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Öffentlichkeit im digitalen Europa

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Title
Öffentlichkeit im digitalen Europa
Title of Series
Part Number
52
Number of Parts
72
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CC Attribution - ShareAlike 3.0 Germany:
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Abstract
Christoph Kappes und Jürgen -- Tante -- Geuter experimentieren zum Thema Öffentlichkeit. In Ihrem Vortrag schauen sie auf verschiedene Sphären wie Medien, Politik und Wissenschaft und darauf wie sich die Beziehungsebenen in einer zunemhend digitalen Gesellschaft verändern.
Kleines SystemBABEL <Programmiersprache>InternetEnde <Graphentheorie>Lecture/Conference
Process (computing)Mathematical structureLecture/Conference
File formatParameter (computer programming)Process (computing)Meeting/Interview
Order of magnitudeFile formatBlock (periodic table)InternetLecture/Conference
File formatFocus (optics)Lecture/Conference
Moment (mathematics)InternetPerspective (visual)BlogLecture/ConferenceMeeting/Interview
Physical quantityBlock (periodic table)Chemical polarityBlogLecture/ConferenceMeeting/Interview
Lecture/Conference
Moment (mathematics)Plane (geometry)BlogGoogle BloggerMeeting/Interview
FacebookPerspective (visual)Moment (mathematics)Statement (computer science)Software developerForceMeeting/Interview
Software developerPlane (geometry)Computing platformProcess (computing)IMPACT <Programmierumgebung>Lecture/Conference
Plane (geometry)Zusammenhang <Mathematik>TelecommunicationContent (media)Eigenvalues and eigenvectorsTransmitterLecture/Conference
Spring (hydrology)Meeting/Interview
Moment (mathematics)FacebookAlgebraic closureLecture/Conference
LIGA <Programm>CarriagewayLecture/Conference
InformationFacebookLecture/ConferenceMeeting/Interview
Perspective (visual)InformationFacebookSet (mathematics)Lecture/Conference
InformationSet (mathematics)Decision theoryMeeting/InterviewLecture/Conference
InformationTwitterMeeting/InterviewLecture/Conference
Moment (mathematics)TwitterInternetSanitary sewerInformationMeeting/Interview
InformationGrand Unified TheoryDisk read-and-write headPerspective (visual)GoogleProcess (computing)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
InformationLecture/Conference
Professional network serviceGoogleAlgorithmMeeting/InterviewLecture/Conference
Beam (structure)InformationElectronic visual displayMeeting/Interview
Aktion <Informatik>Population <Informatik>Moment (mathematics)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
Process (computing)GoogleFacebookLecture/Conference
NumberService (economics)Meeting/Interview
Transcript: German(auto-generated)
Ja, hallo, ich bin Christoph Kappes, ich habe 20 Jahre Internet geschäftlich auf dem Buckel
und bin die letzten Jahre als Einzelberater unterwegs, schreibe hier und da und pfeife, habe ich eben gefiffen, schreibe hier und da auch zu dem Thema Privatheit und Öffentlichkeit und bin total gespannt, ob wir das hier hinkriegen, wir zwei, wir sind nämlich
nur sehr kurz synchronisiert und bin sehr gespannt. Ja, mein Name ist Tante, ich bin noch nicht ganz so lange im Internet, was vielleicht der Gnade der späten Geburt geschuldet ist, ich weiß es nicht. Ich bin beruflich Wissenschaftler an einer deutschen Universität, irgendwo im platten Land, die muss man nicht kennen und beschäftige mich sonst auch, wenn ich im Netz unterwegs bin, viel mit
Öffentlichkeit und Privatheit, vielleicht in einem etwas anderen Kontext, als es Christoph tut, aber vielleicht entsteht so eine ganz interessante Diskussion. Ja, wir haben uns überlegt, unser Startpunkt könnte sein, dass wir uns mal ein kleines
System aufmalen von den Beteiligten, die wir haben. Bitte. Das hier ist unser Bereich. Das ist unser Bereich. Das ist unsere Öffentlichkeit hier. Ja, das ist unsere Öffentlichkeit, unsere Agora, jetzt muss irgendeiner Eukos sagen und dann haben wir genau wieder die Diskussion, die wir nicht führen wollten,
weil wir könnten jetzt reden über den Öffentlichkeitsbegriff von Habermas oder Luhmann oder von Hannah Arendt. Das wollen wir nicht, weil wir haben da schon 20 Mal diskutiert und auch über das digitale Dorf wollen wir nicht reden, sondern irgendwie was anderes. Zum Beispiel könnten wir darüber reden, wenn wir ein Publikum malen
und eine Politik malen und Medien malen, wie sich hier möglicherweise Dinge verändern in den nächsten Jahren. Und was wir heute schon davon spüren. Ja, diese Dreiteilung ist natürlich eine sehr traditionelle.
Wir haben die traditionellen großen Medien, wir haben die großen Zeitungen, wir haben Fernsehsender. Die Politik interagiert viel mit den Medien, lässt sich da beraten oder hat vielleicht auch Deals, wie man miteinander umgehen möchte. Und dann haben wir halt so eher das passive Publikum, die sich das Ganze dann von oben herab auf sich herunterrieseln lassen und letzten Endes
wenig Interaktionsmöglichkeiten haben. Und das ist offensichtlich was, bei dem wir sehen, dass da eine große Veränderung eingetreten ist. Diese Bubbles sind nicht mehr so klar voneinander getrennt und nicht mehr so weit voneinander weg, wie sie es vielleicht mal waren. Zumindest ist das doch schon ganz klar mein Eindruck. Ich muss da immer so ein bisschen schlucken, weil das wird jetzt nicht nur, weil jeder schreiben kann irgendwie das Gleiche.
Und wir brauchen auch nicht darüber zu diskutieren, ob Blogger Journalisten sind und was Qualitätsjournalismus von Blogs differenziert. Auch das halte ich nicht für konstruktiv. Eigentlich entstehen hier also in Veränderungen Publikum und Medien gibt es verschiedene Veränderungen. Das eine ist, dass wir bei den Medien generell eine Tendenz haben
dazu, dass Organisationen sich eher ein bisschen lockerer gestalten. Das sieht man natürlich noch nicht bei den großen Konzernen, aber generell ermöglicht das digitale Medium natürlich die Arbeit unter Abwesenden, die Prozesse unter Abwesenden und dadurch lösen
sich ein bisschen Strukturen. Gleichzeitig gibt es hier eine Differenzierung, die ich immer am liebsten so darstelle, dass ich sage, es gibt Unterschiede in den Themen, wenn Menschen bloggen oder wenn Journalisten schreiben. Es gibt aber auch Unterschiede in den Qualitätssicherungsprozessen.
Es gibt Unterschiede in den definierten Formaten. Es gibt Unterschiede in den Perspektiven, die ein subjektiver objektiver. Also für mich ist das nicht einfach so, dass die jetzt auch das machen, was die machen, sondern dass sich hier eine ganz schillernde Vielzahl von Parametervarianten ergibt. Der Begriff Gegenöffentlichkeit, der er manchmal benutzt.
Also ich glaube, das ist halt einfach das Angebot, was die traditionellen Medien mit all den Prozessen, die sie sich gebaut haben und mit ihrem Objektivitätsanspruch, wie gerechtfertigt der auch immer sein mag, was sich da aufgebaut hat, wird jetzt angereichert durchs Publikum, wo halt der normale Mensch von der Straße in der Lage ist, selber auch
Themen eben in die Öffentlichkeit zu tragen, die vorher eben nicht diskutiert worden sind oder die auch vielleicht nicht diskutiert werden sollten oder nicht diskutiert werden wollten. Publikation kostet heute nichts mehr. Das verändert eben auch, wie Menschen mit der Öffentlichkeit umgehen, wenn man sich anguckt, wie viele Einzelmenschen jetzt Themen, die in den Medien nicht stattfinden, dann in die
Öffentlichkeit bringen und sie einfach platzieren und diskutieren. Und manchmal passiert halt nichts draus, weil es vielleicht niemand interessiert. Und manchmal passiert eben dann doch was. Und es gibt dann viele einzelne kleine Leuchtfeuer, bei denen vielleicht so eine Diskussion endet. Beim Wort Gegenöffentlichkeit bin ich jetzt natürlich wieder getriggert. Ich kann gar nicht an das als zu sagen, Achtung, nicht dies ist Gegenöffentlichkeit und dies ist
Öffentlichkeit. Öffentlichkeit und Gegenöffentlichkeit ist unabhängig davon, wer es tut und in welchen Formaten es gespielt wird. Da geht es eher darum, wer welche Themen dominiert. Punkt. Aber das wird gern in der Internetgesellschaft, in der Internetgemeinde halt ein bisschen vereinfacht aus meiner
Sicht. So, was wir auch haben, ist, dass wir neue Player haben. Also beispielsweise, ich habe das mal als Mega-Hubs bezeichnet. Also jemand wie Sascha Lobo, der, glaube ich, 100.000
Follower hat, so die Größenordnung. Das ist schon sehr, sehr, sehr gut. Ich kann es mir noch mal erinnern. Ich bin immer wieder mit den Followern. Ich bin immer wieder mit den Followern. Wie sagte das gestern jemand, der mal mal einen Block platt treten kann? Das sind Einzelpersonen, die hier herausragen. Das sind einzelne Leute, die, ich sage mal, Aufmerksamkeit erzeugen können. Das heißt nicht unbedingt, dass sie jetzt inhaltlich, und das meine
aus ihren Organisationen herausschälen, nenne ich da jetzt Beispiel oder lieber nicht, dass einzelne Journalisten auf einmal hinter dieser Wand der Publikation sozusagen stärker als Personen in den
Vordergrund treten. Also die Fälle, die ihr kennt, sind natürlich so jemand wie Gutjahr. Es gibt aber auch im professionellen Umfeld jemanden wie zum Beispiel Holger Schmidt, der sich da einen Namen gibt als Netzökonom und sich ja eigentlich damit von der Marke oder Focus auch löst, wenn er sich als Netzökonom bezeichnet. Das sind für mich erste Zeichen von
organisatorischer, man könnte jetzt sagen Zerfall, aber das wäre mir zu negativ, also von Reorganisation. Gerade diese festen Traditionen, die im traditionellen Medienbereich existieren, sehen wir gerade auch da, wo Tim Prittler vorhin drüber sprach, also im Podcast ging,
dass halt Leute, die im traditionellen Radio bisher sind und da sich halt an diese Formate an die Regeln halten müssen, alle immer einzusammeln, immer möglichst generisch zu bleiben, dass viele Radiomoderatoren jetzt nebenher auch noch ein Podcastprojekt betreiben, das heißt also sozusagen den Weg aus den Medien hier in diesem, nennen wir es jetzt nicht mehr Publikum, sondern Durchschnittsmenschenbereich wählen, um da halt viel freier
arbeiten zu können, um sich halt eben ganz bewusst auch von den Zwängen dieses Medienkonstrukt lösen können. Ja, mit eigenen Themen auch. Mit eigenen Themen, mit Meinungen. Also es wird ja immer gesagt, da im Internet sind immer Shitstorms, was ja auch stimmt und
da im Internet, da wird irgendwie unter aller Kanone vom Niveau her diskutiert, was ja auch nicht immer so ganz falsch ist. Leider. Aber ich glaube, das ist die falsche Perspektive und dann meine ich jetzt nicht den üblichen, ja in der Kneipe wird ja auch doof diskutiert Argument, sondern ich glaube, in den Blogs werden andere Themen
gespielt, die etwas näher an den Lebenswelten der Menschen sind und die man eigentlich in so einem sozialen Gefüge neu verhandeln muss. Also das führt jetzt auch direkt in das Thema Politik so ein bisschen. Also wir sind es gewohnt in der Politik, gerade in Leitmedien, die großen Fragen zu diskutieren. Also Wiederaufrüstung,
Atomkraft, nein danke. Es sind immer polare, große Diskussionen, Historikerstreit. Da bewegt sich dann alles ein halbes Jahr lang und verpufft dann wieder meist nichts. Und was in den Blogs stattfindet, ist meines Erachtens sind, sage ich mal, die viele Fragen,
die auch für ein soziales Gefühl gewichtig sind. Also mein Lieblingsbeispiel ist immer, ob man auf die CeBIT ein Kind mitbringt und wenn das dann Probleme gibt, sich hinterher beschweren darf. Solche Diskussionen, einige werden das kennen, von denen gibt es jeden Monat irgendwie 20. Und ich glaube, das ist sehr wichtig in einer bürgerlichen Gesellschaft, in der soziale Spielregeln, jedenfalls so erlebe ich das, nicht mehr so gelten
wie früher, wo man dann wusste, wenn der Knigge das sagt, dann ist das so. Und wenn das im Brockhaus so steht, dann ist das so, dass wir jetzt ein Forum haben, wo wir soziales Verhalten erstens diskutieren können, Regeln finden können und auch ein bisschen erproben können. Deswegen ist das für mich sozusagen die, ich habe vorhin gesagt,
irgendwie nicht die großen Fragen, sondern die kleinen. Das ist jetzt gar nicht abwertend gemeint, sondern eben die, die näher am individuellen Leben sind. Ich glaube, wir haben noch nicht ganz den Punkt erreicht, wo wir es wirklich schaffen, darüber neue Regeln auszuhandeln. Also ich habe eher den Eindruck, wir sind
auf so einer Feststellung von Befindlichkeitensebene. Also ich sage, ich möchte das und das haben. Ich durfte mein Kind nicht mit zur CeBIT nehmen oder so was und bringe dieses Thema raus. Ich habe noch nicht den Eindruck, dass wir in dieser Bloggeröffentlichkeit, nenne ich es jetzt mal, wirklich erst schaffen, sehr konstruktiv so neue Regelkonstrukte, neue Entwürfe für miteinander umgehen, aushandeln.
Also das ist jetzt mein persönlicher Eindruck. Ich habe da schon eher den Eindruck, dass natürlich, wie du sagtest, man bringt ja natürlich auf seinen persönlichen Blog das hoch, was einen selber gerade betrifft. Sonst würde man es ja nicht auf seinen persönlichen Blog schreiben, logischerweise. Und so verändert sich die
Öffentlichkeit eben nicht mehr diese Paarpole, sondern hat ganz, ganz viele kleine Befindlichkeiten. Und manchmal merkt man, dass dieselbe Befindlichkeit vielleicht an ganz vielen Stellen hochkommt. Und ich glaube, da kann sich was draus entwickeln. Ich glaube nur, dass im Moment häufig noch die Kraft fehlt, das zusammenzuziehen. Also es fehlen Leute, die in der Lage sind, die Diskussion nicht nur irgendwie, ja, da sprechen viele drüber, sondern vielleicht auch sie dann mal
sinnvoll zusammenzufassen und dann wieder einen Diskussionsvorschlag hinzustellen, der das ein bisschen aggregiert. Das ist, glaube ich, an vielen Stellen gerade noch so die Schwierigkeit. Also da gebe ich dir recht. Meine Perspektive war jetzt auch bewusst ein bisschen euphorisch formuliert. Hin und wieder erlebe ich ja auch selbst, wie wir uns gegenseitig auf die Nase hauen und dann nach 24 Stunden der Diskussion wieder
ohne veränderte Standpunkte verlassen. Also das ist, glaube ich, auch eher die Realität. Aber ich gucke einfach auf solche Dinge aus einer anderen Perspektive. Das Ganze ist neu. Ich sage bewusst auch Social Media ist jetzt mal eben fünf Jahre alt, weil in der Masse so Facebook 2008 und vorher Studi4Z ist das, das ist nichts in einer historischen Entwicklung.
Das hat irgendwie zehn Jahre gedauert, bis die Menschen verstanden haben, dass man mit dem Telefon nicht einseitig Befehle, also einseitig vermittelt, das in der Technikgeschichte zum Beispiel zu sehen, ist total faszinierend. Die sind nicht auf die Idee gekommen, dass sich da zwei Leute unterhalten können, sondern dass man das benutzt, um quasi militärisch
andere Länder sozusagen Befehle zu verteilen. Und deswegen wundert mich das überhaupt nicht, wenn wir nach fünf Jahren noch Probleme damit haben. Und das würde mich auch nicht wundern, wenn es noch 50 oder 100 Jahre dauert. Das hoffen wir mal nicht. Also das sollte ja schon ein bisschen schneller gehen. Es ist natürlich ein Problem. Ich meine, verteilt wird es immer schwierig. Und gerade wenn sich die Öffentlichkeit noch weiter fragmentiert,
klingt auch wieder negativ, aber sich noch stärker verteilt ist, natürlich wieder diese Aufgabe aufzunehmen, das zusammenzuführen. Eine schwierige, bei der wir noch keinen guten Weg gefunden haben, das zu machen, weil es einfach. Wer hat denn noch den Überblick über alles? Also deine Filterblase wird komplett anders aussehen als meine Filterblase. Und dann gibt es noch Leute, die haben Ponys in ihrer Filterblase.
Also niemand überblickt das ja alles noch. Und das dann wirklich aufzugreifen und dann vielleicht auch auf mehreren Ebenen. Irgendjemand fasst halt mal so drei Filterblasen zusammen. Und dann gibt es jemanden darüber, der diese Zusammenfassung nochmal irgendwie aggregiert. Auch das ist vielleicht eine Aufgabe, die wir uns im nächsten Jahr mal stellen müssen. Dass wir halt dieses ganze Wissen über auch uns, über unser Zusammenleben,
über das, was uns als Menschen wichtig ist, dazu führen, dass es dann auch einen Impact wieder auf den Rest hat. Also ich. Ich weiß nicht, ob ich bei dir so ein bisschen den Unterton raushöre, dass die fragmentierte Gesellschaft etwas Schlechtes sei. Ich glaube, dass das zunächst mal zunächst mal eine ganz natürliche Entwicklung ist, dass wir immer mehr Diversität haben
und dass das diese Vielfalt eben auch gut ist und dass das einer äh inneren Logik folgt, warum das so passiert, auf die ich jetzt gar nicht eingehen will, dass wir natürlich auf der anderen Ebene dann wieder Methoden und Prozesse finden müssen und Plattformen, wie wir zu einer Politikstruktur kommen. Aber ich glaube, wir müssen genau die Sache andersrum beleuchten,
nämlich Fragen, wie das politische System aussehen muss, damit es eben mehr Diversität händeln kann. Und das führt mich eben in Fragen rein, wie das im Anführungszeichen Parteiensystem oder Unsystem der Zukunft aussieht. Und das führt mich in Fragen rein, wie die ich bei den privaten Piraten auch sehr gerne angucke. Wie wie sieht so eine flüssige Kombination
aus direkter und indirekter Demokratie aus? Bis in die Frage hinein, ob die Verwaltungsstrukturen noch in Ordnung sind, weil die sind eben von vornherein auch auf Distanzen geplant, die mit räumlicher Erreichbarkeit zusammenhängen. Und ich weiß nicht, ob es auf die Dauer richtig ist, immer noch eine drüber zu schichten, sozusagen, weil Menschen einfach dann nicht mehr
verstehen, ist das jetzt ein EU Thema oder ist es ein nationales Thema? Diese Diskussionen verstören ja schon seit Jahren seit dem Lissaboner Vertrag. Ich meine, das sehen wir ja. Da kommt eine Frage aus dem Publikum. Komm, wir lassen mal jemand. Entschuldigung, das ist schon ich suche den Stift. Wo sind denn die Stifte?
Ja, Nina Klein, ich arbeite für ein Unternehmen. Vielleicht ist mir auch deshalb die Frankfurter Buchmesse und der Boppel, den ich dafür vermisse, ist Wirtschaft. Klar. Und Religion. Nein, nicht und Religion, sondern Wirtschaft, weil das, was ich
empfinde und sehe, ist das Wirtschaftsunternehmen. Sie sagten vorhin Inhalte sind quasi kostenlos und das kostet ja nichts. Nee, ich sagte publizieren. Publizieren. Ich kann ohne signifikant Geld aufzuwenden, Sachen publizieren. Das heißt nicht, dass Inhalte kostenlos sind und das auch eine andere Diskussion.
Aber ich denke, dass die Öffentlichkeit signifikant von Wirtschaftsunternehmen mitgestaltet sein wird. Also ich war gerade auch auf dieser Telekom hilft Session und das ist schon interessant, auch sich zu fragen, wer hat denn die Ressourcen, um zu kommunizieren, um zu publizieren?
Und wie formen diese Unternehmen unsere Öffentlichkeit? Wer ist jetzt gemeint? Konkret zum Beispiel Telekom. Okay, dann male ich hier Telekom hin. Ich meine, natürlich formen die Unternehmen auch die Öffentlichkeit.
Sie sind ja auch Akteure in der Öffentlichkeit. Also es steht Ihnen ja irgendwie auch zu, die Öffentlichkeit mit zu formen. Eben. Also ich denke nur, das Bild, was da entstand, war so wir sind ganz unter uns und unsere kleine Öffentlichkeit und da kommt auch kein böses Wirtschaftsunternehmen rein, sondern ich glaube, dass das massiv die Art, wie wir
kommunizieren und wie wir uns im öffentlichen Raum bewegen, beeinflussen wird. Okay, dann gehen wir darauf ein, weil aus meiner Sicht war das jetzt ohnehin nur ein Teilauszug und das mit Religion war kein Witz. Also im anderen Sinne fehlen da noch so ein paar Sachen, so Kunst und Religion und so solche Sachen, sondern das war
einfach nur die Idee, auf was wir jetzt gucken wollen. Wenn wir, wenn wir das Wirtschaftssystem damit hineinpacken, dann hat das natürlich Auswirkungen, wobei ich persönlich, das haben wir vorhin im anderen Panel gehabt. Ich habe da noch gar nicht so gerade die riesen Probleme, weil die, wenn ich mir die konkreten Zwischenfälle angucke, hält sich das, was unseren Raum angeht, im Moment noch in
Grenzen. Ich mache mir eher Sorgen, jetzt kommen wir mal ein bisschen in den dystopischen Bereich vielleicht zum Abschluss. Daran, wie wir durch die Vermischung von Transaktionen und Social Media zum Beispiel einen wesentlichen Teil unseres Verhaltens offenbaren.
Also noch ist es ja nicht so, dass ich auf Facebook Dinge mal eben kaufen kann und noch ist sowas wie Blippi ja eher abwegig, dass ich eine Spur meiner Mastercard Transaktionsdaten hinterlasse. Aber ich glaube, wenn die Ziele, die Social Media in den Bereichen Social Commerce beabsichtigt Wirklichkeit werden, dann werden wir einen völlig neuen Bereich haben,
an Daten, der hier quasi öffentlich wird, nämlich was wir wann wo kaufen. Und das wird kommerziell getriggert, weil dann nämlich Bonussysteme kommen, die sagen Du, wenn du jetzt diesen Kauf bei deinen Facebook Freunden veröffentlicht, dann kriegst du einen Bonuspunkt oder drei Prozent Rabatt oder er kriegt drei Prozent Rabatt oder Schneeballsystem da übernächste.
Also ich spreche manchmal böse von Informationsverschmutzung, weil wir es jetzt schon zu tun haben mit Informationsverschmutzung. Das ist natürlich eine idealisierte und völlig irre Sicht im Grunde, aber mit Informationsverschmutzung durch Extremisten und Fanatiker, Informationsverschmutzung durch Manipulateure, durch Lobbyisten, die ihre
Grenzen überschreiten und durch Unternehmen und auch andere, die eigene Zwecke verfolgen. Wenn man sich dann wieder beruhigt, dann stellt man natürlich fest, dass nichts berechtigter ist, als seine eigene Zwecke zu verfolgen und dann bin ich wieder ein bisschen beruhigt. Ich glaube an der Stelle, da haben wir auch einfach
eine andere Perspektive. Ich glaube ja nicht an Informationsverschmutzung. Ich glaube nur, dass wir halt lernen müssen, wie wir mit dieser Menge aus Informationen werden, immer mehr natürlich. Ich meine, es gab halt vor ein paar Jahren noch nicht diese Menge aus Leuten, die auf Facebook viele Details ihres Lebens publizierten. Aber es ist nicht das Problem, dass die den Raum mit Informationen verschmutzen, sondern die reichern den Raum mit Informationen an, die sie da bereitstellen. Man kann darüber diskutieren, ob sie es
bewusst tun oder ob man da vielleicht noch Aufklärungsarbeit leisten muss, dass sie sinnvolle Entscheidungen treffen können, von mir aus. Aber der Raum ist dadurch, finde ich, verschmutzt. Der ist einfach nur reicher und unsere Aufgabe ist es zu lernen, mit dieser Menge aus Informationen umzugehen und die so für uns zurechtzuschneiden und so den Teil anzugucken, den wir für die gerade vorliegende Aufgabe brauchen. Also mehr Informationen zu haben, ist halt eben
auch einfach ein Riesenvorteil für ganz, ganz viele Aufgaben. Und die Tatsache, dass ganz viele auf Twitter schreiben, meine Nase läuft, ist jetzt auch das ist ja Verschmutzung. Das will ich gar nicht lesen. Wenn man es analysiert, merkt man auf einmal, wo die Grippewelle gerade durch Deutschland läuft. Also man kann es halt eben auch so benutzen, diese Form von Informationen und auch von Öffentlichkeit, die da hergestellt wird, um ganz viele sinnvolle Sachen zu tun.
Also da würde ich gern ein bisschen gegenhalten, weil wir haben in der klassischen Medien sowas wie Pressegesetze, die eben organisatorische Trennungsgebote zum Beispiel aussprechen. Wir haben bestimmte Prozessverfahren, wo man sich einigt, was okay ist und was vielleicht nicht so okay ist. Und wie wir da im Bereich von dem Social Layer im Internet mit umgehen, das irritiert
mich manchmal sehr auch beim täglichen Twitter sozusagen, wo Leute mit Absicht bestimmte Informationen in bestimmte Kanäle schieben. Ich habe das Gefühl, ich sehe das manchmal und es wundert mich, dass das keiner bemerkt. Aus meiner Sicht ist das ein Thema, was im Moment vielleicht mit ein paar
hunderttausend Leuten, die diese Werkzeuge intensiv nutzen und die auch einigermaßen, also die nicht bildungsfern sind sozusagen, ist das noch nicht das Problem. Aber sobald das einmal weite Bevölkerungskreise erfasst, die eben diese Werkzeuge benutzen, halte ich das für ein gigantisches Problem. Ich will gar nicht wegdiskutieren,
dass es unter Umständen zu Problemen führen kann. Ich möchte nur diesen Begriff der Informationsverschmutzung. Da reibe ich mich dran, weil ich nicht dran glaube, dass mehr Informationen für uns schmutziger sind oder schlechter sind. Man kann gerne darüber diskutieren, ob man eben Leuten noch klarer machen muss, was es halt eben bedeutet, Dinge ins Netz zu schreiben, vielleicht ihnen auch noch klarer
beibringt, was man halt mit so kleinen Daten auch schon tun kann. Das ist ja auch vielen Menschen nicht klar, was man daran mit Gutes und was man damit Schlechtes tun kann. Aber ich glaube, so diese Idee des Informationsverschmutzens kommt noch so ein bisschen aus dieser, nicht persönlich, aus dieser alten Sichtweise, weil die Medien publizieren halt in die Öffentlichkeit, setzen Themen und
das ist alles, das hat bestimmte Prozesse, das hat Qualität und so weiter. Und wenn jetzt alle möglichen Leute irgendwas, was in ihrem Leben gerade aktuell ist, rein da, dann ist das so so Schmutz, den wir da rauswaschen müssen. Das ist nicht so meine Perspektive. Ich glaube, das ist bei mir. Bei mir kommt es aber auch aus einer Seoperspektive zum Beispiel, wo ich eben weiß, bestimmte Sachen sind Grey Head und bestimmte Sachen sind Black Head.
Und es ist nicht alles, was Relevanz und Trafik sozusagen führt, ist OK. Das will ich damit sagen. Also wir wissen es auch in modernen Bereichen, dass da muss ich jetzt irgendwie keinen Qualitätspublikist aus dem letzten Jahrhundert sein, um den Standpunkt zu vertreten. Also für mich ist auch jemand, der eine Google Bombe macht, ein Informationsverschmutzer. Ich glaube, wir werden sogar
vielleicht in 30 Jahren da mal hingucken müssen, ob wir das nicht sogar anfangen zu regulieren. Weapons of Mars, Google Destruction. Bitte. Ja, ich würde mich auch mal ganz kurz in diese in diesen Zweiklang sozusagen einklinken. Eine Sache, das gibt irgendwie so diese negative Verschmutzung
und der andere sagt, wir können ja alle entscheiden, was wir konsumieren und entsprechend ist mehr Informationen potenziell erst mal gut, weil jeder kann sich raussuchen, was er will. Und ich denke, dass das also da würde ich Jürgen aus dem Bissen recht geben. Da stehen zwei Sachen nebeneinander, nämlich einerseits die Überlegung, dass der Einzelne das sich dessen bewusst ist, was er tut und dass er
das bewusst tut. Und andererseits aber eben auch das Wissen, dass gerade große Gruppen und irgendwelche Netzwerke sehr, sehr einfach manipulierbar sind. Also dass man wirklich, wenn man diese Netzwerke kennt, jetzt gerade viel das Stichwort SEO, wenn ich den Google Algorithmus nicht kenne, aber Ideen davon habe, wie er funktioniert, bin ich natürlich in der Lage,
diese Sachen zu steuern und dann auch Themen zu setzen. Das schlägt dann vielleicht auch wieder die Brücke zu dem Thema Wirtschaftsunternehmen, weil es werden diejenigen in der Lage sein, Diskurse und Öffentlichkeiten zu nicht zu kontrollieren, aber zu steuern und Themen stark zu setzen, die diese Mechanismen kennen. Und das können natürlich genauso Unternehmen sein, die sich teure
Studien einkaufen können, etc. pp. Aber auch der Einzelne, der halt gut in der Lage ist zu sehen, OK, wie kann ich Reaktionen in dem System triggern und wie kann ich meinem meiner Nachricht, meinem Thema, meiner Idee sozusagen die Reaktanz geben? Das kann man positiv gebrauchen. Stichwort irgendwelches Social Activism und so weiter und so fort.
Aber das kann man auch negativ brauchen. Stichwort Marketing oder schlimmere Sachen. Also ich denke, das ist einfach ein sehr. Nein, OK. Also nein, negativ im Sinne von, was man dann als Informationsschloss muss zum Google Bombs etc. pp. bezeichnen würde.
Also da springe ich ja sofort an bei dem Thema, dass man die Mechanismen kennt. Das ist genau der Punkt, weil wir haben eben jetzt meines Erachtens den Beginn der Monitoring Werkzeuge. Das sieht man ja, wenn man sowas wie Rages 6 anguckt, so Social Media Monitoring und so. Aber das steht ja noch am Anfang. Also in dem Moment, in dem man das alles mal zusammenkippt mit Sentinent Analysen
und auch so AB Testing und multivariaten Testing Verfahren und sowas. Damit kommen wir wieder in das Thema rein. Wird Politik auf einmal anfangen, Aktion und Reaktion zu verstehen und wo man bisher eher so populistisch. Also ich sollte sowas gar nicht sagen, aber das ist mir fast ausgerutscht. Also wo man quasi im Bierzelt das Volk erforscht
und im Wahlkreis sozusagen die Nase in die Meinung des Souveränz hängt. Das wird man künftig jetzt mal über 10 Jahre gesehen immer stärker maschinell machen, weil man dann eben auch man kann dann fast testen. Man kann Testpopulationen legen und sagen, was passiert denn, wenn ich mal hier eine Meinung
versuchsweise vertrete oder was passiert eigentlich, wenn A gegen B in der Talkshow sitzt, während A gegen C vielleicht zu anderen Umfrageergebnissen führt, weil ich das in Echtzeit nicht nur auf Twitter, sondern auch auf irgendwelchen Fanpages und so. Also Real Time Demoskopie mäßig sehen kann. Und dann kommen wir auf den Punkt, wo derjenige, der die am besten Kenntnisse
über die Prozesse und am meisten Werkzeuge und am meisten Ressourcen hat. Und dann sind wir an der Stelle, wo tatsächlich das Thema Öffentlichkeit wieder umkippt aus meiner Sicht, weil noch bin ich ruhig, wenn ich mir die großen Oligopole wie Google und Facebook angucke. Aber ich glaube, es wird irgendwann der Punkt kommen, wo man darauf achten muss, wer die Ressourcen hat,
diese Kommunikationsmechanismen zu verstehen und auch zu benutzen. Entschuldigung. Wir haben noch eine Frage und wir haben noch drei Minuten Zeit. Haben wir noch eine Minute? Also auch Antwort darauf. Ich meine, ganz viel hat sich ja nicht geändert. Es war ja immer so, dass die Person, die mehr Tools, mehr Wissen
und mehr Ressourcen hatte, besser umgehen konnte mit der Öffentlichkeit und sich besser platzieren konnte, ihre Themen besser vorbringen konnte. Bestimmte Sachen sind jetzt sichtbarer geworden, aber früher wussten Parteien auch, OK, wenn wir unsere Nase A gegen deren Nase B stellen, dann sehen wir nicht so gut aus. Wenn die Nase C schicken, dann können wir A ganz gut hinschicken. Ich meine, dass sie ja wissen, was man vorher auch hatte,
ist jetzt nur vielleicht ein bisschen expliziter und in Zahlen gegossener als es früher war. Ich sehe das jetzt nicht als den großen Unterschied an der Stelle. Ich glaube, dass jetzt alles damit noch eine Frage offen ist.