Feministische Netzkultur 2.0
This is a modal window.
The media could not be loaded, either because the server or network failed or because the format is not supported.
Formal Metadata
Title |
| |
Title of Series | ||
Part Number | 39 | |
Number of Parts | 60 | |
Author | ||
License | CC Attribution - ShareAlike 3.0 Germany: You are free to use, adapt and copy, distribute and transmit the work or content in adapted or unchanged form for any legal purpose as long as the work is attributed to the author in the manner specified by the author or licensor and the work or content is shared also in adapted form only under the conditions of this | |
Identifiers | 10.5446/20896 (DOI) | |
Publisher | ||
Release Date | ||
Language |
Content Metadata
Subject Area | ||
Genre | ||
Abstract |
|
re:publica 201039 / 60
3
6
10
11
12
13
14
15
16
17
18
20
21
22
25
26
27
28
32
33
34
35
37
39
40
42
43
44
46
47
48
49
50
51
52
53
54
56
57
59
60
00:00
Beta functionMeeting/InterviewLecture/Conference
00:47
Lift <Framework, Informatik>BetriebsdatenerfassungLecture/Conference
01:41
DEBUG <Programm>Lecture/ConferenceMeeting/Interview
02:31
Physical quantityObservational studyLecture/ConferenceMeeting/Interview
03:29
BetriebsdatenerfassungKommunikationWEBBlock (periodic table)Moment (mathematics)GenderBlogPositionLecture/ConferenceMeeting/Interview
06:15
BetriebsdatenerfassungSequenceLattice (order)Haar measureLecture/ConferenceMeeting/Interview
07:22
Google BloggerBlogAdobe PhotoshopLecture/ConferenceMeeting/Interview
08:14
LinieRollbewegungPrint <4->Lecture/ConferenceMeeting/Interview
09:02
BetriebsdatenerfassungPhysical lawForm (programming)Meeting/Interview
10:22
Musical ensemblePositionInterface (computing)InternetMeeting/InterviewLecture/Conference
11:50
Meeting/Interview
12:59
Set (mathematics)WEBFacebookBlock (periodic table)Content (media)BlogLecture/ConferenceMeeting/Interview
14:37
BlogZugriffBlock (periodic table)ZugriffszeitInternetMeeting/Interview
16:33
KAM <Programm>Google BloggerBlock (periodic table)TOUR <Programm>Software developerBlogMeeting/Interview
17:22
BetriebsdatenerfassungWEBWeb pageMoment (mathematics)Content (media)Numerisches GitterLinieObservational studyDevice driverBlock (periodic table)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
19:47
BetriebsdatenerfassungContent (media)Google BloggerMeeting/InterviewLecture/Conference
20:35
BetriebsdatenerfassungLecture/ConferenceMeeting/Interview
21:47
Direction (geometry)EckeMeeting/InterviewLecture/Conference
22:54
Direction (geometry)ArmLecture/ConferenceMeeting/Interview
23:53
Information securityPositionSound effectMeeting/Interview
25:23
BetriebsdatenerfassungCelestial sphereHaar measurePositionExecution unitLIGA <Programm>Moment (mathematics)Meeting/InterviewLecture/Conference
27:12
BetriebsdatenerfassungMoment (mathematics)InternetCategory of beingMeeting/Interview
29:23
BetriebsdatenerfassungContent (media)InternetMeeting/Interview
30:19
BetriebsdatenerfassungSpoke-hub distribution paradigmInternetMeeting/Interview
31:14
BetriebsdatenerfassungStrömungContent (media)BlogMeeting/InterviewLecture/Conference
33:40
Meeting/Interview
34:34
Physical lawMeeting/Interview
35:48
Plane (geometry)Meeting/Interview
36:35
Uniformer RaumMoment (mathematics)Lecture/ConferenceMeeting/Interview
37:49
Physical lawMilitary rankDiscrepancy theoryGenderZahlLecture/ConferenceMeeting/Interview
40:18
Point (geometry)System identificationWeb pageRoute of administrationBlogLecture/ConferenceMeeting/Interview
41:13
Maxima and minimaBlogInternetBlock (periodic table)Meeting/Interview
42:44
Meeting/Interview
43:51
Social softwareWebsiteComputer networkOscillationLecture/ConferenceMeeting/Interview
45:56
Lecture/ConferenceMeeting/Interview
47:04
BlogBlock (periodic table)Digital mediaGenderSoftware testingLecture/ConferenceMeeting/Interview
48:41
Military rankBetriebsdatenerfassungProduct (category theory)LinieNumberPlane (geometry)Wind waveMeeting/Interview
51:52
GenderInternetLecture/ConferenceMeeting/Interview
52:41
InternetIdentity managementMeeting/Interview
53:35
GenderWiener filterBlogLecture/ConferenceMeeting/Interview
54:22
Maxima and minimaTransmitterWORKS SuiteForestBlogSound <Multimedia>Lecture/ConferenceMeeting/Interview
55:50
ForestTime zoneScientific modellingLecture/ConferenceMeeting/Interview
56:52
BetriebsdatenerfassungEnde <Graphentheorie>ForceConflict (process)Greatest elementNetiquetteLecture/ConferenceMeeting/Interview
01:00:31
GenderTransmitterGoogleLecture/ConferenceMeeting/Interview
01:01:18
Meeting/Interview
Transcript: German(auto-generated)
00:02
So ihr Lieben, die werden jetzt da noch ein bisschen Stau machen und Unruhe reinbringen, aber wir lassen uns davon nicht aus der Ruhe bringen, damit wir ein bisschen Zeit haben. Dankeschön.
00:21
Wir haben ja heute Morgen, hat Sebastian Soth schon ein bisschen darüber nachgedacht, was das Netz nicht nur fürs Netz selber interessanter macht, sondern was auch Auswirkungen auf das richtige Leben haben. Jetzt haben wir einen Panel, das die Spezialitäten von Netzkultur und Feminismus zusammenführen
00:40
wird und da gibt es eine Moderatorin, die das alles viel besser kann als ich und die übergebe ich jetzt nämlich Svenja Schröder. Bitte sehr. Dankeschön. Ja, wir haben jetzt die anspruchsvolle Aufgabe, in eine Stunde ganz viel reinzuquetschen und ich begrüße euch recht herzlich zum Panel Feministische Netzkultur 2.0 und es
01:06
gab letztes Jahr schon ein Panel, was die Mädchenmannschaft angeleiert hat mit dem Namen Feministische Netzkultur und seit letztem Jahr hat sich sehr, sehr, sehr viel getan und wir wollen hier auf diesem Panel noch ein bisschen gucken, was hat sich seit
01:20
letztem Jahr getan, wo stehen wir, haben wir schon was erreicht und wo wollen wir überhaupt hin. So, ich steige direkt mal ein und stelle meine Mitstreiter vor. Hier seht ihr Rochus Wolf vom Genderblog, lebt zurzeit als freier Journalistin Paris, studierte Germanistik und Geschlechterforschung in Bonn, Oxford und Berlin, machte zwischendurch
01:43
mal Öffentlichkeitsarbeit für den LSVD, für den Lesben und Schwulenverband in Deutschland und hat zurzeit die journalistischen Schwerpunkte, Film- und Geschlechterfragen, ist auch ein unheimlicher Film-Nerd. Dann haben wir hier Helga Christina Hansen von der Mädchenmannschaft, bloggt seit einem
02:04
Jahr für die Mädchenmannschaft, studiert zurzeit Biotechnologie in Osnabrück, ich hoffe, ich kann das sagen, Biologie der Zellen und arbeitet nebenher für verschiedene Lokalmedien, schreibt für die FAZ und für das Missi Magazine auch. Ich mache mal hier weiter. Hier ist Chris Köver vom Missi Magazine, ist Mit-Herausgeberin und Mit-Chefredakteurin
02:25
des Missi Magazins, arbeitet nebenher als freie Autorin für die Zeit Neon und Debug und favorisierte Themen sind Fernsehen, Feminismus und Netzkultur. Und last but not least Ina Freudenschuss, die aus Wien angereist ist, wurde 1978
02:43
in Tirol geboren, stand in einer Bio drin, ist feministische Journalistin für das tagesaktuelle feministische Medium die Standard.at seit 2001 und ist seit 2008 dort auch Ressortleiterin und hatte bereits als Teenagerin großes Interesse an Popmusik
03:06
und Feminismus und studierte irgendwann zwischendurch auch mal Politikwissenschaften und Culture Studies. Ja, okay, so ich selber bin Svenja Schröder, ich bin heute ein bisschen gedoped, ich hoffe ihr seht mir das nach, ich musste so ein bisschen Biohacking betreiben, dass ich
03:22
überhaupt hier sein darf oder hier sein kann, wenn ich zwischendurch irgendwas durcheinander würfel, seht es mir bitte nach, ich habe sehr viel Antibiotikum genommen und ich selber arbeite zur Zeit noch an der Uni Duisburg Essen als wissenschaftliche Mitarbeiterin mit Schwerpunkten so Internet, Web 2.0, Netz, Kultur, Kommunikation, Kollaboration und freue mich, dass das geklappt hat, dass wir hier ein weiteres
03:44
Panel zur feministischen Netzkultur anleiern konnten. So, jetzt habe ich ein paar Fragen vorbereitet, die als Diskussionsleitfaden denken dienen sollten und ich dachte einfach, ich brauche nicht alles alleine vorzubereiten und habe zwei Einstiegsfragen vorbereitet und erst mal würde ich von
04:04
euch gerne kurz wissen, wieso ihr über queer feministische Themen schreibt und wieso euch das persönlich wichtig ist. Vielleicht fangen wir da an. Ihr habt ein Mikro.
04:20
Du hast ja auch das allererste queer feministische Blog, also das erste größte Bloggegröner, das ist schon okay. Okay, beim Blog, die Standard ist natürlich älter, genau wie in der Vorstellung schon gesagt, ich hatte 2005 das Gender Blog begründet, das vielleicht einige kennen, das mit verschiedenen anderen Leuten zusammen betreibe, insbesondere
04:42
Danilo, Danilo Vetter und ich hatte das damals angefangen. Also ich habe im Grunde mit meinem Blog, also meinem persönlichen Blog, das ich ein Jahr vorher angefangen hatte, schon auch über feministische Themen geschrieben, einfach aus dem Kontext heraus, dass ich länger schon eben
05:03
feministische Themen bearbeitet habe, Geschlechterforschung studiert habe und so weiter. Und hatte dann eben, als ich angefangen habe, einen Blog zu schreiben, festgestellt, dass es das, was ich aus der amerikanischen Blog Szene kannte, nämlich große feministische Blogs, die auch ein bisschen identitätsbildend sind, in
05:21
Deutschland eigentlich nicht gibt. Und hatte versucht eben, also die Idee dahinter hinter dem Gender Blog war, dass man eben mit anderen Leuten zusammen zu unterschiedlichen Themen aus Perspektiven schreibt, um eine Art von Gegenöffentlichkeit auch zu bilden, zu dem, was in den Mainstream-Medien an Berichterstattung über feministische
05:43
Themen stattfindet, was heute im Grunde immer noch so ähnlich ist, also vielleicht sogar noch verschärft. Ich würde persönlich sagen, dass es in den Mainstream-Medien eher noch eine Tendenz gibt, im Moment stärker eine antifeministische Position einzuschlagen. Da können wir sicher nachher noch ein bisschen mehr zu sagen.
06:04
Aus genau dem Grund finde ich es auch nach wie vor wichtig, darüber zu schreiben. Und für mich ist es auch ein persönliches Anliegen, das einfach mit meiner eigenen Geschlechterrolle, mit meinen eigenen persönlichen Erfahrungen zu tun hat, die sich auch in den letzten Jahren noch mal,
06:23
also wo sich in den letzten Jahren für mich neue Aspekte auch noch ergeben haben, die damit zu tun haben, dass ich eben eine Zeit lang für den Lesben- und Schulenverband gearbeitet habe, die damit zu tun haben, dass ich Vater geworden bin und mit der Auseinandersetzung mit den ganzen konkreten Folgen, die das für das eigene Leben und für das Leben
06:40
meiner Partnerin und so hat. Okay, dann bin ich gut dran. Oh Gott, ich hoffe, das klingt sehr merkwürdig. Also beim ersten Mal wahrscheinlich schon. Bei mir ist es eine sehr persönliche Motivation. Also ich habe schon als kleines Kind mich mit den Geschlechterrollen,
07:03
die so wirklich identifizieren können, immer kurze Haare und kurze Hosen. Und man hat mich mal für einen kleinen Jungen gehalten. Und meine Familie ist jetzt auch nicht so, dass sie mir das irgendwie eingeprägt haben, dass ich das irgendwie machen muss. Und dann haben wir gesagt, sei einfach so, wie du bist. Und als ich dann größer geworden bin,
07:24
habe ich erst mal mit dem Bloggen 2005 angefangen, eigentlich, weil ich im Ausland ein Semester studiert habe und habe dann immer andere Blogs angeguckt, habe mir dann vor allen Dingen Feministe und Feministin auch viel durchgelesen, habe dann auch überlegt, so das braucht man eigentlich auch in Deutschland.
07:40
Gibt es schon in der Form? Habe ich das dann erst noch nicht gefunden? Und irgendwann habe ich auch die Mädchenmannschaft gefunden, habe dann mal mitgeschrieben und Kommentare erst. Bin dann selber rekrutiert worden. Und schon vor war das ein Prozess, dass mir immer wieder Sachen aufgefallen sind, wo man sich einfach fragt, das kann doch gar nicht sein irgendwie. Warum verdienen Frauen hier weniger?
08:02
Warum wird ihnen erzählt, die müssen so aussehen? Irgendwie schon wieder Photoshop Bilder, wo man denkt, die Frau ist doch eigentlich nicht überlebensfähig. Und das ist immer stärker geworden, glaube ich mal, dass ich mich darüber aufgeregt habe. Und dann habe ich mir immer gedacht, so du musst auch selber darüber schreiben, weil so möchte ich nicht leben. Das ist keine Welt, in der ich eigentlich leben möchte.
08:22
Und dann bin ich zur Mädchenmannschaft gekommen und kann jetzt noch was dagegen tun. Hallo. Ja, also ich vielleicht ganz kurz vorab. Ich bin nicht in erster Linie Bloggerin, sondern mache ein Magazin, das Missy Magazin, also schreibe eher in Print. Aber wir sind eben auch print und online.
08:44
Und ja, bei mir war es eigentlich ähnlich wie bei Helga, dass ich glaube ich aus einer persönlichen Motivation heraus irgendwie mich immer schon für dieses Thema Geschlechterrollen interessiert habe, weil ich das auch als seltsam empfunden habe, dass mir da irgendwie als Mädchen schon bestimmte Sachen auferlegt worden sind, die ich so, ja, mit denen ich mich,
09:01
also eine Rolle, mit der ich mich gar nicht so zurechtgefunden habe oder in der ich mich gar nicht so gesehen habe. Und ja, entsprechend habe ich dann auch im Studium mich weiter mit den Themen und mit feministischer und Gender Theorie beschäftigt. Und weswegen ich aber über die Themen schreibe, ich hoffe, das klingt jetzt nicht nicht zu pathetisch, aber ich glaube tatsächlich, dass es für mich,
09:21
also für mich ist das Schreiben über queer feministische Themen ist auch eine Form von politischer Arbeit. Ich glaube, dass Sprache eine sehr große Macht besitzt, weil Sprache eben nicht abbildet, sondern weil wir über Sprache und das Schreiben und Reden über etwas ja tatsächlich auch erst mal formen können oder mitbestimmen, wie diese Sache dann ist. Also Realität auch irgendwie bauen über Sprache.
09:41
Und deswegen war für mich dann die Frage, als ich halt gesagt habe, okay, ich will mich halt irgendwie im feministischen Kontext engagieren. Was kann ich denn? Andere Leute machen vielleicht direktere politische Basisarbeit, versuchen irgendwelche Gesetze durchzubringen oder engagieren sich halt irgendwie oder gehen irgendwie auf die Straße, demonstrieren oder setzen auf andere Art ihre Talente ein.
10:02
Und ich dachte, okay, für mich ist halt eher vielleicht das Schreiben darüber, dass es so die mein politischer Beitrag, so wie ich ihn begreife. Also vieles wurde jetzt schon gesagt, was auch für mich zutrifft. Ich bin natürlich auch feministisch sozialisiert und habe mich eigentlich
10:22
schon seit frühester Jugend mit feministischen Themen beschäftigt. Ursprünglich vor allem damit, wie Frauen repräsentiert werden in der Popkultur, unter anderem deshalb, weil ich selbst in einer Band war und mich da sehr schlecht widerfand und aufgewachsen bin ich ja auch noch in so einem Internetseitalter relativ isoliert am Land in Tirol
10:44
und hatte sozusagen viel nachzuholen. Wenn ich jetzt fünf Jahre jünger wäre, würde ich wahrscheinlich auch blocken und nicht mein Geld damit verdienen, jetzt über feministische Themen zu schreiben. Allerdings habe ich dann ab 2001 die Chance bekommen, damit eben
11:02
Geld zu verdienen, weil ich da eben angefangen habe, bei Disney zu schreiben. Das Medium selbst gibt es schon ein Jahr länger seit 2000. Wir haben jetzt im März 2010 unser zehnjähriges Jubiläum gefeiert, was ja eigentlich ein riesengroßer Zeitraum ist
11:21
für Publizieren im Internet. Ja, wieso ist es wichtig, über feministische Themen zu schreiben? Ich möchte das vielleicht koppeln mit meiner Position bei Disney. Ich verstehe unser Medium als eigentlich ein Ort für kritischen Journalismus, der sich so an der Schnittstelle bewegt,
11:45
zwischen herkömmlichem Journalismus und politischem Aktivismus und also um das abzukürzen. Ich glaube, wir haben als Grundlage unserer Arbeit eben immer den Anspruch, soziale Wirklichkeit als etwas konstruiertes
12:02
zu betrachten und zielen uns deshalb auch kritisch in Bezug auf so Fragen wie Objektivität, die ja im herkömmlichen Journalismus immer dazu führen, dass weiche Themen, sogenannte Frauenthemen, weniger Beachtung finden, als Partikularinteresse wahrgenommen werden.
12:21
Und wir verstehen sie immer als parteiliches Medium. Insofern sind unsere Matchpartner bei Disney, dann auch eher so die kommerziellen Medien. Wir sind ja angesiedelt in einem in einem größeren Medienhaus.
12:40
Das heißt, Print-Standard und Online-Standard gehören auf relativ weitreichende Weise zusammen. Und ich erlebe einen Austausch mit bürgerlichen Medien, sozusagen aus einer Innenperspektive, einerseits Innenperspektive, andererseits Außenperspektive.
13:03
Okay, danke schön. So nun sind wir ja, das war jetzt, wie ihr alle angefangen habt, zu schreiben. Und ich habe ja bereits erwähnt, dass es letztes Jahr dieses dieses Vorgängerpanel gab, feministische Netzkultur. Danach hat sich eine ganze Menge getan, eine ganze Menge Feministinnen, die auch bloggen oder sonst wie schreiben,
13:22
kamen zusammen und meinten Ja, wieso ist da eigentlich nicht vorher schon jemand drauf gekommen mit der Vernetzung? Wieso kennen wir uns eigentlich alle nicht persönlich? Und wieso haben wir das vorher nicht gemacht? Und es wurde danach im Nachgang die Gruppe Girls on Web Society gegründet von der Mädchenmannschaft, eine Facebook Gruppe, wo ihr auch alle recht herzlich zu eingeladen seid
13:40
übrigens. Und da wurde sich dann vernetzt. Es wird auch Freitag abends ein Treffen stattfinden. Und es hat sich tatsächlich im letzten Jahr eine ganze, ganze Menge getan. Jetzt über Vernetzung zu reden, würde ich jetzt von absehen. Wir können schon sagen, es hat eine ganze Menge Vernetzung stattgefunden. Allein dass wir so auf diesem Panel sitzen, spricht schon davon, dass wir zwischendurch geredet haben, kommuniziert haben und gesagt haben Ja, wir möchten gerne was zusammen machen.
14:03
Trotzdem würde ich schon noch mal gerne von euch wissen, was sich sonst im letzten Jahr getan hat in puncto feministische Netzkultur und ob auch eurer Meinung nach die Sichtbarkeit von feministischen Inhalten im Netz oder auch generell. Wir müssen es ja nicht unbedingt nur auf Blogs erweitern, nur auf Blogs beschränken, ob die gestiegen ist, die Sichtbarkeit.
14:24
Vielleicht fängt man nicht rochus an. Vielleicht greift jemand von euch das. Ich fange es uns einfach mal an. Ich glaube, es hat sich schon ein bisschen was getan im letzten Jahr. Wir hatten auch eine ganz große Debatte eigentlich auch darüber.
14:43
Es ist ein bisschen an verschiedenen Stellen das Bewusstsein gewachsen. Die Piratenpartei hat sich damit auseinandersetzen müssen oder versucht, es immer noch zu vermeiden. Bei der Debatte um die DCP TV Interviewreihe glaube ich, habe ich richtig abgekürzt. Da hat Anne Hoth ja auch kritisch angemerkt,
15:01
das sind jetzt schon acht Blogger, die interviewt werden und immer noch keine einzige Frau darunter. Die Republika selber hat sich mit diesem Vorwurf auseinandersetzen müssen, was jetzt nicht wirklich ein nur feministischer Vorschlag, sondern allgemein zu wenig Frauen. Wo sind die Bloggerinnen? Ich glaube, es ist ein bisschen schon das Bewusstsein dafür gewachsen.
15:22
Und feministische Blogs kommen vielleicht so ein bisschen im Fahrtwasser auch mit. Also zumindest bei uns kann man das sehen, dass die Besucher zahlen, die Zugriffs zahlen immer weiter steigen und sich da anscheinend immer mehr Leute für interessieren. Und es gibt auch immer wieder neue Blogs im Internet, die dann wirklich schreiben, ich habe vielleicht das Buch gelesen, das stand drin.
15:42
Ich möchte, ich soll als Mädchen, als Frau mich artikulieren oder die andere Blogs lesen und dann auch sagen, ich möchte meine eigene Stimme noch mit dazu addieren und möchte auch kundtun, was ich eigentlich sage. Also dass es schon einige neue Bloggerinnen auch gibt, sondern auch feministisch eingestellte Bloggerinnen.
16:02
Du meinst das Buch wie Alpha Mädchen, was die Mädchenmannschaft genau, genau. Also ich habe das echt schon gelesen auf Blogs, die dann hinschreiben über mich. Ich habe dieses Buch gelesen und das steht drin. Ich soll auch einen Blog starten und deswegen habe ich es gemacht. Und das finde ich ziemlich cool. Und ich wollte noch mal kurz klarstellen, die Macher von der Republik sind total aufgeschlossen. Also es gab diesen Vorwurf, aber der verlief so ein bisschen im Sande,
16:22
weil die haben sich gewünscht, dass ich mehr Frauen beteilige. Wollte ich nur noch mal klarstellen. Das soll ja nicht so rüber kommen. Also ich würde das kann da so furchtbar viel gar nicht gar nicht ergänzen, außer dass ich für mich irgendwie die Entwicklung quasi so als Sprung verzogen hat, weil ich
16:41
weil ich ein Jahr praktisch nicht aktiv war oder etwas mehr als ein Jahr sogar aus Gründen, die ein bisschen mit Erschöpfung zu tun hatten und mit meinem Privatleben das auf einmal sehr anders aussah. Und dass ich seitdem ich jetzt seit einigen wenigen Monaten wieder aktiver feministisch blogge, also im Genderblog schreibe,
17:00
mich dann auch wieder mehr umtue in feministischen Blogs und wirklich den Eindruck habe, dass es eben vor allem mehr Blogs von Frauen oder auch von männlichen Feministen gibt, die quasi als persönliche Blogs das einfach schreiben und auch feministische Themen ansprechen. Und das scheint mir deutlich mehr geworden zu sein. Ob das eine größere Sichtbarkeit über die
17:24
Logosphäre hinaus bedeutet, da bin ich allerdings skeptisch. Vielleicht können da unsere beiden Magazinschreiberinnen was zu sagen. Ja, ich weiß jetzt auch nicht so genau, was die Sichtbarkeit angeht, weil es natürlich also ich selbst habe natürlich auf eine Art eine verzerrte Wahrnehmung, weil ich mich ohnehin sehr für die Themen
17:42
interessiere, aber ich habe schon das Gefühl, dass zum Beispiel durch die Mädchenmannschaft sich da noch mal einiges getan hat, weil das eine Seite ist, die durchaus auch nochmal breiter wahrgenommen wird und vielleicht auch von Leuten mal gelesen oder also auch bekannt ist. Mittlerweile bei einem Publikum, dass sich jetzt vielleicht nicht in erster Linie für Feminismus als Thema oder für
18:04
Gender Inhalte interessiert oder ohnehin schon Gender Studies studiert oder so. Also das fand ich sehr wichtig. Ich glaube, dass die also ich will jetzt nicht so viel über Missy reden, weil das ein bisschen wegführen würde vom Kernthema. Wir wollen ja irgendwie im Netz bleiben. Also ich hoffe natürlich, dass wir mit Missy auch was dazu beitragen,
18:22
dass außerhalb des Netzes auch diese Themen stärker wahrgenommen werden. Ja, wenn ich überlege, was hat sich eigentlich wirklich getan im letzten Jahr, dann würde ich sagen, der wichtigste Aspekt ist für mich eigentlich so die Vernetzung. Also dass da vor allem durch die Gründung der Girls
18:43
on Web Society ich jetzt zumindest das Gefühl habe, ich kenne halt sehr viel mehr andere Frauen, auch die bloggen. Und unter anderem habe ich das Gefühl, dass da schon ein paar ziemlich gute Sachen bei rausgekommen sind, einfach die, die dadurch entstehen, dass wir Kontakt überhaupt jetzt zueinander haben und voneinander wissen.
19:02
Und wir haben zum Beispiel jetzt seit Anfang des Jahres auf unserer Webseite, also auf der Missy Magazine Webseite jeden Monat eine Gastbloggerin und da ist es so, dass jetzt zum Beispiel schon die Stadtpiratinnen oder jetzt gerade im Moment zum Beispiel Katrin Gans von I Heart Digital Life da bei uns jetzt als Gastbloggerin gerade aktiv ist
19:24
und da freue ich mich sehr drüber. Und ja, und ich glaube, dass es zum großen Teil auch tatsächlich der Girls on Web Society zu verdanken ist. Mir fällt nichts dazu ein. Nachdem ich ja nicht blog und letztes Jahr nicht dabei war
19:42
und ein Jahr relativ kurzer Zeitraum, ich denke, es ist jetzt auch einiges gesagt worden. Ich könnte natürlich sagen, dass bei dies dann die Zugriffszahlen gestiegen sind, aber das heißt noch nichts, sagt noch nichts aus über die Vernetzung und das Interesse an feministischen Themen. Aber du hast doch zum Beispiel auch im Vorfeld darüber
20:01
gereden, dass die öffentliche feministische Öffentlichkeit sich ändert und dass du sowohl einerseits die Professionalisierung siehst als auch, dass du vermehrt feministische Inhalte in Mainstream Medien siehst. Ja, genau. Also ich meine, das fand ich sehr interessant, dass du das gesagt hast. Ich dachte jetzt, du meinst die Vernetzung innerhalb der Bloggerinnen. Deshalb habe ich generell Sichtbarkeit
20:21
von feministischen Inhalten. Also das ist natürlich ein längerer Zeitraum als jetzt ein Jahr. Aber innerhalb der letzten zehn Jahre habe ich enorm also den Eindruck, dass sich geschlechterpolitische Fragestellungen auch in Mainstream Medien widerspiegeln. Und das ist jetzt anders als deine Einschätzung.
20:41
Rochus, also oder ich weiß nichts anders, aber parallel sagen wir es so. Natürlich gibt es auch antifeministische Tendenzen, aber in so liberalen Mainstream Medien werden es werden so Fragen wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie zum Beispiel als Mainstream Thema auf eine ganz, ganz andere Weise
21:03
und viel breiter diskutiert als noch vor zehn Jahren. Und da kommen durchaus auch emanzibatorische Standpunkte durch. Und das wird also sozusagen einfach viel breiter diskutiert. Ich denke auch, dass dazu die also sozusagen eine Demokratisierung
21:22
der Medien dazu beigetragen hat, dass diese Vielfalt und dass diese diese Unzufriedenheit mit der mit der gesellschaftlichen Regulierung in diesem Bereich dazu beigetragen hat, dass aber das Mainstream Medien hier
21:42
genauer nachfragen müssen und auch andere Informationsquellen heranziehen müssen. Ja gut, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, dann auch verschiedene Sexualitäten. Die Frage von dem Umgang mit Transsexuellen, mit Transgender
22:01
und so weiter, das sind auch Themen, die im Mainstream Fuß gefasst haben. Was meint ihr? Kann man mittlerweile von einer neuen Bewegung sprechen? Da haben wir auch im Vorfeld ein bisschen drüber diskutiert und ich würde gerne noch mal eure Meinung dazu hören. Haben wir eine neue Bewegung?
22:22
Haben wir keine? Also ich würde es nicht, du meinst im Netz, ne? Eine Bewegung im Rahmen feministischer Netzkultur, wie auch immer man es nennen mag. Also ich sehe keine Bewegung, dafür ist das noch. Ich sehe, was ich aber schon sehe und die gedeiht auch ganz gut,
22:40
da gibt es halt eine feministische Szene im Netz, die wird auch sicher immer stärker. Und da gibt es eben verschiedene Leute, die halt verschiedene Ecken und Nischen dieser Szene besetzen, dann halt stärker Richtung Queer Theory oder sonst halt stärker Richtung feministischer Aktivismus
23:00
vielleicht was machen. Aber da gibt es mittlerweile halt eben, wie wir unter anderem aufgrund der Girls von Hopsis, die auch gemerkt haben, da gibt es mittlerweile ja doch recht viele verschiedene Leute, die halt zu diesen Themen bloggen und dann, weiß nicht, stärker dann noch mal Schwerpunkt auf Technologie dabei legen oder eben auf Popkultur oder was auch immer.
23:21
Und ja, das finde ich sehr gut. Und die Frage ist aber so ein bisschen, wo entwickelt sich das jetzt hin? Und das hatten wir ja vorher im Vorfeld auch diskutiert. Die Frage ist so ein bisschen, braucht man jetzt überhaupt eine Bewegung? Wie könnte diese Bewegung, was sollte so eine Bewegung dann wollen? Und wie könnte man sie erzeugen?
23:42
Ja, das musst du vielleicht jetzt nicht sofort beantworten. Also nicht alles auf einmal. Wie sehen die anderen das? Ich bin da ein bisschen skeptisch, weil ich einfach glaube, dass es netzgenau ist, wie auch im wahren Leben, dass es so viele verschiedene Feminismen gibt,
24:02
dass es ja Radikalfeministinnen gibt, Differenzfeministinnen, dass denen die Positionen teilweise schon fast gegensätzlich sind, dass es keine einheitliche Bewegung vielleicht werden kann sogar. Weil man sich vielleicht punktuell für verschiedene Themen zusammenschließen kann und dann an der anderen Stelle aber wieder feststellt,
24:20
da kommen wir eigentlich gar nicht auf einen grünen Zweig, was unsere Ziele überhaupt angeht. Und das ist aber allgemein ja das Problem auch des Feminismus, dass man zu viele verschiedene Ideen hat und immer Leute hat, die andere Interessen haben als man selber.
24:41
Also ich kann jetzt auch wieder nur rekurrieren, das ist ein bisschen komisch natürlich, wir haben gerade beim Essen irgendwie schon über das Thema schon ein bisschen länger diskutiert. Und also es gibt für mich zwei Aspekte, der eine, über den ich mir schon länger Gedanken gemacht habe, den ich vorhin auch erwähnt hatte, dass ich irgendwie, also eben dieses Thema der Gegenöffentlichkeit
25:02
und des Themensetzens, das man halt versucht irgendwie über, gerade über die Vernetzung irgendwie Öffentlichkeitseffekte zu erzeugen, also dass man versucht, ein Thema so groß zu machen, dass es auch außerhalb des dermaßen vernetzten feministischen Blockbereichs irgendwie wahrgenommen wird.
25:20
Und das andere, was Christo ein bisschen ins Spiel gebracht hatte, war eben die Frage von einzelnen Themen, die man irgendwie als Kampagne oder so ins Leben rufen könnte, wo man irgendwie dann eine Bedeutung schafft, die halt über das Konkrete, was innerhalb dieser Sphäre abläuft,
25:40
irgendwie hinausgehen kann. Also dass man da sich politische Ziele setzt, die dann von Akteuren halt zu diesem einen Thema irgendwie auch getragen werden. Aber vielleicht willst du da selber noch mehr zu sagen. Ich wollte noch ganz kurz was zu dem sagen, was Helga jetzt gerade noch gesagt hat. Also ich glaube, entgegen der öffentlichen Wahrnehmung
26:02
vielleicht ist es ja tatsächlich, ist Feminismus ja nie mit einer einheitlichen Bewegung gewesen. Du hast es jetzt eher als Problem beschrieben. Ja, es ist vielleicht ein Problem, wenn es jetzt darum geht, natürlich gemeinsam jetzt irgendwie geeinend ein Ziel zu verfolgen. Aber ich fände,
26:20
Feminismus ist ja keine Partei, in die man jetzt eintritt, die von Alice Schwarzer geführt wird, wo man sich ein Parteibuch holt und dann gemeinsam eine Position und eine Agenda vertritt und da sage ich, Gott sei Dank ist es nicht so. Und deswegen finde ich es eigentlich sehr schön und auch sehr wichtig,
26:40
dass diese Pluralität, die ich innerhalb des Feminismus insgesamt sehe, auch so im Netz eigentlich wieder gespiegelt wird. Also durchaus mit diesen verschiedenen Positionen. Und dass sich dann aber natürlich wieder strategische Probleme ergeben, in dem Moment, wo man eigentlich meint, die Leute, mit denen man ja vermeintlich vielleicht eher noch auf einem Blatt wäre,
27:02
diskutieren sich dann aber oder sind halt selbst untereinander so uneinig, wenn es jetzt um konkrete Fragen geht, zum Teil, dass man halt nicht auf einen grünen Zweig kommt. Das ist dann natürlich wieder ein strategisches Problem. Und da denke ich, das hatten wir vorher auch schon kurz angesprochen, dass es vielleicht dann eher darum geht, anstatt jetzt halt eine geeinte Bewegung zu machen, was sowieso nicht gehen würde, weil wahrscheinlich der gemeinsame Nenner
27:22
gar nicht groß genug, also es wäre sehr schwierig, so einen großen gemeinsamen Nenner zu finden, es vielleicht dann doch eher darum geht, irgendwie so kleine strategische Allianzen zu schließen, je nachdem, was will man jetzt gerade durchkriegen und dann einfach zu schauen, wer hat jetzt das gleiche Interesse mit wem könnte man sich da zusammentun, auch jetzt über Grenzen von
27:45
Bildung, Nationalität oder sonst irgendwelche Kategorien, Geschlecht, was auch immer, sexuelle Orientierung hinweg, irgendwie zu schauen, wo sind da die Möglichkeiten, irgendwie so eine strategische Zusammenarbeit auf ein gewisses Ziel hin, also ich glaube, das ist im Moment eher die Möglichkeit, die ich sehe.
28:03
Ja, ich würde dabei pflichten, eine strategische Zusammenarbeit und ich meine, es gibt ja inzwischen ganz viele Beispiele dafür, wo Leute versuchen, über Grenzen hinweg Leute zu mobilisieren, durchs Internet, also gab es diese berühmte Kampagne,
28:20
eine Million Unterschriften für eine Liberalisierung des iranischen Familiengesetzes, die, ich gehe davon aus, dass sie die Millionen Unterschriften zusammen bekommen haben, aber das Familienrecht ist wohl doch nicht reformiert worden, aber es hat mal ein Zeichen gesetzt.
28:44
Ich denke auch, das Wort Bewegung finde ich sehr schwierig, das hat was, also das Wort an sich finde ich nicht schwierig, aber ich würde nicht davon sprechen, dass wir eine Bewegung sind. Für mich ist wichtig, dass wir
29:01
Feministinnen so eine machtvolle Gegenöffentlichkeit eben sozusagen behaupten und weiter ausbauen. Ich glaube, ich bin da irgendwie auf deiner Linie, und das würde ich auch als politische Tätigkeit verstehen,
29:21
hier weiterhin andere Stimmen in die Diskussion einzustreuen, allerdings denke ich mir, es ist auch, muss man sehr vorsichtig sein, das total affirmativ zu sehen, weil, also vor allem der Versuch, in die Mainstream-Medien zu kommen,
29:41
durch Inhalte, die jetzt im Internet als erstes vor kurzem, oder vor nicht einmal einem Jahr, haben es tatsächlich Inhalte aus dem Internet geschafft, im österreichischen Nachrichtenfernsehen
30:01
reflektiert zu werden, allerdings auf eine Weise, die ich sehr erschreckend fand, und zwar ging es nur darum, also die wurden meiner Meinung nach total instrumentalisiert, es ging darum, dass in Österreich die österreichischen Grünen, dass man Angst hatte, dass die österreichischen Grünen von einer Nummer von Frauen angeführt werden,
30:20
ausgelöst durch eine Debatte des europaabgeordneten Fockenhuber, und dann wurde in der ZIP-2, also in der Hauptnachrichtensendung im österreichischen Fernsehen, der damalige Vorsitzende damit konfrontiert, ob er denn nicht die Internetforen lesen würde, und die toben und sind ganz wild, weil dort sind alle
30:41
gegen diese Maßnahme der österreichischen Grünen, und es wurde überhaupt nicht reflektiert, welche Öffentlichkeiten da in diesen Internetforen zusammengefunden haben, und ob das vielleicht auch antifeministische Gruppen waren, die sich da zusammengeschlossen haben und diese Diskursräume eröffnet haben,
31:03
und ja, es ist sozusagen, das Internet wird auch instrumentalisiert von Mainstream-Medien, darauf wollte ich auch, dass wir das nicht Medien hinaus und zwar für ihre Zwecke, um Bedeutung zu konstruieren. Ja, ich würde gerne nochmal auf diese, ist das so an?
31:21
Ja, ne? Okay. Auf die Unterschiedlichkeit der Szene eingehen, und wollte nochmal fragen, ob das denn tatsächlich so ist, weil es ist halt im Vorfeld auch ein bisschen die Frage nach der Diversität aufgekommen in der Szene, jetzt sitzen hier zum Beispiel fünf weiße Menschen aus der Mittelklasse,
31:40
die sich darüber unterhalten, wie divers doch die Strömung ist, das ist auf jeden Fall auch so ein Punkt, und worüber man auch nachdenken sollte ist, vor ein paar Tagen hat Antje Schrupp, auch eine sehr bekannte feministische Bloggerin, einen sehr kritischen Artikel verfasst, wofür ich zum Beispiel sehr dankbar bin, weil ich bin immer gut, wenn ein bisschen Kritik reinkommt, das macht die Sache interessanter, und so
32:00
kommt man weiter. Und sie sprach zum Beispiel auch von einer ganz, ganz großen Kluft zwischen Online-Virtuosinnen und Netzdistanzierten und meinte, dass man sich darum kümmern muss, dass Inhalte nicht nur im Netz bleiben, sondern dass man sich die Inhalte nicht nur aus dem Netz holt, sondern dass man das auch so ein bisschen ausweitet und auch woanders liest und das so ein bisschen behält. Und damit würde ich gerne überleiten
32:21
zu der Frage, also wir haben jetzt geguckt, wie habt ihr so angefangen und wo stehen wir gerade, und ich würde doch ganz gerne wissen, wo wollen wir hin? Das lässt sich bestimmt nicht so pauschal beantworten, deswegen würde ich euch alle einzelnen Fragen, wie ihr denn seht, wie es weitergehen könnte oder wie ihr für euch oder für eure kleinen Allianzen
32:42
und so weiter für eure Medien sehen könnt, wo ihr denn so hin wollt in der nächsten Zeit. Wie geht es jetzt weiter? Ich weiß, das ist eine große Frage. Ihr könnt ja antworten, wie ihr wollt. Es gibt da verschiedene Ansätze, zum
33:01
Beispiel ist schon das Wort Kampagnenfähigkeit gefallen oder dass man sich weiter zusammenschließt und sich mehr organisiert, fernab, der Kleine, wir haben hier mal ein paar Blogs und da mal ein paar Blogs, es gibt eine Facebookgruppe, sondern vielleicht gründet man mal einen Verein oder trifft man, trifft man sich mal und macht ein Infoportal oder guckt man, dass man
33:20
ganz gezielt auch Leute anspricht, die ein bisschen mehr Diversität in die Szene bringen könnten. Rochus, du hast doch die Kampagnenfähigkeit angeführt, du hast mir gerade schon so halb erklärt, was es ist, vielleicht sagst du einfach mal, was du damit meinst oder wieso du da drauf gekommen bist. Also ich bin, ich hatte
33:40
den Artikel von Antje Schrupp auch gelesen und fand den gerade deshalb so gut, weil eben genau der Gedanke, die Befürchtung, die man auch bei der Publika generell irgendwie haben kann, dass wir irgendwie im eigenen Saft schmoren und uns um uns selber drehen und nur über Themen diskutieren, die im Grunde auch nur uns interessieren,
34:02
auf eine Art und Weise, die nur wir verstehen. Der ist einer, den man auf keinen Fall zur Seite schieben kann und der gerade für unsere Fragen, also für die Frage feministischer Politik im Netz und außerhalb sehr wichtig ist. Und ich habe so ein
34:20
bisschen, also ich bin, was die Kampagnenfähigkeit dessen angeht, bin ich sehr skeptisch. Also ich glaube auch, deswegen wollte ich das vorher nochmal irgendwie auch stark machen, dass das irgendwie, wenn das nur funktioniert, über eben die von Chris vorgeschlagenen Allianzen, also dass man sich halt ein spezifisches Thema aussucht, dass
34:41
von unterschiedlichen Akteuren getragen werden kann, und zwar dann auch gezielt von Leuten, die jetzt nicht irgendwie unbedingt hier auf dem Podium sitzen und vielleicht auch nicht hier auf der Republik vertreten sind oder die über Livestream angucken, sondern eben auch Akteure außerhalb und je nachdem, was man sich für ein Thema aussucht, also ich glaube,
35:00
dass es gibt ja ganz unterschiedliche Sachen, aber wenn man sich zum Beispiel ein konkret politisches Thema mit einer konkret politischen Forderung, die sich in irgendwie gesetzen und im Bundeshaushalt zum Beispiel niederschlagen soll, wenn man sich so etwas vornehmen würde, dann müsste man halt gezielt versuchen, das eben über eine breite Basis
35:20
im Netz zu lancieren, aber gleichzeitig eben auch gezielt Leute anzusprechen, die eben in der Politik aktiv sind und so weiter und so fort und das eben von mehreren Seiten und mit dem Versuch, möglichst viele Leute dafür zu gewinnen. Das schien mir zumindest ein Versuch wert. Über ein Thema lässt sich dann, also ich meine,
35:40
da kann ja jeder und jeder auch gerne vorschlagen und ich glaube, die, die wir hier sitzen, wären interessiert. Ja, wir haben da tatsächlich schon so ein paar Ideen, was man alles machen könnte. Das Problem dabei ist eins, was natürlich über dieses Panel hinausgeht, dass wir
36:01
zu wenig Zeit haben, das neben dem Beruf oder dem Studium machen und dann ist man doch ein bisschen eingeschränkt in dem, was man machen kann. Jetzt so Ziele für das Jahr, wie es weitergeht. Auf jeden Fall noch die Vernetzung weiter vorantreiben. Wir möchten gern, wir haben schon so, hattest du schon gesagt, Treffen gemacht von Bloggerinnen.
36:21
Am Freitag gibt es wieder eins, da möchten wir gerne dranbleiben, das weitermachen, das weiter vernetzen. Dann gab es noch diverse Ideen für Aktionen, wie das mal konkret ausgeht, weiß ich noch nicht. Da bin ich mal sehr gespannt. Ja, das ist leider das Problem ist eher dann bei uns, dass wir
36:41
da gar nicht so richtig hinterher kommen, weil dann jeder wieder andere zeitliche Probleme hat. Man muss das dann koordinieren und wir hatten schon mal überlegt, ein neues Buch zu schreiben. Das wollte ich gerade erwähnen, ja. Achso, da sollte ich noch ein Buch schreiben. Ja, die Überlegung gibt es schon. Das muss nur dann eben auch konkret umgesetzt werden.
37:00
Wir haben im Moment kein konkretes Ziel, worauf wir jetzt hinausarbeiten. Das, was du eben schon gesagt hast, da muss man sich vielleicht mal eins aussuchen, das dann auch anpacken und das durchziehen, wäre auch ein super Ansatz. Aber wir sind leider, glaube ich, noch nicht so weit. Kann ja noch kommen.
37:21
Genau, also ich glaube, das größte Problem, das ich im Moment sehe, ist das oder hatten wir ja auch schon kurz drüber gesprochen, es ist halt sehr, sehr viel schwieriger geworden auf eine Art. Also auf der einen Seite sind wir in der privilegierten Situation, dass wir mittlerweile Gleichstellungen im Gesetz
37:41
verankert haben. Das heißt, es geht jetzt nicht mehr darum, wie noch in den 70er-Jahren irgendwie konkret um eine rechtliche Gleichberechtigung zu kämpfen. Auf der anderen Seite ist es dadurch auch nicht unbedingt leichter geworden, weil wenn es natürlich einfach darum geht, irgendwie Gesetze, also es ist auch rechtlich noch nicht alles irgendwie fantastisch, aber trotzdem
38:01
haben wir ja irgendwie theoretisch eine gesetzlich verankerte Gleichberechtigung. Und wenn es jetzt nur darum gehen würde, Gesetze durchzukriegen, dann ist es nicht unbedingt immer leicht, aber das ist zumindest ein sehr konkretes Ziel und man weiß, gegen wen an wen richtet man sich da und gegen wen kämpft man da. Wenn es jetzt zum Beispiel darum geht, dass wir ja
38:21
eigentlich per Gesetz eine Situation haben, nach der Männer und Frauen gleich bezahlt werden sollen, sie das aber faktisch eben, also wir halt faktisch immer noch einen Gender Pay Gap haben von, ich weiß nicht, ich glaube es sind irgendwie 21% oder? Wie viel? 23%.
38:40
Also auf jeden Fall keine kleine Zahl und da auch Deutschland im internationalen Vergleich absolut peinlichst auf den hinteren Rängen hängt oder wenn wir zum Beispiel das Problem haben, dass wir halt immer noch ein unglaublich anachronistisches Mutterbild haben, gerade in Deutschland, an das wieder ganz viele andere Sachen gekoppelt sind, die zum Teil, weil die Frauen sich selbst dann
39:02
mit dieser Rolle sehr stark identifizieren, irgendwie ein endloser Rattenschwanz von Sachen losgeht, der letztlich dann aber wieder dazu führt, dass wir halt keine wirklich gleichberechtigte gesellschaftliche Situation haben, dann ist es sehr, sehr viel schwieriger natürlich diese Sachen anzupacken konkret, als wenn es jetzt einfach darum geht, ein Gesetz durchzubringen. Und das Problem,
39:20
das ich aber sehe, und das ist auch eigentlich auch das, was wir mit Missy jetzt so als, muss ich mal sagen, so als längerfristiges Ziel verfolgen, ist, dass es halt eben auch eine wahnsinnig große Diskrepanz gibt zwischen dem, oder es gibt eben eine Schere zwischen der Selbstwahrnehmung von, würde ich mal sagen, einer Generation von jungen Frauen heute, die, wenn man sie nämlich fragt, zu einem sehr, sehr großen Teil sagen, ist doch alles
39:42
super, was wollt ihr denn noch? Und so. Aber in der realen existierenden Ungleichberechtigung zum Beispiel, den Gender Pay Gap, der halt gleichzeitig parallel noch existiert. Und wenn wir mit Missy was wollen, dann ist es vielleicht eher da, ja, eine Kampagne zu fahren im Sinne von
40:00
vielleicht ein bisschen auch Aufklärungsarbeit zu leisten oder zumindest wieder ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Ja, wir haben halt auch schon viel erreicht, aber es ist noch nicht alles spitzenmäßig. Und in den Punkten, in denen es noch nicht spitzenmäßig ist, müssen wir vielleicht auch mal was tun. Und wenn wir einfach sagen, es ist aber alles, also da die Notwendigkeit überhaupt zu erkennen, sich an bestimmten Punkten noch weiter abzuarbeiten und nicht einfach zu sagen, was wollt
40:22
ihr denn hier mit Feminismus? Das ist doch irgendwie seit zehn Jahren alles durch. Also das eine zu Diversity. Ja, wir sind kein gutes Beispiel für Diversity. Allerdings denke ich,
40:40
gibt es gerade im Netz vermehrt Versuche, in Österreich zum Beispiel eine migrantische Realität wiederzuspiegeln. Da bietet sich das ja an, eben keine Publikation mehr, also printmäßig zu machen, sondern eben via Blogs und Webseiten
41:02
darüber zu reflektieren. Also da gibt es zum Beispiel das Migrasign, das hat jetzt einen Relaunch gehabt und publiziert regelmäßig über soziale Rechte von Migrantinnen. Dann gibt es beim Online-Standard seit kurzem auch den Dar-Standard. Das ist so eine Redaktion, die es die Explicit
41:22
Autorinnen und Autoren einlädt, mit Migrationshintergrund zu schreiben über ihre Erfahrungen. Das alles ist sozusagen eingebettet natürlich in ein kommerzielles Medium jetzt beim Standard, wäre aber ohne Internet auch nicht möglich und schafft auch so was wie alternative Öffentlichkeiten.
41:42
Die Frage, wo soll es hingehen? Ja, ich bleibe dabei, dass es sozusagen wichtig ist, gegen Öffentlichkeiten herzustellen und vor allem auch zu verteidigen, weil es sind ja nicht nur die Feministinnen, die sich organisieren im Netz, sondern auch die Antifeministen und die Rechten und die
42:02
Konservativen und die schaffen es zum Teil gar nicht schlecht, sozusagen durchzukommen in die Mainstream Medien mit ihren Anliegen, also Stichwort Väterrechtler, Stichwort Diffamierung von Gewaltschutz für Frauen. Das sind alles Themen,
42:21
die inzwischen breit diskutiert werden, auch die Frage, wie es den Männern nach Abtreibungen geht und so weiter. Ich würde sagen, das sind Erfolge von von Antifeministen, die sich sozusagen auch im Netz sozusagen organisiert haben und hier heißt es für Feministinnen,
42:42
für feministische Medien und Blogs dagegen zu halten, auch weiterhin. Und das würde mir auch mal genügen, also ich denke, wir sollten auch das Selbstbewusstsein haben und zu sagen, wir schielen jetzt da nicht so immer die ganze Zeit auf die Printmedien und ob wir da mal irgendwie zwei Sätze bekommen oder eben nicht,
43:02
weil es dann doch wieder rausfällt, weil irgendein Gipfel ist, ein EU-Gipfel oder so. Diese Diskussionen finde ich, haben wir zwar sehr oft, aber die finde ich eigentlich müßig. Ich will mich damit nicht mehr beschäftigen und ich will lieber 10 Absätze dafür haben, ein Problem in aller Tiefe zu beleuchten
43:21
und das bietet mir das Netz. Danke schön. Jetzt haben wir noch ungefähr 10 Minuten und ich würde die Chance gerne nutzen, jetzt wo ich euch so durchgescheucht habe, Fragen aus dem Publikum entgegenzunehmen. Wer möchte denn gerne etwas fragen?
43:41
Ich mach das mal so ganz charmant und versuche mich zu bewegen. Ja, vielen Dank. Mein Name ist Michael Leopold. Ich fand das jetzt ganz interessant, was ihr erzählt habt, aber vielleicht habe ich ja eine etwas antiquierte Vorstellung von Feminismus. Also mir hat ein bisschen
44:01
das Kämpferische gefehlt. Also jetzt gerade was Social Web betrifft. Ich bin beruflich da sehr viel unterwegs in dem Thema und mir fällt auf, auf den Panels, du hast jetzt gesagt, Republika wollte das, aber das hat nicht so geklappt mit den Frauen auf den Panels.
44:21
Mir fällt schon auf, wie massiv wenig Frauen auf den Social Web Panels zu sehen sind. Wenn man so Website und Co, da gab es eigentlich fast gar keine Frauen. Und gerade heißt es, man liest ja oft ja vor allen Dingen die Frauen nutzen diese Medien und gerade die Frauen sind so
44:42
vernetzungsfähig. Woran liegt das also, dass wir Frauen da so relativ wenig oder nicht genug vertreten sind aus eurer Sicht? Oder teilt ihr diese Meinung nicht? Darf ich vielleicht auch mal was sagen?
45:02
Es ist eine wirklich, wirklich schwierige Frage. Und wir sind ja immerhin jetzt schon mal ein Panel, das sich aus Feministinnen zusammensetzt und in einem großen Saal ist, der leider nicht ganz gefüllt ist, was ich auch gerade sehr, sehr schade finde. Und es ist immer so eine Sache zwischen
45:24
Eigeninitiative und eingeladen werden. Und natürlich zeige ich meistens irgendwo Eigeninitiative, wo ich nicht eingeladen bin. Also ich persönlich möchte mich gerade nicht hinstellen und mit dem Finger auf irgendjemanden zeigen, weil für mich ist das ganz toll, dass ich dieses Panel
45:40
machen durfte mit ganz tollen Menschen und wir darüber diskutieren durften. Natürlich sehe ich das Problem immer noch. Und ich glaube, dass es immer so ein Wechselspiel ist. Und jetzt kann vielleicht noch jemand anderes was sagen. Ich sehe das sogar noch kritischer als du, weil ich denke auch wirklich, wenn man sich schon hinstellt und sagt, wir wollen mehr Frauen haben, dann muss man auch irgendwas
46:01
dahinter tun. Und das ist wirklich, man kann immer sagen, kommt doch zu uns, aber das haben wir ja immer wieder gesehen. Dieses kommt doch zu uns, das hilft meistens nicht. Das ist nochmal die Piratenpartei, um die anzuführen. Ja, ihr könnt ja zu uns kommen, aber so richtig nett ist es bei uns vielleicht für euch auch nicht. Und wenn ihr dann sagt, es ist scheiße hier, dann sagen wir euch aber, seid ja auch selber schuld
46:21
daran und können wir bitte nicht mehr über das Thema reden. Und da muss man sich wirklich selbst die Frage stellen, sage ich nur, ich bin nicht explosiv oder sorge ich wirklich aktiv dafür, dass ich auch Leute mit einbeziehe. Und ich selber, wir haben jetzt, wir haben halt schon selber untereinander viel gesagt, Frauen
46:41
schlagt Panel 2, überlegt euch was. Wir stellen auch eine Liste auf mit Frauen, die über Themen reden möchten. Wir haben da schon einiges gemacht. Natürlich erreichen wir nicht alle. Dann gibt es noch die Frage vielleicht auch ein bisschen zu dem Artikel von Antje Schrupp. Es gibt so Bereiche der Blogosphäre, da sind viele Frauen, Foodblogs oder Strickblogs,
47:00
die dann auch gar nicht ernst genommen werden, wo man sich auch mal fragen muss, warum gehen wir nicht eigentlich dahin und sagen, wir schreiben über alle möglichen Blogs. Wir haben vielleicht nicht den Anspruch, die Blogosphäre ganz abzubilden, aber eigentlich müsste man doch auch mal sagen, die existieren ja auch, die haben ganz viele Leser, die werden vielleicht nicht verlinkt, sind nicht im Ranking, aber wir stellen sich trotzdem mal vor, ob man nicht auch an sich selbst den Anspruch hat. Aber du siehst
47:22
jetzt natürlich ein bisschen anders. Ich denke, das sollte man auch noch kritischer betrachten. Hallo, ich bin Lena Simon, ich
47:44
organisiere das... Ja, die Piratensache, die versuche ich jetzt mal nicht zu betonen. Ich organisiere das Vernetzungstreffen Digitale Medien für Frauen Anfang Juni. Da haben wir auch teilweise da schon kontaktet. Ich habe auch ein paar Flyer
48:00
rumgereicht, ich weiß nicht, ob die angekommen sind. Ich würde mich einfach mal fragen, weil mir diese Frage so oft begegnet ist in letzter Zeit, was sagt ihr zu... Also einfach nur Stichwort Postfeminismus. Also das höre ich jetzt in letzter Zeit so oft. Wir sind doch Postgender und da sind wir doch
48:21
darüber hinweg und das... Also irgendwie geht es mir immer furchtbar, werde ich immer ganz wütend, wenn ich das höre und ich versuche immer so ein bisschen noch Argumentationshilfe zu sammeln. Ja. Entschuldigung, ich glaube, dass genau was ihr schon gesagt habt, dass quasi das so marginalisiert wird,
48:42
gesagt wird, da sind wir doch schon längst durch. Feminismus, das Thema ist doch schon abgeschlossen. Ich glaube, du meintest damit, dass man sagt, Feminismus ist ja schon durch das Thema, wir sind alle gleichberechtigt, es ist im Grundgesetz verankert, wir brauchen jetzt gar nicht mehr darüber reden, oder? Das ist doch das, worauf du hinauswolltest, oder? Vielleicht?
49:01
Also in erster Linie geht es irgendwie um diese Sache im Netz, dass ja im Netz spielt ja das Geschlecht keine Rolle und man kann sich ja auch in geschlechtsneutralen Nicknamen irgendwie zum Beispiel zulegen und da spielt es ja einfach keine Rolle. In der Gesellschaft, das sagen auch die Piraten ganz gerne, da ist es ja nochmal ganz anders, aber im Netz, da spielt es doch einfach keine Rolle mehr.
49:22
Also ich erwische mich selber auch, wenn ich in geschlechtsneutralen Nicknamen lese, dass ich denke, ach, das ist ein Mann. Und also für mich, meiner Meinung nach, ist es einfach noch überhaupt nicht abgeschlossen, auch im Netz nicht, oder erst recht dort nicht. Und ja, ich finde es aber unglaublich schwierig, weil dann schnell
49:41
mir vorgeworfen wird, ich bin hier die Sexistin, ich mache hier wieder die Unterschiede auf und ich würde mich einfach interessieren, wie ihr da auf so eine Anfrage reagiert. Also ob das nicht alles schon, also Postfeminismus im Sinne von ist doch alles durch und warum machst du jetzt hier noch dieses Thema auf? Ich glaube, das ist ein Vorwurf, mit dem man, also da kann man
50:01
ja auch einfach, muss man sich halt besser mit Fakten wappnen und dann einfach Fakten dagegenhalten, weil von denen gibt es genug und dann kannst du ja irgendwie Zahlen, was Gender Pay Gap oder was auch netzspezifische Zahlen einfach anführen und weil, wenn man sich dann auf der Ebene von Meinungen ist es halt irgendwie, dann hat man halt diese Meinung, jemand anderes
50:21
kann andere Meinungen haben und deswegen ist es erfahrungsgemäß dann ganz gut, wenn man vielleicht ein paar Zahlen parat hat, um dann den Leuten den Wind aus dem Siegel zu nehmen. Und ansonsten, was diesen Begriff angeht, also ich mag den, ich kenne den so aus einer akademischen Diskussion heraus, wo es halt eher eben darum geht, ok, feministische Theorie, die nächste Stufe, also so Poststrukturalismus
50:41
und jetzt halt postfeministische Theorie. Ich mag den aber nicht so gerne, weil es für mich nämlich genau dieses impliziert, dass Feminismus eigentlich vorbei und abgeschlossen ist und deswegen, dass es eigentlich kann, also möchte ich nicht irgendwie den Eindruck erwecken und deswegen mag ich eigentlich lieber diesen Begriff dritte Welle,
51:01
weil das für mich halt irgendwie eher das trifft, wie ich die Situation sehe, nämlich es ist halt wir sind nicht Postfeminismus, sondern es sind einfach immer wieder vielleicht neue Epochen oder neue Wellen von Feminismus, die dann halt irgendwie kommen. Das ist eher so eine Kontinuität nochmal betont, als auch eine Abgrenzung zu Generationen,
51:21
die vor uns kamen, weil das ja häufig auch durchaus gewollt ist, also so ein bisschen nach dem Motto, gegeneinander ausspielen, jetzt sag doch mal, warum die alten Feministinnen so uncool sind und frigide und so weiter. Und warum seid ihr jetzt sexy und neu und besser?
51:42
Und ich finde, da darf man sich einfach nicht, da wäre es ja unklug, sich irgendwie da so platt ausspielen zu lassen. Noch ganz kurz, wieder jetzt auch gar nicht die theoretische Diskussion zu Post, Strukturalismus, Feminismus und Gender und so weiter anfangen, aber
52:00
ganz konkret, warum ich sagen würde, dass das zum Beispiel im Internet das Geschlecht im Internet eine große Rolle spielen kann und immer noch tut, da muss man sich nur mal Flemos angucken, die von Antifeministen in Gang gesetzt werden und welchen Unterschied das macht, ob das Geschlecht des Angegriffenen, der Angegriffenen
52:21
männlich oder weiblich oder nicht erkennbar ist. Das ist derartig eklatant, da muss man eigentlich gar nicht weiter darüber diskutieren, meiner Meinung nach. Das ist für die einfach von Bedeutung und dann ist es aber auch für die Angegriffenen von massiver Bedeutung. Jetzt sage ich kurz noch was dazu, ich habe mich damit auch auseinandergesetzt
52:40
und es ist ja immer eine Form von Zuschreibung und das ist ja egal, ob du dir einen geschlechtsneutralen Nick suchst oder nicht, es finden immer Zuschreibungen statt und wenn du dann eher mehr weiblich oder mehr männlich schreibst, je nach Auge des Betrachters, kriegst du ein Geschlecht zugeschrieben und ich meine nicht umsonst, wenn du halt einen IRC Channel betrittst, kommt zuerst die Frage männlich, weiblich, wenn ja,
53:01
dann und so weiter, es bleibt einem gar nichts anderes übrig, als dass man Geschlecht zugeschrieben kriegt und ich meine mittlerweile gibt es ja auch diese Post-Privacy-Welle, dass halt Leute mit ihren realen Identitäten und ihren realen Namen tatsächlich ins Internet gehen, gut, das ist dann ja sowieso egal,
53:20
aber dass tatsächlich dieses Anonymität so gar nicht mehr funktioniert, A, weil es halt immer mehr Leute mit ihren realen Identitäten ins Netz gehen und B, weil einfach immer diese Zuschreibungen stattfinden und nur wenn du drei Smileys mehr machst, wirst du dann als Frau wahrgenommen, also es macht einfach keinen Sinn, deswegen finde ich diese Argumentationsstruktur, ja, du kannst ja auch neutral auftreten, die finde ich ziemlich banane, weil spätestens
53:42
wenn du irgendwas Feministisches sagst, bist du dann eine Frau, wenn du was nicht Feministisches sagst, bist du dann ein Mann, also es ist so einfach ist das dann halt. Also ein ganz kurzes Beispiel noch dazu ist, man muss sich doch nur mal bei dem Spiegel online in die Kommentare gehen, da merkt man sofort Post-Gender, Post-Feminismus, irgendwas sind wir überhaupt noch nicht, weil da
54:02
teilweise ja Attitüden sind, die sind eigentlich nur aus der Steinzeit, Beleidigungen, die sind aus der Steinzeit, irgendwie, na geht am besten zurück an Herd und was mich persönlich dann immer noch am meisten ärgert ist, wenn man mal eine Debatte darüber los tritt, über sexistische Kommentare oder sogar Morddrohungen, was ja auch schon auch vorgekommen ist, die sich speziell gegen Feministinnen richten,
54:20
dann wird dieses Thema auch gerne von den großen Blogs einfach nicht aufgegriffen, vielleicht finden die es nicht wichtig, obwohl es ja mal wirklich auch ich meine Morddrohungen, hallo, krasses Thema, da müsste man mal drüber reden und das passiert dann einfach nicht und wenn wir irgendwo nicht Post-Gender sind, wo kann man das besser sehen als dort?
54:42
Ich glaube wir haben noch Zeit für eine Frage, wer möchte hellmutig die letzte Frage stellen? Drei, zwei, ne wer möchte, also eine Frage geht noch, wer hat denn noch eine? Da hinten, vielleicht könnt ihr das mit dem Mikro irgendwie eigenständig regeln, da muss ich nicht aufstehen.
55:02
Also wir haben jetzt viel gehört über, dass ihr gerne Gegenöffentlichkeit herstellen und dass in den Foren Haarschatoren herrscht. Ich versuche jetzt mal ganz kurz Linguistische These von vor 20 Jahren, sind die Frauen noch zu nett im Netz? Also wenn ich eure Blogs lese,
55:21
erst mal drei von denen haben so Mädchen und ich sage jetzt mal niedliche Titel, ist wahrscheinlich auch schon, seid ihr schon oft gefragt worden. Zweitens, die Einträge sind doch lange nicht so kämpferisch, finde ich, wie auf jetzt hier sag ich mal die Platzirsche, die hier sonst auf den Foren sitzen. Ist das ein Problem oder ist das bewusst? Weil es gibt ja, ich weiß nicht,
55:41
Mädchenblog oder Mädchenmannschaft gibt es ja auch eine lange Liste über ein Etikett und wie man sich und so weiter. Also ist sozusagen, ist das ein Manko oder ist das ein bewusst gewähltes anderes Kommunizieren? Also ich kenne das Problem sehr stark, in den Foren kritisiert zu werden
56:01
und wir haben immer den Vorwurf, dass wir zu harsh, zu verharmt und zu frustriert sein in unserer Argumentation. Also ich glaube, in so einem Kontext ist es vollkommen egal, wie man sich äußert. Man ist so per se das Thema Gleichstellung oder das Thema Feminismus ist ein rotes Tuch, das
56:22
quasi krankhaft angegriffen werden muss von Leuten. So empfinde ich diese Diskussionen in den kommerziellen Foren von Tageszeitungen. Und ob man jetzt lieblich oder nett ist, dann wird einem halt das wieder vorgeworfen, aber es ist sozusagen die Existenz per se ist einfach
56:41
der Auslöser für Missgunst. So empfinde ich das. Aber vielleicht ja. Also ganz kurz noch dazu, ja, über Mädchen haben wir glaube ich alle schon tausendmal diskutiert und auch die Freiheit, sich Mädchen zu nennen, sollte doch heutzutage eben erkömpfte Freiheit sein. Dann Etikette auf jeden Fall, weil wir möchten einen angenehmen Umgang haben. Wir wollen alle Spaß haben.
57:01
Wir wollen uns nicht gegenseitig beleidigen. Und es passiert viel zu schnell, weil wir müssen dauernd darauf hinweisen, obwohl es wirklich ja jedes Mal über dem Kommentarfeld steht. Und zum Schluss mit zu nett oder zu kämpfrisch. Also ich persönlich jetzt von Leuten, die wirklich nicht feministisch eingestellt bin, habe schon öfter zu hören bekommen, boah, ihr seid immer so aggro und so und seid doch mal nett und so.
57:21
Dann erreicht ihr auch mehr, wo ich schon jedes Mal sage, ja, mit nett haben wir noch nie was hingekriegt. Das ist ja anscheinend auch schon zu schlimm. Dann heißt es wieder, das ist zu nett. Und einmal haben wir oder hat Meredith einen richtig, was heißt übelen Eintrag geschrieben, also hat sich mal richtig ausgelassen darüber, was es immer für Leute gibt, wie die immer ankommen und dass sie alle einen Keks haben wollen, weil sie mal so nett
57:41
waren und wir den Kommentar trotzdem nicht gepostet haben. Und dieser eine Eintrag, der glaube ich schon vor zwei Jahren war, wird uns heute noch immer vorgehalten. Ihr seid immer noch so aggro. Also da kann man das nicht richtig machen. Es geht einfach nicht. Also ich bin auf
58:00
jeden Fall immer zu nett. Und zwar, weil ich auch Angst vor diesen Auseinandersetzungen tatsächlich habe. Und das gebe ich auch zu. Wenn man wirklich einen Beitrag schreibt, wo man sich richtig auslässt und richtig abkotzt, dann kriegt man richtig, richtig viel Übles an den Kopf geworfen. Und ich habe so schon einige sehr, sehr haarsträubende Diskussionen geführt und dazu muss man sagen, manchmal hat man einfach nicht die Kraft dafür,
58:21
super aggro nach vorne zu gehen. Aber tatsächlich, ich stimme dir zu, auch ich habe mir das vorgenommen für meine Zukunft, mal ab und zu mal mehr auf den Tisch zu hauen und das auszuhalten. Weil gerade dadurch, dass es diese Vernetzung gibt, hat man ja viel, viel mehr Rückhalt als noch vor ein, zwei, drei, vier Jahren. Da kann man dann sagen, hier, lies mal bitte den Text gegen, guck mal, ob das zu schlimm ist.
58:42
Oder schreibt doch bitte auch mal was in den Kommentaren und steh mir ein bisschen bei, dass man sich so ein bisschen Support dann holt. Möchte noch einer was sagen? Ich wollte noch sagen, ich glaube, es gibt auch noch einen Unterschied zwischen nicht konfliktbereit sein, was ich durchaus auch als, was ich nicht gut finde.
59:02
Also ich finde es wichtig, dann auch zum Teil kontroverse Meinungen zu vertreten, auch wenn man sich dort dann eben in Diskussionen begibt oder natürlich irgendwie anlegt, zum Teil auch mit Leuten. Aber ich finde, es gibt noch mal einen Unterschied zwischen man weicht Konflikten aus oder man hält sich nicht an den Etikett, weil man kann auch eine kontroverse Meinung respektvoll vertreten und diskutieren.
59:21
Und ich glaube, dieses Respektvolle, das ist auch auf jeden Fall gewollt. Also dass man sich da einfach nur gegenseitig anföbelt oder so, das kann ja nicht das Ziel sein. Ich hoffe, es sagt danach noch jemand was, damit ich nicht auch noch das Schlusswort mache. Aber ich glaube,
59:41
also Gegenposition, ich bin glaube ich auch immer zu nett. Bin nun keine Frau, also daran allein kann es irgendwie auch nicht liegen. Andererseits habe ich eben genau die gleiche Erfahrung gemacht, dass selbst wenn man eine hoffentlich klare Meinung irgendwie mal nett formuliert, dann kriegt man das halt trotzdem um die Ohren geschmissen.
01:00:00
letzten Endes relativ wurscht. Und bei mir ist es einfach so, ich glaube, ich bin erst mal so nett, schreibe vielleicht auch ein bisschen zu nett und kann mir irgendwie vornehmen, es anders zu machen. Und manchmal mache ich es vielleicht auch. Aber die politische Reaktion ändert sich, glaube ich, dadurch nicht unbedingt.
01:00:21
Okay, dann beende ich hiermit diese Diskussion. Ich danke allen anwesenden Diskussionsteilnehmerinnen und danke auch dem tollen Publikum und für die guten kritischen Fragen. Und wünsche euch ansonsten noch, ach so, vielleicht kann ich noch verkünden, es wird auch ein Gender Camp geben, ein Gender Bar Camp in zwei Wochen,
01:00:41
in drei Wochen in der Nähe von Hamburg. Wer sich weiter für das Thema Feminismus, Queer, Netzkultur interessiert, sollte vielleicht mal nach Gender Camp googeln, ich kann es gerade nicht auswendig. Okay, danke. Viel Spaß noch auf der Republika.
01:01:07
So, wir haben jetzt ein bisschen Zeit zum Gehen und Kommen, damit wir dann in Ruhe anfangen können mit Sascha Palenberg.