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WELT-KLIMA-THEATER - Klima-Kulturen - Theater und Wissenschaft

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WELT-KLIMA-THEATER - Klima-Kulturen - Theater und Wissenschaft
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234
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CC Attribution - ShareAlike 3.0 Germany:
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Abstract
Weltweit arbeiten Theaterschaffende zum Thema anthropogener Klimawandel. Das Theater kann die Zuschauer*innen (in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft) auf die klimatischen Veränderungen vorbereiten, mit ihren Folgen leben lernen und den weltgesellschaftlichen Dialog über das Thema auf lokaler Ebene anregen. Es bietet die Chance, die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel zu emotionalisieren. Dies ist unabdingbar neben der Information durch die Wissenschaft.
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Context awarenessComputer animationJSONXMLUMLLecture/Conference
Chemical polaritySequenceMeeting/Interview
Heat waveExpert systemFile formatMifareBusiness reportingLecture/Conference
InternetMittelungsverfahrenEigenvalues and eigenvectorsFactorizationLecture/Conference
HOLMetreWindows RegistryHeat waveGebiet <Mathematik>
Outline of industrial organization
Physical quantityLecture/Conference
Gebiet <Mathematik>MetreFlux
Musical ensembleGebiet <Mathematik>Meeting/Interview
RandGebiet <Mathematik>MetreHöheDecision theoryFlux
Gebiet <Mathematik>PROBE <Programm>Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Outline of industrial organizationSequenceForcePlane (geometry)
KommunikationHöheGebiet <Mathematik>Lecture/Conference
KommunikationAbgeschlossenheit <Mathematik>NoisePHON <Programm>
Boom (sailing)Outline of industrial organizationSequenceLecture/Conference
Gebiet <Mathematik>MittelungsverfahrenFluxALT <Programm>Series (mathematics)
Gebiet <Mathematik>Lecture/Conference
WebsiteWeb pageLecture/Conference
HypermediaComputer animation
Transcript: German(auto-generated)
sehr über die Einladung. Vielen Dank für die nette Anmoderation.
Ja, mein Name ist Nathalie Driemeyer. Wie gesagt, ich bin Festivalleiterin, Kuratorin und Dramaturgin in verschiedenen Kontexten. Ich muss dazu ganz kurz sagen, warum sich eine Dramaturgin mit dem Thema anthropogener Klimawandel beziehungsweise dem Verhältnis Natur Mensch auseinandersetzt, ist jetzt nicht unbedingt das Naheliegendste. Bei mir ergab es sich
einfach daraus, dass ich am Stadttheater Bremerhaven war und direkt neben der Pforte das Alfred-Wegener-Institut beheimatet ist, die sich sehr stark mit Polar- und Meeresforschung auseinandersetzen. Ich hatte das Glück, den Roman Eistau von Ilya Trojanow zu dramatisieren und habe entschieden, okay, Klimawissenschaftler sollten auf die Bühne, sollten über ihre Recherche berichten bzw. über ihre
Forschungsergebnisse und so hat das Ganze angefangen. Es ging weiter mit einem Klimafestival am Stadttheater Bremerhaven und dann habe ich mir gedacht, es ist ja nun eben kein lokales Thema, sondern ein globales und wie gehen die Theater Schaffenden weltweit mit dem Thema um? So habe ich
mich auf eine Weltklima-Theater- Recherchenreise begeben nach Südostasien und Südamerika und ich habe die Wissenschaftler gefragt, wie soll ich denn da jetzt vorgehen in der Auswahl? Man hat so viele verschiedene Auswirkungen des Klimawandels, es gibt so viele Länder und ein Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung,
die auch immer beratend zur Seite stehen, wofür ich sehr dankbar bin, die einfach dann gesagt haben, lasst du springen ins Meer und guck, wo es dich hinaustreibt. Ich möchte jetzt so ein bisschen kurz was zu den verschiedenen Folgen, ich weiß nicht, wie viel heute gesagt wurde, natürlich sagen sozusagen Temperaturanstieg, Meeresspiegelanstieg,
Trockenheit, Biodiversitätsänderungen, all das sind natürlich Folgen von den Menschen und ich spreche jetzt, wenn ich vom Menschen betrifft, weil wir die Geschichten von Menschen zumeist auf der Bühne sprechen. Ich habe einzelne Theatergruppen auch erlebt, die rein sozusagen die Pflanzen haben sprechen lassen, aber das ist eher ungewöhnlich. Ich kann aber sozusagen im Ganzen sagen,
je größer oder je stärker ein Land von den klimatischen Veränderungen betroffen ist, umso stärker ist das Thema auf den Bühnen verankert. In Deutschland heißt es oft, es ist irgendwie ein untheatrales Thema und undramatisch und so weiter, weil man viele Themen nicht mitbedenkt, wie zum Beispiel
klimageflüchtete, die natürlich auch eigentlich relevant hier sind bzw. in Deutschland oder grundsätzlich sind klimageflüchtete nicht anerkannt. Das ist auch ein Thema, woran man arbeiten müsste. Wie gesagt, diese Auswahl Indonesien, Kolumbien, Philippinen und Argentinien, auf die ich jetzt eingehen werde, hängt mit meiner
persönlichen Reise zusammen. Man könnte sozusagen jedes Land nehmen. Ich habe mittlerweile ein großes Netzwerk an Theaterschaffenden, die zu dem Thema arbeiten und ich weiß nicht, wer hier sitzt. Vielleicht können wir uns gleich darüber nochmal austauschen. Ich würde mich freuen, dieses Netzwerk weiter auszubauen. Der Wandel, habe ich schon gerade gesagt, wird darüber zumeist erzählt,
wie er das Leben von den Menschen verändert und ihre Lebensgeschichten neu schreibt, welche Konflikte er in Gemeinschaften hervorruft und natürlich von den Versuchen der Menschen, die in der Veränderung der Menschen vertreten. Zumeist bieten eben reale Konflikte und Erlebnisse der Betroffenen die Grundlage für die Theaterarbeit. Diese werden dann zumeist mit fiktiven
künstlerischen verdichtet und dramatisiert oder eben auch mythologische Geschichten über die Einheit Natur Mensch auf Grundlage der Veränderung aktualisiert. Oder was wir in Deutschland auch oft kennen, sozusagen die Experten von ihrem Leben berichten. Das habe ich auch mehrmals erlebt weltweit. Es sind meist
Geschichten sozusagen vom Einfuß des veränderten Klimas auf den Körper und die Psyche der Menschen, wie beispielsweise auf den Philippinen, wo es die Geschichte eines Taxifahrers, nachdem er stundenlang in der Hitze im Stau stand, einen Gipnifahrer erstarrt, der ihm die Vorfahrt nahm. Also merkt man, was die Hitze mit einem Menschen machen kann.
Und so verschieden sich die klimatischen Veränderungen auf den Königlichen Ländern zeigen, so unterschiedlich sind die Geschichten, die zählt, aber auch die Formate, die dafür entwickelt werden, teils mit Medien. Das finde ich dann wiederum spannend, teils aber auch ohne. Man muss beachten, wie unterschiedlich Theater Traditionen sind. Einige Religionen oder Theaterkulturen sind eng
mit der Religion verbunden und Teil von gemeinschaftlichen Ritualen. Und in vielen Kulturen wird die Natur nicht nur als Umwelt wahrgenommen, sondern spielt eine eigene, relevante Rolle. Weitere Faktoren, die zu einer Unterschiedlichkeit in Ästhetik und Inhalt führen, sind unter anderem das kulturhistorische und aktuelle Verhältnis
Natur Mensch, die Religion, der Umgang mit Tradition und das politische System. Zudem besteht die Frage, ob es Austauschmöglichkeiten natürlich auch mit internationalen Künstlerinnen gibt und ob klimabedingte Migration die Gemeinschaften auseinanderreißt und natürlich auch, welche finanziellen Möglichkeiten zur Adaption vorhanden sind. Nicht zu
vergessen natürlich die Bedingungen, unter denen Theater geprobt und aufgeführt wird und ob die Gruppen mit Blick auf einen internationalen Festivalmarkt produzieren oder sozusagen rein aus Idealismus und mit wenigen oder gar keinen finanziellen Mitteln in und mit den Communities. Und natürlich, ich habe es gerade kurz
benannt, die Bedeutung des Medialen. Viele Theatergruppen sind überhaupt nicht im Internet zu finden. Die arbeiten sozusagen wirklich unter dem Radar. Wenn man sie googelt, wird man sie nicht finden. Man kann sozusagen anhand einzelner Beispiele wirklich einen Einblick in ein weltumspannendes Phänomen bekommen. Das Theater ist
natürlich sozusagen aufgrund seiner Vergangenheit oder auf seiner Erfahrung Experte darin, wirklich die Menschen auf eine ganz bestimmte Art zu berühren und ihre Lebensgeschichten natürlich sehr aktuell zu erzählen. Viele Theaterkulturen knüpfen sozusagen in eine historische Naturverbundenheit an oder, was ich auch öfter erlebt habe, sie kooperieren
mit Schamanen ebenso wie mit Wissenschaftlern. Das schließt sich überhaupt nicht aus. Und eben auch Umweltaktivisten. Also sie nutzen die gemeinschaftsbildende Funktion des Theaters, um eine starke Lobby zu bilden. Das ist jetzt das Grundsätzliche. Ich werde jetzt auf einzelne Beispiele eingehen. Das erste Beispiel ist Indonesien. Die
Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich dem in westöstlicher Ausdehnung über 5000 Kilometer erstreckenden Archipel eben auf verschiedenste Weise. Zum Beispiel sind viele Bewohner von dem Meeresspiegelanstieg massiv betroffen. Natürlich auch von der Hitze und gleichzeitig von der Dürre. Das sind komplett veränderte
Regen- und Trockenzeiten. Dadurch werden die Ernten komplett zerstört. Und was ein massives Problem gerade in Jakarta, in der Hauptstadt Jakarta sind, sind Überschwemmungen. Die binnen kürzester Zeit ganze Gebiete überschwemmen eben. Mein erstes Beispiel ist Pulau Panggang. Das ist eine der sogenannten 1000 Inseln vor
Jakarta. Ich hatte das Glück dort hinzufahren mit einer Gruppe, die ich später noch vorstellen werde. Das ist das Leptheater Shibutat. Auf diesem ersten Bild sieht man sozusagen der Versuch, sozusagen die Insel zu retten. Die Bewohner filieren jedes Jahr mehrere Meter ihre Insel. Und man hat mir gesagt, das ist einer
der am größten oder am dichtesten bewohnten Flecke der Erde. Diese Insel ist eh nur zwei Kilometer breit. Und so kann man sich vorstellen, welches Ausmaß das hat, wenn sozusagen jedes Jahr mehrere Meter verschwinden. Zudem muss man sagen, dass früher die Bewohner Trinkwasser aufgrund des Regens
hatten. Aber beziehungsweise dass das Meerwasser durch die Korallen gefiltert wurde und durch den Meeresspiegel Anstieg kann diese Funktion gar nicht mehr stattfinden. Das heißt, man muss drei Stunden in die Stadt fahren. Man muss dieses Wasser jetzt aus der Innenstadt Jakarta holen. Waren die Bewohner damals autark, sind sie jetzt sozusagen völlig abhängig.
Die Haut der Bewohner ist eben durch die schlechte Wasserqualität verschorft. Ihre Zähne brechen ab. Unentwegt nagt quasi das Meer an ihrer Heimat. Sie spüren den anthropogenen Klimawandel physisch. Seit Jahrhunderten nutzen die Bewohner das Theater als Ausdrucksmittel, um über ihre Beziehung zur Natur zu berichten. Nach jahre nach wochenlangen Aufenthalt auf
dem Meer. Früher war es möglich zu fischen, weil es sozusagen die Fische noch in der Nähe waren. Jetzt müssen sie tagelang rausfahren, gehen die Fischer zur Theaterprobe. Ihre traditionelle Performance Lendung Pulo. Da möchte ich ein Bild zeigen. Das ist jetzt erst mal sozusagen die Theatergruppe. Das ist auf dem Marktplatz,
auf dem zentralen Marktplatz. Das besteht sozusagen aus Silat. Das ist eine Art Kampfkunst und dem Gesang eines Erzählers und Kambang Krombong einer Musik. Ja, ich würde sie beschreiben so flirrend wie die sie umgebende heiße Luft. Da merkt man das, dass sie mit Trommeln sehr stark wird und es gibt eben, wie gesagt, immer die Erzähler.
Die junge Generation ist mit dem Überleben beschäftigt. Viele müssen ihre Heimat verlassen, um in Jakarta zu arbeiten. Vom Fischfang kann man nicht mehr leben. Die Theatergruppe Leptheater Shibutat aus Jakarta hat jahrelange Erfahrungen in der theatralen Erarbeitung Oborna und Naturthemen. Sie sagen, Spirulität ist für sie eben eine wichtige,
spielt eine wichtige Rolle. Wir sind Natur. Wenn wir die Natur verletzen, verletzen wir auch uns selbst. In einigen ihrer Produktionen arbeiten sie ausschließlich mit Schauspielern, in anderen mit Bewohnern einer bestimmten Gegend. Es ist sozusagen wirklich eine Recherche basierte Theaterarbeit mit Leihen, wobei man natürlich immer die Frage stellen muss,
wer ist hier eigentlich Leie? Sie arbeiten seit fünf Jahren mit den Bewohnern Pulaukspangangs und ihr Ziel ist es wirklich, sozusagen, ein sie zu stärken, damit sie in ihrer eigenen Identität ihre Stimme entwickeln können, um gegenüber der Regierung ihre Rechte für den Schutz ihrer Heimat einfordern zu können. Sie gründeten eine weitere
Theatergruppe mit Schülerin, die im Gegensatz zu vielen anderen eben auf der Insel bleiben wollten und ihre Produktion handeln vom Kampf der Jugendlichen um ihre Heimat. Die generationsübergreifende Arbeit wuchs zu einem dreitägigen Festival heran, zu dem Leiteren großer Institutionen aus der drei Brotstunden entfernten
Innenstadt eingeladen wurden. Plötzlich war die Insel nicht allein unter dem Aspekt der Gewinnung fossiler Brennstoffe bekannt, sondern ist sozusagen auch emotional ins Stadtzentrum gerückt. Und die Folge war, dass die Regierung zum Beispiel Häuser gebaut hat, die auf Städten so direkt vor der Insel gelagert sind.
Das heißt, dass man Wohnorte behält. Ein anderes Beispiel ebenfalls aus Indonesien. Das ist nochmal ein Bild sozusagen von der Theatergruppe und den Kampf ist Kapung Apung in Jakarta. Hier lebt die 14-jährige Yolandra mit ihrer Familie und seit Jahren ist ihr Zuhause dauerhaft überflutet. Grund ist unter anderem,
dass der Meeresspiegel anstieg, das Meerwasser in die Flüsse, die sich so wie verstopfte Ader durch den dauerhaft pulsierenden urbanen Körper ziehen statt einwärts hochtreibt. Ihre Eltern haben, wie die Nachbarn, auf ihr altes, versunkenes Haus ein neues gebaut. Das sieht man. Man kann es kaum erkennen, aber das ist sozusagen wirklich das sozusagen
das Haus, was sie sehen. Zwei Meter über dem alten Haus ist, was eigentlich mal gebaut wurde. Zwischen den ehemaligen Dächern wurden mit Brettern und Bambustäben neue Wege gezuhrt und ist natürlich gefährlich, wenn ein Kind zwischen die Bambustäbe oder zwischen die Holzfälle fällt.
Dauert es manchmal tagelang, bis es wiedergefunden wurde. Yolandras Nichte starb bei so einem solchen Unfall. Die damalige Leiterin der Theaterabteilung der Jakarta Art Council, Devin Noviami, hat im Jahr 2014 drei Theatergruppen der Stadt beauftragt, darunter auch das mit dem Thema vertraute Lab Theater Shibutat in diesen überfluteten Gebieten
zu recherchieren und Theaterprojekte zu entwickeln, die im Herbst 2014 unter dem Titel Thinking Cities, also sinkende Städte, erarbeitet wurden. Technik. Was ist da jetzt passiert? Ich weiß nicht,
welcher Nummer wir gerade waren. Nummer sechs müssten wir. Soll ich mal schnell durch? Genau, das ist sozusagen die Pegelstands Anzeige anhand der messen wird. Das ist sozusagen in einigen Gebieten dauerhaft und sozusagen Bänder aufgespannt,
bei denen dann wirklich sozusagen falls dieser vielleicht diese Flut kommt, die Leute sich daran entlang enthangen können. Das nächste genau, das war das sozusagen mit den illegal bewohnten Gebieten, die am Rande der Flüsse sind. Viele stadtpolitische
Entscheidungen werden ohne Kenntnis der Lebensverhältnisse der Betroffenen gefällt. Das heißt, es wurde in diesem Fall sozusagen eine sogenannte Normalisierung vorgenommen. Diese Gebiete wurden geräumt. Die Leute wurden bis zu zwei Stunden entfernt von ihrem von diesem Wohnort untergebracht. Es hat massive Einwirkungen auf ihr Leben
und keiner hat sich eigentlich damit auseinandergesetzt. Es wurde wirklich eine sechs Meter hohe Mauer gebaut, die die Gebiete vom Flussufer trennt. Es gäbe Alternativen, aber dafür müsste man jetzt Gespräch zwischen den Politiker und Bewohnern sozusagen das Gespräch aufmachen. Und diese drei Theatergruppen, die vom Institut
damit beauftragt wurden, diese Recherche zu betreiben, wollten eben in ihrer Arbeit nochmal eine Aufmerksamkeit auf das Leben der Leute lenken, um damit diesen Dialog anzuregen. Die Arbeit mit und in den Communities, die von Klimakatastrophen bedroht sind, ist weltweit Theaterrealität.
Ganze Orte treffen sich vielfach mehrmals wöchentlich um zu proben. Häufig geschieht dies nicht mit dem Ziel einer Aufführung, sondern als Teil eines gelebten Gesellschaftsdiskurses. Wenn keine professionelle Bühne vorhanden ist, wird zeitspezifisch gearbeitet, wie beispielsweise die Gruppe Theater Cobur, die auf einem Friedhof arbeitet,
der direkt an die Häuser grenzt. Damit sind die Proben öffentlich, Zuschauerreaktionen und ihre aktive Beteiligung der Normalfall und auch gewollt. Ich mache einen kleinen Exkurs zum Climate Art Festival. Das ist noch mal ein Bild. Das ist sozusagen wirklich die Recherche der Theaterleute in den überfluteten Gebieten.
Das ist ein Exkurs vom Climate Art Festival, was im Jogja Karta in Indonesien stattgefunden hat. Die Street Artists sind dort sehr aktiv und an jedem dieser Häuserwände hat man so verschiedene Gemälde, so will ich sie jetzt einfach mal bezeichnen, angebracht. Während dieses Festivals aber auch darüber hinaus.
Also da ist eben noch das politische Potenzial noch mal der Kunst ganz stark erkennbar gewesen. Mein nächstes Beispiel sind die Philippinen. Taifune treffen diese Gegend immer wieder. Doch keiner war und Sie werden es wissen, keiner war je so verheerend wie der Taifun Haiyan im Jahr 2013. Er bezog seine Kraft
aus der Erwärmung der Oberfläche und der Abkühlung der oberen Atmosphäre hervorgerufen durch den Ozonschwund, so der US-amerikanische Tropenforscher Carrey Emmanuel. Die Philippinen sind sozusagen einer der vulnerabelsten Länder der Erde und im Alltag sind neben dem Christentum gleichzeitig das Wissen
und die Rituale der Schamanen präsent. Häufig greifen die Theater Schaffner traditionelle in ihren Produktionen auf und zitieren es und knüpfen damit an den sensiblen Umgang der Menschen mit der Natur an und reaktivieren diesen. Die Theatermacherin auf den Philippinen sehen ihre Aufgabe auch darin,
die Zuschauer auf die klimatischen Veränderungen vorzubereiten, mit ihren Folgen leben zu lernen und den weltgesellschaftlichen Dialog über das Thema auf lokaler Ebene anzuregnen. Der anthropogene Klimawandel und seine Folgen werden in vielfältigster Weise theatral erarbeitet,
wie ich so in keinem anderen Land erlebt habe. Also in kommerziellen Musicals, im Kinder- und Jugendtheater, im traditionellen Theater, im Sprechtheater und das Cultural Center of the Philippines in Manila produzierte hierzu ein ganzes Festival. PETA, das Philippinen Educational Theater Association, beschäftigt sich seit dem Ende der Diktatur
im Jahr 1986 verstärkt mit dem Thema Natur und Klima in der Hauptstadt und in den Provinzen. Die Theaterleute fragen mich bei meiner Ankunft sarkastisch, weißt du, aus wie viel Inseln die Philippinen bestehen und antworten so gleich selbst? Das ändert sich je nach Höhe des Meeresspiegels. Hier geht es nicht nur
um die Kommunikation von Adoptionsmaßnahmen und das Theater als Sprachrohr derjenigen, die sonst keine Stimme haben, sondern es werden verstärkt auch in Zusammenarbeit mit Psychologen und in einigen Gebieten auch Schamanen, da möchte ich ein Bild zeigen, Traumatherapien angeboten, die mit Mitteln des Theaters helfen, die physischen und psychischen Fesseln
des kollektiven, aber individuell empfundenen Traumas zu durchbrechen. Das ist eines dieser Bilder, da wurde nachgespielt, was denn zwei Sekunden nach, sozusagen, dem der Typhoon vorbeigezogen ist, wie die Bewohner sich gefühlt haben. Ein anderes Beispiel ist Eric de Venecrasia.
Er ist künstlerischer Leiter des Little Theater an der Universität San Augustin in Ilo-Ilo. Die Universitätsstadt im Süden der Insel Panay blieb vom Typhoon verschont, doch der Norden wurde stark zerstört. Sobald es möglich war, die abgelegenen Orte zu erreichen, hat das Little Theater Kehrpakete gepackt, Workshops sowie Theater
Aufführungen angeboten und sich die Geschichten der Betroffenen angehört. Das war sozusagen der Wiederaufbau der der Straßen. Im Dorf Sigma traf ich die Theatergruppe Dagwai Sigma Hanon. Sie war bis zur Katastrophe aktiv, politisch und sozial und hat mithilfe ihrer Produktion
in Zusammenarbeit mit der Politik eine Anti-Polastik Kampagne durchgebracht, die vom philippinischen Präsidenten als Vorzeigeprojekt ausgezeichnet wurde. Auf meine Frage, mit welchem Geräusch die Mitglieder hajan beschreiben würden, berichteten sie von einem alles durchdringenden angsteinflossenden Schischen, das jede Art von Kommunikation unmöglich machte.
Und sie sagten, der Klimawandel hat nun ein Gesicht und es ist kein freundliches. Sigma war einige Tage aufgrund der zerstörten Straßen von der Außenwelt abgeschlossen. Nicht alle Bewohner haben überlebt. Die Theater machen, beschrieben, wie sie ihre künstlerische Sprache verloren haben. Sie konnten noch nicht über das Erlebte theatral berichten. Die Arbeit des Little Theater
setzte genau hier an. Die Theaterleute gaben denjenigen eine Stimme, die sprachlos geworden sind, die im Angesicht des Unaussprechbaren verstummten. In ihrer Produktion Imagination, hier sehen Sie das Bild, gehen Sie der Frage nach, wie sich Gesellschaft nach einer Katastrophe neu definieren kann. Die Gruppe dramatisierte
und inszenierte die Erlebnisse der Überlebenden, wie die der Mitglieder von Dagwai Sigma Hanon. Verbunden sind alle Geschichten durch ein auf der Bühne angedeutetes Dach, welches ein Symbol des Schutzes sozusagen dient, denen sich die Opfer nicht mehr sicher sein können. Der Text beginnt mit 3, 2, 1 Ich komme und der Figur
May Hope, die nach ihren Eltern und Geschwistern sucht. Das sechsjährige Mädchen glaubt fest daran, dass ihre Familie bald auftauchen wird, wie so oft zuvor beim gemeinsamen Versteckspiel. Sie hat ein Trauma und kann nicht verstehen, dass sie als Einziger ihrer Familie den Typhoon Haiyan überlebt hat. Wichtig ist eben,
ins Sprechen zu kommen über das Erlebte und den Körper aus der Stagnation zu befreien. Das Land hat keine andere Chance als sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen und sich für die Zukunft vorzubereiten, aber auch gleichzeitig mit den Ursachen im Rahmen seiner Möglichkeiten oder die Ursachen zu reduzieren. Ein anderes Beispiel ist Kolumbien.
Es ist eine der eigentlich Länder mit der reichsten oder größten Vielfalt an Flora und Fauna der Welt. Doch Millionen Hektar Regenwald, vormals die grüne Lunge der Erde, wurden für die Monokultur und den illegalen Kokain und Goldabbau durch die Geria gerodet. Es existieren immer weniger Bäume und Pflanzen,
die den hohen CO2-Gehalt, ich kriege gerade die Anzeige, deshalb rede ich vielleicht etwas schneller, der Luft filtern können. Viele Umwelt und klimatische Zielen sozusagen starke soziale Probleme nach sich, wie beispielsweise die Landflucht. Jahr um Jahr müssen Hunderttausende ihre Heimat verlassen, zum einen aufgrund der Vertreibung,
zum anderen aufgrund der Versäuchung des Trinkwassers mit beispielsweise Quecksilber, welches für die Goldsuche eingesetzt wird. So wird eigentlich das Wasser zum neuen Gold in El Dorado. Das Thema ist in auffällig vielen Produktionen kolumbianischer Theater Schaffender präsent, denn ist das Leben wiederkehrend existenziell bedroht,
verändert dies die Arbeit nachhaltig. Theater wird landesweit als wichtiges Medium angesehen, um über die Verbindung Natur und Mensch und die klimatischen Veränderung und das Thema Umweltschutz zu berichten und die Geschichte der Betroffenen zu erzählen und ihren künstlerisch und vielfach theatertherapeutisch zu arbeiten. Ein anderes Beispiel, da gehe ich jetzt noch kurz drauf ein,
ist die Akademie der Artis Guerrero in Bogota. Hier stehen Jugendliche auf der Bühne, die ihre Heimat verloren haben nun in den illegal errichteten Vierteln, die sich landesweit ohne jegliche Infrastruktur um die Großstädte ranken, vor Bogota leben. Da das Wasser der Flüsse verseucht ist, müssen sie das Trinkwasser stundenlang per Kanister in die Gebiete transportieren.
In einem ihrer Stücke lautet der zentralste Satz Wir befinden uns in einer Nussschale auf dem Meer umgegen vom Wasser. Gott, wieso müssen wir dursten? Theaterthera, zeige ich jetzt nur die Bilder und gehe leider nicht mehr darauf ein. Sie nutzen sozusagen populäre Mittel wie Akrobatik und Zirkus, um sozusagen die Leute zu erreichen
und reisen wirklich durchs gesamte Land auch in die von der Guerilla kontrollierten Gebiete. Das ist noch ein anderes Bild. Ganz kurz, Argentinien. Es war sehr schwer, ich mache es jetzt einfach frei. Argentinien, sehr schwer dort Theater Schaffende zu finden. Die sagten vielfach, das Land ist so groß mit Meeresspiegelanstieg und so weiter. Wir haben noch so viel Land, wir können auch mehr ins Landesinnere gehen.
Das betrifft eigentlich mehr die Innenstadt sozusagen oder die Stadt Buenos Aires. Ein großes Thema ist dort Monsanto. Es gab ein riesiges Anti-Monsanto-Camp. Ich habe mit den Theater Schaffenden heute Morgen noch mal geskypt. Die haben mir gesagt, wir haben es geschafft. Monsanto hat in Malvinas, Argentinas, was in der Nähe von Cordoba ist,
das aufgegeben, dort diese riesige Fabrik für Transgen, Mais und Soja anzubauen. Aber natürlich bedeutet das in dem Sinn nicht, dass sie es aufgegeben haben in Argentinien. Und Argentinien ist sehr auf die Wiesen angewiesen, sozusagen das zu beheimaten. Es gibt eine Theatergruppe, die da heißt Bineural Monokultur. Und sie haben ein Stück
erarbeitet, Error, Etum, Fehler. Da möchte ich noch mal kurz sozusagen das ist das Anti-Monsanto-Camp. Wer dein Essen kontrolliert, kontrolliert dein Körper, steht dort. Es gibt diese Theateraufführung, bei der ein Genetiker und eine Umweltgewissens sozusagen ein Monopoly-Spiel spielen
und darüber über dieses Monopoly-Spielen bestimmte Fragen beantworten müssen und darüber die Zuschauer informieren und sozusagen rumreisen durch das Land und die Bewohner darüber informieren. Das ist eine wunderbare Gruppe. Sie machen so eine Art Doku-Theater und reagieren immer auf die jeweiligen Gebiete, in denen sie die Theaterproduktion zeigen.
Das ist das allerletzte Bild. Ich habe auf meine Uhr noch drei Minuten. 27. Das ist sozusagen Joaquin Fagas. Das ist ein bildender Künstler, der jetzt eigentlich nicht zu diesem Weltklimatheater gehört. Ich fand dieses Bild nur einfach wahnsinnig symbolträchtig. Sozusagen die Menschen sind wirklich Menschen, die er fotografiert hat,
in so einer Art von Plastikfolie gehöhlt hat und in einen Sarg eigentlich ausgestellt hat. Weil wir sprechen über die Veränderung und wir sprechen über die klimatischen Veränderungen. Natürlich die Natur wird uns überleben. Die Natur wird sich verändern. Sie wird uns überleben. Aber die Frage ist, wie wir es schaffen, auf dieser Erde in einer gerechten Weise zusammenzuleben. Und da haben wir alle eine Verantwortung.
Und die Theater-Schaffenden arbeiten wirklich lokal. Sie arbeiten mit den Bewohnern. Sie erzählen über die Geschichten, die die Bewohner betreffen. Und der Austausch ist international so wichtig, weil wir gerade in der Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern, und das finde ich irrelevant, dass wirklich Wissenschaftler zusammen mit Theater-Schaffenden
und das ist mir weltweit begegnet, eigentlich die beste Möglichkeit haben, die Menschen vor Ort zu erreichen. Zum einen, um Adaptionsmaßnahmen zu zu vermitteln. Zum anderen, aber auch um gemeinsame Wege zu finden, die Leute zu informieren, zu einer Reduktion von bestimmten Vorgängen zu führen, die natürlich den anthropogenen Klimawandel begünstigen.
Ich möchte dann abschließen, weil ich wie gesagt jetzt hier noch sagen, dass es einen Verhaltens-Physiologen Professor Dr. Gerhard Roth gibt, der ganz klar sozusagen sagt, es gibt eigentlich im Gehirn keine direkte Verbindung zwischen dem Sitz von Verstand und Intelligenz und den verhaltenssteuernden Zentren. Um Verhaltensänderungen zu erreichen, müssen die Auseinandersetzungen
mit Klimawandel und der Klimaschutz emotionalisiert werden. Und hier ist einfach das Theater gefragt, die Kultur. Und das Schöne ist, das Theater hat die Möglichkeit, wenn ich immer wieder erlebe, in sozusagen politischen Debatten, das ist eigentlich nicht möglich und das sollte es nicht möglich und so weiter. Das Theater, die Kultur kann Freivisionen entwickeln.
Und das finde ich eigentlich das Wichtigste, dass wir, wie könnte ein Zusammenleben auf dieser Erde noch sein? In bestimmten Gebieten, aber auch global. Denn der anthropogene Klimawandel und der Konflikt Mensch und Natur sind nicht nur dramatisch, sondern durchaus auch theatral. Und dies zeigen eben die Theater-Schaffenden weltweit in ihrer vielfältigen, spannenden und notwendigen Arbeit.
Wer mehr dazu lesen möchte, kann einfach googeln Nathalie Driemeyer Goethe-Institut oder auch Klimawandel. Es gibt eine ganz tolle Webseite des Goethe-Instituts, in denen ganz viele Theater-Schaffen, die weltweit dazu arbeiten, aufgelistet sind. Und da finden Sie auch vier Artikel oder fünf Artikel, die ich zu dem Thema geschrieben habe.
Von daher können Sie sich da gerne weiter informieren. Und ich freue mich auf anschließende Gespräche. Vielleicht sind einige im Raum, die Lust an einem weiteren Austausch haben. Vielen Dank.