Das Kulturelle Gedächtnis und die digitalen Geisteswissenschaften
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Formal Metadata
Title |
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Title of Series | ||
Number of Parts | 234 | |
Author | 0000-0003-3697-9241 (ORCID) | |
License | CC Attribution - ShareAlike 3.0 Germany: You are free to use, adapt and copy, distribute and transmit the work or content in adapted or unchanged form for any legal purpose as long as the work is attributed to the author in the manner specified by the author or licensor and the work or content is shared also in adapted form only under the conditions of this | |
Identifiers | 10.5446/32962 (DOI) | |
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Abstract |
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re:publica 2017205 / 234
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Computer animationJSONXMLUMLLecture/Conference
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EULER <Compiler>DOSZugriffARCHIVE <Programm>FortschreibungDigital signalLecture/ConferenceMeeting/InterviewComputer animation
01:41
Lecture/ConferenceComputer animation
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KommunikationEnergy levelForm (programming)Digital signalLecture/ConferenceMeeting/Interview
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Quantum stateORIGIN <Programm>Digital signalListe <Informatik>Lecture/ConferenceComputer animation
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Lecture/Conference
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InformationBIENE <Computer>EnergieACCESS <Programm>Set (mathematics)GRADELecture/ConferenceMeeting/Interview
09:30
InformationDigitizingCarry (arithmetic)Link (knot theory)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
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Energy levelLink (knot theory)Grand Unified TheoryLecture/ConferenceMeeting/Interview
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Object (grammar)PixelDigitizingSchaleDigital mediaLecture/ConferenceMeeting/Interview
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Set (mathematics)ARCHIVE <Programm>Meeting/Interview
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Link (knot theory)Digital signalDigitizingMeeting/Interview
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SchaleWeightDigitale DatenMeeting/Interview
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Digitale DatenComputer scienceLecture/ConferenceMeeting/Interview
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ZugriffMoment (mathematics)Meeting/Interview
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PDF <Dateiformat>Sound <Multimedia>Digital librarySource codeMeeting/Interview
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EditorSchaleState of matterInternetComplete metric spaceMeeting/Interview
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Moment (mathematics)VelocityInformationInternetDatabaseGAG <Compiler-Compiler>WritingDigital signalMetadataContent (media)Lecture/Conference
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IntranetSoftwareSimilarity (geometry)Assistent <Programm>ZugriffMetadataARCHIVE <Programm>Meeting/Interview
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Lecture/Conference
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Graphical user interfaceDigital signalLecture/Conference
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HANS <Datenbanksystem>SummationTOUR <Programm>Punched cardInformationMobile appInterface (computing)
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ARCHIVE <Programm>Eigenvalues and eigenvectorsMoment (mathematics)Outline of industrial organizationObject (grammar)Direction (geometry)Gebiet <Mathematik>Lecture/ConferenceMeeting/Interview
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Digital object identifierTOUR <Programm>Interface (computing)Insertion lossContent (media)Lecture/Conference
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TOUR <Programm>GoogleHigh availabilityLecture/ConferenceMeeting/Interview
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Digital object identifierTOUR <Programm>DatabaseNegative numberTEXImage organizerDatabaseLecture/ConferenceMeeting/Interview
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TOUR <Programm>StreckeHigh availabilityDatabaseDigital signalPerspective (visual)DatabaseLecture/ConferenceMeeting/Interview
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TOUR <Programm>DatabaseInterface (computing)File formatWindows RegistrySupremumLecture/Conference
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EditorInternetMeeting/Interview
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Digital object identifierTOUR <Programm>Energy levelInternetLecture/Conference
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TOUR <Programm>Digital object identifierAssistent <Programm>ZugriffDirection (geometry)InternetMoment (mathematics)Similarity (geometry)Meeting/InterviewLecture/Conference
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TOUR <Programm>Digital object identifierPublic domainZugriffLecture/Conference
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TOUR <Programm>Digital object identifierData storage deviceLecture/Conference
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DemosceneData modelCodeTor <Netzwerk>Insertion lossDigital signalLecture/ConferenceMeeting/Interview
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TOUR <Programm>Computer wormChain ruleNoten <Programm>Lecture/Conference
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TOUR <Programm>GoogleStrategy gameAnalogyInternetARCHIVE <Programm>Lecture/ConferenceMeeting/Interview
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BootingDemosceneTor <Netzwerk>Lecture/ConferenceMeeting/Interview
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GoogleForceMusical ensembleIntelLecture/Conference
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InformationICONDigitizingEnergy levelVersion <Informatik>Object (grammar)iPadMeeting/Interview
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TOUR <Programm>Lecture/ConferenceMeeting/Interview
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File formatMicrosoftProgrammer (hardware)MetadataDatenformatNullMagnetic tapeMoment (mathematics)Object (grammar)Context awarenessWORD <Programm>Lecture/ConferenceMeeting/Interview
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TOUR <Programm>ALT <Programm>Meeting/InterviewLecture/Conference
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TOUR <Programm>Digital signalMobile appLecture/Conference
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Expert systemLinieLecture/ConferenceComputer animation
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Quantum stateInternetFile formatHigh availabilityInterface (computing)Film editingSimilarity (geometry)Computer networkInformationARCHIVE <Programm>ExponentiationDatabaseLecture/ConferenceMeeting/Interview
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MomentumAlgebraic closureHausdorff spaceHard disk driveDigital signalLecture/Conference
58:30
Computer animation
Transcript: German(auto-generated)
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So, mache ich gerne. Wir warten noch, dass der Presenter funktioniert, dann können Sie es auch hinter mir sehen.
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Ich habe die Namen der hier anwesenden Panelistinnen nochmal an die Wand geworfen. Ich habe ein spannendes Podium und gemeinsam wollen wir zum kulturellen Gedächtnis digital und den Digital Humanities diskutieren.
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Aber erstmal auch eine Gretchenfrage, das würde mich schon interessieren. Ich will mal ein Stimmungsbild einholen. Wer kennt denn die Deutsche Digitale Bibliothek und wer hat auch schon damit gearbeitet? Alle Hände hoch. Okay, das ist ausbaufähig. Da können wir noch beim nächsten Mal vielleicht mehr Hände oben haben.
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Dann will ich ganz kurz dazu was sagen. Wir bei der Deutschen Digitalen Bibliothek, wir vernetzen die unterschiedlichen digitalen Angebote aus den verschiedenen Kulturerbereinrichtungen in Deutschland miteinander und machen sie zugänglich, machen sie auch erfahrbar über eine offene
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Programmierschnittstelle, haben aber nicht nur Menschen darauf Zugriff auf die Daten aus den Museen, Archiven, Mediatheken, aus den Einrichtungen der Denkmalpflege, der Wissenschaft und den Bibliotheken, sondern auch die Technologien. Und auf diese Art und Weise wird kulturelle Fortschreibung auch im Digitalen ermöglicht und damit ist die Deutsche Digitale Bibliothek
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ein Beitrag der Gedächtniseinrichtungen dazu, dass das kulturelle Gedächtnis auch im Digitalen funktioniert. Und damit sind wir eigentlich schon mittendrin in der Diskussion. Ich will aber noch mal einen Schritt zurückgehen und sicherstellen,
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dass wir auch alle vom selben sprechen und dass wir alle das selbe Verständnis darüber haben. Was ist das überhaupt, das kulturelle Gedächtnis? Das wird gerne mal auch synonym verwendet mit dem kulturellen Erbe, durcheinander geschmissen, aber während das kulturelle Erbe quasi beschreibt, was wir von unseren Vätern ererbt, um vielleicht mit Goethe zu zitieren.
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Also was aus der Vergangenheit, kulturelle Objektivation, ist das kulturelle Gedächtnis eher ein Prozess und beschreibt sozusagen, wie diese kulturellen Artefakte auch in die Zukunft transportiert werden und kommuniziert werden,
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anschlussfähig gehalten werden von den Gedächtnisinstitutionen, denn sie sind es, die quasi diese Kommunikation sicherstellen, die garantieren, dass das kulturelle Gedächtnis funktioniert und kulturelles Erbe auch in der Zukunft verfügbar ist und anschlussfähig bleibt.
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Und ohne diese kulturellen Speicher hätten wir die verschiedenen Formen der kulturellen Renaissance, der Erinnerung, die wir sozusagen jedes Mal erleben, wäre die nicht möglich, deswegen brauchen wir diese kulturellen Speicher. Und beim Übergang ins Digitale aber stellen sich ganz verschiedene Fragen, so verschieden sind sie aber nicht,
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wie der Mediumumbruch an sich unterschiedliche Herausforderungen an die Gedächtnisinstitutionen hat, sondern im Grunde genommen sind es Fragen, die sich in ähnlicher Weise den unterschiedlichen Gedächtnisinstitutionen stellen und wir wollen zwei Leitfragen heute hier diskutieren und das ist zum einen die Frage,
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was muss auch vom Vergangenen digital verfügbar sein, damit es anschlussfähig bleibt, wer kümmert sich darum, wo wir ja im Digitalen immer mehr ein Verschwimmen der Zuständigkeiten aufgrund Konvergenz haben
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und die zweite Frage, eine ganz wichtige Frage ist, was von den originär digitalen kulturellen Äußerungen, also von den Born Digital muss im kulturellen Gedächtnis erhalten bleiben, bewahrt werden und wie, damit wir nicht in ein digitales Mittelalter hineinsteuern und nicht zuletzt,
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was hat das alles mit den Digital Humanities zu tun. Und bevor wir jetzt anfangen mit der Diskussion und wir beginnen mit der ersten Leitfrage, also was muss vom Vergangenen auch digital verfügbar sein oder sollte verfügbar sein,
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möchte ich jedem der Panelistinnen, die hier mit mir auf dem Podium sitzen, die Möglichkeit geben zu einer kurzen Einleitungsfrage auch ein kurzes Statement abzugeben und ich beginne mit Luciano Floridi, zu meiner Rechten, Luciano Floridi ist Philosoph,
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er arbeitet in Oxford am Oxford Internet Institute und er hat auch verschiedene spannende Ämter inne, er ist auch im Google Board, zum Recht auf Vergessen, er hat ein spannendes, vielbeachtetes Buch geschrieben, Die vierte Revolution und in diesem beschreibt er die Fragen, die sich uns als Gesellschaft stellen,
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bei der Entwicklung der Computertechnologie und immer wieder in seinem Buch erscheint eine Historikerin aus der Zukunft, Alice, die rückblickend sich bestimmte Fragen stellt und Luciano, wenn diese Historikerin,
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wenn Alice in der Zukunft auf unser kulturelles Gedächtnis schauen würde und sie müsste feststellen, dass aus dem 21. Jahrhundert eigentlich wenig aus Europa verfügbar ist, dass wir da ein schwarzes Loch haben oder dass nur bestimmte Fragen sozusagen Einfluss darauf genommen haben,
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eher rechtliche oder finanzielle, was überhaupt vom Vergangenen digitalisiert werden konnte, wie würde sie darauf reagieren oder was würde sie dazu sagen?
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Mein rückblickender Deutscher, ich habe mir vorhin gesagt, dass es immer besser wäre, wenn ich die Frage in Englisch beantworten würde, langsam zu sprechen, damit alle folgen können.
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Normalerweise spreche ich nicht so langsam, als Italiener tende ich die Wörter auf den anderen aufzupacken. Also versuche ich mein Bestes, nicht zu schnell zu gehen. Alice in der Zukunft, und was wird sein Reaktion zu dem, was sie in der Vergangenheit von der Vergangenheit gesagt hat,
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wenn es um das Recht oder die Legislatur, generell gesagt, erlaubt oder nicht erlaubt? Es gibt ein optimistisches Szenario, in dem Alice sehr dankbar ist. Sie ist dankbar für die vorwärtsam, intelligent, konstruktive Legislation,
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die ihr ermöglicht, freie, beliebige Zugang zu dem Pastor zu haben, nicht nur sich selbst, sondern auch der Menschheit. Das Szenario ist in Sicht, wir können da her. Es ist möglich,
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ich bin mir nicht sicher, ob es möglich ist. Es gibt ein anderes Szenario, das ein bisschen realistischer sein könnte, und das ist, wo Alice schuldig zurückguckt und fragt, was wäre, wenn sie all diese lege Fehler nicht gemacht hätten? Was wäre, wenn die
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Verwaltungen nicht über die Erneuerung von Herzen als Kultur, als etwas, das wir alle teilen,
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das nicht unbedingt durch das Ökonomische Interesse regelt? Und in diesem, vielleicht etwas pessimistischen, realistischen Szenario, in diesem Kontext, ist es leider nicht viel anderes, was wir tun können, denn was wir nicht erlaubt haben, von analoge bis digital
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zu accessibel zu sein, ist verletzt. Einige Verletzungen, wenn ich hier stoppe, werden vielleicht nicht so schmerzhaft sein. Alice, ich erinnere Sie, wird nicht oder kann nicht mit der Twitter-Kampagne,
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die vor langer Zeit von dem verrückten amerikanischen Präsidenten gearbeitet hat, verletzt. Vielleicht ist das nicht so schlimm, aber sie hat auch alle Informationen über diesen wundervollen französischen Präsidenten verloren, der ein paar Monate später die Euro
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und Europa als Projekt retten. Also Sie können sehen, dass es Dinge gibt, die wir missen werden, wenn wir dies nicht vorsichtig spielen. Ich glaube, das ist eine sehr wichtige Frage. Ich glaube, es ist eine sehr wichtige Frage, um auch zu schaffen, dass Alice die notwendige Information verfügbar hat. Wo wir weniger
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Schwierigkeiten haben bei der Übertragung und Digitalisierung, das ist bei den Antiken, bei den Sachen, wo keine Rechte mehr drauf sind, wo wir nicht erst offentlich Rechte klären müssen, damit wir die Dinge digitalisieren können, sondern die gemeinfrei sind,
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die wir also ohne weiteres wie hier abbilden können und damit ins kulturelle Gedächtnis übertragen können. Was aber passiert bei dieser Übertragung, bei einer Übersetzung sozusagen in ein anderes Medium? Mit der Frage möchte ich überleiten und diese
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Frage auch direkt weitergeben an Luca Giuliani zu meiner Linken. Luca Giuliani, von Ihnen ausgesehen Rechten, ist Rektor am Wissenschaftskolleg. Er war in seinem
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früheren Leben auch Kurator oder Sie waren Direktor bei der Antikensammlung den Staatlichen Museen zu Berlin. Sie sind auch Professor der Archäologie und Sie haben ein sehr spannendes Buch geschrieben, was diesen Übergang beschreibt. Anhand
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eben von Bildern auf Antiken haben Sie untersucht, was bei dieser Übersetzung der Transport von Mythen über Bildern passiert. Vielleicht können Sie das ein bisschen weiter ausführen oder können auch beschreiben, was Sie sehen für das kulturelle Gedächtnis
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Also zunächst würde ich sagen, es gibt eine Vielzahl von Medien. Es gibt Texte, es gibt Bilder, es gibt Objekte, es gibt alle möglichen unterschiedlichen Gattungen und das lässt sich nur sehr bedingt gleichsetzen mit dem Wechsel von analogen zu digitalen Medien.
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Im Fall von dieser Schale weiß ich zum Beispiel, dass die Schale in München ist und dass sie um 530 vor Christus gemalt worden ist in Athen. Aber ob das Bild jetzt analog oder digital ist, weiß ich nicht, das sehe ich gar nicht. Da müsste ich in die Pixel reingehen und gucken, wie das Bild gespeichert ist. Das Bild selber ist natürlich ursprünglich ein analoges Bild und wahrscheinlich ist es in dieser Form jetzt digital gespeichert. Aber das
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spielt für den Nutzer, für mich und für Sie eigentlich eine marginale Rolle. Und das ist glaube ich bei vielen, sehr oft bei der Digitalisierung der Fall. Für den Nutzer ist, ob das jetzt eine digitale oder eine analoge Vorlage ist, vergleichsweise unwichtig.
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Noch etwas zum kulturellen Gedächtnis. Ich glaube, das ist eine Erscheinung, seitdem es Bibliotheken gibt, seitdem man Gegenstände aus der Vergangenheit sammelt. Sobald die an einer bestimmten Stelle gesammelt werden, besteht das Risiko,
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dass das, was nicht gesammelt worden ist, der Vergessenheit anheimfällt. Also überall wo sie Archive bauen. Archive sind eigentlich Maschinen zur Beförderung des Vergessens dessen, was nicht archiviert worden ist. Und so funktioniert Gedächtnis. Das geht nicht anders. Wir können uns nicht alles merken. Das heißt, jedes Speichern, jede Form von
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Archivierung ist selektiv und betrifft eine kleine Menge dessen, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten. Und der Rest geht natürlich verloren. Glücklicherweise, glücklicherweise. Denn wenn nichts verloren ginge, wenn wir uns alles merken würden, dann
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wären Sie allesamt und sonderst in diesem Raum maßlos überfordert und grenzenlos unglücklich. Ja, ein wichtiger Aspekt. Wahrscheinlich brauchen wir nicht nur eine Strategie fürs Erinnern, sondern wir brauchen auch die fürs Vergessen. Ganz sicher. Wie ist es
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sozusagen, Anne, bei den Digital Humanities? Zu meiner linken zwei weiter sitzt Anne Klammt. Sie ist Geschäftsführerin des Mainz, eines noch jungen Instituts in Mainz zu den digitalen Kulturwissenschaften. Und Anne, ich würde dich gerne fragen,
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was ist das überhaupt, Digital Humanities, und inwieweit brauchen Digital Humanities ein kulturelles Gedächtnis? Und was ist möglicherweise dran an der Aussage eines digitalen Kulturwissenschaftlers, Marie Leroy, der mal gesagt hat, dass bei der Digitalisierung kulturelle Artefakte und Texte sich verwandeln von der Raupe in
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den Schmetterlingen? Ja, guten Tag. Also erst mal möchte ich vorweg sagen, ich bin total begeistert, dass wir hier auf der Republika sitzen vor Bildern einer griechischen, ich hoffe nicht falsch, griechischen Schale. Ich bin auch Archäologin, aber aus einem anderen Bereich. Und ich denke, es ist enorm
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wichtig, dass wir über kulturelles Erbe, über Gedächtnis reden. Denn eins ist ja klar, wenn ich heutzutage nachschaue, wann hat Bismarck gelebt oder wen kannte Mozart, dann muss ich sagen, ich gehe nicht mehr an das Bücherregal. Ich gehe natürlich ins Netz. Und deswegen müssen wir natürlich dafür gewährleisten, dass das, was wir eigentlich irgendwie schon
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erarbeitet haben, auch im Netz ist. Aber Digital Humanities, könnte man jetzt denken, ist es, aber das ist es nicht. Hat jemand schon den Begriff Digital Humanities gehört? Ich gucke mal so rein. Ja, das ist ja schon eine ganz gute Masse, sehr schön. Hat jemand auch mal E-Humanities gehört? Aha, das ist interessant. Gut, danke. Ja, also Digital Humanities
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ist momentan der aktuelle Begriff für etwas, was manche von meinen Kolleginnen und Kollegen als eigene Disziplin sehen. Andere sehen es auch als ein Teil Disziplin. Ich möchte sie damit jetzt aber nicht beschweren. Ich glaube, der Punkt ist, es geht darum, dass wir einerseits digitale Methoden herantragen an geistes- und kulturwissenschaftliche
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klassische Fragen. Welche Vorbilder gab es für den Zauberwerk? Was hat Thomas Mann alles gelesen? Wie hat ihn die archäologische Entdeckung von irgendwas inspiriert? Umgedreht kann es aber auch sein, dass wir geisteswissenschaftliche Fragen an genuin digitale Daten herantragen. Und
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es kann sein, dass wir anfangen, neue Forschung zu machen, die wir vorher tatsächlich ohne digitale Methoden und digitale Daten nicht hätten tun können. Sie sehen also, es ist ein breites Feld. Das Tolle ist, Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler heiraten
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Informatikerinnen und Informatiker. Also jetzt nicht real. Das ist vielleicht auch gar nicht so schön im Einzelfall. Aber methodisch und disziplinär machen wir es. Und das ist was ganz Neues und manchmal auch sehr Anstrengendes. Und es ersetzt auch nicht die alten Geistes- und Kulturwissenschaften, sondern ich denke, es bereichert sie enorm, genau wie es auch die Informatik enorm bereichern kann. Und zu dem
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Bild möchte ich kurz sagen, das ist natürlich ganz toll, wenn man irgendwie sagt, wir haben Daten und die werden jetzt durch digitale Methoden so in Wert gesetzt, dass sie wie Schmetterlinge aufblühen. Das kann auch stimmen, aber ein Schmetterling stirbt auch sehr schnell. Und genau dieses Problem haben wir im Moment auch. Wir produzieren schon
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richtig, ich sage jetzt mal ganz banal, tolle Forschung. Aber ob wir zehn Jahre noch darauf Zugriff haben, ist alles andere als sicher. Also vielleicht wären wir dann manchmal auch lieber eine kleine Raupe. Bewaren zumindest die Raupen daneben. Wichtige Aspekte. Ich gehe
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weiter zu Johannes Teurer. Johannes, du bist Radiomoderator bei RBB, bei Radio 1 und du bringst sozusagen die Weltmusik seit 30 Jahren ins Radio. Du bist auch zuständig für Dismark. Vielleicht kannst du
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selber am besten was zu diesem tollen Projekt machen, über das Musik sozusagen auch ins kulturelle Gedächtnis gebracht wird, weil es sind ja eben nicht nur die Texte oder die Bilder aus den Museen, sondern wir haben eine Vielfalt kultureller Äußerungen, die alle im kulturellen
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Gedächtnis eine Rolle spielen und uns sozusagen auch über die Vergangenheit vieles verraten. Und dazu zählen eben auch die Töne, nicht nur die Musik im Übrigen. Wir haben hier ein Beispiel aus der deutschen digitalen Bibliothek aus dem Naturkundemuseum in Berlin. Das hat
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Tierstimmen zur Verfügung gemacht. Aber wie ist das mit den Tönen? Also warum, Johannes, brauchen wir auch die Musik und im kulturellen Gedächtnis? Und wie können wir das gewährleisten? Guten Tag erstmal. Und ich finde es auch großartig, dass wir das hier
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diskutieren, denn das digitale, ich übersetze das jetzt mal in digital plus online, weil das ist eigentlich das Interessante, also die Nutzung des digitalen Aggregatzustandes dann im Internet. Für Musik hat das eine ganz andere Bedeutung, weil die repliziert wird. Also die Schale da, die muss erst fotografiert werden, dann kommt das Foto ins Internet. Bei der Musik
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ist anders. Ich lade sie runter und dann habe ich sie so da, wie ich sie eben sonst auch im Laden oder sonst wie hätte. Also die Musik kommt mit einer hohen Qualität übers Internet und kann zum Beispiel bei dem Fall von dieser Kröte oder was das jetzt für ein sympathisches Lebewesen gewesen ist, ergänzt werden durch Fotos, Wikipedia-Artikel und ähnliches.
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Ich habe hier in diesem Tag ein File, das eine Vollständigkeit herstellt, die ich bisher so nicht hatte. Es gibt einen qualitativen Zuwachs, der durch Audios im Internet hergestellt werden kann. Natürlich nicht nur dadurch, dass jeder jetzt sein Krötenfoto zu dem Krötensound hinträgt und die miteinander vielleicht konkurrieren oder so, sondern man kann das
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natürlich auch durch Files machen, die automatisch erzeugt werden. Wenn ich heute nach einem Komponisten oder Popsänger oder so gucke in Google, dann stellt Google mir einen Fall zur Verfügung, dass in dem Moment hergestellt wird, ohne dass es jemand angelegt hat. Also da steht dann drin, wie alt er ist, welche Kinder er hat, Frauen und ähnliches, was
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der für eine Biografie hat, soweit die online verfügbar ist. Da werden Datenbanken gelesen in einer unfassbaren Geschwindigkeit und Präzision, weil sie sich miteinander verständigen. Das heißt, die Musik ist über den Sound hinaus mit ihren Beschreibungen, mit
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den ganzen Daten-Salat-Giganten, die ja selber die Musik nicht haben und die Inhalte, sondern die verarbeiten nur die Informationen darüber, dass die daraus was Schickes machen können. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass jeder, der nicht online ist, an seinem Vergessenwerden arbeitet, denn das Internet ist als Verbreitungsform, auch für mich als
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Rundfunkmensch, bärenstark. Also wenn ich was suche für eine Sendung und schnell das brauche, dann gehe ich möglicherweise nicht ins Archiv, sondern hole mir das schnell aus dem Netz runter und lade es mir gleich auf meinen digitalen Sendelaufplan. Das führt dazu, dass jemand, der im Bereich kulturelles Erbe tätig ist, im Grunde genommen schon sich in einem Friedhof bewegt, wenn, sagen
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wir mal, das Zeug nicht digitalisiert worden ist. Also dann ist schon ganz vorbei. Und wenn es digitalisiert wurde, dann muss es in einer Weise beschrieben sein in seinen Metadaten, dass es gefunden werden kann von den Datensalat und den Verarbeitern. Und das ist das Anliegen gewesen von dem Dismark-Portal, das gerade erwähnt wurde. Da ging es darum,
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dass wir quer durch Europa ja große kulturelle Überschneidungen haben, aber die wegen Sprachbarrieren und Ähnlichem nicht austauschen können. Es wäre schön, wenn man die Möglichkeit hätte, zu recherchieren, was haben die anderen denn so. Und das geht los bei meinem eigenen Arbeitgeber beim Rundfunk Berlin Brandenburg. Das, was wir im
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Archiv haben, kann man nur recherchieren, wenn man herkommt, sich mit irgendeinem Assistenten vor das Intranet setzt und dann da autorisiert Zugriff hat. Da haben wir gedacht, dass man die Metadaten nimmt und sie auf einem gemeinsamen Katalog online stellt. Das ist urheberrechtlich überhaupt kein Problem. Technisch nicht so ganz einfach zu lösen für ein einzelnes Archiv, aber mit Geld an der Europäischen Union für
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viele Archive zusammen. Da haben wir also diesen Dismark-Katalog, der online steht, kreiert, der in 30 Sprachen unterwegs ist mit vielen Thesauren und Ähnlichem. Und wir haben aktuell etwas mehr als, ich würde mal sagen, 1500 Labels und vielleicht so um die 100 kulturelle Archive, die dort ihre Metadaten einstellen. Das betreiben wir und jetzt will
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ich eben noch den Wassertropfen da reinmachen. Das betreiben wir seit etwa 2008. Es ist auch mit einer gewissen Weitsicht gemacht worden. Also die Software ist nicht teuer und so. Wir können das schön weiter laufen lassen seit vielen Jahren. Der Nutzen, der davon
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gezogen wird, liegt weit unterhalb von dem, was wir uns damals versprochen haben und auch bis heute versprechen. Es ist so, dass sich die Daten anbieten für eine Nutzung, aber es wird damit nicht so viel gemacht, wie man sich das eigentlich wünschen würde. Spannend, du hast jetzt auch ganz viel schon gesagt zu der Frage, wie muss es auch zur Verfügung stehen, in welcher
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Qualität und natürlich möglichst umfangreich beschrieben. Es muss vernetzt werden können. Das ist ja erst das Tolle, dass es dann auch mit anderen Medientypen also den Texten und anderen Dingen in Verbindung, in Beziehungen gesetzt werden kann und wir dann auch ganz neue und andere Erkenntnis haben können. Jetzt fehlt
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mir der Stage Moderator. Ich würde nämlich ganz gerne was zeigen und zwar nochmals zur Diskussion. Wir sind ja immer noch in der ersten Leitfrage. Was vom vergangenen, also kulturellen Erbe, sollte und warum und wie verfügbar sein im Digitalen. Es gibt
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da, kann ich nur empfehlen, sich auch runterzuladen für Chrome eine ganz tolle Extension und zwar heißt die Art Up Your Tab und diese Extension zieht Ihnen in Chrome immer dann, wenn Sie ein neues Tab öffnen, automatisch aus dem kulturellen Erbe ein Bild auf den Bildschirm und möglicherweise
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landen Sie dann gar nicht mehr da, wo Sie landen wollten, also nicht bei der FAZ und lesen den Artikel, sondern verlieren sich im kulturellen Gedächtnis und Sie bekommen dann auch eine Information. Sie können dann auch tiefer reingehen. Also ich garantiere Ihnen, wenn Sie diese App haben von Europeaner und Kennisland gemeinsam
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entwickelt, dann kommen Sie nicht mehr richtig zum Arbeiten. Hier wird wirklich abpräsentiert, Vergangenes in einer wahnsinnig spannenden Weise. Aber was kann hier nur gezeigt werden? Hier wird nur reingezogen, was von den unterschiedlichen Kulturerbeeinrichtungen auch in einer guten Qualität, also hochwertigen
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Auflösung standardisiert über freie Schnittstellen, weil nur über diese Schnittstellen funktioniert, auch diese Extension zur Verfügung gestellt wird für uns. Und was was bedeutet, was das bedeutet, das sehen wir hier unmittelbar. Da haben wir natürlich
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Lücken. Und Anne, ich möchte noch mal auf dich zu sprechen kommen, weil wir haben das auch in Mainz vor nicht allzu langer Zeit diskutiert. Ist eigentlich nur das Urheberrecht sozusagen das Problem dabei, kulturelles Erbe online zu kriegen und anschlussfähig
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zu halten? Oder gibt es da noch andere Themen? Und wer bestimmt eigentlich, was digital verfügbar ist und wie? Und was sind die Anforderungen der Digital Humanities? Ja, ja, ein Riesenthema. Tatsächlich haben wir im Januar unter dem hoffentlich provokanten Titel bereit zu teilen, eine
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Gruppe von Leuten zusammengestellt, die eben in Museen, in Archiven, in der Deutschen Forschungsgemeinschaft, also der forschungseigenen Förderungseinrichtung arbeiten und Ellen zusammengebracht und haben ausgehend auch, der kam uns sozusagen zugute von einem konkreten Rechtsfall zwischen Wikimedia und einem
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Museum im Rhein-Main-Neckar-Gebiet, wo es eigentlich darum geht, dass es eine Klage gegen Wikimedia gab, weil Fotografien aus dem Museum von, ich glaube, ein oder mehreren Gemälden bei Wikimedia hochgeladen worden sind und da als gemeinfrei ausgegeben
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worden sind. Und diese Werke haben auch kein Urheberrecht mehr. Das heißt, eigentlich sind sie gemeinfrei, aber das Museum kümmert sich um diese Werke und sagt, da üben wir Hausrecht aus und ihr dürft in unseren Räumen nicht fotografieren und dann werden gemeinfreie Werke eben wieder nicht gemeinfrei, weil in dem Moment, wo man etwas fotografiert, kann man entweder
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sagen, es liegt Urheberrecht drauf, 70 Jahre oder man sagt, es ist mehr eine technische Reproduktion, dann liegen weniger Jahre drauf, denn es ist, glaube ich, Ellen weiß es genauer als Juristin ein Nutzungsrecht. Und da haben wir ein bisschen diskutiert und wir sind sehr schnell dazu gekommen in der Diskussion. Das eine sind wirklich diese ganzen Urheberrechtsfragen. Die sind furchtbar und schwierig, aber ein
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größeres Problem scheint uns eigentlich auch daran zu liegen, dass die Einrichtungen, die kulturelles Erbe aufbewahren, pflegen, erschließen, sich damit befassen, wie man auch etwas eigentlich nach außen geben will. Es gibt ja auch kulturelle Objekte, die man vielleicht nicht unbedingt quer
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nutzen möchte. Also wenn wir, es gibt ja auch Präparate von Menschen aus ehemaligen kolonialen Gebieten und ähnliche Dinge. Und wir sind eigentlich dazu gekommen, dass es auch darum geht, was macht ein Museum? Was ist das Selbstverständnis des Museums? Und wer hilft den Museen und den Archiven und den Einrichtungen
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aktuell eigentlich damit, mit diesen ganzen Problemen umzugehen? Und aus der Sicht der Wissenschaft als Digital Humanities Befürworterin und Managerin muss ich sagen, ich erwarte eigentlich, das muss ich hier so klar sagen, ich erwarte eigentlich von diesen Einrichtungen, dass die, die natürlichen Interessenvertreter
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sind, die sagen, da müssen wir jetzt Klärung haben. Wir brauchen der Rechtssicherheit, wir müssen da politischen Willen haben. Weil natürlich machen Museen nicht das Gesetz. Sie sind aber sozusagen die Interessenvertreter, die sagen können, wir haben einen Auftrag von euch bekommen, wir sollen das bewahren, wir sollen es erschließen und wir sollen es in eine Weise bringen, die
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angenommen wird. Und das ist mittlerweile eben das Online Stellen. Und dann muss man sich zusammenfinden und schauen, dass man da eben Bewegung auslöst und das in einem Sinne löst, der eben dem allgemeinen Interesse entspricht. Das wäre mein Statement dazu. Klare Statement. Aber macht
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es denn tatsächlich, du sagst nein, aber wir sehen das die anderen hier auf dem Podium, macht es denn einen Unterschied, ob jetzt die Inhalte von kommerziellen Firmen genutzt werden oder von Wissenschaftlern sollten die kommerziellen Firmen dafür, wenn sie sozusagen was mit öffentlichen Geldern
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digitalisiert wurde, nicht tatsächlich was zurückgeben und auch dafür bezahlen, was auf der anderen Seite wieder verhindert, was Anne sagt, dass die Sachen dann über offene Schnittstellen auch brauchbar sind für die Digital Humanities. Aber erstmal wird es diskutiert unter dem Schlagwort Privatisierung der Gewinne und
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Sozialisierung der Verluste. Und man will dadurch, man hat ja ein Anliegen verhindern, dass die kommerziellen Firmen und all die Bösen wie Google, dass die dann irgendwie Einnahmen machen auf der Grundlage öffentlicher Gelder. Macht es wirklich den entscheidenden Unterschied, wer die Bilder nutzt, ob das
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die Digital Humanities sind oder ob es die Suche bei Google einfach schicker macht? Also wenn ich da ganz kurz darauf antworten darf, dann gebe ich auch das Mikro sofort ab. Ich muss sagen, das ist, glaube ich, nicht meine Frage. Was mich interessiert, ist eigentlich nicht das Nutzen. Mich interessiert das
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Bereitstellen und das Gewährleisten. Und ich habe eben in der Tat, ich finde das wunderbar, wenn Google sich vieler Themen annimmt. Aber ich habe eben doch ein Problem, wenn kulturelles Erbe, wenn Allgemeingut letztlich von einer Firma erhoben wird und dort auch gelagert wird. Das klingt ein bisschen
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altmodisch. Man könnte ja sagen, Daten sind überspannt zugreifbar. Ist doch alles kein Problem. Aber tatsächlich alle Daten haben sozusagen eine physische Repräsentanz. Und ich frage mich schon, ob es in der Tat wünschenswert ist, dass alles im Prinzip in Privatfirmen Speicher rübergeht. Das glaube ich, ist keine gute Idee. Das ist nicht nachhaltig.
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Und es ist auch angesichts möglicher politischer Entwicklung auch immer die Frage, will man das? Kulturelle Nachhaltigkeit durch Verfügbarkeit der Bilder. Herr Giuliani, wollen Sie da noch was anfügen? Also ich habe wirklich Probleme, muss ich sagen, mit Luca Giuliani
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und Luciano Floridi. Also müssen Sie mal versuchen, hintereinander flüssig zu sprechen. Das ist ein echter Zungenbrecher. Aber ich habe es richtig gemacht diesmal zum Glück. Herr Giuliani. Also die Bildartenbanken haben ja eine interessante Geschichte und die interessante Geschichte, sie sind,
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ursprünglich private Bilder, Datenbanken. Bei Texen ist es ganz anders. Aber Bilder, Datenbanken sind ursprünglich private Bilder, Datenbanken gewesen und eine der größten hat ihren Ursprung in Berlin. Das war ein Mensch, hieß Oskar Bettmann, hat hier Geschichte und Bibliothekswissenschaften studiert und wurde 1930,
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glaube ich, bei der Staatsbibliothek angestellt und fing an, mit seiner Leica 35 Millimeter Bilder abzufotografieren, von Bildern, zu denen er als Angestellter der Bibliothek Zugang hatte. 1933 bekam er Berufsverbot. 1935 wanderte er aus nach New York mit 25.000
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Negativen im Gepäck und daraus entwickelte sich aber ein ausordentlich erfolgreiches Bildarchiv, das, ich glaube, 1995 von der Firma Corbis gekauft wurde und die Firma Corbis gehörte und war gegründet worden
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von Bill Gates. Kennt jemand den Namen? Na, es ist interessant, wie viele Leute Bill Gates kennen und wie viele Leute Digital Humanities kennen. Also ich würde schätzen, Bill Gates, da streckt niemand auf, weil das alle kennen. Und bei den anderen haben sich ein paar gemeldet. Ich finde diese Disproportion finde ich interessant.
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Gut, das war ein rein kommerzielles Unternehmen. Inzwischen hat Corbis wieder weiterverkauft. Im Augenblick gehört das Getty Images und Getty Images macht Geschäfte. Das ist ja auch vollkommen legitim, Geschäfte zu machen, nur die unterscheiden dann nicht mehr zwischen Nutzern,
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die aus wissenschaftlichen Gründen ein Bild erwerben möchten und sagen wir mal National Geographic, die halt sich leisten können, Tausende von Dollar für ein Bild und für das entsprechende Copyright zu zahlen. Und diese Kommerzialisierung und diese Ausrichtung auf kommerzielle Interessen schafft Probleme.
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Und die Probleme spielen sich eigentlich ab im Windschatten dessen, was wir Open Access nennen, denn im Windschatten dessen, was wir Open Access nennen und was wir unter dem Stichwort der digitalen unbegrenzten Verfügbarkeit verhandeln. Im Bildschatten,
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im Bildschatten dessen hat sich tatsächlich eine Privatisierung und Kommerzialisierung der Bilder Datenbanken entwickelt, die ich aus wissenschaftlicher Perspektive aussah und sich bedenklich finde. Auch ein klares Statement, aber schafft nicht schon allein die Kommerzialisierung die Probleme, weil es gibt natürlich
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auch Datenbanken und ich weiß nicht mal, ob die Gettys selbst eine solche ist, die durchaus Unterschiede macht und wissenschaftliche Nutzung auf Anfrage durchaus auch ermöglicht. Aber Anna hat ganz klar gesagt, das reicht nicht. Wir brauchen noch freieren Zugang als nur den Zugang auf Anfrage.
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Wir brauchen den Zugang über offene Schnittstellen in freien offenen Formaten und mit offenen, freien Lizenzen. Herr Teurer, wie verhält sich das mit den Bildern und wie ist es aber überhaupt? Die Frage würde ich gerne noch anknüpfen. Wie ist es, wenn wir
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unsere Vergangenheit, unser kulturelles Erbe digitalisieren und in dieser Art und Weise wirklich frei zur Verfügung stellen? Kriegen wir dann nicht möglicherweise auch ein Problem, was so noch gar nicht diskutiert wurde, nämlich eine Rekanonisierung der alten weißen Männer? Und wie verhält sich das dann sozusagen mit Künstlern,
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die eher eine Randständigkeit haben, aber die wir sozusagen auch sichtbar machen müssen? Und wie erreichen wir da eine Gerechtigkeit im kulturellen Gedächtnis? Also da ist sicher was dran, aber es gibt eben genauso gut, dass andere Phänomene, dass Dinge zugänglich werden, von denen man vorher nie geträumt hat,
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dass man sie zugänglich bekommen würde. Sicherlich ist es auch so, dass durch die Wahrnehmung von Rechten alles, was jetzt in Copyright ist, ausgeblendet wird und alles, was außerhalb des Copyrights sich befindet, gewissermaßen aus der Tonne gezogen, das Public Domain,
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eine gewisse Verbreitung dann im Internet bekommen kann. Aber ich spreche ja auch als jemand aus einer Branche, die gerade ihren Untergang vor sich sieht. Also der gesamte Medienbereich wird komplett umgekrempelt durch das Internet. Dadurch, dass der Vertriebsweg jetzt für alle offensteht, passieren ja die absurdesten Dinge.
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Und das sind auch die beruflichen Möglichkeiten. Und es ändert sich alles sehr. Deswegen ist eine Frage in dieser Art heute sicherlich ganz anders zu stellen und zu beantworten als vielleicht in fünf Jahren oder vor fünf Jahren, wo man noch mit sehr viel mehr Selbstbewusstsein sagen konnte, ein Bildarchiv hat einen Wert. Ob es das in absehbarer Zeit noch hat, ich weiß es nicht.
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Bei uns wird das Schallarchiv zum Beispiel ausgemustert und da werden Schallplatten dann auch einfach geschreddert, für die man früher möglicherweise noch viel Geld ausgegeben hätte. Also es gibt da einfach es gibt da einen Übergang. Ich möchte aber auf jeden Fall nicht übersehen wissen, dass das viele Musik uns jetzt erreichen kann,
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die wir dies halt vorher so für uns nie gegeben hätte, aus Afrika, aus vielen Regionen, dass sie verschlagwortet und angenommen werden kann in einer Art und Weise, die auch Kulturen die Chance ermöglicht, sich überhaupt mal darzustellen. Also vorher musste erst der Missionar, Ethnologe oder sonst wie
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irgendwo hinfahren, Aufnahmen machen, die einpacken und dann in Europa jemanden finden, der das so toll fand, dass er das nach Veröffentlichung zugeführt hat. Nachdem dann 20 Jahre vergangen waren und das wirklich nur noch historische Bedeutung hatte, sollte das hier jemand toll finden. Das ist was ganz anderes, als wenn ich heute etwas unter Folklore online stellen kann, das gerade Aktualität hat
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in, weiß ich nicht, Malawi, Bangladesch oder so. Und das finde ich, ist eine ganz tolle Sache. Die Geschichte mit der Kommerzialisierung. Ich meine, wir kommen eben wir kommen eben aus einer analogen Medienwelt und die Dinge werden übersetzt ins Internet und dann eben auch in so einer Art und Weise. Jemand kämpft da einfach
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um seinen Berufsstand auch, denke ich. Und das kann man ihm nicht verdenken. Ich glaube, das ist eher das, was dahinter liegt. Das war ein Votum für Bill Gates und für seinen Berufsstand. Nein, aber aber der, der das, das auf Bildern Rechte liegen hat auch etwas damit zu tun,
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dass also professionelle Fotografen treiben zum Teil einen irren Aufwand. Wenn ich mit meinem Handy danebenstehe und mache das gleiche Bild, weil ich zufällig danebenstehe und ich bin nicht mit einem riesen technischen Salat und so weiter mit Assistenten etc. unterwegs gewesen, um in die Situation zu geraten, dann nehme ich dem plötzlich
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den Job da weg. Das ist etwas, was einfach das sind so Ereignisse, die also das geht mir eher durch den Kopf gegen Bill Gates habe ich an der Stelle überhaupt erst mal nichts einzuführen, soll noch machen. Also das wächst sich aus. Ich gebe sofort auch zurück. Ich will noch mal ganz kurze Diversität auch nochmal was sagen.
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Also ich glaube unbedingt, dass es fantastisch ist, was das Internet uns da auch gebracht hat. Ich möchte aber auch darauf hinweisen, dass wir auch gerade bei dieser Urheberrechtsdiskussion uns auch klar sein müssen, dass wir natürlich da auch ein Weltbild reintragen in Kultur, was weder vor 100 Jahren oder vor 150 oder 300 oder 1000
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Jahren bei uns vorhanden war, noch in jedem Raum der Welt im Moment so sein muss. Das heißt, wenn wir zum Beispiel also wir haben ja das Problem immer wieder, wenn es darum geht, dass zum Beispiel ethnologische aus ethnologischen Museen irgendwelche Teppichmuster oder so genommen werden und in Fashion übersetzt werden, dann haben wir das Problem, dass wir eine Community haben,
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die urheberrechtlich da gar kein Zugriff hat, aber sagt, das möchten wir so eigentlich gar nicht. Also ich glaube, auch da müssen wir Diversität komplett anpacken und auch neue Regeln von uns alle finden, die nicht ausschließlich aus bestimmten Richtungen oder nur aus dem Westen und so weiter kommen können. Ich habe da auch einen Lesetipp bereit zu teilen
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bei der Deutschen Digitalen Bibliothek zusammen mit Anne, einen Beitrag, den es sich vielleicht lohnt, dazu nochmal nachzulesen. Jedenfalls auch die Europäische Kommission ist da sehr deutlich in ihren Empfehlungen und sagt, was einmal gemeinfrei war, soll es auch dann bleiben, wenn es digital ist.
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Also diese Gemeinfreiheit sollte man sicherstellen. Dafür sollen die Mitgliedstaaten Sorge tragen. Ich will übergehen und die uns verbleibende Zeit dazu nutzen, noch die 2. Leitfrage zu diskutieren und zwar die Frage, was von unseren Born Digitals sozusagen auch bewahrt werden muss für die Zukunft
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und transportiert werden muss, wo wir kulturelle Nachhaltigkeit brauchen. Denn ein Grundprinzip von Kultur ist ja die Herstellung von Nachhaltigkeit, Bestandssicherung derart, dass auch zukünftig Zugriff möglich ist auf Vergangenes. Und jetzt ist aber die digitale Welt ganz stark
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durch Überschreibungen geprägt, durch die Gegenwart und selbst im Speichern passiert Löschung dadurch, dass etwas Vorangegangenes überschrieben wird. Und wie wie verhält sich das? Sind wir jetzt auf dem guten Weg ein stabiles, zuverlässiges, vertrauenswürdiges,
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kulturelles Gedächtnis zu schaffen oder werden wir die Kontrolle verlieren und übermannt werden von alternativen, postfaktischen Wahrheiten, sogenannten Fake News, Herr Floridi? Was würde Alice sagen?
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Wir haben vor langer Zeit diese Position verloren. Und das war die erste Verlust, die Verlust der totalen Wissenheit. Ich denke, wir haben gerade eine zweite Verlust untergebracht,
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die Verlust der totalen Wissenheit. Es ist jetzt schon ein paar Jahre her, seit wir alles, was wir auf den Rekord die sogenannten Voll-Backup-Illusion. Also haben wir unvergesslich keine totalen Wissenheit und keine totalen Erinnerungen.
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Nach diesen zwei Verlusten wird das, was wir von hier bis dort, vom Present bis zum Zukunft eine Strategie werden. In der Vergangenheit hatten wir eine Strategie um Dinge zu rekordieren.
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Ansonsten, wenn man etwas auf den Rekord legte, war es weg. Heute sind wir mehr von dem Analog in die Digitale. Die Strategie ist mehr eine Strategie des Erlösen. Die Digitale, weil es digital ist, selbstverständlich zwingt es sich an.
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Imagine deine E-Mails, deine SMS, deine Fotos auf deinem Handy und so weiter. Es ist für uns, die meisten der Zeiten, zu entscheiden, was erzielt wird, was bis zum nächsten Tag So loss of total knowledge, loss of total memory, transition from analog to digital,
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meaning transition from a strategy of recording to a strategy of deleting. What gets saved by whom gets two answers. One, the ideal answer. We have a strategy about it. We think about it. We are open minded. We're so intelligent
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that we will save what needs to be saved for future generations to be happy about our job. What's going to happen? What's going to happen is that we will mess up, as we always have. Some people will save something. Some people will delete
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priceless memories. Some companies will do an amazing job. Some others will be worse than vandal. One thing that I'm sure is going to happen, not for the people here, because we will all be dead by then, but for future generations. Oh yes, mortality is something nobody escapes.
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But for the future generations, I guess some archaeologists will be digging in some corners of Africa where we are dumping all our computers, thinking there are hard disks there, priceless memories that those people were dumping in those corners.
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And with a bit of luck, some of those hard disks in 100 or 200 years will still be readable. And that is the kind of future that is more likely to happen. So any effort towards a more intelligent strategy, what we're doing here today, is very welcome. But we should consider this as a titanic effort.
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In other words, we're going to fail. The point is, how well are we going to fail? How far from here to there are we going to go? There, we're not going to be there. So it would be an illusion to think that we can establish now a perfect strategy to save everything that needs to be saved for future consumption without making any mistake.
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There is the task of a god, not of humanity. Humanity makes mistakes is how well we cope with those mistakes, how much resilience we put in place, how good we are with the second strategy, with Plan B. That will be the real challenge. Plan A, we know it's not going to work.
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So my invitation will be to consider, once we know that, we're going to screw up. What are we going to do about it? Eine Strategie des Vergessens. Und wir werden mit Sicherheit Fehler machen,
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aber das ist auch im Analogen so. Wir haben keine vollständige Überlieferung. Die Frage ist, können wir uns darauf erlassen, dass Google oder andere Firmen sich dieser Sache annehmen? Oder brauchen wir tatsächlich auch Institutionen, Gedächtnisinstitutionen, die sich mit dieser Frage auseinandersetzen? Wir haben hier in Deutschland
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die Deutsche Nationalbibliothek, die eigentlich seit 2006 den Auftrag hat, das Internet zu archivieren. Aber anders als das Internet Archive beispielsweise, hat sie gar nicht den Rahmen umfassend, diesem Auftrag nachzukommen. Und erst seit Kurzem, also erst jetzt gerade, liegt ein Kabinettsentwurf vor, der überhaupt erst
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diesen rechtlichen Rahmen schaffen soll, damit die Nationalbibliothek ihren Auftrag erfüllen kann. Und wie ist das zu bewerten, Herr Floridi, oder wie können wir uns mit diesen Fragen auseinandersetzen? Muss es da vielleicht dann doch wieder einen kommerziellen Anbieter geben, wie Google, der so wie Geschehen
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den Rat des Vergessens vielleicht dann einen Rat für das Gedächtnis einberufen, oder schaffen wir das selber, oder wer ist gefragt? Vielen Dank. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Und es scheint mir so, dass wir weniger fragil
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und weniger riskant werden, wenn wir so viele Tore wie möglich zusammenarbeiten und, sagen wir mal, sehr freundlich unsere kulturelle Heritage für die nächsten Generationen zu verbreiten. Der Punkt hier ist, dass die mehr, die besser.
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Denn wenn wir alles an Institutionen lassen, werden die Institutionen, trust me, ich komme von einem von ihnen, konservativ. Wissen Sie was? Sie werden Shakespeare zuerst retten. Und nein, alles andere kommt später. Private Actors,
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sie tenden sich zu commercialen Interessen zu haben. Unwahrscheinlich. Sie können eigentlich erst Pop-Song retten. Okay, es geht um Shakespeare in der ersten Stelle. Es gibt viel Shakespeare überall. Also eine Konpetition und eine Kollaboration zwischen verschiedenen Gründen würde uns ermöglichen, ein bisschen Resilienz und Redundanz zu haben, das die Risiken weniger
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einen Fehler zu machen, nicht die richtigen Sachen zu retten. Wir sind immer noch ein Risiko, aber zumindest ist es weniger eine Chance, monolinguistisch oder monokulturell oder monoperspektiv auf das zu retten, was für die Zukunft gebraucht wird. Also ich denke, es ist gut, so viele Unternehmen wie Google
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zu haben, oder wer auch immer, anstatt Google, da draußen zu arbeiten, Aber das kann nicht die einzige Kraft sein. Wir müssen robuste Institutionen und Interventionen haben, denn diese Strategie ist für den langen Termin. Ich sehe das nicht wie ein Eben oder ich sehe das
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als Ende, Ende, Ende.
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Ich glaube nicht.
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Also wir können ja, es kommt natürlich darauf an, wovon wir reden. Wenn wir von Texten reden, dann spielt sich beim Übergang von einem Buch in eine digitale Version relativ wenig ab. Ich meine, die einen gehen halt lieber auf die andere Seite. Die anderen gehen lieber mit einem Buch ins Bett, und die anderen gehen lieber
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mit einem iPad ins Bett. Aber das ist eigentlich vollkommen wurscht. Spielt keine große Rolle. Bei Artefakten, bei Objekten, bei Bildern, ist es, glaube ich, grundsätzlich so, dass wir das Objekt selbst niemals digitalisieren. Wir digitalisieren lediglich Informationen über das Objekt. Mehr nicht.
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Und das Objekt bleibt natürlich bestehen. Die digitale Information kann Neugier auf das Objekt wecken und das Objekt wieder auf neue Weise interessant machen. Aber das Objekt erschöpfen kann die Digitalisierung niemals. Ja. Brauchen wir aber
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möglicherweise, das war eine Frage aus dem Publikum, die ich vorab via Social Media, Twitter, in dem Fall eingefangen habe. Und da kam unter anderem die Frage, brauchen wir nicht neben der Trias der existierenden Gedächtnisinstitutionen, Museum, Bibliothek, Archiv, brauchen wir da vielleicht eine vierte Form der Gedächtnisinstitution,
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eine digitale Gedächtnisinstitution. Floridi sagte schon, wenn, dann muss das in Zusammenarbeit passieren, ein und und und. Anne, könnte ein Partner dieser vielen eine digitale Institution sein? Ja, also ich würde noch als und hinzufügen,
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wir brauchen Forschungsdatenzentren. Forschungsdatenzentren langweilig. Aber der Punkt ist, es gibt Daten, die die Forschung erzeugt, die wir alle brauchen, die aber vielleicht tatsächlich erstmal nicht richtig interessant sind und auch nicht unbedingt verwertbar sind. Und was die Bibliotheken
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seit hunderten von Jahren exzellent machen können, ist, dass sie wissen, wie man Daten so anreichert, dass man sie wiederfindet, die Metadaten. Was Museen sehr gut machen, ist, dass sie nicht nur die unersetzlichen und trotzdem häufig viel zu vielsehenden Objekte aufbewahren und immer wieder
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in neue Kontexte und Relevanz setzen. Denn Museen sind Orte, wo Wissenschaft, wo Forschung, wo Kultur Relevanz zeigt. Was wir darüber hinaus aber brauchen, sind tatsächlich Zentren, die sagen können, hallo, wir kümmern uns darum, dass diese Metadaten aktuell bleiben und wir kümmern uns darum, dass die Datenformate aktuell bleiben.
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Sie wissen natürlich alle, dass ein Word-Programm von vor zehn Jahren heute nicht mehr unbedingt gut funktioniert. Es gibt unheimlich viele proprietäre Formate. Das Bekannte ist vielleicht Microsoft Word. Aber in der Forschung haben Sie ganz viele Vermessungsgeräte,
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die Formate ausspucken, die dann nur diese Firma kennt. Und es ist eine technische Herausforderung, das immer wieder zu übersetzen und immer wieder zu übersetzen. Alle zehn Jahre zu migrieren. Und es ist eine enorme Herausforderung, diese binären Dinge, diese Nullen und Einsen immer wieder in eine Form zu bringen,
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die wir auslesen können und sie auch physisch zu erhalten. Dann eins ist ja mal gesagt, diese ganze digitale Welt liegt trotzdem irgendwo auf Magnetbänder. Und diese Magnetbänder sind auch nicht unendlich haltbar. Und wir haben da im Moment Probleme in normaler Art, die Museen und Bibliotheken
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nicht alleine bearbeiten können und auch nicht Rechenzentren, weil Rechenzentren wieder eine andere Spezialität haben. Und da in der Mitte müssten sich, finde ich, Infrastrukturen etablieren, ohne die wir nicht... Also da fahren wir an eine Wand. Danke, Anne. Ich möchte ganz gerne auch dem Publikum die Möglichkeit geben, vielleicht noch mal eine Frage zu stellen
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an dieses spannende Podium, was so in dieser Form auch nicht noch mal zusammenkommt, aber möglicherweise aber auch auf dem Podium fragen. Gibt es irgendwas, was durch meine Choreografie hier vielleicht gar nicht zur Sprache gekommen ist, was Sie aber unbedingt noch unterbringen
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und sagen wollten, Herr Giuliani? Vielleicht nur eins. Also wenn man sich die Speichermöglichkeiten anschaut, das Älteste sind Tonteifelchen. Tonteifelchen können wir heute noch lesen. Die nächste Stufe war Pergament. Pergament ist viel weniger beständig als Tonteifelchen, aber einigermaßen...
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Also das ist gegerbte Schafshaut. Das ist einigermaßen gut haltbar. Das nächste war tolle Erfindung aus dem arabischen Raum Papier. Papier ist unendlich weniger haltbar als Pergament. Und das Neueste sind jetzt die digitalen Speichermethoden.
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Bei jedem Umsteigen verringert sich die Nachhaltigkeit, verringert sich die Halbwertszeit, und zwar rapide. Das ist das, was man Fondschritt nennt. Ja, was unter dem Schlagwort läuft. Je neuer das Medium, desto kurzer die Haltbarkeit. Genau, ich habe auch irgendwo gelesen, dass deswegen jetzt
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ein Memory of the Mankind, was genau das sich zu eigen macht und sozusagen alles noch mal auf Tontafeln speichert und nach dem Motto, wer nicht mitmacht, hat nie existiert. Trotzdem haben wir ja das Digitale, was sozusagen ein On-Life, eine Hypergeschichte, jetzt, wo wir auch mit umgehen müssen und wo wir hoffentlich auch
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eine Form der kulturellen Nachhaltigkeit schaffen. Aus dem Publikum gibt es da noch jemanden, der hier dem hier irgendwie was in den Sinn gekommen ist, was er gerne von dem einen oder anderen Experten hier auf dem Podium noch beantwortet wissen will.
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Hallo, was mir aufgefallen ist bei den ganzen Themen, das klang mir alles sehr nach relativ nationalen oder lokalen Aktivitäten. Gibt es keine Form von, also das ganze Thema Wissensaufbereitung
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ist ja eigentlich kein irgendwie, oder Wissenserhalt, ist ja kein lokales oder auch nur nationales Thema, sondern das ist ja gerade heute in erster Linie ein globales Thema. Gibt es da irgendwelche Vernetzung, Kooperationen? Ja, vorweg ist natürlich eine Frage der Zuständigkeiten, gerade im Kulturbereich.
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Sie brauchen einen Player, der die unterschiedlichen nationalen Anstrengungen bündelt, koordiniert, aber Internet ist immer global. Und sobald Sie was ins Internet und dann auch in guten Formaten über offene Schnitt stellen, ist der Ansatz ein globaler, die globale Verfügbarkeit zu ermöglichen. Herr Theurer, Sie haben sich gemeldet. Ja, es gibt auch, es gibt die Europianer,
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da gibt es also den Verbund dann von solchen Institutionen, die digital in einen Katalog hineinwirtschaften, der europäisch organisiert ist. Ähnliches gibt es in Kanada. Und es gibt so Datenbanken, die sich dann auch miteinander verschwistern werden, irgendwann hoffentlich in absehbarer Zeit. Aber der Hinweis ist insofern ganz interessant,
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als wenn wir sagen wir mal in 20 Jahren oder 30 Jahren zurückgucken auf die Zeit heute, dann werden wir sehen, dass es bereits fantastische Vernetzungen von Informationen gegeben hat, kulturell im Internet, nämlich von welchen die kommerziell angetrieben dort erschienen sind. Bei Amazon und so habe ich eine Recherche, die ist fantastisch, die habe ich gegenüber irgendwelchen
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hochgradig kulturell aufgepumpten und gepimpten Archiven hier einfach nicht. Und da gibt es ein Missverhältnis, von dem ich überhaupt gar nicht sehe, dass irgendjemand die Potenz hat, das aufzulösen, weil unter anderem auch dieser nationale Impetus der Finanzierung dieser Institution ungebrochen, fröhliche Urstände
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feiert und keiner hat damit ein Problem. Okay. Die Zeit ist auch schon leider vorbei. Ich darf aber zum Abschluss allen meinen spannenden Gästen noch was Gedrucktes mit in die Hand geben. Bei der Deutschen Digitalen Bibliothek haben wir eine Schriftenreihe, die viele dieser Fragen auch aufgreift. Sie finden die auch digital
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und können bei der Deutschen Digitalen Bibliothek vielleicht mal nachschauen, kulturelles Erbe digital. Meine Gäste kriegen sie auch gedruckt und haben damit beides im digitalen Gedächtnis, bei sich zu Hause im Regal und auf der Festplatte. Und ich bedanke mich sehr herzlich, sowohl bei der Republika, dass wir Kultur hier aufs Panel gekriegt haben,
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als auch bei meinem Publikum und das Interesse an unserem Thema. Und viel Spaß Ihnen allen weiterhin.