Organisierte Liebe
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Formal Metadata
Title |
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Title of Series | ||
Part Number | 1 | |
Number of Parts | 188 | |
Author | ||
License | CC Attribution - ShareAlike 3.0 Germany: You are free to use, adapt and copy, distribute and transmit the work or content in adapted or unchanged form for any legal purpose as long as the work is attributed to the author in the manner specified by the author or licensor and the work or content is shared also in adapted form only under the conditions of this | |
Identifiers | 10.5446/20652 (DOI) | |
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re:publica 20161 / 188
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HypermediaMicrosoftWeightXMLJSONComputer animation
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InternetComputer animation
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APPELL <Programm>Lecture/Conference
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Moment (mathematics)TwitterComputer animationLecture/Conference
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LORE <Programmiersprache>ScheibeMoment (mathematics)WordForm (programming)Electronic visual displayLecture/ConferenceMeeting/Interview
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LeadService (economics)Computer animation
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Lecture/ConferenceMeeting/Interview
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Lecture/ConferenceMeeting/Interview
08:51
InternetInternetComputer animation
10:00
Physical quantityMassBuilding information modelingMeeting/Interview
10:59
Meeting/Interview
12:33
Bewertung <Mathematik>Web pageLecture/ConferenceMeeting/Interview
13:28
Hash functionAktion <Informatik>Eigenvalues and eigenvectorsTwitterAktion <Informatik>JSONXML
13:58
XMLComputer animationLecture/Conference
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Moment (mathematics)Web pageTwitterFacebookMobile appLecture/ConferenceMeeting/Interview
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Kooperatives InformationssystemSoftware developerDirection (geometry)Computer animationDrawing
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Software developerLecture/ConferenceComputer animation
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Lecture/ConferenceMeeting/Interview
16:43
InformationComputer animationLecture/ConferenceMeeting/Interview
17:51
EckeTotal S.A.LengthMetreLecture/Conference
19:10
Inverter (logic gate)TOUR <Programm>Lecture/Conference
19:28
Lecture/ConferenceComputer animationMeeting/Interview
19:53
Lecture/Conference
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Lecture/Conference
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LIGA <Programm>Curve fittingLecture/ConferenceMeeting/Interview
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Meeting/Interview
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HypermediaMicrosoftComputer animationLecture/ConferenceJSONXML
Transcript: German(auto-generated)
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Ich habe gesagt, wir packen das Internet da an der Nase, wo es ihm nicht gefällt, wo es uns gut gefällt.
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Nämlich bei einer Sache, die eigentlich super gut im Netz organisiert ist, dem Hass. Und die große Frage, die sich jetzt hier gleich in dieser Session gestellt wird, ist, warum kriegt man denn die Liebe nicht so gut organisiert im Netz? Und was muss man tun, damit es funktioniert? Und genau dafür möchte ich, ach, bevor ich ankündige, Anne hat sich entschuldigt, sie schafft es heute nicht.
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Aber das schafft auch die Sprecherin sehr, sehr gut und großartig alleine. Ich sage herzlich willkommen Journalistin, Bloggerin und Aktivistin Kübra Gümüşay.
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Das hier ist ein Appell. In den vergangenen Jahren habe ich immer wieder Vorträge angefangen mit dem Wort eigentlich, weil ich immer kurz vorher meinen Vortrag umgeschmissen habe. Und das habe ich auch dieses Mal wieder getan, weil mich eine Frage umgetrieben hat. Nämlich, ich wollte eigentlich mit der Frage beginnen oder mit dem Vorwurf beginnen,
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weshalb einige den Vorschlag, Liebe zu organisieren, womöglich pathetisch finden könnten. Ich habe darüber nachgedacht. Und je länger ich darüber nachdenke, weshalb das wohl einige denken könnten, desto klarer wird mir, welch Luxus es ist, so denken zu können.
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Welch Luxus es sein muss, zu glauben, es gäbe keinen Bedarf, Liebe zu organisieren. Ich frage mich, wer diese Menschen sind, wie sie leben. Ich beneide sie, denn ich fühle mich unwohl in diesem Land. Ich habe Angst. Ich bin erschrocken über das, was mehr und mehr gesellschafts- und salonfähig wird.
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Ich versuche mein Unwohlsein zu kaschieren, indem ich über Hass lache, ihn ignoriere, ihn wegklicke, ihn mute. Jeden Tag verbringe ich mindestens eine Viertelstunde nur mit Newton auf Twitter. Manchmal mehr.
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Ich frage mich mehrmals täglich, ob wir eine Zukunft haben in diesem Land. Jedes Mal aber entscheide ich mich für die Hoffnung. Jedes Mal leider mit etwas weniger Hoffnung. Die Themen, die Fragen, die Rechtspopulisten, AfDler, Rassisten,
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die Themen, die sie in unsere gesellschaftliche Mitte setzen, stellen unsere, meine Existenz, Daseinsberechtigung in Frage. Wir können diese Menschen und ihren Hass nicht ignorieren. Wir müssen sie ernst nehmen.
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Damit meine ich aber nicht das, was wir seit knapp zwei Jahren tun, nämlich die Sorgen und Ängste der Wutbürger lang und breit zu diskutieren, sondern ihnen endlich Einhalt zu gebieten. Man kann jede Frage in diesem Land stellen, aber wir müssen nicht jede gottverdammte Frage diskutieren.
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Wir müssen nicht noch einmal diskutieren, ob da Islam, die Muslime zu Deutschland gehören oder nicht. Was ist das für eine Frage? Sind wir uns dessen bewusst, was wir da in dem Moment in Frage stellen? Hat jemand ein Taschentuch?
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Was ist das für eine Frage? Mit welcher Berechtigung diskutieren wir diese Frage? Sind wir uns dessen bewusst, was wir in dem Moment in Frage stellen?
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Unsere Existenz hier in diesem Land, ob wir hier leben, existieren dürfen, ob wir dazugehören, das stellen wir zur Diskussion. Und ich frage mich, was, wenn wir irgendwann entscheiden Nein?
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Was, wenn die Antwort Nein lautet? Was dann? Was ist dann? Ich habe keine Lust mehr stark zu tun. Ich habe keine Lust mehr, diese Fragen auszuhalten.
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Ich bin 27 Jahre alt. 15 Jahre über die Hälfte meines Lebens habe ich damit verbracht, diese Fragen zu beantworten, zu verteidigen, zu erklären,
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meine Existenz zu rechtfertigen. Eine ganze Generation junger Menschen, schwarze Muslime, POCs, hat es sich zur Aufgabe gemacht, zu erklären, zu verteidigen, zu kommunizieren. Statt Künstlerinnen, Musikerinnen, Ärztinnen,
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Lehren oder einfach nur Menschen zu sein, sind wir zu Pressesprecherinnen geworden. Es ist leicht, diese Themen abzuausblenden, wenn man nicht von ihnen betroffen ist. Wir, Schwarze, POC, Muslime, Menschen mit Migrationshintergrund, alle, die anderen als anders markiert sind, wir können das nicht tun. Wir können nicht einfach so tun, als gäbe es diese Diskussion und Fragen nicht.
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Eine AfD zu ertragen und zu ignorieren, ist ein Privileg, das Schwarze und People of Color nicht haben. Diese Diskussion, die wir führen, sind für einige Kolumnisten oder Denker womöglich nur Buchstaben, die sich auf ihren Bildschirmen zu Worten und schließlich zu Texten formen. Abstrakte Gedanken, die sie in Schwarz und Weiß gießen.
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Für uns sind diese Diskussionen Realität. So real, dass wir sie anfassen können. Für den Rest der Gesellschaft wurden diese Diskussionen erst real, als Pegida auf die Straßen ging. Als sich diese mysteriöse Wolke, diffuse Wolke des Rassismus mit einem Mal materialisierte. Dann erst war er für andere sichtbar.
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Ihr habt diese Gesichter zuvor nicht gesehen. Denn euch haben diese Gesichter zuvor angelächelt. Zu euch waren sie womöglich freundlich gar zuvorkommt. Die hasserfüllten Gesichter, unsere Realität, waren für euch zuvor unsichtbar. Viele reagierten damals erschrocken.
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Und sie reagierten richtig, gut, stark, indem sie in Massen auf die Straßen gingen, in viel größeren Massen als Pegida selbst. Das machte und machte mir Hoffnung. Die Funktion, die sehr seriöse Funktion des Rassismus, ist Distraktion. Sie hält dich von deinem Arbeiten. Sie hält dich, um wieder und wieder zu erklären.
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Dein Grund, warum du da bist. Jemand sagt, du hast keine Sprache, also hast du 20 Jahre geprüft, dass du das machst. Jemand sagt, dein Kopf ist nicht richtig geformt, also hast du Wissenschaftler, die daran arbeiten, dass es so ist. Jemand sagt, du hast keine Kunst, also drehst das ab. Jemand sagt, du hast keine Königschaften,
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also drehst das ab. Das ist nicht nötig. Es wird immer noch eine Sache sein.
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Sie sind immer nur wir. Sie können nicht für sich sprechen,
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ohne für alle anderen in ihrem Kollektiv zu sprechen. Meine zentrale Lebensaufgabe ist es, nicht anderen hinterherzuräumen. Ständig irgendwas Hirnristiges, das sie fahrlässig oder vielmehr bewusst und hasserfüllt in die Welt gespuckt haben, sauber zu wischen. Seid euch bewusst, welcher Kraftakt das ist. Mit welchem Bewusstsein eine Generation junger Menschen heranwächst.
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Welche Signale wir ihnen senden. Fakt ist, wir können es uns nicht mehr leisten, leise zu sein. Wir können es uns einfach nicht mehr leisten. Im letzten Jahr gab es mehr als 520 Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte. Darunter 120 Brandanschläge.
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Das entspricht 10 pro Monat. Deshalb müssen wir Liebe organisieren. Denn der virtuelle Hass ist real. Und das löst er aus. Wir haben gefragt, was hat der Hass im Netz mit dir gemacht? Hier eine kleine Auswahl. Hass im Netz hat mir das Gefühl gegeben, ein Stück Dreck zu sein.
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Ängste, Albträume, Sicherheitsvorkehrungen und die Schere im Kopf. Der Hass hat mein Leben verändert. Ich fühle mich nicht mehr sicher. Anfeindungen und Hass haben mich gleichgültiger gemacht. Ich bin weniger emotional, manchmal nur eine Wand. Nie im Leben will ich so sehr hassen wie diese Leute.
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Manchmal ist mir Hass egal, aber manchmal macht er mich müde. Unendlich müde. Hass im Internet ist allgegenwärtig und ein Grund, warum ich keine Kommentare mehr lese und ernüchtert auf meine Mitmenschen blicke. Der Hass im Netz hat mich misstrauischer und vorsichtiger gemacht. Unbekanntem gegenüber.
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Ich bin jetzt weniger leichtfüßig und habe aus Angst vor den Hasskommentaren die Schere im Kopf. Wir müssen Liebe organisieren. Denn Hass ist in diesem Land organisiert. Januar 2016. Deutschland befindet sich in einer Schockstarre. Seit Jahrzehnten ein eigentlich altes koloniales Bild.
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Da wird das Horrorszenario gezeichnet von den wilden, trinkgesteuerten, schwarzen oder muslimischen Männern, die über Deutschland herfallen, Plündern und Frauen vergewaltigen. Und dann geschah Köln. In der Silvesternacht 2016 wurden in Köln, aber auch in verschiedenen anderen deutschen Großstädten Dutzende Frauen Opfer sexualisierter Gewalt. Wenige Tage danach, noch bevor genauer es bekannt war,
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verbreitete sich vor allem eine Nachricht wie im Lauffeuer. Es seien Flüchtlinge gewesen. Eine Masse an geflüchteten Männern sei in großen Gruppen über deutsche Frauen hergefallen. Von tausenden Männern war die Rede. Massenvergewaltigungen, Männermassen, vor denen selbst die Polizei kuschte, schwarze muslimische nordafrikanische Männer,
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sittenlos und verfallen, gewalttätig und unberechenbar, die das deutsche Recht mit den Füßen treten, streckten einen riesengroßen Mittelfinger in das Gesicht des dankbaren Aufnahmen und Hilfsbereiten Deutschlands. Und damit schien sich das Horrorszenario, die Prophezeiung bewahrheitet zu haben. Schock.
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Starre. Schock. Vor allem für all jene, die für ein hilfs- und aufnahmebereites Deutschland stehen. Der Vorwurf des fahrlässig naiven guten Menschentums war ihnen gegenüber noch nie so stark in die Knie zwingend gewesen. Man hatte sie ja vor den Flüchtlingen gewarnt. Man hatte das ja prophezeit.
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Und nun hatten sie Recht bekommen, die rechtskonservativen, rechtspopulistischen Politikerinnen, Politiker und Publizierenden. In den darauffolgenden Tagen waren ihre Stimmen am lautesten. Solche Menschen, die vor der Silvester nach Sexismus verharmlost und Feministinnen ins Lächerliche gezogen hatten, stellten sich nun an die Spitze des Kampfes um die Rechte der Frau,
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die Verteidigung der weißen deutschen Frau, ihre Frauen. Sie vereinnahmten die Debatte für sich und instrumentalisierten den Sexismus und alle anderen Kontroden. sogar ein rassistisches Narrativ. Die des sexistischen Ausländers. Eine Gefahr für das Sexismus freie Deutschland. Ihrem Narrativ zufolge drohte dem liberalen, fortschrittlichen Deutschland nun der importierte Sexismus
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der rückständigen Barbaren. Das ist kein neues Muster. Wir zeichnen gerne ein Bild des reinen, fortschrittlichen, aufgeklärten und vorbildlichen Deutschlands. Ein überhöhtes, idealisiertes Deutschland, dem nicht einmal die Deutschen selber entsprechen. Von Menschen, die deutsch werden wollen, erwarten wir nichts geringer, als dass sie diesen überzogenen Bild zu
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entsprechen haben. Sie müssen dem deutschen Ideal entsprechen. Deutscher sein als Deutsche, deutscher sein als Deutschland, um von eben jedem als solche vielleicht anerkannt zu werden. Die Instrumentalisierung und Externalisierung dieser Missstände verhindert
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die nachhaltige Lösung eben dieser. Wenn wir Sexismus nur dann anprangern und problematisieren, wenn die Täter die anderen sind und die Opfer die eigenen deutschen Frauen, dann sind wir scheinheilig, wenn gar nicht rassistisch. Wenn Missstände nur dann wahrgenommen werden, seine rassistische Narrative pflegen, dann ist das Interesse daran eine rein
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opportunistische. Sie dient lediglich den politischen Interessen. Deshalb starteten wir zusammen mit anderen Feministinnen ausnahmslos, weil wir gegen sexualisierte Gewalt stehen, aber ausnahmslos, immer und überall. Daraufhin organisierte sich Hass auf der Webseite Programm, eine Art Forum zum Teilen und Bewerten von Bildern. Dort schrieb
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ein Nutzer namens Grain folgendes. Hier ist der Plan. Jeder von uns postet ein Bild einer Pornodarstellerin unter ausnahmslos auf Twitter. Achtet darauf, dass das Bild jugendfrei ist, dann kommen wir leichter unter die Trending Topics. Jetzt kommt der Trick. Zusätzlich bekommt jeder unserer Tweets ein weiteres Hashtag und zwar Falsches Grau. Nachdem jeder sein Bild unter den Hashtags ausnahmslos und
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Falsches Grau gepostet hat, sucht er nur noch nach Falsches Grau und gibt jedem Post unter diesem Begriff ein Upvote, also Herz. Mit dieser Technik wollen wir die dumme feministische Aktion unterwandern und mit unserem eigenen Hashtag Falsches Grau in die Trending Topics kommen. Und dann sprechen Sie darüber und posten solche Bilder. Und das ist wirklich das harmloseste
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Welt. Ich habe euch jetzt die Schlimmeren erspart. Der Hass hat unsere Leichtigkeit genommen. Mit der ich heute diesen Vortrag ursprünglich halten wollte, die leider heute nicht dabei sein kann, schrieb dazu, Hass gehört mittlerweile zum Grundrauschen meines Alltags. Er hat mich gleichermaßen
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abstumpfen lassen und Mühe gemacht. Viel zu lange dachte ich, dass ich Hasskommentare ertragen müsse, besonders wenn ich in der Öffentlichkeit auftrete. Ich habe mich noch nie so allein gefühlt, wie in dem Moment, als ich wegen Hasskommentaren zusammenbrach. Wenn ich bei Apps wie Facebook, Facebook und Twitter auf der Webseite schreibe, habe ich immer
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die Unbeschwertheit geblieben. Mit der ich damals ins Netz schrieb und ob ich sie überhaupt jemals wieder erlangen kann. Der Hass hat uns unsere Leichtigkeit genommen. Die Unbeschwertheit, die Freiheit. Der Hass verändert uns. Damals vor vier Jahren zeichnete ich dieses Bild.
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Ich fragte mich damals, was kostet ein dickes Fell? Ein dickes Fell macht einsam. Wir verlieren ein Stück Empathie, ein Stück Einfühlungsvermögen. Er macht uns härter und dagegen habe ich mich gewehrt. Das tue ich noch immer. Hass gehört zum Leben, könnte man sagen. Hass gehört auch ins Netz,
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könnte man sagen. Ist das so selbstverständlich? So unausweichlich? So unumgänglich? Können wir nicht die Selbstverständlichkeit von Hass diskutieren, statt diejenigen, die ihn problematisieren? Können wir in unseren Umgang im Netz nicht neu denken? Denn der Hass im Netz ist nicht nur ein Spiegel unserer Gesellschaft. In den vergangenen Jahren war er
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auch Vorbote für das, was uns offline erwartete. Ein Ort der Radikalisierung in alle Richtungen. Wir haben die Entwicklungen im Netz viel zu lange verharmlost. Warum müssen wir Liebe organisieren? Weil Freiheit, Gerechtigkeit, Demokratie, friedliches Miteinander, diese Werte
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haben wir nicht gepachtet. Sie sind nicht selbstverständlich. Und deshalb müssen wir sie gegenüber Extremismus jeder Art beschützen. Nicht wie im vergangenen Jahr, als allein in den ersten sechs Monaten Anschläge auf mehr als 20 Moscheen verübt wurden und sich eine gähnende Stille breit machte. Sondern vor zwei Jahren, als die Gegendemonstrationen zu
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Birgida größer waren als die Demonstrationen selber. Wir, die Gesamtgesellschaft, müssen lauter sein als diejenigen, die Hass verbreiten und Ressentiments schüren. Indem wir uns klarer und rechtzeitig positionieren und empören und wachsam sind. Denn wenn sich Menschen für ihre rassistischen Äußerungen nicht mehr schämen, dann sind wir mit unserer Empörung zu spät dran. Der Hass macht uns
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träge, lethargisch. Er lässt uns zweifeln, verzweifeln. Dabei sind wir viel, viel mehr. Wir könnten viel, viel lauter sein. Denn organisierte Liebe ist ein politisches Werkzeug. Erstens verbreitet
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die Gesellschaft mit Informationen gegen Populismus. Verbreitet Artikel, Medien, Bilder, Texte, Filme, Informationen, die gegen den Populismus arbeiten. Die das repräsentieren, wofür ihr steht. Zweitens, Aufklärung, betreibt Aufklärung. Die Verantwortung gegen Vorurteile und Ressentiments zu arbeiten liegt nicht bei den Betroffenen, sondern bei der
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Gesamtgesellschaft. Wo kämen wir hin, wenn nur Juden sich gegen Antisemitismus und Schwarze gegen Rassismus wehren würden? Drittens, Empathie. zeigt Empathie. Monika Lewinsky sagte, online we've got an empathy crisis. Es ist so einfach, online Menschen zu entmenschlichen, zu
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dehumanisieren, sie auf ein Erlebnis, eine Begebenheit, ihre Hautfarbe, Herkunft und Religion zu reduzieren. Warum tun wir uns so schwer? Warum tun wir uns so schwer, deren Liebe zu zeigen? Wir leben in einer Zeit, die durchtränkt ist von Kritik. Wir sind noch besser in unserer Kritik, weil wir es schaffen nicht ein, nicht zwei,
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nicht drei, ja gar viermal um die Ecke zu denken. Die Meter-Meter-Meter Kritik, wir stehen am Gipfel der Reflektiertheit. Wir haben den größten und längsten erhobenen Zeigefinger. Unsere Moral ist die höchste, die beste. Ich sage nicht, dass wir unkritisch sein sollen. Im Gegenteil. Aber wir sollten ehrlich sein. Ehrlich miteinander. Wenn du etwas gut findest,
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dann sag das doch, dann feier das doch. Die Person, die Idee, die Werte, die Texte. Wir sind die Menschen, die nicht zu den, die noch nicht zu Ich bin ein Fan von dir. Und zwar von lebenden Menschen und nicht nur von Toten. Lebende Menschen in Deutschland, die nicht zu den, die noch nicht zu Legenden verkommen sind, die ich toll finde sind.
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Ich finde euch alle toll. Ich feier euch.
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Lass unsителиrikt完, view, Liebe, Liebe, Liebe, Liebe, Liebe, Liebe, Liebe, Liebe, Liebe organisieren, lasst uns Liebe organisieren.