DIY Barrierefreiheit
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Formal Metadata
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Title of Series | ||
Part Number | 19 | |
Number of Parts | 72 | |
Author | ||
License | CC Attribution - ShareAlike 3.0 Germany: You are free to use, adapt and copy, distribute and transmit the work or content in adapted or unchanged form for any legal purpose as long as the work is attributed to the author in the manner specified by the author or licensor and the work or content is shared also in adapted form only under the conditions of this | |
Identifiers | 10.5446/20796 (DOI) | |
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Abstract |
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re:publica 201219 / 72
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Computing platformWebdesignSoftware developerInternetStandard deviationLösung <Mathematik>Plane (geometry)PROBE <Programm>Group actionE-commerceWeb pageSound <Multimedia>WEBVapor barrierDigitizingRoute of administrationForm (programming)Expert systemMobile appElectronic GovernmentMeeting/Interview
09:04
Inclusion mapVapor barrierCafé <Programm>Well-formed formula
10:31
Web browserComputing platformAndroid (robot)iPhoneSmartphoneSpeciesMeeting/Interview
11:45
Server (computing)LengthVapor barrierAbteilungMeeting/Interview
14:04
Workstation <Musikinstrument>Hausdorff spaceLogicMeeting/Interview
17:01
StatisticsWeb serviceInformationMeeting/Interview
18:12
WebsiteRoute of administrationData analysisComputing platformHacker (term)Meeting/Interview
19:45
9 (number)Moment (mathematics)XMLMeeting/Interview
20:41
Open sourceWorkstation <Musikinstrument>Moment (mathematics)Family of setsWebsiteInterface (computing)Git <Software>DatabasePerturbation theoryWeb pageSoftwareInferenceMeeting/Interview
25:31
LIGA <Programm>InformationOpen sourceMeeting/Interview
26:41
DownloadCodeWebsiteSource codeComputing platformOpen sourceSoftware developerMeeting/Interview
27:39
IP addressDownloadCondition numberRuby on RailsWebsitePulse (signal processing)Meeting/Interview
30:10
InternetMoment (mathematics)BIENE <Computer>Web pageContent (media)WEBMeeting/Interview
31:37
Maxima and minimaWeb pageWordPressWEBMittelungsverfahrenEigenvalues and eigenvectorsMeeting/Interview
34:14
Johann Peter HebelUniform resource locatorMaxima and minimaWeb browserSource codeLink (knot theory)WordPressWeb pageXMLComputer animationMeeting/Interview
35:54
Web pageCAPTCHAScreening (medicine)Meeting/Interview
36:48
Web pageLink (knot theory)Point cloudRoute of administration
38:12
ExplosionswelleWeb pageWeb browserSound <Multimedia>Computer animation
39:03
DemosceneExplosionswellePlane (geometry)Link (knot theory)Sound <Multimedia>MittelungsverfahrenComputer animation
40:44
DemosceneVelocitySound <Multimedia>InformationLink (knot theory)Open sourcePlane (geometry)Computer animation
42:05
DemosceneRepresentational state transferWordPlane (geometry)Link (knot theory)Web pageComputer animation
44:11
BALL <Programm>Computer animation
45:10
FAQMAX <Programm>CompilerPasswordWordWordPressComputer animation
Transcript: German(auto-generated)
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Ja, schönen guten Tag. Ich freue mich hier zu sein und ich freue mich auch, dass hier so viele gekommen sind heute für dieses Thema.
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Wir freuen uns, dass wir diese Session digital barrierefrei hier anbieten können auf der Republika und dass wir auch als Aktion Mensch dieses Jahr eine aktive Rolle hier auf der Republika spielen können. Uns war es ein wichtiges Anliegen, dass die Veranstaltungen in diesem Jahr etwas barrierefreier sind
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und wenn die Technik gleich klappt, werden wir hier auch noch die Schriftdolmetschung zusätzlich zu den Gebärdendolmetschen haben. Wichtige Möglichkeiten für Menschen, die vielleicht hier auch den Ton nicht ganz verstehen oder etwas nicht mitkriegen, auch sich da noch mal zu vergewissern, was eigentlich gesagt wurde. Was uns sehr freut, ist, dass das Thema Barrierefreiheit offenbar angekommen ist
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und in diesem Jahr auf der Republika eine wichtige Rolle spielen wird und für viele Besucher, wie sie hier offenbar auch ein wichtiges Anliegen ist. Das ist uns sehr wichtig und das freut uns. Das Thema Barrierefreiheit im Internet und im digitalen Alltag ist etwas, was uns als Aktion Mensch sehr am Herzen liegt. Warum? Weil für uns ist eine Gesellschaft ohne Barrieren eines der Hauptanliegen, die wir vertreten.
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In diesem Jahr steht Barrierefreiheit auch als Thema für den 5. Mai, den Europäischen Protesttag für Menschen mit Behinderungen. Da geht es um das Thema Barrierefreiheit in der Gesellschaft. Und wenn wir über die Gesellschaft reden, dann ist ja heute
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Digitalisierung eines der wichtigsten Charakteristika, die sich immer mehr im Alltag ausbreitet. Die Digitalisierung bietet eine unglaubliche Chance für die Vereinfachung für alltägliche Dinge, aber insbesondere auch für die Teilhabe und die Partizipation von Menschen mit Behinderungen.
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Ob es um Einkaufen geht, Bankgeschäfte, Entertainment, den intensiven Austausch mit Freunden und Bekannten oder um das Lernen und Arbeiten geht. In all diesen Bereichen heißt, online zu sein für Menschen mit Behinderungen, autonom und selbstbestimmt an der Gesellschaft teilhaben zu können und ihr Know-how als Experten auch mit einzubringen.
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Die Aktion Mensch engagiert sich ja schon seit einigen Jahren für das Thema Ein Internet für alle. Mit der Aufklärungsinitiative Einfach für alle und dem Wettbewerb für barrierefreies Webdesign PINE haben wir diesen Prozess viele Jahre geleitet.
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Wir haben inzwischen eine Plattform einer aktiven Community entwickelt, die dazu beiträgt, dass die Standards für Barrierefreiheit im Internet etabliert haben. Sowohl bei den Internetagenturen, aber auch in der Anwendungsentwicklung, im Bereich E-Commerce und auch im Bereich E-Government. Zudem haben wir als Aktion Mensch eine deutsche Studie herausgegeben zur Nutzung von Web 2.0-Anwendungen durch Menschen mit Behinderungen.
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Und wir haben dafür gesorgt, das Thema damit auch einer weiteren Öffentlichkeit zu vermitteln. Bei dieser Studie ist übrigens herausgekommen, dass Menschen mit Behinderungen das Internet noch intensiver nutzen als Menschen, die keine offensichtliche Behinderung haben. Das nur noch mal als Unterstreichen der Wichtigkeit dieses Themas.
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Es hat sich in den letzten Jahren einiges getan für die Barrierefreiheit im Netz. Aber die Barrierefreiheit, die Zugänglichkeit aller Elemente des Internets, für alle ist noch längst nicht da, wo es sein könnte und wo es sein sollte. Insbesondere bei den neuen Entwicklungen, zum Beispiel Apps oder
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Social Media Features, wird Barrierefreiheit leider meistens nicht konsequent mitgedacht. Das sind neue Herausforderungen, die uns heute bevorstehen. Die Frage, die sich stellt, ist, ob man die Schubkraft digitaler und sozialer Medien noch stärker nutzen könnte, um eine dynamische Entwicklung der Barrierefreiheit zu initiieren.
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Oder auch sie jetzt hier voranzutreiben. Die Frage stellt sich, wie man die richtigen Macher, wie hier zusammenbringen kann, sie miteinander vernetzen kann, damit Lösungen für Barrierefreiheit für den gesamten digitalen Alltag entstehen können und auch miteinander geteilt werden können.
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Das Web 2.0 kann damit genutzt werden und kann aber selber auch dazu beitragen, zu Veränderungen zu gelangen. Diesem Thema der Barrierefreiheit im Netz werden wir uns auch in unserem neuen Wettbewerb widmen, den wir voraussichtlich Ende 2012 vorstellen können. Barrierefreiheit ist nämlich nicht nur eine einseitig technische Frage, auch keine reine
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gesellschaftliche Frage oder nur eine wirtschaftliche oder nur eine Frage des Designs, sondern es ist ein kooperativer Prozess, der nur gelingen kann, wenn ganz viele, ja wenn alle, mitmachen. Die diesjährige Republika steht unter dem Motto, do it yourself.
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Warte nicht, erkenn das Problem, pack es an, löse es in einer kreativen, innovativen Weise mit Menschenverstand, mit Unterstützung anderer in der Crowd. Viele Vordenker und Macher sind dieses Jahr nach Berlin gekommen und wollen sich austauschen über alle Facetten von Möglichkeiten, Erfahrungen und Methoden der do it yourself Bewegung.
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In diesem Sinne haben wir heute hier zwei Redner, die es genauso schon handhaben, die sich dem Thema Barrierefreiheit pragmatisch und unkonventionell nähern und es einfach angepackt haben. Da die Bedeutung der Digitalisierung für die gesellschaftliche Partizipation von Menschen mit Behinderung aufgezeigt werden muss, können wir heute zwei Perspektiven bieten, die zeigen, wie Barrierefreiheit für alle funktionieren kann.
05:47
Ich freue mich sehr, dass wir jetzt gleich dazu Raoul Krauthausen und Mike Wagner hören werden. In diesem Sinne wünsche ich uns allen und Ihnen und uns viel Spaß mit den beiden Vorträgen zum Thema Barrierefreiheit und natürlich auch für den restlichen Aufenthalt hier auf der Republika und in Berlin.
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Und wenn ich noch eine kleine Werbung in eigener Sache machen darf, schauen Sie doch mal auf der Webseite der Aktion Mensch. Es gibt in diesen Tagen 610 Aktionen bundesweit für Barrierefreiheit. Bestimmt ist auch in Ihrer Stadt und Ihrem Dorf etwas dabei. Auf der Webseite der Aktion Mensch ist ein Aktionsfinder, wo Sie per
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Postleitzahl eingeben können und die nächste Aktion finden können, die stattfindet zur Barrierefreiheit. Seien Sie mit dabei. Zusammen schaffen wir die Barrierefreiheit. Vielen Dank. Dankeschön. Martin Georgi von der Aktion Mensch. Und Herr Georgi hat es ja schon angekündigt.
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Wir werden jetzt zwei Vorträge hören und fangen an bei jemanden, den wir vielleicht schon kennen aus der einen oder anderen Google-Werbung, aber vor allem durch sein Projekt realmap.org. Das ist eine Open-Data-Map, in der jeder quasi verschiedene Orte, Cafés oder Kneipen,
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Biergärten bei dem schönen Wetter markieren kann, ob die denn überhaupt barrierefrei sind oder nicht. Wie es da aussieht oder ob sie nur eingeschränkt barrierefrei sind, ist eine schöne Geschichte, wenn ihr es noch nicht kennt, realmap.org. Aber Raoul Krauthausen ist ja engagiert bei den Sozialhelden, so ein soziales Unternehmen, was eben viele solche Ideen hat. Und da gibt es noch deutlich mehr zu erleben, zum Beispiel ein Projekt, das er uns heute hier auf der Republika vorstellen möchte.
07:24
Und das heißt brokenlift.org. Lift, Aufzug, broken, kaputt, könnte man sich schon was überlegen. Ich heiße herzlich willkommen Raoul Krauthausen. Danke. Oh mein Gott, ok. Als ich gefragt wurde, ob ich auf diese Veranstaltung was sprechen möchte, habe ich gesagt, ja, warum nicht?
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Und dann meinte der Veranstalter, Johnny Häusler in dem Fall, aber bitte red nicht über die realmap.
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Und ich so, aber warum denn nicht? Und er meinte, naja, das kennen wir inzwischen. Die Sau hast du durchs Dorf getrieben. Und dann dachte ich, ja ok, das war eine der größten Herausforderungen, die ich dann hatte, mir in Echtzeit zu überlegen, worüber ich reden kann.
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Und hat dann gesagt, ok, alles klar, ich werde ein neues Thema vorstellen. Wusste bis zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich, ob wir es überhaupt alles technisch hinkriegen usw. Deswegen präsentiere ich heute den aktuellen Stand, wo wir gerade sind. Ich mache aber trotzdem einen kleinen Ausflug, wer wir überhaupt sind und so weiter und so fort, versuche mich da aber kurz zu halten.
08:44
Einmal umschalten. Wie gesagt, mein Name ist Raoul Krauthausen. Google nennt mich der Wegbereiter. Ich weiß nicht genau, ob das zutrifft, weil auch ich natürlich im Alltag auf Barrieren stoße. Ich bin selber einer der Gründer der Sozialhelden, ein gemeinnütziger Verein.
09:02
Wir engagieren uns rund um das Thema Soziales. Das Wort Helden ist in dem Fall nicht allzu ernst zu nehmen, weil es doch eher, wie soll ich sagen, wir wollen damit eher den Spaß kommunizieren. Und das soll auch dieses Foto ausdrücken. Das Thema Barrieren ist natürlich, wie gesagt, für Menschen mit
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Mobilitätseinschränkungen, die im Rollstuhl sitzen, eines der größten Probleme im Alltag. Stufen, Tappen, Wendeltreppen ganz besonders bevorzugt. Ich bin hier glücklicherweise über die Rampe auf die Bühne gekommen. Normalerweise sind die meisten Bühnen ohne Rampen. Im Alltag wird man regelrecht oft ausgeschlossen, sei es beim Bäcker, bei der Post und so weiter und so fort.
09:48
Ich habe vor zwei Tagen erfahren, dass es in Berlin ein Gefängnis gibt, das barrierefrei ist, in Spandau. Auch nicht schlecht. Das ist Inklusion at its best, würde ich sagen.
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Aber warum auch nicht. Viele von euch werden die Geschichte kennen. Ein Freund von mir war es einfach leid, sich mit mir immer an den gleichen Orten zu treffen, immer im gleichen Café. Wo ist das Rollstuhl gerecht und wo eben nicht. Und das wussten wir immer nicht und haben uns deswegen im gleichen Café getroffen.
10:21
Und er meinte aber, Raul, es kann ja nicht sein, dass du der Einzige bist, der dieses Problem hat. Wie wäre es denn, wenn man das Ganze online speichert? Wenn Betroffene selbst sagen, welche Art Rollstuhl gerecht ist und welche eben nicht. Gesagte Tran, das Projekt Wheelmap, haben wir dann hochgezogen.
10:40
Da geht es im ganz simplen Fall darum, dass ich mit meinem Smartphone, Android oder iPhone, dass ich aber auch mit dem Webbrowser Orte markieren kann in der Stadt, ob sie rollstuhlgerecht sind oder nicht. Das ganze Projekt ist seit 1,5 Jahren online. Und wir haben jetzt knapp 225.000 Orte in der Wheelmap drin.
11:02
Und sind damit mehr oder weniger über Nacht zu einem der größten Projekte zum Thema rollstuhlgerechte Orte der Welt geworden. Was natürlich für uns als Verein, der gemeinnützig ist, und, wie soll ich mal sagen, auch jetzt nicht gerade üppig mit Geld unterwegs bestückt ist, eine große Herausforderung ist, diese Plattform nachhaltig zu betreiben.
11:23
Und ich selber betrachte mich auch eher als jemand, verdammt, warum gibt es diese Projekte eigentlich nicht? Ich stoße sie jetzt an, mache mir aber weniger Gedanken darüber, wie betreibe ich das eigentlich die nächsten 40 Jahre. Das heißt, ich selber bin eher jemand, der innovativ unterwegs ist und bin deswegen auch hier und stelle unser kommendes Projekt vor.
11:43
Wir hatten enorme Wachstumsraten, das bedeutet, dass wir bei der Wheelmap auch wirklich mit höheren Kosten zu tun haben. Wir sind auf mehreren Servern, zeitweise auf 14 Servern waren wir unterwegs. Wir haben drei bis vier Entwickler an dem Projekt sitzen. Diese Leute müssen auch gefüttert und bezahlt werden.
12:01
Ich bin total dankbar, dass Sie da Ihr komplettes Herzblut reingesteckt haben. Aber es ist einfach mal echt Arbeit. Lange Rede, kurzer Sinn, wir haben also über statische Orte geredet. Wir haben über Cafés geredet, wir haben über Postfilialen geredet. Das sind Orte, deren Barrierestatus sich, sagen wir mal, alle 40 Jahre vielleicht ändert.
12:24
Also die Orte werden tendenziell eher rollstückgerecht, sie bekommen Rampen beim Umbau. Und es ist eher unwahrscheinlich, dass bestehende Orte neue Barrieren bekommen. Das gibt es auch bei Neubauten. Herr Georgi wird das vielleicht kennen, oder die Rollstuhlfahrer, die hier sind.
12:43
Dass zum Beispiel die Grimm-Bibliothek, als sie neu gebaut wurde hier in Berlin, viel zu eng ist, dass sich Aufzüge hinter Feuerschutztüren befinden usw. Also auch da Barrierefreiheit, wie soll ich mal sagen, noch nicht ganz gelebt wurde. Ein trauriges Beispiel in Berlin ist immer noch der Berliner Fernsehturm.
13:04
Das heißt, der Berliner Fernsehturm ist ein Wahrzeichen der Stadt, aber Rollstuhlfahrer dürfen nicht rein, obwohl es Aufzüge gibt. Sie dürfen aus sogenannten Brandschutzechnischen Gründen nicht rein. Und Brandschutz ist für mich gerade so ein brandgefährliches Thema.
13:21
Da gehe ich in Flammen auf und das Ganze ist einfach wirklich etwas, wo ich ganz gerne doch mal den einen oder anderen Juristen zu befragen würde, ob man das so stehen lassen kann. Lange Rede, kurzer Sinn. Wir haben jetzt also über städtische Orte geredet. Fernsehtürme werden tendenziell wahrscheinlich irgendwann barrierefreier werden.
13:41
Aber der Status ändert sich nicht irgendwie alle zwei Tage. Tut es aber bei Aufzügen. Und zwar Aufzügen von U-Bahn-Höfen und von S-Bahn-Höfen. Bei mir ganz konkret S-Bahnhof Griebnitzsee. Ich habe vier Jahre beim RBB gearbeitet, bei Radio Fritz.
14:01
Und ab dort die Online-Abteilung damit aufgebaut. Und wohnte aber in Berlin Schöneberg. Das heißt, man konnte bequem mit der S1 bis Wannsee fahren, dort einfach auf der anderen Seite des Gleises in die S7 steigen und bis Griebnitzsee fahren. Nur irgendwann war der Aufzug kaputt in Griebnitzsee.
14:20
Und da Griebnitzsee, eine Station weiter, also es ist halt schon Brandenburg, es ist eine Station weiter, also nicht mehr Berlin offiziell. Und wenn man da hin will, ist die S-Bahn verdammt nochmal die einzige Möglichkeit dahin zu kommen. Es gibt noch den Regionalexpress. Aber Rollstuhlfahrer und Regionalexpress, das ist ein Problem in sich.
14:43
Da ist es nämlich so, dass diese Regionalexpress zum Beispiel, die haben dann oft einen bis gar keinen Zugbegleiter mehr an Bord. Und der ist aber der Einzige, der die Rampe bedienen kann, die in dem Zug installiert ist. Und diese Rampe ist entweder ganz vorne oder ganz hinten am Zug und das ändert sich.
15:00
Und hält dieser Zug nur 30 Sekunden. Und wenn du an der falschen Seite dieses scheiß Bahnsteigs stehst, dann sieht dich der Typ nicht, oder die Frau. Und dann bist du halt raus und dann hast du halt Pech. Deswegen fährt man mit der S-Bahn. Und wenn da der Aufzug kaputt ist, dann hat man ein Problem. Dann kommt man nämlich nicht zur Arbeit und dein Chef steigt ja aufs Dach.
15:23
Und du kannst eine Woche vielleicht noch den Aufzug als Begründung nennen, aber eben nicht ein Jahr. Und ein Jahr war dieser Aufzug kaputt. Das heißt, ich bin an einer Station weitergefahren bis Babelsberg, hatte zwei Stunden Fahrtweg insgesamt, um zur Arbeit zu fahren. Das heißt, ich saß insgesamt vier Stunden in meinem Rollstuhl,
15:44
auf Straßen, in Bahnen, was auch immer, nur um zur Arbeit zu kommen und nach Hause. Mein Arbeitstag hat sich praktisch um die Hälfte verlängert. Das ist einfach kaputt, das System. Ich als Betroffener stehe natürlich auch immer vor der Frage,
16:01
wie soll ich sagen, so ein defekter Aufzug hat etwas von, wenn ich ihn brauche, ist er natürlich 100% wichtig. Aber es schleicht sich für mich auch so ein Gefühl ein von, ich hab das Gefühl, da wird nicht richtig gewartet. Oder ich hab das Gefühl, der ist immer kaputt. Und das ist natürlich eine subjektive Wahrnehmung, weil ich unterwegs bin.
16:21
Deswegen präsentiere ich jetzt hier Broken Lives, um das mal auch zu quantifizieren. Kurz gesagt, wenn man sich als Menschen mit Mobilitätseinschränkungen nicht in diese Odyssee begeben will, informiert man sich vorher. Man informiert sich vorher, funktionieren die Aufzüge vor Ort, man informiert sich, hat die Station überhaupt einen Aufzug, ist der Ort, wo ich hin will überhaupt rollstückgerecht,
16:42
da setze ich inzwischen selber die Wheelmap ein und kann bei der BVG sehen, welche Station einen Aufzug hat. Und inzwischen sogar, welcher Aufzug gerade defekt ist. Das ist hilfreich, aber es ist natürlich immer, sagen wir mal, eine halbe Stunde logistische Planung vor jeder Reise, die ich zum ersten Mal antrete.
17:01
Gucken wir mal nach Österreich. In Österreich gibt es ein Projekt, das heißt ubanaufzug.at. Dort hat man gesagt, okay, weil es eben dort diesen Service nicht gibt, dass man sehen kann, welcher Aufzug momentan kaputt ist, lassen wir die Menschen das Crowdsourcen.
17:23
Das heißt, man konnte mit einem Mobiltelefon oder kann mit einem Mobiltelefon Orte markieren oder Aufzüge markieren, ob sie gerade funktionieren oder nicht. Das ist schön, das ist eine gute Idee, war ein politisches Instrument, um die Wiener Linien dazu zu bringen, diese Informationen anzuzeigen von sich aus, ob welcher Aufzug eben geht.
17:44
Das haben sie dann auch vor kurzem gemacht, sieht sogar ganz gut aus und da ist dann sogar eine Statistik zu sehen, wo dann steht, das ist dann... Wo ist der Laser pointer? Geht gerade nicht. Auf jeden Fall kann man sehen, wie viele in Betrieb sind und wie viele momentan außer Betrieb sind. Das heißt, das Projekt war erfolgreich, die Lobbyarbeit war erfolgreich
18:03
und die Wiener Linien haben im Rahmen ihrer Open-Data-Initiative der Stadt Wien das Ganze dann auch praktisch kundgetan. Wir haben uns gefragt bei den Sozialhelden, da es diese Websites schon gibt und die gibt es schon seit Jahren, was kann man denn da draufsetzen?
18:22
Was kann man denn machen mit den Daten, die die S-Bahn, die von der Bahn betrieben wird und die die BVG, die von der BVG betrieben werden, was kann man denn mit diesen Daten anfangen, die sie bereits präsentieren? Und haben uns dann im Dezember letzten Jahres bei Random Hack of Kindness bei diesem Thema gebitmet.
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Das war in Berlin im Betahaus. Und haben dort Hacker gefragt, ob sie uns helfen können, eine Art Analyseplattform zu bauen. Daraus entstand das Projekt Broken Lifts.
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Inspiriert von dem Projekt brennendeautos.de. Das dürfte gestern auch einige mehr Einträge haben. brennendeautos.de ist eine Online-Plattform, wo anhand der Polizeimeldungen irgendjemand einträgt, welche Autos gerade branden und das statistisch auswertet.
19:22
Also wie viele Mercedes eigentlich und wo. Dann sieht man auf so einer Google-Maps halt, wie viele Autos insgesamt gebrannt haben, wo die Hotspots sind usw. Es ist interessant zu sehen, inzwischen sind nicht mehr nur Luxus-Karossen betroffen, sondern auch mal so ein Seat.
19:43
Das Logo ist eine Anlehnung, eine Hommage eigentlich daran. Nämlich ein brennender Aufzug. Natürlich ist es nicht ganz so dramatisch. Meistens sind sie nur stecken geblieben oder fahren einfach nicht. Aber ich finde, das ist eine schöne Illustration. Das Eis, das wir gebaut haben, das ist eine Studie.
20:00
Das ist frisch mit heißer Nadel gestrickt. Kommt gerade aus dem Ofen praktisch. Es zeigt den Ist-Zustand der Berliner ÖPNV-Aufzüge unter brokenlifts.org. Das Ganze ist so gebaut, dass es natürlich skalierbar wäre, auch auf andere Städte,
20:21
weswegen wir einen englischen Namen gewählt haben. Im Moment ist es nur Berlin. Das ist ein Screenshot von gestern. 17 Aufzüge sind defekt. 94 davon betreibt die S-Bahn. Und die anderen 6 die BVG. Da kann man schon eine gewisse Servicequalität rauslesen.
20:42
Möchte ich mal sagen. Jemand bleibt jetzt seine eigene Interpretation überlassen. Aber dieses Projekt soll einfach nur darlegen, wie es ist. Wir wollen das nicht offiziell jemanden blamen. Das kann ja auch umgekehrt sein. Aber im Moment ist es halt so.
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Ich finde es schön, es schlägt in eine gewisse Kerbe, die schon sehr gut ausgeprägt ist. Ich habe mir das mal rausgesucht. Die BVG betreibt 173 Aufzüge. Das heißt, 55% aller Stationen haben einen Aufzug.
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Die S-Bahn selbst betreibt 132 Aufzüge. Das sind bereits 87% aller Stationen. Wenn man jetzt aber sieht, dass 94% der S-Bahn gehören, ist es ein relativ dramatisches Signal. Wenn man jetzt auf eine Station klickt,
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das ist hier ganz schön zu sehen. Station Karlshorst, das ist eine S-Bahn-Station. Dann kann man sehen, dass in den letzten 200 Tagen dieser Aufzug 3.480 Stunden defekt war. Insgesamt 152 Tage. Das wurde insgesamt
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durch 18 Defekte ausgelöst. Das sind Daten, die wir seit über einem halben Jahr sammeln. Das Ganze ist natürlich, wie soll ich mal sagen, es ist eine Studie. Wir wollen das Ding noch weiterbauen. Wir wollen das Ding vorantreiben.
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Wir wollen für offene Daten kämpfen. Wir wollen diese Daten frei zur Verfügung stellen. Das ganze Projekt wird Open Source sein. Das kann man bei Git sich runterladen. Wir wollen das Projekt so machen, dass es auch mit Live-Daten funktioniert. Im Moment sind nur die S-Bahn-Daten live drin. Es ist schwierig, weil wir die Daten scrapen.
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Die BVG und die S-Bahn bieten keine Schnittstelle an. Ich habe mich mal mit jemandem unterhalten, der die Fahrplansoftware für diese Verkehrsbetreiber entwickelt. Der meinte, dass sie selber ganz viel von den Websites scrapen müssen.
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Scrapen bedeutet ein System besucht die Seite, analysiert diese, speichert die in der Datenbank und interpretiert die. Das Ganze ist insofern anfällig, dass sobald jemand Karls Rost anders schreibt oder dass dann nicht S-Bahnsteig heißt,
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dass das Scraper nicht funktioniert. Das ist keine saubere Lösung, die wir gemacht haben. Aber es ist ein Anfang. Es ist eine rechtliche Grauzone. Das gebe ich hier ganz offen zu. Wir speichern die Daten zwischen.
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Öffentlich einsehbare Daten. Wir ziehen daraus Schlüsse, interpretieren diese. Aber es ist auch nicht wirklich verboten. Das ist insofern relativ undefiniert. Das Ganze betrifft, obwohl wir die Waymap ursprünglich gemacht haben, dass es nicht nur Rollstuhlfahrer gibt,
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sondern auch Menschen mit Fahrrädern. Das betrifft Familien mit Kinderwagen. Es betrifft ältere Menschen. Oder auch junge Menschen, die so kurz um die Treppe gehen. Was völlig in Ordnung ist. Dann ist es auf einmal ein Thema, das bewusst nicht nur für Rollstuhlfahrer konzipiert wurde.
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Es gab mal eine Reportage, die ich an Henningsdorf geben sollte. Da ging es um barrierefreies Henningsdorf. Ich sollte diverse Arztpraxen besuchen. Ich sollte einen Bäcker aufsuchen. Ein Reporter sollte mir begleiten. Dummerweise war der Aufzug erst mal auf Henningsdorf kaputt. Die ganze Reportage basierte darauf,
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dass wir nur darüber berichten konnten, dass der Aufzug kaputt war. Die Geschichte schlug um von einer Positivmeldung in eine Negativmeldung. Dass man dank der S-Bahn nicht dahin kommen konnte. Wir stellen uns weiterhin offene Fragen zu diesem Projekt.
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Das Ganze ist wie gesagt eine Studie. Wie kann man eigentlich Aufzugstörungen crowdsourcen? Im Moment ist es so, dass wenn ich einen defekten Aufzug entdecke, dann rufe ich die Hotline an. Die sagen, ich gebe das weiter. Es bleibt für mich das untrügliche Gefühl,
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dass es versandet. Auch die Website, erst Tage später aktualisiert, je nachdem, ob überhaupt. Wie kann man das crowdsourcen? Wie kann man Informationen crowdsourcen, die nur eine begrenzte Haltbarkeit haben?
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So ein Aufzug wird wieder repariert. Wenn jemand sagt, der ist kaputt, dann stimmt die Information nicht mehr. Vor so einer Frage stehen wir gerade. Wie könnte man das Projekt auf weitere Städte skalieren? Nicht jede Stadt wie Berlin oder Wien bietet Daten an,
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wo man sehen kann, welche Aufzüge funktionieren und welche nicht. Sollte man sogar Aufzughersteller mit einander vergleichen? Wie wäre das denn? Könnte man daraus sehen, ob bestimmte Hersteller eher schlechtere Montagsaufzüge bauen als andere?
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Kann ja auch sein. Soll es nur auf öffentlichen Personennahverkehr beziehen? Kann es auch öffentliche Gebäude sein? All diese Fragen finden wir interessant. Das ist ein Stichwort Bürgerbeteiligung, Bürgerpartizipation praktisch. Weswegen wir das Ganze
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bei GitHub als Open Source reingestellt haben. Und letztendlich die Leute motivieren wollen, sich das mal anzugucken, mitzumachen, beizutreiben, zu kopieren in ihre eigenen Städte, weiterzuentwickeln und das wieder unter Open Source Lizenz zu stellen. Wir wollen nicht so sehr involviert sein
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als Sozialhelden in das Betreiben dieser Plattform, sondern wir sind vielleicht die initialen Ideengeber und können bei der einen oder anderen Sache sicherlich auch beratend zur Seite stehen. Aber deswegen ist es Open Source. Feel free, do it, use it, mach, was ihr damit machen wollt. Ich bedanke unseren Entwicklern, die das gemacht haben.
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Wir haben sie auch gefeiert auf der Website, wenn man dort auf überBrokenLifts geht, dann kann man sehen, wer die Beteiligten waren. Die stehen sicherlich gerne auch Rede und Antwort zur Verfügung. Aber schlussendlich, und damit beende ich auch schon wieder meinen Vortrag, suchen wir Entwickler. Wir suchen Entwickler, die wie gesagt dieses Projekt
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weitermachen wollen, mit uns meinetwegen auch, die sich mit Ruby und Rails auskennen, die Spaß haben, den Start zu hacken. Ich mag so ein bisschen Projekte, die polarisieren, die auch mal in der Wunde pulen.
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Und einfach auch mal Öffentlichkeit für ein Thema zu erzeugen, das mit modernen Mitteln vielleicht auch eine neue Sexiness bekommt. Defekte Aufzüge betrifft uns, wie gesagt, alle. Wir haben alle Kenntnis. Sobald jemand von uns anfängt, ein Kind zu bekommen
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und den ersten Kinderwagen schiebt, und dann zum ersten Mal einen U-Bahn fährt, der freut sich, dass es diese Dinge gibt. Insofern beende ich hiermit meinen Vortrag. Ermutige jeden, uns zu schreiben, zu twittern, sich die Website anzugucken, Feedback zu geben,
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seine Bereitschaft zu signalisieren, mit uns an dem Projekt mitzuarbeiten. Das Ganze ist sicherlich auch förderungswürdig. Einen Moment, dann können wir noch mal drüber reden. Danke.
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Haben wir noch Zeit für ein paar Fragen? Wir haben noch ein paar Minuten. Wenn ihr was wissen wollt von Raoul, bitte jetzt melden, dann komme ich zu euch. Wenn es jemanden gibt, einfach kurz die Hand heben.
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Ich habe hier ein bisschen Gegenlicht, aber ist das nicht der Fall? Sie gehen alle. Die Hauptattraktion ist jetzt vorbei. Dein Vortrag war das Coole. Aber ich kann jedem nur anraten, hier zu bleiben. Wir hören gleich noch Mike Wagner. Erst mal danke ich dir, Raoul.
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Ich finde das Projekt cool, gefällt mir. Ich habe davon auch erst gehört in der Vorbereitung zur Republika. Ich glaube, es hat auf jeden Fall Potenzial. Brokenlifts.org, ihr seht es ja noch. Wenn ihr Entwickler seid und euch da mit tollen Code-Texten auskennt, einfach an Raoul wenden. Die E-Mail-Adresse steht hier und die Vorträge, ich denke mal, werden dann auch später auf der Republika-Seite
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Das ist der Vortrag. Danke schön, Raoul Krauthausen. Ich fand das auch interessant. Raoul hat ja auch gesagt,
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es geht ja eigentlich gar nicht nur Rollstuhlfahrer was an. Es gibt ja viele Leute, die darauf angewiesen sind, dass die Aufzüge funktionieren. Das ist auch generell mit dem Thema Barrierefreiheit so. Ich habe da mal ein bisschen statistisch nachgeguckt. Jeder zehnte Deutsche hat statistisch gesehen eine Behinderung. Es gibt auch in Deutschland 1,6 Millionen Rollstuhlfahrer.
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Das ist schon eine Masse, wo man sagt, es ist schon wichtig, daran weiterzuarbeiten und zu gucken, dass auch wirklich viele Sachen funktionieren. Das Internet kann natürlich viel helfen dabei. Aber wie ist das überhaupt mit dem Internet an sich? Ist das überhaupt barrierefrei? Kann man also wirklich alle Inhalte aufnehmen, die dort präsentiert werden oder gibt es da auch Hindernisse,
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über die man erst mal kommen muss? Mit dieser Thematik beschäftigt sich Mike Wagner. Der setzt sich seit dem Jahr 99 schon für die Verbreitung von Webstandards ein und eben auch für die Barrierefreiheit im Web. Er hat auch einen Preis bekommen, die Biene in Gold für die Webseite der Stiftung Lebenshilfe Duisburg. Die Biene in Gold ist auch so ein Preis,
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der eben Barrierefreiheit im Internet auszeichnet. Wie das denn genauso ist mit der Webentwicklung und mit der Barrierefreiheit im Netz, das erzählt euch selbst Mike Wagner. Hallo und herzlich willkommen zu meiner kleinen Session.
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Ich wollte kurz was zu meiner Person sagen. Mein Name ist Mike Wagner. Ich witter unter Fernmündlich. Lebe und arbeite in Essen. Hab da 1999 meine eigene Agentur, die McWeever Consulting, gegründet. Ich hab mich auf barrierefreie Webentwicklung spezialisiert.
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Der Conny hat es schon kurz gesagt. Ich bin gemeinsam mit anderen 2010 für die Webseite der Stiftung Lebenshilfe in Duisburg ausgezeichnet worden mit der Biene in Gold. Außerdem bin ich Invited Expert bei W3C gewesen. Ich war in einer dieser Taskforce, in der Before-and-After-Demo-Taskforce.
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Das ist eine dieser schnellen Eingreiftruppen, die schon nach zwei Jahren ihre Ergebnisse präsentieren kann. Wir haben da Demos entwickelt für Barrierefreiheit. Wir haben eine Webseite entwickelt, die eigentlich immer gleich aussieht. Auf der einen Seite gab es Beispiele, die extrem unzugänglich waren. Auf der anderen Seite waren Beispiele da, die sehr barrierefrei waren. Das war sozusagen das, was wir da gemacht haben.
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Ich hab mich auf barrierefreie Webentwicklung spezialisiert, weil es mir eine Herzensangelegenheit ist. Auf der einen Seite denke ich immer, das ist eigentlich nur solides Handwerk. Das heißt, wenn man seine Hausaufgaben gemacht hat, wenn man einfach alles mitbringt, was man braucht für Webentwicklung, ist für die Barrierefreiheit schon ganz viel getan.
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Auf der anderen Seite denke ich mir, ach, das ist wichtig für mich, das ist mir persönlich wichtig. Das ist mein persönliches Ziel, vielleicht ein bisschen idealistisch, aber ich möchte doch das Web jeden Tag ein kleines bisschen besser machen. Ich würde euch gerne dabei mitnehmen. Ich würde euch gerne ein bisschen was zeigen.
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Meine Session heißt, wir machen das mit dem Alttext. Ich möchte gerne mit euch zusammen zeigen, was Alternativtext ist, wie man ihn sinnvoll einsetzt und wie das die Barrierefreiheit nach vorne bringen kann. Blockt hier jemand? Ah ja, doch. Hier und da. Mit WordPress womöglich? Ah ja, gut. Ich habe nämlich hier mal die Maske mitgebracht,
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die WordPress standardmäßig mitbringt, um ein Bild hochzuladen. Mir ging es am Anfang so, und euch sicherlich auch, dass jeder gedacht hat, was soll das? Was sind das für Felder? Was trägt man da ein? Das ist natürlich schon relativ schwierig, gerade am Anfang, den Unterschied zwischen Titel,
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Beschriftung und Beschreibung zu finden. Das ist an der Stelle kein Problem. Ich gehe das gerne mit euch durch, einfach um zu zeigen, wofür die Felder gut sind. Ich habe das jetzt mal ein Stück weit vergrößert, was für uns relevant ist. Wenn wir uns mal anschauen, das erste ist der Titel.
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Der Titel ist gleichbedeutend mit dem Titel-Attribut im Quelltext. Das ist eine zusätzliche Metainformation, die man hinterlegen kann. Das kennt man vielleicht aus grafischen Browsern. Das ist dieses kleine Tooltip-Ding, was immer an der Maus hängt, wenn man über die Grafik drüber hinweg streicht. Das ist dafür gedacht, wenn das Bild verlinkt ist, anzukündigen, wohin
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der Link führen wird, wenn man nun auf dieses Bild klickt. Der nächste Punkt ist das, worum es heute darum geht. Das ist der Alternativtext. Das ist eine alternative Bildbeschreibung, die dafür da ist, wenn keine Bilder angezeigt werden können oder sollen, dass da ein Text steht, der
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für sich selber sprechen kann. Als Alternative zum Bild, eine klassische Bildbeschreibung. Die nächsten beiden Punkte, die auf der Maske noch zu sehen sind, das ist die Beschreibung, die ist hier nicht so relevant. Die braucht man eigentlich nur, wenn man eigene Bilderseiten in WordPress erzeugt, also eine Seite, wo nur ein Bild drauf ist. Dann kann man hier über diesen Beschreibungstext einen sehr langen Text hinterlegen, der unterhalb des Bildes
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auf dieser Einzeldarstellung angezeigt wird. Unten drunter haben wir jetzt noch die URL, das ist einfach nur die Verlinkung für das Bild, die kann man da nochmal kontrollieren, die kann man ändern, da kann man auch steuern und entscheiden, ob man ein Bild aus einem eigenen Medienpool verwendet oder ob man einfach ein Bild von einer fremden Webseite verlinkt. Das kann man hier an der Stelle ja auch.
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Hier ist noch eins, das hatte ich eben gerade vergessen, das ist die Beschriftung. Wie gesagt, wir hatten Titelbeschreibung und Beschriftung. Es ist wirklich sehr irritierend, auf Englisch heißt das Capture, das wird wesentlich klarer, wenn man diesen Begriff hört, weil die Capture ist die Bildunterschrift.
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Die Bildunterschrift ist ganz klar auch dazu verwendet, dass man das Bild, das man einsetzt, mit einem Untertitel versehen kann, eine Bildunterschrift, halt eine Capture, je nachdem, welches Film man verwendet, ist es so, dass das auch entsprechend als Bildunterschrift an der Stelle formatiert wird. Das ist
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der Alternativtext, ist nicht nur wichtig für Leute, die blind sind, gut, die sind extrem darauf angewiesen, weil sie ansonsten keinerlei Forschungen davon bekommen, was auf der Webseite oder auf dem Bild anstatt des Bildes zu sehen ist, aber auch andere Leute, Leute, die zum Beispiel unter mobil unterwegs sind und die Bilder abschalten, um die Bandbreite zu sparen, sind auf die Beschreibung hier angewiesen.
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Ich weiß nicht, wer von euch schon mal an Screening wieder gehört hat, ich habe einfach mal ein Beispiel für euch mitgebracht. Hört euch das einfach noch mal an.
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Das ist das, was ein Screenreader aus seiner Webseite macht.
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Ihr habt es vielleicht gehört, es ist ganz viel vorgelesen, wenn man sich mal anschaut, wie die Webseite eigentlich aussieht, ist man vielleicht ein bisschen verdutzt, weil viel mehr kam, als das bisschen Text, was wir hier gesehen haben. Es ist so, dass der Screenreader alle Elemente der Webseite vorliest, in der Webseite, in der Webseite, Inkl. Titel, das heißt es fängt damit an, dass er sagt, mit welchem
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Browser das Ding gerade arbeitet, nämlich die Anwendung Google Chrome, das ist der Google Chrome, das ist der Browser. Als nächstes kommt dann der Titel des Dokuments, das ist halt das, was oben in der Seite steht, und dann geht ja alle Elemente, die da sind, durch, inklusive Suche, Eingabefeld, den Überschriften und was man hier auch schon gehört hat, dass sind Sprungmarken im Dokument, das ist halt dafür gedacht, dass man
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nicht alles vorlesen lassen zu müssen. Ich habe das nochmal mitgebracht, dieses mal Bild und Ton, und versuche auch mal euch zu zeigen, wo der gerade ist. Gucken wir mal, ob das hier mit der Technik funktioniert.
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Google Chrome, Anwendung, Hallo Welt, mein tolles Smart-Presslog Dokument,
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Sprungmarkenlogo Überschrift, Ebene 1, Besuch, Link, mein tolles Smart-Presslog, Hallo Welt, mein tolles Smart-Presslog, Sprungmarkenlogo Überschrift, Ebene 1, Besuch, Link, mein tolles Smart-Presslog, Überschrift, Ebene 2, Beispiel für ein Word, Besuch, Link, Suchen, Eingabefeld,
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Sprungmarkennavigation, Überschrift, Ebene 3, Hauptmenü, Link zum Inhalt wechseln, Link zum Link und deren Inhalt wechseln, Liste mit zwei Eintwegen, Besuch, Link, Home, Link, Beispiel, Leiterliste, Ende, Sprungmarkenhaupt Überschrift, Ebene 3, Artikelnavigation, Besuch, Link, Nächste,
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Überschrift, Ebene 1, Hallo Welt, veröffentlicht am Besuch, Link 14, März 2012, Hallo zusammen, ich finde es cool heute hier zu sein und euch etwas vorlesen zu dürfen.
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Das ist wirklich nur sowohl akustisch
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als auch optisch ein Ausschnitt von der Seite. Gucke ich doch mal, ob wir hier den Ton jetzt schneller ankriegen. Liste mit zwei Eintwegen, Besuch, Link, Home, Link, Beispiel, Leiterliste, Ende, Sprungmarkenhaupt Überschrift, Ebene 3, Artikelnavigation, Besuch, Link, Vorherige Überschrift, Ebene 1, Testartikel,
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mit Bild, veröffentlicht am Besuch, Link 14, März 2012, ist das nicht ein putziges Bild, ha, cut content. So, zwei Sachen gibt es hier. Zum einen ist das jetzt mal Standardgeschwindigkeit. Das heißt, das ist jetzt nicht extra für Leute, die es nicht gewohnt sind, runtergedreht, sondern das ist die Standardgeschwindigkeit, mit der dieser Screenreader startet,
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wenn man ihn installiert hat. Leute, die professioneller mitarbeiten, sind da schneller, und zwar wesentlich schneller. Das kann übrigens jeder von euch selber ausprobieren. Das ist Open Source Software, dieser Screenreader nennt sich NVDA, kann man kostenlos runterladen und installieren, kann man einfach mal selber testen. Hier bei dem Beispiel war es jetzt so, ich hab's vielleicht gehört,
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dass das Bild nicht vorgelesen wurde. Das bedeutet, es gibt eine Überschrift, es gibt einen Textabsatz davor, es gibt einen Textabsatz danach, aber was das Bild jetzt an Informationen bereithält, geht vollständig verloren, das weiß keiner mehr. Ich hab das wieder ein bisschen weitergearbeitet und hab jetzt mal einen Alternativtext eingesetzt. Hört doch mal, ob man hier was erkennen kann.
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So, da war jetzt ein Alternativtext eingetragen, der Alternativtext hieß ein bisschen sehr schlicht. Katze, das ist nicht das, was man sich unter einem guten Alternativtext vorstellt, sondern wie ich schon sagte,
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es soll das Bild beschreiben und kann auch alleine stehen, wenn das Bild mal nicht angezeigt wird. Da hab ich mal was vorbereitet. Bei Eintwegen besucht Link Hohme, Link Beispiel,
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Seite Liste, Ende, Sprungmarke, Hauptüberschrift, Ebene 3, Artikelnavigation, besucht Link Vorgehbige, Link Nächste, Überschrift, Ebene 1, Testartikel, mit Bild, veröffentlicht am Besuch, Link 14, März 2012, ist das nicht ein putziges Bild.
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Grafikkarte Chico liegt auf dem Küchenboden, eine Weihnachtsmann-Mütze Grafik zwischen den Pfoten und guckt, als hätte er gerade den Weihnachtsmann gefressen. So sieht der Alternativtext für dieses Bild aus. Ich hab das nochmal ein bisschen visualisiert.
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Da sieht man es, Karte Chico liegt auf dem Küchenboden, eine Weihnachtsmann-Mütze zwischen den Pfoten und guckt, als hätte er den Weihnachtsmann gefressen. Das wäre ein idealer Alternativtext an dieser Stelle, weil man bekommt eine Idee davon, was auf dem Bild zu sehen ist, wie das ist und kriegt auch so eine Idee von einer Wirkung, was jetzt sozusagen damit im Bild ausgedrückt werden könnte.
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Ich hab nochmal andere Beispiele mitgebracht. Das ist ein Bild von dieser preisgekrönten Webseite für die Stiftung Lebenshilfe in Duisburg. Auf diesem Bild sieht man die Füße von einem Kind und das Kind hüpft auf einem Trampolin. Auf dem Trampolin sind kleine Bälle drauf. Deswegen heißt der Alternativtext für dieses Bild
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Beine eines hüpfenden Kindes, barfuß auf eine mit kleinen Bällen bedeckten Trampolin. Ich denke, das ist klar, wenn man nochmal auf das Bild schaut. Da sieht man es, das sind die Füße eines hüpfenden Kindes, barfuß auf einen mit Bällen gefüllten Trampolin. Noch ein zweites Beispiel.
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Was sieht man auf dem Bild? Man sieht auf dem Bild fünf Frauen. Diese Frauen liegen auf dem Boden und haben die Köpfe zusammen. Deswegen heißt dieses Bild auch, also nicht das Bild heißt so, sondern der Alternativtext, die Bildbeschreibung für dieses Bild heißt auch, fünf junge Frauen, sternförmig mit den Köpfen zusammen auf dem Boden liegend. Gucken wir nochmal auf das Bild.
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Da sind sie, die fünf Frauen, sternförmig auf dem Boden liegend mit den Köpfen zusammen. Ich hoffe, das ist jetzt ein Stück weit klar geworden, was ich da möchte. Einfach mal, wenn man ein Bild in einem Artikel hochlädt oder so, auf das Bild gucken, zusammenfassen in einem Satz, was darauf zu sehen ist, in einen Alttext schreiben. Hier habe ich mal ein Beispiel, das ich mit euch gerne machen würde.
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Was ist denn auf dem Bild so drauf? Kann man da was sagen? Da sind zum Beispiel zwei Leute auf dem Bild. Da ist offensichtlich ein Neuling drauf, weil das Bild heißt, belehre den Neuling. Dann gibt es jetzt eine Anschlagtafel mit den FAQ
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und jemanden, der offensichtlich routinierter ist, erfahrener ist. Da wäre zum Beispiel der Alternativtext für dieses Bild, der erfahrener Nutzer weist den Neuling auf die FAQ hin. Eine Kombination, der Neuling ist da, der erfahrener Nutzer und der zeigt auf die FAQ.
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Das wäre dann auch so, wenn man das in WordPress in die Maske einträgt. Da haben wir den alternativen Text, der erfahren Nutzer weist den Neuling auf die FAQ hin. Wenn man weitermacht und sozusagen die Werte, die ich jetzt hier beispielhaft eingetragen habe für den Titel, belehre den Neuling, alternativer Text,
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der erfahren Nutzer weist den Neuling auf die FAQ hin und sogar noch eine Caption, nämlich eine Bildunterschrift. So wird es gemacht, erst die FAQ lesen. Das füttert man in diese WordPress-Maske ein, lässt WordPress das Bild generieren und ausgeben. Dann bekommt man genau dieses Bild, wie wir es gerade gesehen haben, in der entsprechenden Größe. Wir haben hier dann auch den Titel,
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das ist dieses Belehre, den Neuling hängt an der Maus dran. Und wenn man jetzt mal die Bilder abgeschaltet hat, ist es so, wie es sein soll, nämlich der erfahren Nutzer weist den Neuling auf die FAQ hin. Das ist die Bildbeschreibung, die auch da stehen kann, wenn das Bild nicht vorhanden ist.
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Ich bin an dieser Stelle auch schon am Ende. Ich könnte jetzt auch gerne Fragen beantworten, wenn ihr noch Fragen habt. Es war vielleicht ein bisschen sehr technisch und ein bisschen schnell, aber ich würde euch einfach bitten, wenn ihr jetzt über die Republika bloggt oder Artikel mit Bildern füttert, tut mir nicht nur mir den Gefallen, sondern tut allen Leuten den Gefallen. Schreibt alternativ Texte rein, denkt euch sinnvolle Werte dafür aus
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und lade das in WordPress hoch. Danke schön. Danke auch nochmal der Michaela für das Übersetzen in die Gebärden. Kleiner Applaus für Michaela.