Wer verstehen will, muss fühlen – Was Virtual Reality besser kann
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Formal Metadata
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Title of Series | ||
Number of Parts | 234 | |
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License | CC Attribution - ShareAlike 3.0 Germany: You are free to use, adapt and copy, distribute and transmit the work or content in adapted or unchanged form for any legal purpose as long as the work is attributed to the author in the manner specified by the author or licensor and the work or content is shared also in adapted form only under the conditions of this | |
Identifiers | 10.5446/33080 (DOI) | |
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Abstract |
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re:publica 2017120 / 234
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InternetGRADELösung <Mathematik>Computer animationJSONXMLUML
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Workstation <Musikinstrument>MetreRaum <Mathematik>Object (grammar)Mach's principlePhysical quantityLecture/Conference
04:25
AutomorphismKanteMeeting/Interview
05:11
DemosceneSound effectMeeting/Interview
06:01
Mobile appVirtual realityMeeting/Interview
07:29
MultimediaMeeting/Interview
08:22
PositionMeeting/InterviewLecture/Conference
09:22
Hausdorff spaceGRADEMeeting/Interview
10:42
GRADEMischung <Mathematik>Plane (geometry)Time travelLecture/Conference
12:27
Time travelPoint cloud
13:45
InformationInformationLecture/Conference
14:59
Normal (geometry)GRADELecture/Conference
15:42
Grand Unified TheoryElement (mathematics)GRADEExpert system
16:27
Direction (geometry)GRADELecture/ConferenceComputer animation
17:18
Expert systemPlane (geometry)Time travelSound <Multimedia>NumberPerspective (visual)HöheMeeting/Interview
18:23
Moving averageWorld of WarcraftGRADEVirtual realityLecture/ConferenceSource codeXML
19:38
Time seriesExplosionswelleTime travelMobile appLecture/ConferenceMeeting/Interview
21:13
Mobile appComputer programmingAndroid (robot)Software developerComputing platformMeeting/Interview
22:30
Computing platformRun-time systemForm (programming)GRADEMeeting/Interview
23:35
Computer programmingVirtual realityComputer animationGrand Unified TheoryLecture/Conference
24:44
Interface (computing)Haar measureMeeting/InterviewLecture/Conference
25:54
Reading (process)Time travelLecture/Conference
26:48
File formatSpielraum <Wahrscheinlichkeitstheorie>GRADELecture/Conference
27:55
Konzentration <Wahrscheinlichkeitsverteilung>List of anatomical isthmiVideo gameAtomic nucleusMoment (mathematics)TOUR <Programm>GRADELecture/Conference
29:16
Lecture/Conference
30:04
ForceComputer animation
31:22
Logic gateSet (mathematics)Structural loadMittelungsverfahrenInternetdienst
32:23
MittelungsverfahrenGRADELecture/Conference
33:51
Eigenvalues and eigenvectorsPerspective (visual)Berührung <Mathematik>Moment (mathematics)Lecture/Conference
35:27
TouchscreenEigenvalues and eigenvectorsVariable (mathematics)Content (media)Queue (abstract data type)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
36:17
LinieIntelCubeMaxima and minima
37:48
GRADEMeeting/InterviewLecture/Conference
39:15
GRADELecture/ConferenceMeeting/Interview
40:24
Perspective (visual)FacebookFocus (optics)Moment (mathematics)Lecture/Conference
42:19
Berührung <Mathematik>ResonanceMoment (mathematics)Multitier architectureHausdorff spaceLecture/Conference
44:57
Zusammenhang <Mathematik>Meeting/InterviewLecture/Conference
46:01
TransmitterSummierbarkeitLecture/Conference
46:51
Drum memoryNetwork-attached storageAbteilungZeitraumDemosceneHypermediaMeeting/Interview
48:05
Computer programmingMeeting/InterviewLecture/Conference
48:57
Mobile appPoint (geometry)UsabilityGrand Unified TheoryInternetPerspective (visual)TransmitterMeeting/InterviewLecture/Conference
50:20
Standard deviationSimilarity (geometry)Meeting/Interview
51:14
Computer programmingMobile app
52:47
Mobile appLinieTouchscreenPerspective (visual)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
54:25
Meeting/InterviewLecture/Conference
55:32
Meeting/InterviewComputer animation
Transcript: German(auto-generated)
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Vielen Dank. Ja, schön, dass Sie so viel Zeit genommen haben. Mein Name ist Thomas Halleit aus dem Programmbereich Internet des WDR
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und wir sprechen heute in diesem Workshop, in dieser Werkstatt, ein bisschen hands-on über zwei Projekte neben anderen, aber zwei Projekte, die auch hier besonders prominent geworden sind. Der Kölner Dom in 360 Grad und Inside Auschwitz.
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Im Ablauf steht Live-Demo mit der HTC Vive. Im Hintergrund haben wir das versucht, aber nicht geschafft. Und wir wissen eigentlich nicht, warum und das ist natürlich schlecht. Wir haben aber, weil wir gründliche Kollegen sind, eine Fallback-Lösung uns ausgedacht, um in das Thema reinzukommen.
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Und die müssen wir hier irgendwo, Gerhard hilft mir, separat starten. Wer von euch hat schon auf dem Mainfloor den Stand, den WDR-Stand besucht, in der Brille die DOM-App gesehen?
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Wer hat die HTC Vive erlebt? Das ist diese Experience, um die es jetzt erstmal geht, die uns Stefan Domke gleich kurz erläutern wird. Wir möchten den Workshop in zweierlei Hinsicht offen gestalten.
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Erstens, wir haben für diejenigen, die gerne noch Brille gucken möchten, welche mitgebracht. Die können wir diskret anbieten hier im Raum. Einmal die Hand heben dafür, wer sich dafür interessiert. Auf Pause? Machst du noch mal Pause, noch nicht starten. Und das Zweite, ihr seht das, Michelle, und wir hoffen, dass die Konversation darüber diskret läuft.
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Aber wichtig wäre, die, die es gerne erleben möchten, einfach mal reingucken und eine Impression davon bekommen. Zweitens, wir werden die Projekte im Einzelnen vorstellen, wenn es dazu Fragen gibt, gerne mittendrin.
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Am Schluss ist auch noch Zeit, hoffentlich aber gerne auch zwischendurch Fragen versuchen, darauf einzugehen. Meine Begleitung hier auf der Bühne, Doro Petz, Redaktion Hier und Heute in Zeit Auschwitz, ist bei ihr produziert worden, Lisa Weitermeyer aus der Wissenschaftsredaktion,
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an der DOM-App beteiligt und Stefan Domke, ebenfalls DOM. Und er hat diese Hard-to-survive-Experience konzipiert. Kann man das so sagen? Erklär, was da passiert. Ja. Es gibt da übrigens schon Handzeichen. Beziehen die sich auf uns?
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Okay. Ach so, im Hintergrund läuft unsere Voll-Back-Lösung letztendlich. Das ist ein bisschen schade, aber ihr habt ja am WDR-Stand die Gelegenheit, das noch selber auszuprobieren. Wir haben das letzte Woche bei uns intern präsentiert. Und ja, ich sage immer so,
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unsere WDR-App ist durchaus Bundesliga-tauglich. Ich würde sagen, spielt auch um Europa League Platz mit. Aber die Hard-to-survive-Geschichte ist Champions League-reif. Das ist der Blick, den man hat, wenn man im DOM startet. Und das Besondere und gleichzeitig der Unterschied zu allen anderen Episoden im Projekt ist, dass ich mich bewegen kann.
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Ich kann mich real bewegen in einem Radius, je nachdem, wie die Station aufgebaut ist, von drei mal drei Metern. Größere Distanzen kann ich durch Teleportation überspringen. Und so erlebe ich letztendlich fünf unterschiedliche Standorte im DOM.
04:02
Teilweise sind es Standorte, die nicht zugänglich sind in der Realität. Das Ganze ist kombiniert mit einer zusätzlichen Audioerläuterung. Ihr habt gerade so einen kleinen Flyer gesehen, die liegen überall rum oder hängen auch mal an einem Kunstwerk. Und die greife ich mir, gucke es mir an. Kann auch, wenn mich bestimmte Sachen innerhalb des Raumes interessieren, mal in die Hocke gehen, unter Objekte drunter gucken.
04:26
Das ist schon ziemlich geil. Das ist eigentlich die coolste Stelle, Stefan. Ja, das ist für Höhenängstliche perfekt, um direkt den nächsten Therapietermin zu buchen. Man kann das, was man in der Realität halt nicht machen kann und nicht machen darf, bis an die Kante gehen und runter gucken.
04:46
Wer möchte, darf auch noch einen Schritt weitermachen. Der Vorteil gegenüber der Realität ist, man schwebt dann in der Luft, man stürzt nicht ab. Macht aber keiner. Das Lustige ist auch zu sehen, da sind ja diese Metallstäbe. Es gibt Leute, die machen Limbo drunter her, weil sie nicht glauben, dass sie durchgehen können.
05:02
Manche bleiben einfach stehen und glauben nicht, dass sie weitergehen können. Also dafür gilt selber ausprobieren. Wir sind ja noch eine Weile da in der Main Hall. Stefan, der WDR ist ja nicht so verankert in der Gamerszene, glaube ich. Und nicht in jedem Wohnzimmer steht eine solche Ausrüstung.
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Warum hat der WDR dennoch gemacht? Weil wir bei dem Projekt an Grenzen gehen wollten. Und dieser eine Episode ist halt die, wo wir gucken wollten, was geht technisch eigentlich. Das stimmt, da erreichen wir nicht die Masse im Augenblick mit, aber wir erreichen halt tendenziell junge Leute,
05:44
die glaube ich das lineare Programm nicht mehr unbedingt konsumieren, was wir anbieten. Also wir stoßen in neue Zielgruppen vor. Hast du eine Idee? Weil wir kriegen es ja mit. Und es gibt ziemlich viele Wow-Effekte, bei denen diesmal ausprobieren.
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Hast du eine Idee, woran das liegt? Die Interaktion, die Exploration, das Physische. Also was ist sozusagen die Hypothese? Warum funktioniert das? Das ist die Fortentwicklung vom Mensch-Ärger-Technisch-Spiel. Man kann halt selber was spielen. Das Faszinierende ist auch, wer das ausprobiert und tatsächlich die Gaming-Erfahrung schon hat,
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der sucht automatisch nach Fehlern. Es gibt einen Raum, in dem es möglich ist, über drei verschiedene Steps ganz hoch oben im Raum zu kommen, wo man gar nicht hin darf eigentlich. Das ist so ein Cheat, den die Leute ausprobieren. Und es ist halt netter, als einfach nur linear durch irgendwas durchgeführt zu werden. Man kann halt selber auf Erlebnisreise gehen.
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Das mit dem Balkon ist definitiv keine, ich sag mal, sakrale Erfahrung. Eher eine weltliche durch Gitter durchgehen macht auf jeden Fall Spaß. Das ist die Vive, ein Special zum Dom-Thema.
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Die Normal-Anwendung ist die App. Lisa war daran beteiligt, du auch. David Ohndorff ist auch im Raum. Danke nochmal an der Stelle. Es ist ein gutes Produkt geworden, glaube ich. Warum habt ihr euch den Dom ausgesucht, Lisa? Normalerweise ist Virtual Reality ja was,
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wo man Menschen an Orte entführt, wo sie niemals hinkommen könnten. Also man kann auf dem Ozeanboden laufen oder man kann fliegen. Und wir haben genau das Gegenteil gemacht. Wir haben gesagt, wir nehmen einen Ort, den wir jeden Tag sehen. Ich sehe den von morgens bis abends in meinem Bürofenster. Aber wir wollen was machen, was man niemals erleben könnte, selbst wenn man da ist.
07:42
Das war der Ansatz. Wir werden noch ein bisschen was dazu hören gleich. An dich, Doro, dieselbe Frage. Ihr wart in Auschwitz. Warum seid ihr gerade dort hingegangen, an diesen Ort? Die Erinnerung lebendig halten wollten.
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Wir haben mit drei Frauen gesprochen, drei Zeitzeuginnen. Und die haben unendliches Leid dort erlebt. Nicht nur sie, es sind viele Menschen gestorben in Auschwitz. Und wir wollten die Erinnerung an dieses Leid, an diese Schrecken, wollten wir wachhalten. Und vor allem auch der jungen Generation vermitteln.
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Wir sprechen nachher darüber mit dir und mit euch, was da erzählerisch möglich ist, was vielleicht in konventionellen Fernsehformaten so nicht gelingen kann. Erstmal möchte ich gerne Lisa bitten, uns etwas über das Kölner Domprojekt zu erzählen.
08:44
Wie ist es entstanden? Wo waren auch Klippen und Schwierigkeiten? Und wie habt ihr das alles gemacht? Wir nehmen uns dafür ein paar Minuten Zeit. Und wir können auch vielleicht die Position wechseln dafür.
09:02
Lisa, bitte. Genau, was mir wichtig wäre, ich will gar nicht unbedingt inhaltlich alles erzählen, was wir gemacht haben. Sondern das solltet ihr lieber gleich ausprobieren oder bei uns am Stand. Weil, so heißt ja unser Vortrag, wir müssen eher fühlen. Deshalb will ich ein bisschen was dazu erzählen. Wie sind wir eigentlich auf dieses Thema gekommen? Was gab es für Schwierigkeiten?
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Was werden wir definitiv nie wieder so machen? Und was hat vielleicht besonders gut geklappt? Zu Beginn einmal würde ich anfangen mit der Frage, die immer wieder gestellt wird, die auch gerade Thomas Hallett gestellt hat. Ihr wolltet mit der innovativsten Technik experimentieren, die es gerade gibt. Und dann nehmt ihr den Kölner Dom. Als ich das im Freundeskreis erzählte, was wir so vorhaben,
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meinten viele, ah, ihr macht jetzt Kirchen in 360 Grad, cool. Manche haben gesagt, na gut, sendet ihr oder produziert ihr nicht ganz zielgenau an eurer Zielgruppe vorbei, wenn ihr mit der innovativsten Technik ein Jahrhundertealtes Bauwerk abbildet.
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Und irgendwann habe ich dann gesagt, na weißt du, das ist eine kirchlich-öffentlich-rechtliche Maßnahme, die Besucherströme im Dom zu reduzieren. Weil, wenn man von der Couch aufstehen kann und von zu Hause durch den Dom laufen kann, dann ist es da nicht mehr so voll. Und die Reaktion war, ah ja, macht Sinn.
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Und dann habe ich gesagt, nein, natürlich nicht, das war nicht unser Ansatz, sondern wir wollen eben zeigen, was kann man erleben und was kann man erzählen mit Virtual Reality, was man niemals erleben könnte, wenn man dort ist. Und was dann folgte, als wir den Entschluss getroffen haben, war ein wildes Brainstorming. Das war so ein Ausschnitt dessen, auf das wir gekommen sind.
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Das ist eine Mischung aus Ideen, die durch Ideen entstanden sind. Und hinterher haben wir überlegt, wie machen wir das mit der Technik und Techniken. Zum Beispiel die Fotogrammetrie, die jetzt gerade leider nicht funktioniert hat. Das war eine Technik, die wir unbedingt ausprobieren wollten. Und haben hinterher geguckt, wie füllen wir die mit Inhalt.
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Genauso wie wir gesagt haben, wir wollen ein akustisches Experiment machen und auch auf Soundebene mit 360 Grad experimentieren. Wir wollten Flug durch den Lo machen, egal wie, ob mit Drohne, Seilkamera, aber da komme ich später nochmal detailliert dazu. Was wir zu dem Punkt nicht wussten, das war noch in einem sehr realitätsentkoppelten Zustand.
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Können wir das eigentlich umsetzen? Die Idee ist cool, aber wie machen wir es? Und unsere Antwort war eigentlich, gucken wir mal, wir kriegen das schon irgendwie hin. Und das hat sich durch das gesamte Projekt gezogen. Und das ist das, was wir tatsächlich realisiert haben davon. Es sind noch ein paar andere Ideen dazugekommen.
11:42
Die Idee der Zeitreise, da werde ich gleich einen kurzen Ausschnitt zeigen, war, du stehst vor dem Dom und siehst, also mitten auf dem Platz, wuselig wie an einem Samstagmorgen. Und dann kannst du dich selber zurückkatapultieren in der Zeit. Das heißt, du stehst plötzlich an genau derselben Stelle und siehst, wie sah es damals, zum Beispiel in der Nachkriegszeit aus,
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wie sah das zerstörte Köln um dich herum aus? Du kannst dich weiterkatapultieren und plötzlich stehst du mitten auf einer wuseligen Baustelle und siehst, wie sah es genau an dieser Stelle im Mittelalter aus? Und dann kannst du noch ein Stück weiter zurückreißen. Das private Konzert war eine Idee. Die Türen sind geschlossen, der Dom ist komplett leer,
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du bist der einzige Mensch im Dom und der Chor singt nur für dich. Mein Favorit war eigentlich das virtuelle Glocken läuten mit Replay-Funktion. Du hättest einen Controller in der Hand und könntest deiner Mutter ein Geburtstagsständchen auf dem dicken Piter läuten. Das ist dann für die Update-Version. Und ich würde jetzt einmal kurz einen Ausschnitt zeigen aus der Zeitreise.
12:46
Es ist immer derselbe Standort. Und wir haben mit Historikern und Archäologen genau rekonstruiert, wie es zu den unterschiedlichen Zeitpunkten dort ausgesehen hat.
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Ja, man hört es nicht richtig.
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Die Glocken läuten vom Südton.
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Das ist ein Foto von oben, als wir dieses private Konzert bei Nacht aufgenommen haben. Und was bei uns immer im Vordergrund stand, war das Erleben. Wir haben gesagt, wir wollen, dass ihr, wenn ihr die Brille aufsetzt, das fühlt, was wir erlebt haben, als wir da waren oder mehr.
14:02
Zum Beispiel dieses private Konzert bei Nacht. Das ist entstanden dadurch, dass wir für eine Seilkamera-Fahrt aufgebaut haben am Abend. Und es war dunkel, der Dom war komplett leer und der Domchor hat geprobt. Und statt aufzubauen, haben wir alle in der Bank gesessen und haben andächtig zugehört und haben gesagt, das ist so magisch, das wollen wir transportieren, das machen wir auch.
14:21
Wir wollten, dass man nicht nur lesen kann, wie zerstört war Köln eigentlich nach dem Krieg, sondern man soll es erleben. Und das war bei allem, was wir gemacht haben, unser Antrieb. Und deswegen haben wir immer wieder diskutiert, relativ hitzig teilweise, wie viel Information drauf drin sein, wie viel Inhalt muss drin sein, wie viel darf rein, wie viel muss rein, weil wenn es zu wenig ist,
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fühle ich mich verloren, wenn es zu viel ist, geht die Immersion kaputt. Das Reizwort war Audioguide, ist das vielleicht schon zu viel Audioguide oder nicht? Und das war unser Bestreben, so viel erleben wie möglich. Dann kamen wir also an den Punkt, dass wir gesagt haben, gut, wir haben tolle Ideen, aber wie machen wir es?
15:01
Wir waren relativ zielsicher darin, uns die Tage auszusuchen im Dom zu drehen, wo von dem tollen Lichtspiel, was wir zeigen wollten, relativ wenig da war, weil der Himmel so wolkenverhangen war, dass es eher getaugt hätte für eine Ostermesse, aber nicht, um dieses Lichtspiel abzubilden. Das heißt, es war zu dunkel für diese normalen GoPro Ricks
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und wir mussten gucken, okay, wie machen wir es? Unsere Lösung war, wir haben viel mit Sony Alpha Kameras gedreht. Wir wollten Bewegung haben, wie haben wir es gemacht? Okay, wir hatten ein Dolly, das ist der einzige Dolly, den es bisher gibt, um mit 360 Grad großen 360 Grad Ricks zu drehen.
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Und wir haben eine Seilkamerafahrt gemacht. Die zweite Herausforderung war die Produktion. Wir hatten relativ limitierte Drehtage, und zwar den 11.11. und Weiberfastnacht, weil wenn man in 360 Grad gute Bilder machen will, dann muss es natürlich leer sein und der Dom ist eigentlich nie leer. Und wenn er leer ist, ist er dunkel. Deswegen hatten wir eben diese zwei Karnevalstage, wo draußen gefeiert wurde,
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ist ja klassischerweise geschlossen. Wir hatten dann Leute, die für die einzelnen Elementen Experte waren, zum Beispiel den Seilkameramann, der war Experte in der Seilkamera, aber der war nicht erfahren in diesem GoPro Rick. Und teilweise ist es schwierig zu kontrollieren, was man gerade dreht.
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Ich würde jetzt einmal anhand dieser Seilkamerafahrt, weil sie symbolisch für das steht, was alles schiefgehen kann, erklären, wo die Fallstrecke teilweise liegen. Und zwar Nummer eins, die Technik. Man stelle sich vor, man spannt ein Seil einmal komplett längs durch den Dom und einmal quer und plötzlich bleibt die Kamera in der Mitte hängen.
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Immer wieder. Geht nicht mehr vor und nicht zurück. Was tust du? Oder man hat gedreht und beim Sichten fällt auf, dass eine der sechs Kameras unscharf war. Dann kann man natürlich das Bild nicht benutzen, wenn man in eine Richtung guckt und nichts mehr sieht. Und wenn du dann ein paar Monate Zeit hast, um das nächste Mal zu drehen
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oder erst in ein paar Monaten wieder drehen kannst, dann ist das suboptimal. Das zweite sind Menschen. Dazu brauchen wir einen kleinen Exkurs. In 360 Grad zu drehen bedeutet ungefähr das. Also man macht drehfertig und dann beginnt das große Verstecken. Man sucht sich eine Säule oder eine kleine Nische, verkriecht sich dort.
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Wir kennen jetzt alle dreckigen Nischen des Domes. Blöd ist nur, wenn das nicht funktioniert. Und einer auf genau der Höhe, wo diese Seilkamera läuft, im dunklen Dom mit einer Stirnlampe an der Seite vorbeiläuft. Und das erst auffällt, wenn man die fertigen Bilder sieht.
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Das Fazit aus dem Ganzen ist nicht verzagen, weil es lohnt sich. Und zwar aus Macherperspektive zu dem Zeitpunkt, wo du das fertige Produkt siehst. Du siehst zum Beispiel die Zeitreise, du hast plötzlich Ton drauf. Wir haben mit den Hörspiel-Experten im WDR zusammengearbeitet, damit wir eben nicht nur bildlich, sondern auch auf Tonebene dieses coole Erlebnis haben.
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Und dann siehst du das, was im Sommer noch in deinem Kopf war, wo du gesagt hast mit den anderen, es wäre eine super Idee, wenn wir zeigen könnten, wie sah es eigentlich an diesem Ort damals aus. Und dann siehst du es. Und es ist noch viel geiler, als es dir vorgestellt hast. Und das Zweite ist, wenn du siehst, wie die Menschen darauf reagieren. Zum einen, wir haben es zum Beispiel hochgeladen in Social Media.
18:23
Weniger die Zahlen, als die Kommentare. Ich habe ganz, ganz selten so viele begeisterte Kommentare gesehen. Einmal bei Chernobyl, das ist das erste 360-Grad-Projekt, das wir gemacht haben. Und einmal hier. Ich glaube, es gab 3000 Kommentare. Die meisten haben geschrieben, wow, wie habt ihr das gemacht? Das ist ja großartig.
18:41
So macht Virtual Reality plötzlich Sinn. Davon habe ich immer geträumt. Besonders so macht Geschichte Spaß. Oder, ach guck mal, da müssen wir gar nicht mehr nach Köln fahren. So können wir sogar sehen, wie es früher aussah. Und was für Leute beim WDR natürlich immer ganz toll ist. Dafür zahle ich gerne GEZ-Gebühren. Das ist unser Favorit.
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Und ich glaube einfach, dass es einige Dinge gibt, die man mit Virtual Reality tatsächlich besser machen kann. Wir können Geschichte erlebbar machen. Wir können Menschen, die in anderen Ländern sitzen, plötzlich die Möglichkeit geben, sich selbst dort zu bewegen. Und das kann man in linearen Medien nicht. Das heißt, da steckt enorm viel Potenzial drin.
19:21
Es eignet sich nicht für alles. Ich glaube, man sollte bewusst aussuchen, welche Projekte und welche Themen man dafür nimmt, wo man wirklich einen Vorteil hat, das erlebbar zu machen. Aber dann lohnt es sich. Und der Aufwand lohnt sich auch. Und ich glaube auch nicht, dass die Besucherströme im Dom versiegen werden. Das war's.
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Danke, danke Lisa. Ich habe jetzt noch mal verstanden, der Dom ist besonders geeignet für diese Projekte, weil man sich da so gut verstecken kann. Genau. So viele Säulen, so viele Bänke, super. Aber trotzdem ist es nicht ganz gelungen zwischendurch. Lass uns kurz drüber reden.
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Die App ist seit dem 8. April, glaube ich, am Markt. Und wir haben ein paar Nutzerdaten dazu. Die Zeitreise ist sozusagen der Knaller. Was glaubst du, woran das liegt? Also diese besondere Immersion, die du gerade schon angesprochen hast. Was ist das Geheimnis dieses Erfolges?
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Na ja, ich glaube, dass es eine Kombination ist, aus dem ich kann irgendwas sehen, was ich sonst niemals sehen könnte. Das ist was Visualisiertes, das habe ich so noch nie gesehen. Viele kennen den Ort. Das ist vielleicht auch einer der Aspekte. Die waren schon mal da und können aber an dem Ort sehen, wie sah es genau an diesem Punkt früher aus. Und ich glaube natürlich, dass die Technik jetzt,
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sie ist noch relativ neu, aber das Ding sieht schon relativ gut aus. Und ich glaube, das fasziniert auch. Deswegen, ich glaube auch, es gibt einige Projekte in VR, die sind aber mäßig vom Storytelling her und manche sind auch nicht so gut umgesetzt. Und ich glaube, wenn man das erste Mal eine Brille aufsetzt
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und man hat ein Projekt, was einen nicht so überzeugt, oder die Qualität ist schlecht, dass man relativ schnell abgeschreckt sein könnte. Deswegen hoffe ich, dass es viele, viele gute VR-Projekte gibt, damit die Leute auch Bock haben, die Technik weiter auszuprobieren. Eine Frage über dich, Stefan. Wenn man eine App macht, dann kommt man auch an ganz andere Schwierigkeiten,
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wenn man an die Verbreitung denkt. Die Programmierung hat vor uns auch noch keiner gemacht. Was habt ihr dabei gelernt? Wo sind die Tücken? Wenn man sagt, wir wollen damit in die Appstores und was hat sich bis jetzt daraus ergeben? Also wie reagieren die Leute darauf?
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Also das zusätzliche Problem, was die Verbreitung über die verschiedenen Plattformen ist, ist, dass wir nicht nur iOS und Android als Hauptplattform für die mobilen Geräte bedienen mussten und wollten, sondern um die Fotogrammetrie zum Beispiel anbieten zu können, mussten wir auf die sogenannte Steam-Plattform, wo sonst nur Spiele liegen. Und damit wir es in den weißen Brillen, die hier rumliegen,
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auch noch mal optimiert anbieten können, mussten wir auf die Oculus-Plattform. Das hat, ehrlich gesagt, weniger mich in den Wahnsinn getrieben, als die Programmierer. Da die aber ja auch nicht alles direkt so gemacht haben, wie wir es uns gewünscht haben, eigentlich doch auch uns ein bisschen. Also du fragst mich, du warst ja selber auch nah am Wahnsinn.
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Und das Problem ist natürlich auch, das kennt jeder glaube ich, der auch unabhängig von VR mit Apps arbeitet, die Entwicklung ist in dem Bereich so schnell fortschreitend, dass glaube ich immer wieder Nachbesserungsbedarf auch in den nächsten Monaten da entstehen wird, was das Ganze leider dann auch indirekt ein bisschen teurer macht als eine normale Appgeschichte.
22:42
Weil wenn es Veränderungen gibt, müssen die auf allen Plattformen dann natürlich möglichst zeitnah auch ausgerollt werden. Das wird noch interessant. Noch ein kleiner Hinweis dazu zur Verbreitung. Stichwort Barrierearmut. Wir haben das bei dem Projekt bewusst eingeklammert, weil das die Dimension gesprengt hätte.
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Aber das ist etwas für Stufe 2 oder 3. Das ist nicht vergessen. Genau, wir haben uns da schon Gedanken darüber gemacht. Aber das Problem, also Stichwort, gab es glaube ich heute einen Tweet dazu. Warum ist das nicht untertitelt? Ganz banal gesagt, Einblenden von Schriften zum Beispiel ist in 360° Umgebung eben nicht so trivial,
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wie es bei einem normalen Flatvideo ist. Da gibt es noch nicht die entsprechenden Tools, wo man das automatisiert einpacken kann. Wir haben das, wie du schon sagst, auf dem Schirm, aber in Ausbaustufe zweieinhalb. Jetzt eine kurze Frage in den Saal. Hat jemand eine schnelle Frage zum Kölner Domprojekt?
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Da hinten. Kommen wir da hin, sonst komme ich rüber. Trefft euch doch. Kann man dann nicht in Ergänzung für die Programmierung
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mit Daten von Museen arbeiten, von staatlichen Museen, sodass man solche Missgeschicke wie Lichter bei der Seilbahnfahrrad ausblenden kann usw. Die Museen stellen ja wirklich viel zur Verfügung, was historische Grundlagen anbetrifft. Und gerade in der virtuellen Realität kann man da sehr gute Computeranimationen hinzufügen.
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Ich habe die Zielrichtung der Frage ehrlich gesagt nicht ganz verstanden. Ja, also das ist eine gute Idee, erst mal mit Museen zu kooperieren, Datenmaterial zu generieren. Was wird das bei den Lichtern helfen? Na ja, also ich habe vor vielen Jahren mal den Berliner Stadtkern nachgebildet
24:42
in virtueller Realität. Und das war ein Projekt, das mit den Staatlichen Museen zu Berlin stattgefunden hat. Und das war ausschließlich auf deren Bildmaterial basieren gewesen. Und damit kann man eben solche Fehler, wie sie jetzt zum Beispiel bei der Seilbahnfahrt geschehen, solche Sachen kann man damit dann kaschieren
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oder ausblenden oder eben einfach umgehen. Wo ist da die Schnittstelle zwischen den Kamerabildern und der Möglichkeit, mit Bildmaterial, das schon vorhanden ist, historisch zu arbeiten? Also dann habe ich es jetzt besser verstanden. Ich glaube, es war nicht so, dass wir die Fehler nicht beseitigen wollten, die da waren. Wir hätten sicherlich auch den Weg dann gewählt,
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auf vielleicht existierendes Material zum Ausbessern dieser Problembereiche zurückzugreifen. Es ist ein Zeitproblem, es ist ein Geldproblem. Und das hat Lisa, glaube ich, eben auch schon in Kürze angesprochen. Diese Postproduktion des produzierten Bewegtbildmaterials, die hat uns büschelweise graue Haare gekostet.
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Und unsere Hoffnung ist eigentlich, dass beim nächsten Projekt da schon ein automatisiertes Verfahren stärker abgreifbar ist. Weil es ist definitiv nicht finanzierbar, jeden kleinen Fehler nachträglich manuell zu eliminieren. Außerdem war die Seilbahnfahrt auch während, wir haben das aufgenommen, während der Organist gespielt hat.
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Das heißt, wir müssen immer entscheiden, inwiefern passiert tatsächlich noch was in der Szenerie. Da können wir natürlich nicht vorhandenes Material nehmen. Und inwiefern kann man auf sowas zurückgreifen? Die Firma, mit der wir die Zeitreise gemacht haben, die machen auch viel für Museen. Ich sehe noch mindestens eine Wortmeldung. Können wir die zurückstellen für das Ende des Workshops?
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Weil ich jetzt gerne übergeben möchte an Doro Pitz. Kölner Dom, eher was zum Staunen. Inzard Auschwitz, ich glaube eher was zum Nachdenken. Also ein völlig anderes Projekt, dokumentarischer Art. Und du erzählst uns, was ihr erlebt habt.
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Vielen Dank, Thomas. Ich erzähle Ihnen über unser Projekt. Ich würde Ihnen gerne noch etwas von dem Background meiner wunderbaren Redaktion erzählen, die dokumentarisch arbeitet, die ursprünglich eine Fernsehredaktion ist und seit fünf Jahren das Netz entdeckt hat als Spielraum, als Entwicklungsraum
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für neue innovative dokumentarische Formate. Seit einem Jahr entwickeln wir VR-Projekte, bzw. 360-Grad-Projekte. Wir waren begeistert, als wir diese Technologie für uns entdeckt haben. Es war sozusagen irgendwie Liebe auf den ersten Blick.
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Wir haben gewusst, dass wir mit dieser Technologie Geschichte anders erzählen können. Tiefgründiger erzählen können, übers Gefühl erzählen können. Wir können Räume nicht nur erzählen, sondern erleben lassen. Das war der Grund für uns, überhaupt in diese Technologie einzusteigen.
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Wir haben angefangen mit einem Projekt. Wir haben erst mit Nachrichtenfilmen angefangen, Sachen ausprobiert. Dann haben wir gedacht, wir wollten unbedingt etwas über Auschwitz machen, über das ehemalige Konzentrations- und Vernichtungslager. Ich habe vorhin schon kurz angedeutet,
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warum wir das unbedingt machen wollten. Wir sind sofort mit der Frage konfrontiert worden, ob man das eigentlich darf. Wir haben uns selbst die Frage gestellt, eine neue Technologie, die noch nicht ausprobiert ist. Uns ist auch gesagt worden, macht bloß keinen Computerspiel daraus. Das hatten wir aber nie vor.
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Wir wollten die Technik nutzen. Die Technik hat hier eine dienende Funktion, um einen Inhalt zu erzählen. Wir wollten vor allem der jungen Generation, der netzaffinen Generation vermitteln, was Auschwitz im Innersten bedeutet, im Kern bedeutet. Wir wollten das tun über das Gefühl. Wir wollten es spürbar machen, was Auschwitz ist.
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Das ist unsere Geschichte. Das ist die Geschichte unserer Eltern, unserer Großeltern, aber auch unsere eigene Geschichte. Deswegen fanden wir das wichtig. Wir nutzen die Technologie, um Brücken zu bauen, um einen Weg zwischen den Generationen zu finden,
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um Diskussionen auch zu initiieren und vor allem um die Jungen zu erreichen, die man sonst wahrscheinlich gar nicht mehr dahin bekommt. Moment, ich muss mal eben das Bild wechseln. Wir haben eine 360-Grad-Drohne eingesetzt, um außergewöhnliche Luftaufnahmen zu bekommen,
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um diese riesenhaften Dimensionen von Auschwitz zu vermitteln. Ich würde Ihnen gerne einen kleinen Ausschnitt zeigen aus unserer Produktion, damit Sie sehen, wie wir da gearbeitet haben. Ich hoffe, das funktioniert jetzt.
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Es ist nicht leicht, eine normale Person zu erklären, wie es in Auschwitz war. Denn man wusste nicht, dass man da rauskommen würde.
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In Auschwitz ist alles, was man sich vorstellen könnte, als ein Resultat der verrückten, wunderschönen und inhumanen Gefahr in Auschwitz.
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Es war der 6. Dezember. Wir waren um 4 Uhr morgens wach, wie immer. Wir mussten uns umdrehen und dann, nackert, rausgehen. Es stürzte.
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Alle Frauen mussten auf dieses Feld rausgehen. Und dort standen wir, ohne Essen, ohne was, in diesem Schlafen, bis um 4 Uhr in der Abendzeit. Dann haben sie das Gate geöffnet. Und dort, neben den Schlafen, standen die SS-Women, mit Steinen und Wippen.
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Wir mussten durch dieses Gate rennen. Und die SS-Women suchten, wer krank war Die SS-Women wurden separiert von den anderen und in den Schlafen geflogen.
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Die SS-Women standen bereits etwas weiter weg. Also rannten wir durch dieses Gate. Und wir beurgten, einander zu rennen. Wir mussten rennen. Ich wusste nicht, ob ich die Distanz halten könnte, ob ich überleben würde. Aber irgendwie haben wir es geschafft.
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Aber die anderen Frauen, auf dem Feld, da war eine ganze Menge älterer Frauen übrig. Sie kamen nicht mehr hoch. Eine große Gruppe. Die Lorrys fuhren hoch und fuhren die Frauen, die gewählt wurden, um zu sein.
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Um zu sein. In Auschwitz-Birkenau wurden mehr als eine Million Menschen ermordet. Wir erzählen die Geschichten von drei Frauen, die diesen Horror überlebt haben. Das sind Anita Lascaval-Fisch, Philomena Franz
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und Valentina Nicodem. Anita Lascaval-Fisch hat gesagt, in Auschwitz ist alles geschehen, was überhaupt geschehen kann. An Irrsinnigem, Teuflischem und Unmenschlichem. Alle drei Frauen sind über 90 Jahre alt. Sie möchten ihre Geschichte erzählen. Sie möchten die der jungen Generation erzählen. Ihnen bleibt nicht mehr viel Zeit, das zu tun.
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Als wir mit der 360-Grad-Technologie zu den Frauen kamen, das haben die Filmemacher Jürgen Brüger, Jörg Carstengier und Gerhard Schick getan, da war die Sorge, dass diese drei Frauen mit dieser Technologie nichts anfangen könnten. Wir hatten auch die Sorge, dass sie sich dem verweigern würden.
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Das haben sie aber nicht getan, weil ihnen sehr deutlich wurde, dass diese Technologie vielleicht ein Mittel sein könnte, die jungen Generation zu erreichen. Das ist das, was diese drei Frauen machen wollen. Sie wollen Zeugnis ablegen. Sie wollen, dass die jungen Generation das begreift,
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was da geschehen ist, damit es nie wieder passiert. In Inside Auschwitz kann jeder seinen eigenen Film machen.
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Je nachdem, für welche Blickrichtung er sich entscheidet, kann er dieses oder jenes sehen. Er kann sich aktiv umsehen, das ist selbstbestimmt. Er kann seinen eigenen Interessen folgen, so wie man das im wirklichen Leben ja auch tut.
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Je nachdem, wohin wir unsere Blicke wenden, können wir was verpassen. Natürlich, das ist uns auch passiert, das haben wir selbst erlebt, aber man kann immer was dazu gewinnen. Man kann es öfter sehen und man sieht immer was anderes. Für uns war ganz wichtig, dass der Blick des Users verschmilzt mit der Perspektive der drei Frauen. Sie erzählen ihre Geschichten und er guckt praktisch durch ihre Augen durch,
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kann sich selbst umgucken, aber er erlebt das, was sie erlebt haben. Und das macht für uns die Magie dieser Geschichte aus. Das ist der Punkt der Berührung, sagen wir immer. Das ist das, was diese Geschichte hier so intensiv macht.
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Wir erleben hier, man sagt immer so Authentizität, man erlebt, das ist wirklich passiert. Die Frauen haben das erlebt. Wir befinden uns in dem Ort, in dem sie waren. Der User bekommt ein ganz intensives und ein unmittelbares Gefühl dafür, was da passiert ist, und auch von der Unmenschlichkeit der gesamten Vernichtungsmaschinerie.
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Ich würde Ihnen jetzt gern noch die Geschichte von Philomena Franz zeigen. Das hier, was Sie sehen, ist ein Screen-Capture. Das hat natürlich nicht den Wert, die Erfahrung, die emotionale Tiefe, die Sie haben, wenn Sie die Brille aufsetzen. Das können Sie gerne tun. Wir sind in der oberen Etage, warten auf Sie, freuen uns, wenn Sie kommen.
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Der Trainwagen war voll mit Sinti, mit Jews, mit politischen Gefahren. Es waren auch Kinder, nicht nur Adults.
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Ich denke, es waren zehn Trainwagen mit Leuten. Es war eine sehr lange Queue dort. Wir standen dort. Auch alte Leute. Ich fühlte mich am liebsten für sie. Sie haben einfach kaputtgebrochen. Und verheiratete Frauen. Sie waren sehr verheiratet.
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Und dann fiel das Baby einfach durch. Weil sie nicht aus der Linie gehen konnten. Oder sie hätten geschossen. Und dann lief das Baby einfach da. Warum haben die Nazis das getan?
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Warum wurden sie verrückt? Und vor mir war eine polische Roma-Frau. Sie hatte eine ältere Tochter. Und eine kleine. Ich werde sie nie vergessen. Sie hatte so große, schöne Augen. Und die kleine hat sich unter meinen Schlafen gehalten.
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Jetzt ist die Mutter weg. Und ich habe mir gesagt, ich habe jetzt das Kind. Der SS-Mann sagte, ist das Ihre Tochter? Und ich sagte, ja. Und er hat sie mit mir verlassen.
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Dann mussten wir die menschlichen Asche entfernen. Und ich hatte die kleine mit mir. Es gab so viele Berge, dass sie es nicht alle entfernen konnten. Und es stank auch. Es war eine erhebliche Stange.
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Und dann klang sie auf meinen Schlafen. In meinem Leben werde ich das nie vergessen. Eines Tages haben sie uns eine Transportliste gemacht. Und dann haben sie mir gesagt, du kannst sie nicht mitnehmen. Sie muss hier bleiben.
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Du gehst auf einen Arbeitsverkehr und du kannst das Kind mitnehmen. Sie klang die kleine mit mir fest. Ich bin sicher, dass sie in der Gästechamber endete.
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Es ist auch so, dass man dann als Filmemacher auch die Nähe braucht im Interview.
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Man braucht die konkrete Nähe. Man muss Auge in Auge mit demjenigen sitzen, mit dem man solche Gespräche führt. Das ist aber eine 360-Grad-Geschichte. Das heißt, es ist schwierig. Sobald die sechs GoPro-Kameras starteten, mussten die Filmemacher ja irgendwie verschwunden sein sozusagen.
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Wie konnte man das lösen? Die beiden haben da sehr lange drüber nachgedacht. Da wir die Diskussion ein bisschen integrieren wollen in unseren Vortrag, würde ich die beiden gerne mal bitten, zu erzählen, wie sie das gemacht haben. Jörg Haassen hier.
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Wir sind nicht verschwunden im Interview, sondern haben das Interview so geführt, wie man es normalerweise führt. Also Auge in Auge. Und haben danach eine Aufnahme gemacht ohne uns. Also von der Seite, es waren meist zwei Kameraperspektiven, sind wir raus aus dem Bild, haben nochmal laufen lassen und die Aufnahmen ausgetauscht, sodass dann im 360-Grad-Video wir nicht mehr auftauchen,
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sondern die beiden Kameras wurden sozusagen ersetzt durch die Einnahmeeinstellungen ohne uns. Aber sonst haben wir ein normales Gespräch geführt. Haben die Frauen das bemerkt? Was haben die bemerkt? Ja, es war schwer zu vermitteln. Es ist auch ein komisches Gefühl, weil die Kamera relativ dicht vor den Augen der Protagonisten aufgestellt wird.
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Aber das haben sie dann irgendwann auch vergessen. Ja, ihr beide habt mir erzählt, dass die Frauen eigentlich gesagt haben, dass es ihnen eigentlich egal war, welche Technologie ihr jetzt benutzt. Aber den Aufwand, den ihr betrieben habt, den haben die nicht bemerkt.
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Die drei Frauen, die haben so viele berührende Geschichten über ihr Leben in Auschwitz erzählt, dass es schwer war zu entscheiden, was nehmen wir. In der Beiläufigkeit des alltäglichen Horrors irgendwie, das war sehr beeindruckend für uns, das zu hören. Aber trotzdem, wir mussten sehen,
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und das gilt eigentlich für alle Geschichten, die wir machen, man muss den Fokus sehr konzentriert setzen. Man muss genau wissen, was man erzählen will. Es muss sehr genau klar sein, was ist die Essenz dessen? Was will man erzählen? Welche Userperspektive hat man? Welche Erzählerperspektive hat man? Und vor allem, was ist der magische Moment der Geschichte? Was leuchtet in der Geschichte?
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Wir haben schon einige Dokumentarfilme gemacht. Wir haben uns gefragt, was ist der Mehrwert des Einsatzes der 360-Technologie? Ich glaube, wir sind davon alle überzeugt, das ist so, wir denken, das hat einfach eine viel größere emotionale Erzählkraft. Vor allem durch das eigene Erleben im Raum.
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Nur ganz kurz noch, weil Thomas drängt schon, ich merke das. Wir waren tatsächlich erfolgreich mit diesem Projekt. Wir haben sehr viele Menschen erreicht. Wir haben einen starken Verbreitungspartner gehabt, Tagesschau. Wir haben das auf Facebook veröffentlicht,
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mit einem Online-Reach von 2,5 Millionen. Wir haben 700.000 Aufrufe gehabt. Aber das Tollste war die Diskussion im Netz. Die Diskussion im Netz war so lebendig und so positiv. Die haben den Einsatz der Technologie sehr geschätzt und haben das im Detail auch beschrieben. Und haben auch die eingenordet,
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die aus dem rechten Lager kamen und die weniger schöne Sachen geschrieben haben. Das hat die Community selbst in den Griff bekommen. Das war für uns eine neue Erfahrung und eine sehr, sehr gute Erfahrung. Ich möchte noch einen Punkt machen, dann können wir in die Diskussion gehen. Wir haben oben den Stand, wir zeigen unser Projekt.
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Die ganze Redaktion, die Filmemacher, wir sind so gerührt von den Reaktionen, die wir da erleben. Ich würde noch einen kleinen Step machen zu meiner Kollegin Stephanie Vollmann. Wo ist sie? Genau. Einmal runterspringen. Stephanie, du hast das erlebt. Was haben die Leute erzählt, als sie es gesehen haben? Man merkt richtig den Moment,
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wenn sie die Brille absitzen, dass es einen Moment braucht, bis sie wieder im Hier und Jetzt ankommen. Viele haben gesagt, dass es eine viel stärkere Intensität hat, als teilweise sogar vor Ort gewesen zu sein. Es ist nicht so, dass die Leute nicht abgelenkt werden, weil sie alleine vor Ort sind und nicht von Touristengruppen oder anderen Sachen abgelenkt werden. Ein intensives Gefühl. Genau.
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Und emotionale Nähe. Das war Bjalk, der die Idee zu dem Projekt hatte. Die Menschen haben sogar geweint. Das war heute Morgen so. Wir haben es nicht mit dem Ziel gemacht, dass wir Menschen zu weinen bringen wollen. Es war eher so, dass wir uns viel mehr Gedanken darüber gemacht haben, wie man Berührung herstellt.
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Aber nicht im Sinne von, wir zeigen es jetzt besonders spektakulär. Oder wir wollen jetzt schocken. Das war überhaupt nicht der Punkt. Es war die Frage, was du eben schon meintest. Wie stellt man eine Essenz her, die es einem möglich macht, sich in diesem Ort dieser Geschichte zu nähern.
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So zu nähern, wie man das selber für sich mag. dass man auch verkraften kann. Vorsichtig zu sein oder direkt zu sein. Trotzdem gibt es diese Berührung. Das ist tatsächlich für uns, die so viele Geschichten im Fernsehen gemacht haben. Man weiß letztendlich nie so genau,
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was diejenige mit so einem Film anfangen kann, wenn sie auf ihrer Couch zu Hause sitzt. Das hier konkret zu erleben, hat uns tatsächlich beglückt. Weil wir das Gefühl haben, wenn man sich sagt, das macht einen Sinn. Dann darf man auch weinen. Warum auch nicht? Das ist furchtbar schrecklich.
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Das hat auch einen Raum, das ist in Ordnung. Dann kann man sich sortieren und überlegen, was es einem selber gebracht hat. Danke schön. Thomas, warte schon auf das Mikro. Ich danke dir.
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Darf ich zum Thema Resonanz noch nachtragen? Wir haben hier zwei Projekte, die mit dem Grimme Online Award noch nicht ausgezeichnet sind, aber 2017 nominiert sind. Das ist ja auch ein schönes Erfolgserlebnis.
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Gratulation. Meine Frage, wir haben auch die Session davor gesehen, einige zumindest. Es scheint so zu sein, dass sich Zeitgeschichte oder historische Stoffe besonders gut eignen für diese Art von Realisierung.
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Habt ihr darüber gesprochen in der Redaktion? Ja. Wir werden auch weitermachen perspektivisch, weil wir denken, das ist ein neues Bildungsangebot. Das Bildungsangebot des 21. Jahrhunderts. Man kann soziale Zusammenhänge, geschichtliche Zusammenhänge, politische Zusammenhänge ganz anders vermitteln,
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in einem tiefgründigen Verstehen. Also das ist ja auch unser Motto, durch das Fühlen ein Verständnis bringen der Zusammenhänge. Ich würde dann gerne die Diskussion öffnen. Eine Frage noch mal, wenn sie noch da ist, zum Kölner Dom, und dann können wir gerne weitere einsammeln. Hier vorne war das, glaube ich.
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Dankeschön. Ich habe eine Frage, die betrifft auch das Auschwitz-Projekt. Und zwar ist das ja eigentlich ein Innovationsprojekt. Und Innovationen auch in einen Sender zu integrieren.
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Mich würde mal interessieren, wie Sie diese Innovation erstens im Haus umgesetzt haben. Und auch wie sozusagen die Innovation so integriert ist, dass es jetzt auch wirklich in Serie gehen kann. Weil das ja wirklich ein ganz neues Medium ist. Und ich spreche bewusster auch vom Medium.
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Und zweite vielleicht auch zum Thema Innovation. Mit welchen Kosten oder Summen hantiert man dabei? Das geht dran alle. Ich antworte deshalb, weil wir nicht mit Auschwitz
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und nicht mit dem Dom angefangen haben. Das wäre irrsinnig gewesen. Die Projekte sind viel zu groß, um sich da blutige Nasen zu holen und zu wichtig. Wir haben ziemlich genau vor einem Jahr im Haus so eine Gruppe, wir nennen die internen VR Taskforce gegründet, wo aus allen Abteilungen Leute mit ihrem Know-How
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was dazu beigesteuert haben, dass wir dieses Thema vorantreiben. Da sind Kameraleute mit drin, da sind Redakteure, Autoren mit drin, Hörfunktechniker, weil das ja alles ineinander greifen muss, um die Immersion am Ende so zu erzeugen, dass es beim Storytelling auch funktioniert. Und haben dann wirklich kleine Sachen ausprobiert und im Bereich Social Media eine Autorin, die einfach mal zu einer Pro Erdogan-Demo nach Köln gegangen ist
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mit einem kleinen Equipment und da produziert hat. Die Projekte wurden im Verlauf des letzten Jahres größer. Auch im Sportbereich ist sehr viel passiert, weil Sport natürlich auch sich anbietet für so eine immersive 360-Erfahrung. Und dann war es im Grunde genommen so weit,
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dass wir diese beiden Großprojekte in unterschiedlichen Zeiträumen gemacht haben. Die andere Frage war, günstiger als viele Fernsehproduktionen, die sich viel schneller versenden als es diese...
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Sowohl als auch. Nein, sag du mal was dazu, Thomas. Es ist immer eine Frage der Kostenrechnung. Aber so Pi mal Daumen, ohne zu viel zu verraten, wir reden über ein Budget im Bereich einer herkömmlichen, guten Fernsehdokumentation.
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Man muss aber wissen, dass die App-Programmierung einen Teil dieser Kosten ausgemacht hat. Und die ist ja durchaus auch noch für andere Projekte einsetzbar. Das ist tatsächlich sehr wichtig. Die App hätte viel zu viel Geld aufgefressen, wenn wir sie für das Projekt, also für den Dom,
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neu hätten entwickeln lassen. Und wir haben uns bewusst für eine App entschieden, die auf dem Markt war, wo es Erfahrungen gab. Die App nutzt auch die Süddeutsche Zeitung. Das hat zur Folge, dass wir an manchen Punkten innerhalb der App mit der Usability nicht zu 100% zufrieden sind. Aber wir können zukünftige Projekte da einpflegen. Und dann wird neben dem Dom was auch immer
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demnächst in einem weiteren Kapitel zur Verfügung stehen. Das ist auch das Gute. Wir tauschen uns in der Taskforce immer über die einzelnen Projekte aus und versuchen natürlich von den Erfahrungen der anderen zu profitieren. Vielleicht ist es dann irgendwann... Die heißt ja jetzt schon WDR, VR. Und jetzt ist gerade nur der Dom drin. Aber irgendwann wird die eben erweitert werden. Doro, noch was zum Aufwand?
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Ja, wir können... Wir hoffen ja, dass Auschwitz dann auch irgendwie dazu sehen sein wird, irgendwann mal auf einer WDR-App. Also es ist so, die Frage war zum Sender. Wir stellen uns ganz stark auf in diesem Bereich. Also wir tun da ganz viel für... Also hier und heute hat zum Beispiel zwei Teams am Start. Die sind ausgestattet. Wir haben Postproduktionsmöglichkeiten geschaffen.
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Wir machen viel irgendwie für die Qualifizierung von Mitarbeitern. Also das ist ein Bereich, der ja wichtig erscheint. Also der Perspektive hat. Also ich hatte das ja schon ausgeführt irgendwie für, für welche Bereiche es interessant sein könnte. Also da werden wir auf jeden Fall auch investieren.
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Was wirklich faszinierend bei dem Bereich ist, ist die Fehlerhäufigkeit. Das meine ich aber tatsächlich positiv, dass man bei jedem Projekt, egal ob klein oder groß, Fehler macht, aus denen man wiederum aber auch lernt fürs nächste Projekt. Und das ist auch so ein bisschen dieser Sinn und Zweck dieser kleinen Gruppe im Haus, die immer wieder ausprobiert,
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dass man die Fehler dokumentiert, damit andere, die später was Ähnliches machen, ja, auf die Erfahrung letztendlich zurückgreifen können. Und vor allen Dingen, dass wir hinterher auch die Produktionsmittel selber haben. Ihr macht das auch schon selbst, aber wir versuchen natürlich auch, die Cutter so auszubilden, dass wir spezielle Leute haben, dass wir die Sachen im Haus machen können und nicht immer an Produktionsfirmen rausgehen müssen.
51:00
Sondern hier haben wir die Chance tatsächlich bei einer innovativen Technik mal vorweg zu gehen. Sonst ist es ja häufig so, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk dann entdeckt, dass irgendwas innovativ ist, wenn es vielleicht schon vorbei ist. Und jetzt setzen wir Standards. Auf jeden Fall war es so, dass die Lernkurve extrem steil gewesen ist und irgendwann auch die Luft sehr dünn geworden war.
51:20
Aber wir sind dann doch am Ziel angekommen und haben jetzt natürlich auch uns Territorium erarbeitet. Und ich bin eigentlich froh darüber, dass wir diese neuen Erzählwerkzeuge uns jetzt angeeignet haben. Ich würde jetzt, wir haben noch ein paar Minuten. Fragen? Fragen noch?
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Da hinten bitte. Zwei Stück. Ja, vielen Dank für Ihren Vortrag. Ich komme nochmal auf das Thema zurück, dass man das auch in der Geschichtsvermittlung später mal vor allem einsetzen kann.
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Und meine Frage ist, wie gehen Sie mit der Emotionalisierung an, die Sie da auch bewusst schaffen? Ich finde das total super. Auf der anderen Seite gibt es z.B. einen Grundsatz in der politischen Bildung, dass man nicht emotionalisieren darf nach dem Beutelsbacher Konsens. Das ist eine Maxime, die man diskutieren kann. Aber ich wollte fragen, wie Sie da als Macher dazu stehen und wie Sie mit diesem Thema Emotionalisierung umgehen.
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Behältst du die Frage, Doro? Die zweite Frage hinterher. Ich war hier. Hallo. Auch von mir. Vielen Dank für Euren Mut, das zu machen. Ich habe mich gefragt, wird die Programmierung quasi extern gemacht,
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der App jetzt z.B.? Oder ist es perspektivisch auch für euch denkbar, dass sowas auch innerhalb des WDRs passiert? Während Thomas mit dem Mikro antworte ich auf die zweite Frage. Es gibt so einen großen Entwicklungsbedarf im Haus, dass es nicht möglich ist, für so eine zeitaufwändige Entwicklung einer App
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intern auf Entwickler zurückzugreifen. Deshalb haben wir in dem Fall, weil das Know-how teilweise schon vorhanden war, auf externe Unterstützung zurückgegriffen. Ist aber nicht ausgeschlossen, dass das sich in Zukunft ändert. Dann würde ich noch mal zur ersten Frage was sagen. Also Emotionalisierung.
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Das heißt ja nicht, dass das reißerisch ist. Das geht ja nicht unter die Gurtlinie, sondern das ist ja ein Umverständnisverben. Das ist ja eine Perspektive, die wir gewählt haben, die die Perspektive der Frauen ist und war, die das erlebt haben. Das ist behutsam, das ist sanft.
53:43
Das ist eine gute Emotionalisierung. Es gibt ja auch Ansätze, die sagen, dass man überhaupt nur was im Gedächtnis behält, was einen emotional berührt und was einen betrifft. Und das Problem in der heutigen Nachrichtenzeit ist, dass man getrennt ist von dem, was man über den Bildschirm, über den Screen flimmern sieht.
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Weil man überhaupt keine emotionalen Bezüge mehr hat. Man hat eine Distanz dazu. Man empfindet nichts mehr. Man sieht die Leute sterben, man sieht viel Leid, aber man empfindet das nicht mehr. Das flattert über den Bildschirm, ohne dass man einen Bezug dazu hat. Und wir glauben, dass man mit dieser Technologie,
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da muss man natürlich auch sehr vorsichtig mit umgehen, aber dass man da einen Weg finden kann, überhaupt wieder so ein gefühlsmäßiges Verständnis zu bekommen von dem, was in der Welt so gerade passiert. Wenn ich mittlerweile an Auschwitz denke, dann denke ich an das Gefühl, was ich hatte, als ich die Brille aufgesetzt habe und euer Projekt angeguckt habe. Und an den Schrecken, den ich gefühlt habe.
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Und ich finde es gut. Diese Art von Fragen, diese Art von Gespräch können und sollen gerne fortgesetzt werden. Hier im zweiten Stock seid ihr. Hier in diesem Gebäude. Lab 2. Und für die Kölner Dom.
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Für das Kölner Dompublikum. Wir sind in der Main Hall bis morgen Abend. Mit der HTC Vive, die funktioniert da wirklich. Mit der Kölner Dom-App. Und ein kleiner Tipp von mir noch. Heute Abend um 19.15 Uhr gibt es eine Session mit einem weiteren, künftigen WDR-Netzprojekt.
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Mit dem Namen Superkühe. Hat nichts mit VR zu tun, sondern mit Sensojournalismus. Wer dahin kommen möchte, ist herzlich willkommen. Wer jetzt noch Fragen hat, kommt an die Seite. Wir sind noch ein paar Minuten da. Ich danke fürs Kommen und wünsche noch gutes Erleben.
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Tschüss.