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Europa, wir müssen reden! Mit Comedy und Alltagsgeschichten gegen Ausgrenzung

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Title
Europa, wir müssen reden! Mit Comedy und Alltagsgeschichten gegen Ausgrenzung
Title of Series
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38
Number of Parts
177
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CC Attribution - ShareAlike 3.0 Germany:
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Abstract
Europa hat offenbar ein Problem. Comedien und Youtube-Star Idil Baydar und die Bloggerin, Juristin und Moscheeführerin Betül Ulusoy sprechen es an. Häufig humorvoll, immer direkt. Dabei machen sie künstliche Trennungen in "wir" und "ihr" sichtbar und konfrontieren ihre Zuschauer und Leser damit.
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XMLUMLComputer animationMeeting/InterviewLecture/Conference
InternetLengthLecture/ConferenceMeeting/Interview
WordMach's principleMeeting/Interview
Plane (geometry)Grand Unified TheoryMeeting/InterviewLecture/Conference
Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Computer animationLecture/ConferenceMeeting/Interview
Zusammenhang <Mathematik>WikiLecture/ConferenceMeeting/Interview
Data typeInternetForceLecture/ConferenceMeeting/Interview
ZugriffLecture/ConferenceMeeting/Interview
YouTubeLecture/ConferenceMeeting/Interview
YouTubeMathematical structureLecture/ConferenceMeeting/Interview
RoundingDisintegrationLecture/ConferenceMeeting/Interview
GSM-Software-Management AGLecture/ConferenceMeeting/Interview
Meeting/InterviewLecture/Conference
StrömungLecture/Conference
Lecture/Conference
Lecture/Conference
EckeCladeInternetData typeLecture/ConferenceMeeting/Interview
InternetLecture/Conference
InternetBlock (periodic table)Lecture/Conference
FacebookInternetSpeciesSocial classReflectionsLecture/ConferenceMeeting/Interview
FacebookBlock (periodic table)BlogComputer animationMeeting/Interview
Series (mathematics)InternetBlock (periodic table)Category of beingBlogLecture/Conference
Finite element methodMoment (mathematics)Group actionStructural equation modelingLecture/ConferenceMeeting/Interview
Finite element methodGroup actionPrint <4->Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Group actionPhysical quantityFinite element methodFacebookLecture/ConferenceMeeting/Interview
Finite element methodComputer animation
Moment (mathematics)Finite element methodBoom (sailing)Decision theoryLecture/ConferenceComputer animation
Decision theoryLecture/Conference
Moment (mathematics)Finite element methodMeeting/Interview
FacebookGroup action
Group actionPowerPointTwitterCryptanalysisComputer animationMeeting/InterviewLecture/Conference
CryptanalysisLecture/ConferenceMeeting/Interview
TwitterLecture/ConferenceMeeting/Interview
Finite element methodGroup actionStatistikerLecture/ConferenceMeeting/Interview
Electronic program guideBlock (periodic table)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Uniformer RaumWorkstation <Musikinstrument>Lecture/Conference
Workstation <Musikinstrument>Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Haar measureInternetHand fanSimilarity (geometry)Moment (mathematics)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
YouTubeMoment (mathematics)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
BlogLecture/Conference
InternetBlogMathematical structureBlock (periodic table)Lecture/Conference
YouTubeComputing platformGoogle BloggerLecture/Conference
Grand Unified TheoryMeeting/InterviewLecture/Conference
Meeting/InterviewLecture/Conference
Lecture/Conference
Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Computer animation
Transcript: German(auto-generated)
Hallo, wir schauen gleich mal, ob wir uns hinsetzen werden überhaupt. Haben wir noch gar nicht besprochen.
Edel, Europa, wir müssen reden. In der folgenden Stunde ungefähr geht es um Europa und sein Problem. Europa hat ein Problem. Ja, Europa hat ein Problem, ganz klar. Und darüber spreche ich eben mit Edel Beider und gleich noch mit Edel Beider, Comedian, YouTube-Star.
Hallo. Danke schön. Und gleich kommt auch noch die Bloggerin, Juristin und Moscheeführerin Betül Ulusoy. Aber wir gucken erstmal ein paar Videos mit Edel zusammen. Ich kenne beide vom Schreibtisch, also vom Internet.
Und ich finde beide sind sehr, sehr unterschiedlich. Vielleicht passen sie auch überhaupt nicht zusammen, habe ich mir überlegt gestern. Aber das werden wir jetzt ausloten. Was ich spannend finde, ist, dass ihr beide eine Sache aufgreift.
Und das sind Ausgrenzungen, das sind Stereotype. Manchmal polternd, manchmal auch leise und diplomatisch, vor allem bei Betül. Aber auf jeden Fall tretet ihr bestimmt auf und fordert Sichtbarkeit ein. Und gerade in Bezug auf den Talk, den ich vorher gegeben habe, zu den Narrativen zum Muslimen in Europa,
finde ich das sehr, sehr wichtig, das aufzutreten und zu sagen, hey, was habt ihr für ein Problem mit euch, dann lasst uns darüber reden. Das machst du, Edel. Du hast seit Kurzem eine neue Show, du hast seit Längerem schon eine Show dabei,
der Vernunft seit Neuestem heißt die Deutschland, wir müssen reden. Richtig, genau. Ich dachte ja, etwas, was den Deutschen ja sehr sozusagen zugeschrieben wird, ist eben, dass wir gerne reden als Deutsche und auch über Probleme und Konflikte reden.
Deshalb dachte ich, fange ich mal mit dem Klischee an, auch übers Deutsch sein, dass man eben gerne redet. Okay, und ich fange mal an mit dem Video, mit dem du berühmt geworden bist. Sie bitte, ganz ehrlich, übertrag mal nicht deine Rolle, okay?
Ich hab dich 100 Mal gesagt, rede nicht über meinen Freund. Hab ich dir nicht gesagt, oder was? Ganz ehrlich, na und? Na und, was geht dich das an?
Ich bin Jungfrau und so, und er will erst, dass wir heiraten und so, verstehst du? Nicht so wie die Deutschen schlafen. Die Deutschen schlafen, die machen mit jedem.
Was sind die Vollweise oder was? Ich schwimme, ich bin so sauer. Ganz ehrlich, sie will mir etwas machen, die das und so. Sie sagt ja, es gefällt. Ich sag, na und? Dann haben wir sowas gemacht.
Er ist schlau, guck mal, wie er rechnet. Er denkt auch an Zukunft und so. Er denkt daran, dass wir später unseren Spätkauf aufmachen. Und dann bist du mit 8, 9 Kindern, Kindergeld und so.
Das ist irgendwie, dass die Frau schlau jetzt ist oder so. Ich schwimme, ich guck sie ein, wenn ich sie sehe. Okay.
Also ich habe mich immer gefragt, wie du das machst. Hallo, das ist unglaublich. Schnell auch. Sie ist voll aggressiver irgendwie, ne? Ja, ich glaube, das ist natürlich auch eines der Dinge, über die wir kaum sprechen, weil wir uns immer so im politisch korrekten Bereich,
jeder auf seiner Seite, alle müssen PC sein. Aber was uns ja wirklich, glaube ich, was viele Konflikte schafft, ist einfach die Ebene der Emotionalität. Aggressivität ist ein Teil des Klischees über Ausländer. Und es ist auch ein gutes Wirkmittel,
dass man als Zuschauer selbst auch an seine Emotionen, was diese Figuren betrifft, was dieses Klischee betrifft, herankommt. Also wenn man sich selbst beobachtet dabei, was man fühlt, wenn man diese Figur sieht, dann ist man da schon ganz nahe auf der Spur, was das eigentlich sein soll. Du greifst ganz viele Klischees auf.
Ich nenne mal nur diese zwei. Also Aggressivität hast du gerade schon angesprochen. Das andere ist sozusagen die Aggressivität von deinem Mann. Irgendwann kommt später noch so ein Punkt, wo er kommt und schlägt mich eben. Na gut, dann tamam, wische ich Blut weg. Ja, ist doch kein Problem. Ich wische das Blut weg. Wo ist das Problem?
Das Problem ist jetzt viele Leute, die zugucken. Was machst du da? Ist das wahr? Ist das echt? Das andere Klischee, was du noch aufgreifst, ist genau eben, er hat einen Plan. Wir kriegen Kindergeld, 19 Kinder. Vorhin haben wir schon mal gesprochen über diese demografische Bombe, über die Zeitbombe.
Türken, die so viele Kinder kriegen. Gleich geht es auch noch mal in einen anderen Clip, wo du auch das noch mal aufgreifst. Was machst du da eigentlich? Na ja, natürlich versuche ich. Wenn ich jetzt so ein Thema aufgreife, wie z.B. Deutschland stirbt aus, dann ist das natürlich auch etwas,
womit Tilo Sarrazin umgegangen ist mit diesem Thema. Ich gucke einfach nur von dem Standpunkt her. Wenn es die Wahrheit ist, dass die Deutschen aussterben, dann würde so eine Figur wie Gillette eine komplett andere Basis haben für ihr Leben. Das versucht sie natürlich zu beleuchten. Was ist eigentlich mein Vorteil an eurem Aussterben?
Sie hat keinen gefunden. In meiner Show geht es wirklich viel darum, den Deutschen die Vermehrung wieder schmackhaft zu machen. Du hast auf YouTube angefangen.
Wie ich eben schon verraten habe, bist du jetzt in der Bar jeder Vernunft regelmäßig. Du warst im WDR bei Ladies Night, einer ziemlich etablierten Sendung, auch zu Gast. Und ein bisschen vorher, glaube ich, im Waschhaus. Und ich versuche jetzt mal. Na ja, wahrscheinlich kriege ich es nicht hin.
Aber das ist Paarberatung, oder? Ich war total schockiert. Ihr Deutschen sterbt aus. Ich schwöre, ich habe Schock gekriegt.
Okay, ich bin ehrlich, zuerst habe ich mich gefreut. Ganz ehrlich. Ich habe mich gefreut. Aber weißt du auch warum? Ich liebe dich, aber du nervst mich. Immer lesen, schreiben lernen. Ganz ehrlich, wenn einer in die Familie kam, wusste ich alle kann. Ich wollte übertrieben lesen, schreiben, den ganzen Tag.
Jedenfalls, ich habe gelesen, ich habe so nachgedacht, weißt du. Ich habe so gedacht. Also jetzt ist es so, Deutschland stirbt aus. Und dann wir sind ohne euch.
Und dann habe ich mir überlegt, ich muss euch helfen. Und deshalb Deutschland, ich bin heute hier. Weil ich habe eure Paar rumverhalten. Ich habe geguckt. Wirklich. Ihr macht alles falsch.
Wirklich, ganz ehrlich. Guck mal, ich will sagen, liebe deutsche Männer. Guck mal, ich will nur eine Sache sagen. Ihr seid zu langsam. Es ist so.
Es gibt zwei Bilder von dir, glaube ich, von vor zwei Jahren. Die finde ich ganz spannend. Hier, G-Lad macht Bam in die Fresse. Dazu gibt es sogar ein schönes Lied von dir.
Und dann ist sozusagen, das ist noch so ein Gegenbild eigentlich. Nämlich, ich will euch eigentlich nur helfen. Ja, genau. Na ja, natürlich ist G-Lad eigentlich schon eine totale Ansammlung von allen Klischees, die man über Muslime, über Türken hier in diesem Land natürlich auch medial weiterverbreitet. Und irgendwann stellte sich mir die Frage,
ich habe viel mit Jugendlichen gearbeitet und viel in Schulen gearbeitet. Was macht eigentlich diese negative Konnotation mit der Identität dieser Jugendlichen? Und das ist eben eine ganz spannende Frage, das zu beobachten, wie sehr diese Bilder auch identitätsstiftend sind
für eben diese marginalisierte Gruppe der Ausländer hier. Und das heißt, du hast in Interviews auch, gab es Interviews, in der Taz, im Tagesspiegel, im Spiegel. Du redest darüber, dass du diese Sprache den Jugendlichen wirklich vom Mund abgeschaut hast. Das heißt, es gibt Mädchen, die so reden wie G-Lad-Eiche?
Na ja, die Sprache, es gibt alles. Natürlich gibt es auch Mädchen, die so sprechen wie G-Lad-Eiche, weil der Zusammenhang ist da auch sehr offensichtlich. Auch da ist der Zusammenhang mit Identität ganz einfach, weil man sich eine Sprache erschaffen hat, die passend ist zu meiner Identität.
Die Sprache desjenigen, der kein Deutsch kann. Die Sprache desjenigen, der sich nicht anpasst in Deutschland. Und da ist eben ein ganz starker Zusammenhang zwischen dem Bild, was die Gesellschaft zeichnet und zwischen dem, was Jugendliche bzw. auch Heranwachsende
in ihre Identität fast schon unbewusst aufnehmen. Das heißt, wir machen die so? Ja, ganz genau. Es ist ein kreativer Prozess Deutschlands. Der würde so in der Türkei gar nicht stattfinden. Der würde auch in einem anderen Land so nicht stattfinden. Und ich glaube, das ist ganz wichtig, das zu sehen, dass das eine Kreation dieser Kultur ist und nicht eine Eingewanderte oder, ja.
Du erzählst auch irgendwo, ich glaube im Taz-Artikel ist es, dass du angefangen hast mit einer sehr distanzierten Haltung zu dieser Sprache und zu dieser Figur. Und dass du, als du sie performt hast, sie angefangen hast zu lieben. Ja, das ist tatsächlich so.
Also das macht schon sehr viel Spaß, weil die sind ja hoch kreativ. Also ich meine so ein Wort wie Hässlichkeit. Also es ist, du Hässlichkeit und so. Es hat einen Charme, es hat eine Kraft, die ich auch wirklich nicht erklären kann. Es macht einfach Spaß, mieserweise. Und ich glaube deshalb ist die auch so ansteckend.
Es zieht sich ja bis in die Werbung rein. Ja, es macht wirklich Spaß. Probiert es, es ist mega. Ich versuche die ganze Zeit hochdeutsch zu bleiben gerade. Weil am liebsten möchte man mitmachen. Gilead Eiche irritiert ja auch unglaublich. Ja, total.
Mein Lieblingsspruch ist eigentlich der unter, ich bin voll sauer, gibt so einen Spruch, wir wissen nicht, ob du dich über Türken lustig machst oder über Menschen, die denken, Türken sind so. Ja. Was sagst du zu so einem Spruch oder zu so einer Frage oder zu Leuten, die sagen so, aber dann lachen da diese hochbürgerlichen Kabarettbesucher,
die lachen dann über die Türke, die die Kühlschranktür aufmacht und zwei Kinder gebärd. Ja, das sind die, das ist ganz interessant zu sehen. Es ist wirklich so, türkische Frauen waschen ab. Sie kriegen ein Kind, sie waschen ab. Also so läuft es bei uns.
Nein, es ist natürlich auch, es ist jetzt die Frage, wer lacht über was. Also klar, die Mitte der Gesellschaft würde eher darüber lachen über den dummen Türken, aber die Türken lachen darüber oder die Ausländer oder die Ausgegrenzten, dass dieses Bild überhaupt existiert. Also es hat so wenig mit der Lebensrealität der meisten zu tun, dass es natürlich absurd ist.
Und das ist dann wieder lustig, da bricht es sich. Und das Problem des Humors ist immer diese Frage, wer versteht es wie sozusagen. Also die Gefahr auch, missverstanden zu werden. Ja, wobei ich sagen muss, ich finde diese Frage großartig, weil ich bin immer wieder ein Verfechter davon, daran zu erinnern, wo dein Gedanke entsteht. Der entsteht nicht draußen, der entsteht in dir.
Also verantwortlich für deine Gedanken bist du selbst, nicht das, was dich auslöst im Außenherum. Das ist jedenfalls meine Philosophie. Das heißt, ich bin natürlich ein starker Auslöser, aber was du als Individuum selbst darüber denkst, liegt in deiner Verantwortung. Da habe ich auch gar keinen Zugriff zu. Also ich kann niemanden irgendwas beweisen oder nicht beweisen,
das ist ja auch gar nicht so gedacht, sondern es ist einfach natürlich für mich als Person auch ein Weg gewesen, meine eigene Deutungshoheit über meine kulturelle Identität zu übernehmen. Also auf diese Art und Weise, indem ich mich eben über Klischees lustig mache, die ja auf mich auch gar nicht zutreffe. Ich will nur sagen, ich bin Waldorf Schüler.
Ja, das ist ein viel größeres Problem als Türke, glaubt mir. Da sind hier einige. Ich kann meinen Namen tanzen. Du kannst deinen Namen tanzen. Ja, die Show möchte ich auch nochmal sehen zum Thema Wald.
Wie ist es, jetzt nochmal zu fragen, du hast auf YouTube angefangen über, ich weiß nicht, jetzt habe ich geguckt, über 1,5 Millionen allein für den ersten, ich bin voll sauer, Clip. Du warst dann auf Bildzeitung, hattest eine Videokolumne auf Bild online, für die du glaube ich auch kritisiert wurdest
von anderen Comedians? Ja, ich wurde gehasst, die Imbrealistin, aber ganz offen zu mir war das scheißegal, ich wollte einfach Reichweite. Und Geld, stimmt's? Ja, Geld, aber es gab nicht so viel Geld, wie ich dachte. Okay. Und jetzt bist du auf verschiedensten Bühnen, Cabarets, etc. zu Gast.
Ich habe gesagt, du warst im Spiegel. Wie funktioniert das so für jemanden, der sich unter anderem Kanake nennt, da reinzukommen, von YouTube aus? Vom Sofa also? Also wie das funktioniert dann in die Strukturen, der Comedy-Strukturen des Landes. Oder funktioniert es? Es funktioniert partiell.
Ich muss schon sagen, natürlich ist es, wenn ich jetzt irgendwo in Oldenburg bin und die Leute haben überhaupt gar keinen Bezug dazu, weil sie nicht so viele Ausländer in der Stadt haben, dann ist es sehr schwierig. Das ist nicht so einfach, weil sie diese Bilder gar nicht kennen, bzw. weil sie auch oft sagen, was ist daran lustig, die sind doch so. Ja, das höre ich wirklich oft.
Insofern ist es wirklich was für Leute, die auch wollen, dass wir nicht so sind. Also es ist wieder der Zuschauer, der natürlich auch bestimmt, was er daraus macht. Ich kann nur ein Angebot schaffen. Das ist das Angebot. Ich glaube, Betül ist noch nicht da. Boris, können wir jetzt eine Runde mit Fragen machen,
falls es welche geben sollte? Klar, gerne. Hier ist ein Mikro. Wer hat schon mal eine Frage? Ich würde jemand direkt fragen an Edelweider. Das ist alles geklärt, oder? Eigentlich wollte ich noch ein Foto. Es gibt noch eine andere Rolle oder eine andere Person, die du spielst, nämlich Gerda. Gerda.
Ich weiß nicht, das ist die Oma von Tilo. Ja, ich habe es ein bisschen aufgeteilt. Gerda, also jetzt für alle, damit die Geschichte verstanden wird, die Ausgangs- und Ursprungsgeschichte ist. Gilet Aisha hat eine Schwester, Eichegül, die eine Integrationsnutze ist. Warum Integrationsnutze? Weil sie alle unbestimmten und bestimmten Artikel verwendet.
Das wird ja in der Kanakensprache nicht mehr gemacht. Diese Eichegül hat jetzt einen deutschen Freund. Dieser deutsche Freund hat natürlich auch eine Mutter. Diese Mutter ist eher Pegida, als dass sie Multikulti ist. Der Bruch ist da sehr schön. Sie hat eine sehr schöne Kittelschürze.
Ja, die hat eine super Kittelschürze. Das erste, was sie sagt, wenn sie rauskommt auf die Bühne, ist so, ihr Mollocken, wir müssen reden. Diese Figur ist sehr stellvertretend für diesen rechten Geist, der sich eben in Europa so umgeht und was der auch für eine Verletzung auslösen kann.
Weil es gibt tatsächlich auch Zuschauer, die mir dann danach schreiben, dass sie diese Person als unglaublich verletzend empfunden haben. Und das finde ich ganz spannend, was da so für ein Bruch ist und warum das so verletzt. Die Frage lasse ich mal offen für alle, die in meine Show kommen wollen. Wann ist die nächste? Kurze Werbe? Im Juni, kurze Werbepause.
Bar jeder Vernunft. Ich freue mich sehr, wenn ich euch da sehe. Noch dazu kann ich auch Hate Poetry sehr empfehlen für alle, die sich dafür interessieren. Hate Poetry ist großartig. Die sind am 13. Mai im Heimathafen. Hate Poetry ist lauter Journalisten, die ihre Hassleserbriefe vortragen. Das ist wirklich unglaublich.
Die Beleidigungen, die sie bekommen, umkehren in Empowerment. Und genau das ist ja eigentlich auch die Strategie von Gillette. Was ich vorhin beschrieben habe, die ganzen antimuslimischen Narrative, die lassen einen ja auch vollkommen ohnmächtig zurück. Ja, eben. Was soll ich dagegen denn noch sagen?
Was soll ich da noch machen? Das Einzige, was mir in dem Fall als Personindividuum übrig bleibt, ist das eben aufzunehmen und auch darüber zu lachen. Das ist auch ein ganz wichtiger Prozess, um das zu entspannen. Das heißt, ich sitze mit Kartoffeln und mit Kanacken. Das ist mein Publikum. Und wir lachen übereinander.
Das ist insofern wichtig, weil wir da auch eine Augenhöhe hinkriegen. Also Gillette sagt immer, okay, wir sind jetzt auf Augenhöhe, weil wir können keine Grammatik, aber ihr könnt keine Vermehrung. Wir können uns jetzt helfen. Weil Vermehrung können wir, Kanacken. Das ist ja bekannt.
Okay. Jetzt noch mal Möglichkeit fürs Publikum. Da vorne ist eine Frage, glaube ich. Ja. Und ich gebe dir mal was zu trinken. Ja, mich würde mal interessieren, du beschäftigst dich ja sehr stark sozusagen mit dem Migrationsthema
oder Integrationsthema. Wo ist für dich die Grenze, die man jetzt in der Region hat? Das ist ja gerade interessant. Das ist jetzt gerade interessant und damit macht so ein neues Thema auch auf. Was ist denn mit so radikaleren Strömungen im Islam? Also kannst du dir zum Beispiel auch vorstellen, sage ich mal, eine Frau,
die nach Syrien geht und die IS unterstützt. Gibt es durchaus Frauen, die das machen. Ist das auch ein Thema, oder ist das etwas, wo du sagst, da ist eine Grenze überschritten, mit solchen Themen beschäftige ich mich nicht. Doch, also generell ist das Thema schon sehr spannend, aber dann ist auch wiederum die Frage, wie man das natürlich aufbereitet. Also ich bin schon jemand, der an diese Dinge vorsichtig
rangeht, weil es geht mir nicht darum, Menschen zu verletzen in irgendeiner Art und Weise. Insofern bin ich da schon etwas vorsichtiger. Es wird ein Thema, genauso wie die NSU ein Thema wird, aber das ist die Überraschung fürs nächste Jahr, da werde ich es ein Thema, wobei ich sagen muss, dass es wirklich nicht so ein leichtes Thema ist und es ist
auch wirklich weit weg von meiner Realität und von der Realität von vielen, die ich kenne. Also es ist natürlich etwas, was uns zugesprochen wird oder zugeteilt wird, dass es jetzt unser Ding ist. Aber ich wurde auch schon gefragt, ob ich mich jetzt distanziere und so. Ich mache das alles gerne, wenn es jemanden beruhigt,
aber ich habe damit nicht viel zu tun. Insofern, mich interessiert vielmehr, wie wir miteinander sind. Das ist spannender als das, was da läuft, da habe ich zu wenig Ahnung von. Ja, da ist noch eine Frage, da hinten, in der Mitte. Hallo, vielen Dank erstmal. Ich hoffe,
ich mache mich jetzt nicht, dass ich nicht aufgepasst habe, aber sag mal, wie kommt das in der türkischen Community zum Beispiel an, was du machst? Sehr geteilt, das ist eine super Frage, weil die Türken bzw. das migrantische Publikum reagiert teilweise so,
dass sie sagen, du blamierst uns, indem du so ein Klischeebild immer wieder so darstellst, wir wollen ja gerade raus. Das leitet aber zu der Frage, wohin raus? Also das ist wirklich sehr spannend, weil Integration in dem Sinne ja überhaupt gar keinen Anfang und gar kein Ende
hat. Also ich habe jetzt noch kein beschriebenes Ende von Integration. So bin ich jetzt integriert. Also das ist natürlich sehr spannend. Insofern, es gibt auch wirklich Ausländer, die mir schreiben, warum tust du so, wir wollen keine Deutsche sein, wir sind Türken hier in diesem Land. Also es gibt wirklich alles und auch da kann ich nur
wieder sagen, ich mache gerne ein Angebot, aber denken muss schon jeder selbst, das kriege ich als Künstler nicht mehr hin. Ja, aber wie gesagt, es gibt auch da viel Hass, so ist es nicht. Die meisten bzw. die türkische Gruppierung ist schon auch eine sehr konservative. Das ist jetzt nicht unbedingt die Wahnsinns-Multikulti-Ecke,
so wie ich es wahrnehme. Danke für die Frage. Du bist mittlerweile auch bei Meischberger und Co. gewesen, also Talkshows, die mögen ja irgendwie diese Kreativen aus dem Internet, die holt man dann irgendwie in den Mainstream rein. Neulich war so eine Show mit dem
Neurotypen aus der Schweiz. Wie funktioniert das für dich? Da musst du ja dann Hochdeutsch reden. Ich hatte das Gefühl, an manchen Stellen würdest du vielleicht lieber als G-Lad lospoltern, weil es so unglaublich war. Ja, es verleitet mich schon immer wieder so ein bisschen, in die Rolle rüber zu gehen, wenn ich irgendwie was in meiner
Sprache sagen will. Aber ich finde es viel interessanter, warum man mich zu solchen Themen wie Islam einlädt, wobei du da viel passender wärst, als ich in dem Sinne, weil das ist wieder diese Zuschreibung. Also nur ganz kurz zur Aufklärung, meine Eltern sind 75 nach Deutschland gekommen und das war jetzt nicht gerade die Hochphase im Islam in der Türkei.
Da galten eigentlich eher deutsche Werte wie Pünktlichkeit und Ordnung und sowas. Ja, also das heißt für meine Eltern ist das auch sehr fremd. Ich habe meinen Vater mal gefragt, Papa, es gibt jetzt Salafisten und da hat er mich gefragt, was das ist. Also er hat selbst auch keine Ahnung. Es ist ganz spannend, das zu sehen. Trotzdem, aufgrund der Zuschreibung zu dem, was ich bin als Identität, werde ich auch natürlich sofort
mit dem Islam, obwohl ich ja eher so, wie gesagt, Waldorfkind und mehr so spirituell und so eine Sache. Ja, voll die Öko-Tante. Bio-Deutsche wäre ich als Deutsche jetzt, wäre ich eine Bio-Deutsche. Definitiv, ich liebe Bio-Deutsche. Ah, Betül ist da wunderbar. Okay,
dann können wir, glaube ich, Betül gleich auf die Bühne holen. Wir haben die ganze Zeit darüber gesprochen. Schade, dass du noch nicht da warst, aber erst mal ein Applaus für Idyll. Ja, danke schön. Vielen Dank. Du darfst dich setzen, kannst aber auch stehen bleiben. Ich setze mich. Genau, ich glaube, wir haben jetzt die... Du darfst auch was trinken, Betül.
Genau, ich erzähle erst mal, bevor du angekommen bist. Genau, vorhin am Anfang habe ich schon mal erzählt, dass ich euch beide vom Schreibtisch, also aus dem Internet, kenne. Deswegen bin ich
ja auch auf die Idee gekommen, ihr könnt mir bestimmt helfen, wenn ich bei den Nerds vortrage und ich kenne das doch alles gar nicht. Also, Betül ist auch bekannt geworden eigentlich darüber, dass sie im Internet sich irgendwie artikuliert hat. Und ich glaube,
du hast seit Anfang dieses Jahres sogar erst einen Blog, den sehen wir hier hinten, und blogst über Alltagsgeschichten. Und wir haben eben mit Idyll gesprochen darüber, die Ohnmacht, die dieser Diskurs über Muslime und Islam uns verschafft oder Menschen verschafft,
die dann auch eben als Muslime markiert werden oder auch selbst sichtbar sind als solche. Und dass Internet letztlich, Blogs, Facebook und anderes letztlich dann auch als einen Katalysator dienen können, um überhaupt sichtbar zu sein, um selbst sich eine
Stimme zu verschaffen und selbst zu sprechen. Ich kann nochmal kurz, hast du schon Atem geschöpft? Könntest du schon mal sagen? Sonst gebe ich mal einen kurzen Überblick über meine Lieblingseinträge. Das eine ist, der Muslim muss Experte sein. Das ist so ein bisschen auch aus der, ein Eintrag aus der Erfahrung als Moscheeführerin
und mit den Jugendlichen, die da ankommen. Und da gab es eine Klasse, in der ein Muslim war, der dann immer erklären musste, wie der Islam ist, so ein bisschen wie Idyll gerade gesagt hat. Also wer dann als Muslim geoutet ist, der muss dann auch Stellung
beziehen. Hier, das sind so Reflektionen. Ich glaube, das waren so erste, die ich vorher auch schon mal auf Facebook gesehen habe von dir. Erinnerungen an die Schulzeit mit Kopftuch über die, ich würde sagen in Anführungsstrichen neutralen Lehrer. Ein Eintrag über Kopftuch, das geht sie überhaupt nichts an. Ich glaube, das ist
auch dann bei heute.de geht es um die Frage, Betul, wir müssen über dein scheiß Kopftuch reden. Das ist ein Zitat, würde ich so nicht sagen. Aber hier also diese Auseinandersetzung damit, wozu man sich alles positionieren muss. Es gibt noch
ganz viele andere Einträge natürlich, wie ein Eintrag zur Diskussion über diesen Hassprediger, der Anfang des Jahres in einer Berliner Moschee ziemlich über Frauen hergezogen ist, Muslime, die neuen Wilden und so weiter. Also ganz
viele Geschichten einfach aus dem Alltag. Wie bist du dazu gekommen, zu bloggen und überhaupt erst auch vielleicht auf Facebook über deine Erfahrungen zu schreiben, bitte? Ich glaube, ein bisschen Zwang, ein bisschen Mundpropaganda. Ich muss mich erst mal entschuldigen für die Verspätung. Ich wollte heute alle Klischees erfüllen, die eine Muslime zu weten hat. Genau, also
ich habe einfach ganz oft über Alltagsgeschichten erzählt, die mir passiert sind, die glaube ich vielen Menschen passieren. Dinge, die ich beobachtet habe und habe sie erst mal nur auf Facebook geteilt und dann haben Freunde das ganz gern gelesen, dann ihre Freunde das ganz gern gelesen und irgendwann kamen immer mehr Nachrichten, ich soll doch bitte
einen Blog öffnen, damit eben mehr Leute, die nicht nur auf Facebook sind, davon lesen können und irgendwann hatte ich keine Lust mehr auf diese Nachrichten zu antworten und habe dann gesagt, gut, dann stelle ich die Leute still und öffne den Blog eben. Und mindestens seitdem, aber ich glaube sogar auch vorher, ist genau dasselbe passiert wie mit Idyll. Nämlich, es gab eine ganze Reihe von Interviews mit dir, wieder im
Tagesspiegel, ich weiß nicht ob in der Tat, in anderen Printmedien und ich glaube ich habe hier, genau, zum Beispiel auch ein Interview Anfang dieses Jahres, oder? Auf heute.de, nicht in der heute Show, aber in heute, in der Nachrichten, ernsthaften Nachrichtensendung heute.
Ja, Bloggen, gestern habe ich hier gelernt, dass das total kritisch zu sehen ist, wenn was aus dem Internet in die Mainstream-Medien kommt, aber ich glaube in euren beiden Fällen ist das für euch eher positiv und das
Internet ist sozusagen erstmal ein Ausweichweg gewesen, um überhaupt sichtbar zu werden, weil es vorher erstmal gar für euch keinen Weg gab, in die Mainstream-Medien zu kommen, wo ihr einfach euch vielleicht nicht vorkommen sehen habt. Vielleicht muss ich erst mal sagen, dass mich an den Mainstream-Medien immer gestört hat, dass sehr oberflächig diskutiert wird häufig, also es wird immer über eine bestimmte Kategorie gesprochen, es
sind die Muslime, es sind immer die Flüchtlinge, es sind die Medien und oft ist uns glaube ich gar nicht mehr bewusst, dass es eigentlich hinter diesen Kategorien einzelne Personen stecken und Individuen stecken, um die es eigentlich gehen sollte und ich glaube Blogs eröffnen eine Möglichkeit über Individuen zu sprechen, ich spreche hier über meine ganz persönliche Sicht auf die Welt. Eine andere Sache ist glaube ich, was
Muslime vor allem betrifft oder häufig auch stört, dass die Muslime immer etwas anderes wahrgenommen werden, die ihre eigene Sprache haben, ihre eigene Begegnungsstätten, ihre eigene Kultur, alles ist anders und das ist immer so eine Abgrenzung, wenn man über die Muslime spricht und durch meine Alltagsgeschichten erzähle ich einfach aus dem Alltag
eines Muslims und mache glaube ich dadurch auch ein bisschen deutlich, dass wir gar nicht unterschiedlich sind, weil ich glaube in diesen Alltagsgeschichten, in diesen Erfahrungen kann sich jeder immer mal wiedersehen und hat ähnliche Erfahrungen gemacht oder die gleichen Erfahrungen gemacht und dadurch wird einem auch klar, dass die Muslime keine Spezies sind, etwas ganz anderes und ganz normale Menschen wie du und ich auch und das hat mir eben in den Menschenmedien ein bisschen
gefehlt, aber wie du schon gesagt hast, der Blog eröffnet eben dann einem auch Wege, dass man eben auch von Journalisten gelesen wird, die dann auch gern auf einen zukommen. Ich würde noch mal kurz zurückgehen und zwar zu einem Punkt, der eigentlich noch davor steht, nämlich warum will man eigentlich gehört werden und was gibt es eigentlich für Momente, an denen man
irgendwie platzt, an dem einem irgendwie der Kragen platzt und ich glaube, so wie ein bisschen für Idyl die Sarrazin-Debatte dieser Punkt war, zu sagen, mir platzt jetzt der Kragen, war offensichtlich Femen und eine Aktion von Femen so ein Moment, an dem du gesagt hast, so jetzt möchte ich aber sichtbar werden und mit einer bestimmten
Nachricht auch wahrgenommen werden. Wie war das, wann war das überhaupt? Ich erinnere mich schon wieder gar nicht mehr. Das war im April 2013, glaube ich, dann im Februar, da hat sich Femen vor eine Berliner Moschee gestellt, so wie die normalen
Femen-Aktionen sind, hast du da ein Foto dazu noch? Ich glaube, ich habe ganz am Ende ein Foto. Okay, und hat für die Befreiung der muslimischen Frau protestiert. Und was mich daran vor allem gestört hat, war, dass sie eben wiederkategorisiert hat, also die ganze muslimische Frau, die Gesamtheit der muslimischen Frau musste befreit werden und
das Zeichen der Befreiung oder der Unterdrückung war das Kopftuch für Femen. Und eigentlich, glaube ich, hätte man nicht unbedingt gegen Femen protestieren müssen oder eine Gegenaktion starten müssen. Aber die Ansichten, die Femen vertritt oder vertreten hat, sind, glaube ich, in der Gesamtgesellschaft angekommen. Also was Semen gesagt hat, war einfach, dass die muslimische Frau unterdrückt ist, nicht für sich selbst sprechen darf,
nicht ausreichend gebildet ist und dass eben das Symbol für all dies das Kopftuch ist. Und das ist, glaube ich, in der Mitte der Gesellschaft nicht unbedingt unähnlich. Was Femen nur gemacht hat, war eine Art Zuspitzung, in dem sie gesagt haben, dass die muslimische Frau unter dem Stockholm-Syndrom leidet. Also das sagt wahrscheinlich niemand jetzt in der Mitte der Gesellschaft, aber und dass sie unterdrückt ist schon.
Und darum war das für uns wichtig, auch dagegen mal zu protestieren und mal unsere Sicht aufzuzeigen. Wir haben Femen parodiert eigentlich, wir haben also das Bild, was jetzt oben angezeigt wird, nachgestellt. Genauso stand auch Femen da, nur dass sie eben oben ohne waren und wir bekleidet sind. Was, glaube ich, bei Femen anders war als bei uns,
ist, dass die Medien da waren bei Ihnen, dass alle da waren. Also von Print über Film über Online. Alle Medien waren da. Die Aktion hatte bei Femen eineinhalb Minuten gedauert und dann war es am nächsten Tag überall auf der ganzen Welt davon berichtet. Wir haben vor unserer Aktion am nächsten Tag auch eine Pressemitteilung rausgeschickt.
Es hat sich eine Redakteurin gemeldet und sie hat gesagt, sie kann leider nicht kommen, aber ich darf ihr gerne ein Statement und ein Foto schicken. Dann habe ich sofort ein Foto gemacht, kurz eine Stunde vor der Aktion, untenrum noch Jogginghose und dann schnell ein Selfie gemacht mit Plakat und ihr geschickt und auf dem Weg noch zum Moschee dann
sofort ein Statement geschrieben und sie war dann die Einzige, die darüber berichtet hat. Und aufgrund dieses eines Artikels sind dann in der Folge viele Journalisten auf uns aufmerksam geworden, auch große CNN, Al Jazeera, ZDF, alle wollten ein Interview. Das war eben, glaube ich, so ein Schlüsselmoment auch für mich, dass man eben Aktionen, die sehr viel Aufmerksamkeit bekommen, erregen, auch nutzen kann für eigene Belange.
Und die Aktion hieß dann Muslima Pride beziehungsweise auch so eine Community, die dann entstanden ist auf Facebook natürlich. Und ich fand auch nochmal interessant, dass ihr genau die dann hier, das ist sozusagen ein Bild von Femen, aber durch die Augen einer ägyptischen
Comiczeichnerin, die genau sozusagen eine ähnliche Geschichte gezeichnet hat. Und ich glaube hier, genau was sie dann tut. Zeigt nochmal ganz gut, dass wenn Femen über
Zwang der muslimischen Frau spricht und Druck spricht, dann aber fordert, dass die muslimische Frau ihr Kopftuch abnehmen muss, dann ist es eben genauso Zwang und genauso Druck. Das vergessen, glaube ich, viele Leute, wenn sie fordern, dass die muslimische Frau sie vom Kopftuch befreien muss. Ja, das ist die Geschichte, hier jetzt habe ich auch nochmal ein Foto von Femen, aber die
Geschichte, die Kahira erzählt, also diese ägyptische Superwoman, ist dann eben auch die Geschichte zu sagen, ihr sprecht nicht für mich. Warum weigert ihr euch, warum weigern sich einige muslimische Frauen so dagegen, dass Femen oder andere für sie kämpfen?
Weil nicht auf Augenhöhe gesprochen wird. Also Femen fragt nicht, was sind meine Belange und kann ich mich dabei unterstützen, deine Belange umzusetzen, sondern Femen versucht oder andere Frauen auch versuchen, über unsere Köpfe hinweg zu entscheiden und zu entscheiden, was ist gut für mich, was ist nicht gut für mich und das ist der Fehler. Ich erlebe häufiger und das war auch das,
was du vorhin gezeigt hast, mit es geht sich überhaupt nichts an, warum ich einen Kopftuch trage, das war nach einer Podiums Diskussion, wo ich 90 Minuten mich mit den Leuten unterhalten und diskutiert habe und am Ende kam immer noch jemand und meinte, aber warum trägst du das Kopftuch? Dann meinte ich, das geht sich überhaupt nichts an, in dem Moment nehme ich, weil ich das ja schon erklärt hatte, aber ganz
häufig dann die Bemerkung kommt, aber das reicht mir nicht aus. Ich meine, das muss niemandem ausreichen, warum ich bestimmte Wege gehe, warum ich bestimmte Entscheidungen treffe, das ist allein meine Entscheidung. Ich kann sie erklären, das mache ich auch gern. Ich erkläre eben auch häufiger mal, warum ich das Kopftuch trage, aber nur
eben, weil ich ein nettes muslimisches Mädchen bin und gerne die Frage beantworten kann, aber sie ist dann nicht verhandelbar, die Antwort, die ich dann gebe und das wird eben oft missverstanden und das war bei dieser eine Person, der ich das dann auch tatsächlich so krass auch gesagt habe, glaube ich auch ein guter Augenblick, wo er selbst realisiert hat, stimmt eigentlich, ich versuche da gerade in
ihre Rechte, in ihre Privatsphäre einzugreifen und das war das erste Mal, als dass diese Person genickt hat und sich hingesetzt hat und dann war er zufrieden mit der Antwort. Was ist die Geschichte zwischen, wir müssen über dein Scheiß-Kopftuch reden? Das hat meine Schulleiterin mir gesagt, als ich im Abitur eine Podiumsdiskussion organisiert habe an
meiner Schule, die ganz gut lief und am Ende hat sie sich bei mir bedankt und meinte, aber wir müssen endlich über dein Scheiß-Kopftuch reden und dann haben wir über mein Scheiß-Kopftuch geredet und war vier Stunden lang eingesperrt mit ihr und zwei weiteren Lehrern in ihrem Büro als Minderjährige und dann musste ich mich eben rechtfertigen, warum ich mein Scheiß-Kopftuch trage und ob ich wirklich nicht gezwungen werde und am Ende meinte sie übrigens und ich
glaube, das stellt dann nochmal eine Verbindung zur Femen her, Bethe ist alles schon gut, wie du das sagst und ich hoffe, du wachst nicht in ein paar Jahren auf und merkst, dass das alles nur Scheiße war, was du erzählt hast und was du denkst und sie hatten mir im Grunde eigentlich auch den Stockholm-Syndrom in dem Moment vorgeworfen und gesagt, ich merke in dem Moment gar nicht, dass ich unterdrückt bin, aber ich bin
eigentlich unterdrückt und irgendwann merke ich das auch. Okay, inshallah. Ich will noch eine andere Geschichte teilen, die ich auch bei euch auf Muslima Pride auf Facebook gefunden habe, nämlich im letzten Jahr, glaube ich, war das, da wurde in Schweden, Stockholm-Syndrom,
wurde in Schweden eine schwangere Muslimin, also Kopftuchträgerin, möglicherweise aufgrund ihres Kopftuches verprügelt, tätlich angegriffen und zwar ziemlich heftig, sodass sie dann in Ohnmacht gefallen ist und es gab eine Aktion
danach, nämlich von lauter Schwedinnen und auch, glaube ich, anderswo in der Welt, die ein Kopftuch aufgesetzt haben und ich zeige hier mal ein paar nicht nur Frauen, sondern auch Mädchen und Männer. Genau, das sind so Aktionen,
ich weiß nicht, gerade heute habe ich gesehen und ist dann leider nicht mehr geschafft, es in die PowerPoint reinzunehmen, aber heute habe ich einen Aufruf gesehen, schwarze Röcke anzuziehen. Was ist jetzt mit meinem schwarzen Rock falsch? Es muss kein schwarzer sein. Vielleicht nochmal ganz kurz zu der Aktion.
Es gab ja mehrere dieser Aktionen, auch eine in Australien in Sydney, wo es einen Hashtag gab, I ride with you, nach den Anschlägen in Sydney auch, wo dann muslimische Anschläge in Sydney, islamistische Anschläge in Sydney, wo dann Muslime Angst hatten, auf die Straße zu gehen, weil sie eben auch befürchtet haben, angriffen zu werden oder zum Teil Kopftuch abgenommen haben in den
öffentlichen Verkehrsmitteln, um eben nicht als Muslim erkannt zu werden in den Tagen danach, und wo dann Australierinnen Angeboten haben, ich begleite dich auf dem Weg, damit du eben keine Angst haben musst und haben dann eben über Twitter diese Fahrthandel angeboten. Ich glaube, das ist auch nochmal so ein Problem, das häufig
besteht und was Muslime gerade aktuell auch haben, klar, es gibt Terroristen und es gibt auch muslimische Terroristen, die total viel Mist anstellen und es gibt auch viele Muslime, die dagegen ankämpfen. Meine Moscheegemeinde zum Beispiel organisiert immer wieder auch Fachkonferenzen und Beratungsstellen für Leute, die von Extremismus oder Radikalisierung betroffen sind. Also es gibt da viel auch in dem Bereich, wo gearbeitet wird.
Die andere Seite der Medaille ist aber, dass die große Mehrheit der Muslime, die eigentlich friedlich in diesem Land lebt, verantwortlich gemacht wird, was woanders auf der Welt geschieht und deswegen auch ganz häufig die Angriffe auf Muslime in letzter Zeit steigen. Also ich höre fast täglich, dass eine Freundin mit Kopftuch angriffen wird und meistens heimtückig von hinten, sodass sie entweder ins
Krankenhaus fahren muss, weil sie stark blutet oder sogar ohnmächtig wird, Amnesie erleidet und dann die Polizei fragt, bist du dir sicher, dass du angriffen wurdest? Bist du nicht selbst vom Fahrrad gestürzt oder so? Das ist auch nochmal ganz toll. Aber die Aktionen, die dann in Solidarität bekunden sind, eben total toll und das, was du vorhin angesprochen hast mit den Rücken, ist eine aktuelle
Aktion, wo es um einen Fall aus Frankreich geht, wo eine muslimische Schülerin aus dem Unterricht verwiesen wurde, weil sie einen zu langen Rock getragen hat und man gesagt hat, der Rock würde etwa ein religiöses Symbol darstellen, weil der eben zu lang ist. Und dazu zu sagen, vielleicht dieses Mädchen ist bekannt dafür, dass sie vor der Schule ihr Kopftuch absetzt.
Also man weiß, dass sie Muslimin ist und deswegen wird sozusagen der sonst ganz normale Kleidungsstil als religiös oder sogar ideologisch motiviert beschrieben. Und in Frankreich darf man ja als Schülerin nicht mit Kopftuch, auch als Lehrerin nicht, natürlich darf man überhaupt nicht den Schulhof betreten beziehungsweise auch das Schulhaus. Und hier wird
das sozusagen auch noch mal vom Schulleiter ausgeweitet, dann auf den Schwarzen. In dem Fall war es ein schwarzer Rock. Genau. Und jetzt sozusagen eine Aktion, Twitter, Fotos zu machen von sich. Am Montag tragen alle Männer, Frauen, Kinder ein Rock, wenn sie möchten, wenn sie Solidarität bekunden wollen und schalen eben das Foto mit Rock.
Und solche Aktionen findest du aber gut im Gegensatz zu Femen? Jein. Also ich finde das nett, dass Solidarität bekundet wird. Das sind aber natürlich eine oberflächliche Aktion, genauso wie auch Femens Aktion, oberflächliches. Sie machen ja sonst keine Arbeit an der Basis, sondern es gibt eben nur diese öffentlichkeitswirksamen
Kampagnen. Ich glaube, die eigentlichen Probleme, die Musliminnen haben, liegen woanders. Und über diese Sachen wird eben zu selten gesprochen. Und vor allem wird auch immer über das gesprochen, was in Deutschland für Musliminnen nicht so relevant sind. Weil in Deutschland bin ich eben nicht unterdrückte Frau. Das belegen eben auch Statistiken, dass es eben
die muslimische Frau in Deutschland nicht unterdrückt ist. Und es werden glaube ich Bilder aus Afghanistan, aus Pakistan, aus Saudi-Arabien auf mich hier in Deutschland projiziert. Und das ist so ein bisschen der Fehler, denn die Sorgen und Probleme, die ich hier habe, sind eigentlich genauso wie die Frauen, die nicht muslimisch sind und auch in Deutschland leben. Also werde ich für die Selberarbeit gleich bezahlt wie mein männliche Arbeitskollege.
Wo kann ich mein Kind abgeben, wenn ich arbeiten möchte? Das sind also alles Fragen und Probleme, die alle Frauen hier betreffen und nicht speziell die muslimische Frau. Es ist eben Diskriminierung aufgrund von Kopftuch. Wie ist das? Du, das wollte ich dich eigentlich schon immer mal fragen. Du machst das alles. Moschee-Führungen
ganz regelmäßig in der Shehitlik-Moschee hier in Berlin. Du bist auf ganz vielen Panels, mittlerweile gibt es Interviews, schreibst irgendwie gefühlt jeden Tag mindestens einen Blog-Eintrag und gleichzeitig glaube ich, machst du Referendariat. Du bist Juristin, du hast Jura studiert, dann mindestens dein erstes Staatsexamen sozusagen hinter dir.
Stimmt das eigentlich? Wann machst du das? Ja, das stimmt. Aber die Blog-Einträge zum Beispiel sind ja alles Alltagserfahrungen, die ich ganz häufig auch mal in der U-Bahn schreibe und dann teile. Also direkt nachdem sie mir passiert sind und meist noch direkt dort, wo sie mir passiert sind. Das ist also weniger Aufwand, als es den Anschein erweckt.
Okay. Aber du bist Referendarin und willst möglicherweise Anwältin werden. Hast du dort in Bezug auf das Kopftuch-Probleme? Oder wie sieht es da aus? Neulich gab es eine Diskussion dazu. Also in manchen Gerichtssälen sind ja Anwältinnen mit Kopftuch auch durchaus schon mal verwiesen worden.
Wie sieht das aus in der Praxis? Also ich habe in der Universität, in der universitären Ausbildung keine Probleme gehabt, ganz im Gegenteil. Ich habe meine Uni auch bei internationalen Wettbewerben vertreten mit Kopftust, weil es überhaupt gar kein Problem. Im Referendariat bin ich mir nicht so ganz sicher. Es gab einen skurrieren Fall. Ich bin jetzt in der Staatsanwaltschaftsstation
und hatte mich für die Abteilung Staatsschutz beworben und darf sich einer bestimmten Abteilung zuweisen lassen. Und es war auch alles abgesprochen und alles okay. Und am Tag der Zuweisung kam ich zur Staatsanwaltschaft und wurde an eine Allgemeinabteilung zugewiesen. Hab dann gefragt, woran das liegt, weil ja eigentlich abgesprochen war Staatsschutz. Und dann meinte die zuständige Dame, hat mich gar nicht angeguckt und meinte, ja tut mir leid,
eine Anweisung von oben. Wir nehmen in diesem Jahrgang keine Frauen beim Staatsschutz. Und dann steht man da und fragt sich, was ist jetzt besser, aufgrund des Kopftuchs diskriminiert zu werden, aufgrund als Frau diskriminiert zu werden oder was soll das jetzt? Also das war schon ein bisschen skurril,
was auch immer mal wieder ein Problem ist. Also ich darf als Staatsanwältin oder als in der Staatsanwaltschaft schon muss man normalerweise auch die Plädoyers halten. Ganz normal wie der Staatsanwalt auch. Das darf ich nicht mit Kopftuch. Ich darf eigentlich auch nicht in der Zivilstation auf der Richterbank sitzen. Bei mir war das Gott sei Dank so, dass mich die Präsidentin meines Gerichts direkt dort vorne hingesetzt hat. Und das war also bei uns jetzt kein Problem.
Aber sonst kann es auch schon mal vorkommen, dass die Referendarin ganz hinten im Saal sitzen muss. Und als Anwältin, also in Berlin gilt ja immer noch das Neutralitätsgesetz. Und man darf eben als Richterin oder als Staatsanwältin keinen Kopftuch tragen. Als Anwältin aber schon, weil man ja einen privaten Mandanten vertritt. Es gab aber trotzdem immer mal wieder Richter,
die Rechtsanwältin eben aus dem Saal verwiesen haben und gesagt haben, mit einer Anwältin, die einen Kopftuch trägt, verhandlich nicht. Und dann entweder sie dann einen männlichen Anwalt reinschicken muss, das ist auch ganz toll, die muss nämlich der Frau unterdrückt und muss jetzt einen Mann reinschicken für sie, der für sie spricht. Oder sogar bei Zeuginnen. Das ist das Skurrilste. Und das war, glaube ich, auch in den Medien,
dass ein Richter, eine Zeugin mit Kopftuch aus dem Saal verwiesen hat und meinte, ich erkenne den Wahrheitsgehalt einer Aussage immer daran, ob die Ohren wackeln oder nicht. Und bei dir sehe ich die Ohren nicht. Deswegen. Herr Idel, mach mal die Haare frei. Hier, nur ich bin integriert, sage ich mal, wenn man um meine Ohren sieht.
Daran erkennt man das also. Genau. Also es gibt immer mal wieder aus sehr skurrile Fälle. Ich will gleich, wir haben, glaube ich, noch einen Moment, um ins Publikum zu gehen. Aber ich will noch mal sagen, dass mit so einem letzten Bild, was ich auch, was auch jemand ist, der, glaube ich, bei Muslima Pride sehr präsent ist, von Sufena Hamid,
einer Comic-Zeichnerin, die auch ganz viel das Internet genutzt hat, auf DeviantArt, seit über fünf Jahren ihre Comics zeigt und im Prinzip was Ähnliches tut, wie Betül letztlich, nämlich ihre Alltagserlebnisse visualisieren in dem Fall.
Das hier, ein schönes Bild von ihr. Aber ich glaube, ihr seid Fans davon, auch von vielen anderen Zeichnungen, die sie macht. Das nur mal als Hinweis darauf, dass die beiden hier nur zwei von ganz vielen sind. Also ich könnte noch viele, viele andere nennen. Hier im Publikum ist jemand von iSlam, die auch auf YouTube mittlerweile regelmäßig kleine Clips machen
und ganz tolle, große Veranstaltungen machen, in denen sie vielen Menschen auf der Bühne Raum geben, um zu slammen und so. Willst du dich hinsetzen? Sollen wir uns zu Betül setzen? Dann können wir trinken. Und ihr könnt euch Fragen überlegen. Und Boris ist da mit dem Mikro. Wer möchte anfangen?
Da hinten, wieder. Ganz hinten. Moment. Genau, geprobt. Aber alle anderen können sich auch trauen. Das ist hier ganz offen alles. Hallo. Ich habe gar keine Frage, sondern nur eine Anmerkung. Vielen, vielen Dank. Und ich finde euch beide ganz spannend.
Und ich hoffe, dass alle irgendwann mal sehen, dass da nicht ein Kopftuch ist, sondern dass da einfach eine kluge, interessante und spannende Frau steht, die einfach nicht diskriminiert werden möchte, doppelt diskriminiert werden möchte, weil sie Frau ist und einen Kopftuch trägt, sondern die einfach ganz normal hier leben kann.
Gibt es noch mehr Lob aus dem Publikum? Mehr Fragen da hinten, ja. Ja, ich habe auch nochmal Lob. Ich finde es ganz bewundernswert, dass Sie sich dazu entschieden haben, jetzt Berufsmuslima zu werden. Denn Sie sind ja eigentlich Juristin und jetzt kommen Sie aber aus dem Ding nicht mehr raus.
Und das muss man sich ja gut überlegen, weil Sie ja einfach jetzt total öffentlich geworden sind. Ja, und eben dieses Label an sich haben und die Sache vertreten müssen. Und ja, ich bewundere das sehr, weil Sie sind sicherlich auch einigen Anfeindungen ausgesetzt von allen möglichen Seiten. Aber ja, ich finde das eine ganz wichtige Arbeit,
die Sie machen. Und ich finde auch Ihren Blog toll. Und vielen Dank und weiter so. Ja, wie ist das? Verändert das was, so öffentlich zu sein? Ich glaube, es macht noch kritischer. Also ich bekomme einige Sachen
mittlerweile mit, die ich sonst nicht mitbekommen habe. Und ich kann deswegen auch so fein das Bild total gut nachvollziehen, weil sie ja damit beschreibt, dass sie eben zwischen zwei Stühlen sitzt. Die einen finden sie zu moderat, die anderen finden sie zu konservativ. Und ich habe jetzt, glaube ich, auch mehr Einblick in die muslimische Welt bekommen durch das Schreiben.
Wie reagieren Muslime eigentlich auf meinen Blog? Das ist auch nochmal eine ganz spannende Frage, glaube ich. Und wie reagieren Sie? Weil es ist gerade keine Frage aus dem Publikum, aber es kann. Wir haben, glaube ich, noch für ein, zwei Fragen, haben wir bestimmt noch Zeit. Gut, ich hätte mal eine Frage für euch beide. Und zwar, ich meine, du bist sozusagen YouTube-Star und du bist durch den Blog bekannt geworden.
Und die Frage ist, bietet euch das Internet mehr Freiheiten? Wie seht ihr das Bild der Muslime in den Mainstream-Medien? Also ich fange kurz an. Ja, natürlich gibt es uns mehr Möglichkeiten. Es ist, weil die bestehenden Strukturen sind eben nicht so einfach aufzubrechen. Und YouTube ist eine Möglichkeit,
auch gemeinsam andere zu finden, die gleichgesinnt sind oder zumindest auch diese Erfahrungen zu haben. Also dass sie diese Ausgrenzungserfahrung machen. Und daran ist natürlich der Vorteil, dass durch den Austausch du natürlich dich auch näher fühlst zu anderen. Insofern ist YouTube, finde ich, eine ganz großartige Plattform,
um auch Gleichgesinnte zu finden. Also wie gesagt, nicht jeder Muslime oder Türke steht auf das, was ich mache, oder Ausländer generell und umgekehrt ja auch. Also es gibt auch ganz viele, die es großartig finden. Die hätte ich aber nicht gefunden, wenn es YouTube nicht gegeben hätte. Wir hätten uns nicht gefunden. Wir hätten uns nicht gefunden.
Ich glaube, ich habe ein bisschen meine Angst vor den Medien verloren durch das Bloggen, weil ich glaube, viele Muslime denken, es sind wieder die Medien. Ich habe das ja am Anfang ein bisschen versucht, anzudeuten und haben immer so die Ansicht, dass die Medien uns Muslime eigentlich nichts Gutes wollen. Mittlerweile weiß ich, wie das funktioniert und habe auch Zugang zu den Medien. Ich kenne mittlerweile sehr viele Journalisten auch
und bin neuerdings Journalistin bei der Welt. Und das ist ja auch schon mal was als Muslime. Genau, also da sind, glaube ich, weniger Berührungsängste und mehr Verständnis auch da. Ich glaube, ich habe noch eine Frage an Betel, was wir vorher kurz besprochen haben. Weil G-Led, darüber haben wir ja diskutiert, dass G-Led mit diesen Doppeldeutigkeiten
auch manchmal missverstanden wird. Ich glaube, das passiert dir auch manchmal. Also kannst du eigentlich Humor haben als Muslime mit Kopftuch? Ich versuche es aber. Ich glaube, vor allem, wenn man auch mit Vorurteilen spielt und Klischees, die einem gegenübergebracht werden, kann man auch schnell missverstanden werden. Also ich sitze häufiger mal in einer Moscheeführung
und dann kommt ganz am Ende gibt es mal eine Fragerunde und dann fragt jemand, ich habe mal eine doofe Frage. Es gibt keine doofen Fragen, da darfst du dich fragen. Ja, warum trägst du das Kopftuch? Wurdest du denn gezwungen? Und ich so, nein, siehst du, das ist eigentlich keine so dumme Frage. Dümmer wäre es, wenn du gefragt hättest, ob die Nadeln in meinem Kopf stecken,
ob ich auch mit Kopftuch schlafe, ob ich mit Kopftuch dusche. Das habe ich auch alles schon mal gehört. Und dann meinte sie wirklich zu mir, ach, du duschst auch mit Kopftuch. Und dann hat man irgendwie nicht so wirklich das bezwecken können, also erreichen können, was man bezweckt hat. Oder man sitzt 90 Minuten in einer Kirche und stellt sich den Fragen von 30 Christen.
Und ganz am Ende kommt jemand als allerletzte Frage und fragt, und was halten Sie eigentlich von der IS? Und ich so, ja, die finde ich eigentlich ganz, ganz toll. Er so, was, wirklich? Das ist so, ja, nach 90 Minuten denke ich eigentlich, Sie haben die Message verstanden, aber es ist, glaube ich, nicht immer dann doch so einfach. Also, wir haben, glaube ich, gezeigt,
dass Muslime Humor haben können. Aber wir müssen das noch ein bisschen mit dem Publikum üben, offensichtlich. Und ich glaube, wir wollten noch einen Werbeblock machen für jemand anderen, der nämlich demnächst in Berlin ist, der auch humorvoll ist und Muslim. Genau, es gibt ja viele Muslime eigentlich, die humorvoll sind. Zum Beispiel Fatih Civiculo.
Niemand kann den Nachnamen aussprechen. Bei Türken ist das eigentlich genauso schwer. Da braucht sich also niemand Sorgen zu machen. Er ist morgen in Berlin bei den Wühlmäusen, ab 19 Uhr, glaube ich, und es gibt noch Tickets. Genau, und ich glaube, das Schwierige ist, wenn du das aussprichst, dann klingt das zwar echt, aber man kann es nicht googeln. Fatih Civiculo, ja, mit Doppel K und Doppel L, glaube ich,
und C vorne. Also, Fatihland zum Beispiel ist eine große Bühnenshow von ihm. Das Fatih Unser ist auch. Fatih Unser, genau. Und natürlich dann im Juni wieder in der Bar Jeder Vernunft. Idil Baydar, Deutschland, wir müssen reden.
Und Dankeschön für diesen tollen Titel, den ich ja auch für dieses Panel genutzt habe. Europa, wir müssen unbedingt weiterreden. Genau, vielen Dank, dass ihr dabei wart. Danke schön.