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Digitale Tauchgänge in die Tiefsee

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Title
Digitale Tauchgänge in die Tiefsee
Title of Series
Number of Parts
234
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CC Attribution - ShareAlike 3.0 Germany:
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Abstract
Dieser Vortrag erzählt davon, wie die Tiefsee erforscht wird und wie in den letzten Jahrzehnten durch bemannte und unbemannte Tauchfahrzeuge bisher unbekannte, hochproduktive Ökosysteme entdeckt wurden. Da der Mensch nicht die Tiefsee begehen kann wie Astronauten den Mond, geschieht die Erkundung und Entdeckung solcher Lebensräume vor allem mittels digitaler Techniken – Roboter übertragen Bilder und Daten, die Wissenschaftler und Tauchpiloten sitzen auf dem Forschungsschiff und müssen die Informationen integrieren um sich in der Tiefe zurecht zu finden und Lebensräume zu kartieren zu und beproben.
Software developerInternetComputer animationJSONXMLUML
Durchschnitt <Mengenlehre>Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Raum <Mathematik>SatelliteComputer animation
MetreLetterpress printingVariable (mathematics)AngleCountingLecture/ConferenceMeeting/InterviewComputer animation
Lecture/ConferenceMeeting/Interview
InternetEncapsulation (object-oriented programming)EmailMoment (mathematics)Computer animationLecture/ConferenceMeeting/Interview
MetrePILOT <Programmiersprache>Lecture/Conference
InternetComputer animation
SpeciesMultitier architectureInformationLetterpress printingComputer animation
Numerisches GitterInternetLecture/ConferenceMeeting/Interview
Physical quantityComputer animation
Loop (music)Computer animationLecture/ConferenceMeeting/Interview
TypGoogleLecture/Conference
Moment (mathematics)Computer animationLecture/ConferenceMeeting/Interview
DIGIT <Programm>Web pageComputer animation
DIGIT <Programm>InternetComputer animation
PILOT <Programmiersprache>Variable (mathematics)Computer animationLecture/ConferenceMeeting/Interview
RollbewegungLecture/Conference
Uniformer RaumDirection (geometry)
Heat wave
Computer animation
RobotExecution unitUser profileLecture/ConferenceMeeting/InterviewComputer animation
MetreLecture/ConferenceMeeting/InterviewComputer animation
RoboticsProgrammer (hardware)Meeting/Interview
HTTPMultitier architectureComputer animation
Computer animationMeeting/Interview
StreckeComputer animation
Computer networkGebiet <Mathematik>Matching (graph theory)Multitier architectureMeeting/Interview
Workstation <Musikinstrument>Wireless LANComputer animation
Noten <Programm>NoiseComputer animationLecture/Conference
Lecture/ConferenceMeeting/InterviewComputer animation
Lecture/ConferenceMeeting/InterviewComputer animation
KommunikationLecture/ConferenceMeeting/InterviewComputer animation
Beobachter <Kybernetik>Form (programming)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Computer animation
Multitier architectureLecture/ConferenceMeeting/Interview
SurfaceGebiet <Mathematik>Computer animation
Menu (computing)Meeting/Interview
Computer animation
GoogleInternetComputer animation
Lecture/Conference
InternetComputer animation
EnergieComputer animation
Meeting/Interview
Noten <Programm>FluxPerspective (visual)Apple KeynoteLecture/Conference
SPEKommunikationPower (physics)Form (programming)Lecture/Conference
Perspective (visual)Lecture/Conference
Computer animation
Transcript: German(auto-generated)
Okay, liebe Gäste der Republika, es geht jetzt um digitale Tauchgänge in die
Tiefsee und hier bei der Republika geht es ja um Vernetztsein, um das Internet, um digitale Entwicklungen in der Gesellschaft und ich glaube, was die meisten Menschen nicht wissen, die das Internet benutzen, ist eigentlich, dass die Tiefsee das Zuhause ist, weil weltweit sind wir vernetzt, Länder, Menschen, Computer über Submarine-Telekommunikationskabel.
Also eigentlich ist die Tiefsee das, wo die Daten durchfließen, ab und zu gibt es auch mal einen großen Ausfall, wenn ein kleines marines Erdbeben stattfindet oder ein Schiff, wo durchgefahren ist, wo es nicht sollte und heute in den nächsten 20 Minuten geht es mir darum zu diskutieren, was ist der Vorteil
von der Digitalität, wenn sie in der Forschung und selbst in der Forschung an extremen Lebensräumen angekommen ist, wo wir bisher doch recht analog unterwegs sind. Kurz noch mal zur Frage, was ist eigentlich die Tiefsee, warum sagen wir manchmal Planet-Tiefsee, als ob das nicht ein Teil unserer Erde wäre. 60 Prozent der Erdoberfläche ist sehr tief außerhalb
unserer Schelfe, die Durchschnittstiefe der Tiefsee ist 3,8 Kilometer und wenn man schaut, wo überall Leben ist in der Tiefsee, also Wasser plus der Meeresboden darunter, Kilometer in den Meeresboden hinein haben wir Leben entdeckt, dann geht es um 90 Prozent des belebten Raumes der Erde, also
eigentlich ist die Erde vor allen Dingen Tiefsee und davon haben wir erst einen winzigen Teil erforscht. Wir können nicht mit Satelliten die Tiefsee erforschen, weil da Wasser dazwischen ist, deswegen müssen wir uns das Wasser wegdenken oder als Menschen in das Wasser hineintauchen und wir wissen durch die letzten 100 Jahre Forschung, dass der größte Teil der
Lebensvielfalt der Erde eigentlich noch in der Tiefsee zu entdecken ist. Leben, was wir nicht kennen, was wir nicht verstehen, weil es funktioniert unter sehr hohem Druck, 10 Meter, 1 bar heißt, also wenn ich unten bei 4 Kilometer bin, ist es so, als würde ein Elefant auf meinem Daumen stehen, so viel Druck und die Tiefsee ist eben, wie man hier auf diesem sich
drehten Erdplaneten sieht, sehr weit weg von Land, sie ist weit weg von uns Menschen, wir Menschen können doch nicht sein, ich lebe nicht im Urlaub hinfahren. Was ich also im Folgenden machen möchte, ist zeigen, wie wir in der Wissenschaft, in der Tiefseeforschung bis in extreme Winkel, unbekannte Winkel der Erde heute Digitalität und Vernetzung nutzen wollen, um die
Tiefsee mehr begehbar für den Menschen zu machen. Aus dem einfachen Grund, weil wir Menschen die Tiefsee verändern, so wie wir die Ostsee oder das Land verändern oder unser Zuhause verändern und wenn wir nicht verstehen, was wir tun, werden wir es in wenigen Generationen stark bedauern, also ist das Beobachten, das Erkennen, das Verstehen unter
Umständen, auch das Zählen von Leben in der Tiefsee doch wichtig geworden. Wenn man jetzt erst mal überlegt, was überhaupt ein Tiefseetaucher tut, nämlich in eine kleine Kugel gehen und tief abtauchen in den Ozean, drei, vier Kilometer tief, einige wenige Menschen waren schon am tiefsten Punkt, elf Kilometer, dann ist das das unvernetzteste,
analogste, was man sich nur vorstellen kann. Bis vor kurzem war es so, dann steigt man wirklich ein in diese Kugel, die Kugel wird vom Schiff ins Wasser gelassen, sinkt ab, man hat eigentlich auch keine Vernetzung mehr zum Schiff, man kann höchstens durch ganz rauschelig durch eine Art
Funkverbindung noch mit dem Schiff Kontakt halten, ist also völlig losgelöst, gibt kein Internet, gibt keine Positionierung, seit Neuesten nehmen wir statt Bleistift und Zettel einen Computer mit, der ist aber auch unvernetzt und da geben wir ein, was wir sehen beim Tauchgang. Der Tauchgang kann so bis zu acht bis zehn Stunden dauern, man kann, man sitzt in der Kapsel, man kann nicht aufs Klo gehen, man kann eigentlich
nur vielleicht ein bisschen Wasser trinken, macht es aber auch lieber nicht eben, weil man sich konzentriert auf das, was man da unten sieht, also vielleicht der Ort der Erde, wo man am weitesten weg sein kann von allem, was hektisch an Land um uns herum vorgeht. Und doch ist es so wichtig geworden und da arbeiten wir dran, dass wir
Daten und Wissen direkt übertragen können, während wir forschen. Warum wollen wir das machen? Eigentlich ist es ja ganz schön, wenn man als Wissenschaftler mal ganz ruhig für sich denken kann und gar nicht vollgestopft wird mit Anruf, E-Mail hin und her. Aber wir möchten gerne mehr teilen, weil dieses Bewusstsein, die Erde lebt, die Tiefe lebt, wir sehen Tiere, wir sehen,
es ist eine belebte Welt, mit der wir gut umgehen müssen. Das hat was damit zu tun, Bilder übertragen zu können. Also stellen Sie sich für einen Moment vor. Sie tauchen jetzt mit mir ab. Das wird dunkler und dunkler, wenn wir die sonnendurchflutete Phase des oberen Ozeans 100 Meter hinter uns lassen. Wir sinken tiefer, kein Licht mehr.
Und wenn die Piloten jetzt auch des U-Bootes kein Licht anmachen, dann sehen wir auf einmal, dass funkeln die Signale der tiefste Tiere zueinander. Die tiefste Tiere sind miteinander in Kontakt. Sie wollen wissen, wen kann ich fressen? Wie kann ich mich paaren? Wo ist das nächste Weibchen? Und benutzen vor allen Dingen Licht und Sound, wie wir nachher hören
werden. Und dann ist da eben diese magische, seltsame Welt, die wir eigentlich eher aus Büchern, aus Filmen, aus vielleicht Albträumen kennen, von merkwürdigen Leben, was perfekt an die Tiefsee angepasst ist, aber eben ganz anders aussieht als vielleicht ein niedliches Kätzchen oder irgend sowas, was wir gern im Internet anschauen.
Unsere Forschung der letzten 20 Jahre, seitdem wir Kameras und Bilder in der Tiefsee haben, hat unser Verständnis von der Belebtheit, der Bewohnbarkeit der Erde völlig verändert. Und zwar aus dem Grund, weil wir jetzt zeigen können, das ist keine Wüste. Hat man lange geglaubt, dass die Tiefsee eine Wüste ist,
weil es gibt wenig zu fressen. Es ist kalt, hoher Druck. Was soll da schon sein? Geht es uns Menschen was an? Die Bilder, die wir zeigen von diesen unglaublich fremdartigen Wesen, die Art und Weise, wie sie verstehen können, wie die sich bewegen, das hat wirklich die Forschung und auch das Wissen um die Meere verändert. Also wir haben geschätzt, bei der großen Volkszählung der Meere
noch 10 Millionen Arten an Tieren zu entdecken. Und jetzt überlegen Sie mal, was das bedeutet an Informationen. Diese Tiere haben alle lange Zeiträume der Evolution der Erde mitgemacht. Sie enthalten die genetische Information der Anpassung über Zeiten, als es noch längst keine Menschen war. Immer wieder wurde die Erde, die Schelfmeere von Leben
aus den Tiefen Ozean besiedelt. Die meisten dieser Lebewesen sind uns völlig unbekannt. Wir können sie nicht mit Netzen nach oben holen. Dann bleibt noch ein Klümpchen Gelee vielleicht übrig. Wie kann also die Digitalität und das Internet helfen? Was wir bisher haben in den Museen und ich kann jedem empfehlen, mal ins Berliner Naturkundemuseum zu gehen.
Dort stehen in vielen Gläsern die alten Sammlungen der ersten großen deutschen Tiefsee-Expedition, die Valdivia-Expedition. Dann sehen Sie eben Fische, Würmer, Ungeheures eingelegt. Und es fällt so schwer, seine Fantasie zu nutzen, um in die Tiefsee zu reisen und sich vorzustellen, was ist dort unten los, was für Leben gibt es?
Besser gelingt einem das schon, wenn man die Zeichnungen von Ernst Heckel nimmt. Da lohnt sich ein Besuch in Jena oder seine Bücher in die Hand nehmen. Der hat wieder diese Lebewesen, wenn sie als Gelee-Klümpchen vor ihm lagen, zu Leben erweckt, indem er seine Fantasie als zoologischer Zeichner angewandt hat. Doch heute wissen wir, er hat sich viel dazu gedacht.
Die Farben, die Art und Weise, wie Tentakel aussehen. So sind sie nicht wirklich. Und so geht es eben darum, wie können wir wirklich die Tiefsee entdecken? Wie forschen Wissenschaftler, wenn sie tauchen? Ich hoffe, das funktioniert jetzt gleich, einen kleinen Videoclip abzuspielen. Einfach einen Live-Tauchgang, wo Sie zuhören können, wie Wissenschaftler forschen. Mal sehen, ob es so ist.
Es ist ein anderer Typ. Sehen Sie sich alle Tentakel auf den Arm. Sie sehen sich aus wie Davey Jones. Sie sehen sich aus wie Google.
Sie sehen sich so aus, als ob sie sie verpapst. Sie sehen sich so aus, wie sie verpapst. So jemand, der mit ihm vorhin hierher kam, hat es hier verletzt. Es ist so, als ob jemand sein Toilett nicht verpapst. Trash. Oh mein Gott! Okay, das sind jetzt also diese merkwürdigen Wissenschaftler
im Elfenbeinturm, die keine Gefühle haben, die immer so in komischer Sprache sprechen und überhaupt gar nichts erklären können, was uns interessiert. In dem Moment, wo wir als Wissenschaftler abtauchen, dann sind wir erst mal überwältigt von der Situation der Begegnung mit dem fremden Leben. Diese Tiere, wie diesen unglaublichen Tintenfisch, wo gerade ein Forscher gesagt hat, der sieht aus, als hätte ein Kind sein Spielzeug verloren.
Diese Begegnung, die berühren uns wie jeden auch. Und dann kommt aber das Wissenschaftliche dazu. Wie schaffen wir es jetzt auch so, etwas Daten zu erzeugen? Wie schaffen wir es, unsere Wissenschaft zu machen? Das ist schwierig, weil eigentlich wird von uns erwartet, dass wir jetzt tausend Tauchgänge diesem einen Kraken widmen, verstehen, was er frisst, wo er noch vorkommt.
Vielleicht lebt er nur, da wir wissen es nicht. Wir haben ihn einmal gesehen. Und dann kommt der nächste Tauchgang. Und der nächste Tauchgang. Es ist also so, dass wir eigentlich in der Tiefsee unterwegs sind, wie Alexander von Humboldt mal durch Südamerika gereist ist, um ein paar Pflanzen aufzuschreiben. Es ist sehr schwer, das in hartes Wissen zu verwandeln. Deswegen haben wir die Idee,
wir sollen lieber direkt teilen. Wir wollen gerne gleich teilen. Und dazu gibt es die ersten Expeditionen, die unterwegs sind, die das versuchen. Zum Beispiel Nautilus Life ist eine private Organisation. Hier werden Spenden eingesammelt. Und Bob Ballard, der berühmte Tiefseeforscher, geht auf ein Schiff, das umgewandelt ist,
ein alter deutscher Fischerei, ein altes deutsches Fischereiforschungsschiff, umgewandelt als Entdeckungsjacht. Und hier werden Bilder live aus dem Ozean mitgebracht. Diese Webseiten können Sie anklicken. Ich kann das hier mal direkt auch machen. Und da kann man sich zu locken. Da sind Forscher gerade unterwegs.
Sie können sich live in den Tauchgang einschalten. Sie können Fragen stellen. Sie können mit dabei sein, wenn Entdeckungen gemacht werden. So stellen wir uns das vor, dass wir in der Zukunft es leichter haben werden, über die Tiefsee zu berichten. Zurück zum Vortrag.
Also was braucht man dazu? Es ist nicht so einfach. Man braucht eine Bandbreite, um Film und Sound zu übertragen. Und dazu müssen die Forschungsschiffe mit sehr großen Satellitenverbindungen, weil sie sind ja nicht verkabel, sie hängen nicht am Internet dran, ausgestattet werden. Dann können wir losfahren und dann können wir es schaffen, Tauchgänge zu übertragen. In wenigen Wochen besprechen wir,
wie wir das für die deutschen Tiefseeroboter machen wollen. Der Vorteil ist für Sie oder für Schüler, dass man eben dabei sein kann, wenn Entdeckungen gemacht werden. Das verändert einen, wenn man selbst forscht. Das ist klar. Es wird aber auch die Wissenschaft verändern. Das ist uns auch klar. Wenn wir als Wissenschaftler in der Tauchkapsel sitzen oder im U-Boot und Entdeckungen machen, dann reden wir viel Unsinn.
Wir lachen, wir scherzen mit den Piloten und hören uns dann bestimmt manchmal total blöd an. Aber was soll es Wissenschaftler zum Anfassen nehmen? Was haben wir noch gemacht? Wir haben in Deutschland tatsächlich auch in Zusammenarbeit mit den Amerikanern versucht, verkabelte Unterwasser-Observatorien zu entwickeln, wo wir kleine Forschungsgeräte,
wie den kleinen Tiefseecrawler Wally, der hier umherfährt und Aufnahmen macht, der ist jahrelang unter Wasser. Er hängt mit einem Stromkabel, damit er sich bewegen kann und Filme schicken kann. Verkabelte Unterwasser-Observatorien sind aber richtig große Investitionen. Ein so ein Kabelnetz, wie hier vor Kanada ausgestattet ist,
mit einigen Forschungsgeräten, um zum Beispiel Vulkanismus zu verstehen, Tektonik oder auch Klimawandel, kostet den Steuerzahler so was wie 400 Millionen Euro. Als Grundinvestition und dann auch noch der Betrieb, 10 Millionen Euro ungefähr im Jahr, ist also eine richtig große Investition, so was in die Richtung Elbphilharmonie,
aber dann in der Tiefsee. Brauchen wir das oder brauchen wir das nicht? Das ist schwer zu beantworten. Es gibt so viele Dinge, die wir eigentlich auch brauchen, aber wir haben ein großes Ziel und das müssen wir verfolgen, so wie Uli Badmann eben schon gesagt hat. Wir müssen den Puls des Ozeans messen. Und warum müssen wir das machen? Weil der Ozean in vielerlei Hinsicht
gar nicht mehr dieser ungerührte Naturraum ist, den wir uns in unserer Fantasie vorstellen, sondern weil wir ihn schon nutzen. Tiefseekabel sind ja noch harmlos, aber der Ozean nimmt 93 Prozent der Hitze auf, der überschüssigen Hitze, die wir mit dem Klimawandel mit CO2 machen. Wir befischen ihn. Wir nutzen ihn für Sauerstoffproduktion,
für Aquakultur, für alles Mögliche. Und auch die Tiefsee nutzen wir für Gas und Öl, in Zukunft vielleicht für Metallressourcen. Wir lassen unseren Abfall hinein. Also, es ist eigentlich schon eine international anerkannte Regel. Wenn man etwas nutzt auf der Erde, muss man auch schauen, dass es in gutem Zustand bleibt. Man muss es überwachen. Man muss schauen, wie es sich verändert. Und hier haben wir ja viele Drucksysteme gleichzeitig.
Reisen wir mal ein weiter. Was kann die Wissenschaft heute tun, um digital und vernetzt zu sein im Ozean? Die Antwort liegt zu Teilen in den Robotern. Dieses Bild sieht erstaunlich aus. Viele schwarze Punkte. Es sind sogenannte Floats, treibende, profilierende Messeinheiten sind ungefähr so groß,
so eine Röhre vollgestopft mit Elektronik und einer kleinen Batterie. Sie brauchen sehr wenig Strom, sind frei schwimmend. Und sie schwimmen durch den Ozean. Viele Länder der Erde, die sie es leisten können, haben solche Profiler ausgesetzt. Und diese Profiler tauchen ab bis auf 2000 Meter, tauchen dann wieder auf und senden Daten über den Zustand der Ozeane. Allerdings bisher leider nur Temperatur und Salinität.
Wir können aber, wenn diese Daten, und die sind direkt online, sie werden direkt ins Netz gestellt und sie können seit einigen Jahren direkt Temperaturen des Ozeans abrufen, auch in der Tiefsee. Wir können so messen und vergleichen, wie schnell erwärmt sich der Ozean, wo erwärmt er sich besonders. Wir können mit diesen Daten rechnen.
Wir können etwas über Ozeanströmungen lernen. Wenn etwas passiert, wie zum Beispiel der Unfall in Fukushima und Radioaktivität gelangt ins Meer oder bei großen Erdbeben oder bei Öl- und Gasunfällen, dann können wir diese Daten nutzen, um Wassermassen zu verfolgen und zu wissen, wann kommt woanders zum Beispiel schmutziges Wasser an.
Ich möchte noch ein paar weitere Tricks kurz erwähnen, die wir heute nutzen, um mehr über den Ozean und sein Leben zu verstehen. Das sind alles internationale Programme, wo Deutschland mitmacht, wo wir als Wissenschaftler von Anfang an international und vernetzt mit Datenstandards arbeiten. Ein fantastisches Programm ist es,
großen Meeressäugern und anderen Tieren kleine Messsensoren auf den Kopf zu setzen oder sie eine kleine Messsonde schlucken zu lassen. Da sind Tierärzte dabei keine Sorgen. Das wird also schonend gemacht. Aber diese Tiere, die durch die Meere schwimmen, die senden dann ihre Daten und die sagen uns, wo sie sind. Die verschiedenen Robben
und die Seeelefanten der Antarktis zum Beispiel senden inzwischen mehr Daten, als wir reine Technik dort haben. Und sie zeigen uns die Veränderung der Antarktis und sie verraten uns dabei, wo sie sind. Mein Lieblings überraschendes Ergebnis von den Studien der sogenannten geteckten Organismen sind die Daten über den weißen Hai.
Der weiße Hai, der vielen von uns ein Feind erscheint, ist eines der Meerestiere, die extrem vom Aussterben bedroht sind, weil irgendwelche Spinner denken, wenn man die Flossen isst, dann ist man potenter oder so etwas. Der weiße Hai ist stark bedroht. Wir müssen wissen, wo er ist. Wir müssen wissen, wie wir ihn schützen können.
Niemand wusste, wo der weiße Hai sich eigentlich aufhält, wie er wandert, wo seine Brutgebiete, seine Fressgebiete und seine Paarungsgebiete sind. Bis genügend Haie geteckt wurden und dann ist diese Karte dabei rausgekommen. Haie sind natürlich weiße Haie, das weiß man aus der Zeitung besonders gerne da, wo viele Surfer sind, vor Kalifornien
und um Hawaii herum. Aus Gründen der Nahrungsnetze. Was aber keiner wusste, ist, dass Haie in Wirklichkeit sich für drei Monate, alle Haie, alle weißen Haie treffen sich für drei Monate mitten im Ozean auf der Strecke, zwischen den Surfer-Stränden. Hier sehen Sie das anhand der Tech-Daten.
Und wir versuchen herauszufinden, was machen die da mitten im tiefen Ozean im Pazifik? Die treffen sich, die kommunizieren, aber was erzählen die sich? Fressen die da? Warum? Da ist eigentlich gar nichts. Ist das ihre Paarungsgebiet? Sieht nach dem Tauchverhalten, was wir auch lernen aus dem Text, nicht so aus. Sie sehen, dass man also durch neue Tricks, neue Technologien, also das Vernetzen von Tieren,
dass sie auch Datensenden, viel lernen können. Zum Beispiel wäre es jetzt angebracht, dieses ganze Gebiet zum Schutzgebiet zu machen, weil dort Haie sich eben treffen müssen. Als nächstes möchte ich noch etwas zu einer neuen Methode sagen, die extrem wichtig ist, die wir noch viel zu wenig nutzen. Und zwar ist das der Sound des Ozeans, der Sound des Lebens.
Mein Kollege Olaf Böbel vom AVI hat eine Horchstation in der Antarktis aufgebaut, eine Sonde durch ganz dickes Eis geschickt und einen WLAN aufgebaut von der Neumeier Station, damit er zuhören kann. Wir können auch den Sound digital erfassen, wir können mit den Daten arbeiten, wir können verstehen, wo Leben stattfindet,
wie es mit der Natur interagiert und was wir Menschen mit ihm machen. Wie funktioniert das? Hier ist jetzt mal ein Spektrogramm, ein Noten, hier sehen Sie 4 Noten und Sie sehen das Spektrogramm dazu, wenn man Musik abspielt, mal sehen, ob das jetzt geht. Sie können sofort sehen, Noten, Beethoven
und hier das Sounddiagramm. Und genau das können wir mit den Geräuschen im Wasser tun. Wir können Horchposten aufstellen und wir können den Wahlen beim Singen zuhören und beim Kommunizieren. Ich spiele Ihnen mal eine solche Beobachtung vor. Diese Klick-Sound ist der Fottwahl, der seine Beute
klickt und dieser Krach, der nebenher läuft, ist das Eis, wie es abbricht und wie Eisschollen zusammenstoßen. Wenn wir solche Horchposten aufstellen, dann kriegen wir heraus, welche Wahlen wo tauchen, wer wen frisst, wer mit wem kommuniziert. Mein Lieblingsbeispiel ist zum Beispiel die
Robbenmännchen. Also wie bei uns Menschen gibt es ein Revierverhalten.
Die Robbenmännchen müssen markieren, wo sie sind und machen das durch Sound. Und sie sind aber auch dabei, immer Weibchen anzulocken und das machen sie durch Pfeifen. Funktioniert bei denen sehr gut. Man kann auch dann Interaktionen
Orcas, die sogenannten Killerwale, die jagen zusammen in der Gruppe, brauchen also Kommunikation, um sich zu verabreden, wie sie eine Robbe erlegen.
Und die Robben warnen andere Robben zum Beispiel, wenn Killerwale auftauchen. Also all das können wir eigentlich hören, wenn wir mehr solche Beobachtungen im Meer machen. Es ist auch teuer, aber nicht so teuer. Und wir haben angefangen in der Arktis solche Horchposten aufzustellen mit dem von Helmholtz und dem BMBF finanzierten Arktischen Observator im Frahm, zu dem es
heute Abend noch einen Vortrag gibt. Was wir in der Arktis festgestellt haben, hat uns alle überrascht. Und zwar das spiele ich jetzt nicht vor, weil es unglaublich laut ist, aber der Sound des Menschen ist dort inzwischen lauter an vielen Tagen, als der Sound der Wale. Durch Ärgernis. Wir suchen in der Arktis vor Grönland nach Öl und Gas. Und wir müssen Geräusche machen,
um zu hören, wo ist der Meeresboden, wo ist das Öl und Gas. Und das macht Lärm. Und dazwischen hört man, wenn es mal stiller ist, auch die Wale singen. Wir müssen jetzt lernen, wie wir diese Geräusche voneinander unterscheiden. Und wir wollen natürlich auch lernen, was es den Tieren ausmacht. Das ist ein riesiges Forschungsprojekt, sehr schwierig, weil wir eben noch nicht so gut mit Walen und Delfinen und Orcas reden können,
wie es denn eigentlich geht, wenn Menschen dabei unterwegs sind. Wir haben verschiedene Verfahren entwickelt, um aufzupassen, dass, wenn wir unsere Forschung machen, wir eben die Tiere nicht behindern und stören. Also hier hören wir mal eben den Blauwahn zwischen dem Krach des Ärgernsschießens. Was müssen wir in Zukunft noch tun? Und jetzt komme ich schon zum Ende.
Wir haben bei der Tiefsee ein besonderes Problem, eigentlich ein schönes Problem, wenn wir nicht so viele Sorgen hätten. Und zwar ist es das Problem, dass 64 Prozent der Erde hier, die dunklen Flächen außerhalb der Kontinente, außerhalb der Schelfgebiete, uns allen gehören. Das ist in den 70er Jahren so erarbeitet und festgelegt worden, als ein Vorschlag zum Schutz der Meere,
dass die Tiefsee jenseits der Wirtschaftszonen unser gemeinsames Welterbe ist, genauso wie der Weltraum. Aber sowohl Weltraum, gerade war eine riesige Tagung, wo es darum ging, Weltraumvermüllung, auch in der Tiefsee haben wir solche Probleme. Wenn allen etwas gesamt gehört, dann ist es schwierig, Regeln aufzustellen.
Dann geht es immer darum, wer soll jetzt eigentlich das bezahlen, dass die Regeln überwacht werden. Wer ist jetzt eigentlich die Weltraumpolizei oder die Ozeanpolizei? Das ist wirklich schwierig zu organisieren. Wir Forscher haben ein paar Vorschläge. Zum Beispiel, dass wenn man die Wirtschaftlichkeit der Fischerei und das Gas und Öl anschaut, könnte man es auf die
Schelfregionen hier in Hellblau begrenzen und könnte die dunklen Räume freilassen als Naturraum. Wir brauchen Naturraum auf der Erde, der frei von Nutzung ist. Und das wäre ein einfacher Weg, das zu organisieren. Schlichtweg die Nutzung der hohen See verbieten, bis für den gut geregelten Verkehr. Wir haben heute niemanden, der
hinschaut, bis auf ein neues Projekt, was wiederum einigermaßen erstaunlich ist, weil es komplett privat finanziert ist. Okay, man müsste sagen, privat von reichen Menschen, die ja auch irgendwann mal sozusagen etwas verdient haben auf Basis unserer Ökonomie und die die Steuern haben. Wer schaut hin? Ich weiß nicht, ob Sie sich schon mal damit beschäftigt haben,
dass die Leonardo Caprio Stiftung zusammen mit der Google Stiftung ein System aufgebaut haben, wie Fischerei weltweit und auch die Fischerei der hohen See überwacht werden kann. Ich versuche das mal eben aufzurufen. Das dauert jetzt zu lange, da muss man sich einlocken. Kann ich Ihnen empfehlen, wenn Sie das
machen, haben Sie zu jeder Zeit die Möglichkeit, auf Fischerei zu schauen. Und diese vielen Leuchtenpunkte hier sind Fischereibote. Man kann sich für jeden Tag, man kann immer hinschauen, welches Land fischt gerade wo, außerhalb der Zonen, wo es soll, außerhalb der Zeiten, wo es soll. Das ist ein ganz neues Projekt, durch das Internet möglich gemacht.
Ich finde das gut. Das hat natürlich seine Schwierigkeiten, aber ich finde es gut, dass es eine Aufmerksamkeit darauf gibt, wer die Regeln des Umweltschutzes und des Meeresschutzes nicht einhält. Und ich wünschte, das könnte staatlich organisiert sein. Was staatlich organisiert sein kann, ist das Lernen über das Meer, so wie bei dieser Veranstaltung hier.
Und das ist die Folie, mit der ich enden will. Das Future Ocean Exzellenzcluster hat zusammen mit vielen Kieler Forschern und Forschern weltweit das erste digitale Mehr-Lernen-Projekt aufgestellt. Hier kann man sich anmelden. Und wenn Ihnen das heute zu schnell ging, was Uli und ich erzählt haben, dann kann man
dort Kurse belegen, frei im Internet, Bilder sehen, man kann auch mit Meeresforschern darüber reden, wie sie forschen, was sie rauskriegen und so eben schneller lernen, als wenn man warten müsste, bis das wieder in einem Lehrbuch steht. Ganz zum Schluss noch mein eigener Traum, wenn es um Tiefsee Digitalität und Konnektivität geht. Wie ich zu Anfang
sagte, in der Tiefsee sitzen unsere Telekommunikationskabel. Sie sind da. Sie übertragen schon Daten. Sie können auch Energie übertragen. Warum ist es nicht möglich, weltweit das so zu organisieren, dass die Forschung einen Teil dieser Daten nutzen kann, für sich, für sie auch, um Daten aus dem Meer, um Daten von diesen Lebewesen, um Daten aus dem Meer, um die Qualität und den
Zustand der Meere zu senden, zu teilen und das, was unser gemeinsames Erbe ist, durchschaubarer, klarer, transparenter zu machen und uns die Sorge zu nehmen, dass dort etwas geschieht, was wir nicht kontrollieren können, um Möglichkeiten zu besprechen, um zu lernen, um zu verstehen, woher das Leben auf der Erde kommt und wie es sich künftig weiterentwickelt.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Herzlichen Dank. Herzlichen Dank, Frau Birtius, für diesen doch sehr
erhellenden Vortrag. Laut war es auch, ne? Ne, es war, ja. Es sprach die Sinne an und ich glaube, ich sehe da auch schon die Keynote für die kommenden Jahre. Wir sind etwas im Verzug mit der Zeit, deshalb bitte ich, wenn es Fragen gibt, um kurze Frage, kurze Antwort.
Hat jemand eine Frage an Frau Birtius? Ja. Guten Tag, mein Name ist Nana Heidner, ich bin Medienkulturwissenschaftlerin und Ihr Vortrag hat mich einen alten Text von Willem Flusser, Medienwissenschaftler, zusammen mit Louis Beck, Vampirothäutes Infernalis erinnert.
Ich weiß nicht, ob Sie die genau... Vampirothäutes Infernalis ist mein bester Kumpel sozusagen. Das ist dieser kleine, wunderschöne Krake mit dem schwarzen Umhang. Ja, ein ganz tolles Buch, interessanterweise auf Deutsch, im Verlag der Fotografie mittlerweile erschienen, es gab eine vorherige Publikation. Jedenfalls dieses Buch fand ich oder ist immer wieder inspirierend
für mich als eigentlich die Aufforderung für das Zusammenarbeiten von Disziplinen. Und Sie haben ja im Prinzip dafür schon plädiert, aber ich würde trotzdem ganz gerne wissen, gibt es das eigentlich? Ich weiß, dass zum Beispiel zu den Kabeln aus medienwissenschaftlicher Perspektive gearbeitet wird, aber gibt es tatsächlich auch Austausch?
Mein erster Vortrag aus der Perspektive der Tiefseeforscherin. Danke. Also ich habe jetzt nicht Zeit gehabt nochmal die Wissenschaftsjahre zu erklären, die jetzt mehreren Ozeane waren oder überhaupt es bemühen, die Wissenschaftskommunikation, die Zusammenarbeit in allen Bereichen zu verstärken. Das ist eine Zusammenarbeit, wo wir natürlich auch Medien, andere
kulturelle Leistungen wie Kunst, alle Formen des Menschseins, des Denkens, des Datenzusammentragens und darüber Sprechens nutzen wollen und auch nutzen. Gerade in diesem Wissenschaftsjahr haben wir uns sehr bemüht, auch zusammen mit Künstlern zu arbeiten und eben überhaupt die Trockenheit, die es manchmal in der Wissenschaft gibt oder das Missverständnis, dass man Daten nicht interpretieren kann,
wegzuräumen. Es ist auch ein Teil der großen Forschungsorganisation und wir kriegen derzeit einige Unterstützung, um einfach den Dialog und die Beteiligung an Forschung auch besser zu machen. Vielleicht nutze ich kurz die Gelegenheit. Ich habe nämlich gerade an einem Call für eigentlich künstlerische Forschung für die Camargo Foundation mit dem Goethe Institut zusammen, der gerade
läuft, dieser Call für künstlerische, aber eben im weitesten Sinne interdisziplinäre Beiträge. Eigentlich geht es um eine Perspektive auf Europa aus der Sicht des Wassers und ich denke, das ist vielleicht eine ganz gute, ich erzähle das sozusagen in der Hoffnung, dass dann vielleicht Beiträge kommen, die eben zum Beispiel die Biologie oder die
Tiefseeforschung mit den Künsten verknüpft. Danke schön.