Every BODY dance now
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Formal Metadata
Title |
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Title of Series | ||
Part Number | 63 | |
Number of Parts | 188 | |
Author | ||
License | CC Attribution - ShareAlike 3.0 Germany: You are free to use, adapt and copy, distribute and transmit the work or content in adapted or unchanged form for any legal purpose as long as the work is attributed to the author in the manner specified by the author or licensor and the work or content is shared also in adapted form only under the conditions of this | |
Identifiers | 10.5446/20643 (DOI) | |
Publisher | ||
Release Date | ||
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Content Metadata
Subject Area | ||
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Abstract |
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HypermediaMicrosoftWeightGeometrischer KörperXMLComputer animationJSONLecture/Conference
00:26
InternetLecture/Conference
00:59
Geometrischer KörperWordLecture/Conference
01:30
TwitterInternetDataflowEDTMaxima and minimaView (database)TwitterKommunikationContext awarenessForestInternetOnline chatEmailComputer animation
03:04
CyberspaceSocial softwareFacebookBlogSmartphoneInternetGeometrischer KörperField (mathematics)Principle of maximum entropyFacebookInternetComputing platformZahlKommunikationAttribute grammarCyberspaceTwitterSocial softwareFlickrMobile appEmbeddingLengthRobotCountingTypComputer animation
11:37
TwitterInternetBlock (periodic table)Computer animation
12:22
InternetFocus (optics)CarriagewayKommunikationComputer animation
13:43
InternetWordSet (mathematics)TwitterRoute of administrationField (mathematics)Computer animation
15:06
RAW-FormatUniform resource nameField (mathematics)PROUST <Programm>Particle detectorNorm <Mathematik>Eigenvalues and eigenvectorsGrand Unified TheoryComputer animation
16:52
Magneto-optical driveValue-added networkInternetComputer fileTwitterComputer animation
18:17
Field (mathematics)Computer animationLecture/Conference
18:37
InternetMobile appAktion <Informatik>Computing platformInternetField (mathematics)Multitier architectureDecision theoryGoogle BloggerExpert systemHaar measureSelbsttestPalm <Marke>Business reportingComputer animation
26:41
MicrosoftLecture/ConferenceJSONXML
Transcript: German(auto-generated)
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So, last but not least, jetzt eine weitere spannende Session. Vielleicht erinnert ihr euch noch der ein oder andere sich noch an eine Session aus dem letzten Jahr, die Produktrezessionslesung. Sie wurde vom Tagesspiegel als die originellste Veranstaltung der RP 15 gewertet.
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Dieses Jahr macht sie aber etwas ganz anderes. Und wie sie mir gesagt hat, ist das ihre Herzensangelegenheit. Sie möchte, dass das Internet zum Dancefloor für alle Körper wird. Josephine, darf ich bitten, komm zu mir auf den Dancefloor.
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Everybody Dance Now, Unsere Körper im Netz mit Josephine Matthei. Ja, danke schön für die Vorstellung und herzlich willkommen zu meinem Vortrag. Everybody Dance Now, Unsere Körper im Netz.
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Ja, vielleicht noch ganz kurz ein paar Worte zu mir. Ich bin ja Josephine Matthei, ich bin Kommunikationswissenschaftlerin und Performerin. Das heißt, ich stehe in unterschiedlichen Kontexten auf Bühnen. Wer gestern bei der Karaoke-Session dabei war, der wird mich vielleicht gesehen haben.
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Und ich bin auch auf Twitter unter dem Namen atjosefine. Ich habe mich gerade auch im Kontext Performance schon sehr viel mit dem Thema Körper auseinandergesetzt. Gerade auch mit dem Thema, wer wird eigentlich auf Bühnen sichtbar und vor allem, wer wird unsichtbar gemacht. Und bin so auch auf das Thema des heutigen Vortrages gekommen.
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Ich habe häufig gemerkt, dass es eine große Unsicherheit gibt, wie wir eigentlich über Körper reden. Und ich hoffe, mit dem Vortrag so ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen. Als ich angefangen habe, das Internet zu nutzen, also so Ende der 90er Jahre, da lief meine Kommunikation hauptsächlich über E-Mail in Chats in Foren.
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Das heißt, meine Kommunikation war ausschließlich textbasiert. Und vor allem gab mir das auch die Möglichkeit, anonym zu sein. Und ich konnte einfach nur durch einen abstrahierten Avatar irgendwie sichtbar sein. Und es gibt auch Studien aus der Zeit, also so aus dem Jahr Ende der 90er, 2000,
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die auch ganz klar sagen, dass Anonymität, also zu dem damaligen Zeitpunkt, eines der Hauptanreize für Menschen war, sich überhaupt im Internet zu bewegen. Und heute, also nein, ganz kurz noch, genau, so sah damals meine Internetnutzung aus.
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Und hier ist ein Zitat von dem Soziologen Tim Jordan. Das, was das Ganze, also wie die Internetnutzung früher auch so ein bisschen zusammenfasst, es bedeutet, dass der Cyberspace eine befreiende Wirkung hat,
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weil Attribute wie Geschlecht, Hautfarbe, Alter, Aussehen nicht zugeordnet und ganz wichtig alternativ konstruiert werden. Und ich finde, das fasst das ganz gut zusammen, wie damals das Internet funktioniert hat. Heute sieht meine Nutzung im Internet und eure vermutlich auch ganz anders aus. Also ich bin auf Facebook, auf Twitter, auf Instagram, auf Snapchat und so weiter.
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Und was sich vor allem verändert hat, ist nämlich, dass die Kommunikation über Bilder funktioniert. Und mit den Anfängen des Social Webs haben Bilder Einzug gehalten in unsere Internetnutzung. Und das geht natürlich auch mit den ganzen technischen Möglichkeiten einher,
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also mit der Bandbreite, mit besseren Geräten und so weiter. Und das führt auch dazu, dass soziale Interaktion heute immer stärker über Bildinhalte stattfindet. Also wir haben verschiedene Möglichkeiten. Wir haben Faves, Likes, Votes, also wie jetzt auf Reddit zum Beispiel. Wir haben die Möglichkeit, Bilder zu reposten, zu retweeten, Kommentare zu hinterlassen oder Bilder mit Hashtags zu versehen.
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Und ich habe hier eine kleine Abwicklung über, wie sich also besonders bildstärke Plattformen im Netz entwickelt haben. Da wäre natürlich als erstes Flickr zu nennen, gegen 2004 an den Start. Früher gab es da sogar ein Chatroom bei Flickr, das wusste ich auch nicht.
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Und später wurde das dann durch Kommentare, Likes und Tags ersetzt. Facebook ging 2006 an die breite Öffentlichkeit, also es gibt es eigentlich schon seit 2004. Und Facebook ist heute das bildstärkste Medium der Welt. 2007 ging Tumblr an den Start, also eine Microblogging-Seite, die auch häufig über Bilder funktioniert.
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Und ich habe das Gefühl, gerade so in den Anfangen war Tumblr auch so ein bisschen das Medium, was Memes oder Bildern zu einer großen Viralität verhäufen hat. Twitter gibt es eigentlich schon seit 2006, aber seit 2008 kann man über Twitpick,
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konnte man Bilder einbetten in Twitter. Die native Bildeinbettung gibt es seit 2011. Wichtig, relativ wichtig, Instagram 2010, ursprünglich nur für iOS, mittlerweile für alle Plattformen. Das war natürlich bedingt durch die Entwicklung des Mobile-Waps.
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Instagram hat letztendlich dazu geführt, dass es da eine ganz eigene Ästhetik entwickelt hat. Also zum Beispiel das quadratische Bildformat oder das Filter eingesetzt werden. Reddit gibt es auch schon seit 2005, aber das finde ich einen sehr interessanten Fakt.
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2010 waren die Top-Posts auf Reddit noch zu 27 Prozent bestanden, zu 27 Prozent aus Bildern. 2012, also wirklich nur zwei Jahre später, hat sich diese Zahl verdreifacht. In der Aufzählung darf natürlich Snapchat nicht fehlen.
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Gibt es auch schon länger, also seit 2011, aber ich habe das Gefühl, durch die Bildgesichtserkennungsfunktion, die letztes Jahr eingeführt wurde, und durch die Filter, die damit auch eingeführt wurden, hat das Ganze noch mal einen ganz besonderen Boost bekommen.
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Der Vormarsch des Bildes im Social Web heißt aber nicht, dass Bilder komplett ohne Sprache oder Text funktionieren. Das heißt, gerade eine Bildunterschrift gehört auch immer mit zu einem Bild dazu. Und das führt mich zu der Frage, was machen Sprache und Bild eigentlich mit uns?
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Das sind zwei sehr unterschiedliche Zeichensysteme, aber was sie gemeinsam haben, ist, dass sie Machtstrukturen erzeugen, konstruieren und auch immer und immer wieder reproduzieren. Es gibt ja immer so eine Debatte zum Beispiel um geschlechtersensible Sprache. Und da gibt es ganz häufig Diskussionen, ach, wieso brauchen wir doch eigentlich nicht, wir haben doch ganz andere Probleme.
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Und es gibt aber Studien, die zum Beispiel belegen, dass, wenn ein Text nicht gegendert ist, dass Menschen dann auch hauptsächlich Männer damit assoziieren. Und das ist ein gutes Beispiel dafür, dass Sprache immer und immer wieder unsere Realität konstruiert
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und reproduziert. Und das ist bei Bildern genauso. Und wenn wir über Sprache und Bild reden, müssen wir auch immer über das Thema Sichtbarkeit reden. Also wer wird eigentlich sichtbar und wer wird vor allem unsichtbar gemacht? Und über das Thema Normalisierung, also was wird als normal wahrgenommen?
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Und das bringt mich zu einem sehr, sehr wichtigen Punkt. Denn die Sichtbarkeit des eigenen Körpers im Internet muss einen sich leisten können. Das bringt uns zum Thema Privilegien und muss einen sich leisten wollen. Das bringt uns zum Thema Widerstandsfähigkeit.
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Denn wenn wir über Körper im Internet reden, müssen wir immer auch über Privilegien reden. Das heißt, kann ich mich im Internet bezüglich meines Körpers sichtbar machen oder ohne, dass ich jetzt mit Belästigung zu rechnen habe? Und wenn die Frage Ja ist, dann ist man auf jeden Fall Inhaberin eines Privilegs, die einem manchmal vielleicht auch gar nicht so klar sind.
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Und zum Thema Widerstandsfähigkeit. Viele Menschen machen sich im Internet ganz absichtlich nicht mit ihrem Körper sichtbar, weil sie einfach nicht die mentalen, psychischen Ressourcen haben, sich mit möglichen Belästigungen auseinanderzusetzen. Und manche Gruppen haben es bezüglich ihrer Körperlichkeit im Internet schwerer als andere.
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Das betrifft vor allem marginalisierte Gruppen, denen dann das Existenzrecht abgesprochen wird oder die sich im Internet bewegen, vielleicht auch politisch, und die dann aber trotzdem auf ihren Körper reduziert werden oder bezüglich ihres Körpers belästigt oder beleidigt werden. Und das ist ein Machtinstrument, um Leute unsichtbar zu machen.
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Und das betrifft zum Beispiel dicke, fette Menschen. Ich verwende das hier ganz absichtlich so. Gerade zum Beispiel in der Fat Acceptance Bewegung wird das mittlerweile als eine ganz diskriptive Selbstbeschreibung verwendet, ohne irgendwelche negativen Konnotationen,
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um sich dieses Wort, was eigentlich immer als eine Beschimpfung galt, sich zu eigen zu machen. Dann gilt das natürlich für People of Color, es gilt für Menschen mit Behinderungen, Menschen in prekären Lebenssituationen oder Menschen, die in Arbeitsverhältnissen stecken, in denen sie sich sozusagen nicht sichtbar machen dürfen. Das gilt auch für Frauen, also das gilt vor allem für Frauen.
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Ich habe auch bei der Recherche auch festgestellt, dass es einfach bezüglich der Belästigung von Frauen im Internet oder bezüglich der Belästigung von Körpern im Internet hauptsächlich Studien gibt, die sich auf Frauen und vor allem junge Frauen beziehen. Und zu den anderen Gruppen gibt es halt noch relativ wenig Forschung.
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Also falls jemand von euch forscht, da habt ihr es. Vor allem betrifft es auch Menschen, die mehrfach marginalisiert werden und AktivistInnen in diesen Bereichen. Ich zum Beispiel, ich bin bekennende Feministin, ich bin aber zum Beispiel nicht besonders aktiv in dem Bereich zum Internet.
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Ich habe festgestellt, dass wenn ich mich dann mal zum Beispiel feministisch äußere, dann passiert sowas. Und das heißt, ich twittere thematisch etwas zu einem Thema, das mich bewegt. Und es wird ein ganz anderer Tweet von mir rausgesucht und der wird dann kommentiert.
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Das heißt, es wird mein Körper kommentiert. Und das bringt mich eben genau zu einem Thema, das mich persönlich sehr bewegt und mit dem ich mich auch in der Vergangenheit viel beschäftigt habe, nämlich zu der Fat-Acceptance-Bewegung.
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Also eine Gruppe, die sich einer dieser marginalisierten Gruppen angenommen hat und versucht hat sozusagen dicken, fetten Menschen, sie positiv zu umgeben und vor allem klar zu machen, dass auch dicke, fette Menschen ein Existenzrecht haben, so banal das klingen mag. Da habe ich hier ein paar Follow-Tipps auch von Menschen, die sich da näher mit beschäftigen.
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Zum Beispiel Magda, die ist als Riot-Mango im Internet unterwegs. Katrin, die hat einen Blog, den hat sie mittlerweile, da bloggt sie nicht mehr, aber da gibt es viele schöne Beiträge, die man sich da angucken kann. Alex, die bloggt. Regan Chastain, die ist auch gleichzeitig Sportlerin
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und bloggt sozusagen, wie es ist, als dicke, fette Frau Sport zu machen oder Virgil Torwar. Und ganz aktuell auf Twitter gibt es den Hashtag YesAllWampen. Der wurde vom Missy Magazine gestartet und diese Woche gibt es da auch ganz viele Beiträge zum Thema Körperpolitik und so weiter. Also wenn ihr euch dafür interessiert.
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Ja und kein Thema, ich muss mal ganz kurz was trinken. Ja, kein Vortrag über Körper im Internet wäre komplett ohne das Thema Selfie. Diesen Begriff gibt es schon seit 2009 Und gerade am Anfang, vor allem aus der akademischen Sphäre, wurde das immer sehr abgewertet.
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Weil gesagt wurde, ja das ist ja nur narzisstisch und das bestärkt nur irgendwie oberflächliche Beziehungen, die Menschen zueinander haben. Und heute habe ich das Gefühl, hat sich das ein bisschen gewandelt. Und ich habe hier ein schönes Zitat von einem Kunstkritiker, Jerry Zaltz,
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der das Selfie in einen kunsthistorischen Kontext gerückt hat. Und er schreibt, wir verschicken Selfies wie Briefe an die Welt. Als kleine visuelle Tagebücher, die ein Ereignis aufblasen, straffen, dramatisieren. Sie sagen, hier bin ich, schaut mich an. Und das macht auch deutlich, dass das Selfie immer sozusagen den Fokus der Fotografie
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verschiebt von einem Medium der Erinnerung zu einem Medium der Kommunikation. Und Selfies im Internet zu posten hat auch immer mit einer Rückgewinnung von Kontrolle zu tun. Gerade wenn wir uns in einer Zeit bewegen, in der wir nicht immer kontrollieren können, welche Bilder von uns im Internet kursieren. Stichwort Revenge Porn, aber das ist nochmal ein ganz anderes Thema.
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Die Überzahl an Bildern im Internet hat unter anderem negative Auswirkungen. Zum Beispiel eine Studie aus dem Jahr 2014, die von verschiedenen US-Universitäten durchgeführt wurde, hat gezeigt, dass je mehr Frauen, was ich vorhin schon gesagt habe,
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Frauen sind meistens hier der Untersuchungsgegenstand, je mehr sich Frauenfotos auf Social Media angucken von anderen Körpern, desto mehr vergleichen sie sich und desto mehr werten sie sich auch gegenüber diesen ab. Und es gibt noch ein paar weitere Studien, die sich auch mit dem Thema beschäftigt haben und die das auch bestätigen.
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Und zum Beispiel das Thema Fatshaming, also die Menschen kommentieren und vor allem negativ kommentieren, die irgendwie dick oder fat sind. Da gibt es eine Studie, die ich ziemlich erschreckend fand, vom National Institute of Health aus den USA aus dem Jahr 2014.
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Die haben Millionen von Social Media Posts analysiert, vor allem auf Twitter und haben nur die Tweets genommen, die sozusagen die Worte dick, fett, übergewichtig, adipös und so weiter enthalten und haben festgestellt, dass ein Drittel der Tweets, die diese Worte enthalten, Witze sind über dicke. Und das ist schon, das ist eine Menge und das ist ganz schön furchtbar.
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Aber ich bin auch hier, also der, der, mein Vortrag soll vor allem auch ein bisschen ja empowern sein und deswegen möchte ich auch zum Thema Empowerment was sagen. Selfies können auch, also vor allem Selfies, können auch für viele, viele Menschen sehr empowern sein.
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Ich habe mal in einem Blogpost gelesen, ich weiß leider nicht mehr von wem das war, mein Körper ist ein guter Arschlochdetektor. Also für Menschen, die normabweichende Körper haben. Und das finde ich eigentlich sehr schön, weil ich das Gefühl habe, Menschen, die sich mit mir umgeben, die umgeben sich nicht mit mir, weil ich besonders schön bin oder besonders schlank oder wie auch immer in irgendwie eine bestimmte Norm passe,
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sondern die umgeben sich mit mir, weil sie das gerne tun. Und das finde ich eigentlich eine sehr schöne, also mein Körper ist ein, mein normabweichender Körper ist ein Arschlochdetektor, finde ich eigentlich sehr schön. Und hier zum Beispiel also als Beispiel den Hashtag Feminist Selfie. Im deutschsprachigen Bereich gibt es da zum Beispiel einen Hashtag 609060.
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Und was ich sehr schön finde an Selfies ist, sie hinterfragen, wer die Bilder von Körpern in den Massenmedien eigentlich kontrolliert. Und sie bieten die Möglichkeit, Körper zu zeigen, die in den Mainstream-Medien nicht repräsentiert sind. Und sie sind auch eine ganz einfache Form, sich mitzuteilen,
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zu sagen, was man tut, was man anzieht und so weiter. Und das finde ich sehr, sehr wichtig, sie widersprechen der Annahme, dass es für Menschen einen Grund geben muss, um gesehen zu werden oder Raum einzunehmen. Und sie widersprechen auch der Konvention, dass es sich irgendwie, also gerade besonders zum Beispiel für Frauen, nicht ziemt, sich im eigenen Körper wohlzuführen.
16:42
Da habe ich übrigens letztes Jahr am NINJA und Katrin einen ganz tollen Vortrag über Empowerment, über Fashion gehalten. Denen kann ich euch da an dieser Stelle auch noch empfehlen. Und noch ein weiteres Beispiel, was der Titelgeber für meinen Vortrag auch war, war eine Geschichte, die mir im letzten Jahr total das Herz erwärmt hat, im letzten Frühjahr.
17:05
Ja, die Geschichte fing einfach so an, dass im März 2015 auf Forchan, also die Wurzel allen Übels, ein Bild von einem Mann gepostet wurde, von einem dicken Mann, der sozusagen getanzt hat. Und dann haben sich Leute über ihn lustig gemacht und dann hat er aufgehört zu tanzen.
17:21
Und diese Menschen haben halt zwei Bilder gemacht, einmal, wo er tanzt, und einmal, wo er dann ganz traurig reinblickt und dann eben nicht mehr tanzt. Und das haben Menschen mitbekommen, auf Twitter, also hauptsächlich auf Twitter, und die haben gesagt so, wir möchten diesen Mann finden, wir möchten, dass er tanzt. Und sie haben einen Aufruf gestartet, ich weiß nicht, ob man das jetzt hier lesen kann,
17:43
aber vielleicht um den ersten Absatz, lieber Dancing Man, wir wissen nicht viel über dich, aber ein Foto aus dem Internet hat nahegelegt, dass du tanzen wolltest und hat dich in den Glauben versetzt, dass du es nicht tun solltest. Wir möchten dich frei tanzen sehen, wenn du magst. Und wir würden liebend gerne mit dir tanzen.
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Ja, und dann haben sie halt wirklich eine Kampagne über Twitter gestartet, und sie haben ihn tatsächlich gefunden. Und der heißt John O'Brien, kommt aus Großbritannien. Und die haben ihn dann über Crowdfunding, haben sie Geld gesammelt und haben dann eine große Party in Los Angeles geschmissen.
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Und der hatte dann auch noch diverse andere Auftritte in den Medien. Und das finde ich eine sehr, sehr schöne Geschichte, aber es ist auch eine Geschichte, die nicht wirklich der Realität von vielen Menschen mit normabweichenden Körpern entspricht. Und deswegen möchte ich jetzt an dieser Stelle versuchen,
18:42
was können wir eigentlich tun, damit das Internet zu einem Dancefloor für alle Körper wird. Ein kurzer Schluck. Ich habe jetzt so ein paar Hinweise gesammelt, die mir da so aufgefallen sind. Punkt Nummer eins, sei kein Arschloch.
19:00
Das ist ja letztendlich die Regel, die mehr oder weniger über allem steht. Und auch wo ich das Gefühl hatte, das zieht sich auch so ein bisschen durch die Republik her. Wir sollten alle mal anfangen, ein bisschen netter zueinander zu sein. Zweiter Punkt, jeder Körper ist anders, deal with it.
19:20
Menschen geben auf Social Media super gerne Ratschläge, auch vor allem ungefragt, wie Menschen ihre Körper behandeln, und wir sollten mal anfangen, anzuerkennen, dass die Gesundheit, also diese Ratschläge haben meistens mit Gesundheit zu tun, dass die Gesundheit eines Körpers, eines Menschen, nicht unbedingt am Aussehen abzulesen ist.
19:41
Und wenn wir Menschen ungefragt Ratschläge geben, dann gibt es denen meistens vor allem erst mal das Gefühl, du wirst beobachtet. Und das hat ganz schön creepy Assoziationen, wie ich finde. Und außerdem, du steckst nicht in diesem Körper der anderen Person. Also bist du auch keine Expertin für diesen Körper. Und im Zweifel, wenn man nicht weiß, ob irgendetwas bevormundend ist,
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dann vielleicht einfach mal die Klappe halten. Punkt Nummer drei, reflektiere deine eigenen Privilegien. Überlege, was du zu befürchten hast, wenn du ein Bild von dir im Internet postest. Überlege, was andere zu befürchten haben, wenn sie das Gleiche tun. Und dann überlege, welchen Raum du eigentlich einnehmen willst.
20:22
Und vor allem, wie kannst du andere bei der Sichtbarkeit ihrer Körper unterstützen? Punkt Nummer vier, welche Körper feierst du eigentlich im Internet? Wenn wir Diversität und Diversität im Internet haben wollen, dann müssen wir auch langsam mal anfangen, mehr Körper zu feiern, die marginalisiert werden.
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Und wenn wir mal so ein bisschen für uns selber reflektieren, bei welchen Fotos von Körpern im Internet, wie immer, wegen den Faith- oder Like-Button klicken, dann entlarven wir uns meistens selber ganz gut. Und wir sollten dann öfters uns mal die Frage stellen, was oder wen feiere ich und welchen Status quo reproduzieren wir damit immer wieder.
21:05
Punkt Nummer fünf, achte auf die Kommunikationsabsicht, die Leute bei ihren Bildern setzen. Ich habe vorhin schon zum Thema Selfies auch gesagt, ja, das ist auch immer ein Kommunikationskontext mit Text.
21:21
Und das heißt, sie haben eine ganz, ganz konkrete Kommunikationsabsicht. Sie zeigen, was ich gerade tue oder was ich aktiv entschieden habe, zum Beispiel anzuziehen. Und wenn ich vorhabe, so etwas zu kommentieren, dann ist diese Bildunterschrift oder der Text, der damit dranhängt,
21:42
das ist der Rahmen, an dem ich mich bewegen kann. Also, wenn wir nicht grenzüberschreitend oder verletzend sein wollen. Und das ist noch ein Beispiel vielleicht aus dem Real Life, was mir irgendwie häufig passiert, dass wenn man zum Beispiel auf einer Party ist und Leute reden mit einem, die kennen dann den Namen nicht. Und die reden dann später über, ja, ich habe mit der Dicken geredet.
22:02
Wir könnten aber auch zum Beispiel mal anfangen, Leute anhand von Merkmalen zu beschreiben, die sie sich ganz, ganz aktiv ausgesucht haben. Zum Beispiel, man könnte sagen, die mit dem gepunkteten Kleid, die, ich habe grüne Haare, also ich meine, besser geht es eigentlich nicht, mich zu beschreiben. Und wir sollten also anfangen, die aktiven Entscheidungen,
22:22
die andere Menschen bewusst getroffen haben, ja, zu respektieren. Und vor allem, weil eine Körperform meistens etwas ist, was Leute auch nur, ja, bedingt aktiv entschieden haben. Punkt Nummer 6, einfach mal Zuhören statt Selbsttests machen. Das ist etwas, was mich regelmäßig auf die Palme bringt.
22:42
Das ist eine sehr beliebte Tradition. Das fängt bei Günter Wallraff an und hört dann bei Leuten auf, die sich irgendwie Fatsuits anziehen, um dann mal rausfinden zu wollen, wie es dicken Menschen beim Online-Dating oder beim Blind-Dating ergeht. Und wenn du das Privileg hast, zu entscheiden, wie du deinen Körper präsentierst,
23:05
dann solltest du vielleicht erst mal Menschen zuhören, die solche Erfahrungen tagtäglich machen. Und Menschen vor allem, die seit Jahren und Jahrzehnten von diesen Erfahrungen berichten. Denn wenn ich meinen Körper so verändere und dann so einen Selbsttest mache, dann mache ich damit andere Leute, die diese Erfahrung wirklich jeden Tag machen, unsichtbar.
23:25
Punkt Nummer 7, achte auf Selbstbezeichnung und vor allem politische Selbstbezeichnung. Einzig und allein das, wie die Person sich selber bezeichnet, ist ausschlaggebend. Denn das bestimmt ihre Realität. Und der Akt des Teilens eines Bildes ist ein Ausschnitt dieser Realität dieser Person.
23:44
Und wir sollten mal anfangen, das als ein Geschenk zu betrachten. Wenn du also mit Leuten interagierst, finde raus, wie sie sich selber bezeichnen. Dazu gehört zum Beispiel auch Pronomen. Also, welche Pronomen nutzen die Leute für sich selber. Und im Zweifel vielleicht einfach mal fragen.
24:02
Punkt Nummer 8, nutze deine Reichweite. Das ist ein Punkt, der ist hier für die Republikar sehr, sehr wichtig. Wir haben hier Leute, die irgendwie bekannte Bloggerinnen sind. Wir haben Menschen, die beruflich mit Social Media zu tun haben. Und ja, bevor du also ein Bild postest, also wenn du zum Beispiel beruflich mit Social Media zu tun hast,
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bevor du irgendwie das millionste Bild von einer weißen, schlanken Frau, die ein lachend ein Salat isst, postest. Ja, es gibt einen wunderschönen Tumblr übrigens dazu. Kannst du dir bewusst machen, dass du auch da mit Normalität immer und immer wieder reproduzierst.
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Es gab hier ein schönes Projekt, was hier auf der Republikar vorgestellt wurde. Das betrifft zum Beispiel Menschen mit Behinderungen, Gesellschaftsbilder.de. Das ist ja so eine Stockfoto-Plattform, die Menschen mit Behinderungen eben in Aktionen zeigt. Und dass sie ja eben eine Teilhabe an der Gesellschaft haben und nicht unter diesem ganzen Mitleidsduktus.
25:04
Auch Selfies sind inszeniert und oft retuschiert. Also es gibt ja mittlerweile diverse Apps, mit denen man da Filter draufsetzen kann oder Pickel wegretuschieren oder was weiß ich. Und wir sollten uns auch, wenn Selfies immer so diesen Anschein haben von Authentizität, oh Gott, was für ein Wort, Authentizität, dann sollten wir uns auch öfters mal,
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also vor allem wenn wir uns dann mit Leuten vergleichen, die Selfies von sich posten, dann sollten wir uns auch bewusst machen, dass selbst die inszeniert sind und retuschiert. Punkt Nummer 10. Wie bei allem Konsens ist das A und O. Also wenn du vorhast ein Bild zu posten, wo zum Beispiel andere Leute mit drauf sind,
25:43
dann frag vorher die Menschen, die da drauf vorkommen, um Erlaubnis. Und wenn das für die Person nicht möglich ist, also wenn die nicht die Möglichkeit haben nein zu sagen, dann vielleicht lieber sein lassen. Und ein Punkt, den ich gestern noch ergänzt habe, Liebe.
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Wir sollten wirklich, also gerade wenn Menschen gerade aus marginalisierten Gruppen, aber auch generell Menschen, die ihre Körper im Internet teilen, wir sollten das als ein Geschenk betrachten, als etwas, was unseren Horizont erweitert und ein Geschenk, dass wir an deren Realität teilhaben können.
26:22
Und ich finde, wir sollten alle mal ein bisschen anfangen, uns ein bisschen mehr zu unterstützen. Das war's von mir. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. May the fourth be with you. Vielleicht können wir alle nachher noch ein bisschen tanzen.