Die Lehren von der Reformation bis zur Aufklärung für das Netz von heute
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Number of Parts | 234 | |
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Identifiers | 10.5446/32967 (DOI) | |
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Abstract |
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re:publica 2017203 / 234
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Digital signalComputer animationJSONXMLUMLLecture/ConferenceMeeting/Interview
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Lecture/Conference
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Musical ensembleLecture/ConferenceComputer animation
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User interfaceMathematical structureLecture/Conference
02:17
Lecture/Conference
02:47
GoogleInternetLecture/ConferenceSource codeMeeting/Interview
03:11
Japanese honorificsComputing platformGoogleLecture/Conference
03:40
SmartphoneComputing platformALT <Programm>Lecture/Conference
04:30
User interfaceGoogleFacebookLecture/ConferenceMeeting/Interview
05:02
Computer animationLecture/Conference
05:25
Student's t-testLecture/Conference
06:13
KommunikationSet (mathematics)Lecture/Conference
06:54
Computer wormNo free lunch in search and optimizationMilan <Programmiersprache>KommunikationLecture/Conference
07:15
Computer animationLecture/Conference
08:09
Interior (topology)Building information modelingTLA <Logik>GoogleLecture/ConferenceComputer animation
08:34
Milan <Programmiersprache>Mischung <Mathematik>KommunikationLecture/Conference
09:32
Mathematical structureIntelRepresentation (politics)GoogleLecture/Conference
10:33
Link (knot theory)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
10:53
Systems <München>Computer scienceAlgorithmFacebookGoogleSoftware developerLecture/ConferenceMeeting/Interview
11:44
Menu (computing)Computer wormIBMMathematical structureLecture/ConferenceMeeting/Interview
12:33
GoogleLength of stayMoment (mathematics)Lecture/Conference
13:00
Graph minorGoogleYouTubeMoment (mathematics)Parameter (computer programming)FacebookLecture/Conference
13:37
Lecture/Conference
14:05
Lecture/ConferenceMeeting/Interview
14:27
Lecture/ConferenceMeeting/Interview
15:04
User interfacePhysical lawKommunikationLecture/ConferenceMeeting/Interview
15:42
User interfaceKommunikationLecture/Conference
16:10
Wireless LANFacebookMach's principleTwitterStudent's t-testLecture/ConferenceMeeting/Interview
16:31
FacebookLecture/ConferenceMeeting/Interview
17:11
PowerPointHausdorff spaceLecture/Conference
17:40
Artificial neural networkInformation and communications technologyZusammenhang <Mathematik>Scalar potentialMeeting/InterviewComputer animationLecture/Conference
18:21
Scalar potentialLecture/Conference
18:42
InternetComputer animation
19:01
Computer wormLecture/ConferenceMeeting/Interview
19:30
User profileAlgorithmLecture/Conference
20:18
KommunikationComputer animationLecture/Conference
20:53
Lecture/Conference
21:19
Mathematical structureLecture/ConferenceMeeting/Interview
21:46
KommunikationMomentumSimilarity (geometry)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
22:21
MassGoogleFacebookComputer animation
22:50
Menu (computing)Game theoryInstanz <Informatik>Lecture/Conference
23:12
Artificial neural networkComputer animationLecture/Conference
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Schnelle MultipolmethodeZusammenhang <Mathematik>Lecture/Conference
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Computer wormGame theoryKommunikationWebsiteLecture/Conference
25:04
HypermediaComputer animation
Transcript: German(auto-generated)
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Johanna, dass du heute hier bist, habe ich dir eingebrockt. Wir haben uns
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kennengelernt im letzten November bei den Martinstagen in Hamburg, wo wir über dein Buch Digitale Theologie gesprochen haben. Und ich dachte mir, nachdem ich das Buch gelesen hatte und mit dir damals diesen Talk gehabt hatte, dass das eine ist, das zu tun, was du mit dem Buch vorhattest und nach wie
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vor hast, nämlich das, was im Netz passiert, in die Gemeinde der Christen, in die evangelische Kirche zu tragen. Aber etwas anderes es ist und für mich nicht minder spannend, all das, was in dem Buch steckt, in die digitale Sphäre, nämlich zum Beispiel hier auf die Republika zu tragen, weil eine der
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wesentlichen Erkenntnisse für mich, die ich aus dem Buch gewonnen hatte, war, dass vieles von dem, was wir jetzt gerade im und mit dem Netz erleben, vor 500 Jahren in einer sehr ähnlichen Weise passiert ist. Mit dem Buchdruck und mit Martin Luther wurde Deutungsmacht, wurde die Möglichkeit,
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sich zu artikulieren, demokratisiert. Luther hat das Volk, wenn man so will, aufgewiegelt. Das Volk hat auf einmal gemerkt, dass es möglich ist, sich gegen die Eliten zu erheben, dass es möglich ist, sich selbst zu artikulieren und sich vor allem von der Deutungsmacht zu emanzipieren. Dann kam die, Torben hat es gerade gesagt, die Gegenreformation, es folgten Zensur und es
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folgten Kriege. Die Kriege erleben wir hoffentlich nicht, aber vieles bis zu dem Punkt erleben wir gerade heute in gleicher Weise. Was bedeutet, wenn man dein Buch liest, dann merkt man, die Technologien heute sind andere, mögen andere sein, die Strukturen dahinter sind sehr vergleichbar. Deswegen, ich dachte, nichts leichter als das 500 Jahre
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Reformation in eine halbe Stunde zu packen und das machen wir jetzt. Was wir jetzt vorhaben in der nächsten halben Stunde ist, dass wir zum einen mal gucken, wo im Netz die Religion steckt, wo die, wenn man so will, Spiritualität steckt und zum anderen dann aber auch darauf zu gucken, wo liegen eigentlich in der Religion die Antworten auf die Fragen von heute.
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Das ist die Aufgabe. Torben hat es gesagt, ihr dürft fragen, was ihr wollt und ich schlage auch vor, dass wir das nicht auf den Schluss schieben, weil am Ende ballen sich womöglich dann 500 Fragen für die letzten drei Minuten, sondern wenn ihr Fragen habt, dann reißt euren Arm nach oben und wir nehmen die rein, weil es soll ja hier ganz christlich, wie es sich gehört,
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ein lebendiges Gespräch werden. Liebe Johanna, schön, dass du da bist. Wir fangen mal an mit lustigerweise einem Evangelisten. Jedenfalls ist das seine Rolle bei Google und zwar ist das Wind Surf. Der war vor kurzem in Berlin und ich habe ihn mit einem Kollegen zusammen
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interviewt und wir sprachen mit ihm, also er ist der, der das wesentliche Verbindungsprotokoll für das Internet mit erfunden hat und wir sprachen mit ihm so über seine Bilanz, wenn man so will, seine Zwischenbilanz, was das Netz angeht und er sagte auf die Frage, ob er mit dem Netz zufrieden sei, dass er
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mit dem Netz selber ganz glücklich sei, aber nicht mit dem, was die Menschen daraus machen. Das Netz sei ja eine neutrale Plattform, die nicht weiß, was Menschen mit ihr anfangen. Wenn ein Evangelist, der für Google arbeitet und so heißt seine Rolle bei Google, so etwas sagt, was fällt dir dazu ein?
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Also zunächst einmal fällt mir der alte Marshall McLuhan ein, der sagt, dass natürlich jedes Medium, mit dem wir umgehen, sei es das Radio, sei es Fernsehen, eben die alten Medien uns total prägen. Also insofern gibt es keine neutrale Plattform, sondern die Art, wie wir im Netz kommunizieren,
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wie wir jetzt durch diese Smartphones oder durch den Computer in eine neue Welt treten und die Tür aufmachen, das prägt uns in unserem ganzen Habitus, das prägt uns in unserem Denken, in unserer Wahrnehmung, das prägt uns in unserer Selbstwahrnehmung und insofern denke ich, eine neutrale
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Plattform gibt es nicht, sondern die Technik, die wir benutzen, prägt uns jeweils zutiefst in der Art, wie wir kommunizieren. Und das interessante in dem Gespräch war, dass er auf die Frage, welche Verantwortung den Unternehmen wie Facebook und Google bei dem, was gerade passiert auf unserem kleinen Planeten und auch im Netz, welche Verantwortung
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der diesen Unternehmen zukommt, eher gesagt, dass die Frage so leicht nicht zu beantworten sei, weil Google und Facebook nach seiner Lesart erst mal Bereitsteller von Infrastrukturen sind. So ähnlich sagen das auch Eric Schmidt und Charlotte Cohn, die in ihrem Buch geschrieben haben, wir sind die erste Generation von Menschen
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mit einer unauslöschbaren Akte und deswegen müssen wir genau darauf achten, was wir in diese Akte eintragen, was nach deren Interpretation bedeutet, dass zuallererst jeder Einzelne darauf achten muss, was er im Netz tut, wie er sich artikuliert und wo er was hinschreibt.
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Also das hätte, glaube ich, dem Martin Luther auch gefallen, weil wie gesagt, man muss vielleicht, wenn man die Analogie zieht zu vor 500 Jahren, dann muss man feststellen, dass es natürlich den Buchdruck schon 70 Jahre gab, bevor der Luther aufgetreten ist, aber die Idee, die der Luther hatte, das nennt man sozusagen in der Theologie des
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Priestertum aller Getauften, das heißt, jeder hat die Verantwortung und jeder hat das Recht, sich mit den Dingen, die das Leben, das Heil, das Wohl der Menschen bedeuten, auseinanderzusetzen und es hatte eine ganz ähnliche Sprengkraft von Kreativität.
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Frauen haben angefangen zu schreiben, Bauern haben gedichtet, Theaterstücke gab es, es gab Predigtunterbrechungen, die Studenten sind übers Land gefahren und haben die Pfarrer unterbrochen und haben gesagt, hört auf mit dem Scheiß, wir müssen anders reden und so weiter. Also das war so eine ganz ähnliche auch Demokratisierung der Kommunikation
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durch diese Idee, dass jeder das Recht hat, sich zu artikulieren. Und ja, dem Luther hätte das gefallen, aber natürlich damals war die Frage, was es damals auch gab, natürlich Fakes gab es, es gab jede Menge Flugblätter, die sich mit Luther unterschrieben haben, war nicht
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von ihm und so weiter und die ganzen Phänomene gab es auch und es zeigte sich aber dann, dass man doch so was wie eine Ethik der Kommunikation braucht, dass man das alles durcheinanderreden, auch wenn jeder das Recht hat, auch theologisch gesprochen, jeder Mensch das Recht hat,
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seine freie Meinung zu äußern und seine Deutung in die Debatte zu werfen, dass man doch Regeln braucht für diese Kommunikation. Das konnte man lernen und gleichzeitig konnte man aber auch sehen, das kann man auch heute sehen, die Gegenreformation, die katholische ist zum Beispiel in Ländern, die nur eine Druckerei hatten, hat sie geklappt.
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In Deutschland war es die Vielfalt der Fürstentümer, also gab es viele Druckereien und mit der Vielfalt der Kommunikationszentren ließ sich auch dieses Gedankengut, das ja nach vier Jahren eigentlich schon wieder tot sein sollte, nicht mehr unterdrücken und das macht dann, wenn Sie dann eine
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ganz lange Reihe oder durch die Geschichte gehen, landen Sie dann irgendwie dann bei der Aufklärung bei Immanuel Kant, der dieses wichtige Werk geschrieben hat, Lohnt-sich-zu-lesen-vom-ewigen-Frieden, wo er gesagt hat, der Frieden beginnt, ganz große Internetidee, der
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Frieden beginnt, wenn alles transparent ist, wenn alles, also Assange und so weiter und so weiter, wenn die Mächte und die Länder keine Geheimnisse mehr haben, dann beginnt der Frieden und dann kommt jetzt meine Anfrage natürlich an diese neun Mächte, die zwar wollen, dass wir keine Geheimnisse
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mehr haben, die Googles, aber die ihre Geheimnisse haben und diese an Transparenz deutlich fehlen lassen, genauso deutlich wie die mittelalterliche katholische Kirche, sage ich jetzt mal. Kannst du noch einmal einen Schritt zurückgehen und uns erklären, unter welchen Schmerzen und mit welchen wichtigen Schritten in diesem Prozess
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sich diese Ethik der Kommunikation dann entwickelt und etabliert hat? In jedem Fall, also zunächst einmal ein Wust, ein Aufbruch und dann gab es Zensurbemühungen, das berühmte Edikt von Worms, wo es dann hieß, also jeder, der Luther-Schriften besitzt, der sie liest, der sie weitergibt,
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das ist das erste richtig ausformulierte Zensurvorhaben, das es gegeben hat in der Welt und da versuchte man, den dann totzuschreigen, also hat man versucht, die Zensur zu umgehen, ganz ähnliche Phänomene wie hier und dann ging es um die Frage, wie bekommen wir eine
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Diskussionskultur, die dann so was wie Repräsentanzen ermöglicht, die eine Vereinbarung ermöglicht, wo nicht alle durcheinander reden, sondern wo am Ende auch ein Ergebnis rauskommt. Man hat da natürlich auch Strukturen etabliert, man hat Ämter etabliert, man hat Repräsentationen etabliert und
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so weiter, aber die Idee, dass der Streit oder die gleichberechtigte Auseinandersetzung auf Augenhöhe ein Wert an sich ist, der sozusagen im christlichen Menschenbild von dem autonomen Menschen steckt, der
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das Recht hat, ich sag's jetzt mal, einem modernen Begriff, auf eine informationelle Selbstbestimmung, das heißt, er kann sich selbst informieren, er kann sich selbst ein Bild machen, er kann sich selbst bilden, das ist die Idee, die nicht mehr totzukriegen war, auch wenn man es versucht hat, mit einer weltweiten Zensur. Jetzt hast du eben den Vergleich
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gezogen zwischen der katholischen Kirche auf der einen Seite und Google der mittelalterlichen. Wir betteln ja auch gegen eine katholische Kirche, die nämlich gleich im Anschluss an uns hier reinkommen wird, deswegen müssen wir aufpassen bei der Formulierung, aber ich habe eben eine Frage dahinten
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gesehen, ist die jetzt, passt die gerade rein? Wahrscheinlich schon, deswegen frag du. Ich sehe sozusagen, ich sehe eine Analogie auf der einen
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Seite, ich sehe aber auf der anderen Seite die Analogie sozusagen umgedreht. Das heißt, was handeln wir uns eigentlich mit den sogenannten, wo wir alle beteiligt sind, Sirenen-Servern wie Google
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und Facebook ein. Das sind intransparente Systeme, wo ich sag jetzt mal in der kirchlichen Sprache, am Ende der Fahnenstangen Informatiker, die Priester von heute sitzen, die mir nicht sagen, nach welchen Kriterien sie ihre Algorithmen programmieren. Das heißt, wir sehen, wir haben da eine
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Struktur, wir finden wieder eine Struktur vor, wo es, wenn sie sich die katholische Kirche im Mittelalter angucken, die hat das Leben der Menschen von der Wiege bis zur Bahre beherrscht. Die hat in der Beichte die intimsten Geheimnisse gewusst. Die Leute haben sozusagen, hatten das
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gesammelte Deutungssystem über das Leben der Menschen. Und ich weiß nicht, ob wir uns mit diesen Weltfirmen und mit diesen Sirenen-Servern nicht ähnliche Strukturen heute wieder einhandeln und ob wir nicht reformatorisches Gedankengut brauchen, um zu sagen, wir müssen uns dagegen wappnen, wir
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müssen neue Ideen aus der Theologie holen oder aus der Philosophie, aus der liberalen Philosophie, um zu sagen, wir decken das auf, wir fordern Transparenz, wir wollen nicht, ich meine, es gibt ja genügend Zitate, die Kirche Google sagen, ja, es ist ja nicht meine Idee, dass das
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sozusagen religiöse Allmachts- fantasien sind, die diese Firmen haben, auch mit Welterlösungs, wir werden alle Probleme dieser Welt lösen. Sie können die Zitate aneinander fügen. Da muss man sagen, da ist die Bibel arm dagegen, was sie über Gott sagt, wenn man guckt, was Google über sich selbst sagt. Kleinen Moment, ich mache das mit
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dem Mikrofon, weil unsere Freunde von YouTube wollen das Ganze ja dann auch noch später sich einmal anhören. Und auch nochmal, Luther soll ja auch mal gesagt haben, tritt fest, mach's Maul auf, hör bald auf. Also immer ganz kurze Fragen und kurze Antworten. Ich habe mit der Analogie insofern ein Problem als Google und Facebook, jetzt meine ich, wie Sie sagen, die neuen Priester sind,
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aber die, die sich bei diesen Social Media Kanälen artikulieren, sind ja im Moment vor allen Dingen rechtspopulistische Leute. Also gerade die AfD beruft sich ja im Prinzip auf Luther oder auf die Argumente von Luther und versucht ja dem Establishment was dagegen zu setzen. Dasselbe auch in allen anderen Ländern international.
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Und von daher finde ich es schwierig, wenn Sie jetzt sagen, das sind die Priester, wenn doch die eigentlichen Priester, ich sage jetzt mal aus Sicht der AfD oder der Rechtspopulisten, bei ARD und ZDF sitzen und die sich als Befreier finden. Also ich finde Ihre Analogie fast gefährlich und suche so nach dem Punkt, wo wir, wo wir dieser Art von populistischem Erfolg auch
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was entgegenhalten haben. Ich glaube nicht, dass man ein freies Netz weiter oder in irgendeiner Weise das Netz wieder befreien kann, indem man andere zum Schweigen bringt. Das glaube ich nicht, sondern ich glaube, dass man sozusagen mit einer individuellen Ethik, die aus der Theologie kommt und wo es um die Frage geht, was ist denn eigentlich Freiheit?
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Freiheit ist nie eine Beliebigkeit und ein Ding an sich, sondern ist immer gebunden an eine Beziehung, ist immer gebunden an eine Verantwortlichkeit. Zumindest wissen wir das aus der alten Schule der Mensch und Menschenlehre der Christen, dass also Freiheit an sich
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kein Wert ist, sondern der Wert der Freiheit beginnt dann, wenn er in der verantwortlichen Beziehung gelebt wird. Und dagegen zum Beispiel ist man dann. Da muss man dann auch als Netzgemeinde, übrigens auch ein schönes Wort Netzgemeinde, muss man dann auftreten und gegen diese Hassorgien, die da passieren,
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auftreten. Ich glaube nicht, dass das verbieten. Es gibt auch Dinge, die verboten werden müssen. Dafür haben wir Strafgesetze. Ja, ist klar. Aber verbieten wird nicht helfen. Wir müssen zurechtkommen damit, dass wir eine Weltgemeinschaft haben inzwischen, die sich zu artikulieren kann. Und wir müssen zusammen Regeln finden,
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aus welchen Wurzeln auch immer philosophischen, theologischen, technischen auch, wie man die Kommunikation humanisiert, zivilisiert und das abstellt, was uns zurzeit einfach kontaminiert, die ganze Kommunikation vergiftet.
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Wir hatten eine weitere Wortmeldung. Ja, ehrlich gesagt, ich bin jetzt gerade ein bisschen sprachlos bei dem, was hier abläuft. Eine abgehobene etwas ein bisschen Adlerfrage sozusagen. Ich habe hier ganz viele Floskeln Allgemeinplätze gehört, angefangen von die Rechten, äußern sich bis hin zu Kontaminierung der Kommunikation.
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Inwieweit sind Sie digital aktiv und wie weit haben Sie eigentlich das Gefühl, dass Sie selbst ein Verständnis dafür haben, was in der digitalen Welt eigentlich derzeit passiert? Sie hören vielleicht mein Zweifel in der Frage. Ich bin nicht auf Facebook und ich bin nicht auf Twitter. Mache ich nicht.
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Das mache ich mit meinen Studenten und das machen meine Studenten mit mir. Aber ich für mich verweigere das. Und da geht er wieder. Tschüss. Ich hatte es befürchtet, dass wir dass wir 500 Jahre nicht in eine halbe Stunde kriegen
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und Sie erst recht nicht. Was wir versuchen wollen, ist nicht zu klären. In welcher Weise Facebook mit Luther zu vergleichen ist, sondern was wir machen wollen, ist zu versuchen, wo die Antworten der Religion auf die Fragen von heute liegen, was ich für einen sehr ertragreichen Versuch halte.
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Sie haben an einem Du hast an einem Papier mitgearbeitet, einem Impulspapier, das die evangelische Landeskirche Bayern geschrieben hat, in dem viele Fragen stecken. Darauf gehen wir gleich noch ein. Wir haben ja nur noch mit zwölf Minuten. Wir gehen aber, wenn es was sagen. Ich würde gerne diese also gehen wir noch mal durch die Powerpoint.
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Ich finde, wir sollten einfach auch diese diese religiösen Sprachspiele, die in dieser Internetwelt schon von Anfang an zu Hause sind, noch mal angucken. Das ist ja nicht meine Idee, dass man das theologisch betrachtet, sondern das sind ja eigentlich die Ideen von diesen Menschen wie der Lanier zum Beispiel, der, wenn du das mal weiter machst,
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wenn der erzählt, wie er zum ersten Mal seinen Vortrag 1994 zum ersten Mal einen Vortrag schreiben musste über die Konsequenzen des Netzes und was das eigentlich bedeutet. Der gehörte ja selber zu den Aktivisten, Mit-Erfindern auch vor allem von Musikplattformen.
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Und dann hoffte der eben auf ein Netz, dass es demokratisch schön und spirituell war, hoffte er. Und dann schreibt er und als er diesen Vortrag vorbereitet, wacht er nachts auf und dann sprach er ein Gebet, schreibt er selber, weil normalerweise betet er nicht. Aber als ihm klar wurde, wie groß diese Aufgabe ist
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und wie schlimm es ist, wenn wir das verbocken, schreibt er dann an der Stelle. Da fiel ihm dann nichts anderes ein. Da fängt es schon an, aber das deutlich wird, dass diese Technologie schon eine Aufgabe ist, die einen Menschen beinahe fordern oder überfordern kann.
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Wenn du noch mal weitermachst und der Assange, der der sagte, was wir jetzt allerdings erleben, ist, dass wir eine neue Gottheit sozusagen generieren. Und das ist die nationale Sicherheitsmassenüberwachung Gottheit nach dem Motto Wir beobachten dich,
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wir sehen dich, wir können jeden Schritt von dir nachvollziehen. Auch da kommt diese Analogie oder dieser Vergleich vor. Dann hast du davon gesprochen, dass es ja Bibelzitate gibt, die in ähnlicher Weise genau das aussagen, was zum Beispiel der Assange da gerade gesagt hat. Und jetzt will ich mal dazu überleiten, zu fragen,
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wo wir denn aus der Religion die Antworten herbekommen können auf die Fragen, die da gerade so durch den Raum schweben. Also in jedem Fall, ein paar Grundideen sind. Das erste ist das Menschenbild eines selbstbestimmten und freien Menschen.
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Dem widerspricht die Vorstellung einer Vermessung durch Algorithmen, widerspricht die Vorstellung des Profiles und des Targeting, wo die Leute im Grunde genommen als Kunden eingeordnet werden. Und die Frage, also auch ein zutiefst religiöser oder christlicher Gedanke,
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dass ich jeden Tag neu anfangen kann und ein anderer werden kann. Was bedeutet das? Das ist eine Frage. Was bedeutet das angesichts eines Netzes, dass meine gesammelte Biografie, also zumindest die Biografie der jetzt heute 25-Jährigen dokumentiert und wo es keine unbeobachteten Jahre mehr gibt
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und wo auch die Möglichkeit dann irgendwie neu anzufangen auf jeden Fall sehr viel schwieriger ist. Also was bedeutet neu anfangen? Umkehr sagt man in der Theologie. Was bedeutet, ein freier Mensch zu sein, freies Menschenbild, ein selbstbestimmter Mensch zu sein, wenn ich in einer Kommunikation
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das Welt lebe, die jeden, der da drin ist, vermisst und als Kunden vermisst und einordnet. Also das da entsteht sozusagen aus der Religion eine Widerstand. Wir müssen diesen freien Menschen, müssen wir weiter behaupten und leben.
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Und wir müssen damit auch Kritik an Systemen, die in der in der Netzkommunikation entstehen, üben, die selbst intransparent sind und das, was zum Beispiel der deutsche Datenschutz aus der Menschenwürde ableitet.
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Ich muss wissen, was andere über mich wissen. Das ist der Grundsatz des deutschen Datenschutzgesetzes. Und das ist ein Grundsatz der Freiheit, dass ich weiß, was andere über mich wissen. Und da denke ich, muss aus den Kirchen auch und aus der Religion Widerstand entstehen gegenüber, ich sage jetzt mal,
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Menschenvermessungen und menschenverachtenden Strukturen. Evgeny Mozarov sagt, die spirituelle Weide schrumpft durch das Netz. Ihr habt auf diese Schrumpfungen insofern reagiert, als ihr im Mai 2015 ein Impulspapier veröffentlicht habt mit dem Titel Das Netz als sozialer Raum.
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In diesem Papier macht ihr im Grunde etwas ähnliches. Du hast das Team geleitet, hast das dann auch an verschiedene Leute aus dem Netz geschickt mit der Bitte um Feedback. Im Grunde macht das Papier etwas ähnliches und sagt, wenn wir ausgehen von der Reformation und von den Analogien, über die wir gerade gesprochen haben, denkt ihr darüber nach,
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welche Antworten die Religion auf die Fragen von heute finden kann. Jetzt reden wir über Unternehmen wie Google und Facebook, die auf der einen Seite sagen, wir stellen Infrastrukturen bereit, sich aber einigermaßen aus der Verantwortung stehlen,
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sich davor drücken, auch dem Maß an gesellschaftliche Verantwortung gerecht zu werden, das mit ihrer schieren Größe einhergeht. Ich stelle mir vor, die Religion als was für mich auch überraschend war, weil ich auf die Idee selber nicht gekommen wäre, bis ich dein Buch gelesen hatte. Die Religion könnte als eine Instanz
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zwischen Politik und Gesellschaft einerseits und Unternehmen andererseits so eine vermittlere Rolle einnehmen, die dadurch entsteht, dass die Kirche historische und gesellschaftliche Authentizität und Glaubwürdigkeit hat. Jetzt sind deine Einsichten im religiösen Kontext
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keine Floskeln, wie Knüver das eben formuliert hat, sondern gelebte Wahrheiten. Wie kann man denn aber jetzt das, was in der Religion zirkuliert, so in die Netzphäre übersetzen, dass daraus Handhabbares und Nutzbares Wissen wird? Also was wir auf jeden Fall...
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Ich muss kurz sagen, letztes Statement bitte, was wir auf jeden Fall mit diesem Papier wollten, ist im Netz zu finden, ist Schulterschluss mit der Netzgemeinde, mit den Leuten, die sich wirklich in dieser digitalen Welt bewegen und auskennen und mit der leben. Ich denke, dass es auch ein Generationenprojekt ist.
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Ich denke, dass meine Generation, die sozusagen in der Nachkriegsära angefangen hat, nachzubuchstabieren, was es bedeutet, in demokratischen Zusammenhängen zu leben, was das für eine Verantwortung bedeutet. Wenn man das im Generationengespräch mit den jungen Leuten, die sich jetzt im Netz bewegen, sagt,
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ich habe die Werte und du hast die Know-how in der Technik, lass uns das zusammenbringen. Und ich denke, dass die Kirchen an dieser Stelle Lust haben und sollten sich da in Schulterschlüssen mit der Netzgemeinde zusammenzutun, weil es geht um unsere gemeinsame Gesprächsbasis
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in unserer Gesellschaft. Und da geht es nicht darum, dass die Kirche eine nette Website hat, sondern es geht darum, dass man sich um die Gesamtkommunikation in diesem Land kümmert. Und das ist mein Anliegen. Leider ja. Vielen, vielen herzlichen Dank,
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Johanna Haberer und Kai Schächte. Applaus.