Finding Inclusion in Digital Europe
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Formal Metadata
Title |
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Title of Series | ||
Part Number | 69 | |
Number of Parts | 177 | |
Author | ||
License | CC Attribution - ShareAlike 3.0 Germany: You are free to use, adapt and copy, distribute and transmit the work or content in adapted or unchanged form for any legal purpose as long as the work is attributed to the author in the manner specified by the author or licensor and the work or content is shared also in adapted form only under the conditions of this | |
Identifiers | 10.5446/31884 (DOI) | |
Publisher | ||
Release Date | ||
Language | ||
Production Place | Berlin |
Content Metadata
Subject Area | ||
Genre | ||
Abstract |
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00:00
InternetBlogInclusion mapVapor barrierMischung <Mathematik>WebsiteBlock (periodic table)RandComputing platformTwitterFacebookXMLUMLComputer animationLecture/Conference
05:34
Vapor barrierInclusion map
06:26
Lecture/Conference
07:29
WebsiteLecture/Conference
08:38
iPhoneInternetComputer animation
09:28
Stress (mechanics)Block (periodic table)KommunikationTwitterFacebookSpring (hydrology)Moment (mathematics)Lecture/ConferenceXML
10:45
BlogMoment (mathematics)Block (periodic table)Single-precision floating-point formatGroup actionMittelungsverfahrenComputer animationLecture/Conference
11:52
Lecture/ConferenceMeeting/Interview
13:17
Lecture/Conference
14:42
InternetPerspective (visual)ForceDownloadGrand Unified TheorySeries (mathematics)Control engineeringWeb serviceLecture/Conference
20:03
InternetGroup actionProfessional network serviceBlogTwitterBlock (periodic table)Workstation <Musikinstrument>Google BloggerArmLecture/Conference
25:23
InternetDigital signalTable (information)DemosceneBlogGroup actionTwitterEmailWebsiteLecture/Conference
28:57
Inclusion mapInternetTOUR <Programm>Lecture/Conference
31:04
Computing platformInternetBlogPositionLecture/Conference
32:16
Mathematical structureVapor barrierInternetFacebookLecture/Conference
33:02
Inclusion mapHOLLecture/Conference
34:26
TwitterParallelenInclusion mapLecture/ConferenceMeeting/Interview
35:56
LagInclusion mapLecture/Conference
38:00
Expert systemLecture/Conference
39:06
Google BloggerLecture/Conference
40:29
Point (geometry)Computer animation
41:18
InternetDemosceneGroup actionDemonLecture/Conference
42:03
InternetTwitterLecture/Conference
42:49
BlogLecture/Conference
43:31
Moment (mathematics)Expert systemInclusion mapComputer animationLecture/Conference
45:02
InternetParameter (computer programming)Block (periodic table)Inclusion mapObservational studyBlogLecture/Conference
47:31
Inclusion mapExpert systemBlogPerspective (visual)Block (periodic table)Lecture/Conference
48:22
Inclusion mapLecture/Conference
50:46
Expert systemCarry (arithmetic)FacebookBlogLecture/Conference
51:54
BlogInternetLecture/Conference
52:37
Lecture/ConferenceComputer animation
Transcript: German(auto-generated)
00:25
Schön, dass ihr alle da seid auf dem Panel Stage 3. Wir wollen heute über das Thema Finding Inclusion in Digital Europe mit euch sprechen und ich übergebe das Wort an Marijke.
00:41
Hallo. Oh, ich bin laut. Gut, ich hoffe, ihr könnt uns alle verstehen hinten und vorne. Wer uns vielleicht nicht so gut verstehen kann, kann gerne nach vorn kommen. Wir haben in der allerletzten Sekunde noch unsere Gebärdensprachdolmetscherin Laura Schwenkber organisiert bekommen. Darüber freuen wir uns sehr. Das heißt, kommt gerne nach vorne, wenn ihr sie besser sehen möchtet.
01:02
Daneben sollte eigentlich die Schriftsprachdolmetschung stattfinden und das wird sie auch gleich, wird mir gerade gezeigt. Wie wir eben schon angekündigt wurden, wir möchten gerne mit euch eine Expedition machen durch das Inklusive Europa und euch Aktivistinnen und Aktivisten vorstellen, die im Internet für Inklusion kämpfen.
01:21
Mein Name ist Marijke Kaiser. Ich bin Journalistin und Mutter von zwei Kindern, eins mit und eins ohne Behinderung. Seit über einem Jahr blogge ich über unser inklusives Familienleben auf meinem Blog Kaiserinnenreich. Irgendwann habe ich Raul kennengelernt. Mein Name ist Raul Krauthausen. Ich bin Gründer des gemeinnützigen Vereins Sozialhelden
01:41
und gemeinsam mit dem Verein betätigen wir uns als Aktivisten rund um das Thema Varevofreiheit und Inklusion. Unter anderem haben wir die Projekte Wilmer.org, die Online-Karte für röchliche, gerechte Orte ins Leben gerufen, als auch mit lightmedien.de eine Anlaufplattform für Journalisten geschaffen,
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auf der sie lernen können, wie sie vorurteilsfrei über Menschen mit Behinderung berichten können. Inklusion, was ist das eigentlich? Manchmal weiß man noch nicht mal, wie man es ausspricht und stolpert über die Buchstaben. Ich habe schon gesehen, dass viele von euch hier im Publikum sich damit auseinandersetzen. Wir haben schon viele bekannte Gesichter gesehen, aber vielleicht nicht jeder, und wir möchten euch gern ins Boot holen,
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was Inklusion eigentlich bedeutet. Es gibt total viele Definitionen für Inklusion, vielleicht so viele wie Menschen hier in diesem Raum sitzen, wahrscheinlich noch viel mehr. Raul und ich haben zwei Definitionen gefunden, die uns beiden sehr gut gefallen. Wir haben uns in der Definition zum Beispiel verliebt,
02:40
die sagt, dass Inklusion kein Ziel ist, sondern ein Prozess. Und zwar der Prozess der Annahme und der Bewältigung von menschlicher Vielfalt. Inklusion bedeutet aber auch die Teilhabe von allem an allem, soweit es ihnen möglich ist. In leichter Sprache ausgedrückt bedeutet das ein gutes Leben für alle.
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Was dabei gut bedeutet, das definiert jeder Mensch für sich selbst. Heute sprechen wir vor allem über unser Herzensthema, das gleichberechtigte Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung. In der inklusiven Gesellschaft, Inklusion bedeutet oder beinhaltet aber noch viel mehr als das.
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Nämlich die Hautfarbe, das Geschlecht, die soziale Herkunft, die Religion, die sexuelle Identität, das Alter, die Bildung, der finanzielle Status, also alles Dinge, die Menschen gegenüber anderen Menschen Privilegien einräumen können. Wir haben uns überlegt, warum nutzen Menschen mit Behinderung eigentlich das Internet und haben ein schönes Zitat gefunden
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von Kybra Gümüjay. Ich hoffe, ich spreche sie richtig aus. Das ist eine ganz tolle Frau. Sie ist Aktivistin, Journalistin und Bloggerin. Und setzt sich gegen Rassismus und für Feminismus ein. Und sie sagt, Minderheiten müssen nicht mehr darauf warten, dass ihnen jemand aus der dominanten Netzöffentlichkeit ein Mikrofon hinhält, um zu sprechen. Sie können sprechen, indem sie es einfach tun.
04:04
Trotzdem ist uns natürlich auch hier auf der Diskussionsrunde klar bzw. hier auf der Bühne klar, dass das Internet per se nicht automatisch Barrierefreiheit bedeutet. Es gibt nach wie vor sehr viele Barrieren. So können zum Beispiel Menschen, die hörbehindert sind,
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durch mangelnde Untertitel in YouTube-Videos an dem ganzen Inhalt nicht teilhaben. Aber auch Menschen mit Sehbehinderung können zum Beispiel nur sehr schwer das Internet wahrnehmen, wenn die Website nicht nach der BitTV 2.0-Regel gestaltet wurde. Beziehungsweise natürlich durch die komplexe Sprache
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und auch die vielen Sprachen, die wir benutzen, Menschen mit sog. geistigen Behinderungen Probleme haben, Texte zu lesen, die nicht in leichter Sprache sind. Für den heutigen Tag und das Motto der Republik Europa haben wir uns auf die Suche begeben nach Menschen in Europa. Und haben dazu unseren Hashtag Finding Inclusion benutzt, den ihr heute auch gerne nutzen könnt,
05:00
wenn ihr Lust habt, etwas dazu zu twittern. Wir haben einen Aufruf gestartet über unsere Blogs und nach Menschen gesucht, die das digitale Europa inklusiver machen. Gefunden haben wir sechs Aktivistinnen und Aktivisten, die wir euch heute vorstellen möchten, die ganz tolle Projekte initiiert haben. Dabei haben wir uns um eine inklusive Mischung bemüht.
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In dieser Zeit können wir euch nicht alle vorstellen. Dazu kommen wir später noch mal. Letztendlich entschieden haben wir nach persönlichem Geschmack, was wir cool fanden, was ihr unbedingt wissen solltet. Dabei waren unsere Kriterien, dass wir gesagt haben, wir wollen ganz bewusst mal außerhalb unserer deutschsprachigen,
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deutschlandweiten Filterbubble blicken. Wir wissen, und ich denke auch, dass die Leute hier im Raum, wenn sie sich mit dem Thema Inklusion beschäftigen, größtenteils auch untereinander kennen. Das war uns zu einfach. Deswegen haben wir mal wirklich den Schritt gewagt, sprachliche Barrieren zu überwinden und mal zu gucken,
06:00
wie ist es eigentlich in Europa, in anderen Ländern außerhalb Deutschlands praktisch. Und zwar ist dabei wichtig, dass wir Graswurzelaktivisten entdecken. Und jetzt nicht die anderen großen Stiftungen und Organisationen, die in anderen Ländern durch Lotterien oder andere Stiftungen groß geworden sind.
06:21
Und dann letztendlich auch eher dem Problem anhaften, das ja ihnen auch oft vorgeworfen wird, dass sie über Menschen mit Behinderung sprechen und nicht mit ihnen. Das heißt, wir waren auf der Suche nach Aktivistinnen und Aktivisten, die nach dem Motto handeln, nichts über uns ohne uns. Das ist übrigens auch ein Motto der europäischen
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und deutschen Behindertenrechtsbewegung, die in den 70er-, 80ern aus der Krippebewegung heraus entstand. Und bei denen es sehr wichtig war, dass diese Bewegung fast ausschließlich von Menschen mit Behinderung angeführt wurde. Gefunden haben wir über 200 Aktivistinnen und Aktivisten. Heute stellen wir euch sechs von ihnen vor.
07:02
Und für uns war es total spannend zu sehen, was manchmal aus einem, ja, was für einer Bewegung starten kann aus einem einzigen Tweet heraus. Und hier sind unsere liebsten Aktivistinnen. Bühne frei, nein. Wir beginnen mit Ellie Simpson, die uns begegnet ist.
07:22
Sie ist 20 Jahre alt und hat 2013 das Problem gehabt, dass sie, nachdem sie ihre Schule beendete, sich ein Jahr freinahm, weil sie mit ihren Freunden Party machen wollte und das Leben genießen. Sie aber feststellte, dass ihre Freunde anfingen wegzuziehen.
07:40
Und dass es mit der Party dann doch alles gar nicht so einfach war wegen der fehlenden Barrierefreiheit. Und auch weil nicht jeder mit ihr irgendwie was machen wollte. Und aus dieser Hilflosigkeit heraus und Einsamkeit fingen sie an zu twittern. Und unter dem Twitterhandel CP-Teams UK hat sie dann nach Gleichgesinnten gesucht
08:02
und gefragt, ob es Menschen da draußen gibt, denen es ähnlich geht. Und die Reaktionen waren überwältigend. Sie hat dann unglaublich viel Zuspruch bekommen und hat dann aus diesem Twitterhandel heraus auch eine eigene Website gegründet, die inzwischen nicht mehr nur Jugendliche erreicht
08:23
mit körperlichen Behinderungen und Freizeitaktivitäten, vor allem Sprott organisiert, sondern auch ältere Menschen. Das ist insofern interessant, weil es wirklich aus einem Twitter-Account heraus entstand. Und Ellie Simpson sagt, und das ist etwas, was eigentlich sehr stark
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für das Internet spricht, manche Leute denken, dass ich sie auf den Arm nehmen will, wenn ich sage, dass ich CP-Teams UK aus meinem Schlafzimmer oder von meinem iPhone in Vorlesungen herausleite. Unser nächster Aktivist stammt aus Italien und hat in seinem Land und auch darüber hinaus
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für große Furore gesorgt. Ich freue mich, dass ich euch Jacopo Melio vorstellen darf. Er studiert Journalismus in Florenz, ist 22 Jahre alt und, glaube ich, so wie die meisten hier im Raum, ziemlich aktiv in den sozialen Medien. Letztes Jahr im Sommer hat er dort gelesen, dass eine italienische Ministerin geschrieben hat,
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dass sie gerade von einem Businesstermin zurückkommt. Das ist ein toller, warmer Tag, so wie heute. Sie steigt in den tollen Zug ein und muss um elf Uhr ... hat sie den nächsten Termin, das sieht man auch auf der Folie. Daraufhin hat Jacopo Melio geantwortet, das ist ja ganz schön, für uns Normalsterblichen sind die Züge nicht immer so großartig.
09:41
Habt ihr vielleicht einige heute schon gemerkt, falls ihr Probleme hattet, hierherzukommen. Er hat gesagt, gerade wir Menschen mit Mobilitätseinschränkungen können nicht einfach jeden Zug nutzen. Daraufhin entspann sich eine Twitter-Kommunikation zwischen den beiden. Er schrieb darüber auf seinem Blog, den er schon vorher hatte, über Facebook und Twitter,
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vervielfältigte sich das innerhalb von wenigen Tagen. Dann entwickelte er den Hashtag, der italienisch auf Deutsch übersetzt bedeutet, ich möchte den Zug nehmen. Und ganz viele Menschen mit und ohne Behinderung verbreiteten den. Zum Beispiel haben wir da einen Spiet ausgewählt, ich weiß nicht, ob ihr den alle lesen könnt.
10:21
Da schreibt eine Twitter-Nutzerin, Das heißt, er hat dadurch einen Perspektivwechsel erreicht, dass eine Frau, die nicht mobilitätseingeschränkt ist, das erste Mal so einen Gedanken hatte, wie krass ist das eigentlich, wir fliegen zum Mond,
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aber du kannst nicht jeden Zug nutzen. Mittlerweile gibt es über drei Millionen, das ist das Blog von Iacopo Melio, das er dann daraufhin gegründet hat. Er zeigt auf diesen Unterpunkten, wie viele Menschen mittlerweile dazu gepostet haben. Es sind im Moment mehr als drei Millionen Postings zu diesem Hashtag und es werden jeden Tag mehr.
11:03
Iacopo Melio ist in allen italienischen Medien vertreten, wird zu Talkshows eingeladen und macht seine ganze Aktion mit einer guten Portion Humor. Er sagt zum Beispiel, dass er immer noch Single ist, weil er nicht die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen kann, wie Menschen ohne Mobilitätseinschränkung.
11:21
Damit ist er in die italienische Vanity Fair gekommen. Er ist nicht nur in diesem Inklusionsbereich aktiv, wo Menschen sich mit dem Thema auseinandersetzen, sondern hat wirklich erreicht, Menschen mit und ohne Behinderung für das Thema Barrierefreiheit zu sensibilisieren. Iacopo Melio hat auf seinem Blog das Zitat,
11:40
wir kämpfen mit einem Lächeln für die Rechte aller, gegen alle Hindernisse. Mit diesem Lächeln macht er ziemlich gut. Dann ist uns in den Niederlanden eine Frau begegnet, Daniela Krieger. Daniela Krieger selbst hat keine Behinderung. Sie hat aber zwei Kinder,
12:00
wovon eines eine nicht sichtbare Behinderung hat. Sie wollte ein Buch schreiben über das Aufwachsen mit nicht sichtbaren Behinderungen. Sie wollte in diesem Buch Menschen mit nicht sichtbaren Behinderungen, ein langes Wort, aber es ist wichtig zu sagen, mit Menschen mit nicht sichtbaren Behinderungen
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zu Wort kommen zu lassen. Auch wieder nach dem Motto, nichts über sie ohne sie zu reden. Sie hat versucht, Protagonisten zu finden für das Buch. Sie hatte ihren eigenen Sohn, aber den wollte sie nicht alleine interviewen. Sie stellte fest, dass es nicht so einfach ist,
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dass nicht sichtbare Behinderungen nicht sichtbar sind. Viele Menschen versuchen, sie zu kaschieren. So hat sie angefangen, eine Organisation zu gründen. Mit dem Titel, das ist gar nicht so einfach, weil ich kein Holländisch kann, da könnten wir theoretisch Laura Gelheim im Publikum fragen,
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höh so anders oder so. So heißt ihre Stiftung. In der ist es so, dass sie durch Hashtag-Kampagnen, wie z.B. dem Hashtag Denk anders oder Lebe deinen Traum auf Holländisch versucht, Menschen mit nicht sichtbaren Behinderungen eine Stimme zu geben,
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indem sie selbst für sich sprechen. Auch in der Führungsetage dieser Stiftung arbeitet eine Frau mit nicht sichtbarer Behinderung neben Daniela Krieger, die das ehrenamtlich machen. In Holland ist Stiftung zu gründen viel leichter als in Deutschland. Es ist keine riesige Organisation, es sind insgesamt acht ehrenamtliche Leute,
13:43
die sich dort engagieren. Inzwischen ist die Stiftung so erfolgreich, dass sie Tausende von Menschen im Jahr erreicht und ihnen Perspektiven aufzeigt, wie sie in den ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen können und dass sie an sich glauben sollen und können.
14:01
Dass aber auch die nicht-behinderten Menschen versuchen sollten, ihre Vorurteile abzulegen, wie auch Daniela Krieger sagt. Ich will den Menschen zeigen, dass sie mehr können als sie denken. Ich will, dass sie an sich und ihre Fähigkeiten glauben. Ich will, dass die Menschen nachdenken, bevor sie über die anderen urteilen. In dem Fall die nicht-behinderten Menschen.
14:23
Das nächste spannende Projekt haben wir in Schweden gefunden. Genauer gesagt in Stockholm. Ihr seht hier Jasmin Nilsson und Max Aren. Max Aren hatte die Idee, einem populären schwedischen Podcast folgend selbst ein Podcast zu machen.
14:41
Er wollte aber gerne, dass nicht überall die nicht-behinderten Menschen im Mittelpunkt stehen, sondern Menschen mit Behinderung. Er hat dafür eine Moderatorin gesucht und Jasmin Nilsson gefunden. Sie hat eine Biografie geschrieben über ihr Leben mit Behinderung. Sie war sofort Feuer und Flamme für diese Projektidee. Gestartet hat der Podcast im März 2014.
15:06
Hier seht ihr, das ist auf der Internetseite eine Ankündigung dieses Podcasts. Das Podcast steht immer im Mittelpunkt ein Mensch mit Behinderung. Bekannt geworden sind sie durch diesen Podcast, weil die Moderatorin sehr direkte Fragen stellt.
15:20
Dadurch, dass sie selbst eine Behinderung hat, gibt es weniger Barrieren, die wichtigen und direkten Dinge zu fragen. Das tut sie. Das erfreut sich großer Beliebtheit in Schweden. Mittlerweile gibt es über 20.000 Downloads. Es ist kein Ende abzusehen. Das ist ein Abenteuer bei den beiden.
15:43
Jasmin Nilsson sagt dazu, wir sprechen mit erstaunlichen Menschen, die uns berühren und uns die Kraft geben, mit unseren Behinderungen zu leben. Das möchten wir mit unserem Podcast auch an anderen Menschen mit Behinderung und an die Öffentlichkeit weitergeben. Es ist natürlich immer sehr einfach,
16:01
über Aktivisten zu sprechen, die schon alle im Internet aktiv waren und twittern. Für die ist es vielleicht ein Tool, wie für andere Menschen vorher der Kugelschreiber. Dass das Internet aber auch komplett neue Möglichkeiten zeigt, beweist uns Marcel Nues aus Frankreich.
16:20
Oder Nues wahrscheinlich. Marcel Nues ist der älteste Aktivist in unserer Reihe und Mitgründer von verschiedenen, zahlreichen Organisationen in Frankreich. Vor allem engagiert er sich zum Thema Sexualität von Menschen mit Behinderung und einem Recht auf Sexualassistenz und Sexualbegleitung. Ich weiß nicht, inwieweit Sie sich mit diesem Thema auskennen.
16:42
Es ist in einigen Ländern in Europa, z.B. in den Niederlanden, gibt es inzwischen Regelungen, dass Menschen, die eine Körperbehinderung haben oder eine Behinderung allgemein haben, das Recht auf Sexualassistenz bekommen. Weil man auf der einen Seite herausgefunden hat, Menschen, die regelmäßig Sex haben,
17:00
selten erkrankt und depressiv werden. Dass es auf der einen Seite vielleicht etwas Gutes ist, aber auf der anderen Seite kann man das auch kontrovers diskutieren und wird auch in Frankreich kontrovers diskutiert, auch in Deutschland übrigens, ob Sexualbegleitung nicht eigentlich die heilige Form der Prostitution sei und ob wir nicht über Prostitution allgemein erst mal diskutieren sollten,
17:21
bevor wir da einen Parallelstrang aufmachen, der legal ist. Ich persönlich würde das gerne wertfrei behandeln, weil Marcel Nuss in dem Fall das Internet dafür nutzt, um gemeinsam mit seiner ehemaligen Sexualbegleiterin, die er inzwischen auch geheiratet hat, um gemeinsam mit seiner ehemaligen Sexualbegleiterin
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die Anonymität des Internets nutzt, um mit Menschen mit Behinderung darüber zu reden bzw. sie zu beraten, wie sie letztendlich ihre Sexualität leben können. Denn wir wissen, dass die Sexualität von Menschen mit Behinderung auch in diesem Land übrigens immer noch sehr stark tabuisiert wird. Menschen mit Behinderung sind erst mal asexuelle Wesen wahrscheinlich
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in den meisten Köpfen der Menschen da draußen. Durch das Internet und dem Schutz der Anonymität kann letztendlich dieser Diskurs geführt werden. Marcel Nuss ist aber insofern auch ein interessanter Protagonist, dass er ein sehr politisch denkender Mensch ist.
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Sein Ziel ist es, die Gesetzeslage zu verändern. Er sagt, Politik ist wie ein Schachspiel. Um zu gewinnen, muss man den Gegner gut kennen und die Medien zum richtigen Zeitpunkt nutzen. In einem anderen Zitat hat er auch gesagt, dass er nicht daran glaubt, dass man eine große Demonstration vorm Louvre machen sollte,
18:40
sondern sich wirklich eher an den Palastketten mit 20 Rollgefahrern und für die Revolution kämpfen. Er sagt aber auch, und das ist letztendlich genau wieder die Perspektive nichts über uns ohne uns, dass es am schwersten war, mit Organisationen und Menschen zu kollaborieren, die größer sind,
19:02
die zwar das Thema Menschen mit Behinderung vor sich her tragen, die aber so groß sind, dass sie letztendlich zum Selbstzweck arbeiten. Und die sich gegenseitig auch immer wieder untereinander bremsen. Die einen wollen diese großen Organisationen abschaffen, die anderen sagen, ihr seid so radikal, und die anderen sagen, ihr habt ja gar keine Ahnung,
19:20
aber eigentlich wollen sie alle das Gleiche, nämlich die Rechte von Menschen mit Behinderung stärken. Und er sagt, das ist dann manchmal aber wichtig, ist eine sogenannte Vernunftswehe einzugehen. Alle Aktivistinnen und Aktivisten, die wir gefunden haben, vereint eine Sache, sie waren unzufrieden. Durch ihre Unzufriedenheit haben sie Ideen bekommen.
19:43
Und aus diesen Ideen sind ganz tolle Projekte entstanden. Das heißt, die Unzufriedenheit ist der Motor für ihren Onlineaktivismus gewesen. Die Unzufriedenheit ist also der Ursprung ihres Aktivismus. Wie haben Sie die anderen Menschen damit ...
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begeistert? Sie haben ihre persönlichen Geschichten erzählt. Sie haben gesagt, ich bin Jakob Womeljo, ich bewege mich mit meinem Rollstuhl fort, ich komme aber nicht in diese Bahn. Das heißt, Sie haben den Menschen ohne Mobilitätseinschränkungen beispielsweise in diesem Fall gezeigt,
20:22
so sieht mein Leben aus. Sie haben den Perspektivwechsel dadurch ermöglicht. Auf der einen Seite birgt dieses Storytelling wunderbare Möglichkeiten, Leute mitzuziehen und Dinge zu initiieren. Auf der anderen Seite birgt es aber auch Gefahren. Wenn ich meine persönliche Geschichte erzähle, dann mache ich mich angreifbar.
20:40
Das wisst ihr, die ihr bloggt, wahrscheinlich auch ganz gut. Das heißt, im Internet kommen wir zusammen. Das wolltest du gerade, glaube ich, sagen. Ja, egal. Das heißt, im Internet kommen wir zusammen durch Storytelling. Eine Geschichte führt zur Erkenntnis und idealerweise auch zum Erfahrungsaustausch.
21:01
Wir hatten vorhin schon einmal Külbray-Gümmeljai zitiert, die Journalistin und Bloggerin. Sie sagt, Minderheiten sollten ihre Geschichten erzählen. Sie sollten einen Raum für menschliche Begegnungen schaffen. Im letzten Jahr an dieser Stelle hat Theresa Bücker einen Talk gehalten zum Thema Activist Burnout. Vielleicht waren einige von euch auch dabei.
21:23
Theresa Bücker hat gesagt, Online-Aktivismus ist echter Aktivismus. Im Fall von Jacopo Melio, den ich euch vorhin vorgestellt habe, ist es so, dass aus seiner Aktion resultierte, dass in Florenz, dass die italienische Regierung zugesichert hat, dass in und um Florenz 264 Stationen des öffentlichen Nahverkehrs
21:40
barrierefrei gemacht werden. Das bedeutet also, auch durch den Online-Aktivismus kann man etwas schaffen und auch in der Politik was bewegen. Es bedeutet aber gleichzeitig, dass Online-Aktivismus genauso viel Arbeit macht wie der Aktivismus, den wir vielleicht von unseren Eltern kennen, mit auf die Straße gehen und demonstrieren. Gibt es heute zum Glück auch immer noch. Aber genau so eine Arbeit ist es,
22:01
einen Blog regelmäßig zu beschreiben und zu posten, seinen Twitter-Feed zu bestücken, auf Instagram-Bilder zu posten, zu Netzwerken. Online-Aktivismus macht genauso viel Arbeit wie der herkömmliche Aktivismus. Genau.
22:22
Ah ja. Er kann eben auch ganz viel erreichen. Aber die Verletzungen, die es gibt, wenn man seine persönlichen Geschichten erzählt, sind genauso real, wie wenn jemand zu mir sagt, ich finde das doof, was du machst. Kommt es genauso an, wie wenn jemand zu mir schreibt, ich finde das doof, was du machst. Das heißt, die Verletzbarkeit ist online genauso groß
22:45
wie in der analogen Welt. Am Donnerstag hält Anne Wietzurek ja auch noch mal einen Talk zum Thema Hate Speech. Dadurch entstehen die Verletzungen. Im schlimmsten Fall, wenn ein Online-Aktivist in diesen Verletzungen dauerhaft ausgesetzt ist,
23:03
kommt es zum Aktivist-Burnout. Das ist der worst case, also die schlimmste Variante dessen. Und bedeutet, dass eine Bloggerin oder ein Blogger, eine Online-Aktivist, im schlimmsten Fall seinen Blog löscht oder auf Twitter nicht mehr aktiv ist. Ähnlich wie beim Offline-Aktivismus
23:22
gibt es auch beim Online-Aktivismus die Gefahr von Ausschlüssen. Es gibt die, die schon lange aktiv sind, die, die vielleicht auch am meisten wissen, außer innerhalb der Szene. Es gibt die, die die Bewegung vorantreiben. Aber es gibt auch jene, die neu hinzukommen, die sich für das Thema interessieren,
23:42
die vielleicht durch Co-Betroffenheit oder durch Interesse sich gerne der Bewegung anschließen möchten. Es gibt Selbstbetroffene, also in dem Fall Menschen mit Behinderung. Und es gibt Verbündete. Man beobachtet es so ein bisschen wie in der feministischen Bewegung, dass auch hier ja die Debatte gerne geführt wird
24:02
und auch geführt werden muss. Und es wahrscheinlich auch kein richtig oder falsch gibt in dem ganzen Kontext, man sich aber dessen bewusst sein muss, dass natürlich auch Männer Feministen sein können. Und es aber hier wieder eben wichtig ist, dass Männer jetzt nicht die Bewegung anführen zum Beispiel.
24:20
Was wir aber insgesamt in einer Bewegung brauchen, egal zu welchem Thema, in dem Fall jetzt zum Thema Behinderung, ist, wenn sie breit und erfolgreich werden soll, dann können wir es uns nicht leisten, Menschen auszuschließen. Wir können versuchen, diese Menschen, sagen wir mal, zu sensibilisieren für das, was die Bewegung schon 20, 30 Jahre lang erarbeitet hat
24:42
und sie vielleicht kulturell aufladen. Aber was oft passiert durch das Internet ist, dass wir sie öffentlich verbrennen. Wir kritisieren uns öffentlich auf Twitter, Facebook, Kommentaren, was auch immer, aber das führt eher zu Ausschlüssen, als dass jemand dann am Ende sagt, weil, wie Marikel schon gesagt hat,
25:00
Kritik auch eine richtige Verletzung sein kann, auch wenn sie online nur stattfindet, dass wir gucken müssen, wie man mit Kritik auch umgeht, wie man sie absendet und auch wie man sie aufnimmt. Das heißt, wir können es uns nicht leisten, Menschen auszuschließen, wenn wir wirklich Dinge bewegen wollen. Die Frage ist also, wie inklusiv ist die Inklusionsbewegung
25:23
und wie inklusiv kann sie überhaupt sein? Wir finden, es gibt keine perfekte Aktivistin. Handeln bedeutet immer, auch einen Kompromiss mit der Realität einzugehen. Wenn wir erfolgreich damit sein wollen,
25:41
müssen wir es irgendwann loslassen. Wenn ein Hashtag erfolgreich wird, haben wir nicht mehr in der Hand, wer was dazu postet. Jetzt bin ich dran. Punkt. Wir haben uns gefragt, was braucht eine Bewegung? Was braucht eine Inklusionsbewegung zum Beispiel?
26:02
Wir haben uns gefragt, wahrscheinlich funktionieren Inklusionsbewegungen nur dann, wenn sie gemeinsame Forderungen entwickeln können. Wenn wir das mal offline übertragen, was schreiben wir gemeinsam auf das eine große Transparent, das vorne hergetragen wird? Darauf muss man sich einigen, auch wenn es viele Menschen gibt, die bei dieser Demo mitlaufen.
26:23
Wir müssen eine wertschätzende Kultur entwickeln, die auch Neues zulässt. Wir müssen einen sensiblen Umgang mit der Kritik lernen, vor allem, wie wir sie senden, aber auch, wie wir sie empfangen. Wir glauben, und davon bin ich fest überzeugt,
26:41
dass die digitale Gesellschaft Platz für jeden oder jede Aktivistin hat. Im letzten Jahr war ich das allererste Mal auf der Republika. Ein paar Wochen vorher hatte ich meinen Blog gestartet. Ich war total aufgeregt. Als ich am Eingang stand, hat mich eine gefragt, was ich denn hier eigentlich will. Ich habe gesagt, ich glaube, ich bin Bloggerin jetzt.
27:02
Ich versuche das auf jeden Fall. Sie selbst war Elternbloggerin und fand das total cool. Wir haben uns ausgetauscht, und ich dachte, cool, ich bin Bloggerin. Heute stehe ich hier. Ich habe das bis jetzt irgendwie okay gemacht. Ich bin ganz stolz auf mich. Ich erinnere mich aber sehr gut, dass ich im letzten Jahr in vielen Sessions saß wie ihr hier.
27:21
Ich dachte, was twittert die da neben mir? Warum ist die Person denn hier? Das sieht spannend aus. Ich habe mich aber gar nicht getraut, die Person zu fragen. Genau. Wir würden uns heute wünschen, euch ins Boot zu holen. Und euch vielleicht auch zu aktivieren, mitzumachen.
27:43
Wir haben vorhin schon gesehen, dass manche Aktionen mit dem ersten Tweet losgegangen sind. Und auch jeder, der auf Twitter aktiv ist, hatte seinen ersten Tweet. Wir haben unsere mal ausgegraben. Meiner war ein Zitat von Tokotronic im Dezember 2009. Es gibt nur cool und uncool und wie man sich fühlt.
28:01
Meiner war 2007. Niemand schlägt so hart zu wie das Leben. Da gab es ein Zitat von Rocky Balboa. Wir würden jetzt gern von euch wissen, wofür ihr euch einsetzt. Wofür wollt ihr euch stark machen? Wofür möchtet ihr mehr Aktivismus im Internet?
28:21
Wofür macht ihr vielleicht schon Aktivismus im Internet? Wir würden uns total freuen, wenn ihr unseren Hashtag mit den Menschen aus Europa hervorgebracht. Die wir euch nicht vorenthalten möchten. Wir konnten euch heute nicht alle vorstellen. Deswegen haben wir auf der Website findinginclusion.eu
28:42
alle Recherchergebnisse veröffentlicht. In der Tabelle sind über 150 Aktivisten. Falls ihr euch fragt, warum wir nur fünf ausgebildet haben. Das war gar nicht so einfach. Aber wir wussten, wir haben nur eine Stunde Zeit. Ich weiß gar nicht, wie gut wir gerade in der Zeit sind. Wir wurden gebeten, rechtzeitig fertig zu werden.
29:00
Aber alle anderen, die mindestens genauso gut sind und auch anders sind, findet ihr auf findinginclusion.eu. Die freuen sich bestimmt über Nachrichten von euch. Und vielleicht auch die Person, die neben euch sitzt. Es kann ein bisschen cheesy sein, wenn ihr die anspricht. Vielleicht gibt es ein paar, die sich noch nicht kennen. Dann doch mal fragt, warum du eigentlich hier bist.
29:22
Genau, also, ihr dürft gerne online diskutieren. Aber auch gerne mit uns jetzt. Wie er mögt. Vielen Dank. Danke.
29:40
Ja, vielen Dank euch beiden. Das war wirklich eine sehr reichhaltige, spannende Tour. Durch Europa. Mit vielen neuen Gesichtern und Aktionen. Und auch Themen. Ich denke, hier sind auch noch einige Fragen, Ergänzungen. Zum Thema Inklusion, Barrierefreiheit.
30:02
Im digitalen Raum. Hier verortet. Da habe ich schon eine erste Frage gesehen. Ich hüpfe mal hier runter. Danke für den tollen Vortrag. Das war klasse. Und mein Name ist Katja Debraganza. Und ich habe ganz viele Kollegen,
30:21
die das Down-Syndrom haben. Und für Sie stelle ich eine Frage. Habt ihr bei eurer Recherche, bei euren Untersuchungen, bei eurer Suche auch Menschen mit Lernbehinderung gefunden, die aktiv sich im Internet einsetzen? Oder gibt es vielleicht die Konstellation mit Assistenz?
30:44
Also darüber rätseln wir immer. Ist es, wenn wir unsere Facebook-Seite machen und so weiter, ist das meine Stimme oder die meiner Kollegen? Ich habe eine Frage. Ist das ein System oder begreifen wir uns als System? Bin ich co-betroffen? Bin ich Unterstützerin?
31:01
Oder du verstehst die Frage? Ich verstehe die Frage. Also die, die dem am nächsten kamen. Und wir sind gerne dankbar, falls hier im Raum noch jemand eine andere Organisation kennt. Oder andere Projekte. Das ist eben die Niederländerin Daniela Krieger. Die versucht, vor allem Menschen mit nicht sichtbaren Behinderungen,
31:22
auch geistigen Behinderungen, eine Plattform zu geben, auf der sie ihre Stimme erheben können. Danach haben wir sie versucht auszuwählen. Uns ist klar, dass wir beide hier auch aus einer gewissen privilegierten Position heraussprechen. Rollschuhfahrende Menschen sind unter den Menschen mit Behinderung oft noch die Privilegierteren.
31:45
Deswegen war es uns wichtig, solche noch zu erwähnen. Genau, diesen Gedankengang, den du gerade hattest, hatten wir auch. Ich stehe hier auch als Mensch ohne Behinderung. Die Frage war, darf ich mit Raul darüber sprechen? Wir haben uns dazu entschieden, dass ich darf.
32:01
Aber das ist eine wichtige Frage. Und noch mal auf deine Ursprungsfrage zurückzukehren. Wir haben auf jeden Fall Menschen gefunden. Es sind mittlerweile über 200 in dieser Liste, die du auch auf dem Blog finden kannst. Es gibt auch eine Suchmaske, da kannst du das eingeben. Ich glaube, du kannst auch Down-Syndrom eingeben.
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Es gibt nicht so viele Projekte wie von Menschen, die im Rollstuhl sitzen. Das liegt natürlich auch daran, dass die Sprache oft viel zu schnell ist. Dass die Strukturen nicht einfach sind. Das liegt nicht nur daran, dass meine Kollegen keine Aktivisten sein möchten.
32:40
Klar, auf gar keinen Fall. Wir kennen ja alle die People-first-Bewegung. Oder auch Mensch zuerst. Das ist uns völlig klar. Das war auch das, was ich eingangs gesagt habe. Das Internet bedeutet nicht, alles ist barrierefrei. Es entstehen ja auch neue Barrieren. Auch Facebook ist für Menschen, die nicht so gut sehen können,
33:01
oder blind sind, immer noch eine Tortur. Gibt es noch weitere Anregungen? Da hinten ist eine, genau. Hallo, ich bin Carola. Ich blogge unter frische Brise.
33:23
Ich habe jetzt hier ein bisschen getwittert nebenher. Finding inclusion ist für mich auch. Inklusion ist für mich auch, dass wir alle Menschen mit ins Boot holen. Flüchtlinge gehören auch dazu. Ich habe gerade mit einer Frau getwittert, die sucht viele Schlüsselbänder.
33:41
Da fiel mir gerade auf, wir haben ja jeder eins bekommen. Vielleicht könnt ihr, wenn ihr die nicht mehr braucht, wieder abgeben. Dann können die weitergegeben werden an einem Flüchtlingsheim. Das ist eine große Idee. Das machen wir.
34:03
Noch mehr Anregungen oder Ergänzungen zum Diskurs. Inklusion im digitalen Raum. Ich denke, wir haben ja auch geballte Expertise im Raum. Vielleicht traut ihr euch oder eure Initiative, auch noch mal vorzustellen und die Reise weiterzuführen.
34:21
Teilt ihr z.B. die Auffassung, dass Online-Aktivismus genauso echt erlebbar ist wie Offline-Aktivismus? Oder teilt ihr die Auffassung, dass wir, wenn wir eine breite Bewegung wollen, wir es uns nicht leisten können, Menschen auszuschließen, auch wenn sie vielleicht gedanklich noch nicht so weit sind
34:42
wie die Menschen, die sich jahrelang damit beschäftigen? Wir freuen uns, wenn ihr es uns jetzt erzählt. Aber natürlich auch gerne auf Twitter. Andrea, hallo.
35:01
Ich habe das, glaube ich, letztes Jahr schon mal gesagt bei einer Sitzung von Anne Wiezorek. Ich selber schreibe ab und zu bei kleiner 3 zum Thema Regenbogenfamilien. Ich bin auch durch eine nicht sichtbare Behinderung betroffen. Wie auch immer. Ich bin dick und werde für dick gehalten und nicht für behindert. Ich glaube, dass wir gucken müssen,
35:25
dass wir uns untereinander mehr austauschen. Ich habe das Thema letztes Jahr angesprochen. Letztendlich haben wir sehr viele Parallelen. Ich will das nicht nivellieren. Alles, was Inklusion ist, ist nicht immer Gleichberechtigung für Spule und Lesben. Und umgekehrt.
35:42
Und trotzdem gibt es ganz, ganz viele Parallelen. Ich glaube, dass wir alle immer wieder versuchen, neu das Rad zu erfinden. Und dass das denen, die uns diskriminieren, eigentlich zugute kommt. Ich glaube, das ist keine gute Idee. Genau. Interessant. Das war eine Beobachtung, die wir gemacht haben. Dass die konservativen Lager, sage ich jetzt mal ganz allgemein,
36:02
es wesentlich leichter haben, eigene Thesen zu formulieren, als die nicht-konservativen Lager. Die nicht-konservativen Lager fangen eher an, untereinander zu sagen, ich habe recht, du hast recht oder ich habe recht. Aber eigentlich müssen wir genauso stark sprechen können, wie die konservativen Lager es tun.
36:22
Und genau, deinen Punkt hatten wir vorhin ganz kurz angesprochen. Wir sprechen jetzt aufgrund Rauls Betroffenheit. Und meiner, weiß ich nicht, ob man es so nennen kann, Co-Betroffenheit oder aus meinem Interesse heraus, über das Leben von Menschen mit und ohne Behinderung. Aber natürlich mit dem Wissen, dass Inklusion uns alle umfasst mit allem, was wir so mitbringen.
36:41
Da war noch eine Meldung. Man sieht ja immer nur die Hände, weil das Licht so blendet. Das ist, weil du weiter unten bist. Ich sehe die Köpfe auch. Ja, hallo, ich bin Julian. Ich bin weißer CIS-Mann.
37:00
Wahrscheinlich habe ich die meisten Privilegien überhaupt. Und ich sehe es halt als großes Problem, dass Leute wie ich, die mit so vielen Privilegien daherkommen, sich immer wieder in die Debatten einmischen, von denen sie eigentlich nichts verstehen können. Also rein logisch.
37:21
Und ich glaube, dass das eine Riesenblockade ist, bei Diskussionen, wie du es gerade angesprochen hast, in nicht-konservativen Lagern. Weil wenn solche privilegierten Personen sich immer wieder einmischen in diese Diskussion, kommen halt, na ja, Bremsen da rein. Und das verhindert vielleicht eine Konsensfindung.
37:44
Das wäre vielleicht gut, wenn das nicht mehr so oft passiert wäre. Wir waren zum Beispiel auch nicht so ... Mit der Auswahl unserer Aktivistin, wir hätten super gerne zum Beispiel einen POC dabei gehabt, einen People of Color. Haben wir aber leider nicht gefunden. Was ich glaube, ist auch, dass dieses Wissen darüber,
38:01
über diese Privilegien, ein ganz erster entscheidender Schritt ist. Bestimmt nicht der letzte, und der, den man braucht, aber vielleicht der erste kleine. Ich glaube auch, wenn ich es aus dem feministischen Bewegung herauskenne, ist es halt wichtig, man kann schon, sagen wir mal, heterosexuelle, privilegierte Männer der feministischen Bewegung mitmachen lassen,
38:23
solange sie jetzt nicht die Bewegung anführen und anfangen, für Frauen zu sprechen. Ich glaube, man nennt es dann Alliierte oder Ally, Verbündete. Soweit ich es jedenfalls wahrgenommen habe, kann das noch konsensfähig gelten. Aber die Gefahr ist natürlich dann immer groß, weil wir auch in einer Gesellschaft leben, in der Männer immer gefragt werden,
38:43
Männer immer im Fernsehen als Experten dargestellt werden, und am Ende Toni Hofreiter bei Hard Aber Fair plötzlich für Feminismus kämpft. Das ist natürlich schwierig, weil es immer wichtiger ist, Frauen oder eben die diskriminierte Minderheit für sich sprechen zu lassen.
39:01
Da gebe ich dir aber total recht. Da müssen wir uns selber auch noch ausbalancieren. Ich habe jetzt das Mikro. Ich bin Yusu und ich blogge auch. Ich habe eine unsichtbare Behinderung. Und ich finde es ganz wichtig, was ihr vorhin gesagt habt, dass man einfach in den Dialog eintreten muss.
39:23
Und auch die Leute, die eben keine Behinderung hat, aber unbedingt mit ins Boot nehmen muss. Das ist jetzt ein bisschen konträr zu meinem Vorredner, weil ich der Meinung bin, dass wir da den Dialog stärker entfachen müssen. Ich finde es sehr wichtig, dass in der Gesellschaft, in meiner Leserschaft,
39:40
immer von denjenigen, die auch diese unsichtbaren Behinderungen haben, bemängelt wird, dass sie nicht verstanden werden. Ich trete da immer in den Dialog und animiere die Leute dazu, aber auch in den Dialog zu gehen. Weil eben gerade die, die keine Behinderung haben, sie können es ja nicht wissen. Und wir können sie halt nur auf unsere Seite holen
40:00
und für Verständnis werben, wenn wir sie auch immer wieder dafür aufklären und sensibilisieren und vielleicht auch nicht jede Frage als total blöde Frage halt abtun. Wobei es gibt natürlich auch immer blöde Fragen. Wir haben hier ein ganz akutes Problem mit, ich glaube, der Sendung mit der Maus oder so.
40:22
Dahinten war noch eine Meldung von Christiane Link. Raul, ganz kurz. Ich finde es dazu so spannend, was du mal mit dem Frauenbeauftragten gesagt hast, weil das genauso gut dazu passt. Vielleicht magst du das noch mal sagen? Ja, wir sind ja gerade bei der, sagen wir mal, behinderten Bewegung,
40:41
wenn man das so nennen kann, sind wir, glaube ich, noch Jahrzehnte zurück, wenn man das vergleicht mit der Frauenbewegung in vielen, vielen Punkten. Selbst die Frauenbewegung ist noch nicht so weit und auch zu Recht noch nicht so weit, einen männlichen Frauenbeauftragten zu benennen.
41:01
Also wir brauchen da auch Zeit und wir müssen, glaube ich, auch die Betroffenen weiterhin zu Wort kommen lassen. Ich bitte auch für Verständnis, wenn Betroffene nicht immer Bock darauf haben, alles noch mal zu erklären. Hier war noch vorher eine Wortmeldung. Ich sehe gar nichts. Du kannst einfach ein bisschen höher kommen.
41:21
Ja, stimmt. Solltest du eh. Schönen guten Tag. Ich habe das Mikro meinem Dormager gegeben, denn ich bin taub. Ich wollte gern noch mal zum Thema Aktivismus was sagen. Mein Name ist Katja Fischer, ich bin taub. Ich gehöre natürlich in diese Community hinein. Es ist auch eine versteckte Gemeinschaft.
41:41
Durch das Internet haben wir die Möglichkeit, uns allen zu zeigen. Zum Beispiel durch die Aktion DGS und die Demo in 2013. In dieser Zeit hat es die Gemeinschaft der Tauben und der Gebärdensprachgemeinschaft geschafft, 10.000 auf die Straße zu locken und auch durch das Internet.
42:02
Und auch so sind wir mit Aktion Mensch immer mehr in die Öffentlichkeit geraten. Das heißt, durch diese Angebote bin ich auch heute hier. Ohne diese Internetaktionen gäbe es einfach diese Verbindung von unserer Gemeinschaft nicht.
42:23
Deswegen möchte ich auch weiterhin auf Twitter weiter aktiv sein und Gebärdensprache dafür kämpfen. Deswegen ist es für die Gemeinschaft der Tauben eine Riesengrundlage, uns öffentlich zu zeigen.
42:40
Wir brauchen hier einen Dolmetscher. Ohne das Internet wäre das alles für uns nicht möglich. Danke dafür. So leicht war das mit dem Dolmetscher nicht. Aber wir sind froh, dass es heute geklappt hat. Ich würde vielleicht auch aufgefallen sein, dass hier auf der Republik sehr viele Menschen mit Behinderung sind.
43:01
Ich bin öfter auf Konferenzen, Festivals und Veranstaltungen. Ich würde sagen, dass sie innerhalb Deutschlands schon eine der Konferenzen ist, wo die meisten Menschen mit Behinderung auftauchen. Mein Name ist Christiane Link. Ich schreibe das Blog stufenlos auf Zeit Online. Ich bin Journalistin. Ich möchte ein bisschen widersprechen zu dem,
43:21
was gesagt wurde. Und daran erinnern, dass es noch gar nicht so lange her ist. Und auch immer noch stattfindet, dass Menschen mit Behinderungen nicht für sich selber sprechen dürfen. Ich sehe im Moment immer noch eher die Gefahr, dass über uns gesprochen wird von nicht-behinderten Menschen, als dass wir selber befragt werden.
43:42
Deswegen kann ich das Gejammer, man muss die Nicht-Behinderten ins Boot holen, nur ansatzweise verstehen. Es gibt riesig große Organisationen, die für behinderte Menschen sprechen. Ich möchte nur sagen,
44:02
um nicht die Diskussion zu verwässern, die nicht-behinderten Menschen würden an dem Thema Inklusion nicht beteiligt. De facto war es die ganze Zeit so, dass das ausschließlich in den Händen von Experten, Therapeuten, Ärzten, irgendwelchen selbsternannten Experten war.
44:21
Und eben nicht in den Händen von Menschen mit Behinderungen. Wenn ich höre, wir müssen die Nicht-Behinderten ins Boot holen, im Moment geht es mir sehr stark darum, überhaupt mal allen Menschen mit Behinderung eine Stimme zu geben und sie selber sprechen zu lassen. Es gibt immer noch Medienveröffentlichungen,
44:41
wunderschön in irgendwelchen mittelgroßen Lokalzeitungen. Da steht eine halbe Seite über Behindertenmensch XY, der leider vergessen wurde, ein einziges Mal zu Tier zu werden. Dafür werden dann die Eltern, den Arzt und den Therapeut befragt. Das passiert immer noch heute. Deswegen meinte ich auch gar nicht, Menschen ohne Behinderung in die Szene reinzulassen.
45:04
Sondern auch junge Menschen mit Behinderung reinzulassen, die aber vielleicht auch noch nicht so viel Erfahrung haben. Oder auch Verwandte, die auch eine Co-Behinderung haben und vielleicht die Situation auch viel besser nachvollziehen können
45:20
als jemand, der das Thema einfach nur gerade sexy findet. Es gibt auch gerade den Trend, dass total viele Menschen Disability Studies studieren wollen, weil es gerade irgendwie schick zu sein scheint. Das sehe ich auch kritisch. Es darf nie dazu kommen, und ich glaube, ich sehe da jedenfalls ein Fünkchen Hoffnung,
45:42
dass wieder Menschen ohne Behinderung anfangen, große Stiftungen zu gründen und Dinge für Menschen mit Behinderung aus karitativen Gründen machen zu wollen. Sondern wir müssten wirklich an den Punkt kommen, wo Menschen mit Behinderung dann auch in den Vorständen sitzen, wo sie die Entscheidung auch treffen und wo sie auch vielleicht sich mal gerne vor den Bundestag ketten,
46:05
um endlich ein vernünftiges Teilhabegesetz zu ermöglichen. Oder aber den Bildungsminister mal endlich darauf festnageln, dass Inklusion an allen Regelschulen gefälligst stattzufinden hat, weil Deutschland 2009 die UN-Behindertenrechtskonvention unterschrieben hat. Das sind ganz viele Themen,
46:20
die immer noch von Nicht-Behinderten diskutiert werden. Da gebe ich Christiane Link total recht. Ich finde es sogar gelinde gesagt eine Schande, dass Deutschland da so wenig auch Veränderungsbereitschaft zeigt. Also eigentlich, wie die Debatte führen, und jetzt wird es ein Monolog, aber wir eigentlich die Debatte führen,
46:44
ob wir Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam beschulen wollen, führen wir die Debatte genauso, wie wir sie 1920 in Deutschland geführt haben, ob wir Jungen und Mädchen gemeinsam beschulen wollen. Mit den gleichen Vorurteilsargumenten. Und das passiert nur deswegen,
47:03
weil in diesem ganzen Inklusionsdiskurs fast ausschließlich nur Nicht-Behinderte sprechen. Durch das Internet haben wir aber die Möglichkeit, Menschen mit Behinderung selbst aktiv zu werden und auch selbst die Stimme zurückzuerobern, wie z.B. durch das Blog von Christiane Link, das sehr gut gelesen wird,
47:21
oder auch der Initiative Inklusion schaffen wir.de und vielen weiteren, die wirklich versuchen, die Deutungshoheit aus der Sicht der Betroffenen zurückzugewinnen. Ich hätte auch noch eine Frage an Christiane Link zurückgefragt. Wir haben jetzt die sechs Aktivistinnen vorgestellt, darunter war die Danielle Krüger aus den Niederlanden, die Mutter von zwei Kindern, das eine mit einer nicht sichtbaren Behinderung.
47:44
Ich bin, anders als vorhin angekündigt wurde, das war sehr nett, vielen Dank, fühle mich nicht als ausgewiesene Inklusionsexpertin, das nur von mir, aber mich würde interessieren, ob du so ein Projekt okay findest aus deiner Perspektive. Sie hat ja eigentlich nur dafür gesorgt, dass Kinder, die ähnliche Behinderung haben wie ihr Kind,
48:02
sich zusammenschließen und hat dafür gesorgt, dass es dieses Blog gibt, auf dem die Jugendlichen ihre Geschichten erzählen können. Wäre das für dich okay? Ist das ein okayer, verbündeter Mensch für Menschen mit Behinderung? Damit du antworten kannst, wäre ein Mikrofon ganz schön. Das Mikro ist weg.
48:22
Das ist ja für mich auch, wenn ich mit Raul hier auf der Bühne stehe, die Frage, wie wünscht du dir das? Ich kenne das Projekt jetzt überhaupt nicht. Deswegen ist es schwierig, darauf zu antworten.
48:42
Ich sage ja nicht grundsätzlich, dass sich Eltern behinderter Kinder daran nicht beteiligen sollten. Meine Erfahrung ist nur, dass es ein bisschen die Gefahr besteht, dass selbst wenn die Kinder älter werden und für sich sprechen, dass es eine Gefahr gibt, dass die Kinder, die in der Schule sind, die sehr engagierten Eltern weiter für ihre behinderten Kinder sprechen.
49:03
Ich kann mal ein Beispiel sagen. Ich war bei einer Anhörung im britischen Parlament. Da war eine sehr eloquente 16-jährige Rollstuhlfahrerin, die ich gerne mehr gehört hätte, wenn ihre Mutter nicht ständig da rein gequatscht hätte. Es gibt da durchaus eine Gefahr, dass Eltern behinderter Kinder den Absprung nicht schaffen,
49:25
dass sie kein Kind mehr haben, sondern für sich selber sprechen. Die kommen aus der Rolle, Eltern behinderter Kinder irgendwann nicht mehr raus, auch wenn die Kinder selbst erwachsen sind. Das ist ein ganz heikles Thema. Deswegen bin ich persönlich, was meine Erfahrung angeht, manchmal sehr skeptisch.
49:42
Die großen Organisationen, sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland, sind ja teilweise Elternorganisationen, die aber nicht wirklich viel zur Inklusion beigetragen haben. Die Lebenshilfe ist eine Elternorganisation, die aber Werkstätten betreibt. Werkstätten haben mit Inklusion nicht viel zu tun. Es ist ein sehr schwieriges Thema.
50:02
Klar, es hängt von der einzelnen Person ab, aber in Großbritannien haben sich die Behindertenbewegungen relativ distanziert von den Elternorganisationen, weil die ständig für sie gesprochen haben. Das ist hier in Deutschland übrigens auch bitter nötig.
50:21
Ich würde vorschlagen, wir hören noch diesen einen Redebeitrag, die Dame, die das Mikro schon hatte, und müssen langsam zum Ende kommen. Vielleicht noch eine Erwiderung von euch. Ist schon schwarz hinter uns. Hallo, mein Name ist Anne Matuschek. Ich bin nicht betroffen. Es ist ungünstig, dass ich den letzten Redebeitrag habe.
50:42
Das kommt jetzt der ganzen Diskussion mit hoch. Ich glaube, was uns als Nichtbetroffenen zusteht, ist eine andere Art von Aktivismus. Und ich finde da, um noch mal den Bogen so zu spannen, bietet die digitale Welt unglaublich gute Möglichkeiten. Und das ist Zuhören.
51:02
Wir verwechseln ganz oft aktiv sein mit etwas tun, mit etwas aktiv tun, mit posten, mit Meinung raushauen. Es gibt wunderbare Blogs, Tweets, es gibt wunderbare Sachen auf Facebook. Ich finde es wahnsinnig spannend, von einer Welt, die mich im privaten Umfeld nicht sehr stark betrifft,
51:22
einfach zu lernen, zuzuhören, und dann wiederum diese digitalen Erfahrungen, die ich habe, auch ins tatsächliche Leben zu übertragen. Und Dankeschön an alle, die da so aktiv sind. Das ist eine Freude, das macht noch ganz viel Spaß. Das wird häufig auch in einer sehr schönen Art formuliert. Und ich denke, wir, die eben nicht die Experten sind in der Situation,
51:46
können uns da einfach mal ganz entspannt zurücklehnen und einfach zuhören und lernen und dann anstellen, die uns sicherlich mehr betreffend aktiv werden. Ich fand es gar nicht so schlecht als letzten Redebeitrag. Ich als Bloggerin sehe das von genau der anderen Seite und bekomme auch ganz viele Reaktionen,
52:01
wie du es jetzt beschrieben hast, dass Menschen sagen, ich hatte noch nie Kontakt mit einem Menschen mit Behinderung. Ich habe in der Schwangerschaft beispielsweise Angst gehabt, ein behindertes Kind zu bekommen. Dein Blog ist jetzt der erste, auf dem mir gezeigt wird, hey, das Leben kann auch schön sein, wenn das Kind behindert ist. Die Einblicke sind spannend.
52:20
Durch das Internet Menschen, die sonst keinen Bezug zu dem Thema haben, auf einmal einbekommen. Das schafft die Begegnung. Ob sie digital sind oder analog, wahrscheinlich ist das in 50 Jahren noch gar nicht mehr entscheidend. Danke schön.