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Von der Netzwerk- zur Plattformgesellschaft

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Von der Netzwerk- zur Plattformgesellschaft
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90
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177
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Abstract
Die Netzwerkgesellschaft" war eines der geflügelten Worte, mit denen um die Jahrtausendwende die Umwälzungen durch die digitalen Medien auf den Punkt gebracht werden sollte. Noch heute bietet die hellsichtige Analyse von Manuel Castells viele wertvolle Einsichten, doch die Welt hat sich seitdem weiterentwickelt. Aus der dezentralen Utopie vernetzter Individuen im World Wide Web entstanden neue, monolithische Strukturen: Wir befinden uns auf dem Weg von der Netzwerkgesellschaft hin zu einer Plattformgesellschaft.
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Strategy gameProfessional network service
EnergieHöheProfessional network serviceInformationComputing platformMAX <Programm>Open setMusical ensembleFluxStrategy gameVertical direction
Professional network serviceZusammenhang <Mathematik>ComputerInternetTelepräsenzSet (mathematics)PHON <Programm>Software developerKommunikationComputing platformNetzplanMoment (mathematics)Macro (computer science)SequenceComputer networkProcess (computing)HierarchyTheorySummationElectronic data processingFacebookStaff (military)XINGPrecedence diagram methodDiagramFlow control (data)Network topologyInternet der DingeSystems <München>Lecture/Conference
Professional network serviceParameter (computer programming)Computing platformVersion <Informatik>Standard deviationElectronic data processingE-commerceOSI modelForm (programming)Object (grammar)ProviderIndependence (probability theory)Plane (geometry)Lattice (order)Moment (mathematics)Switch <Kommunikationstechnik>Variable (mathematics)Web serviceLecture/Conference
Standard deviationComputing platformApple <Marke>Magnetic stripe cardLINUXCommunications protocolSet (mathematics)Web serviceRoute of administrationProduct (category theory)Operating systemMassWINDOWS <Programm>Moment (mathematics)Order (biology)EnergieObject (grammar)Digital signalSequenceStress (mechanics)DigitizingInternetInternetdienstiPhoneDirection (geometry)Network topologySound effectVersion <Informatik>Atomic nucleusContinuous trackVariable (mathematics)Form (programming)Term (mathematics)Systems <München>Torvalds, LinusSource codeLecture/Conference
BlogHome pageProfessional network serviceComputing platformContent (media)WEBiPhoneStandard deviationMobile appInformationPoint cloudHTMLSoftwareMyspaceWordPressInternetXHTMLSocial softwareText editorFRAMEWORK <Programm>FacebookStress (mechanics)DatabaseMEGAContent (media)CW-KomplexRoute of administrationProcess (computing)Block (periodic table)Web pageLecture/Conference
Computing platformSmartphonePhysical quantityFacebookWordApple <Marke>LINUXStrategy gameConstraint (mathematics)iPhoneStress (mechanics)Concurrency (computer science)Liste <Informatik>Server (computing)Professional network serviceWEBLecture/Conference
Computing platformFacebookState of matterSound effectSoftwareMacro (computer science)Form (programming)Direction (geometry)Denial-of-service attackGoogleInformationMean-Field-TheorieHacker (term)Information privacySoftware developerPhysical lawMassFirewall (computing)CodeInternetPhysical quantityEnde <Graphentheorie>OrbitSoftware repositoryArmTwitterYouTubeLecture/Conference
State of matterComputing platformPhysical lawSoftware developer
Ende <Graphentheorie>Computing platformAutomationMoment (mathematics)Concurrency (computer science)State of matterWeb serviceDirection (geometry)Software developerStandard deviationFocus (optics)Process (computing)
State of matterProcess (computing)Computing platformPlane (geometry)Direction (geometry)
Computing platformPlane (geometry)Set (mathematics)LinieMomentumSound effectProfessional network serviceGoogleVersion <Informatik>Vertical directionSmartphoneInternetdienstServer (computing)Apple <Marke>Peer-to-peerMoment (mathematics)Electronic data processingFINANZ <Programm>Zuckerberg, MarkStandard deviationCoalitionGRADEEigenvalues and eigenvectorsInternetAndroid (robot)Social software
Transcript: German(auto-generated)
Repubblica. All Talks. All Voices. Jetzt weiß ich nicht, ob ihr mich hört, aber ihr wahrscheinlich ja, ne? Super, okay.
Gut, ja, das ist Sebastian Gießmann, bekannt aus der Tagesschau von gestern. Wer sie nicht gesehen hat, bitte nachholen. Mediathek hat es noch für ein paar Tage da. Ja, mein Name ist Michael Seemann. Wir haben beide... Willst du vielleicht weiter machen? Genau, wir haben beide ein Buch geschrieben. Also ich habe das neue Spiel geschrieben.
Strategien für die Welt nach dem digitalen Kontrollverlust. Und ungefähr mindestens doppelt, wenn nicht dreimal so dick und intelligent. Die Verbundenheit der Dinge, eine Kulturgeschichte, der Netze und Netzwerke von Sebastian Gießmann. Das ist aber auch eine Doktorarbeit, das muss man dazu sagen, ne?
Genau, und Michael's Buch kennen sicherlich einige, das neue Spiel. Strategien für die Welt nach dem digitalen Kontrollverlust. Gut, das war der Werbepart, ja. Also genau, so kamen wir natürlich auch zusammen. So kamen wir auf das Thema. Wir kennen uns schon ein bisschen länger, aber...
Sebastian hat schon lange drüber nachgedacht über Netzwerke. Ich habe schon lange nachgedacht über Plattformen. Und wir sind so übereingekommen, dass die Netzwerke-Gesellschaft und die Plattform-Gesellschaft viel miteinander zu tun haben. Genau, und die Arbeit an meinem Buch hat viel länger gedauert als die an Michael's. Ich hatte kein Crowdfunding, das ist eine gelehrte akademische Dissertation, die hoffentlich gut lesbar ist.
Und währenddessen ist ja das Seltsames passiert. Ich dachte zwischendrin, das kann doch eigentlich nicht sein. Irgendwie hat sich was umgedreht. Und plötzlich sind all die Netzwerke, die ich da versuche, historisch zu verstehen, eigentlich etwas, das primär über Plattformen. Und das sind die Plattformen, die wir alle täglich benutzen, entstehen und vermittelt werden.
Und das ist so ein bisschen aus dieser Verwunderung. Und daraus, dass das so eine Normalität geworden ist, entsteht jetzt unsere theoretische Anstrengung. Wir hoffen, ihr habt genügend Energie mitgebracht. Es wird entwildert. Wir werden euch mit Thesen zuscheißen.
Na ja, fangen wir mal an, ja? Also, wir haben... Ah, wenn man so zu Großdiagnosen tatsächlich selber noch was sagen will... Ist okay? Besser? Besser? Dann greift man als Medienwissenschaftler natürlich gerne zu der Diagnose der Netzwerkgesellschaft.
Einige werden das Buch kennen von Manuel Castells. 1996 zuerst erschienen, zweite Auflage, dann 2000. Die große Diagnose, die gleichzeitig auch mit dem Aufstieg des World Wide Web kam und zu diesem Zeitpunkt eigentlich alles auf den Punkt gebracht hat. Was ist eigentlich... Und das ist jetzt sehr verkürzt.
Aber im Grunde genommen die Hauptidee bei Castells. Er hat eigentlich sowas wie ein... Als guter Marxist auch eine ökonomische Theorie dessen, was die Netzwerkgesellschaft ausmacht. Und die typische Organisationsform ist das Netzwerkunternehmen. Die Diagnose setzt so etwa in den 1970er Jahren an. Ich würde weiter zurückgehen. Und sie beinhaltet im Grunde genommen, ja, etwas wie den Aufstieg einer Organisation neuen Typs.
Organisationen werden in der Netzwerkgesellschaft zum Teil von Netzwerken und Flüssen und aus Vertikalen werden horizontale Bürokratien. Und das ist ziemlich fundamentalistisch bei Castells.
Das heißt, alle sozialen Formationen werden auch so ein bisschen paradigmatisch daraus hergeleitet. Networks, und manchmal muss ich dann ins Englische auch gehen, sind bei ihm the fundamental stuff of which new organizations are and will be made. Das heißt in diesem Kontext auch, dass es um einen Aufstieg des schlimmen Projektkapitalismus geht.
Auch um natürlich Fragen höherer Produktivität, Flexibilität und Wettbewerb. Die zentrale Währung in der Netzwerkgesellschaft sind Informationen, aber nicht die einzige. Informationen sind bei Castells etwas, das durch Netzwerke zirkuliert.
Und das ist dann gleich so eine kleine Kaskade von Netzwerken, die alle miteinander zusammenhängen. Wenn man mal unten anfängt, fängt das Netzwerkunternehmen natürlich bei der Interaktion im Arbeitsalltag an. Geht dann sozusagen in die interne Organisationsstruktur über.
Netzwerke bilden sich zwischen Firmen und Organisationen. Und die infrastrukturelle Grundlage des Ganzen sind natürlich Computernetzwerke. Und das ist die Quintessenz bei Castells, was das Netzwerkunternehmen ausmacht. Es macht die materielle Kultur der informationellen globalen Ökonomie aus.
Es transformiert Signale in Warn durch die Verarbeitung von Wissen. Und um das vielleicht auch an Beispielen zu nennen, die für Castells extrem wichtig sind. Für Europa sind das Unternehmen BR-Bus als paradigmatisches Netzwerkunternehmen. Für die USA ist es der Aufstieg des Netzwerkausrüsters Cisco. Und für Asien und Ostasien denkt bitte an die Art und Weise, wie Toyota Lean Production realisiert hat.
Und sich darum entsprechende Zulieferernetzwerke auch bilden. Das Ganze hat Folgen und die Folgen merken wir alle heute auch noch. Die Unternehmen richten sich aus auf Prozesse, auf flache Hierarchien, die aber Hierarchien bleiben.
Es gibt Teamarbeit und auch die Belohnung von Teamarbeit. Kundenorientierung hoffentlich, jede Menge Training und vor allem Kontaktmaximierung. Was man bei Castells nicht lernt, ist wie diese Netzwerkunternehmen eigentlich ganz konkret entstanden sind. Ich will zumindest kurz zeigen, was das im Alltag hieß.
Der Alltag ist jetzt im Jahr 1968. Das Unternehmen heißt Unilever und es versucht eine Seife einzuführen. Und das sind die Schritte, die dafür unternommen werden müssen. Das Ganze nennt sich Netzplantechnik oder auch Network Operations Method. Und versucht alle nur nötigen einzelnen Schritte auch schon einmal zu simulieren.
Das gibt es auch in Varianten, die mit schon auch Computerdatenverarbeitung funktionieren. Aber als Management Tool werden diese Netzpläne noch ganz geduldig von Hand gezeichnet. Gut, das ist sozusagen für einige sicherlich Wiederholung. Ich selber habe in meinem Buch festgestellt, das reicht nicht so ganz aus.
Die Netzwerkgesellschaft ist vielleicht noch ein ganzes Stückchen älter. Und jetzt wird es für einen kleinen Moment kompliziert. Ihr seht hier ein Diagramm und hoffentlich könnt ihr es in diesem dunklen Raum auch gut sehen. Mit einer Überschneidung, die sich im Jahr 1950 befindet, mit einem Fragezeichen.
Hinter diesem Fragezeichen steht der digitale Computer und natürlich auch noch eine ganze Menge mehr. Wenn ihr Kastells verorten wollt, dann ist er bei den Theorien makrosozialogischer Netzwerke zu verorten, die wir so etwa um 1990 in den 1990er Jahren auf einem Höhepunkt haben.
Aber wo kommt das Ganze eigentlich her? Ich habe in meinem Buch sehr viel über, was man wissenschaftlich makrotechnologische Netzwerke nennt, große technische Systeme geschrieben, also Infrastrukturen. Straßen, Kanäle, Telefone, Eisenbahnen. Also eine lange Entwicklung, die für die westlichen Gesellschaften ins 19. Jahrhundert zurückgeht.
Und noch nicht unbedingt das ist, was sozusagen heute wir unter sozialen Netzwerken verstehen. Aber die Infrastrukturen nehmen Netzform an. Dass wir soziale Netzwerke auch so benennen, ist ein relativ später Moment.
Das ist auch in der Wissenschaftsgeschichte der Soziologie. Bei Georg Simmel kann man das schon angedeutet finden mit Fragen des sozialen Bandes. Aber die Netzwerksozialogie entsteht in den USA erst ab den 1930er Jahren. Und so richtig Fahrt nimmt sie so ungefähr um 1970 auf. Das heißt, es muss erst so etwas wie eine Überkreuzung geben,
wo tatsächlich der digitale Computer, der auch Netzwerke berechenbar macht, in der Mitte steht. Wo sind wir heute angelangt oder wo waren wir angelangt? Zu etwa um 2010 bei mikrotechnologischen Netzwerken. Also all dem, was wir in Social Media Interaktion von Xing bis Facebook abgebildet finden.
Aber das halt schon, und das ist eine Veränderung, mit der habe ich beim Schreiben des Buches auch nicht unbedingt gerechnet, die unter Plattformbedingungen steht. All die schönen sozialen Netzwerke brauchen heute allermeistens Plattform. Und darum soll es heute gehen. Eine weitere Veränderung ist natürlich, dass die materiellen Infrastrukturen
auf eine ganz neue Art und Weise zu uns zurückkommen. Das Internet of Things wird uns da vermutlich noch sehr viel Freude, aber auch Frust bescheren. Das als kleine Erinnerung, wie die Netzwerkgeschichte insgesamt aussehen könnte und ab welchen Punkten wir eigentlich uns fragen können,
wo sind die Plattformen und was bedeuten sie? Wir wollen jetzt weitergehen, indem wir jetzt sozusagen uns entfernen von der Netzwerkesellschaft und hin zu der Plattformgesellschaft.
Hingehen und jetzt erst mal so ein paar Einstiegspunkte, so ein paar Ausgangspunkte, von denen wir herdenken. Also was wir verstehen unter Netzwerkesellschaft erst mal so als grobe These. Die entwickeln sich zu Plattformgesellschaften, wenn sie ihre soziale Ordnung über digital vernetzte Plattformen stärker normalisieren, regulieren und auch standardisieren.
Und das ist genau der Prozess, den wir seit den 1990er Jahren gesehen haben im Internet. Ein stetiges normalisieren, regulieren und standardisieren von Kommunikation über diese Netzwerke. Und damit treten die Plattformen stärker zutage. Das ist sozusagen der zweite Ausgangspunkt.
Netzwerke verstecken eigentlich normalerweise ihre bürokratische Arbeit. Das heißt also die ganzen protokollarischen Ebenen, die ganzen Handshakes und so weiter und so fort. Alles in der Infrastruktur unsichtbar für die Leute, die sich vernetzen. Deswegen war es eigentlich überhaupt möglich von der Netzwerkesellschaft zu sprechen, weil eben die bürokratische Arbeit versteckt war.
Und unsere These ist jetzt mit wachsender Relevanz dieser bürokratischen Arbeit, der Normalisierung, der Regulierung, aber auch der Probleme in Sachen Neutralität, die wir haben, beispielsweise die Diskussion um Netzneutralität. Werden die Plattformen als solche überhaupt erst sichtbar?
Gut, und damit haben wir sozusagen den Einstieg hinter uns. Ich hoffe, Sie sind noch alle dabei. Denn jetzt wollen wir ein paar Thesen formulieren. Es ist echt sauvoll hier. Wir wollen jetzt vier Thesen formulieren, die wir anhand von Beispielen entwickeln.
Oder wir versuchen, ein bisschen nah am Beispiel zu sein. Und daraus ein bisschen zu erklären, einerseits was eine Plattform ist und andererseits auch, was das für die Plattform Gesellschaft als solcher bedeutet. Die These 1 habe ich auch so noch nicht im Buch drin. Das ist sozusagen total heißer neuer Stuff.
Plattformen sind Selektionsprozesse. Und das erkläre ich anhand dieses Symbols, das ist das Telefon. Man kennt das, so sieht das aus. Das Telefon als einzelne Stück macht ja wenig Sinn. Das ist der erste kommerzielle Telefonnutzer. Das war übrigens der Pfarrer John K. Todd.
Wer sich mal gefragt hat, wer der erste war, der ein Telefon hatte und niemand telefonieren konnte, das war der. Aber vorher hatte eigentlich dieser Herrn einen Telefon, denn er hat es erfunden. Das ist Alexander Graham Bell. Und 1876 sind wir da. Der hat das Telefon erfunden. Die Idee beim Telefon ist natürlich, dass man das eine Telefon nimmt
und dann ein Draht zum anderen Telefon macht. Und dann hat man eine Verbindung und dann kann man miteinander reden. Und hier wird auch schon deutlich, was ich mit Selektionsprozesse meine. Schon das Legen des Kabels zum Telefon des anderen ist eine Selektion.
Ich entscheide mich dafür, eine Verbindung herzustellen oder eine Verbindung nicht herzustellen. Also schon der physische Draht ist eine Selektion. Wenn wir weiter schauen in der Geschichte, natürlich ist der Pfarrer nicht der einzige gewesen. Das wäre sonst ein echt riskierter, hätte viel Geld aus dem Fenster geschmissen.
Es kamen weitere Telefonnutzer hinzu. Man sieht hier auch sehr schön, bei fünf Telefonen hat man schon zehn Verbindungen. Das heißt also zehn mögliche Verbindungen. Und wir sind noch in einer Zeit, in der man noch nicht wirklich weiß, was ein Telefon ist, wie man es benutzt. Es gibt noch keine feststehenden Nutzungsarten. Also die Leute haben da wirklich Opern drüber gestreamt.
Also die haben wirklich sich vor dem Telefon versammelt und andere haben dann irgendwie so ein Konzert übertragen. Die Telefonen waren auch teilweise noch in sogenannte Party Lines verschaltet. Das heißt, alle Teilnehmer konnten mit allen reden, wie ein großer Chatraum. Also ganze Communities haben dann wirklich miteinander Jam Sessions über Telepräsenz gemacht.
Also das ist total futuristischer Staff damals im 19. Jahrhundert. Ja, und das Interessante ist aber natürlich, dass sich das Bedürfnis, eins zu eins kommunizieren zu können, natürlich irgendwann Bahn brach. Und dann hieß es, ja, wir wollen jetzt hier aber irgendwie auch mal direkt miteinander kommunizieren.
Und der Witz daran ist, ist, dass das technisch gesehen viel, viel komplexer ist, als so eine Schaltung, also eine Zweierschaltung jeweils zustande zu bringen, als so eine Party Line. Eine Party Line ist einfach, wir stöpseln einfach alles zusammen und dann ist fertig. Und wenn man aber jetzt sagen will, ich will jetzt hier die Einzelverbindung haben, dann wird es schwierig.
Und da kommt dann ins Spiel 1887 in New Haven das erste Switchboard. Man sieht hier so einzelne Schalter, einzelne Steckplätze. Da kann man dann den einen Steckplatz miteinander verbinden. Und dort, und das ist jetzt das Interessante, auf der Selektionsentscheidung, die wir schon getroffen haben,
das heißt, die Verbindung, die physische Verbindung zu machen, die alle Teilnehmer in dem Netzwerk schon getroffen haben. Das wird dann nur noch zur potenziellen Selektion. Und jetzt kommt die aktuelle Selektion eben tatsächlich über das Switchboard zustande. Das heißt, erste Selektion, physische Ebene, zweite Selektion, die die direkte, das direkte Switchen.
Damals waren diejenigen, das ist übrigens hier das erste Telefonbuch, der hat noch keine Telefonnummern, sondern das waren sozusagen einfach alle Abonnenten. Da oben sehen wir hier den Reverend John E. Todd. Ja, und der Witz ist halt, dass man natürlich dann eine Logistik braucht.
Da braucht man eine Form von Intelligenz. Man braucht eine Form von Datenverarbeitung. Und das war damals die Datenverarbeitung. Junge Damen, die an diesem Switchboard saßen und in die Anrufs- und Vermittlungswünsche entgegen nahmen und miteinander verschalteten. Wir sehen auch, dass tatsächlich diese Verschaltungssache natürlich auch nicht, die muss natürlich mit skalieren.
Also wir haben jetzt hier ein größeres Netzwerk, das sind jetzt 12 Telefone. Das gibt schon 66 potenzielle Selektionen. Das heißt also sozusagen Zweierbeziehung, Zweierverbindungen. Und das wird jetzt zunehmend komplex.
Und die Damen von dem Switchboard haben allerlei Hand zu Hut zu tun. Und das Ganze wird immer komplexer und wird dann irgendwann auch nicht mehr so richtig manuell handhabbar. Dann erste automatische Telefonvermittlung. Das heißt, man fängt an, diese Dinge zu automatisieren.
Das Patent dafür wurde relativ früh schon eingesetzt. Hat sehr lange gedauert, bis sich das durchgesetzt hat, interessanterweise. Also das Patent war 1889 schon angemeldet worden. Und der sogenannte Hebdrehwähler, das ist in der ersten Version mit dem Patent.
Das ist die weiterentwickelte Version. Die kann halt hier hoch und runter fahren und dann eben die einzelnen Verbindungen selektieren und miteinander connecten. Auf einmal haben wir plötzlich diese Logik hier in mechanischer Form installiert und können einen sehr breiteren Rahmen machen.
Wir springen ein bisschen in der Geschichte. 1907, also momentan haben wir noch über die Bell Systems geredet. Das war sozusagen die Originalfirma, die Graham Bell gegründet hat. Die wurde dann irgendwann eine Dachorganisation namens AT&T, das vielleicht ein bisschen bekannter der Name, gegründet.
Und AT&T war dann irgendwann auch so ein bisschen die eigentliche Firma, in der das alles aufging. Und Theodore Vail, dieser Herr hier, der kam 1907 in das Unternehmen als CEO, also sozusagen Vorstandsvorsitzender. Ich weiß nicht, ob das schon CEO hieß. Jedenfalls, er hatte eine Vision, die sogenannte Universal Service.
Er wollte tatsächlich auch die Politiker davon überzeugen, dass es keinen Sinn macht, mehrere Telefonenetze parallel zu fahren. Auf dem Land, in den USA, sondern er wollte der Universal Service sein. Eine Nation, ein Telefonnetz, irgendwie das war so sein Slogan.
Damit ist er auch bei der Politik hausieren gegangen. Und das hieß natürlich, dass da die sogenannten Independence loswerden sollten. Independence, das waren kleine, wie der Name schon sagt, unabhängige Telefonprovider, die sich auch aus der Verlegenheit heraus gebildet haben, dass AT&T nicht alle Regionen gut genug abgedeckt hat.
Ich meine, wir kennen das heutzutage immer noch von der Telekom. Strukturschwache Regionen fallen hinten runter bei Infrastrukturprojekten. Und die Independence haben sich einfach gedacht, das waren wirklich Bauernverbände, das waren Nachbarschaftsverbände. Wir nehmen uns jetzt den Klingeldraht und verbinden unsere Telefone jetzt einfach selber miteinander. Und das hat auch einigermaßen funktioniert. Die waren übrigens weiter als AT&T und haben viel früher zum Beispiel die automatisierten Vermittlungen reingebracht.
Jedenfalls, Independent versus AT&T. AT&T fing an, die Independence zu bekämpfen. Sie haben sie erst einmal überhaupt nicht an ihr Telefonnetz gelassen, wenn wann immer sie sich schalten wollten. Aber Theodore Vail hat eben diese strategische Änderung vorgenommen.
Er ist auf die Independence losgegangen, zugegangen und hat ihnen gesagt, hat ihnen eigentlich ein Angebot gemacht, mit dem sie nicht widerstehen konnten. Denn man muss sich denken, dass die Independence wirklich sehr, sehr, sehr weit ausgebreitet haben. Man kann ungefähr sagen, dass die Hälfte der Telefonanschlüsse zu einer bestimmten Zeit reine Independent-Netze waren,
während AT&T sozusagen die andere Hälfte vernetzt hatte. Aber AT&T hatte einen ganz, ganz wesentlichen Vorteil. AT&T hatte die sogenannten Landlines. Das heißt also, die Selektion, ich gehe jetzt wieder zurück auf die Selektionsebene, die Selektion zwischen den Netzwerken.
Das heißt also, die haben Chicago und Boston und New York miteinander vernetzt über diese Landlines. Und das war etwas, was sozusagen auch vom Budget her für die Independence selten drin lag.
Und diese Selektionsentscheidung hat dann eben die entsprechenden Netzwerkeffekte gehabt, dass die Independence sich nicht mehr dagegen wehren konnten. Und im Endeffekt, weil sie so einen großen Nutzen und für ihre User so einen großen Nutzen daraus ziehen konnten, mussten sie sich dann irgendwann diesem großen Netzwerk anschließen.
Das heißt also, mit anderen Worten, die These eins, die wir für unsere Plattformgesellschaft hier rausziehen, ist, dass die Plattformgesellschaft getrieben wird von Netzwerkeffekten, von potenziellen Selektionen. Man muss immer sehen, jede Leitung ist eine potenzielle Selektion, weil Plattformen eben akkumulierte Selektionen sind.
Ja, ich komme jetzt zu einem zweiten Beispiel. Wir bleiben, wie das so oft ist, in der Medien- und Innovationsgeschichte der USA. Ich weiß nicht, ob jemand von euch schon mal drüber nachgedacht hat, dass die Kreditkarte vielleicht eines der ersten Objekte von digitalen Gesellschaften und Plattformen-Gesellschaften ist.
Ich will im Folgenden ganz kurz zeigen, so ein bisschen wie der AT&T zum Universaldienst geworden ist, haben die amerikanischen Banken ein Kunststück geschafft im Aufbau von Plattformökonomien. Es geht also um die Kreditkarte und die ist zum Beispiel eine Antwort auf die Selektionsfrage,
wie kann ich Transaktionen zwischen Unbekannten organisieren und absichern? Im sozusagen Alltag im Geschäft kann ich bei dem Menschen, der mich kennt, dem Händler anschreiben, das vielleicht auch aufschieben, also die alte Praxis des Anschreibens weiter verfolgen. Das ändert sich aber gerade in der kapitalistischen Moderne relativ schnell.
Was für unsere zweite These, Plattformen setzen Standards, ganz entscheidend ist, dass die Plattform-Gesellschaft eigentlich immer, und das ist wie bei Castells, auf Plattformökonomien beruht, die Vertrauen, Kontrolle und Standardisierung miteinander kombinieren.
Das heißt, noch mal abstrakt gesprochen, Selektionsprozesse von Plattformen gehen mit zum Teil langjährigen Kontroversen einher, über soziale, rechtliche und technische Standards. Standards sind nicht einfach da, das macht sie so spannend, weil man an den Kontroversen zeigen kann, woran eigentlich sowohl Netzwerk wie Plattform-Gesellschaft hängen.
Und Plattformökonomien setzen vor allem auf die strategische Etablierung von sozialen Vermittlungsfunktionen. Das kennen alle, die bei Airbnb schon mal eine Wohnung gebucht haben. Es gibt da ein ganz reales ökonomisches Interesse des Plattformbetreibers, an den Gebühren auch entsprechend zu verdienen.
Plattformökonomien tun dies, und das ist jetzt ein wirtschaftswissenschaftlicher Fachbegriff, den ich hier nur sozusagen andeuten kann, indem sie sehr unterschiedlichen Akteuren in sogenannten, Vorsicht, zweiseitigen Plattformmärkten Vernetzungsmöglichkeiten bieten.
Was heißt das? Ich werde es gleich am Beispiel der Kreditkarte zeigen. Man hat es mit eigentlich sehr unterschiedlichen sozialen Gruppen zu tun, und die Plattform schiebt sich im Grunde genommen dazwischen und bietet sich auch als Vermittler und Vertrauensvermittler an. Und wie gesagt, die Etablierung einer solchen Vermittlungsposition folgt meist ökonomischen Interessen,
und da sind wir schon mittendrin bei der Frage, warum werden bestimmte Plattformen im Moment so groß? The winner takes it all, und eigentlich will der Gewinner eben auch möglichst von allen Transaktionskosten profitieren. Was heißt das in den USA? Das ist ein bisschen ungewöhnlich bei uns.
Ihr seht hier Bart Simpson, und er wird in eine Plattform initiiert. Die Simpsons haben etwas ungewollt Post bekommen. Bart hat sie aus einem Papierkorb geholt und füllt dann auch entsprechend einen Antrag auch aus, schickt ihn zurück und für den Rest der Folge wird er sich ordentlich verschulden.
Am Ende kommt der Gerichtsvollzieher. Zwischendrin haben die Simpsons auch einen neuen Hund. Das ist nicht so unalltäglich bis heute, denn entsprechende Objekte zirkulieren auch schon ein bisschen länger an den USA. Wenn man noch in die lokalen Ökonomien vor dem Zweiten Weltkrieg reingeht, sehen die so aus,
die sogenannten Chargeplates, die man noch mechanisch abrubbelt, um Papierkopien machen zu können. Die dienen ganz einfach der Kundenbindung, auch schon früher Formen der Marktforschung. Man findet die bei Tankstellenketten in den 1930er Jahren Kaufhäusern und so weiter und so fort.
Die Geburtsstunde der Kreditkarte, jedenfalls der amerikanischen, fällt dann auf das Jahr 1950. Und da hat man ein wunderbares Beispiel dafür, was so ein zweiseitiger Plattformmarkt ist. Diners Club ist die erste Firma. Die Idee ist so einfach wie genial. Geschäftsleute sollten bei ihr Essen einfach am Ende des Monats bezahlen können und sozusagen anschreiben, anschreiben, anschreiben.
Diners Club gibt dafür aber am Anfang noch keine Karte aus, sondern es ist eher so was wie ein Checkheft. Und am Ende des Monats bezahlt man halt in Downtown Manhattan. Am Anfang ist das ein sehr exklusives Produkt. Man richtet sich an Geschäftsleute. Das ändert sich in den 1960er Jahren radikal. Die ganze Mittelschicht wird adressiert.
Und das, was Bart per Post bekommt, bekommt auch die amerikanische Gesellschaft, nämlich Kreditkarten, und zwar ungewünscht. Das ist eine Kanone und das sind alles verschiedene Kreditkarten. Das ist aus einem Live-Magazin, ein Artikel im Jahr 1971. Das Ganze vollzieht sich auf eine Art und Weise, die wir heute fast nicht mehr nachvollziehen können, nämlich weitestgehend unkontrolliert.
Und das heißt, es wird nicht groß gecheckt, wie die Kreditwürdigkeit ist. Es geht darum, den Markt zu besetzen. Und das führt natürlich zu jeder Menge Betrugsversuchen, zu viel Papierarbeit und führt dazu, dass die amerikanischen Banken beginnen, ihre
ganzen Zahlungsprozesse vor allem wegen den Kreditkartentransaktionen zu digitalisieren. Wer kriegt solche Aufträge in der Computergeschichte zu dieser Zeit? Das erfindet uns mal eine Karte als Vertrauenstechnologie. Das geht an IBM. IBM hat sozusagen in den Entwicklungslaboren von 1969 bis 1971 die ersten Rohlinge anvertraut.
Das ist alles viel komplizierter, als wir uns das heute vorstellen, wo das so alltäglich geworden ist. Die Unterschrift wandert im Grunde genommen. Es steht noch nicht fest, wo der Magnetstreifen sein soll. Es variiert auch noch. Und die ganzen ausgesendeten Kreditkarten sind auch unterschiedlich.
Das heißt, man hat ein veritables Standardisierungsproblem. Und bei dieser kontrollierten Kreditkarte hat man es auch mit Terms of Service in Version 01 zu tun. Da all das, was wir immer so schön wegklicken, steht hier mal ein bisschen größer drauf.
Natürlich verpflichtet man sich, um mal seine Schulden zu bezahlen. Natürlich verpflichtet man sich dazu, die Karte zurückzugeben, wenn man sie einmal verloren hat. Die American Banking Association fordert also die Standardisierung ein, damit eine Digitalisierung stattfinden kann. Die entsprechenden Standards sind hochspannend, wenn man sich dafür so interessiert wie ich.
Hier wandern auch noch die einzelnen Felder hin und her. Aber so ein Standard, der ist übrigens outdated, also eigentlich darf man den gar nicht zeigen, also bitte keine Kreditkarten nach diesem Standard von 1971 bauen, wird aber dann im Zuge einer weiteren Digitalisierung auch immer weiter fortgeschrieben, bis zu dem schönen Checkkartenformat, das wir heute alle mit uns herumtragen.
Jetzt kommen auch vielleicht die etwas bekannteren Namen ins Spiel. Nämlich aus der Bank America, von Bank America entsteht Visa später, seit 1976, und die zweite große kooperative Plattform, und die verstehen sich auch als Plattform der Bankenwirtschaft,
ist erst Master Charge und dann Mastercard. Ich habe das hier nur mal kurz an den Logos, die sich nicht groß verändern. Das heißt, das bleibt vergleichsweise stabil versucht aufzuzeigen. Vielleicht das Interessante an der Kreditkarte ist, dass sie so reduziert ist.
Aber um diese Reduktion gibt es in der Standardisierung jede Menge Streit. Wir machen uns gar keine Vorstellungen mehr davon heute, was sich hinter einem so einfachen Objekt wie dem Magnetstreifen, der schon eine digitale Spatialtechnologie ist, verbirgt. Der erste Track geht an die Luftlinien, an die Fluglinien, der zweite an die Banken. Es geht also um Mobilität und Bezahlungspraktiken.
Und im dritten war nie ganz definiert, ob denn nicht auch was speichern können sollte. Und das hat dazu geführt, dass dadurch, dass es nicht definiert und standardisiert war, dass man sich lange gestritten hat und dass eigentlich bis heute wenig genutzt wird. Das wäre aber sozusagen der Moment gewesen, wo die Nutzerautonomie mehr ins Spiel gekommen wäre.
Aber, und das ist der wichtige Punkt, warum setzen Plattformen Standards? Es geht auch um Kontrolle, es geht um Regulierung, es geht darum, dass die irregulären Praktiken der Betrug möglichst verhindert werden. Und das gilt natürlich auch noch für die Fälle, die wir heute haben, wenn das Plastik verschwindet und eigentlich die Nummern und der Bank-Account maßgeblich werden.
Dahinter stecken aber auch immer noch die Resound-Mastercard als Tech-Companies. Die Innovation dahinter ist also nicht nur von Apple oder von Samsung. Und die Standards sind im Grunde genommen die Fortgeschriebenen aus den 1970er Jahren.
Das war These 2. These 3 werde ich, wenn du erlaubst, jetzt auch noch kurz erzählen. Das ist etwas kürzer, vielleicht auch etwas vertrauter. Wir sagen, die Plattform-Gesellschaft kann sich nur begrenzt auf die Standardisierung durch offene Netzwerkprotokolle verlassen. Plattformen etablieren deshalb Selektionen und Kooperationsbedingungen
entweder durch die dezentrale Aushandlung von etwas, was man etwas technisch Interoperativität nennt, oder durch die zentrale Setzung von Spielregeln, vor allem in Verbindung mit Innovation von oben, top down. Etwas konkreter gesagt, am Beispiel Variante 1, die dezentrale Aushandlung,
wenn nicht gerade Linus Torvalds beteiligt ist, wäre Linux als Plattform, auch sicherlich je nach Community etwas verschieden. Apple profitiert vor allem davon, dass die Plattformen zentral standardisiert werden, auch gegen eine etwas langsamer Industriestandardisierung.
Die Folgen davon sehen wir alle bei unseren Netzteilen. Warum ist das interessant? Ein Buch, und es ist meiner Meinung nach das beste Buch über das Internet, bevor Michael Seemann das neue Spiel geschrieben hat, von Jonathan Citrain, empfehle ich immer wieder zur Lektüre, es stammt aus dem Jahr 2008 und ist in dem Moment geschrieben, als das iPhone alles zu ändern schien.
Mit großer Sorge, der Titel ist ein bisschen reißerisch, es geht natürlich auch um die frühe Diskussion der Netzneutralität, aber das, was Citrain in dem Buch wunderbar zeigt, ist, dass auch Plattformen, die eher proprietär sind, und auch das böse, böse Betriebssystem Windows,
ein hohes Maß an Generativität hervorbringen können. Das ist tatsächlich für unsere Versuchung, auf Plattformgesellschaft zu denken, ein sehr zentraler Begriff. Was meint Citrain damit? Generativität ist bei ihm die Kapazität eines Systems, nicht vorhersehbaren Wandel zu erzeugen.
Der nicht gefiltert wird in den Nutzerbeiträgen und der aus weiten und großen Publika kommen kann, also Leuten, die dir und mir und ihnen, also im besten Sinne, eigentlich auch dem Open-Source-Gedanken verpflichtet ist. Dazu gehören dann, dass technische Systeme anpassbar sind,
nutzerfreundlich, zugänglich, transferierbar, also alles, was man sich wünschen könnte, aber was Plattformen ganz oft eben nicht, sind. Sondern sie sind vor allem, sagen wir, Kooperationsbedingungen. Was ihr hier seht, ist aus dem Buch von Citrain und seinen Versuchen
im Grunde genommen mal die Rolle von Plattform, auch die zentrale Rolle, für Generativität zu visualisieren. Und das betrifft tatsächlich alle drei der großen klassischen Betriebssysteme, sprich, wenn man diesen generativen Kern hat, in der Mitte des Glases, dann kann sich die Generativität auch auf alle anderen Anwendungen auswirken.
Wie gesagt, etwas sozusagen, was ungeplante Veränderungen hervorbringen kann, auch vielleicht die schönen Effekte, die wir alle mit dem Internet verbinden. Das Gleiche gilt auch für die Netzarchitektur selbst.
Da ist dann TCPIP als Protokoll in der Mitte sozusagen der Kern der Generativität. Und die Netzneutralitätsdebatte dreht sich natürlich genau darum, dass in dem Moment, wo man anfängt, da drin sozusagen in der Standardisierung bestimmte Vorurteile einzubauen, sich auch alle weiteren möglichen Dienste in Richtung Nichtgenerativität entwickeln können.
Das heißt, wenn wir jetzt mal etwas illusionslos sind und uns fragen, was hat sich denn seit 2008 verändert? Und wie generativ sind eigentlich Plattformen? Dann müsste man jetzt noch ein paar Sachen durchstreichen und sagen, Platforms produce anticipated and regulated and standardized change through filtered contributions.
Wir werden alle algorithmisch zumindest kontrolliert, wenn nicht überwacht, in Plattformeninteraktionen von, hoffentlich, from hopefully broad and varied audiences. Das heißt, zum Schluss der These 3, Plattformen sind Kooperationsbedingungen.
Die Plattformengesellschaft braucht Plattformen, um Kooperation, um Arbeitsformen, aber auch alltägliche Interaktionen zu organisieren. Sie verlässt sich auch darauf. Die Generativität wird dabei eingeschränkt, bleibt aber sowohl bei zentralen wie dezentralen Plattformen möglich.
Denn das ist so ein bisschen, wenn man Citrain heute liest, denkt man sich einerseits, er hatte unglaublich recht. Die Zentralisierung, das alles, was in die Cloud gewandert ist, auch an Plattformen und Technologien hat die große Überwachung erst recht möglich gemacht. Aber seine Sorge, dass ein World Garden oder eine sehr begrenzte Applikation wie das iPhone
selber nicht generativ ist, die hat sich so nicht erfüllt. Damit übergebe ich dann für die 4. These an Michael. Man muss dazu sagen, der App Store kam erst 2009 raus. 2008 wurde das Buch geschrieben. Das heißt, das iPhone hat sich dann ein bisschen anders entwickelt, als er das gesehen hat.
Aber kommen wir zur nächsten These, Plattformen reduzieren mit Selektionsoptionen. Und das ist natürlich extrem komisch, wenn ich vorhin gesagt habe, dass Plattformselektionsprozesse sind. Aber tatsächlich baut das auf der These von Sebastian auf, denn tatsächlich diese Generativität wird auf Plattformen im Zuge ihrer Genese zunehmend eingeschränkt.
Ein gutes Beispiel ist das Social Web. Und das Social Web fängt meines Erachtens nach mit dem Web selbst an. Also schon in den 90er Jahren, seit es das Web gibt, ist es Social auf die eine oder andere Weise.
Und vor allem auf die eine oder andere Weise bildet es Standards aus. Tatsächlich, man kann bei Angela Merkel einiges sagen, auch über Neuland und so weiter zu hören. Aber sie war eine der ersten Politikerinnen, die tatsächlich im Internet zu finden sind. Aber ich habe das jetzt einfach mal als Beispiel für eine Homepage. Also es gab damals mal Webseiten, die nannte man Homepage. Eine Homepage sah so aus, man hatte eben auf der linken Seite die Navigation.
Und auf der rechten Seite hatte man den Content. Und wenn man auf die linke Seite geklickt hat, veränderte sich die Content-Seite. Das ist extrem einfach, extrem generisch. Und ansonsten war einfach alles erlaubt. Man konnte alle Farben benutzen, wie man hier sieht. Man konnte alle Spurenz machen.
Alles, was sozusagen mit HTML möglich war, wurde gemacht. Und es war, ich sage mal so, interessant. Interessanterweise hat sich der Wandel dadurch vollzogen, dass der Standard um HTML sich verändert hat. Also der letzte Standard, der reine HTML-Standard war HTML4.
Und nach HTML4 wurde etwas eingeführt, das nannte sich XHTML. XHTML ist jetzt, wie der Name schon sagt, auch ein XML-Standard. Das heißt, ein sehr, sehr wohl definierter Standard. Es funktionierte nicht mehr, dass man beispielsweise aus Versehen mal einen Tag nicht ausschließt oder so etwas. Man musste sehr, sehr genau programmieren.
Es war nicht mit Fehler tolerant das System. Und dafür waren die Inhalte, die man damit erstellt haben, aber sehr, sehr viel generativer nutzbar auf so einer Art und Weise. Also das heißt, die Generativität wurde eingeschränkt und gleichzeitig erhöht. Und das hat dazu geführt, dass eben die Content-Management-Systeme sich aus dem Boden sprießen.
Denn früher hat man einfach HTML selber gecoded im Texteditor. Das hat man zunehmend nicht mehr gemacht, sondern man hat sich eben Frameworks gebaut. Man hat sich Content-Management-Systeme gebaut. Und eins der Bekannteren ist der WordPress. WordPress ist der Grund, warum wir alle hier sind, denn das wissen die meisten nicht mehr. Das war einmal eine Blogger-Konferenz hier.
Und so sah von einem der Gastgeber das Blog vor zehn Jahren aus. 2005. Das war vor zehn Jahren 2005. Und man sieht, dass sich hier eine erhöhte Standardisierung durchgesetzt hat. Also Blogs waren ein sehr definiertes Format.
Das sind sie eigentlich immer noch, aber das hat sich mittlerweile auch schon wieder aufgelöst. Also ein Header, umgekehrt chronologische Reihenfolge der Post. Und auch ganz wichtig, die Blog-Roll. Und wenn wir um Vernetzung reden und wenn wir über Netzwerke reden, die Blog-Roll war ein ganz, ganz wesentlicher Vernetzungsgrad. Aber er war völlig frei definierbar. Man konnte da irgendwelche Links reinschmeißen.
Das war einfach völlig frei. Und diese, sage ich mal, schon immer noch sehr viel standardisiertere, aber immer noch sehr, sehr freie Variante wurde dann irgendwann abgelöst durch eine zweite wesentliche Veränderung. Das ist jetzt hier MySpace.
Das kennt vielleicht der eine oder andere noch. Das Interessante an MySpace ist natürlich, sie waren nicht die Ersten, die das gemacht haben, aber irgendwie die Letzten. Ich überspringe jetzt mal ein paar Beispiele. Also vorher gab es natürlich noch Geocities, aber MySpace war dann nun wirklich ein Service, der eben nicht mehr sozusagen dezentral funktionierte, dass jeder so seinen MySpace-Server aufsetzen konnte,
sondern nicht seine eigene Software betrieben hat, sondern dass halt alle Leute zu einem zentralen Dienst geströmt sind. Und der Dienst hat sehr, sehr vorgefertigte Schablonen vorgegeben, wo man Dinge reinschreiben konnte, Informationen über sich reinschreiben konnte, um sich zu vernetzen, Freundschaften pflegen konnte.
Also so ein Social Network, wie wir es schon kennen. Interessanterweise konnte man das aber immer noch extrem designen. Und das heißt, die Generativität war auch bei MySpace noch sehr, sehr groß, weil sie das zugelassen haben, dass man beispielsweise das eigene Profil
wirklich von vorne bis hinten gestalten kann. Facebook macht das nicht mehr. Bei Facebook sieht das alles gleich aus. Jeder hat irgendwie die gleichen Items, die gleichen Checkboxen, die gleichen Fragen, die sehr, sehr spezifisch formuliert sind.
Alles wird gespeichert in einer großen zentralen Datenbank, die die ganzen komplexen Selektionsprozesse, die wir vorher gehabt haben, im Web, im Social Web, in der Blogosphäre, all diese mega komplexen Selektionen, wir dürfen ja nicht vergessen, wir reden von Selektionen, die sich mit der Zeit aufgeschaut haben,
bilden sie alles in einer einzigen Datenbank ab und können damit auch die gesamte Komplexität, eigentlich machen sie darstellbar, allerdings unter diesem Punkt, dass die Generativität in gewisser Weise extrem eingeschränkt wird. Die Situation ist nicht bei Facebook stehen geblieben.
Wir haben mitbekommen, dass Facebook sehr, sehr viel Geld ausgegeben und hat die letzten Jahre 2012 für Instagram, ich glaube, das war 2012, eine Milliarde Dollar, wir sind alle total durchgedreht, deswegen, da sieht man mal ein Zitronenbuch, und Instagram und jetzt später 2014 WhatsApp für 19 Milliarden Dollar,
das sind zwei Apps, die sich von vornherein auf eine neue Plattform begeben haben. Im Gegensatz zu Facebook, die aus dem Web heraus entstanden sind,
sind das Beides Beispiele für Social Networks, die direkt für das Telefon, für das iPhone, zuerst dann auch für das Android, also sagen wir, für die Smartphone-Plattform entwickelt wurden, und sie haben die Paradigmen erkannt, die so ein Smartphone setzt, und das ist halt Reduzierung, das heißt, sie haben nochmal die Generativität runtergeschraubt
und haben gesagt, pass mal auf, wir sind jetzt hier Instagram, und bei uns kann man nur Bilder machen. Man muss dazu sagen, Instagram ist eigentlich gestartet als eine Social Check-In-App, so ein bisschen wie Foursquare, hat sich dann irgendwann den Entschluss gefasst, nein, wir machen jetzt Fotos, Punkt. Sie haben immer noch eine Check-In-Funktion drin, aber die ist eigentlich nicht so zentral.
Wir wollen Fotos, Fotos, Fotos machen, ähnlich bei WhatsApp. WhatsApp hat gesagt, diese ganze SMS dahinten, die taugt nicht mehr. Wir greifen die SMS an, und das machen wir ganz radikal.
Noch eine interessante Anekdote zu WhatsApp. WhatsApp hat eben nicht nur die Plattform der Smartphones für sich entdeckt, sondern sie hat noch auf dem Smartphone eine weitere Plattform entdeckt,
die dort vorhanden war, von der aber keiner so richtig wusste, dass sie eine ist. Das sind unser aller Adressbücher. Jeder, der ein Smartphone nutzt, hat ein Adressbuch, und in diesem Adressbuch stehen Telefonnummern und E-Mail-Adressen unserer Freunde drin. Und an sich ist das erst einmal nur eine Liste. Wenn man aber diese Listen zusammentut und miteinander verrechnet,
dann bekommt man ein Social-Network. Und das ist das, was WhatsApp gemacht hat. Sie haben halt die Adressbücher genommen, haben sie hochgeladen, auf dem Server zusammengetan, und zack, hatte jeder, war plötzlich jeder, nicht nur, hatte nicht nur einfach nur eine App, sondern er war schon gleich Teil des Social-Networks, das er sich selbst angelegt hatte durch die Adressbücher.
Das war der Trick von WhatsApp. Und für die Plattform-Gesellschaft können wir festhalten, dass es bedeutet, dass sie sich zunehmend ausdifferenzierende und generativität- einschränkende Plattformen definiert.
Wir müssen dazu aber sagen, dass sie nicht rivalisierend sind. Also rivalisierend meint jetzt nicht, dass sie stehen in Konkurrenz zueinander. Im Ökonomischen bedeutet das halt, dass wir alle die Möglichkeit haben,
sowohl in der einen Plattform zu sein, als auch bei der anderen Plattform. Das heißt, dass wir die Dinge parallel nutzen können. Und das ist natürlich ein ganz wesentlicher Aspekt, den man dabei nicht vergessen sollte. Das heißt also, die Ausdifferenzierung findet dann tatsächlich auch auf unserem Smartphone statt. Wir haben dann neben der Facebook-App halt nochmal die Instagram-App und die WhatsApp-App
und die Threema-App jetzt auch bald hoffentlich. Gut. Wir haben noch mehr Text. Ja, wir haben noch mehr Text. Aber es geht ins große Finale. Genau. Also, was waren die Thesen? Zum einen, die Plattformgesellschaft wird getrieben von den Netzwerkeffekten potenzieller Selektionen.
Ihr erinnert euch an das Telefon. Zweitens, die Plattformgesellschaft beruht auf Plattformökonomien, die Vertrauen, Kontrolle und Standardisierung miteinander kombinieren und austarieren. Erinnerung, Kreditkarte. Drittens, die Plattformgesellschaft braucht Plattformen, um Kooperation zu organisieren.
Keine Arbeit mehr ohne Plattform. Generativität wird eingeschränkt, bleibt aber bei zentralen, denken wir an Apple, und dezentralen Plattformen, denken wir an Linux, möglich. Und viertens, die Plattformgesellschaft organisiert sich über sich zunehmend ausdifferenzierende
und einander nicht ausschließende, mitunter dann doch konkurrierende, aber nicht rivalisierende Plattformen. Unser Fazit und zugleich unser Ausblick. Vielleicht nochmal auf einen Punkt, wir haben noch mehr Text. Netzwerke konstituieren sich durch Offenheit. Plattformen entwickeln ihre Produktivität durch Schließungen.
Zweitens, Plattformen antworten auf Kontrollfragen. Und das ist, glaube ich, bitter für dich, wo du so viel über den Kontrollverlust geschrieben hast. Auf Kontrollfragen der Netzwerkgesellschaft und werden zu ihren privilegierten Vermittlern bei Erfolg sogar zu Institutionen neuen Typs, denken wir an Facebookistan und Google Dom.
Oder ganz kurz gesagt, Netzwerkbildung wäre eine Frage der Plattform. Ja, das haben wir jetzt gar nicht mit reingenommen, aber tatsächlich ist die Plattform als solche mit ihren zunehmenden Kontrollstrategien
tatsächlich wahrscheinlich die gesellschaftliche Antwort auf den Kontrollverlust. Das mal so als nebenher. Und da kommen wir halt zu einer ganz großen Frage. Denn die Plattformen sind natürlich als dominierende Player, die jetzt irgendwie in der Welt eine immer größere Rolle spielen.
Natürlich auch in Beziehung zu anderen schon bestehenden Institutionen. Also unter anderem natürlich dem Staat, der schon immer da war. Nicht schon immer da war, der ist eigentlich auch relativ neu, historisch gesehen. Aber auf jeden Fall ist er momentan noch das definierende große Institution,
mit der wir zu tun haben. Und die Verbindungen zwischen Plattform und Staat, die sind sehr, sehr komplex. Die sind sehr, sehr divers. Und ein paar Beispiele, um das mal einmal durch zu definieren. Eins der populärsten Beispiele ist natürlich diese ganze Prism-Affäre, die wir durch Edward Snowden erfahren haben, wo natürlich der Staat,
also in dem Fall die NSA, halt den großen Schnorchel an die großen Plattformanbieter angelegt hat, um die ganzen Daten abzusaugen. Und das ist natürlich eine Form, wie der Staat sich den Plattformen bemächtigt, als ein Instrument, mit dem sie sozusagen agieren.
Wir haben natürlich das Urheberrechtsregime, das, wie es so aussah, sehr, sehr lange im Internet dem Kontrollverlust an Heimen gefallen war und dachte, jetzt würde sie untergehen. Aber nein, die Plattform haben sie in einem gewissen Weise sozusagen aufgefangen.
Die Urheberrechtsregime werden heutzutage nicht mehr von Gerichten durchgesetzt, sondern von iTunes, von Spotify, von auch YouTube mit zum Beispiel Content ID. Das ist ja eine ganz großartige, also für die Content-Anbieter großartige Form der rechte Durchsetzung.
Wir haben zum Beispiel solche kontroversen Dinge, wie das Recht auf vergessen werden, das große Google-Aurteil des Europäischen Gerichtshofs, wo Google plötzlich zum Hilfs-Sheriff des EU-Datenschutzes werden soll und mehr oder weniger selbstmächtig entscheiden soll, welche Informationen jetzt zugreifbar sein sollen und welche nicht zugreifbar sein sollen.
Also, dass die Option Plattform als Erfüllungsgehilfe, als verlängerter armende Start ist, das ist eine ganz, ganz häufig gesehene Sache. Wir haben natürlich auch auf der Gegenseite genau den gegenteiligen Effekt. Also wenn es da zum Beispiel geht darum, dass die Türkei sich bestimmte Plattformen entledigen will, weil da Dinge stehen, die ihnen nicht passen.
Twitter oder auch YouTube werden dann halt einfach ausgesperrt. China, wissen wir natürlich auch, dass das schon die ganze Zeit der Fall ist. Wir haben natürlich diese Datenschutzgeschichten. Facebook Europe vs. Europe ist ja tatsächlich sogar der Titel von Max Schrems Kampagne, wo er versucht sozusagen Facebook ein europäisches Datenschutzrecht zu nageln,
und zwar halt sozusagen gerichtlich. Das sind natürlich sozusagen rein juristische Konflikte. Es geht aber auch tatsächlich in Richtung Cyberwar. Ein gutes Beispiel ist GitHub vs. China. Man muss sehen, also GitHub, vielleicht kennt das nicht jeder, das ist sozusagen ein großes, zentrales Repository
und damit eine Plattform für Entwickler, wo sie ihren Code hosten, wo sie auch sozusagen in Interaktion treten mit Interessen, Interessenten, mit denen, darüber werden Jobs vermittelt. Also mittlerweile ist in der gesamten Entwickler-Community GitHub eine der ganz, ganz wesentlichen und entscheidenden zentralen Plattformen.
Blöderweise sitzt sie aber nicht in China, findet jedenfalls China. Und China kann aber auch nicht einfach hingehen und GitHub locken, denn ein ganz, ganz großer Teil ihres Bruttoinlandsprodukts hängt an diesem GitHub, weil natürlich auch China eine große Ressource von Entwicklern ist.
Und wenn Sie Ihre chinesischen Entwickler jetzt sozusagen aus GitHub aussperren, dann würde sich das wirklich dramatisch in Ihrer Konjunktur sichtbar machen. Das heißt, GitHub ist so groß und wichtig, dass Sie es nicht schaffen, GitHub auszusperren. Was passiert deswegen? GitHub leidet immer wieder unter DDoS-Attacken,
das heißt, so richtigen Cyberattacks werden Sie angegriffen von China, von chinesischen Hackern, von Regierungshackern. Und im Endeffekt wird da versucht, Druck auszuüben, dass Sie bestimmte Software von der Plattform nehmen. Denn das muss man sehen, auf GitHub sind zum Beispiel auch Software gehostet, die es erlaubt, die Great China Firewall zu umgehen.
Da sind halt Antizensurtools gehostet. Und das ist natürlich ein Dorn im Auge für die chinesische Regierung. Wir haben auch zum Beispiel auch innerhalb von Amerika, das will ich noch mal ganz kurz nochmal ansprechen, also dieses NSA-PRISM-Ding, das ist natürlich auch wiederum Konflikt zwischen Silicon Valley und der Regierung jetzt geworden.
Beispielsweise, wo jetzt die verschiedenen Plattformhersteller versuchen, Ende-zu-Ende-Verschlüsselung oder auch Geräteverschlüsselung, harte Geräteverschlüsselung einzuführen, um wiederum das Vertrauen der Kunden wieder zurückzugewinnen und die Regierung dagegen jetzt wieder Sturm läuft. Wir haben vor ein paar Wochen wieder von den neuen Cryptowars gesprochen.
Und zwar genau deswegen. Gut, das ist auch eigentlich sozusagen der große Ausblick, bei dem wir es belassen wollen. Und wir wollen noch eine letzte steile These aufstellen, so als Gesamtumschlag. Be a platform or be part of one.
Das ist, glaube ich, das, worauf es hinauskommt. Dankeschön. So, wir haben etwas mehr Zeit für Fragen.
Die nächste Session, die Distinktion der Daten, wo der Titel um 16.15 aushält, haben wir jetzt ein bisschen mehr Zeit für Fragen. Also, wer möchte? Arme hoch und dann komme ich mit dem Mikro einfach hin. Ein Mikro lassen wir hier bei den Herren. Okay, gehe ich erst mal hin.
So, hallo. Kann man nicht nach den vier Thesen auch behaupten, dass Staaten sowas wie, jetzt nochmal. Hörst du mich? Ja, ja.
Vielleicht an MS-Pro. MS-Pro. Kann man nicht nach den vier Thesen behaupten, dass Staaten im Grunde auch sowas wie Plattformen oder Makroplattformen sind? Nein, kann man nicht. Da gibt es ein paar ganz wesentliche Einschaften,
die Staaten nicht erfüllen. Unter anderem die Nichtrivalität. Wir haben das Problem, dass man nicht auf allen Staaten gleichzeitig Mitglied sein kann. Wir haben die regionale, also die geografische Begrenzung. Das ist auch etwas, was halt für Plattformen nicht der Fall sein kann.
Wir haben ein paar Eigenschaften, die für Staaten plattformähnlich sind, beispielsweise was Rechtsräume angeht. Natürlich sind solche Legislaturengesetze natürlich Selektionsentscheidungen, die standardisiert sind über einen bestimmten Raum. Und das gibt eine gewisse Plattform-Eigenschaft.
Und eines der großen Dinge, die zum Beispiel, um das Thema der Republik mal aufzudreifen, von Europa ist natürlich die Standardisierung. Das heißt die Gleichförmigmachung der Gesetze über Europa hinweg, um tatsächlich diese Netzwerkeffekte der Märkte auf in Europa sozusagen anzukurbeln.
Und das ist natürlich, sage ich mal, das ist plattformisch. Aber Staaten an sich, würde ich definitiv widersprechen, sind keine Plattform. Nächste Frage. Arm hoch. Haben wir noch jemanden?
Wir sind aber noch da. Also hier auf der Plattform. So was mich gewundert hatte, war bei der These 1, dass ihr beim Telefon diese Entwicklung in Amerika exemplarisch genommen habt,
aber nicht die Entwicklung in Europa oder speziell in Deutschland, wo ja die Verbreitung des Telefons ein staatliches Monopol war und sich da ja auch Prozesse entwickelt haben, die versucht haben, die Verbreitung so voranzutreiben. Warum dieser Fokus auf Amerika? Ja, vielen Dank für die Frage. Also ein Kapitel in meinem Buch ist halt über Amerika.
Und eigentlich kann man daran schön zeigen, dass es viel länger dauert, bis die Plattform Universaldienst entsteht. Es gibt viel mehr auch sozusagen dezentrale Initiativen. Du hast sie geschrieben und auch Konkurrenz. In der Tat, für fast ganz Europa hat man da sozusagen wirklich auch staatlich instrumentierte Standardisierungs- und letzten Endes auch Plattformbildung.
Also auch wenn wir jetzt sagen, der Staat ist keine Plattform, ist es doch zumindest bei Infrastrukturprojekten so, dass man auch medienhistorisch, wenn man zurückgeht, und das deutsche Telefonnetz mit seiner Amtslogik und dem entsprechenden auch Befehlston ist,
oder eigentlich ein ganz gutes Beispiel dafür. Also von daher vielen Dank für die Frage. Die Entwicklung in Europa ist eine andere gewesen, die ist viel stärker staatszentriert gewesen. Es war schon auch eine bewusste Entscheidung, Amerika zu nehmen, denn tatsächlich ist der Prozess des Universal Service sozusagen genau durch diese Staatlichkeit und durch die staatliche Gesteuerteit
in Europa sehr, sehr viel reibungsloser und schneller vorangestritten. Und uns interessierten natürlich genau die Holper. Also dort, wo AT&T gegen die Independent kämpft, das ist natürlich erkenntnisreicher. Da kann man halt den Netzwerkeffekt viel besser dran erklären, als wenn halt irgendwie der große Staat einfach hingeht und sagt, so, ihr habt jetzt alle Telefon, es sei Telefon,
und hier habt ihr eure Geräte. Das ist einfach weniger spannend als Geschichte. Wobei, wenn ich das anmerken darf, also meines Wissens war es so, dass die Verbreitung in Deutschland wesentlich langsamer vorangeschritten ist. Also der staatliche Monopolenhemmnis war in der Verbreitung des Telefons, weil die Kosten wesentlich höher waren als in Amerika durch die Liberalisierung des Marktes,
sich das ja aufdrückend auf die Kosten ausgewirkt hat durch die Konkurrenz, auch wenn AT&T der größte Spieler war natürlich. Genau, das ist richtig. Also die USA sind schon die Nation, wo die Telefonentwicklung am schnellsten ging. Interessanterweise ist in dem Moment, wo es an die Automatisierung geht, Europa nach dem ersten Weltkrieg und auch Deutschland eher vorn. Da bleibt man in den USA eher bei so einem Servicegedanken,
der auch sozusagen die Automatisierung auch erstmal aufschiebt. Sprich, in Deutschland ist man, und nicht nur in Deutschland, auch teilweise in Frankreich, schneller an die Automatisierung mit den Hiebdrehwählern gegangen als in den USA.
Noch eine weitere Frage davon, gut. Vielleicht nochmal kurz zu den Staaten als Plattform. Vielleicht sollte man eher statt Staaten internationale Organisationen oder ähnliche Übereinkünfte so in der Richtung denken, weil gerade wenn man an solche Sachen denkt wie Handelsstandards,
ich denke an sowas wie standardisierte Farbpaletten aus dem Kaiserreich, so diese Dinge, das geht ja eher so in die Richtung Plattform, und da kann man zum Beispiel, um das Hauptgegenregiment zu nennen, in mehreren Mitglied sein. Man kann ja in der EU sein und in der NATO, und deswegen funktioniert das vielleicht besser. Ja, dann würde ich mich sehr anschließen. Also ich sage mal so, Staaten versuchen Plattformen zu werden,
also sie verwandeln sich in Richtung Plattform, das ist richtig, und das tun sie aber, indem sie auch zum Gutteil ihre Staats-, ihre Nationen sein, ihre Nationenexistenz aufgeben müssen. Das heißt also, über internationale Verträge, über Standardisierungen,
über internationale Standardisierungen und so weiter und so fort. Also im Endeffekt kann man auch tatsächlich so Aktatitipp und so weiter und so fort sind Prozesse der Plattformisierung von Staaten und damit aber eigentlich auch gleichzeitig eine Aufgabe des Staatsprinzips. Man muss ja mal sehen, und das ist ja auch mal Teil der Kontroverse,
um diese Abkommen, dass sozusagen die nationale Regelungskompetenz über bestimmte Dinge abgegeben werden und dass auf eine höhere Ebene verlagert werden und dadurch natürlich auch dem demokratischen Prozess entzogen werden. Das ist eine große Debatte, die wir immer haben,
um die Handelsabkommen, aber in Wirklichkeit versuchen die Staaten tatsächlich sich auf so einer Plattform Ebene zu retten. Was man da überhaupt nicht vergessen darf, ist, dass sowohl die staatlichen Bürokratien, wie auch die neuen Social-Media-Bürokratien genau das gemeinsam haben,
dass sie auf sozusagen Standards zurückgreifen können, die vielleicht auch selber setzen. Und das sollten wir überhaupt nicht unterschätzen. Also ich glaube, die Plattform von Gesellschaft ist kein gemütlicher Ort, wenn man sich mal überlegt, was wir so tagtäglich an Formulararbeit auf Social-Media-Plattformen machen und wie
Nah das im Grunde genommen an der staatlichen Datenverarbeitung ist nur halt schneller, bequemer, gamifizierter, plattformiger eben im heutigen Sinne. Dann gibt es da durchaus auch Verbindungen. Ich finde es auch total gut, dass genau diese Nachfragen kamen. Vielleicht bin ich da ein bisschen näher dran zu sehen, okay,
die bürokratischen Gemeinsamkeiten sind größer in Sachen Regulierung, Kontrolle und Standardisierung. Das ist auch das, was die staatlichen, nicht staatlichen und intergumentalen Plattformen miteinander gemeinsam haben. Ja, ich habe das Mikro hier. Ihr habt mich jetzt richtig irritiert, weil irgendwie hatte ich verstanden, Networking ist gut und Plattform ist böse.
Aber es scheint nicht so zu sein. Was ist denn eure persönliche Meinung oder ist das jetzt ein bisschen ein fatalistischer Ausblick? Muss man nicht auch dieses Netzwerk, diesen Gedanken hochhalten und irgendwie auf beiden Hochzeiten tanzen?
Ja, auf jeden Fall. Ich würde dann aber die Plattformbedingungen gerne ernst nehmen und ich hätte gerne generative Plattformen. Denn was die letzten Jahre gezeigt haben ist irgendwie so ein more of the same. Ich fühle mich auch ständig im Social Web eher bürokratisiert und überwacht. Und genau die Momente, die Citroen so wichtig waren, dass ungeahnte Effekte und zwar
im positiven Sinne entstehen können, die vermisse ich so ein bisschen bei den neueren Plattformen. Also das wäre sozusagen auch mein Impuls für die Plattformengesellschaft, werdet wieder generativer. Also die eine Sache ist natürlich die, dass wir festgestellt haben, dass Plattformen und Netzwerke sich nicht ausschließen, sondern bedingen.
Also jedes Netzwerk hat sozusagen Plattformbedingungen, sind basiert auf Selektionsprozessen, die vor dem Netzwerk geschaffen wurden. Und diese Selektionsbedingungen erlauben überhaupt, sich zu vernetzen. Das heißt also, ich würde sehr vorsichtig sein, die beiden Begriffe gegeneinander auszuspielen. Das funktioniert nicht. Da kommt man nicht weit.
Wer Vernetzung will, braucht Plattformen. Und das ist genau diese Naivität, von der wir wegkommen, die den bisherigen Diskurs vom Netzwerk auch ein bisschen dominiert hat. Ja, jetzt werden wir alle gleich auf Augenhöhe, Heterarchie, alle werden jetzt so peers und alles und so weiter und so fort. Das vergisst halt sozusagen die materiellen organisatorischen Grundlagen dessen, was uns überhaupt ermöglicht zu vernetzen.
Und ich glaube, das wird jetzt gerade ein bisschen sichtbar. Und natürlich sehen wir hier kritisches Potenzial. Natürlich sehen wir hier Probleme, auch gerade bei der letzten Folie, wo ich gezeigt habe, dass hier die staatlichen Akteure versus die Plattform-Akteure,
dass sich da halt neue Probleme bilden, neue Koalitionen und neue Konflikte, die wir aus zivilgesellschaftlicher Ebene wahrscheinlich aus vielerlei Hinsicht beide nicht so gut finden können, also beide problematisch halten können. Ich bin mir jedenfalls relativ sicher, dass diese Plattformisierung, also der generelle Trend zur Plattform, ein unaufhaltsamer ist.
Das ist aber auch kein schlechter Trend sein muss, weil wir haben ja auch festgestellt, es gibt generative Plattformen, es gibt dezentrale Plattformen. Auch das Internet ist eine Plattform, das sollte man an dieser Stelle auch mal sagen. Und das heißt, ich glaube, es geht nicht darum, ob wir Plattformen haben
wollen oder nicht, sondern wir sollten jetzt fragen, welche Plattformen wollen wir haben? Weitere Fragen? Dann noch eine.
Wie seht ihr euer Ausblick aus? Also wie entwickeln sich Plattformen? Wird es irgendwann mal eine große Plattform geben oder zwei Plattformen, die so konkurrieren zueinander sind, dass wenn ich Mitglied der einen Plattform bin, nicht bei der anderen sein kann? So nach dem Motto, ich bin bei Google, dann kann ich nicht bei Apple sein und kann eine Freundschaften pflegen?
Also ich finde es immer schwierig, gerade bei so einem Markt, der so volatil ist, wo sich ständig Dinge verändern, so sichere Zukunftsversionen zu machen. Wir gehen natürlich ein Stück weit darauf hin, das haben wir jetzt auch ausgelassen, die sogenannte, ich glaube darauf zielst du ab, die sogenannte vertikale Integration.
Das heißt also, vom Smartphone in der Hand über die Leitungen, über die Server, die das betrieben werden und so weiter und so fort, kommt alles aus einer Hand, alles aus einem Ökosystem. Und dieses eine Ökosystem ist dann halt nicht kompatibel mit dem anderen Ökosystem. Ein gutes Beispiel ist ja, dass sich Apple versus Google, entweder man hat Android und dann
halt auch die ganzen Google-Dienste oder man hat Apple und dann die ganzen Apple-Dienste. Momentan gibt es noch eine ganze Menge Ebenen, auf denen irgendeine Operabilität bei diesen Ebenen stattfindet, aber ich gebe dir Recht, dass das natürlich eine Gefahr darstellt, dass eine der beiden oder vielleicht beide auf die Idee kommen könnten, dass es für sie besser ist, wenn sie sich einander gegenüber verschließen und
den Konsumenten sozusagen vor die Wahl stellen, sei einer von uns oder verpiss dich. Da ich glaube, dass diese Unternehmen nach wie vor aber in erster Linie profitorientiert sind, sehe ich momentan keinen ökonomischen Sinn darin, sich jetzt komplett zu verschließen.
Und das zweite ist, was man ja gesehen hat, alleine bei Instagram und WhatsApp, dass halt tatsächlich der Markt so unglaublich schnell ist, dass halt innerhalb von wenigen Monaten von rechts und links eine neue Plattform empor schießt,
die dann halt einem Mark Zuckerberg auch schlecht schlafen lässt, sodass er halt seine gesamten Cash-Reserven püssig um sich schmeißt. Und das ist auch noch etwas, was mich so ein bisschen beruhigt, dass selbst die großen Plattform-Anbieter alle noch sehr, sehr unruhig schlafen können.
So vielleicht letzte Frage jetzt. Nur eine Anmerkung. In China ist es tatsächlich schon so, dass die Plattformen sich gegenseitig einander verschließen. Also du hast halt die Situation, dass du zwei große Konzerne hast,
die direkt miteinander konkurrieren und im Endeffekt alles tun, um den anderen auszuschließen. Die haben jetzt beide eine eigene Mobile-Payment-Plattform eingerichtet und das eine ist eine Messenger-App, das andere ist in erster Linie so eine Art eBay. Und wenn du z.B. von der Messenger-App auf links dieses anderen Konzerns zu gehen, steht da, es gibt einen
Error, du kannst die Seite nicht öffnen und du kannst auch kein Geld zwischen den beiden Plattformen hin und her schicken. Das heißt, in China ist zumindest die Situation gerade tatsächlich, dass die Plattformen in ökonomischem Sinne sehen, sich abzublocken, weil sie eben sagen, so können wir versuchen, den Konkurrenten zu eliminieren. Was totaler Quatsch ist, weil sie beide den Markt quasi 50-50 untereinander aufgeteilt haben.
Das heißt, es macht doch wirtschaftlich keinen Sinn, aber sie tun es trotzdem. Nur so als Anmerkung. Ich weiß nicht, was ihr dazu denkt. Ja, da muss ich kurz ein bisschen schlucken. Vielleicht sagen, dann gibt es auch Alternativen. Also ein absolut interessantes Start-up im Moment auch im Bereich Finanztransaktion ist Stellar. Und die versuchen genau das Gegenteil. Tatsächlich internationale Finanzüberweisungen.
Und um peer-to-peer aber mit einer starken Plattform-Infrastruktur im Hintergrund zu ermöglichen, dass in China der Handelskrieg jetzt auf die Art und Weise ausbricht. Wundern tut es mich nicht, aber das wäre hoffentlich auch nicht unsere Version von Plattform-Gesellschaft.
Gut, dass du schönes Schlusswort. Vielen Dank, Sebastian. Vielen Dank, Michael, für diesen tollen und spannenden und lehrreichen Portrait vor allen Dingen. Vielen Dank an alle, die durchgehalten haben.