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Diskutieren lernen - Wie die Gesellschaft im post-medialen Zeitalter über ihre Konflikte ins Gespräch kommt

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Diskutieren lernen - Wie die Gesellschaft im post-medialen Zeitalter über ihre Konflikte ins Gespräch kommt
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234
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Abstract
Nach zehn Jahren Facebook stellen wir fest: Die Diskursqualität online ist schlecht, zugleich leisten Institutionen in Medien und Politik immer weniger Integration der Gesellschaft durch lebendige Debatten, weil sie zunehmend ihren Eigenlogiken folgen. Die Zivilgesellschaft muss nun selber ohne Profis lernen, wie sie fair und pluralistisch Debatten führt, und einen Weg dahin könnten die neuen kleinen Demokratie-Initiativen wie Schmalbart zeigen. Anders als Parteien müssen sie keine Macht verdichten, sondern sie bleiben pluralistisch. Offen und vernetzt sind sie vom Selbstverständnis eher lose Gefüge, die zu einer demokratischen Plattform zusammenwachsen könnten.
Mathematical structureKommunikationMoment (mathematics)Computer animationJSONXMLUMLLecture/Conference
BlogMach's principleKommunikationBlock (periodic table)Online-MedienComputer animation
EmailMach's principleComputer animation
BlogMach's principleFacebookSummationBefehlsprozessorSurfaceFRAMEWORK <Programm>Process (computing)Lecture/Conference
KommunikationSound <Multimedia>Block (periodic table)iBookDownloadMoment (mathematics)KommunikationLecture/ConferenceComputer animation
Vapor barrierBeobachter <Kybernetik>Lecture/ConferenceMeeting/InterviewComputer animation
Bindung <Stochastik>Term (mathematics)KommunikationBindung <Stochastik>Identity managementInformationXML
LengthLecture/ConferenceMeeting/InterviewComputer animation
CryptanalysisLecture/ConferenceMeeting/InterviewComputer animation
PositionHypercubeLecture/Conference
Bindung <Stochastik>Computer animation
IP addressSignalHash functionSound effectComputing platformConflict (process)Electrical contactsFacebookDecision theoryMassDirection (geometry)Process (computing)RectangleDrag (physics)XMLComputer animation
User interfaceSocial softwareBindung <Stochastik>FacebookBeam (structure)Lecture/ConferenceComputer animation
FacebookDynamic rangeSocial softwareParadoxMechanism designBindung <Stochastik>Principle of maximum entropyFacebookCovering spaceSound effectDirection (geometry)Hausdorff spaceDynamic rangeLecture/ConferenceComputer animation
Professional network serviceNumerisches GitterElectrical contactsList of anatomical isthmiEnde <Graphentheorie>Lecture/ConferenceComputer animation
DemosceneArtificial neural networkTwitterHöheGraph (mathematics)ZahlPositionKommunikationGebiet <Mathematik>CurveHidden Markov modelNetwork topologyPhysical quantityComputer animation
KanteLecture/ConferenceMeeting/InterviewComputer animation
Meeting/InterviewComputer animation
Transcript: German(auto-generated)
Schönen guten Abend. Ich hoffe man hört mich. Für mich hört sich das gerade so an,
als wenn das alles okay ist. Ganz schön großer Raum. Ich sehe da hinten, nach kaum nach da hinten. Aber gut, Öffentlichkeit öffnen habe ich das mal nach ein bisschen Nachdenken umformuliert. Die Fragestellung, ich habe uns eine Mixed-Two. Lauter? Okay. Ich gebe mein Bestes.
Ich habe den Vortrag mal ganz frech genannt. Öffentlichkeit öffnen. Es geht um die Frage, und das kann ich am Beispiel von Schmalbart erzählen, wie man versuchen kann ein bisschen Strukturen in der Kommunikation zu lösen.
Ich habe das genannt, Gedanken zur Verkapselung von Öffentlichkeit, aber auch scheitern vorgetragen, weil das alles nicht so einfach ist. Moment. Ah, okay. Wieder was gelernt. Also es geht um
Erfahrungen mit Schmalbart, einem Netzwerk gegen Rechtspopulismus. Es geht um Erfahrungen mit digitaler Öffentlichkeit und es geht um die Rolle der Zivilgesellschaft. Zunächst mal, weil das sicherlich nicht jeder
kennt, die Frage, wer ist Schmalbart und was macht Schmalbart? Ich habe Ende November, weil ich ein bisschen verstört war von der Trump-Wahl, beschlossen an einem Spätnachmittag, dass ich einen Blogpost schreibe und dazu aufrufe, dass man etwas tun möge, gemeinsam, indem man versucht,
Gespräche zu führen online, weil ich der Meinung bin, dass man in Online-Medien, die, wie soll ich sagen, also die Problemkommunikation auch viel in Online-Medien stattfindet und man eigentlich etwas an der Stelle dagegen tun müsste. Da trage ich ja hier bei der Republik sicherlich Eulen nach Athen. Für mich war das wichtig, weil ich
mich als Onliner fühle. Das war immer auch mein Beruf in gewisser Hinsicht. Und es hat dann eine Veranstaltung gegeben, wo dann schon über 100 Leute hier in Berlin waren, ein sogenanntes Camp. Also es haben mich sehr, sehr viele Leute angeschrieben. Ich habe gedacht, es melden sich vielleicht 10 oder 15. Ich hatte gar keine konkrete Erwartungen,
aber es haben sich einige Hundert per E-Mail gemeldet. Also ich war sehr überfordert auch in der Situation, weil ich gar nicht wusste, wie ich damit umgehen soll. Und um zu erklären, was wir tun, habe ich mal ein sogenanntes Mission Statement aus dem ersten Camp in
Berlin gemacht. Das war im Januar. Mach mit, Schmalbart ist ein junges Netzwerk für eine faire und sachliche Debattenkultur und gegen Populismus in einer freien und offenen Gesellschaft. Das ist der Versuch, das in einem Satz zusammenzufassen.
So, wenn man das etwas auseinander zieht, dann sieht man nochmal bei der Mission, es geht darum, etwas gegen Populismus zu tun für eine freie und offene, pluralistische und diverse Gesellschaft. Hier gehen schon Begriffsfragen los. Also wofür ist man, wogegen ist man. Darüber haben wir viel diskutiert und das geht um eine bestimmte Art von Debattenkultur. Die Quittung kam
prompt, weil Schmalbart habe ich als Anlass genommen, als die Meldung kam, dass Breitbart nach Deutschland käme, deswegen heißt das Ding auch Schmalbart. Und wenige Tage später gab es dann einen Artikel bei Breitbart online, cash strapped
lefties demand money for anti Breitbart side mit diesem schönen Foto von mir. Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie Breitbart arbeitet, weil dieses Foto habe ich am Heiligabend auf Facebook gepostet, weil ich beim sogenannten Wichteln diesen Hut gewonnen hatte und mit einem ganz amüsanten Kommentar
erwähnt. Breitbart hat das dann aus Facebook aus Facebook gefischt und in die Website getan. Ich habe dann beschlossen, dass ich dagegen jetzt keine rechtlichen Schritte vornehme, weil mir das zu kleingeistig erschien. Aber so arbeiten die auch und dann bin ich auf einmal Journalist und es geht darum, dass wir Geld brauchen. Das ist
richtig. Wir haben auf Steady so eine Funding Kampagne, aber das war nicht das Primärziel. Es gab sehr viel Medienresonanz im Dezember und Januar, bestimmt 30, 40 Artikel, die auch die eine oder andere Fernsehsendung hat über uns berichtet und aus meiner kleinen Erwartung wurde dann schnell eine große Erwartung, wie ich dann wenige Tage später mit Profis aus dem NGO Sektor
fahren durfte. Ist das ein ganz typischer Verlauf? Viele Leute haben gesagt, ja, ich mache sofort mit. Ich kann das, ich kann das, ich kann das und du musst mir nur schreiben und ich bin dabei und ich habe gedacht, wow, was für ein Riesending wird das? Und habe dann gesagt, dass wir einfach nur ein kleines
Projekt machen. Das kann es ja nicht sein, weil dann würden ja über 200 Leute einfach wieder weggehen und habe mir dann was ausgedacht. Das habe ich dann erst Netzwerk genannt und danach Framework, dass man Menschen hat, dass man Ressourcen hat, dass man Tools hat, dass man Know-how, Prozesse hat, wie man das so als online-lastiger IT-Mensch macht. Also man baut ein Framework und auf diesem
Framework werden dann Projekte entstehen. Das war die Idee und es gab dann 15 Ideen für Projekte und dann habe ich gedacht, na ja, 250 Leute durch 15, das ist ja immer noch ordentlich Luft. Man merkt vielleicht an meinem Ton, dass das dann eine Stufe weiter ein bisschen anders aussah. Vielleicht noch eine
positive Nachricht. Wir haben ein paar Sachen geschafft. Wir haben unter voxpopulisti.de einen Blog, wo wir uns mit populistischen oder rechtspopulistischen Angeboten beschäftigen, auf schmalbar.de auch. Wir haben ein paar Veranstaltungen gemacht. Wir haben eine ebook-Serie gestartet. Gerade heute ist das ebook, die neue Rechte kostenlos zum Download bei uns erhältlich. Was ich aber schon mal
gemerkt habe, ist, nachdem ich mich häufig gefragt habe, was erreichen wir eigentlich wirklich, dass ich sehen muss, dass Kommunikation eben auch handeln ist. Also in dem Moment, in dem man da ist, sagen schon viele, oh, da ist etwas und das spornt andere an. Das führt zu einer Wahrnehmung nach außen und zeigt
insgesamt, verändert das eben auch eine politische Sphäre, würde ich mal sagen, weil unser Output jetzt nicht so riesig ist, wie wir ursprünglich gedacht haben. Und wichtig ist eben auch, dass das Handeln von dem einen das Handeln vom anderen bestärken kann. Das haben wir auch in der Gruppe immer wieder erlebt, dass der
eine den anderen gewissermaßen motiviert, da was zu tun. Und was mir auch wichtig ist, dass man das Handeln online nicht abwertet. Es gibt viele Menschen, die sprechen von Kliktivismus beispielsweise. Ich habe auch Gründer von z.B. einer grünen Partei erlebt, die sagten, ja, wir damals, wir haben noch drei Tage in Wackersdorf im Matsch gestanden und
so. Das will ich auch nicht abwerten. Also ich mache mich darüber nicht lustig, aber dann das online aktive abzuwerten, halte ich für problematisch. Also auch online Aktivismus nicht abzuwerten, wäre mir wichtig. Das Experiment, was wir gemacht haben, die Kontakte, viele kennen mich, aber eigentlich auch nicht wirklich. Das sind digitale, sehr, sehr lose
Beziehungen. Es gab keine Format Vorgaben. Es gab eine Ideenliste und daraus etwas zu bauen, was arbeitsteilig ist und was komplexe Projekte machen kann, ist sehr, sehr schwierig. Wir haben gesehen, dass die Projekte, die wir vorhaben, weil z.B. programmiert werden muss, weil Konzepte gemacht werden müssen,
weil Texte wirklich ganz sauber sitzen müssen, weil man sich sonst angreifbar macht, dass das nicht leicht ist. Und jeder Art von Selbstorganisation, gerade in der Anfangsphase, bei mir war auch wichtig, dass ich mich da nicht so als Anführer zeige, ist wirklich schwierig. Wichtig ist, dass man versteht, dass immer zwei Seiten mit
Erwartungen voreinander stehen und wie kommt man jetzt zu einer Verbindlichkeit? Also da muss irgendjemand anfangen, eine Erwartungshaltung auszusprechen oder eine Verbindlichkeit zu artikulieren. Also dieses doppelte Kontingenzproblem, wie man sagt, das tritt da schnell auf. So ein paar Beobachtungen zur
digitalen Öffentlichkeit. Ich habe mal gesagt, hier auf der Republika machen wir da eine Geschichte daraus. Es geht um Vogel, es geht um Igel und es geht um eine Biene und es geht um drei alte weiße Männer, die hier auch eine Rolle. Was ich gemerkt habe, wir haben viel Zeit
damit verbracht, über den Zweck der Veranstaltung zu reden. Also was wollen wir genau? Es gab viele, die gesagt haben, was sind hier die Regeln? Wie kann ich als Schmalbart sprechen? Ist das Wort erlaubt oder soll ich die Formulierung lieber so wählen? Leute haben versucht, so eine Art Credo oder Philosophie zu formulieren, immer wieder Diskussionen, Diskussionen,
Identitätsdiskussionen. Für mich war das überraschend, weil für mich war klar, wir gehen sozusagen nach draußen und artikulieren unsere Meinung. Das ist in einer solchen Organisation offensichtlich nicht so, sondern man verbringt sehr viel Zeit damit, die Identität zu finden und wenn dann neue Personen hinzutreten im laufenden Prozess, gehen die
Diskussionen immer wieder auf oder man verschließt sich. Also dieses völlig flüssige Netzwerk sozusagen ist eine schwierige Struktur. Ich habe mir mal hier den Scherz erlaubt, zu zeigen, das Verhältnis der externen zu den internen Diskussionen, 90 Prozent interne Diskussionen, 10 Prozent externe Diskussionen. Das hat mich zwischenzeitlich zum
Verzweifeln gebracht. Mir ist aber inzwischen klar, woran das liegt. Eigentlich geht es um Vermeidungsstrategien. Man möchte den Konflikt mit den politischen Gegnern vermeiden. Das ist für mich auch nachvollziehbar. Jeder Einzelne ist da vielleicht nicht so scharf drauf und es gibt dann so Ideen zu sagen, naja, Diskussionen müssen intern
bleiben. Das darf nicht nach außen dringen. Wir reagieren hier nicht, weil es einen bestimmten Grund gibt, warum wir jemanden nicht aufwerten wollen. Wir machen etwas nicht, weil es schon andere machen. Das nenne ich mal Vermeidungsstrategien und es gibt auch so Impregnierungsmechanismen, wo man dann sagt,
geht es uns jetzt auch gegen Linkspopulismus oder ist es Allgemeinpopulismus, wo man anfängt, sich auch terminologisch abzuschleifen und aus einem relativ klaren Statement, wir gehen raus und tun, was gegen Rechtspopulismen artikulieren, dass dann sehr schnell etwas Abgeschliffenes wird, was sich versucht, nicht angreifbar zu machen im ersten Schritt, um die
Kommunikation zu ermöglichen. Das fand ich sehr interessant. Das finde ich auch heute noch sehr interessant. Und die Bindung intern findet halt über den politischen Gegner statt. Nun haben wir hier den Punkt Breitbart ist bis heute nicht in Deutschland gelauncht, wird womöglich auch vor der Bundestagswahl nicht mehr gelauncht. Deswegen haben wir immer
die Frage ist unser Gegner sozusagen noch da oder nicht und haben mit seiner Desinformation auch immer wieder zu tun. Dann war für mich auffällig, als wir dann die Veranstaltung gemacht
haben, wo Leute gesagt haben, was machen wir, wenn wir angegriffen werden? Ist es gesichert? Ich habe mit der Berliner Polizei diskutiert. Lange Diskussionen. Kann ich anonym bleiben? Leute haben großen Werte aufgelegt, dass sie anonym bleiben in der Situation. Und dann habe ich gemerkt, die Taktik von rechts geht eigentlich auf. Es gibt so Ansteckungseffekte, dass Leute dann die Frage stellen, was passiert eigentlich, wenn und was
passiert eigentlich, wenn und kann ich wirklich sicher sein und niemand kann wirklich sicher sein, weswegen man dann so Ansteckungseffekte hat. Ich war dann an einem gewissen Punkt tatsächlich auch selbst, als meine Freundin mich fragte, ob sie sich jetzt eigentlich ein Pfefferspray oder so was kaufen soll. Und tatsächlich war bis zu diesem Zeitpunkt gar nichts passiert. Also ich sage das hier
auch ganz bewusst. Ich war für einige Wochen in einer recht exponierten Stellung. Ich habe keine Hassmails bekommen. Ich habe keine körperlichen Angriffe bekommen, keine Anrufe, gar nichts. Es ist einfach nichts passiert. Wirklich nichts. Bis auf ein paar Tweets, die aber jetzt nicht rechtlich relevant waren, würde ich sagen.
Und deswegen ist meine Lektion aus der ganzen Geschichte sich nicht anstecken lassen. Viele Leute haben aus persönlichen Gründen und aufgrund ihrer Rolle sicherlich auch Grundangst zu haben. Das will ich nicht schlechtreden. Aber diejenigen, die sage ich mal zum Beispiel wie ich eher in einer Position sind, wo sie halt körperlich und als Mann in gewissem Alter und so weiter.
Wie soll ich sagen? Also im Zweifel eher ein bisschen angstfreier damit umgehen, sind eigentlich aufgerufen, dann auch nach vorne zu gehen, ist meine Meinung an der Stelle. Und das haben wir in der Gruppe auch gesehen. Wenn die ersten tatsächlich nach draußen gehen, auch mit ihrem Namen. Der Prozess hat ein paar Wochen gedauert. Dann kommen auch andere hinterher. Und das fand ich sehr wichtig in der Situation.
Und deswegen ist meine Lektion vormachen, wer es kann. Und das geht am besten sicherlich immer in der Gemeinschaft. Nach dem medialen Hype. Und deswegen habe ich den Vogel dahin gemalt, weil das ist jetzt so ein bisschen der.
Jetzt habe ich den Namen vergessen. Der Nestbeschmutzer. Das ist der Nestbeschmutzer. Haben wir natürlich gemerkt, so wie es mal gedacht war, geht es nicht. Also wir sind dann wieder kleiner geworden. Es sind jetzt ungefähr zwei Dutzend Leute, die an bestimmten Stellen mitarbeiten. Die anderen sind eher passiv. Das führt zu einer Enttäuschung bei den Aktiven und aber auch zu einer
Enttäuschung bei den Passiven, weil die einen wollen und können irgendwie nicht. Und die anderen fragen sich, warum sie so viel tun müssen. Und in der Außenwelt ist halt passiert. Ich sage es mal bei aller Kritik an Trump, die gerade ich ja nun auch vortrage. Trump lässt die Welt nicht explodieren. Die AfD ist zerstritten. Breitbart ist breit und weit nicht zu sehen.
Das macht es in der jetzigen Phase auch nicht so leicht. Ich bin aber der Meinung, dass wir hier keinen Wegfall des Zwecks haben, sondern dass wir weitermachen müssen. Und das sehen die anderen eigentlich auch so. Ich will im Folgenden auf ein paar Online-Effekte eingehen. Mir ist aber klar,
dass es eine wirtschaftliche, soziale und kulturelle Basis gibt für diese Online-Diskussionen. Ich denke aber, dass wir online ein paar Spezialeffekte haben, die wir sehen. Zu dem Aspekt der Führung habe ich schon was gesagt. Also mein Gedanke, ich stoße das an, aber dann sollen es andere
auf der Plattform machen. Das funktioniert so nicht. Es braucht Entscheidungen in der Organisation. Es braucht auch ein gewisses Maß an Führung. Habe ich dann hinterher von anderen Kollegen auch erfahren. Das ist schon wohl nötig. Und eine reine Selbstorganisation unter Leuten, die keine soziale Bindung untereinander haben und sich nur digital
zusammenfinden, ist, wenn es gewisse Komplexität erreicht, eigentlich kaum möglich. Ich gebe mal ein bisschen Gas, weil die Zeit hier, wenn ich das richtig sehe, voranschreitet. Die Plattform-Idee halte ich heute für zu anspruchsvoll. Das widerstrebt eigentlich der Idee von Organisationen,
sich zu schließen sozusagen. Die Plattform muss immer offen sein. Und das heißt, ich brauche viele Regeln, ich brauche viele Prozesse, ich brauche viele Ressourcen. Auch ein Thema der Piratenpartei, also alles, was Richtung Plattform geht, muss relativ stark durchstrukturiert sein, damit die Plattformstruktur stimmt. Und man merkt das dann, wenn man über den Staat nachdenkt,
weil der ja genau eigentlich eine Plattform ist mit Verfahren, Organisationen und Ressourcen. Ein Beispiel, das hier ja auch schon, wenn ich es richtig gehört habe, von Sascha Lobo am ersten Tag vorgetragen wurde, wo es gut funktioniert ist. Ich bin hier. Warum funktioniert das gut? Weil es ist ein Ort, wo man sich findet. Es gibt auch einen Zielort,
wo man dann hingeht. Das Ganze ist niedrigschwellig. Also jeder kann mitmachen. Ich muss da nur klicken und ich bekomme auch permanentes Feedback von der Gruppe, was die Motivation angeht. Das ist eigentlich aus meiner Sicht der Idealfall für Online-Aktivismus. Niedrigschwellig. Da ist eine Form gefunden worden, um einen Konflikt online
zu inszenieren und zu etablieren. So will ich das mal formulieren. Der Hashtag hat auch ein Signal nach innen. Und dadurch kann die Gruppe sich auch formal und inhaltlich sozusagen schließen. Vor ein paar Tagen gab es da ein E-Clar, wo man dann sah, dass eine Diskussion in der Gruppe
eben auch nicht auch schwierig sein kann, weil der Zusammenhalt der Gruppe wird vor allem durch positive Bestätigung und durch Konsens hergestellt. Und Diskussionen sind dann umso schwieriger. Ich habe über den Hashtag nachgedacht und habe dann beschlossen, dass der nach innen eine Bedeutung hat.
Also wenn die kommentieren, dann machen die das ja, dass sie das Ich Bin hier an ihren Kommentaren lassen. Und für mich ist das wie eine Markierung. Das ist wie ein Steinmännchen, wo man sieht, jemand war schon vor dir hier und den Weg kannst du auch gehen. Also ich sehe das als eine Message an die anderen, diesen Hashtag zu benutzen. Ich sehe das nicht einfach als eine Suchfunktion. Und ich habe zu Anfang gedacht,
das ist eine Message an die Plattform-Betreiber, dass jetzt Ich Bin hier kommt. Aber das mag sicherlich auch sein. Aber heute bin ich der Meinung, dass es sehr wichtig ist, den anderen zu kommunizieren, dass da auch schon andere sind, weil das sehen wir bei Schmalbart auch diesen Effekt. Kann man sicherlich drüber streiten. Also ich habe das jetzt nicht empirisch gemessen. Das ist ein Eindruck aus der Diskussion.
Wichtig ist auch und da hat mich die Lektüre von Richard Senet vor ein paar Wochen draufgebracht. Was passiert eigentlich mit Konflikten in Online-Umgang? Bei Senet ist es die Stadt, der sagt, die Stadt wird, ist ein Verdichtungseffekt und die Leute gehen sich in gewisser Hinsicht aus dem Weg. Also es findet
eine Entpersönlichung statt. Die Anonymität steigt. Die Fremdheit nimmt zu. Das ist eine Struktur der Kontaktvermeidung in der Stadt. Und man müsse jetzt, sagt Senet, wirksame Gegenmittel finden. Die Städte müssten widerständig sein. Und ich habe versucht, dass mal der Satz wäre schon wichtig. Zivilisiertheit ist, mit den anderen so umzugehen,
als seien sie Fremde und über diese Distanz hinweg eine Beziehung zu ihnen aufzunehmen. Also eine Beziehung aufnehmen über Distanz nennt er Zivilisiertheit. Also er beklagt nicht die Vereinzelung und die Entpersönlichung, sondern er sagt, die sei gewissermaßen zwingendes Ergebnis der Verdichtung. Und wenn man sich das dann überlegt, was online passiert,
wird es auch klar. Vor ein paar Jahren waren es noch 250 Kontakte, die jeder auf Facebook hat. Jetzt habe ich vor ein paar Tagen geguckt, sind es 338. Und wenn man jetzt bei der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen guckt, da sind es schon über 600 Kontakte. Und es ist völlig klar, wenn man da mit klarem Kopf drüber nachdenkt, das ist nicht mehr händelbar. Das führt zu einer Überforderung.
Niemand kann mit so viel losen Kontakten reden. Deswegen macht Facebook meines Erachtens eine Vorselektion. Und deswegen versucht man auch Kontakte zu vermeiden. Ich bin kein Facebook Feind ganz und gar nicht. Für mich ist Social Media eine prima Sache. Aber ich glaube schon, dass wir in typischen extremen Postings,
hier links das berühmte Essensposting, eigentlich nichts privat über uns sagen. Dies ist ein Foto von fremdem Essen. Das ist pseudo privat. Während wir an anderen Stellen, wenn wir so etwas formulieren wie Ausländer raus, Merkel muss weg. Das ist abstrakt. Das ist eine Affirmation, eine Bestätigung. Das ist auch eine Projektion auf bestimmte Themen.
Hier findet eigentlich eine Kontaktvermeidung statt, aus meiner Sicht. Und das ist sehr wichtig. Weil das auch die Eigenart gewisser politischer Diskussionen ist, wo dann Fakes und alternative Fakten und Pauschalisierungen zu Trage treten. Ich glaube, dass Leute, die so argumentieren, eigentlich den Kontakt eher vermeiden wollen
und deswegen in Gruppen gehen. Das ist ein normaler Mechanismus. Und da geht es nicht um Argumentation, nicht um Rationalität, nicht um Erkenntnis. Es geht darum, Identität zu finden, Bindungen herzustellen, zum Teil auch Unterhaltung, wo einfach nur Memes hin und her geschmissen werden. Mir ist wichtig zu sagen,
wenn wir eben einerseits eine Beziehungsanbahnung durch Social Media wollen, andererseits eine Distanz zur Kontaktvermeidung auch nötig ist, dass Facebook diese Dynamik beeinflusst und dabei auch ein Konflikt hat. Das Problem liegt meines Erachtens bei Facebook.
Das können wir allein nicht lösen. Ein anderes Thema ist, dass die Vorstellung von dem Diskurs, die so viele haben, dass hier argumentiert werde, die im Grunde von einer, ich sage mal Habermaschen-Idee kommt, die ja sehr utopisch und auch sehr schön ist, tatsächlich in der Online-Diskussion so nicht stattfindet.
Wir haben hier ein Anschlussproblem. Wenn Leute untereinander kommentieren, dann ist, wenn man genau hinguckt, kein klarer Bezug, wer sich auf wen bezieht. Es gibt auch eine Überlagerung von Themen. Deswegen keine Diskussion in der Regel bei Leuten, die sozial nicht verbunden sind und die nicht moderiert wird. Das ist die Facebook-Regel.
Keine Diskussion kommt mit einem klaren Ergebnis und womöglich mit einem Konsens raus, sondern alles ist konflikthaft. Alles ist Kritik und alle Kritik führt wieder zu Kritik. Ich glaube, das ist dieser Effekt, den man auch als Online-Erkennt. Es gibt keine Struktur der Thesen und Bezüge und es gibt auch keine Hierarchie der Gründe, weswegen es nicht zu einer Klärung kommt. Am Ende kommt es nicht zu einer Klärung.
Und das Hauptphänomen bei heterogenen Gruppen ist eben, dass sie Kritik üben und dass sie sich streiten. Das ist bei ich bin hier auch an bestimmten Stellen passiert. Bei uns passiert das auch hin und wieder. Wichtig ist zu verstehen,
dass die Gesellschaft immer komplexer wird. Und das passiert nicht nur offline in der Stadt zum Beispiel, die ja auch komplex ist, sondern auch online. Das bedeutet, dass die Massenmedien eigentlich eine immer wichtigere Funktion haben, weil sie eine Art Bindeglied sind, um die verschiedenen Teilöffentlichkeiten und Teilgesellschaften zu verbinden.
Das Problem, was nun auftritt, wenn man Massenmedien als Lügenpresse bezeichnet und Politikakteure als Verräter oder Verbrecher, dass man damit eigentlich genau die Teilsysteme der Gesellschaft als ungültig erklärt,
die alles außerhalb der eigenen Lebenswelt erkennbar machen sollen. Also das ist eine ganz große Falle. Ich habe das hier Immunisierung genannt und das passiert eben vor allem bei Rechtspopulisten, aber auch bei anderen, die eine starke Ideologie haben. Die machen sich zu. Und wer Medien nicht mehr glaubt und wer der Politik nicht mehr glaubt, wer soll dem noch in Anführungszeichen
argumentativ auf die Sprünge helfen? Deswegen ist mir Schmalbart so wichtig, weil ich glaube, dass man online schon Möglichkeiten hat. Entgegen der Filterbubble Theorie, die ich nur teilweise teile, gegen freiwillige politische Erblindung kann meines Erachtens die Zivilgesellschaft nur selbst helfen. Massenmedien können das nicht.
Und das liegt daran, dass soziale Kontakte wie auf Facebook eben nicht politisch strukturiert sind, sondern über eine gewisse andere Verbindung. Die kann eben familiär sein, die kann freundschaftlich sein, die kann aus vorherigen Arbeitsverhältnissen stammen. Und das führt dazu, dass man eigentlich immer irgendeinen Rechtspopulistenwähler kennt. Ich kenne auch viele, auch ich.
Die haben zum Beispiel einen Bruder, der in diese Richtung argumentiert, das macht immer wieder Spaß, wenn man sich zu Hause bei Muttern trifft. Also ich behaupte mal, soziale Netzwerke, überhaupt menschliche Netzwerke sind so konstruiert, das sagt auch die Netzwerkssoziologie. Das ist immer so Brückenfunk. Also es gibt Löcher in diesen Netzen und es gibt Brückenfunktionen in den Netzen.
Und man kann diese Menschen über diese Kontakte erreichen, weil die sich zwar politisch immunisieren, aber nicht gegenüber allen Kontakten. Und da liegt auch die Chance. Ich habe das ja mal großspurig hier gesagt, eine neue zweite Wirklichkeitsvermittlung neben den Massenmedien zu schaffen. Also neben, nicht ersetzend,
um Gottes Willen, nicht ersetzend. So, wie kann man argumentieren? Man kann, das ist ein bisschen die Erfahrung, die wir gemacht haben. Man kann Probleme nicht pauschal negieren. Man muss schon darauf eingehen und viele Probleme existieren. Also man darf nicht in schönen Färberei verfallen. Ich glaube, es ist wichtig, immer Komplexität zu zeigen,
die solche Fragestellungen haben, die vereinfacher, kann man schnell aus der Kurve hauen, wenn man mit ein bisschen Fachkenntnis ein paar Fragen stellt. Und das Zeigen von Verschiedenheit sowohl in der Gruppe als auch von den Möglichkeiten ist wichtig. Dazu gehört für mich auch hin und wieder mal Utopien zu formulieren und eine gewisse Radikalität im Denken.
Das ist das, was ich tatsächlich in einer politischen Diskussion auch vermisse. Das ist tatsächlich Mainstream. Und man kann auch durchaus mal für eine gewisse Zeit und auf bestimmten Gebieten mal radikale Positionen auch mal durchdiskutieren. Da fehlt mir so ein bisschen der Anreiz. Irritation hilft sehr, das Durchbrechen von Erwartungen,
also Denkschemater aufbrechen. Humor habe ich als Schmalbart auf Twitter zu Anfang sehr gemacht. Das hat ein Teil der Gruppe nicht gut gefunden, aber es hat die Kommunikation ein bisschen gelöst. Also die frontenaufgebrochen Fragen stellen auch. Und mein Lieblingsbeispiel ist dieses Bild, das vor ein paar Wochen durch die Gegend geisterte,
wo man sieht, wie da jemand so ein bisschen hmm ist und die Dame lächelt einfach freundlich zurück. Das ist meines Erachtens ein gutes Bild für die Haltung in solchen Diskussionen. Der selbstbewusste und angstfreie Umgang ist das, was hier wichtig ist. Man sieht hier auch Erregungsmuster. Wenn man mal etwas höher guckt,
so im Sinne einer Netzwerkstruktur. Ich habe jetzt mal das Beispiel von Viren genommen. Das gibt kann man aber auch unten neuronale Netze nehmen, dass man Kontakte ja immer weiter aktiviert und dass man beachtet, wenn man mit anderen Leuten umgeht, dass das dann in einer höheren Netzstruktur sozusagen weitergegeben wird.
Und was wir tun ist, dass wir jetzt immer mehr Kontakt zu anderen haben. Hier sieht man sechs andere Demokratieinitiativen Grafzahl warnt uns davor, die als abgeschlossen betrachten zu betrachten. Da wird weitergezählt.
Und meine Meinung ist, das ist dann auch die letzte Folie. Während klassische Institutionen, also Parteien, größere NGOs oder Kirchen dazu neigen, Spontanität zu verlieren, gewisse Klumpenbildung zu machen, also große Koalition sehe ich als eine politische,
vielleicht erforderliche Klumpenbildung und die Notwendigkeit immer wieder sich abzugrenzen, können wir kleinen neuen Demokratieinitiativen eben, weil wir nicht Establishment sind oder man uns dieses Label nicht aufkleben kann, ein bisschen freier agieren. Wir können neue Fragen stellen. Wir können Positionen beziehen, die wir vielleicht übermorgen wieder zurücknehmen.
Das muss man in der Diskussion erleben. Wir können auch überraschend agieren, Interventionen vornehmen, Kunst machen. Und das wäre auch der Unterschied. Während klassische, größere, ich sag mal reifere Institutionen eher handlungsorientiert sind und eher die großen Knoten im Netz sind, sehe ich uns Kleine eher als diejenigen,
die flexibel sind, die die Netzstruktur erreden können, die ausfallsicher sind und die eigentlich die Kanten im Netz sind. Also wir sind vielleicht der deutsche Michel, vielleicht sind wir auch die Biene, die überall hinfliegt und überall die Sachen, die Blüten bestäubt. Vielleicht sind wir auch der Pop-Up-Store der Demokratie. Da konnte ich mich nicht entscheiden.
Vielleicht sind wir der Pop-Up-Store der Demokratie. Vielen Dank. Das war ja jetzt eine Punktlandung, oder? Wir sind ein bisschen drüber.