Von Spontanhelfern und „Digital Jedis“
This is a modal window.
The media could not be loaded, either because the server or network failed or because the format is not supported.
Formal Metadata
Title |
| |
Title of Series | ||
Part Number | 114 | |
Number of Parts | 188 | |
Author | ||
License | CC Attribution - ShareAlike 3.0 Germany: You are free to use, adapt and copy, distribute and transmit the work or content in adapted or unchanged form for any legal purpose as long as the work is attributed to the author in the manner specified by the author or licensor and the work or content is shared also in adapted form only under the conditions of this | |
Identifiers | 10.5446/21072 (DOI) | |
Publisher | ||
Release Date | ||
Language |
Content Metadata
Subject Area | ||
Genre | ||
Abstract |
|
re:publica 2016114 / 188
1
2
3
5
6
13
14
15
17
18
20
21
22
24
26
27
28
29
31
32
33
34
35
37
38
39
40
41
42
44
46
47
49
51
52
54
55
58
59
63
64
65
66
67
68
70
71
72
75
77
79
80
82
85
86
90
91
93
94
96
97
98
99
102
103
105
106
109
111
112
113
115
116
118
119
120
121
123
124
126
128
129
132
133
136
137
138
139
140
141
144
146
147
148
149
151
155
157
160
161
162
163
165
167
169
171
172
173
174
176
178
179
180
181
183
185
186
188
00:00
HypermediaMicrosoftSocial softwareDigital signalXMLComputer animationLecture/Conference
01:10
Lecture/Conference
02:21
FacebookInformationComputing platformTwitterMathematical structureInternetLecture/Conference
03:39
Smart card
04:05
Point (geometry)InformationTwitterSmart cardComputing platformLecture/Conference
04:46
GoogleBendingTOUR <Programm>CarriagewayInformationComputing platform
05:27
Set (mathematics)InformationLecture/ConferenceXML
05:57
Beobachter <Kybernetik>Lecture/Conference
06:22
Mobile appInformationHacker (term)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
06:51
SPEInformationPlane (geometry)Computer animationLecture/Conference
07:32
CirclePerspective (visual)Physical quantityComputer animationLecture/Conference
08:01
Social softwareLecture/ConferenceMeeting/InterviewComputer animation
09:07
Digital signalExpert systemHausdorff spaceMultitier architectureTwitterMeeting/Interview
12:25
Meeting/Interview
13:04
Expert systemIP addressMeeting/Interview
14:20
Mathematical structureMeeting/Interview
15:36
Mathematical structureLösung <Mathematik>Meeting/Interview
16:35
Newton's law of universal gravitationInternetInformationElectronic program guideMeeting/Interview
18:24
Meeting/Interview
18:57
Form (programming)Software developerNoten <Programm>ALT <Programm>Meeting/Interview
20:59
Perspective (visual)Decision theoryFacebookTwitterPlane (geometry)Social softwareMeeting/Interview
22:17
Physical quantityInformationElectronic program guideMeeting/InterviewLecture/Conference
23:49
PICA <Bibliotheksinformationssystem>InformationInformation managementDurchschlagMeeting/Interview
24:49
Meeting/Interview
25:25
InformationLecture/ConferenceMeeting/Interview
26:18
Beobachter <Kybernetik>Block (periodic table)InformationPhysical quantityCladeMeeting/Interview
27:52
InformationEvent-driven programmingLecture/Conference
29:20
InformationMeeting/Interview
30:13
MicrosoftJSONXML
Transcript: German(auto-generated)
00:18
Okay, herzlich willkommen hier auf der Bühne 4. Wir gehen schon fast in die letzte Runde.
00:25
Und ich freue mich sehr, hier Katja Ewertz begrüßen zu dürfen und Stefan Martini. Katja Ewertz ist Digital Strategist bei Fleischmann-Hillard und berät unter anderem zu den Themen digitale Strategie und Social Media Monitoring.
00:41
Stefan Martini dagegen ist von der Bergischen Universität Wuppertal und forscht zum Einsatz von Social Media im Bevölkerungsschutz. Sie werden uns heute von Spontanhelfern und Digital Jedis erzählen. Vielen Dank, herzlich willkommen. Vielen Dank. Ja, vielen Dank. Oh, ich bin so laut.
01:05
Und schön, dass sich doch einige von euch für das Thema interessieren, wie der Social Web die Hilfe bei Katastrophen und Notlagen verändert. Wir sind heute hier, um tatsächlich vor allen Dingen über Katastrophen zu sprechen. Und Katastrophen passieren überall.
01:23
Häufig sind es Naturkatastrophen, mit denen wir uns beschäftigen, wie hier das Erdbeben auf Faiti 2010, aber auch Unwetter, Wirbelstürme, Taifune, wie auf den Philippinen 2013. Diese Katastrophen passieren aber nicht immer weit weg, sondern sie passieren auch bei uns vor der Haustür.
01:43
Zum Beispiel das Hochwasser 2013. Und wenn ihr euch an dieses Hochwasser erinnert, dann erinnert ihr euch vielleicht auch an solche Bilder. Hunderte bisweilen Tausende Menschen, die spontan zusammengekommen sind, um einfach mit anzupacken, um zu helfen.
02:03
Für viele Behörden war das 2013 eine große Überraschung, dass sich Menschen spontan zusammenfinden, um mit anzupacken. Warum das so eine Überraschung war, zeigt eigentlich auch sehr, sehr schön ein Zitat, was die Bundeskanzlerin Merkel ziemlich genau zur gleichen Zeit des Hochwassers gesagt hat.
02:23
Ich glaube, ich muss es nicht vorlesen, aber es zeigt, wo das Problem liegt und die große Herausforderung. So neu ist das ja eigentlich alles nicht, dass Menschen helfen und mit anpacken, dass sie Hilfe organisieren, Spenden sammeln und Informationen austauschen.
02:43
Das, was neu ist tatsächlich, ist, dass sie heute dafür digitale und mobile Technologien und solche Mediaplattformen wie Facebook und Twitter zur Verfügung haben. Und das, was noch neu ist, ist, dass sie sich oft und immer häufiger außerhalb der etablierten Strukturen wie Hilfsorganisationen und Behörden organisieren.
03:06
Das Problem dabei ist, dieses neue digitale bürgerschaftliche Engagement trifft auf sehr analoge Organisationsformen. Oder anders gesagt, die Digital Jedis treffen auf verstaubte Behörden und verkrustete Strukturen.
03:23
Manch einer könnte auch sagen, auf das Imperium. International gibt es dieses Phänomen schon etwas länger als hier in Deutschland. Das hat angefangen, hat es tatsächlich 2010 auf Haiti, als sich über das Internet hunderte Freiwillige aus den USA und der gesamten Welt organisiert haben,
03:45
um zum einen Kartenmaterial aus Satellitenbildern zu erstellen, weil es von den betroffenen Regionen auf Haiti keine vernünftigen Karten gab. Und wir haben es innerhalb sehr, sehr kurzer Zeit geschafft, so umfangreiches und detailliertes Kartenmaterial zu erstellen,
04:01
wie es bis dato noch gar nicht gab. Was diese Freiwilligen zusätzlich gemacht haben, ist, dass sie, und das kann man an den kleinen roten Punkten hinter mir sehen, auf diesen Karten Informationen hinterlegt haben. Und zwar Informationen, die sie aus sozialen Medien wie Twitter gesammelt haben und aus SMS zum Beispiel.
04:23
Diese Informationen enthielten Schäden, die jemand dokumentiert hatte, aber auch Meldungen von Verletzten und Verschütteten, wo sie sich befinden. Seitdem können wir das international immer wieder sehen. Es gibt verschiedene Plattformen, die sich da in den letzten Jahren entwickelt haben
04:41
und auch viele Initiativen, die dabei helfen. Hier ein Beispiel aus den Philippinen 2013. Und über diese Plattform kann jeder von uns tatsächlich dabei helfen, große Datenmengen auszuwerten, aus Social Media Daten, die Informationen herauszufiltern, die für die Einsatzkräfte relevant sind.
05:04
Und 2013 haben wir das dann auch in Deutschland gesehen. Mit so einer Crisis Map, wie hier vom Hochwasser in Dresden, die ein einzelner Mensch aus den öffentlich verfügbaren Informationen zusammengestellt und so aufbereitet hat, damit alle davon profitieren können
05:21
und die Informationen gut visuell dargestellt finden. Wenn wir an das Hochwasser 2013 denken, denken wir aber auch an die Facebook-Seiten und Facebook-Gruppen, die sich in dieser Zeit entwickelt haben. Einige davon innerhalb weniger Tage mit sechsstelligen Fan-Zahlen.
05:41
Davon träumt man ja normalerweise im Social-Media-Bereich. Ein Großteil dieser Seiten hat sich der Informations-Sammlung und Weitergabe verschrien. Aber einige davon haben es sich auch damals zur Aufgabe gemacht, die Hilfe zu organisieren. Dabei sind dann solche Bilder entstanden, wie eben Hunderte sich getroffen haben,
06:03
zusammengekommen sind und die Einsatzkräfte vor Ort unterstützt haben. Seitdem können wir das in ganz vielen Fällen regional begrenzt oder auch in ganz Deutschland immer wieder beobachten. Nach dem Pfingststurm ELA im Ruhrgebiet zum Beispiel und seit letztem Sommer eben auch in der Flüchtlingskrise
06:22
und in der Flüchtlingshilfe vor allen Dingen. Hier ein Bild aus Frankfurt vom Train of Hope, die die Flüchtlinge willkommen heißen. Ein großes Projekt ist ja auch die Kleiderkammer in Hamburg oder eben die vielen Freiwilligen, die sich hier in Berlin für das Laget so organisiert haben. Aber auch hier gibt es Menschen, die vor allen Dingen digital unterstützen,
06:43
indem sie zum Beispiel Informationsangebote und Apps für Flüchtlinge entwickeln, wie hier auf dem Refugee Hackathon im letzten Herbst in Berlin. Was machen all diese Leute und das ist tatsächlich das, was sie sowohl in der Katastrophenhilfe als auch jetzt in der Flüchtlingshilfe tun.
07:03
Sie sammeln zum einen Informationen, bereiten diese auf. Es gibt dann die zweite Ebene, dass sie Spenden sammeln und die Verteilung koordinieren. Wenn man sich zum Beispiel das Laget so anschaut, ist das keine ganz kleine Aufgabe, die man sich da gesetzt hat.
07:22
Und sie organisieren vor allen Dingen auch die Hilfe und das Anpacken vor Ort und koordinieren das Ganze. Zwei Begriffe tauchen im Kontext dieser Helfer immer wieder auf, wenn wir uns das aus der Perspektive des Bevölkerungsschutzes angucken. Das ist einmal das Crisis Mapping, also die Sammlung,
07:42
Analyse und Darstellung von Daten während oder nach einer Katastrophe. Und das Crowdsourcing, das kennen wir auch aus anderen Bereichen. In diesem Kontext bezeichnet das vor allen Dingen die Praxis, große Datenmengen von Freiwilligen auswerten zu lassen.
08:00
Wer macht das Ganze? Wir unterscheiden dabei verschiedene Gruppen und das ist tatsächlich auch was deutschlandspezifisches. Die Spontanhelfer, das sind die, die keiner Organisation angehören, die mit dem Thema ansonsten eigentlich gar nichts zu tun haben. Freiwillige, die sich spontan und selbstständig organisieren und das häufig über Social Media.
08:22
Es gibt hier in Deutschland aber auch so ein paar Initiativen, zum Beispiel wie das Team Bayern, wo man sich als interessierter Freiwilliger, ohne gleich Ehrenamtler zu werden, an eine Organisation wenden kann und sagen kann, ich möchte euch gerne unterstützen, wenn etwas passiert. Die nennen wir ungebundenen Helfer.
08:42
Und die können eben dann im Bedarfsfall angefordert werden, weil man die schon kennt. Eine ganz neue Form sind die Digital Volunteers, die eben virtuell unterstützen, zum Beispiel durch das Crisis Mapping. Und dann haben wir in Deutschland, und das ist in der Welt eigentlich sehr, sehr speziell, auch ein sehr, sehr gut ausgeprägtes Ehrenamt,
09:01
nämlich mit 1,8 Millionen Ehrenamtlichen allein im Bevölkerungsschutz, also zum Beispiel beim THW, beim DRK, der Feuerwehr etc. Was qualifiziert mich jetzt dazu, etwas zu sagen? Ich habe die letzten drei Jahre im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe mich genau mit diesem Thema beschäftigt.
09:22
Und ich freue mich sehr, dass heute Stefan Martini bei mir ist, der an der Universität Wuppertal zum Einsatz von Social Media im Bevölkerungsschutz forscht. Und ansonsten auch in dem Bereich sehr, sehr aktiv ist, nämlich unter anderem in der Standby Task Force und beim Virtual Operations Support Team.
09:42
Und der Titel, und ich gehe jetzt mal kurz rüber, unserer Session ist der Spontanhelfer und Digital Jedi. Digital Jedi ist ein Begriff, den der Amerikaner Patrick Mayer geprägt hat. Er ist auch maßgeblich an dem Einsatz nach dem Erdbeben in Haiti beteiligt,
10:00
hat ein Buch geschrieben über die Digital Humanitarians, also die digitalen Helfer in Notfällen. Und er sagt, Digital Jedis sind eine Macht des Guten. Stefan, sind Sie das? Ich denke auf jeden Fall, das Spannende bei den Digital Volunteers ist,
10:22
dass es eigentlich eine ganz, ja, was in der Katastrophenhilfe, humanitären Hilfe, was ganz Neues ist. Man kannt ja immer schon freiwilliges Engagement, gerade wenn man sich das anschaut. United Nations, also internationale Katastrophenhilfe, da war man es gewohnt, dass da unterschiedliche Organisationen zusammengekommen sind vor Ort.
10:40
Also von der kleinste Hilfe leistenden Gruppe, also quasi die Familie, Vater, Sohn, Tochter, fahren dahin, wollen helfen. Das ist so die kleinste Einheit, die man da so kennt im internationalen humanitären Einsatz, bis hin zu riesigen Organisationen, die mit massiv Technik und Material da ankommen. Und die Digital Volunteers sind neu, die kommen nämlich nicht vor Ort, sondern die helfen von zu Hause aus.
11:05
Das ist international, wo man so einen kooperativen Clusteransatz gewohnt ist, konnte man das relativ schnell integrieren. Das heißt, wenn man sich das anschaut, zum Beispiel Hochwasser auf dem Balkan, da hatte man das Problem, wir hatten unglaublich viele Bilder, Twitter-Bilder, Twitter-Nachrichten und eigentlich
11:24
gar nicht genug Experten vor Ort, die das Ganze beurteilen konnten. Was konnte man machen? Das den digitalen Volunteers, den digital Freiwilligen geben und sagen, sichtet das bitte für uns vor. Und das, was ihr vorgesichtet habt, das nehmen wir dann als Experten. Und das ist tatsächlich dann bis in die höchsten Gremien der United Nations in der Katastrophenhilfe vorgedrungen.
11:45
Also ja, Freiwilligenarbeit quasi. In Deutschland tut man sich das ein bisschen schwieriger, aber auch da gibt es die Ansätze, Digital Volunteers, spontan Freiwillige, aber das deutsche System ist eher, das ist meine Katastrophe.
12:00
Da will ich jetzt erstmal keinen reinlassen. Das ist jetzt überspitzt natürlich, aber der deutsche Ansatz ist sehr klassisch, hierarchisch und wir haben ganz klare Führungsstrukturen. Da irgendwer ein externes, der auch vielleicht gar nicht vor Ort ist, auf den ich gar keinen Einfluss nehmen kann, noch mit dem zuzunehmen, schwierig, aber unglaublich viele Möglichkeiten.
12:22
Du engagierst dich ja selbst auch in der Standby Task Force unter anderem und hast das deutsche Virtual Operations Support Team mitinitiert. Was genau machst du da eigentlich? Also Standby Task Force ist eine dieser großen Freiwilligenorganisationen von Digital Volunteers in der Gruppe des Digital Humanitarian Networks.
12:45
Und die Standby Task Force ist eigentlich die unspezialisierteste davon. Das ist, wenn man merkt, internationale Katastrophenhilfe, es gibt eine Aufgabe, für die haben wir vor Ort vielleicht keine, nicht genug Einsatzkräfte, aber es wäre sinnhaft. Dann wird die Standby Task Force gefragt, um das vielleicht mit etwas Konkretem zu füllen.
13:05
Ebola, auch in Katastrophenschutzkreisen natürlich in aller Munde immer noch, man hatte ein großes Problem. Man hatte irgendwann Medikamente zur Verfügung, die man bereitstellen wollte, aber die aktuellste Karte der WHO von Gesundheitseinrichtungen war so, irgendwann zwischen 70 und 80 entstanden.
13:25
Man hatte keine Karte. Das wäre aber sehr gut gewesen. Jetzt Experten dranzusetzen und zu sagen, schaut doch mal bitte, wo ihr überall Gesundheitseinrichtungen habt, war ein bisschen problematisch. Standby Task Force wurde gefragt, könnt ihr uns so eine Karte bereitstellen?
13:40
Ja, da gab es eine Aktivierung und wir saßen dann überall auf der Welt verteilt vor dem Computer. Haben uns gelbe Seiten Afrika angeschaut, die Seiten der Hilfsorganisationen in unserer Landessprache, haben die Adressen, die da drin standen, zusammengefügt in einem Dokument. Die nächste Gruppe ist drüber gegangen, hat sich auf Google Maps angeschaut an den Adressen.
14:02
Ist da irgendwas, was aussieht wie eine Gesundheitseinrichtung oder ist da irgendwie freies Feld? Und die Karte ist nachher tatsächlich dann auch verwendet worden von den Ärzten ohne Grenzen zum Beispiel, um Sachen ausliefern zu können in Gesundheitseinrichtungen.
14:22
Ich bin zu laut. Ah, ok, der Bart kratzt, gut. Das war Absicht. So, in Deutschland ist es noch ein bisschen komplizierter, also kooperativer
14:42
Ansatz international, das funktioniert relativ gut, auch das Vertrauen ist da. In Deutschland gibt es immer wieder Gruppen, die das probieren, die außerhalb des Bevölkerungsschutzes sind. Da war jetzt unsere Idee, das wird relativ schlecht noch angenommen. Das sind irgendwie Fremde, die kennen wir noch nicht, da wissen wir nicht, wer ist das?
15:01
Gut, das mag jetzt irgendwer sein, der unglaublich engagiert ist im Bereich Social Media, Community Management betreibt, eine Seite mit über einer Million Follower hat, aber den kennen wir nicht. Ob wir den dazu nehmen wollen? Und da war die Idee zu sagen, man gründet eine Gruppe aus einer etablierten Organisation heraus, die da die Brücke schlägt.
15:22
Und das ist so dieser Ansatz des Virtual Operations Support Teams. Aus den etablierten Strukturen probieren, das Ganze zu öffnen. Ist das tatsächlich auch die Lösung, wie wir dieses Thema näher an die Behörden und an die alten Strukturen heranbringen können, indem wir das einfach ausgliedern aus diesen Strukturen, oder gibt es noch andere Lösungen, wie wir das zusammenbringen können?
15:45
Da schlagen so zwei Herz in meiner Brust. Ich komme ja auch mal gewürdig irgendwann aus der Praxis und ich bin ja in diesen etablierten Strukturen groß geworden. Natürlich muss man irgendwie in etablierten Strukturen denken. Das ist so, dass die Entwicklung dahin, aber inzwischen, also meine Meinung ist, eigentlich ist das nur ein Brückenschlag.
16:05
Irgendwann sollte das so selbstverständlich sein in den Behörden, in den etablierten Organisationen, dass ich da einen Mehrwert habe und auch wie ich das einsetze, dass es quasi da etabliert wird. Also dieses FOSS-Team ist auch ganz klar mit dem Hintergrund gegründet worden, das wird sich irgendwann selbst überleben.
16:23
Wenn es gut arbeitet, dann sind die Fähigkeiten und Fertigkeiten irgendwann in den Organisationen vorhanden. Und dann können wir uns was Neues zum Spielen aussuchen. Zum Beispiel, du forschst ja auch in dem Bereich, wo geht es denn hin? Was sind denn die Themen, mit denen wir uns beschäftigen werden in Zukunft?
16:41
Also das ist natürlich als Ingenieur eine ganz spannende Frage. Also da gibt es sicherlich aus den anderen Fachdisziplinen auch immer spannende Fragestellungen. Ich probiere das jetzt mal ganz platt zu machen und hoffe, ich treffe damit keinen. Der Ingenieur darf sich ja überlegen, was kann ich noch machen, was ist möglich? Dann brauchen wir die Sozial- und Geisteswissenschaften.
17:01
Wie bringen wir es den Leuten bei und ist das überhaupt möglich zu machen? Und Juristen dürfen wir das machen. Ein ganz großer spannender Ansatz ist für mich in den Ingenieurswissenschaften einfach Informations- und Wissensmanagement noch zu sehen. Also diese klassische Stufe, ich habe Daten, ich habe Informationen, dann
17:22
habe ich Wissen und im Idealfall irgendwann noch Weisheit, also klassisch Wissensmanagement. Da gab es einen großen Umschwung im Bevölkerungsschutz. Man musste mal entscheiden unter relative Ahnungslosigkeit, um es ganz einfach zu sagen. Also in meiner Führungsausbildung war es ganz klar, die ersten vor Ort, die Informationen hatten, waren die Einsatzkräfte.
17:45
Ansonsten sollte da keiner hin, da war auch keiner, also wir mussten uns die Informationen holen. Inzwischen ist es eigentlich umgeschlagen. Inzwischen ist es so, man kann davon ausgehen, alle Informationen, die man zu einer Entscheidung braucht, sind irgendwie irgendwo vorhanden.
18:01
Und ich muss mir die Methodik erarbeiten, wie ich eben aus diesem Wust an Daten und Informationen genau das Wissen extrahiere, das ich brauche. Das denke ich wird eine Herausforderung sein, tatsächlich dieser Umschwenk von relativ begrenzte Daten und Informationen hin zu nahezu unbegrenzte Anzahl an Daten und Informationen.
18:22
Wir sehen das international ja auch schon, dass viele freiwillige Digital Volunteers dabei helfen, diese Unmengen an Daten auszuwerten. Brauchen wir eine neue Form des Ehrenamts auch in Deutschland? Ja, das ist eine spannende Frage. Also ich würde sagen, ich bin ein Freund davon Evolution.
18:42
Also es ist eigentlich an der Zeit, mal den nächsten evolutionären Schritt zu gehen. Und zwar aus zwei Ansätzen. Der eine ist, man hört immer, das Ehrenamt wandelt sich, das Ehrenamt verändert sich, die Leute wollen sich anders engagieren. Dieses klassische, ich gehe mit 14, 15 Jahren in die Jugendfeuerwehr, bleibe da
19:02
bis 18, werde aktiver Feuerwehrmann, aktive Feuerwehrfrau oder auch in den anderen Hilfsorganisationen. Das ist nicht mehr das, was zeitgemäß ist oder das, was die meisten machen und wollen, kurzfristiges Engagement. Das heißt, Digital Volunteers, Digital Volunteering, das sollte integriert werden. Das heißt, man sollte sich überlegen, wie kann ich diese neuen Formen sinnhaft hinzufügen, ohne dass ich das Alter eigentlich wegschmeißen muss.
19:28
Ich sollte das erhalten, weil das ist sehr gut, darum beneiden uns viele Länder. Aber wie sieht der nächste Schritt aus? Und auch noch einen weiteren Schritt, den ich ganz spannend finde.
19:40
Es gibt eigentlich eine sehr, sehr große Gruppe, die in Katastrophen tätig werden kann, die noch fast vollkommen unerschlossen ist und diesen riesen Benefit davon hat. Das sind nämlich die Menschen, die bisher eigentlich nie daran gedacht haben, ich gehe zur Feuerwehr, ich gehe zum technischen Hilfswerk, ich gehe zu einer Hilfsorganisation, weil sie zum Beispiel einen Rollstuhl gefesselt sind. Digital Volunteering bietet da vollkommen neue Möglichkeiten aus zwei Seiten.
20:05
Einerseits aus der Seite, dass ich mehr Helfer finden kann, die mir helfen bei Aufgaben, die sich stellen. Und andererseits, wenn man international schaut, was ist die vulnerabelste, also die gefährdetste Gruppe, dann sind das die Leute, die besondere Hilfe benötigen.
20:25
Und die werden nicht, die benötigen nicht nur besondere Hilfe, sondern häufig in Krisen und Katastrophen werden die auch an den Rand der Gesellschaft gedrängt, weil einfach alle denken, die brauchen besondere Nöte. Also jemand im Rollstuhl, der im Hochwasser ist, der hat doppelt Probleme. Einerseits, dass er im Rollstuhl sitzt und andererseits dadurch, dass er auch noch als hinderlich angesehen wird.
20:45
Die Menschen können ich als Digital Volunteers nach vorne holen und sagen, hier, wir leisten einen wirklich wichtigen Beitrag, gibt es genügend Aufgaben. Das heißt, Entwicklung, nicht altes weg, neues her, sondern, ja, Evolution. Wie siehst du da die Perspektive, wie lange brauchen wir noch, bis wir diese Evolution tatsächlich auch beginnen?
21:06
Ja, das ist eine ganz spannende Frage. Also einen Riesenevolutionsschritt hat man bei den Städten und Gemeinden schon gesehen. Es gab der Deutsche Städtetag, ist zuständig oder vertritt einen Großteil der Gemeinden. Da war bis vor kurzem so die Meinung, Städte, Gemeinden auf Social Media bloß nicht, quasi fast schon Teufelszeug.
21:27
Da gab es einen Riesenschwenk und inzwischen empfiehlt der Städtetag seinen angegliederten Gemeinden, eine Social Media Präsenz zu haben. Polizeien, die sehr aktiv auf Facebook und Twitter sind.
21:41
Das Deutsche Rote Kreuz, das extra Forschungsprojekte aufgesetzt hat, wie kann ich das einbinden. Das THW, was ich sehr aktiv da Gedanken darum mache, wie kann ich das einbinden. Meine Hoffnung ist, so in den nächsten fünf bis zehn Jahren, das ist so durchschnittliche Zeit, eine Führungskraft braucht, um ausgebildet zu werden,
22:03
bis zu der Ebene, dass sie wirklich im Einsatz relevante Entscheidungen treffen kann. Das ist meine Hoffnung, fünf bis zehn Jahre, realistisch. Ja, kann es was nennen. Das ist schwer zu sagen. Wir sind ja jetzt hier auf der Republik eher in der entgegengesetzten Szene, wo
22:23
man das auch immer kritisiert und gar nicht verstehen kann, warum das so lange dauert. Was können wir denn machen, um das vielleicht ein bisschen zu katalysieren? Also ich denke, ein großes Problem, was der deutsche Bevölkerungsschutz hat, ist, dass man denkt, das ist alles was vollkommen Neues.
22:43
Das ist alles vollkommen neu und Neues ist so, ich weiß nicht, ob Neues so gut ist. Wenn man da diese Brücke schlägt und sagt, es ist eigentlich nicht alles vollkommen neu, sondern das sind bekannte Probleme, die ihr schon immer gehabt habt, die wir mit neuen Methoden kreativ neu lösen können.
23:01
Also zum Beispiel der klassische Katastrophenschützer, erste Aufgabe im Führungsvorgang ist die Lagererkundung. Das ist für den Feuer, wenn man klassisch, ich schicke irgendjemanden los, schau dir das mal an, guck da mal, bring mir Informationen ran. Über Social Media kann ich dasselbe machen. Wenn ich jetzt sage Social Media Monitoring, dann denkt der, der sich mit dem Thema
23:22
nicht befasst, oh, das ist was ganz Neues, ich mache lieber das, was ich kenne. Das ist eigentlich genau das, was man kennt, nur in einer neuen Form. Genau, das wird dabei oft übersehen, also ich denke da genau dieses Wording und mal schauen, was macht der andere eigentlich, ist das alles komplett neu
23:40
oder ist das nicht was, wir können etwas Neues dem hinzufügen, was du eh machst. Also das ist so ein bisschen auch der Ansatz, den wir im FOSS Team da probieren. Also so ein bisschen auch das Verständnis für die andere Seite und darauf aufbauend, was wir an neuen Möglichkeiten und neuen Methoden zur Verfügung haben. Ja, auf jeden Fall. Es gibt so ein Klassiker im Bevölkerungsschutz,
24:03
das ist der Vierfachvordruck. Informationsmanagement ist immer ein Thema im Bevölkerungsschutz. Vierfachvordruck kann man sich vorvorstellen, das ist ein farbiger Zettel, der vier Durchschläge hat. In den obersten Führungsgremien geht es darum, die richtige Information zum richtigen Zeitpunkt zur richtigen Person zu bringen.
24:24
Wir benutzen da als Standardmethode häufig noch diesen Vierfachvordruck, das heißt das, was da per Telefon, per Funk, per Motorradmelder ankommt, wird auf einen Zettel geschrieben, durchgeschrieben, teilweise noch kopiert und in Papierform den einzelnen Entscheidungsträgern vorgelegt.
24:45
Da könnte man sicherlich innovativere neue Technologien mal ausprobieren. Wie gesagt, da häufig das Problem ist tatsächlich so dieses gemeinsame Verständnis. Das, was ich dir anbiete, ist nichts ganz Neues, sondern es ist eine Weiterentwicklung, es ist eine Vereinfachung von dem, was du eh schon kennst.
25:06
Vielen Dank. Und ich glaube, wir haben jetzt noch etwas um die fünf Minuten und die würde ich gerne nutzen, um euch ja auch noch die Möglichkeit zu geben, Fragen zu stellen. Ja, sehr gerne.
25:24
Ich fürchte jetzt nach deiner Beschreibung, dass das eine echt deutsche Frage ist. Und zwar Social Media, da gibt es ja immer die Trolle, was im natürlichen Leben die Vandalen sind. Und wenn ich jetzt aus den sozialen Medien halt meine Informationen schöpfe, wo ich meine Einsatzkräfte hinschicke, wo ich meine Medikamente hinschicke,
25:44
da könnte es ja theoretisch nicht nur Kriminelle geben, sondern halt auch Vandalen, die das irgendwie witzig finden, wenn ein Laster in der Wüste steht und da kein Krankenhaus ist. Die Erfahrungen klingen jetzt sehr positiv, deshalb gehe ich mal davon aus, dass das bisher noch keine Relevanz hat.
26:02
Von daher wäre eine die Frage, stimmt das oder gibt es schon Gegenmaßnahmen oder wenn es halt bisher nicht vorgekommen ist, wie stellt ihr euch das in der Zukunft vor, wie man sich davor schützen kann? Fangen du an und ich ergänze. Also mit Trollen, da habe ich so zwei Aspekte. Der eine Aspekt ist
26:21
eigentlich die Feuerwehr, der Katastrophenschutz, die sind sehr positiv angesehen in der Bevölkerung. Wenn man so guckt, Vertrauensskalen und so, das heißt da, das Trollen bei der Feuerwehr ist noch nicht etabliert. Im Gegenteil, in Berlin gab es ein ganz, habe ich was ganz Spannendes oder konnte man was ganz Spannendes beobachten.
26:40
Es gibt so zwei Gruppen, die reden sonst sehr ungern miteinander, was man als den schwarzen Block bezeichnet und die Polizei. In Berlin zu einer Veranstaltung von Ausländern nicht besonders freundlich gesonnenen Gruppierungen, war es so, dass Mitglieder, die sich offen zu erkennen gaben als Mitglieder des schwarzen Blockes, der Polizei Hinweise gegeben haben, wo denn eine Anreise von diesen Demonstranten erfolgt.
27:09
Also das einerseits das Positive, das andere ist natürlich ganz klar, es gibt einen großen Bereich Information Forensics. Also das, was der investigative Journalismus auch als Problem hat, das probieren wir natürlich zu etablieren und ist auch nichts ganz Neues.
27:28
Also so diesem Führungskreislauf, was dem Feuerwehrmann, dem Bevölkerungsschützer ganz ins Blut eingeimpft wird. Das erste ist Lage Erkundung, also Informationen sammeln. Das nächste ist Lage Beurteilung, also da ist schon vorgesehen, ich muss
27:42
mir immer Gedanken machen, was sind das für Informationen, von wem kommen die. Wie realistisch ist das, dass ein Hai jetzt gerade durch Berlin beim Hochwasser schwimmt. Also gesunder Menschenverstand bei der Beurteilung gehört dazu. Spannend wird das natürlich, wenn ich den Daten, die ankommen, nicht mehr Herr werden kann.
28:01
Also ich nur noch selektiv Informationen tatsächlich beurteilen kann. Das wird noch eine Herausforderung werden. Also gibt da erste Ansätze, wie kann man das machen, aber das ist tatsächlich noch eine Herausforderung. Du hast eben das schöne Stichwort gesagt, gesunder Menschenverstand und ich möchte an der Stelle noch hinzufügen,
28:22
wer von euch hier im Saal würde denn tatsächlich in einer Katastrophe bei einem Ereignis Falschmeldungen verbreiten? Zu Übungszwecken. Zu Übungszwecken, genau.
28:42
Es gibt sicher mit unseren Menschen, die das auch böse meinen. Ganz oft können wir den Fall beobachten, dass sie es gar nicht böse meinen, sondern sie haben sich einfach keine Gedanken darüber gemacht. An der Stelle sehe ich zum Beispiel auch die Behörden und Hilfsorganisationen in der Pflicht, einfach aufzuklären, was ist sinnvoll, was hilft uns.
29:01
Man kann das auch bei internationalen Ereignissen immer wieder beobachten, wie sich die Community auch so ein bisschen selbst korrigiert. Ich habe das nach den Anschlägen in Paris im letzten November gesehen. Menschen twittern, benutzt doch nicht die Hashtags, wenn ihr gar nichts zu dem Thema oder keine relevanten Informationen beizusteuern habt,
29:24
weil ihr es den Leuten, die die Informationen suchen, damit viel, viel schwerer macht, das zu finden. Ich glaube, wir bewegen uns dadurch so einen Lernkreislauf. Das wird noch ein paar Jahre dauern, aber es wird immer normaler werden. Und dieses Problem der Trolle haben wir auch in der analogen Welt.
29:42
Also irgendwelche Scherzanrufe bei den Notrufen, die gibt es auch da. Also auch da ist es kein neues Phänomen, sondern einfach menschliches Verhalten. Und ich glaube, das sollten wir in meinem Hinterkopf behalten. Ich hatte da hinten, glaube ich... Keine Zeit mehr? Nein, aber ich bin mir sicher, dass ihr die Fragen auch im Anschluss der Abend nähert sicher und dann können wir das ja auch in der Bar besprechen.
30:05
Okay, bitte noch mal herzlichen Applaus. Vielen Dank, Katja Steinke.
Recommendations
Series of 6 media
Series of 5 media