchte, dass ihr euch einfach mal Gedanken macht kurz jetzt, was für euch denn die drei wichtigsten Faktoren sind, die ihr braucht, um im Job glücklich zu sein. Also wirklich nur drei. Ich gebe euch ein bisschen Zeit und dann schauen wir mal.
07:03
Also los, jetzt könnt ihr euch aufschreiben oder nur im Kopf notieren, aber... Es wäre schön, wenn ihr euch das...
07:30
Wie sieht es aus? Seid ihr so weit? Können wir weiter machen? Habt ihr alle Faktoren? Jetzt wollte ich mal in die Runde fragen und bitte mit Hand zeichnen, weil sonst hört man das hier auch nicht. Wer denn von diesen drei Dingen, die er jetzt aufgeschrieben hat,
07:42
bereits alle erfüllt sieht in seinem aktuellen Job und Lebens... Da bezeige bitte auf. Ja, doch ein paar. Ich sehe so sechs Leute, würde ich sagen. Warum? Ist das schon mal was? Hat einer von euch Lust, oder einer, da kurz zu erzählen, wie er das geschafft hat und warum, wie er es geschafft hat, diese drei Faktoren zu erfüllen?
08:03
Das wäre wunderbar. Ein Leben ist ein Mikro, Inken, genau. Gleich hinter dir? Ja, ich bin selbstständig. Das heißt, ich kann tun, was ich will. Das ist ganz praktisch dafür. Was waren deine drei Begriffe?
08:20
Meine drei sind tatsächlich freie Zeiteinteilung, große Herausforderungen. Und zum dritten bin ich jetzt nicht mehr gekommen, aber so in die Richtung geht es. Das heißt also, im Endeffekt mache ich mir mein Leben so, wie ich Lust habe. Das bedeutet, ich setze mir selber große Herausforderungen und arbeite halt je nachdem manchmal mehr. Und manchmal nehme ich mir dann meine Auszeiten.
08:42
Glaubst du, das ist allein durch selbstständig machen zu erreichen? Nö, nicht unbedingt. Was glaubst du, was man noch braucht? Also für mich ist es halt einfach der richtige Weg. Ich kann das nicht beurteilen. Es gibt bestimmt tolle Arbeitgeber, mit denen das auch alles funktioniert.
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Für mich ist es halt so, dass ich das Gefühl habe, dass ich mich gerne großen Herausforderungen stelle, finde ich es eben großartig, wirklich auch viele unterschiedliche Projekte zu machen. Das heißt also halt, ich organisiere Konferenzen, ich bin Mitgrinderin der Digital Media Women und ich habe ganz viele unterschiedliche Projekte, die ich mache. Und vielleicht könnte ich das auch bei dem festen Arbeitgeber.
09:22
Aber ich finde es toll, wirklich ganz viele, ja, ganz heterogen zu sein. Ja, danke. Okay, dann hinter dir in der Nächste. Hallo, ich bin jetzt. Ich will vor allem selbstbestimmt arbeiten. Ich will was machen, was mir Spaß macht und ich will was machen, was mir Sinn gibt. Also was sinnvoll ist, was die Gesellschaft weiter bringt.
09:41
Und das kann ich alles, weil ich bin Datenjournalist. Das ist toll, ja. Hier noch jemand, einmal, ja. Ja, hi, ich bin Anna. Ich bin Team-Coach in einer großen Gruppe von anderen Team-Coaches.
10:00
Und das macht ziemlich viel Spaß, weil ich stehe da drauf, voneinander zu lernen. Also anderen was mitzugeben, was ich weiß, aber auch davon zu profitieren, was andere gut können. Das finde ich total spannend, also so einen Austausch. Dann eine gewisse Form von Freiheit. Also es gibt, das ist das andere, es gibt Ziele, auf die wir gemeinsam hinarbeiten. Aber in diesem ganzen Kontext gibt es auch immer noch
10:21
einen Bereich für ganz viel Spielraum, wo ich Möglichkeiten habe, meine eigenen Ideen anzubringen. Und gerade bin ich dabei, so eine komplette Workshop-Serie zu kreieren. Das macht total viel Spaß. Und ja, also diese drei Sachen, ne? Voneinander lernen, Freiheit, aber auch Ziele. Ohne Ziele fühle ich mich verloren. Ja, das war übrigens auch ein Thema bei Facebook.
10:41
Das eine sagte, ohne Deadlines geht es gar nicht. Auch als Freie, ne? Dann frage ich jetzt mal genau umgekehrt, nämlich wer von euch hat noch keines dieser drei Dinge erfüllt, die ihr da jetzt aufgeschrieben oder im Kopf notiert hat? Okay, alle haben... Ah, doch, da hinten war jemand. Möchtest du darüber erzählen, warum du das nicht schaffst? Oder lieber dich? Okay.
11:02
Aber alle anderen haben zumindest schon angefangen, was so umzusetzen. Okay. Dann würde ich sagen, gehen wir jetzt zum nächsten Thema. Denn was auch immer noch eine große Rolle spielt bei diesem Zufriedenheitsding ist diese Kommunikation. Das war ja auch ein Thema, Kommunikationsoverflow. Und hier macht jetzt Johanna weiter mit dem großen Thema Offline gehen.
11:20
Genau, ich hoffe, das Video funktioniert jetzt. Tada, sehr gut. Nein. Ich würde aber sagen, dass ich mich an die Gruppeneigenschaften von dem Teil gewünscht habe.
11:40
Dass er das nicht missen möchte, aber eigentlich nicht. Da ist eigentlich nur die konstante Arbeit. Ich schaue auf mein Handy morgens und morgens aus dem Bett gehe. Ich schaue auf mein Handy abends, bevor ich schlafen gehe. Ich schaue auf mein Handy. Mehrmals stündlich, aber auf jeden Fall, wenn eine Push-Be-Nachrichtigung kommt.
12:02
Wenn man sein Handy in der Hosentasche hat, ist es natürlich immer ein bisschen problematisch. Weil jedes Mal, wenn es vibriert, dann will man nachschauen, was denn jetzt da los ist. Also würde ich sagen, immer wenn es was Neues gibt, alle 10, 5, 2 Minuten. Ich habe mich ganz gut durchgezogen.
12:31
Am Ende waren alle genervt, weil ich nie geantwortet habe. Und ich niemanden vorgewarnt hatte, weil das eigentlich auch nicht so geplant war. Also ich kann mir vorstellen, eine Woche lang auf einer Bergwitze zu fahren,
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ohne Internet und in der Zeit mein Smartphone zu Hause zu lassen. Ganz darauf verzichten, eher nicht. Ich glaube nicht. Ich habe es letztens für einen Tag probiert. Das war noch ganz okay. Ich war dann aber wieder froh, als ich wieder online war.
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Gar nicht. Ich habe mein Handy grundsätzlich immer lautlos und habe noch keine Vibrationen an. Dadurch bin ich ja gar nicht ständig erreichbar. Man ist ja nur so viel unter Druck gesetzt, wie man sich selbst zugesteht. Ich glaube, ich denke, ich verpasse irgendetwas.
13:27
Ich mache das. Ja, das war unser kleines Video. Das hat so ein bisschen Einblick gegeben. Ich hoffe, es geht jetzt auch weiter.
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Genau. Was die Menschen in dem Video gemeinsam hatten und was wahrscheinlich auch die meisten Menschen hier gemeinsam haben, ist, dass man über sie sagen würde, dass sie always on sind. Also dass sie immer online sind. Aber wenn wir immer online sind, müssen wir dann eigentlich überhaupt noch sagen,
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dass wir online sind. Dr. Janett Hoffmann, die Direktorin des Alexander-Humboldt-Instituts für Internet und Gesellschaft, die hat da einen ganz schönen Vergleich aufgestellt. Und zwar hat sie die Internetnutzung so ein bisschen mit der Nutzung von Strom verglichen. Also wir sagen ja heute auch nicht mehr, wenn wir Strom benutzen. Und genauso ist das eigentlich auch mit dem Internet.
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Dass es eigentlich selbstverständlich ist und dass wir gar nicht mehr zwischen online und offline unterscheiden. Das gibt mal so ein bisschen einen Einblick, wie das derzeit aussieht. Leute, die man als always on bezeichnet, das können natürlich nur Leute sein, die ein Smartphone haben.
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Und das sind derzeit in Deutschland 40,4 Millionen. Und laut TNS-Infratest sind davon rund 20 Millionen immer mit dem Internet verbunden. Also von denen würde man tatsächlich sagen, dass sie always on sind, wenn man denn diese Trennung zwischen on und offline machen möchte.
15:02
Ja, in dem Zusammenhang wird auch immer mal wieder von einer Sucht gesprochen. Also davon, dass Menschen süchtig nach dem Internet sind oder online süchtig. Dazu muss man sagen, dass das keine anerkannte Sucht ist. Also es wird gerne mal wieder als das bezeichnet, aber es ist psychologisch nicht anerkannt.
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Man spricht eher von einem Internet-Abhängigkeitssyndrom. Und ursprünglich wurde der Begriff von dem New Yorker Psychiater Eden Goldberg eingeführt. Und er hatte das eigentlich als Witz gemacht. Und es wurde dann von Medien aufgegriffen und ist irgendwie so ein Selbstläufer geworden. Dazu kann man sich auch ganz gut
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noch mal die Nutzungszahlen anschauen. Die durchschnittliche Nutzung des Internets in Minuten pro Tag. Liegt derzeit bei 108 Minuten, was die meisten Menschen hier wahrscheinlich absurd wenig finden werden und sich deshalb auch keine Gedanken über Sucht machen. Wir hatten uns das ja alles hier so ein bisschen schön interaktiv und kuschelig vorgestellt mit dem Workshop.
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Das machen die Kopfhörer so ein bisschen zunichte und auch der größere Raum. Aber ich kann euch leider auch eure Hände nicht richtig gut sehen, aber ich würde trotzdem gerne einen kleinen Selbsttest machen. Und zwar ist dieser Test aus dem Jahr 1996, was irgendwie ganz witzig ist, aber die Tests, die heute zum Thema Internetsucht gemacht werden,
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basieren eigentlich immer noch auf den gleichen Fragen. Also, obwohl das so alt ist, ist es nicht wirklich veraltet. Der kommt von der Psychologin Kimberly S. Young und die hat damals eben 396 Leute im Internet gefragt. Und ich würde jetzt einfach mal die Fragen stellen
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und euch bitten, dass ihr euch meldet, wenn was zutrifft. Und ich versuche auch zu sehen, wer sich meldet und wie viel das ungefähr sind. So, wenn ich nicht surfe, denke ich häufig ans Internet. Ich verbringe immer mehr Stunden im Netz.
17:03
Ich werde unruhig, wenn ich mal länger nicht gesurft habe. Wenn es mir nicht so gut geht, lenkt das Surfen im Internet mich ab. Meine Angehörigen wissen nicht, wie viel Zeit ich im Internet verbringe.
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Ich habe bereits ernsthafte Probleme mit meinem Partner, meiner Partnerin, weil ich so viel Zeit am Computer verbringe. Bleibe ich länger im Netz, als ich eigentlich vorhatte? Okay, also wir sind alle süchtig.
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Haha, würde es denn diese Sucht so auch geben in der Form? Es ist also nicht so schlimm. Denn eigentlich ist es so, dass wenn man vier oder mehr von diesen Sachen mit Ja beantwortet hat, dass man zu einer kritischen Gruppe gehört. Es ist auch so, dass im Drogenbericht der Bundesregierung online Sucht aufgeführt wird.
18:01
Wahrscheinlich würden hier einige darunter zählen. Die sprechen dort von 560.000 schwerst Internetabhängigen. Das sind schon mehr als Glücksspielsüchtige. Das ist natürlich sehr gefährlich für die Gesellschaft. Das darf man nicht vergessen. Aber wir wissen ja, dass es keine wirkliche Sucht ist.
18:21
Meistens, wenn wir von einer Art Internetsucht oder Internetabhängigkeit sprechen, ist das automatisch mit anderen Pathologien verbunden. Das heißt, die Menschen suchen eigentlich was anderes im Internet. Es geht nicht darum, die Sucht an dem Internet zu befriedigen. Sondern es ist z.B. Pornografie. Also man sucht sich Sex im Internet.
18:42
Man sucht sich Spiele im Internet, Spielsucht sozusagen. Und das Internet ist somit lediglich Mittel zum Zweck. Es gibt da auch einen ganz tollen neuen Test. Den habe ich gestern entdeckt. Da gab es von der MS Wissenschaft so einen Science-Tweet ab. Da haben so zwei Professoren auch über so einen Test gesprochen.
19:00
Da kommt dann am Ende so eine Zahl raus, die einen dann einstuft, wie gefährdet man ist. Da gibt es später auch noch den Link dazu. Genau, das sind auch ähnliche Fragen und auch sehr witzig. Man muss da auch immer ein bisschen lachen. Ja, ein großes Thema, das wir auch mit dem Internet verbinden, ist Freiheit und Freizeit.
19:21
Zum einen gibt uns das Internet unheimlich viel Raum. Und wir fühlen uns sehr flexibel. Gerade durch das Smartphone. Wir können selbst entscheiden, wann und wo wir online gehen, wann und wo wir auch unsere Arbeit machen. Aber desto höher wird auch der Work-Life-Konflikt. Weil wir eben immer darauf zugreifen können. Weil wir immer abrufbereit sind für mögliche Arbeit.
19:43
Und somit haben wir auch mehr Jobstress. So, das Ganze hat auch einen ganz tollen Namen. Das wird nämlich Technostress genannt. Und das bezeichnet eigentlich eine Reaktion des Körpers auf eine starke psychische Belastung, die eben durch die Technologie hervorgerufen werden kann.
20:05
Und auch diesen Technostress kann man in verschiedene Unterkategorien einordnen. Das heißt, zum einen gibt es den Techno-Overload. Das bedeutet eben, dass man das Gefühl hat, dass man immer schneller und immer mehr arbeiten muss.
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Techno-Invasion, das heißt, man ist immer und überall erreichbar. Das hatte ich ja eben auch schon mal gesagt. Techno-Complexity, das heißt, man muss immer mehr über Technologien selbst lernen. Also es wird von einem erwartet, dass man sich Sachen aneignet. Techno-Insecurity, das ist eben die Angst vor dem Arbeitsverlust.
20:43
Also das heißt, dass solche Leute wie wir kommen, die sich super mit solchen Sachen auskennen und einem dann die Arbeit wegnehmen. Techno-Uncertainty, das heißt, dass es immer wieder immer schneller neue Technologien gibt, die wir eben auch immer mehr und immer schneller lernen müssen.
21:03
So, die Katrin hat vorhin schon mal über das Buch Speed gesprochen. Und da gibt es eben auch einen Text von dem Hartmut Rosa. Und der hat ganz schön diesen Zeitvergleich aufgestellt. Weil eigentlich geht man ja immer davon aus, dass wir durch die Technik Zeit gewinnen. Denn viele Sachen gehen ja schneller.
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Zum Beispiel E-Mails schreiben. Er hat da so einen Vergleich aufgestellt. Früher haben wir 10 Briefe in einer Stunde geschrieben. Heute schreiben wir 10 E-Mails in 30 Minuten. Jetzt müsste man ja eigentlich denken, dadurch gewinnen wir Zeit. Aber letzten Endes schreiben wir ja auch heute viel, viel mehr E-Mails, als wir Briefe geschrieben haben.
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Er vergleicht das eben so ein bisschen mit einer Sisyphusarbeit. Das heißt, wenn wir die E-Mails fertig bearbeitet haben, dann sind schon wieder die ganzen neuen E-Mails da, die auf uns warten. Also wie die Kugel, die man den Berg hochschiebt, die danach wieder runterrollt. Genau. Und die Zeit, die wir durch die neue Technologie eigentlich gewinnen sollten,
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die verlieren wir durch die ansteigende Zahl der Nachrichten. Und er sagt eben auch, die Geräte können immer mehr. Aber wir haben keine Zeit mehr, diese Möglichkeiten der Geräte auch auszuschöpfen. Auch, weil es immer wieder neue Geräte gibt. So, ein großes Thema, das im Moment immer wieder aufkommt. Da vorne gibt es auch irgendwie so eine Präsentation von einer neuen App,
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die sich mit so was beschäftigt, ist digitale Abstinenz. Da liest man auch immer gerne mal wieder über Selbsttests, die auch Journalisten machen. Ich habe mir da mal drei Headlines ausgesucht. 24 Stunden digitale Abstinenz. Ist das möglich?
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Facebook-Abstinenz wie Nikotinentzug. Ein Social-Media-Junkie packt aus. Ich muss abschalten, um abzuschalten. Ein ganz bekannter Selbstversuch war von Paul Miller von The Verge. Und zwar ist er ein ganzes Jahr komplett offline gegangen.
23:05
Und bei ihm war das so, dass er am Anfang wirklich das total toll fand in den ersten Wochen. Also, der ist viel rausgegangen in die Natur, hat das total toll erlebt, dieses Abschalten. Und hatte wirklich das Gefühl, er sieht Dinge anders, er hat Gewicht verloren, er hat sich gut gefühlt.
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Und nach einer Weile ist dieses Gefühl umgeschlagen in eine Lustlosigkeit. Also, der hat dann das Haus nicht mehr verlassen. Der hatte dann tatsächlich auch eine Art Spielsucht bekommen. Und hat eben gesehen, dass er ohne das Internet nicht eher sein kann, der er eigentlich ist.
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Andere Initiativen oder Versuche von digitaler Abstinenz sind jetzt nicht so heftig wie das. Aber es gibt eben verschiedene Möglichkeiten. Unplugged, Sabat, Detox, da gibt es zum Beispiel den National Day of Unplugging, das ist einmal im Jahr im März. Und da kann man eben mitmachen und sagen,
24:00
man zieht einen Tag lang den Stecker, schaltet alle Geräte aus. Das Ganze gehört zum Sabat-Manifesto. Und da geht es eben wirklich darum, dass man zehn Regeln befolgt, das heißt, man macht die Geräte aus, man pflegt Beziehungen, man geht draußen in die Natur, man trinkt ein Glas Wein, man konsumiert nicht,
24:22
man gönnt sich Ruhe. Dann gibt es den Technology-Sabat von der Tiffany Schleyne. Ich weiß nicht, ob schon mal jemand von ihr gehört hat. Die hat so eine Webserie auf AOL. The Future Starts Here heißt sie. Und die macht in ihrer Familie einmal in die Woche so einen Sabat,
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wo alle zusammen alle Geräte ausschalten. Und dann gibt es eine Art Digital Detox Camp. Und zwar sagen die von sich, das ist so eine Art Sommercamp für Erwachsene. Creating Balance in the Digital Age, Age Disconnect to Reconnect. Und ganz witzig, die Vereinigung der Wolkenfreunde.
25:02
Die haben mittlerweile fast 30.000 Mitglieder. Und das ist quasi als Hommage an die Kunst des Nichtstunens gedacht. Und was ich aber witzigerweise gesehen habe, ist, dass die auf deren Website eine App zum Download anbieten, die man verwenden kann, um Wolken zu erkennen oder Wolken anzuschauen. Also eigentlich sagen die, man soll sich den Himmel anschauen,
25:22
ohne Fotos zu machen, ohne Geräte zu benutzen. Aber irgendwie eine App, wo man sich Wolken anschauen kann. Genau. Jetzt, die Aufgabe ist leider so ein bisschen untergegangen. Ich würde gerne von euch wissen, wenn ihr jetzt auch während dem Vortrag zu Geräten gegriffen habt,
25:43
wenn ihr getwittert habt, wenn ihr irgendwie was gelesen habt, nachgeschaut habt, ob ihr sagen könnt, aus welchen Gründen ihr das gemacht habt. Wolltet ihr was aus dem Vortrag mitteilen? Habt ihr euch gelangweilt? Wolltet ihr schauen, was andere über den Vortrag schauen? Wolltet ihr überhaupt erfahren, was sonst so los ist auf der Republika?
26:02
Vielleicht möchte da mal jemand, der gerade eben besonders viel getwittert hat oder besonders wenig, mal ans Mikrofon kommen und erzählen, was so das Bedürfnis war. Ich schon wieder. Also ich hab getwittert.
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Und zum einen fand ich es ganz schön, halt im Austausch mit den Menschen, die hier im Raum sind, zu sein, über das, was ihr gerade erzählt. Und zum anderen hatten tatsächlich mein Freund und ich gestern Abend erst das Gespräch über dieses Internet und dieses Handy, und wenn man das bewusst in die Hand nimmt, und hab mich gerade erst wieder damit beschäftigt und findet tatsächlich auch so eine Idee,
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eben wirklich zu sagen so, okay, und jetzt nehm ich mir mal, keine Ahnung, wirklich Zeit für mich, für die Menschen, die mir wichtig sind, und guck mal wieder jemandem so richtig in die Augen. So welche Sachen sind halt einfach großartig und unglaublich wichtig, glaub ich. Und deswegen, genau, hab ich mich jetzt in vielen Sachen tatsächlich auch angesprochen gefühlt
27:00
und habe dann mein Handy rausgeholt und darüber getwittert. Gibt's auch jemanden, der überhaupt nicht darüber geschrieben hat? Also der gar nicht das Gefühl hatte, der vielleicht auch gedacht hat, weil es um das Thema geht, hält er sich jetzt mal besonders zurück und ist besonders abstinent. Nein? Gut. Dann machen wir weiter.
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Ja. Es ist besonders schön, wenn man hier oben ist und immer so zwischendurch diesen Zwischenapplaus bekommt von der anderen Seite, das ist sehr motivierend. Jetzt geht es darum, dass wir das gar nicht gemeilen. Ob wir eine Auszeit brauchen?
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Ein wunderschönes Bild von einer supergrünen Landschaft, die wir alle wahrscheinlich immer nur im Urlaub sehen, und genau darum geht es jetzt. Auch dazu haben wir ein Video gemacht. Das gibt mir das kulturelle Umfeld, die kulturellen Angebote,
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die interessanteren Menschen, während ich im Land jenen Rufzugsort finde, der mehr Aufleglichkeit gibt. Das heißt, eigentlich müsste ich einen Mittelweg finden. Das Land macht nicht glücklicher als die Stadt. Die Stadt macht aber auch nicht glücklicher als das Land.
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Mir ist eigentlich egal, wo ich wohne, solange ich Internet habe. Ich brauche auch keine Menschen zu schalten. Ich muss in die Natur und ich muss den ganzen Tag eigentlich nur mich sehen. Danach bin ich wirklich entspannt. Die ideale Wohnsituation wäre ein kleines Häuschen
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am Stadtrand in der Nähe der Natur, aber auch nicht entfernt von der Stadt, sodass man mit ein paar Minuten oder einem kurzen Auto oder mit dem öffentlichen Verkehrsmittel so bald in der Stadt ist. Am besten in irgendeinem großen Haus am Stadtrand. Das kann gerne ein Mehrparteien- Mehrgenerationen-Haus sein.
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Es wäre im Idealfall organisiert wie eine Kommune. Ich weiß noch gar nicht, wie meine ideale Wohnsituation aussieht, aber vielleicht könnte man irgendwie Stadt und Land verbinden, zum Beispiel auf dem Hausboden und manchmal in einer Stadt anlegen und manchmal aufs Land fahren. Genau, also irgendwie haben alle so ein bisschen die Vorstellung,
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dass sie das gerne mischen möchten, von denen, die ich befragt habe. Jetzt haben wir hier zwei natürlich sehr krasse Bilder von Stadt und Land gegenübergestellt. Und zum Einstieg würde ich gerne von euch wissen, so 100.000 Einwohner gilt als Großstadt. Wer lebt von euch in einer Stadt, die größer ist als 100.000 Einwohner?
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Ja, das habe ich mir gedacht. Und wer von euch ist auf dem Dorf aufgewachsen? Das habe ich mir auch gedacht, sehr schön. Genau, also es ist natürlich gerade bei Leuten, die so in unserem Alter sind oder jünger oder auch ein bisschen älter so, dass sie, wenn die auf dem Dorf aufgewachsen sind, erst mal in die Stadt gehen und meistens auch dort bleiben. Ich habe dann Freunde gefragt, was sie mit Stadt und Land assoziieren.
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Das sind so die Stichworte, die dabei rausgekommen sind. Wahrscheinlich würdet ihr so ähnlich antworten. In der Stadt ist natürlich super viel los. Das ist für die meisten positiv. Also links ist positiv und rechts ist negativ, falls das jemand noch nicht erkannt hat.
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Genau, und so beim Land ist jetzt ein bisschen verrutscht. Da fand ich es ganz interessant, dass einige Sachen, auch zum Beispiel Ruhe, sowohl als positiv und auch als negativ empfunden wurde. So, im 20. Jahrhundert war es so, dass die Großverdiener in die Vororte gezogen sind.
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Die wollten nicht mehr in der Stadt sein, die hatten ein bisschen mehr Kohle und sind dann in die Vororte gegangen. Und vor allen Dingen in den USA sind dann diese typischen Vororte entstanden, die wir auch aus Desperate Housewives oder so kennen, mit den super gepflegten Straßen. Niemand ist jemals auf der Straße. Alle wohnen in ihren Häusern. Man sieht sich höchstens mal, wenn man den Rasen mäht.
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Und so sind diese Vororte entstanden. Und inzwischen ist es so, dass viele Leute zurückziehen in die Großstadt. Sowohl in den USA als auch bei uns in Europa. Es findet so ein bisschen so eine Rückwanderung statt. Das ist so, dass die meisten, die in der Vorstadt wohnen, ja pendeln müssen oder gerade dann noch, wenn sie noch mehr entfernt als die Vorstadt wohnen im Dorf. Die müssen dann ins Auto steigen, die haben einen Zeitverlust jeden Tag.
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Sie müssen irgendwo hinfahren. Sie verpesten die Luft, das Umweltbewusstsein wird immer höher. Und der angenehme Weg, sich zu bewegen, ist für die meisten eigentlich Fahrrad und zu Fuß gehen. Das kann man nur, wenn man auch tatsächlich in der Stadt wohnt, also wenn die Entfernung kürzer ist. Und deswegen ist es im Moment so, dass die Leute sich kürzere Wege wünschen und so langsam in die Stadt zurückgehen.
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Autofahren bedeutet immer Stress. Und das wollen die meisten nicht mehr. Dann ist es so, dass in den Vororten vielen so ein bisschen öffentliche Orte fehlen, wo man sich treffen kann. In einigen Dörfern gibt es das Gemeindehaus. Aber zum Beispiel gerade auch in den USA ist es so, dass es wirklich diese super gepflegten Dörfer sind,
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wo sich nie jemand sieht. Und es gab ein Experiment in Portland in der Nähe. Da haben Leute das dann irgendwann selber in die Hand genommen, weil ein Architekt-Thema ist aufgefallen, dass die Leute sich nie sehen und er nicht mal weiß, wie seine Nachbarn heißen. Und dann ist er so ein bisschen gereist und hat sich in anderen Dörfern angeguckt, wie läuft das eigentlich da?
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Und hat gesehen, dass er auch architektonisch wahrscheinlich was verändern muss, damit die Leute sich treffen. Und dann hat er mit einigen Nachbarn wirklich so einen Holzverschlag gebaut in der Nähe des Dorfes und hat alle eingeladen, zum Tee zu kommen. Und es haben tatsächlich einige wahrgenommen. Und danach sind immer mehr gekommen. Und dann haben die angefangen, sich so öffentliche Orte einfach zu bauen, entgegen dem Willen der Stadtverwaltung.
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Also die wollten das eigentlich nicht. Die wollten nicht, dass da Sachen einfach wild gebaut werden. Und die haben es trotzdem gemacht. Und inzwischen ist es so, es hat über Jahre eine Entwicklung gewesen, dass die Leute sich alle kennen, dass es Singkreise gibt, alles, was es eben so gibt. Dass die Leute auch, was Studien ergeben, zufriedener sind, weil sie plötzlich wissen, wie ihre Nachbarn heißen. Und weil sie wissen, dass sie ohne Probleme mal rübergehen können
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und sich eine Bohrmaschine ausleihen können oder so was. So ist das eben, dass die Vororte nicht so glücklich machen. Was noch hinzukommt, ist der finanzielle Faktor. Vororte kosten den Städten einfach super viel Geld, weil sie da eben auch noch viel mehr investieren müssen, als wenn sie nur ihre Großstadt haben, wo sie für Wege und Schilder und alles Mögliche sorgen müssen. Die Vororte müssen aber auch irgendwie angebunden werden durch den Nahverkehr.
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Und das ist dann gleich nochmal richtig teuer. Inzwischen gibt es natürlich in der Stadt super viele Trends. Wir haben das gerade gehört in dem Video. Die Leute möchten alles irgendwie mischen. Das heißt, es entstehen ganz, ganz viele Trends, die die Natur in die Stadt bringen. Zum Beispiel Urban Gardening. Hat das jemand von euch schon einmal gemacht?
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Ja, tatsächlich so ein paar. Sehr cool. Dass man also so ein bisschen vor seiner Haustür Blümchen pflanzt, damit es grüner wird. Und es ist halt einfach auch so ein tolles Gefühl, so was gemeinschaftlich zu machen. So was Ähnliches gibt es auch. Das nennt sich Gemeinschaftsgarten. Ich war mal in einem in Osnabrück. Da treffen die Leute sich, da kann jeder hinkommen, wann er möchte.
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Die haben ihre unterschiedlichen Beete, bauen da Gemüse an und dann kochen sie eben auch genau aus diesem Gemüse etwas, machen aber auch noch andere kulturelle Veranstaltungen. Es ist tatsächlich so, dass die Leute sich dann einfach aus einem Grund, sie sich möchte gerne was anbauen, zusammen tun und plötzlich entsteht dann eine ganz eigene große Gemeinschaft, die auch noch andere Sachen machen, als Gemüse anzubauen. Dann ist jetzt ein ganz, ganz großer Trend,
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den ich persönlich noch nicht so ganz verstehen kann, sind Schrebergärten. Also es ist tatsächlich so, dass Schrebergärten als die neuen Zufluchtsorte gelten. Ich kenne Schrebergärten halt noch aus den Zeiten von meinem Opa, wo das alles ganz, ganz streng organisiert war. Und der Baum durfte nicht höher als 1,60 Meter sein und so. Und jeder musste sich irgendwie mal beteiligen.
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Aber das ist tatsächlich ein logischer Gedanke, wenn man sich anguckt, dass alle gerne Stadt und Land verbinden möchten, dass man dann eben sagt, man holt sich so einen kleinen Schrebergarten. Hat jemand von euch einen Schrebergarten? Tatsächlich? Magst du ein bisschen erzählen, warum du das machst?
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Also es ist nicht wirklich ein Schrebergarten, es ist ein ganzes Grundstück mit 24 Hütten drauf. Und das ist mit Freunden und Bekannten, man wird das zusammengekauft. Und es ist einfach großartig, die Freiheit zu haben,
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die Tür aufzumachen, die Kinder, das Norde von 50 Kindern, die organisiert sich selber und... Super. Wir sind draußen, wo der Tag verfliegt. Sehr schön. Wird ihr da am Wochenende hin oder in den Ferien oder jeden Tag? Wann immer wir können.
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Ja, so ein ähnliches, danke schön, so ein ähnliches Projekt gibt es zum Beispiel auch hier in Berlin, eine Insel im Tegeler See, nennt sich Valentin's Werder. Da gibt es 26 feste Einwohner und noch mehr Leute, die tatsächlich am Wochenende und in den Ferien da hinkommen. Das ist auch sehr selbst organisiert. Es sind, wie mir erzählt wurde, ganz viele Kreative und Künstler,
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die übliche Szene, die sich dann eben da am Wochenende auf Valentin's Werder trifft. Dann ist auch ein ganz, ganz großes Erfolgsprodukt, habt ihr sicherlich schon mal gesehen, diese ganzen Landzeitschriften, verkauft sich irre. Also Print stirbt, aber Landzeitschriften werden immer noch gekauft, wie bekloppt. Ich hab mal ein paar Titel rausgesucht,
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das ist nur eine Auswahl, was ich jetzt vorlese. Landlust, mein schönes Land, Landidee, Liebesland, Landleben, Landgenuss. Also so heißen diese Zeitschriften und es gibt tatsächlich dann innerhalb dieser Landzeitschriften auch noch spezielle Titel, die sich dann nur damit beschäftigen, dass man so kocht wie auf dem Land
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oder dass man sich so einrichtet, als würde man auf dem Land leben. Dann gibt es dann lauter Tipps drin und damit kann man sich dann beschäftigen und so ein bisschen in seiner Loftwohnung sitzen und davon träumen, auf dem Land zu leben. Das heißt, was wir jetzt gerade gesehen haben, Leute wollen also ihr eigenes Gemüse anbauen, aber trotzdem in fünf Minuten am Späti sein und ein Bier kaufen können.
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Das ist so der Grundgedanke und der Wunsch. Bei einigen geht es dann noch ein bisschen weiter. Die wollen tatsächlich richtig aussteigen und irgendwas anderes machen. Das Problem ist, dass viele Leute falsche Vorstellungen vom Aussteigen haben. Wir kennen alle diese Aussteigersendungen, wo die Leute völlig planlos in irgendein anderes Land gehen und dann da arbeiten wollen und dann feststellen,
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dass ja in China überhaupt gar keiner Deutsch spricht und sie gar nicht mehr wissen, was sie da jetzt so machen sollen. Natürlich ist das alles auch vielleicht so ein bisschen gefakt, aber ich glaube, der Grundgedanke ist gar nicht so falsch, dass viele sich das sehr, sehr einfach vorstellen. Dass man sagt, ich möchte jetzt in die Natur gehen und ich möchte irgendwie rausgehen und nur noch auf dem Land leben und dann hat man gleich dieses Bild, was wir am Anfang gesehen haben vor Augen
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und eben nicht auch, was es auch gibt, dieses trostlose Dorf, wo einfach gar nichts los ist, wo 500 Leute wohnen und man ewig irgendwo hinfahren muss. Ich habe ein paar Zahlen rausgesucht pro Jahr, gehen 100.000 Deutsche ins Ausland. Weltweit waren dann die meisten Menschen, wenn sie aus waren, dann in die USA.
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Allerdings seit 2010 kehren auch immer mehr zurück. Das heißt, sie kommen da entweder nicht zurecht oder sie haben sich nicht wohlgefühlt und kommen dann wieder zurück in das Land, in dem sie vorher gelebt haben. Mir wurde mal eine Geschichte erzählt von einer Freundin, die wiederum mit einem hohen Manager einer Mineralölfirma
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befreundet war und die dann sagte, ja, der hat da jahrelang gearbeitet und dann war er irgendwann so überlastet, dass er sich gedacht hat, er macht jetzt mal seinen Traum wahr und wird Taxifahrer in Hamburg. Und der ist jetzt Taxifahrer in Hamburg und lebt da und fährt herum und hat ein ganz tolles Leben. Nun muss man natürlich dazu sagen, das ist eine tolle Geschichte. Aber wenn der kein Manager von der Mineralölfirma gewesen wäre,
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dann hätte er sich das wahrscheinlich auch nicht leisten können, mal eben zu sagen, oh klar, ich werde jetzt mal Taxifahrer in Hamburg. Der hat mit Sicherheit genug Kohle, dass der auch die Leute alle den ganzen Tag kostenlos herumfahren kann und trotzdem noch von dem Geld, was er verdient hat, leben kann. Das heißt, auch alles, worüber wir hier gerade sprechen, auch die beiden anderen Themen vorher, betreffen natürlich nur eine bestimmte Gruppe an Menschen, die in irgendeiner Form privilegiert sind
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und sich sagen können, ich nehme mir das Recht jetzt mal raus, abzuschalten oder mal zu überlegen, wie ich arbeiten möchte oder auszusteigen. Es gibt ein ganz tolles neues Buch von Charles Montgomery, Happy City, Transforming Our Lives Through Urban Design. Da beschäftigt sich Charles Montgomery damit,
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was eine Stadt braucht. Das ist er auf dem Foto, um glücklich zu machen. Und er sagt, mit der richtigen Stadtplanung kann jeder eigentlich auch in der Stadt glücklich werden. Die glückliche Stadt ist eine gerechte Stadt für alle Bewohner. Also alle Bewohner, die in einer Stadt wohnen, Kinder, Alte, ganz normale Menschen. Alle müssen irgendwie zurechtkommen in dieser Stadt und sich schön bewegen können
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und auch leicht bewegen können durch die Stadt. Dann fühlen sich alle glücklich. Er hat das Buch geschrieben, weil er Bogota besucht hat und sich die Stadt angeguckt hat. Vor der Jahrtausendwende war das da ganz schlimm. Die haben sich nur auf Autos ausgerichtet. Es war überhaupt niemand mehr auf der Straße.
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Es war eine ganz große Umweltverschmutzung, ganz hohe Kriminalität. Die Leute haben nicht miteinander geredet. Dann gab es einen neuen Bürgermeister, Peña Losa. Der hat sich gedacht, ich mache jetzt alles mal ganz anders. Er hat Fahrradwege gebaut. Er fährt selber mit dem Fahrrad durch die Gegend. Er hat Kindergärten gebaut. Er hat Bibliotheken gebaut. Er hat Parks angelegt. Seitdem werden die Bewohner immer wieder befragt.
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Es ist tatsächlich so, dass die seit diesem Zeitpunkt positiver in die Zukunft blicken. Einfach, weil es mehr Nahverkehr gibt, weil sie sich im Park treffen können und sich unterhalten können. Es könnte relativ einfach sein. Natürlich muss das Geld dafür da sein. Aber wenn es in Bogota klappt, müsste es auch in vielen anderen Städten klappen.
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Das heißt, Menschen brauchen Naturerlebnisse, auch in der Stadt. Ich behaupte von mir immer, ich brauche das eigentlich nicht. Ich muss eigentlich nicht in die Natur gehen. Dann war ich letztes Jahr auf Island, stand da und habe überhaupt keine Häuser gesehen und gar nichts. Ich dachte, geil, jetzt bin ich voll glücklich. Das war der Erweckungsmoment,
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dass man vielleicht auch gar nichts sehen muss außer Landschaft, um abzuschalten, wie Katharina in unserem Video gesagt hat. Das heißt, die Mischung macht es in einer Stadt. Und was auch sehr interessant ist, was in dem Buch steht, ist, dass auch ganz wichtig ist, wie die Architektur einer Stadt beschaffen ist. Das heißt, Menschen fühlen sich nachgewiesenermaßen wohler,
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wenn sie sich in Gassen befinden, die so ein bisschen verwinkelt sind, die alte Gebäude haben, die viele Öffnungen haben zu Städten oder anderen Geschäften oder anderen Straßen, wo viel Trubel ist. Da fühlen sich Menschen tatsächlich wohl. Andererseits in Städten, wo viele blanke Bankgebäude stehen oder so, da gehen die Leute schnell dran vorbei. Sie bleiben nicht stehen, um sich zu unterhalten,
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weil sie alles als ein bisschen kälter empfinden und hoffen nur, irgendwie zu ihrem Ziel zu kommen. Und bewegen sich so super fix durch die Stadt, aber haben keine soziale Interaktion. Das heißt, soziale Interaktion, genauso wie in dem Beispiel in Portland, ist ganz, ganz wichtig dafür, dass wir uns auch in einer Stadt wohlfühlen. Teilen macht glücklich.
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Jetzt seid ihr wieder dran, die dritte Aufgabe. Ihr dürft jetzt gerne twittern, wie ihr gerne leben wollt. Vielleicht mit den entsprechenden Hashtags. Oder ihr denkt euch neu aus. Oder ihr schreibt uns, dass ihr vielleicht noch gar nicht wisst, wie ihr leben wollt. Damit wir das alles finden, könnt ihr gerne das Hashtag hamsterrad dranhängen, wenn es noch reinpasst. Und dann sind wir mal ganz gespannt,
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wie ihr vielleicht euer Leben in Zukunft vorstellt oder ob ihr auch so Typen seid, die das gerne ein bisschen mixen möchten. Das war's. Wir freuen uns aber gern, wenn ihr noch Fragen habt oder Diskussionsansätze oder so. Und hoffen euch, so einen kleinen Denkanstoß für heute Abend und für das erste, zweite, dritte Bier mitgegeben zu haben. Dankeschön.
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Wir werden das natürlich hinterher auch noch verbloggen. Und auch mit allen möglichen Links, die wir jetzt auch hier auf der Folie aufgeführt haben.
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Damit ihr euch das auch anschauen könnt. Hat jemand eine Frage oder möchte was loswerden? Fühlt sich total unwohl in der Stadt und will darüber sprechen. Ja, gerne. Ja, hallo. Ich würde ganz gerne von euch dreien wissen,
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da ich euch auch ein bisschen kenne und weiß, dass ihr quasi 48 Stunden pro Tag online seid. Würde ich ganz gerne wissen, wie ihr drei das in Hand habt. Ob ihr das Gefühl habt, die richtige Balance gefunden zu haben aus Offline, Online, Stadt, Land, Natur, Nichtnatur, schlafen oder nachts wach werden, weil das Handy geklingelt hat.
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Okay, dann fang ich mal an. Also, ich hab mir jetzt angewöhnt, seit dem Jahresanfang, das war so ein Vorsatz, dass ich abends ab 21 Uhr versuche, nicht mehr aufs Handy zu gucken. Also, es ist auch, wie Sabrina im Video gesagt hat, ich hab dann wirklich keinen Vibrationsalarm und gar nichts. Es liegt verkehrt rum auf dem Tisch,
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dass ich auch nicht sehe, wenn es blinkt. Ich gucke tatsächlich nur drauf, wenn ich weiß, es würde irgendwas Wichtiges kommen. Ansonsten beschäftige ich mich nicht mehr damit. Wenn ich morgens aufwache, gucke ich als erstes drauf, wenn ich ausm Haus gehe. Also nicht, wenn ich noch im Bett liege oder so. Dann hatte ich eine böse E-Mail, die mich den ganzen Tag beschäftigte. Dann dachte ich, das brauche ich nicht,
44:20
bevor ich den ersten Kaffee getrunken habe. Deswegen mache ich erst, wenn ich rausgehe. Stadt, Land, ich bin ein totales Stadtkind. Ich glaube, ich muss, also, ich bin echt so, es ist voll schön, mal am Wochenende irgendwo zu sein, aber wenn da kein Internet ist, wird es kompliziert. Ich hab schon manchmal das Gefühl, dass ich unter Druck bin, auch durchs Bloggen,
44:41
dass man denkt, die Leute wollen was lesen. Ich hab es diese Woche schon wieder nicht geschafft. Man ist ja sein eigener Chef, gerade bei dem Blog. Ich denke schon viel drüber nach, aber ich glaube, dass ich eine ganz gute Balance gefunden habe. Ja, also was das Thema Arbeit angeht, das ist was, was mich im letzten Jahr sehr beschäftigt hat.
45:03
Ich hab auch Anfang dieses Jahres meinen Job gekündigt. Das war eine unbefristete Festanstellung, Vollzeit, und getauscht gegen eine befristete Halbzeitstelle. Einfach nur, weil mir diese Vollzeitstelle nicht die Sicherheit gegeben hat, die es eigentlich sollte.
45:21
Ich dachte ganz lang, wenn du eine unbefristete Vollzeitstelle hast, dann hast du irgendwie alles erreicht im Leben. Das haben einem die Eltern ja auch so eingetrichtert. Es ist heutzutage nicht mehr so einfach, und man braucht diese Sicherheit. Ich hab einfach für mich gemerkt, dass es nicht das Richtige ist.
45:40
Ich konnte auch vorher nicht mehr zwischen Arbeit und Freizeit trennen. Ich hab auf mein privates Smartphone auch Arbeits-E-Mails bekommen, hab die auch im Urlaub abgerufen, dachte immer mal, wenn ich ein, zwei E-Mails beantworte, ist es nicht so schlimm. Aber man merkt, dass man ganz schnell auch rauskommt. Ich hatte so ein Schlüsselerlebnis, da war ich in Barcelona.
46:04
Ich hatte vorher eine Woche lang kein Internet benutzt. Dann standen da in einer Ecke drei Computer mit Internetzugang. Ich bin natürlich hingegangen, dachte, ich guck ja nur mal schnell. Danach hab ich mich ganz furchtbar gefühlt. Ich hatte diese ganze Woche, die passiert ist,
46:21
auf mich reingebrochen. Danach hab ich mich richtig scheiße gefühlt. Das werd ich auch nicht mehr machen. Wo ich leben möchte, ich wohn in Frankfurt. Da werden viele denken, dass es die Stadt von der Ninia gesprochen hat, die mit den hohen Bankgebäuden, die nicht so schön sind.
46:43
Ich find Frankfurt ganz toll. Das ist für mich die perfekte Mischung aus, nicht so groß und klein. Ich komm überall schnell hin, ich krieg alles, was ich will und kann mich ganz schnell ins Grüne und in die Natur zurückziehen. Ich war ein absoluter Social-Media-Chunk. Ich hab in einer Agentur gearbeitet,
47:01
wo alle Leute das ständig benutzt haben. Ich hab mich manchmal nicht mit Leuten verabredet, sondern geschaut, wer sich auf Foursquare eingecheckt hat. Ich hab morgens als Erstes aufs Handy geschaut. Es hat sich geändert, einerseits weil ich den Freundeskreis dadurch, dass ich woanders Arbeit gewechselt hab,
47:20
aber auch durch eine neue Beziehung, weil der offline ist. Ich versuche, wenn ich mit diesem Menschen zusammen bin, nicht das Handy zu benutzen. Ich liebe das Internet nach wie vor. Ich bin total gerne online, hab so viele Menschen darüber kennengelernt. Aber ich versuch's, mich 24-7 zu benutzen.
47:41
Wohnensituation Hamburg, seit sechs Jahren jetzt. Man zweifelt manchmal, will was anderes, aber es ist perfekt. Es ist eine Großstadt, es hat viel Kultur zu bieten. Ich bin in zehn Minuten am Elbstrand. Wenn ich Lust hab, kann ich mich aufs Rad setzen und weiter ins alte Land. Man ist mit dem Zug in zwei, drei Stunden an der Küste.
48:02
Das ist für mich eine perfekte Mischung. Das einzige Problem, das hatte Ninia auch auf ihrem Slide, ist, dass alles nicht mehr so einfach zu leben wie als Single. Das kommt vielleicht noch mal, aber momentan perfekt. Was die Arbeit angeht, da bin ich auch immer gerade so.
48:22
Ich überleg, was Sinn ergibt. Mir ist wichtig, etwas Sinnvolles zu machen. Am Ende ist da was da, was irgendjemandem was gebracht hat. Das ist nicht immer so einfach. Da weiß ich nicht, ob ich den Anspruch an mich zu hoch stelle oder ob ich noch nicht das gefunden hab. Ich hab die Wohnsituation vergessen.
48:40
Ich wohne in Hannover und will eine kurze Lanze für Hannover brechen. Hannover ist die grünste Stadt Deutschlands. Alle, die auf Twitter über Hannover lästern, werden von mir geblockt. Wir besuchen dich bald mal. Möchte noch jemand was loswerden?
49:00
Ich wollte fragen, warum ihr Internet mit Stadt verbindet. Es gibt Menschen, die wohnen auf dem Land und sind im Internet. Es gibt Menschen in der Stadt, die haben nicht viel mit dem Internet zu tun. Internet bedeutet nicht nur ... Ich bin nicht auf Twitter, ich bin hier auch noch Außenseiterin.
49:21
Nicht nur dieses ganze Community-Zeug, sondern auch Information. Ich hab auch mit einigen Leuten, mich unterhalten Freunden von mir, die vom Land kommen, die auch gesagt haben, als das Internet zu ihnen kam, fühlten sie sich viel freier, weil sie die Möglichkeit hatten,
49:41
ins Netz zu gehen und Leute kennenzulernen, die sie nicht kennenlernen und die genauso ticken wie sie. Wir haben im Vorfeld des Vortrags darüber nachgedacht, was sind die Faktoren, die wichtig sind, wenn es darum geht, wie wir leben wollen. Wie wollen wir arbeiten, wie ist unsere Wohnsituation,
50:01
wie wollen wir leben? Auch das Netz beeinflusst uns und vielleicht zu viel. Was man auch noch dazu sagen kann, wir verwenden das Internet ja auch dann, besonders häufig, wenn es einfach zugänglich ist. Deshalb verbinde ich Stadt mit dem Internet als Land.
50:22
Wenn ich zu meinen Eltern rausfahre, habe ich da, wenn ich Glück habe, Edge, die haben da keinen WLAN. Das Netz ist nicht so gut ausgebaut, das ist die Verfügbarkeit. In der Stadt hat man die Möglichkeit, es überall zu nutzen. Es ist auch um die Versuchung größer, das zu tun.
50:40
Die Leute, die ich kenne, die zu Hause wohnen, für die spielt das alles keine Rolle. Ich kann mit denen nicht skypen, obwohl sie sonst im Job damit zu tun haben. Aber privat ist es teilweise noch nicht so angekommen. Es kann Ausnahmen geben. Es hat viel damit zu tun, wie wir in der Stadt verankert sind.
51:02
Auch viel mit dem, was wir beruflich machen. Möchte noch jemand was sagen? Sonst würden wir in der letzten Minute probieren, ob das erste Video funktioniert. Nenia hat sich auf die Mühe gemacht, die alle zu schneiden.
51:21
Jetzt weiß jeder, wie schlecht ich bin. Wenn wir uns aussuchen können, wie wir leben wollen, wie wir die Republik haben wollen, eine Kopfhörerlose Republik, das wäre ganz toll. Das ist nicht so einfach. Ich hoffe, das war für euch als Workshop und Einladung
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zum Mitmachen begreifbar. Danke fürs Mitmachen. In dem Video haben wir die Leute übers Arbeiten befragt. Das ist der Abschieds-Krönung.
52:03
Wenn es nur noch heißt, arbeiten und schlafen. Ja, das kam schon wieder vor. Vor allem, wenn man auf ein Ziel hinarbeitet oder sich ein Ziel gesteckt hat. Man arbeitet zwar darauf hin, aber man macht keine Schritte.
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Wenn es nicht so funktioniert, wie ich will, wenn die Technik zickt, der Internet oder der Computer spinnt, das, was ich nicht beeinflussen kann, hindert mich an meiner Arbeit. Kleid heute mal davon auszusteigen, mit dem Laptop in der Tasche auf die Andamanen zu ziehen,
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sich in der Hängematte zu liegen und von da zu arbeiten. Als Selbstständiger war ich in der Situation, dass es möglich gewesen wäre. Man fragt sich dann irgendwann, wie zukünfträchtig das ist.
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Man vermisst nicht irgendwann die Möglichkeit, nachts um 2 Uhr noch Pizza zu bestellen. Vielen Dank. Schönen Abend.
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