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Update: Die Kunst des Liebens

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Update: Die Kunst des Liebens
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234
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Abstract
Erich Fromm wird in der Wikipedia als „deutsch-US-amerikanischer Psychoanalytiker, Philosoph und Sozialpsychologe“ beschrieben. Für mich ist er der Mensch mit dem grössten Einfluss auf mein Menschenbild, insbesondere sein Buch „Die Kunst des Liebens“. Für diesen Vortrag möchte ich die teilweise 60 Jahre alten Bücher und Texte von Fromm (wieder) lesen und auf Fragen und Antworten abklopfen, die uns helfen könnten aktuelle (politische) Krisen zu überwinden. Ich glaube wir müssen uns (wieder) sorgfältig mit einem humanistischen und demokratischen Welt- und Gesellschaftsbild beschäftigen — als Gegengewicht zu populistischen und unmenschlichen Bewegungen in Europa und der Welt. Ich glaube...
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Computer animationJSONXMLUMLLecture/Conference
InternetLecture/ConferenceMeeting/Interview
InternetHand fanLecture/ConferenceMeeting/Interview
Lecture/Conference
Lecture/Conference
Grand Unified TheoryDiscrepancy theoryLecture/ConferenceComputer animation
Variable (mathematics)
Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Multitier architectureAtomic nucleusLecture/Conference
Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Plane (geometry)Lecture/Conference
Lecture/ConferenceSource code
MassAtomic nucleusLecture/ConferenceSource code
Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Lecture/Conference
Lecture/Conference
Grand Unified TheoryLecture/Conference
MassLecture/ConferenceSource code
Lecture/Conference
Meeting/InterviewLecture/Conference
Lecture/Conference
Grand Unified TheoryForm (programming)Lecture/Conference
Lecture/ConferenceSource code
World Wide WebLecture/Conference
ALT <Programm>Lecture/Conference
Meeting/InterviewLecture/Conference
Variable (mathematics)Lecture/Conference
Physical quantityLecture/Conference
Interior (topology)Musical ensembleDrag (physics)Direction (geometry)ForceBeobachter <Kybernetik>Lecture/Conference
Lecture/Conference
Family of setsTransmitterLecture/Conference
Direction (geometry)Linear regressionLecture/ConferenceMeeting/Interview
Lecture/Conference
Lecture/Conference
Zusammenhang <Mathematik>LinieLecture/Conference
Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Universe (mathematics)InferenceLecture/Conference
Lecture/Conference
Abstract Windowing ToolkitVideo game consoleLecture/Conference
User interfaceLinear regressionInformationsgesellschaftLecture/Conference
Lecture/Conference
Physical quantityFlagLecture/Conference
Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Software engineeringLecture/Conference
Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Metric systemLecture/Conference
Mobile appLecture/Conference
Lecture/Conference
WordLecture/Conference
Lecture/Conference
User interfaceComplete metric spaceLecture/Conference
Lecture/Conference
BlogParallelenCOCO <Programm>WordSequenceLecture/Conference
MittelungsverfahrenMountain passLecture/Conference
Lecture/Conference
Potential gameLecture/ConferenceMeeting/Interview
WeightHypermediaLecture/ConferenceMeeting/InterviewComputer animation
Transcript: German(auto-generated)
Mir ist das alles ein bisschen peinlich, also es ist nicht die Verzögerung, sondern der Titel. Weil eigentlich hasse ich Pathos und hasse Vortragstitel, die keinen ironischen Ausweg anbieten. Und dieser Vortragstitel ist so pathetisch, dass er beinahe platzt vor ironischer Ausweglosigkeit.
Katja, meine Frau, meint, ich müsse mich vorab dafür entschuldigen, dass der Vortrag so pathetisch und ernst sei. Der Witz ist, der Witz ist, das ist kein Witz. Angefangen habe ich 2010 hier auf der Republik mit mildem Sarkasmus. Ich habe mich doppeldeutig natürlich gefragt, warum das Internet scheiße ist.
Und der Vortrag lässt sich auch kurz zusammenfassen, weil die Welt scheiße ist. Und dem Gedanken bin ich dann 2013 weiter nachgegangen, als ich mir zehn Vorschläge die Welt zu verbessern aus der Nase gezogen habe. Im Prinzip habe ich mir diese Frage jetzt vier Jahre später erneut gestellt, nur dass ich diesmal in Erich Fromms Büchern und nicht im Internet nach Antworten und Lösungsansätzen gesucht habe.
Weil das Motto der Republik dieses Jahr nun mal Liebe ist, habe ich mich erinnert, dass ich als 16, 17-jähriger Erich Fromms Buch die Kunst des Lebens unglaublich toll fand.
Und dass ich doch eigentlich nochmal lesen könnte und dann hier davon erzählen könnte. Das Schlimme und gleichzeitig Gute ist, ich fand es wieder toll. Toll, weil es wirklich ein grandioses Buch ist und weil ich merkte, wie sehr mich die frühe Lektüre dieses Buches geprägt hat. Oder andersherum, wie sehr mich dieses Buch beim Widerlesen in meinen Vorstellungen vom Leben bestätigte.
Ich kann hier nicht ironisch sprechen, keinen Sarkasmus ausstreuen, sondern nur auf richtig schwärmen. Das Einzige, was mir einfällt, um mal kurz aus der Pathos und Ernsthaftigkeitsfall herauszukommen, ist ein Katzenvideo zu zeigen. Aber dieses Katzenvideo ändert nichts daran, dass ich hier stehe und sagen muss, Erich Fromms Bücher sind wunderbar.
Und obwohl sie ziemlich alt sind, sind sie zeitlos und auf den Punkt. Erich Fromm ist quasi mein Held. Und ich stehe hier, um zu versuchen, euch anzustecken. Ich habe nicht alle, aber viele von Fromms Büchern und Aufsätzen gelesen. Und ich glaube, dass in Fromms Büchern viele Ansätze zum Umgang mit Gesellschaftskrisen und Weltproblemen stehen.
Also Ansätze, die Welt zu verbessern. Und weil Fromm Psychoanalytiker war, findet man in seinen Büchern natürlich auch Wege zu einem glücklicheren und erfüllteren Leben. Ich könnte das, was ich gelesen habe, jetzt hier zusammenfassen, ein verkacktes Schulreferat halten. Aber das brauche ich nicht, das hat die Wikipedia wirklich schon sehr gut gemacht.
Ich versuche das ein bisschen anders zu machen. Statt wiederzugeben, was Fromm geschrieben hat, gebe ich das wieder, was ich vermeintlich verstanden habe. Ich gebe die Rosinen wieder, die ich mir aus Fromms Werk herausgepickt habe. Ich mache mir sein Werk sozusagen zu eigen. Und Fromm sagt übrigens, dass Ideen erst dann eine Wirkung auf Menschen ausüben, wenn sie von dem, der sie lehrt, auch gelebt werden.
Fromm hat das getan. Er war den Menschen extrem zugewandt, engagierte sich in der Politik, in Friedensbewegungen und lebte das, was er schrieb und vortrug, auch selbst. Ich wäre auch gerne Humanist.
Ob ich einer bin oder zu werden vermag, kann ich nicht beurteilen. Erst rechtlich, ob ich das, was ich jetzt hier erzähle, auch verkörpe oder lebe. Ich würde das gerne so sehen. Ich glaube in der Rückschau, seit ich Fromms Buchstum erst mal gelesen habe, dass ich mir immer Mühe gegeben habe, freundlich zu sein und das Gute in Menschen geglaubt zu haben, niemanden in meinem Umfeld unterdrückt oder an seinem inneren Wachstum gehindert zu haben.
Leider weicht die Selbstwahrnehmung oft von der Fremdwahrnehmung ab. Aber die Diskrepanzen zu finden, überlasse ich gerne euch, wobei ich für solches Feedback offenbar ziemlich gut funktionierende Wahrnehmungsfilter habe. Ich habe tatsächlich geschlagene sieben Jahre gebraucht bis vorletzte Woche,
als ich nach Bildern für diesen Vortrag suchte, um endlich zu erfahren, dass Andreas Schäfer mich für den weltgrößten Schnorrer hält. Glaubwürdigkeit beiseite. Ich fange jetzt einfach mal an bei Adam und Eva. Oh, das ist falsche.
Die Allegorie von der Vertreibung aus dem Paradies wurde vor vielen Jahren von einem unbekannten, aber ziemlich klugen Autorenkollektiv geschrieben
und ist eine Allegorie auf die Entwicklung des Menschen und der Menschheit. So wie die Entwicklung des Embryos unsere evolutionäre Entwicklungsgeschichte nacherzählt, zeigt uns die Allegorie von der Vertreibung aus dem Paradies die psychische Entwicklungsgeschichte des Menschen auf. Sie versinnbildlicht den Kern und die existenzielle Probleme des Menschen.
Oder positiv ausgedrückt, die Geschichte beschreibt die Grundbedingungen der menschlichen Existenz. Einerseits gehören wir ganz eindeutig zur Natur, andererseits sind wir im Gegenteil zu vielen Tieren mit Vernunft und Erkenntnisfähigkeit ausgestattet. Wir sind fähig, die Absurdität unserer Situation zu erkennen, irgendwann, irgendwo an einem zufälligen Ort in die Welt geworfen zu werden.
Und die Geschichte von Arben und Eva zeigt den zentralen Widerspruch der Menschheit auf. Nämlich, dass wir erkennen, dass wir zur Natur gehören, aber diese Zugehörigkeit nicht mehr zu spüren vermögen, weil unser Verstand, unsere Erkenntnisfähigkeit, unser Bewusstsein uns aus dem Paradies ausschließen.
Nicht Gott hat uns aus dem Paradies geworfen, unser Verstand tut es. Das ist mein Lieblingssatz aus dem Erich Fromm Wikipedia-Artikel, ein Satz wie ein französischer Spielfilm. Das größte Problem des Menschen ist seine reine Existenz. Habe ich mir sehr lange auf der Zunge zergehen lassen. Und auf psychologischer Ebene passiert uns allen genau das, was Adam und Eva auch passiert ist.
Am Anfang sind wir eins mit allen, genau genommen sind wir tatsächlich nur eins, ein Einzeller. Und wenn wir dann viel zu früh aus dem Mutterleib gedrückt werden, hier versinnbildlich von Amy Schumer, viel früher als die meisten Tierarten, kann sich die Mutterleib, die sich im Mutterleib, also die Tierarten, die sich im Mutterleib
viel weiter entwickeln, dürfen liegen wir völlig hilflos und abhängig von der Mutter, der Flasche oder einer Bezugsperson in der Welt. Aber wir sind, auch wenn es etwas kälter und trockener geworden ist, immer noch im Paradies. Wir erkennen noch wochenlang keinen Unterschied zwischen uns und der Mutter oder unserer Bezugsperson, Brust, Flasche, Daumen, alles eins, alles ich, alles meins.
Aber irgendwann merken wir, dass wir gar nicht eins mit der Mutter sind und wenn wir noch mehr vom Erkenntnis Apfelbrei gegessen haben, merken wir, dass wir uns irgendwie trennen müssen von der Mutter oder der Bezugsperson oder dem Vater und selbst jemand werden müssen.
Und das ist, wo die ganzen Probleme anfangen, bei uns allen, nicht nur bei Woody Allen. Da kann man sich drüber lustig machen, wie Woody Allen, in gewissem Maße sogar selbstkritisch oder wie Generationen von Karikaturisten. Aber der Kern all unserer Probleme lässt sich eben mit dieser einen Allegorie umschreiben. Damit, dass wir nach wegen zurück ins Paradies,
nach wegen zum Glück zur Einheit mit Mutter und Vater und anderen Menschen, dass wir danach suchen. From geht noch weiter, er sagt, dass dieses Bedürfnis zur Einheit, das ist, was uns im Inneren antreibt. Und From sagt, dass Freud dachte, dass dieser Drive, was uns antreibt, der Sexualtrieb sei.
Und das sei, sagt From, ein freudischer Fehler. Die Bibel umschreibt diesen Antrieb mit der Vertreibung aus dem Paradies und der Hoffnung, da irgendwann wieder reingelassen zu werden. Märchen erzählen die Hoffnung auf Erlösung als Suche nach dem Glück. Und Hollywood hat auch großen Gefallen an Erlösungsgeschichten
meist erzählt als die Suche und die Genese des einen, des Auserwählten, der wieder alles in Harmonie zu bringen vermag. Das Bedürfnis zur Einheit zu finden, die Absurdität unserer Existenz irgendwie aufzulösen, ist auch die Grundlage des Humanismus. Der Humanismus geht davon aus, dass die Menschen eine Einheit sind,
weil die Grundbedingungen das Grundproblem für alle gleich ist. Daraus leitet sich dann auch der Absatz 1 ab oder der zweite Absatz der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Wie die Unabhängigkeitserklärung betont der Humanismus, dass der Mensch eben nicht nur das Recht hat, sondern auch fähig ist, sich weiterzuentwickeln,
zu vervollkommnen, sein Glück zu finden und vernünftig und friedlich zu handeln. Das hört sich alles ein bisschen wie ein Glaubensbekenntnis an und ist es wahrscheinlich auch. Aber diese Idee vom Humanismus, von der gemeinsamen Wurzel und dem allen Menschen gemeinsamen Bedürfnis nach Wiedervereinigung oder Einheit durchzieht alle Bücher von Erich Fromm.
Sollte mich jemand fragen, wie ich in einem Satz Froms Bücher und Aufsätze zusammenfassen würde, ich sag's auch ohne, dass jemand fragt. Der eine Satz würde lauten, um zu glücklicheren, zu friedeneren Menschen zu werden,
müssen wir mit unseren Fähigkeiten zu Liebe, Solidarität, Vernunft, Mut und Glauben zum Beispiel in das Gute im Menschen oder in den nächsten Arbeiten mit Betonung auf Arbeit. Denn obwohl diese Fähigkeiten uns allen angelegt sind, sind sie eben zum Teil verschüttet und wachsen nicht unbedingt von alleine. Fromm drückt das so aus, der Mensch braucht sein Leben lang,
um sich selbst zur Geburt zu bringen. Das führe dann zu Wohlsein, Wellbeing und habe die Freude am Leben als Begleiter. Zitat Fromm nochmal. Nur in dem Maße, in dem der Mensch seinen Hass, seine Unwissenheit, seine Gier und seine Selbstsucht überwindet
und er in seiner Fähigkeit zu Liebe, Solidarität, Vernunft und Mut wächst, kann er diese Ziele erreichen. Als ich am Montag hier Carolin Ehmke sah, sprach sie sehr eindrücklich von Solidarität und eben was das praktisch bedeutet. Sie sagte, wer gedemütigt und verletzt wird, wer verachtet und angegriffen wird,
soll sich nicht selbst wehren müssen. Es braucht andere, die einstehen für die Würde jeder einzelnen Person. Es braucht andere, die widersprechen, die, die nicht gemeint sind, die sich aber gemeint fühlen. Eine Gesellschaft, in der alle nur sich selbst retten und schützen wollen, ist keine, das ist ein neoliberalistisches Spektakel. Das hätte auch ein Zitat aus einem von Fromms Büchern sein können.
Anders als Fromm möchte Ehmke diese Solidarität oder den Respekt für anders lebende Menschen aber nicht zur Liebe zählen. Sie sagt, wir brauchen keine Liebe und es reicht schon Respekt.
Damit hat sie natürlich Recht, aber Fromm auch, für den Solidarität, Respekt, Mut, Vernunft alles Teil von Liebe sind. Oder die Konsequenz von Liebe. Das Konzept der Liebe nach Fromm ist nichts, was einem passiert oder einfach nur erwidert wird oder sich auf Partnerschaften beschränkt.
Es ist vielmehr eine Auffassung vom Leben, eine Aktivität. Er sagt, Liebe ist eine ständige Herausforderung, sie ist kein Ruheplatz, sondern bedeutet, sich zu bewegen, zu wachsen und zusammenzuarbeiten. Fromm differenziert die unterschiedlichen Ausprägungen der Liebe in seinen Büchern und der Liebe zu Gott widmet erst längste Kapitel,
stutzt sie aber eher auf Toleranz und ein Glauben und das Gute im Menschen und der Welt zusammen. All diese Formen der Liebe bedingen einander und haben so ausdifferenziert kaum noch etwas mit dem Begriff der Liebe zu tun, den wir im Alltag benutzen.
Das hat sie jetzt doch ein bisschen angehört wie ein Schulreferat. Zur Auflockerung aber auch für Friedemann Karik Da baue ich jetzt gleich ein F-Wort ein. Die, die das nicht sehen wollen, ist auch total ertrennt. Auf die Republika können die Augen schließen.
Liebe ist nach Fromm sehr viel mehr, sehr viel weitreichender als nur erotische Liebe. Vor zwei Wochen habe ich im Spiegel wie Caroline Emke ein Interview mit der Literatur-Nobelkreistägerin Toni Morrison gelesen. Wenn ihr das auch lesen wollt, www.spiegel.de
Weltpreisträgerin minus Toni. Ich wollte es wirklich zu Ende durch. Eine der Fragen an Morrison bezog sich auf die Dokumentation I am not your Negro über den Schriftsteller James Baldwin. Darin habe Baldwin gesagt, dass die Amerikaner
gern Dummheit und Unreife mit Aufrichtigkeit verwechseln. Der Spiegel fragte Morrison, ob Trump ein treffendes Beispiel für diese fast 40 Jahre alte Analyse sei. Abgesehen davon, dass ich glaube, dass Reife und Menschlichkeit nicht ein hohen Intelligenzquotient voraussetzen, und ich heute gar keine Lust habe,
über den Narzissten Trump zu reden, blieb ich am Begriff der Reife hängen, von dem Fromm ebenfalls in allen möglichen Schattierungen spricht. Ich versuchte eine Quelle für das Zitat von Baldwin zu finden und fand statt eines Zitats Vortragsgold seitenweise Zitate, die ich eine Stunde lang vorlesen könnte.
Ich wollte aber zuerst auf dieses eine Zitat hinweisen. Baldwin sagt, dass es den Ort, an dem man passt, erst dann gibt, wenn man ihn sich selbst macht. Damit sagt er eigentlich das gleiche wie Fromm, wenn er davon redet, dass wir uns ein Leben lang zur Geburt bringen müssen. Glück und Zufriedenheit,
Überwindung von Angst und Traurigkeit wachsen aus uns selbst, wenn wir eben daran arbeiten. Nochmal Baldwin. Hier sagt Baldwin, dass wir schreiben, um die Welt zu verändern, und wenn wir es schaffen, die Art, wie die Leute die Realität wahrnehmen, auch nur einen Millimeter zu verschieben, dass wir sie dann auch ändern können.
Das Zitat gefällt mir einerseits, weil es eine super Überleitung zum nächsten Themenblock ist, aber auch, weil es das wieder gibt, worüber viele und ich in den letzten Jahren auf der Republika geredet haben. Wenn wir die Wahrnehmung der Welt durch Geschichten, Narrative oder das, was wir tun, auch nur einen Millimeter bewegen können, dann können wir eben auch die Welt verändern.
Der entscheidende Punkt ist meiner Meinung nach, die Welt verändert sich seit Jahrhunderten, im großen und ganzen, Millimeterweise zum Guten. Wir sehen das allerdings nicht immer ganz klar, weil die Bewegung zum Guten, zum Besseren überdeckt wird von Schwingungen. Jetzt habe ich doch geschafft, tatsächlich ein bisschen Heimautomatisierung mit reinzubringen im Vortrag. Das sind die Schwingungen der Sonne am 1. und 2. März.
Das zeigt nicht auf, warum auch immer. Natürlich schwingt nicht die Sonne, sondern das ist nur unsere Wahrnehmung vom Sonnenwinkel, aber man sieht nicht mehr als nachts bis länger als tags im März. Das ist die erste Märzwoche, wenn man genau hinsieht, sieht man bereits eine Tendenz. Wenn man dann 15 Tage im März anguckt, sieht man schon
die Tendenz zu längeren Tagen relativ deutlich und hier das Recht. Politisch ist das ganz ähnlich. Da geht es auch auf und ab zwischen den Polen. Mal sind die progressiveren Kräfte am Hebel, mal sind es die konservierenden, oder konservierende, rückwärtsgewandte gestrige Kräfte. Aber zumindest in demokratischen Gesellschaften
sind die Auf- und Abbewegungen gedämpft durch institutionelle oder gesellschaftliche Widerstände. Und wenn man die Augen zukneift oder einem Grafen Glauben schenken will, kann man auch hier eine Tendenz beobachten. Gesellschaftlich bewegen wir uns nach vorne in Richtung Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Toleranz.
Solche Witze, solche 50er-Jahre-Witze oder 50er-Jahre-Werbung funktionieren heute nicht mehr. Egal ob der Gag brachial oder subtil ist, es gibt immer noch viele Menschen, die sich eine Zeit zurückwünschen, in der solche Anzeigen normal waren. Aber gesellschaftlich, glaube ich, insgesamt haben wir uns in den letzten 60, 70 Jahren
weit weg von solchen Witzen bewegt. Im Fernsehen sehen wir stattdessen Transmenschen in Hauptrollen, in Nebenrollen porträtiert als ganz normale Menschen, nicht als Freaks. Mindestens ein schwules Pärchen ist seit 8 Jahren Teil einer sehr erfolgreichen Familiencomedy auf ABC, der zum Disney-Konzern gehörten Sender.
Noch vor 20 Jahren ertönte das Coming Out von Ellen DeGeneres in ihrer damaligen und sehr erfolgreichen auch ABC-Sitcom so viele Zuschauer, dass die Serie wegen einbrechender Zuschauerzahlen schließlich eingestellt wurde. Natürlich gibt es nach wie vor teils erwitterten Widerstand und partielle Radikalisierung gegen solche gesellschaftlichen Wandel.
Aber ich glaube, die Richtung stimmt, auch wenn auf Fortschritte immer wieder eine Regression folgt. Fromm fand das übrigens auch, in den 70er-Jahren hat er in haben oder sein geschrieben, dass es sich beim Zusammenbruch der patriarchalischen Herrschaft über die Frauen und der Herrschaft der Eltern über die Kinder
um historische Veränderungen handelt, die kaum reversibel erscheinen. Er nannte die Revolution der Frauen und der Kinder sowie die sexuelle Revolution siegreich, auch wenn sie noch im Anfangsstadium wäre. Denn ihre Forderungen wurden bereits vom Bewusstsein der Mehrheit akzeptiert und die alten Ideologien werden mit jedem Tag lächerlicher.
Ich schließe aus dem, was Fromm sagt und was ich beobachte, Ideen, Gesellschaftsnormen von Minderheiten können sich in der Breite der Gesellschaft durchsetzen, wenn sie humanistisch geprägt sind. Was wir zurzeit quasi live beobachten können, sind weitere Gesellschaftstransformationen, vor allem Bemühungen um eine Transformation der Sprache
zu mehr Achtsamkeit, zum Beispiel Achtsamkeit darauf, andere Menschen nicht zu verletzen oder sie auch sprachlich anständig zu behandeln. Auch hier gibt es teils erbitterten Widerstand, den wir täglich bis hinein in unsere Filterblasen wahrnehmen können. Wobei Widerstand gegen Sprachveränderungen, egal ob nach rechts oder links, der bei weitem unintelligenteste vorstellbare Widerstand ist.
Sprache verändert sich einfach unaufhaltsam, weil sie lebt. Und sie lebt natürlich nur, weil wir, wir alle, weil sie ständig mit Leben füttern und sie benutzen. Und weil wir und immer neue Generationen leben, uns weiterentwickeln, wachsen, uns verändern und sprechen, können wir die Sprache eben mit Leben füllen.
Widerstand verändert die Sprache nicht. Sprache verändert sich, wenn sie mit Leben gefüllt wird. Wir müssen aber darauf achten, dass sie eben nicht mit negativ, destruktiv, unmenschlich geprägten Haltungen gefüllt wird. Und das können wir, indem wir positiv gegensteuern mit einer einfachen, menschenfreundlichen Sprache. Kleinschreibung ist mir gerade noch eingefallen, die wir einfach immer benutzen und auf sie achten.
Im Zusammenhang mit Sprache wurde auf dieser Republik auch viel über Hass geredet. Und für den Psychologen Fromm ist Hass natürlich in erster Linie ein Symptom. Hass, sagt Fromm, sei auf einen Mangel an Selbstliebe zurückzuführen. Ich finde, es leuchtet ein und ich hätte auch gerne einen Pumuckl-Zitat gezeigt, das beweist, dass Fromm hier rechts hat,
aber ich habe keins gefunden. Muss wieder James Baldwin zitieren, der hat das dann genauso gesagt. Also, stimmt. Fromm weist darauf hin, dass Selbstsucht und Selbstliebe nicht das gleiche seien. Der Selbstsüchtige liebt sich selbst nicht zu sehr, sondern zu wenig. Tatsächlich hasst er sich, sagt Fromm. Dieser Mangel an Freude über sich selbst und an liebevollen Interesse
an der eigenen Person gibt ihm ein Gefühl der Leere und Enttäuschung. Er kann deshalb nur unglücklich und eifrig darauf gedacht sein, dem Leben die Befriedigung gewaltsam zu entreißen, die er sich selbst verbaut hat. Froms Antwort auf die Frage, woher der Hass kommt, ist nämlich der Mangel an Selbstliebe.
Ist ähnlich unbefriedigend und unpraktisch wie die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest von Douglas Adams. Vielleicht stellen wir die Frage nach den Gründen der Probleme der Welt nicht differenziert genug oder vielleicht suchen wir die Antwort an den falschen Stellen. Meine Schlussführung jedenfalls aus dem, was Fromm schreibt und sagt,
ist, dass wir bei der Lösung der Probleme der Welt nicht ausschließlich bei den anderen anfangen sollten und können, sondern bei uns selbst. Bei unserer eigenen Fähigkeit zu lieben, das Leben zu lieben und selbst zu lieben, andere zu lieben. Oder weniger pathetisch ausgedrückt, wir sollten uns unser Leben, unsere Haltung zur Welt darauf prüfen,
ob da nicht auch sehr viel von dem, was wir in der Welt verabscheuen, das wogegen wir kämpfen oder kämpfen wollen, ob davon nicht auch ganz viel uns selbst steckt. Fromm formuliert in Haben oder Sein eine relativ radikale Gesellschaftskritik, die ich nicht ganz so super finde und die sich ganz grob so zusammenfassen lässt.
Unsere heutige Konsumgesellschaft betont das Haben mehr als das Sein. Fromm sagt, die Schwäche unserer Gesellschaft sei, dass sie keine Ideale mehr biete, keine Visionen mehr kennt, außer der des Mehrhabenwollens. Wir leben laut Fromm in einem gesellschaftlichen Experiment zur Beantwortung der Frage, ob Vergnügen und Konsum eine befriedigende Lösung
der menschlichen Existenzprobleme sein könnte. Er meint, dieses Experiment sei bereits gescheitert. Unser Wirtschaftssystem werde nicht durch die Frage bestimmen, was ist gut für den Menschen, sondern durch die Frage, was ist gut für das Wachstum des Systems. Und diese Haltung
des Gesellschaftssystems wirken natürlich auch auf uns alle ein. Auf unsere eigene Haltung, auf unser Denken. Wir spielen mit und verdrängen die eigentliche Frage, was ist gut für uns. Vor allem aber stellen wir unser Wachstum ein, unsere Reifungsprozesse. Und auch diese Kritik ist nicht neu. Neil Postman hat
mit der Postmenschen-Media-Gesellschaft in Stettenbleiben im Infantilien attestiert. Ich bin kein großer Freund von der Postmenschen- Mediengesellschaftskritik, aber es ist definitiv was dran. Ich möchte es aber eher umgekehrt betrachten, optimistisch, ein bisschen konstruktiv. Denn wir schaffen uns
vom gesellschaftlichen Zwängen zu befreien, angstfreie Persönlichkeiten zu werden, die eben nicht nur der Herde folgen, sondern selbst autonom denken, sich von Zwängen und Ängsten befreien. Dann können wir auf die Gesellschaft zurückwirken und dank der modernen Massenmedien sogar viel effektiver als hier zuvor. Wenn wir Mut fassen, schaffen wir es nicht nur
Zeichen zu setzen und Seifenblasen zu blasen, sondern auch starke beeindruckende Bilder zu schaffen. Ich habe es eben schon gesagt, gesellschaftlicher Wandel wird oft von Minderheiten eingeleitet und immer dann mit besonders großer anhaltender Wirkung, wenn der angestoßene Widerstand eben nicht menschlich, friedlich, eben humanistisch ist.
Auch das Konzept ist nicht neu und viele humanistische Projekte, die sich Liebe oder Brüderlichkeit auf die Fahnen schrieben, sind in grausame menschenfeindliche Ideologien gemündet. Ich glaube trotzdem, wir können Weltprobleme durch Haltung verschieben. Vorleben ist effektiver als Predigen.
Vorbilder funktionieren hervorragend, um die Influezer, Vorbilder haben sich als so wirksam erwiesen, dass die Konsumindustrie ihnen das Geld wahllos in den Arsch bläst. Dass Minderheit oder Einzelne oder Prominente ganze Gesellschaftsschichten berühren können, ist aber kein reines Phänomen der modernen Konsumgesellschaft, das gab es zum
Beispiel auch schon im Bereich der Mode seit Jahrhunderten oder seit Jahrtausenden. Irgendwann muss irgendwer angefangen haben, sich weiße Perücken aufzusetzen oder gigantische Hüte oder eine, die den Mut hatte, aus Europa auszuscheren. Irgendwer oder irgendeine Gruppe muss in den 18 Jahren damit angefangen haben, sich Schulterpolster unter die Klamotten zu stecken
und plötzlich hat sich nicht nur einer lächerlich gemacht, sondern so gut wie alle. Ich wiederhole mich jetzt zum dritten Mal, glaube ich. Ich glaube, die Gesellschaft lässt sich viel besser durch vorbildliches Verhalten beeinflussen, zum Guten und zum Schlechten verschieben, als durch das Predigen. Dieses Prinzip kennt jeder, der schon mal mit Kindern
zu tun gehabt hat. Die machen nie das, was man von ihnen sagt, sondern eben genau nur das, was sie wollen und noch genauer, sie ahmen das nach, was man ihnen vorlebt. Wir können Veränderungen nicht verordnen. Veränderungen muss wachsen, am besten aus sich selber heraus, ohne Zwang
und nicht aus Gehorsam. Das funktioniert durch Vorbilder und Einsicht. Ich glaube, wenn wir uns alle, wenn wir alle daran arbeiten, uns zu verbessern, zu uns zu finden, selbstständiger zu denken, uns zu enttäuschen von Illusionen oder Rationalisierung freimachen, desto wirksamere Vorbilder können wir werden. Selbstoptimierung ist ja durchaus im Trend gerade.
Wir zählen Kalorien, Schritte, Treppenstufen, Trainingseinheiten, tauschen Schminktipps. Nicht immer, aber meistens vor allem, um anderen zu gefallen. Das kann auch daran liegen, dass wir noch keine Wege gefunden haben, die richtigen Metriken zu erfassen. Wir haben eine Frage. Wie misst man eine wachsende Persönlichkeit, Wertschätzung, Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit,
Demut, Selbstlosigkeit, Wohltätigkeit, Humanität? Wo sind die Apps für sowas? Oder andersherum gefragt, warum wirkt es auf uns
immer noch latent, schwächlich, kränklich oder irritierend, wenn Menschen kompetente Hilfe in Anspruch nehmen, um tiefsitzende, verschüttete Probleme anzugehen und an ihrer Fähigkeit arbeiten, sich selbst oder andere besser zu lieben.
Unsere Helden und Stars sind die, die an ihrem Äußeren arbeiten, nicht die, die an ihrer Beziehungsfähigkeit und Menschlichkeit arbeiten. An seinen menschlichen Qualitäten zu arbeiten, ist nichts anderes, als meinetwegen Skifahren zu lernen. Und so wie Skifahren ist die ständige Arbeit an sich selbst anstrengend.
Aber beides führt zu besserer Lebensqualität. Ich möchte noch einen Satz von Caroline Emke in meinem Sinne zurechtbiegen. Sie hat am Montag darüber gesprochen, dass man sich gesellschaftliche Mehrheiten erarbeiten könne. Sie sagte, das geht nicht schnell, das ist mühsam,
das verlangt womöglich auch immer wieder Selbstkritik oder das Überarbeiten der eigenen Konzepte und Ideen. Aber genau darin besteht politisches Handeln. In meinen Worten würde ich das so sagen. Die Reise nach innen im Sinne von Froms ist auch politisch. Sie ist vielleicht auch eine der Voraussetzungen für politisches Handeln.
Der deutsche Lao Tse, Meister Eckhart sagt, die Menschen sollen nicht so viel nachdenken, was sie tun sollen. Sie sollten viel mehr bedenken, was sie sind. Wir sollten einfach mehr nachdenken. Nicht, dass wir nicht denken würden, aber wir denken eventuell zu oft einfach nur mit, als selbst eigen aktiv zu denken. Unsere Freizeitaktivitäten sind oft passiv geprägt.
Wir lassen soziale Medien oder Fernsehserien eines Vorbeiströmen reagieren und liken. Als Fortgeschritten gilt schon, wer ins Theater geht und dort akustisch mit der Hand ligt
oder im Ledersessel ein Buch liest, oder sich Sehenswürdigkeiten auf Reisen ansieht. Aber eigentlich sind diese Freizeitaktivitäten vor allem Freizeitpassivitäten. Wir konsumieren eben vor allem. Erich Fromm, der Jude war, sich aber vom Glauben lossagte, sang in Haben oder Sein ein Loblied auf dem Sabbat.
Wie der christliche Sonntag sei der Sabbat ein Tag der Ruhe, aber im Sinne der Wiederherstellung vollständiger Harmonie zwischen dem Menschen und zwischen Mensch und Natur. Am Sabbat dürfe nichts zerstört und nichts aufgebaut werden. Der Sabbat sei ein Tag des Waffenstillstands im Kampf des Menschen mit der Natur. Der moderne Sonntag, sagt Fromm, sei dagegen ein Tag
des Vergnügens, des Konsums und des Weglaufens vor sich selbst. Vielleicht sollten wir probieren, einen Tag in der Woche zu uns selbst zu kommen, einen Tag pro Woche nicht zu versuchen, vor uns selbst wegzulaufen oder uns abzulenken, sondern nachzudenken oder an uns zu arbeiten, an unseren Fähigkeiten, an unseren Ängsten. Ich bin ein großer Fan von Fernsehserien.
Ich zähle die Fernsehserienfolgen, die ich gucke, mit diesem kleinen Tool Watch, wie heißt das, und sehe daran, dass ich vor allem viel zu viel fernsehe. Im Schritt 37 habe ich Pi mal Daumen 37 Fernsehserienfolgen pro Monat. Anfang letzten Jahres habe ich das damit rationalisiert, dass ich so viel gucke, um viele im Blog rezensieren zu können.
Auf dem Sommer war mir das aber egal, und dann habe ich einfach so weitergeguckt. Als ich kürzlich mit meiner Schwester und ihren Kindern bei meinen Eltern war, erkannte ich eine Parallele. Ich stellte mal wieder fest, dass Fernsehen auf Handgeräten, strömendes ganz besonders, wirklich das beste Mittel
zum Abstellen von Kinderlärm ist. Im Amerikanischen heißen Schnuller übrigens doppeldeutig Pacifier, also Friedensstifter. Mir fiel auf, das gilt für Erwachsene genauso. Wir beruhigen uns mit dem Fernsehen. Es ist das beste Mittel, vor uns selbst und anderen wegzulaufen. Um zu zeigen, was ich meine, lässt sich dieses Zitat von James Baldwin
wunderbar profanisieren. Wir weinen lieber inspiriert durch gut gemachte Erzählungen, statt schmerzhaft an unseren eigenen Erzählungen zu arbeiten. Unser Motto scheint zu sein, lieber Fernsehen als introspektieren. Allerdings, ich mag es nicht, wenn mir andere sagen, dass ich Medien falsch oder zu hoch dosiere
oder ineffizient oder gar krankhaft konsumiere. Deshalb, ich informiere alles, was ich gerade gesagt habe, soll keine Kritik an eurem Social- oder Streaming-Medienverhalten sein. Macht, was ihr wollt. Aber mir fällt auf, wenn man einen Schritt zurück tritt und sich selbst beobachtet, dass einem dann durchaus Sachen auffallen, die man ändern könnte oder ändern müsste.
Ganz allgemein, ich will nicht sagen, dass wir etwas falsch machen, zu viel dies, zu viel das, zu wenig das, zumindest nicht pauschal. Ich will nicht sagen, Aktionismus, politisches Engagement seien falsch. Was ich betonen will, ist, dass wir versuchen sollten, zu wachsen, uns besser kennenzulernen, uns zu enttäuschen von gesellschaftlich anerkannten Denkschemater freier zu machen und selbstständiger zu denken.
Wir sollten versuchen, uns von unseren Rationalisierung und Ängsten freier zu machen. Verdrängtes aufarbeiten und ganzere Menschen zu werden. Wir sind schon okay, da habe ich fest dran, aber mit Ausflügen nach oben, unten, rechts und links. Aber wir haben Potenzial, sehr viel Potenzial in uns selbst.
Und wenn wir das heben können, können wir auch besser anderen helfen, ihre Potenziale zu erkennen und zum Einsatz zu bringen. Ich finde, Potenzial zu haben, zu entdecken oder gar zu heben, ist das tollste auf der Welt. Aber dafür müssen wir nicht nur Antworten suchen, sondern vor allem Fragen.
Letztes Mal möchte ich ein Zitat von James Baldwin für meine Zwecke missbrauchen. Wir sollten versuchen, Fragen freizulegen, die von den Antworten verdeckt werden. Danke.