Gute wissenschaftliche Praxis
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Formal Metadata
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Title of Series | ||
Part Number | 6 | |
Number of Parts | 7 | |
Author | 0000-0001-8246-8210 (ORCID) 0000-0003-0232-7085 (ORCID) 1066621098 (GND) | |
License | CC Attribution 3.0 Germany: You are free to use, adapt and copy, distribute and transmit the work or content in adapted or unchanged form for any legal purpose as long as the work is attributed to the author in the manner specified by the author or licensor. | |
Identifiers | 10.5446/15235 (DOI) | |
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6
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Computer animationMeeting/Interview
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Computer animation
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Computer animation
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Computer animationMeeting/Interview
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Computer animationMeeting/Interview
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Computer animationMeeting/Interview
Transcript: German(auto-generated)
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Herzlich willkommen hier in Hannover zurück live bei der neuen Folge der Open Video Lectures zum Thema CoScience. Mein Name ist Lambert Heller und wieder geht es um die Frage des Wie und Was und Was genau zum Thema Collaborative Science
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und heute um das Thema der guten wissenschaftlichen Praxis, was bestimmt eines der anspruchsvollsten und vielleicht auch interessantesten Themen sein dürfte. Wieder ist es uns gelungen und wir sind ein bisschen stolz drauf, wirklich zwei ganz tolle Expertinnen zu dem Thema zu gewinnen.
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Und zwar sind das hier zu meiner Rechten Margot Bargher und Birgit Schmidt von der SUB Göttingen, die das heute bestreiten werden. Wieder ist die ganze Reihe ermöglicht durch Foster Open Science und wieder basiert das worum es hier geht auf dem Handbuch CoScience,
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was sie auf der Website, auf der sie sich in diese Veranstaltung reingeklickt haben, auch finden. Und ich möchte aber ansonsten ohne weitere Umschweife jetzt gleich zum Inhalt kommen. Diesmal geht es nicht etwa mit einem Vortrag los, sondern mit einem Quartett. Ja, ein Quartett und zwar ist es einfach so, dass ich Fragen stellen will und es wird um verschiedene alternative Antwortmöglichkeiten geben.
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Natürlich, wie immer, ganz besonders wichtig heute, gibt es den Chat, der ist für Sie offen. Sie können sich selbst an diesem Quartett beteiligen oder auch sonst natürlich andere Fragen und Überlegungen, die Ihnen einfallen, dort hineingeben.
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Das ist ja ganz klar. Okay, fangen wir an. Alles fertig? Bereit? Ja, okay. Ihr seid soweit. Gut. Die erste Frage ist Datenteilen. Ich bin Nachwuchswissenschaftler und habe aufwendig im händischen Prozess große Datenmengen zusammengetragen.
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Mit diesen Daten habe ich meine erste Publikation fertiggestellt, die gerade bei einer Zeitschrift angenommen wurde. Eine etablierte Kollegin in meiner Abteilung kontaktiert mich, weil sie die Daten nutzen will. Die Kollegin hat erheblichen Einfluss auf den Fortgang meiner Karriere. Was soll ich tun?
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Also, ihr seht jetzt die vier Möglichkeiten und wir bitten euch, dass ihr jetzt für euch selber mal notiert, zu welcher Antwort ihr tendieren würdet. In der Regel läuft das nicht einfach auf A, B ist richtig und C und D ist in jedem Fall falsch, sondern es sind im Grunde Handlungsoptionen.
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Manche von denen sind gute wissenschaftliche Praxis, andere sind nicht so gute wissenschaftliche Praxis. Und Birgit und ich werden jetzt hier live diskutieren und dann überlegen wir mal, was dabei rauskommt. Also ihr nehmt auch für euch selber mit Teil und überlegt, ob A, B, C oder D. Also, Datenteilen. Ja, was ist deine Meinung dazu?
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Der einfachste, karriereförderlichste Weg ist natürlich, ich schicke ihr die Daten. Nicht so gut für die Karriere ist wahrscheinlich C. Ich sag, kriegste nicht. Also, ja. Und ich würde schon versuchen da einen Mittelweg zu finden, in
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dem man vielleicht sagt, okay, ich habe jetzt schon einen Teil der Daten ausgewertet. Das hieß ja, ich habe schon eine Publikation und dass man dann vielleicht sagt, ja, man kann schon anfangen, was zu teilen, aber man würde sich vielleicht vorbehalten, ihm noch nicht alles zu teilen. Und vielleicht sogar diesen Teil, den man schon teilen will, mit der ganzen Welt zu teilen, indem man das veröffentlicht oder eben sagt, ja,
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man möchte auf jeden Fall zitiert werden und vielleicht ist das ja auch soweit involviert in die Arbeit möglich, dass man da auch vielleicht eine Co-Autorenschaft daraus machen kann. Aber durchaus eine gewisse Willigkeit signalisieren, aber eben nicht eine, die ja alles rausgibt, was man dann vielleicht noch braucht.
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Das wäre Option D richtig, das mit der Co-Autorschaft. Das ist ein bisschen zu stark, die sagt ja, man möchte bei allen Publikationen als Co-Autor genannt werden, eher so ein bisschen versuchen zu verhandeln. Vielleicht wo man dann sagt, ich möchte mein Interesse jetzt nicht komplett aufgeben an diesem Auswerten und vielleicht auch nicht alles schon rausrücken, aber durchaus zusammenarbeiten wollen.
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Darf die die Daten denn überhaupt anfordern? Ich meine, das sind doch meine Daten. Die Publikation ist heraus, die sieht jetzt die Publikation und jetzt möchte sie gerne die unterliegenden Daten, da muss man ja eigentlich sagen, sonst vertraut man dem Artikel vielleicht gar nicht.
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Vielleicht hätte ich den Teil schon längst veröffentlichen sollen, aber ich möchte jetzt alles. Sie will alles? Okay, also... Es ist nicht unkompliziert offenbar, okay, ja. Es bleibt ein Dilemma, aber das Ganze heißt auch Dilemma Game.
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Genau, genau. Okay, ihr seid jetzt live bei unserem ersten Dilemma dabei, wir sind uns nicht ganz einig. Und ihr könnt natürlich auch gerne mal einen Satz, wie ihr damit umgehen würdet, in den Chat schreiben, hinterher nochmal aufgreifen in der Diskussion. Dann öffnen wir das nächste Dilemma.
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Ein weiches D. Ein weiches D. Genau, das kannst du mir auch vor. Also es gibt ein paar Argumente für D, aber es ist offenbar nicht unkompliziert. Okay, verstehe. Gut, gehen wir zum nächsten. Sie haben das auch auf dem Bildschirm jetzt vor sich. Das ist der überzeugende Antrag genau. Ich arbeite an einem Projektantrag in einem recht speziellen Feld.
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Eine Kollegin von mir ist bekannt für ihre sehr überzeugenden Anträge. Ich bitte sie um Hilfe, weil ich die Drittmittel dringend brauche. Sie willigt ein und überarbeitet meinen Antragstext. Die Überarbeitung ist wirklich gut und überzeugend. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass der Antrag jetzt mehr verspricht, als ich werde liefern können.
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Die Einreichungsfrist läuft morgen ab. Was soll ich tun? Das ist mal aus dem Leben gegriffen. Soll ich noch mal eben die Alternative nehmen? Genau, die Alternative. Zum Glück spielen wir, sonst wäre das jetzt eine harte Option. Wir müssen jetzt nicht morgen einreichen. Nein. So, einfach Danke sagen und einreichen.
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Option A. B ist umschreiben. Und wenn man auch die ganze Nacht daran arbeitet, auf jeden Fall wieder ein bisschen was draus machen, was man sich auch zutraut. Aber unter Umständen sinken die Chancen auf die Bewilligung. Weil jetzt sieht es ja eigentlich sehr gut aus und überzeugend. C, ich nehme einfach meinen alten Antrag
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und lasse das raus, was die Kollegin da gemacht hat. Und das ist mir zu krass. Dann D, ich bitte noch mal einen anderen Kollegen um Gegenlesen. Und noch mal die Meinung, kann man das so machen? Oder ist das vielleicht doch ein bisschen zu anspruchsvoll?
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Also A nehme ich schon mal nicht. Und C ja. Ja, bedanken gut. Bedanken ist gut. Bedanken ja, weil das fehlt in den anderen. C ist nicht gut. Also der Kollegin sagt, macht man das aber nicht. Das machen wir lieber nicht. Wenn sie sich das zutraut, kann man ja auch mal viel versprechen.
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Also, ja, das wird dann wohl eine lange Nacht. Obwohl D ist auch gut. Wirklich einfach noch mal jemand anderes fragen. Ist das nicht vielleicht doch richtig ein bisschen... Also man muss im Antrag auch oft mehr versprechen,
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als das, was man sich heute zutraut. Ja, weil wenn man sehr realistisch ist, dann ist es vielleicht auch gar nicht so richtig spannend. Und man lernt ja auch während der Zeit der eigentlichen Arbeit dann dazu, dass am Ende vielleicht doch ein bisschen mehr rauskommt, als was man im ersten Wurf reingeschrieben hat.
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Vielleicht ist es dann doch eher dazwischen. Vielleicht muss man das ja auch nicht versprechen, sondern sagen, das ist, was wir uns erhoffen. In jedem Falle, denke ich, muss man damit leben, dass der Antrag vielleicht nicht durchkommt, aber Sachen versprechen, von denen man von vornherein schon ein schlechtes Gefühl hat. Ja, genau, wo man nur schlaflose Nächte sich ankommt, nicht gut. Verstehe, also es ist ein weiches B sozusagen.
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Plus A. Wir bedanken uns in jedem Fall. Ja, das scheint... Da kommen wir nämlich später noch zu, warum dieser erste Teil von A auf jeden Fall sein muss. Das merke ich mir, okay. Also warum das sein muss, wird dann noch eingelöst, alles klar. Dann zum letzten Dilemma, was wir hier behandeln.
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Also Sie merken schon, das sind lauter Dilemmata, wo Sie jetzt nicht schnell die Antwort werden googeln können. Also nicht nur, weil es den Texten auf Deutsch nicht online gibt, sondern auch, weil das einfach wirklich... Ja, nicht so einfach ist da die richtige Antwort. Also, wer wird zuerst genannt? Mit meinen Kollegen Sarah und Bart habe ich einen Artikel geschrieben.
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Jetzt müssen wir die Autorenreihung entscheiden, weil der Erstautor als derjenige mit dem größten Beitrag gilt. Ich habe die konzeptuellen Ideen geliefert und das Team koordiniert. Sarah hat die Daten gesammelt und am meisten Arbeitszeit in das Projekt investiert. Aber auch Barts Beitrag war wichtig. Außerdem brauchte er auf seiner neuen Arbeitsstelle dringend Publikationen.
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Was soll ich tun? Ja, jetzt haben wir hier wieder die krassen Antworten. Einfach sich selbst als Nummer eins setzen. Oder Sarah, oder eben Bart. Oder einfach Streichhölzchen ziehen, würfeln.
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Und das Schicksal entscheiden lassen. Was meinst du? Weder noch. Also auch hier würde ich sagen... A ist natürlich ein bisschen asozial. Einfach zu sagen, ich bin zuerst, ich hatte die beste Idee. Gut, aber wir reden ja auch über die gute wissenschaftliche Praxis.
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In der Realität wird es sicherlich hin und wieder mal auf sowas hinauslaufen. Wer braucht die Publikation am dringendsten? Ich glaube, da muss man einfach nicht drumherum reden, dass das teilweise so ist. Aber wir sind ja jetzt hier für die gute wissenschaftliche Praxis. Und deswegen würde ich sagen, wir sind wieder beim Quintet.
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Wir brauchen eine neue Antwort. Und meine Antwort würde heißen, alphabetische Reihung. Das genauso schreiben. Sagen die, die Autoren haben alphabetisch gereiht. Und deutlich machen, wer was beigetragen hat. Ja, also auf jeden Fall die Rollen deutlich machen wäre gut. Aber vielleicht auch einfach noch mal mit allen sprechen.
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Und sich an die Konvention halten, die dann halt in dem Fach üblich ist. Also alphabetisch ist mir auch tendenziell am liebsten. Aber das mag dann vielleicht nicht die Konvention in allen Fällen sein. Ah ja, verstehe. Also irgendwie so damit umgehen, dass man nicht irgendwas suggeriert, was nicht stimmt. Und dann aber dazu angeben, das ist jetzt halt die alphabetische Reihenfolge.
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Okay, ja. Das fand ich interessant, das ist überraschend. Und ja, generell, sehr interessanter Einstieg. Das war natürlich jetzt nur der Teaser. Also an dieser Stelle würde ich einfach gerne, ich denke erst mal an dich, Margot, übergeben. Auf jeden Fall kommen wir später noch mal in diese Runde hier zurück, zu dritt.
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Und diskutieren gegebenenfalls auch in der Zwischenzeit aufgekommene Fragen, Überlegungen. Und ja, jetzt bin ich gespannt auf euren Vortrag. Ja, und zur Quelle noch mal von diesem Quartett. Das ist ein Spiel, ein Dilemma-Game, was man auch online finden kann. Und zwar war das von der Rottbau University in den Niederlanden.
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Rotterdam. Rotterdam, Rotterdam, ja. Ja, genau. Und diesen Link und überhaupt alle Folien, weil das eine häufige Frage ist, ist auch sowieso online, auch nach der Veranstaltung, würde man da finden. Genau, wir werden alles dokumentieren. Okay, das, was ihr jetzt gerade erlebt habt, war eigentlich die modernere Form der Vermittlung
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von der guten wissenschaftlichen Praxis, nämlich dass man das in Lehrveranstaltungen macht, die tatsächlich einen zum Nachdenken bringen und auch bewusst einen dazu bringen, sich in diese Situation zu versetzen. Also das ist kein Zufall, dass es hier um Ich Bin geht, sondern wie würde ich handeln in so einer Situation.
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Und die Dinge, die wir jetzt angerissen haben, zeigen schon einige Spannungsfelder im wissenschaftlichen System. Oh, Moment. Nach vorne benutzt. Wie zum Beispiel einfach dieser Druck zu publizieren. Publisher Parish ist dafür das Schlagwort. Dann einfach die Auffassung, ja, was ist das wissenschaftliche System?
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Ist es ein fairer Bereich, aber das ist doch eher so eine Art Haifespecken. Worum geht es hier? Klaut man sich gegenseitig die Ideen? Arbeitet man gemeinsam? Leugnet man einfach alles und sagt, hier gibt es keine Probleme, hier ist alles sauber? Oder ist das Ganze nur ein Trick, um nach Rio de Janeiro zu fahren,
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um an der zweiten Weltkonferenz von Research Integrity teilzunehmen? Alleine, dass es die zweite Konferenz jetzt zu dem Thema ist, zeigt, es ist ein neues Thema. Die Regeln, die wir im wissenschaftlichen System haben, sind nichts Neues. Die gibt es schon sehr, sehr lange und auch die Standards.
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Aber anhand von Problemen, von wissenschaftlichen Fehlverhalten ist das Thema aufgekommen. Und wir haben bewusst, das nicht negativ aufgezogen, sondern positiv und zu sagen, was ist eigentlich das Gute daran? Und was ist das Gute des gemeinsamen Arbeitens? Was können wir verhindern an den Problemen, die wir jetzt nur ganz kurz angerissen haben in diesem Dilemma-Game?
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Ja, und als Nächstes haben wir hier jetzt einmal aufgelistet, im Grunde Prinzipien oder Werte. Wie könnte so ein gutes wissenschaftliches Verhalten aussehen? Was sollte man da im Hinterkopf behalten? Das Erste ist gleich sowas wie Ehrlichkeit gegenüber der Welt, aber natürlich auch gegenüber sich selbst bei der Auswahl der Methoden und der Prozesse.
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Und dass man auch einfach nicht aufhört zu prüfen, ist denn das, was ich da behaupte, eigentlich etwas, was ich belegen kann. Also etwas, was sich nachvollziehen lässt anhand der vorliegenden Methoden und womöglich auch der Daten, die man dafür dann unter Umständen auch rausrücken muss, um da nachvollziehbar zu sein.
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Dann das Zweite, eben eine Verlässlichkeit an den Tag zu legen und sorgfältig zu arbeiten und auch in der Kommunikation ohne irgendwelche schiefen Vorstellungen zu arbeiten. Also auch solche Sachen wie das einzuhalten, was hatten wir ja eben in einem von den Beispielen schon,
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dass man nicht mehr verspricht, als man halten kann, auch in Anträgen nicht mehr verspricht oder eben eher andeutet, was man noch vielleicht erreichen will, aber eben das auch deutlich abgrenzt, was man erreicht hat. Also was ist tatsächlich das Ergebnis und was ist also nicht so ein Handwaving Argument quasi und dann hat man eine Behauptung, die sich gar nicht belegen lässt anhand des mehr oder weniger langen Argumentes.
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Dann eben sowas wie Objektivität und Nachvollziehbarkeit, dass man immer unterliegende Argumente und Daten hat und nicht die Hälfte weglässt von dem, was man eigentlich bräuchte für das Argument.
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Unabhängig bleiben und eben aber auch sowas machen, wenn da Abhängigkeiten da sind, dass jemand eben eine Beziehung hat zur Pharmaindustrie, dass man das auch tatsächlich transparent macht in so einem Artikel oder in irgendwelchen Gremien arbeitet, wo dann ein Leser das selber einschätzen kann, was da vielleicht noch sonst was an Überlegungen mit dem Hintergrund von der Forschungsfrage eine Rolle gespielt haben kann.
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Aber die Ergebnisse selber müssen natürlich für sich stehen und stichhaltig sein. Offene Kommunikation bezieht sich einerseits eben auf den Inhalt des eben zum Beispiel wissenschaftlichen Artikels,
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aber eben auch was die Daten betrifft, dass man dann womöglich sagen muss, ok, der Artikel lässt sich als solches gar nicht so nachvollziehen, ohne dass ich einen Zugriff habe auf die Daten, die dann eben auch heutzutage immer mehr und mehr aus Sicht der Verleger gefordert wird
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und auch aus Sicht der Forschungsförderer, dass man die publiziert, eigene Repositorien dafür entstehen. Und dann als nächstes nochmal die Sorgfaltspflicht wird hier betont, wo man sich eben auch an die Vorgaben, die Rahmenbedingungen halten sollte, wie wir den Datenschutz einhalten. Persönliche Daten muss man natürlich raushalten, aber auch solche Sachen wie Umgang mit der Umwelt, mit Tieren usw. zu beachten.
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Fairness, zum Beispiel der Begutachtungsprozess, da eben auch nicht sich womöglich von anderen Ergebnissen anzueignen,
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sachlich zu bleiben und nicht womöglich die Konkurrenz da den Ausschlag geben zu lassen, wenn man Sachen beurteilt. Und als letztes dann noch den Bereich eben die Verantwortung gegenüber der nachfolgenden Wissenschaftlergeneration, was auch natürlich in dem Betreuungsverhältnis mit den, da ist jetzt gar nichts dazu, also wo man auch aufpassen muss,
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was bietet man seinen Doktoranden an und was verlangt man von ihm. Also solche Sachen vermeiden, wie der Doktorvater wird in jeder Publikation genannt usw. Das ist dann quasi da ganz klar natürlich zu vermeiden, wenn er nicht tatsächlich einen Beitrag geleistet hat.
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Und diese Werte haben nicht wir uns ausgedacht, sondern die, ich gehe ja davon aus, dass ihr alle schön das Handbuch gelesen habt, einschlägig vorbereitet habt, denn da ist es nochmal aufgelistet, was wir da zitieren, das ist also aus einem Code of Conduct. Und das ist eigentlich ein ganz gutes Wertegerüst, an dem man
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auch sich abarbeiten kann, wenn man jetzt zum Beispiel solche Lehrveranstaltungen konzipiert oder wenn man sich überlegt als Infrastruktureinrichtung, welche Services können wir einsetzen, dass man das einfach nochmal in so einer Wertematrix abgleicht und sagt, wie können wir mal wegen der Objektivität und Nachvollziehbarkeit unterstützen,
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indem wir zum Beispiel Datenrepositorien auch aufsetzen und betreiben. Die gute wissenschaftliche Praxis hat natürlich auch ihre Kehrseite, die nennen wir mal das wissenschaftliche Fehlverhalten, betrügen, schummeln, tricksen usw. Das ist das Verhalten von Wissenschaftlern, das unbeabsichtigt oder beabsichtigt gegen ethische oder wissenschaftliche Standards verstößt.
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Und in dem Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten ist es so anders als jetzt im Strafrecht, wo man sagen kann, das müsst ihr mir erstmal beweisen, solange ihr es nicht beweisen könnt, gelte ich als unschuldig. Es ist nicht so, dass man als Wissenschaftler automatisch als schuldig gilt, solange man nicht beweisen kann, dass man das nicht getan hat,
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sondern es geht darum, ein gemeinsames Vertrauensverhältnis aufrechtzuerhalten, was bedeutet, dass das auch gemeinsam wieder ausgeräumt werden muss, wenn es Probleme gehabt hat. Das heißt, diejenigen, die in den Verdacht geraten, wissenschaftliches Fehlverhalten auch unbeabsichtigt gemacht zu haben, müssen eigentlich sich darüber klar sein, dass sie mitzuarbeiten haben, diesen Verdacht auszuräumen.
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Und das wird unterteilt. Jetzt seid ihr wieder gefragt. Aber ich sehe auch, ihr tippt, das kann kein Mensch mehr nachverfolgen. Armer Lambert, aber es ist nicht mein Problem. Wir sollen ja nicht auf den Chat achten. Also, wir fangen mal an. Soziales Fehlverhalten.
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Ihr könnt für euch selber jetzt mal notieren, was könnte das sein. Es gibt natürlich auch eine Auflösung, was da drunter fällt. Dann haben wir den unlauteren Umgang mit Ergebnissen, das unlautere Forschungsverhalten.
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Also, man kann ein unlauteres Forschungsverhalten haben, trotzdem gute Ergebnisse haben und auch umgekehrt. Deswegen ist das voneinander getrennt genannt. Fehlverhalten im Publikationsprozess, Fehlverhalten im Datenmanagement.
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Und in diesem Falle Daten sind zum Beispiel auch Laborproben, Bodenproben, Ethnographiker. Das sind jetzt nicht nur einfach Daten im Sinne von digitalen Daten, sondern es geht hier von Primärdaten, die diesen Bereich umfassen, den ich gerade genannt habe, aber bis hin auch zum Forschungsdatenmanagement, also dann schon durchaus sekundäre Daten
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und administratives Fehlverhalten. Ich hoffe, ihr habt jetzt jeder mindestens eine Lösung für euch aufgeschrieben. Jetzt kommt eine lange, lange Liste. Keine Sorge, tut alles vor. Beim sozialen Fehlverhalten geht es in dem Sinne sehr stark, was mache ich als Mensch?
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Sabotage, ich mache jetzt schon seit einiger Zeit Lehrveranstaltungen in dem Kontext und ich glaube, das sind jetzt nicht Spinne-in-der-Jukapalme-Legenden, solche Sachen wie jemand geht rum und träufelt, destilliertes Wasser aufproben und der Jungwissenschaftler wundert sich, da wächst nichts.
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Missbrauch von Herausgeberschaft, das hatte Birgit gerade schon mit angerissen. Missbrauch von Abhängigkeiten, das ist wahrscheinlich das Häufigste, was da passiert. Leute einschüchtern, ein Klima schaffen, wo die Leute sich nicht wehren, dass ihnen Ergebnisse weggenommen werden oder dass sie instrumentalisiert werden. Das hängt immer wieder sehr stark mit der unzulänglichen Nachwuchsbetreuung zusammen.
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Übergriffe, Diskriminierung, aber es sind auch Dinge wie jemanden in den Verdacht schieben, dass er selbst ein wissenschaftliches Fehlverhalten begangen hat oder so Gerüchte streuen, aber auch das Decken von wissenschaftlichem Fehlverhalten.
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Auch das gilt inzwischen als ein eigenes wissenschaftliches Fehlverhalten. Dann gibt es diesen unlauteren Umgang mit Ergebnissen und unlauteres Forschungsverhalten. Die wichtigsten beiden, die da zu nennen sind, sind Data Fabrication und Data Falsification, also das Erfinden von Ergebnissen oder das Manipulieren von Ergebnissen,
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zu denen sowohl Ausreißer wegschönen gehört als auch nicht ganz eindeutig sein, dass die Ergebnisse eigentlich ein bisschen was mit der Messmethode zu tun haben. Also Manipulieren von Ergebnissen, was im Umkehrschluss bedeutet,
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jemand anders, der die gleichen Ergebnisse erzielen will, wird das nicht schaffen, weil es nicht geht. Unlauterer Umgang, dazu gehört hier jetzt auch der unlautere Umgang mit geistigem Eigentum. Das ist sowohl das eigene, also sich immer selbst wieder nicht zitieren, sondern so tun, als wäre das jedenfalls jedes Mal was Neues und es nicht offenlegen,
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aber vor allen Dingen auch der Übergriff auf anderer Leute Eigentum. Die anderen nenne ich jetzt mal nicht, weil wir sonst in so eine Vorlesesituation kommen. Fehlverhalten im Publikationsprozess, das ist übrigens der häufigste Bereich, in dem wissenschaftliches Fehlverhalten offensichtlich wird und entdeckt wird.
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Also die großen Skandale hängen in der Regel mit dem Publikationsprozess zusammen. Und das ist entweder die Autorschaft, obwohl man nicht viel selbst gemacht hat, oder das Verweigern von berechtigter Autorenschaft, also Doktoranden wegdrücken, Mitarbeiter wegdrücken.
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Oder eben die Fälle wie Datenmanipulation, Bildmanipulation. Diese prominenten Fälle sind dann auch die sogenannte Salamitaktik sehr beliebt. Also nicht gleich alles veröffentlichen, sondern in so kleinen Scharpien,
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damit man noch eine Publikation und noch eine Publikation hat. Zu denen gehören aber auch Dinge wie Interessenskonflikte nicht offen zu legen. Das hatten wir ganz kurz mit angerissen. Fehlverhalten im Datenmanagement, unzulängliches Forschungsdatenmanagement.
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Wo sind denn meine Proben? Na gut, schreibe ich irgendwas auf, macht ja nichts. Zurückhaltend von Daten gilt auch als wissenschaftliches Fehlverhalten. Also zum Beispiel, wenn eigentlich vom wissenschaftlichen Standard her klar sein müsste, man müsste das veröffentlichen, es ist ein wichtiges Ergebnis, man hält das zurück,
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weil es irgendwie besser für die eigene Karriere ist, das Labor steht besser da, was auch immer. Das wird mit dazu gezählt, dass zu allen guten wissenschaftlichen Praxisregeln immer wieder dazu gehört, das zeitnah veröffentlichen von Dingen, die man rausgefunden hat.
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Aber auch das widerrechtliche Verweigern von Daten ist zum Beispiel was, was das gemeinschaftliche Arbeiten und wissenschaftliches immergemeinschaftliches Arbeiten nicht fordert. Insofern gilt das als noch nicht ein grobes wissenschaftliches Fehlverhalten, aber das ist was man eigentlich nicht tut. Auch Verwendungsrichtlinien sehr, sehr frei auszulegen und zu sagen,
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ach, das macht ja nichts, das kriegt ja keiner raus. Auch das gilt als ein wissenschaftliches Fehlverhalten oder das Erschleichen von Drittmitteln, indem man zum Beispiel seine Publikationslisten stark aufgehübscht hat. Ich weiß nicht, wer sich an den Göttinger-Skandal noch erinnert. Das war bei uns ein SFB, der geschlossen werden musste, weil im Folgeantrag die Publikationslisten angehübscht waren.
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Ich war damals noch keine Studierende mehr, aber ich habe damals tatsächlich noch gedacht, hä, wegen sowas wird ein ganzer SFB zugemacht. Heute weiß ich, so geht es nicht, weil wir darauf vertrauen müssen, dass das, was in einem Antrag steht, auch den Tatsachen entspricht.
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Auch die Verschwendung von Drittmitteln aus Eigennutz oder von Grundausstattung kann man als ein wissenschaftliches Fehlverhalten ansehen. Letztendlich, wenn an einer Stelle verschwendet wird, fehlt das an anderer Stelle und Wissenschaft ist immer ein Zusammenarbeiten.
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Ja, das Ganze hat natürlich Gründe. Die Gründe sind teilweise ziemlich traurig. Manche sind selbst geschaffen, manche sind gewachsen. Aber wenn man sie nicht benennt, wo die Probleme herkommen, dann kommt man da definitiv nicht weiter. Beim sozialen Fehlverhalten, also das, wo die Menschen sich als Schweine generieren,
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das ist häufig, dass die Anreiz- und Belohnungssysteme problematisch sind. Es sind problematische Arbeitsbedingungen, es ist ein hoher Konkurrenzdruck, der dann manchmal dazu führt, dass es Kartellbildung gibt. Du auf meine Publikation, ich auf deine.
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Oder ich gebe dir hier mein Labor, du gibst mir da dein Labor und wir halten die Ergebnisse so, dass alle schön aussehen. Oder auch gut aussehen, machen das vielleicht mal im Publikationsprozess. Dieses wichtige Werk wird nicht zitiert. Und es ist kein Zufall, dass in allen Regeln für die gute wissenschaftliche Praxis
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immer wieder auf die Nachwuchsbetreuung abgehoben wird, weil man feststellen muss, viel von dem Fehlverhalten ist noch nicht mal aus wirklich grober Absicht, sondern aus dem mangelnden sozialen Verantwortungsbewusstsein. Also nicht zu realisieren, da ist jemand seit vier Jahren Labor-Sklave und kriegt seine eigene Dissertation nicht fertig, bis der irgendwann ausschert
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und sagt, ich kann nicht mehr. Das ist ein Mangel des soziales Verantwortungsbewusstsein, wo man aus strengen wissenschaftlicher Sicht sagen kann, wieso hätte er doch machen können. Oder auch solche Fälle, dass natürlich viele junge Wissenschaftler irgendwann aufgeben, weil sie es nicht hingekriegt haben, tatsächlich mal Erstautor zu sein.
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Wo dann sozusagen man sich in diese Zusammenarbeit hineinbegibt, aber dann frustriert aufgibt, weil man immer nur in der zweiten Reihe gehalten wird. Der Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten war lange Zeit noch so, doch nicht bei uns.
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Und wenn wir jetzt sehen, dass eigentlich fast jede Universität, nein, jede Universität muss eine Ordnung für die gute wissenschaftliche Praxis haben, sonst können sie nämlich keine DFG-Mittel kriegen. Wenn wir das sehen, dann merkt man auch, es ist eben nicht damit getan zu sagen, ach, bei uns passiert das nicht, sondern es wird passieren, wir haben diese Rahmenbedingungen
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und insofern brauchen wir auch das als ein Gegenmittel. Bei dem umlauteren Umgang mit den Ergebnissen und unlauterem Forschungsverhalten denke ich, muss man anerkennen, dass wir auch hier einfach problematische Arbeitsbedingungen gerade in den laborgetriebenen Wissenschaften haben.
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Wir haben harte Anreize und Evaluierungssysteme, jeder weiß, der Impact-Faktor ist problematisch, trotzdem kommt er immer wieder zum Tragen. Und es wird auf der einen Seite dagegen gewettert und auf der anderen Seite ist es dann in Berufungsfraktionen plötzlich doch wieder die Nummer, die da zählt. Was wir sicherlich haben, ist, wir haben ein Problem in der Wissenschaft
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mit dem Anerkennen von widersprüchliche, nicht sehr aufregende oder sogar auch negative Ergebnisse. Wir haben einen Positive Bias in wissenschaftlichen Journals und es kommt jetzt erst so ganz langsam, dass es auch mal ein Journal für negative Ergebnisse gibt.
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Jeder, der wissenschaftlich arbeitet, weiß, ich brauche auch die Sackgassen, ich muss auch wissen, was nichts gebracht hat, ich kann nicht immer nur lesen, das war toll, das funktioniert. Der große Wurf. Immer habe ich nur die großen Würfe und bei mir geht es nicht. Und je mehr ich auch darüber lese, was nicht geklappt hat, dieser Ansatz hat nichts gebracht,
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hier sind wir nicht weitergekommen, hier kommen wir nicht über bestimmte Werte raus und kriegen keine Signifikanz. Auch das bringt den wissenschaftlichen Prozess voran. Wir brauchen dann aber insgesamt ein Denken darüber, dass wir auch die nicht so aufregenden Ergebnisse brauchen. Hektik und Kontrollmangel ist immer wieder dabei und eben auch Ausbildungsmängel.
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Fehlverhalten im Publikationsprozess, ich wiederhole mich jetzt mal nicht, aber was wir hier ganz sicherlich haben, wir haben die problematischen Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Autoren untereinander und wir haben in vielen Wissenschaften einen sehr hohen Konkurrenzdruck.
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Ein Biologe, der in der Wissenschaft nichts werden kann, weil er es nicht schafft, sich zum Beispiel an diese renommierte Erstautorenposition zu bringen, hat vielleicht nicht gerade Berufsverbot, aber in der Wissenschaft ist für den irgendwann die Tür zu und das geht dann nicht mehr weiter. Dann kriegt man keinen Antrag mehr durch.
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Zu den mangelnden Regeln auf der Verlagseite kommen wir noch, deswegen führe ich die nicht weiter aus. Wir haben, Lambert ist gerade husten gegangen, deswegen gucken wir zur Seite, aber wir gucken jetzt schön wieder nach vorne. Wenn wir das Fehlverhalten im Datenmanagement sprechen, muss man sicherlich anerkennen,
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dass es teilweise auch einfach erst im Entstehen ist. Das Umgehen mit Forschungsdaten fängt erst an wirklich geregelt zu werden. Mehr und mehr Universitäten geben sich selber sowas wie eine Datenpolicy, aber merken dann auch schnell, dass sie es mit Strukturen hinterfangen müssen.
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Ich kann nicht einfach von den Leuten verlangen, ihr müsst eure Forschungsdaten zehn Jahre aufbewahren und dann sagen, wo ihr das tut. Und das ist auch nicht etwas, was dann sozusagen mit einer Regelung abgehakt ist, sondern das ist eine Regel, ein Rahmen, der dann gesetzt wird für alle Wissenschaftler einer Einrichtung, wo dann immer noch in der Forschergruppe, die dann interdisziplinär sein kann über mehrere Fakultäten hinweg
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oder auch mehrere Einrichtungen dann noch mal bestimmt werden muss. Wie gehen wir jetzt tatsächlich damit um? Was benutzen wir? Welche Werkzeuge? Und auch ab welchem Punkt fängt man dann an, Daten zu teilen?
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Erst vielleicht in einer 1 zu 1 Verhältnis, aber dann in einer Gruppe und dann auch womöglich mit der ganzen Welt, wo man dann tatsächlich noch mal kleinteilig regeln muss. Das kann so eine Forschungsdatenmanagementpolicy einer Einrichtung niemals abdecken. Diese Einigungsprozess, die da immer unterliegen muss.
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Auch hier stellen wir fest, dass das Datenmanagement oder auch zum Beispiel das, wie arbeitet man zusammen, dass das erst nach und nach so in die Curricula eingeht. Der Schwerpunkt liegt, und das ist ja auch richtig so, liegt in der Regel auf den wissenschaftlichen Inhalten der Ausbildung, aber zum Beispiel so was wie, arbeite ich in einer virtuellen Forschungsumgebung, wie teile ich meine Daten,
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wie regle ich zum Beispiel im Vorfeld schon, wer hat welche Zugriffsrechte, das kommt erst langsam. Und das hat sicherlich auch was damit zu tun, dass wir mit den digitalen Methoden neue Möglichkeiten haben. Aber wie wir sie regeln, ohne dass es schief geht, das entsteht.
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Mögliche Abhilfen, das ist jetzt nochmal so was wie eine kleine Zusammenfassung. Definitiv klare Regelungen, auch da werden wir gleich noch ein bisschen mehr dazu hören. Infrastrukturen und Training, ich habe jetzt hier Forschungsdatenmanagement aufgeschrieben, das betrifft natürlich noch viele andere Dinge.
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Letztendlich, es ist immer wieder allen damit geholfen, wenn man es durchspricht, wenn es eingeübt wird, wenn es in die Curricula eingeht. Das schadet auch manchmal übrigens den Lehrenden nicht, wenn sie sich nochmal mal auf den neuesten Stand bringen. Ich lerne auch immer sehr viel wieder selber dazu.
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Dann gehen viele Universitäten und Forschungseinrichtungen mehr und mehr dahin, dass sie die Ausbildung zur guten wissenschaftlichen Praxis als obligatorisch ansehen im Studium. Das kann eine kleine Sache sein, so was wie eine Blogveranstaltung im Bachelor, zwei Stunden, dann haben die das wenigstens alle mal gehört, die Studierenden. Bis hin zu so tiefen Trainings, wo es dann über zwei Tage geht mit intensiven Fallstudien, Gruppenarbeiten,
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noch mal drüber schlafen, drüber diskutieren, um das wirklich vertieft einzuüben. Was wir als Birgit und ich den Artikel geschrieben haben, immer wieder festgestellt haben, letztendlich ist das alles ein bisschen zu hektisch im wissenschaftlichen Alltag.
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Also nicht immer, aber dass man sich auch mal bewusst überlegen sollte, wie kriegen wir eigentlich die Beschleunigung daraus und können das Ganze ein bisschen entschleunigen, um zum Beispiel auch mal die Ruhe zu haben, eine Studie, aus der nicht richtig viel rausgekommen ist,
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ein bisschen aufzuarbeiten, niederschwellig zu publizieren und zu sagen, das geht nicht einfach in die Schublade, sondern ich veröffentliche das auch, weil vielleicht andere was davon haben und vielleicht gibt es Leute, die damit mehr anfangen können mit neuen Methoden, anderen Forschungsfeldern, keine Ahnung. Meiner Meinung nach sollte auch dieser Positive Bias hinterfragt werden.
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Also wie geben wir aus solchen Sackgassen die Anerkennung, die sie eigentlich brauchen? Die Arbeit, die dahinter steckte, war die gleiche. Und wie schaffen wir es auf allen Ebenen an diesem Bewusstsein zu arbeiten?
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Wir arbeiten ja schon an dem Bewusstsein von euch Teilnehmern. Das ist sehr gut und ihr bringt das hoffentlich alle weiter und lasst das in eure Kreise einfließen. Ich denke, wo sicherlich viel getan werden muss und da tut sich viel, sind an den alternativen Anreiz- und Belohnungssystemen, wenn ihr euch nochmal an diese Folie erinnert,
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hatten wir hier bei drei Säulen die problematischen Anreiz- und Evaluierungssysteme genannt. So, jetzt kommen wir, was wollen erwarten die Forschungsförderer? Man könnte denken, dass die DFG das so abhandelt, da haben wir also ein Fehlverhalten, dann gibt es Vorprüfverfahren, dann kommt dies und dann kommt jenes
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und hinterher gibt es im schlimmsten Fall eine Rüge und dann ist jemand von der Förderung ausgeschlossen. So geht die DFG aber nicht nur vor, das ist also eine Seite des Ganzen, sondern, was wir von der DFG auch haben, sicherlich eins der wirksamsten Instrumente, das die DFG vor einigen Jahren beschlossen hat, es können nur noch solche Universitäten,
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Anträge an die DFG stellen, die sich selber eine Ordnung zur guten wissenschaftlichen Praxis gegeben haben. Und oh Wunder, plötzlich hatten ganz viele eine, das hat ganz prima funktioniert, dieses Instrument. Und die DFG hat 17 Empfehlungen formuliert, der Link dazu ist in dem Handbuchartikel, genau, haben wir da schön drin.
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Und diese 17 Empfehlungen habe ich mal in drei Gruppen gepackt, auch wenn das ein bisschen willkürlich war, die greifen immer auf mehrere. Was sicherlich wichtig ist, ich nenne es mal die klimatischen Bedingungensteuern, also wenn ich ein Klima von Angst und Abhängigkeiten habe, muss ich mich nicht wundern, wenn es zu wissenschaftlichen Fehlverhalten kommt.
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Und wenn ich so tue, als ob es die Probleme nicht gibt, dann werden Probleme auch unter, vielleicht auch eher unter den Teppich gekehrt, als wenn ich klare Regelungen treffe. Und die DFG empfiehlt, dass man sich klare Regelungen für die gute wissenschaftliche Praxis gibt,
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dass man auch seine Organisationsstruktur entsprechend ausrichtet, dass man Grundsätze der Nachwuchsbetreuung formulieren sollte, also nicht einfach nur sagen, die werden bei uns schon alle ganz prima ausgebildet, sondern auch klar zu sagen, so wollen wir das haben, das ist irgendwo schriftlich und wenn die Dinge aus dem Ruder laufen, dann können wir uns daran wieder ausrichten,
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was die DFG auch empfiehlt. In unserem Artikel haben wir auch einige Beispiele verlinkt, so gute Praxis bei der Betreuung von Doktoranden zum Beispiel. Ja, mit der Goethe-Universität war da zum Beispiel dabei, genau. Das lest ihr dann ja alle nochmal schön nach.
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Und was auch immer wieder dazugehört, ist, dass Vertrauenspersonen eingesetzt werden sollen. Das ist Ombudsman, das ist kein Druckfehler, das schreibt sich tatsächlich nur mit einem N, das ist ein Begriff aus dem Schwedischen. Und das bedeutet, dass es eine Vertrauensperson in einer Einrichtung ist, an die man sich wenden kann, wenn Dinge schief laufen. Und alleine die Anerkennung zu sagen, wir brauchen eine Vertrauensperson,
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bedeutet ja auch, wir wissen, die Dinge können schief laufen und wir haben nicht dieses Klima, ach, bei uns ist das schon alles ganz prima, sondern zu sagen, wir haben Ombudsleute und an diese Ombudsleute kann man sich wenden, wenn man das Gefühl hat, da läuft was schief oder wenn wirklich was offensichtlich schief läuft. Was die DFG auch empfiehlt, ist, dass man sich ein Verfahren überlegt,
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wie das dann abläuft, wenn solche Fälle aufgetreten sind und auch, wie mit Hinweisgebern umgegangen wird. Es war bis, und es ist sicherlich auch immer noch gang und gäbe, dass Hinweisgeber stumm geschaltet werden,
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dass man sagt, die beschmutzen hier unseren Laden und die sind das Problem. Aber sie sollten nicht das Problem sein und die DFG empfiehlt, das führe ich jetzt nicht aus. Ich hoffe, dass ihr solche Fälle niemals an einer eigenen Person erlebt und falls ansonsten, lest es nach bei der DFG. Ich glaube, man muss aber auch auf Strukturen einwirken
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und manche der Empfehlungen der DFG zielen auch eher auf Strukturen ab. Also sie wirklich empfehlen, dass man an den Leistungs- und Bewertungskriterien arbeitet und eben nicht nur auf diesen Impact-Faktor schielt, dass man zum Forschungsdatenmanagement Strukturen aufbaut und es auch regelt,
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dass es Regelungen für die Autorenschaft gibt. Also es sind jetzt nicht unbedingt Dinge, die in den Universitäten eingerichtet werden müssen, sondern die Autorenschaft zu regeln, das wäre dann eher eine Verlage. Und dass auch Fachgesellschaften und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sich selbst Regeln geben, was sind eigentlich unsere Standards
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für die gute wissenschaftliche Praxis, was betrachten wir als wissenschaftliches Fehlverhalten? Und die DFG hat durchaus ja auch strategische Instrumente an der Hand und das heißt strategisch fördern. Also dass es Regeln im Antragsverfahren gibt bei der DFG für die gute wissenschaftliche Praxis,
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dass das auch wieder in den Verwendungsrichtlinien drin steht und dass auch die Gutachter der DFG darauf hingewiesen werden, dass auch sie sich an die gute wissenschaftliche Praxis zu halten haben. Ja, dazu gehört dann zum Beispiel auch sowas wie, dass man jetzt in Anträge Teile rein, Teilprojekte reinnehmen kann zum Forschungsdatenmanagement,
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was jetzt in Deutschland ja auch immer größere Verbreitung findet. Meint sie sogenannte Infprojekte? Ja, genau die Infprojekte. Wie läuft das in Göttingen? In Göttingen haben wir die Situation, dass unsere Präsidentin Ulrike Beisiegel
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vorher die Ombudsfrau für die Wissenschaft bei der DFG war und dass dieses Thema auch wirklich mitgebracht hat. Das heißt wir haben, so wie alle anderen Universitäten und Forschungseinrichtungen, auch natürlich eine Ordnung für die gute wissenschaftliche Praxis. Wir haben eine Geschäftsstelle für das Ombudsgremium, die aber eigentlich eher dann tätig werden, wenn tatsächlich Fälle
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fürs wissenschaftliche Fehlverhalten aufgetreten sind und das Ombudsgremium damit umzugehen hat. Und wir haben ein sogenanntes Train the Teacher Programm gemacht. So ist dieses Thema überhaupt zu mir gekommen, weil ich ja eigentlich in einer Bibliothek arbeite, als Ethnologin, ausgebildet bin und wir haben aus jeder Fakultät einen Vertreter gehabt in diesem Training
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und auch aus den Infrastruktureinrichtungen. Das waren zum Beispiel Hochschuldidaktik, das waren aus gratuierten Schulen und eben auch aus der Bibliothek. Und diejenigen, die dieses Training durchlaufen haben, bieten jetzt selber Lehrveranstaltungen an
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oder versuchen eben so wie wir jetzt in der Bibliothek zu gucken, wie können wir das mit Services hinterfangen, was können wir da unterstützend mit reingeben. Und Frau Beisigel händigt jedem, der neu berufen wird, an die Universität Göttingen persönlich so diese Ordnung aus und sagt, dies ist die Ordnung für die gute wissenschaftliche Praxis.
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Nicht, dass das jetzt sehr viel Effekt hat, aber das macht es auch nochmal deutlich. Sie nehmen sie an. Ja, nicht nur das, also sie werden ausgeteilt, sie werden angenommen. Es ist nicht nur so, ach hier müssen wir auch nochmal für den Tag schreiben. Hier noch der Stapel, ne? Genau. Sondern das ist ein hochaufgehängtes Thema.
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Ja, dann wollen wir jetzt nochmal kurz auf die Rolle der wissenschaftlichen Verlage eingehen. Hier dieses Bild steht dafür, dass man natürlich in dem Publikationsprozess immer so ein Give-and-Take hat zwischen den Autoren und das hier auch natürlich dann, es kommt hier, wie man auch bei diesen beiden Jungen sieht, auf einen Vertrauensprozess an, also wo man der kleine Junge, der immer
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was reicht, der wird sicherlich nicht die Schokolade wegziehen, genauso wie der andere halt darauf wartet, dass da tatsächlich dieses Verhältnis von geben und nehmen da zustande kommt, sodass am Ende dann halt nicht so was rauskommt wie so ein Prozess, es ist irgendwie ein Zufall oder ein Rollettspiel. Na, wo ist es denn?
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Ja, also ganz wichtig auch beim Publizieren, alle Beteiligten sind eben da einzubeziehen, wenn, na, jetzt geht es ja langsam los. Ja, als ersten Punkt wissenschaftliche Zeitschriften stehen ja einmal dafür, dass man damit im Grunde ein gelungenes Kommunikationsproblem löst,
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also ein Verhältnis in die Welt, die die Öffentlichkeit bringt, was in der Vergangenheit natürlich eher so ein Charakter hatte von, also Zeitschriften sind ja dadurch entstanden, dass es da an den Austausch in Form von Briefen zwischen Beziehungen gegeben hatte, dann erstmal nur so ein bilaterales Verhältnis ist und dann quasi dann
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auf diese Weise dann einer gesagt hat, machen wir doch ein öffentliches Verhältnis draus. Ich klicke mal für dich. Klicke mal für mich weiter, das sind zu viele Klicks. Ja, hier ist viel zu klicken. Ja, hier ist viel zu klicken, viele kleine Beobachtungen anhand von diesen Zeitschriften, dann gibt es die Beobachtung,
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dass hohe Impact-Faktoren auch mit Fehlermeldungen korrelieren, also dieses Phänomen von Korrigenda, Retractions, dann gibt es ja heutzutage auch ganze Plattformen,
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die dann sozusagen wie zum Beispiel das Retraction-Watch, immer mal müde Fälle melden, wo dann einer beobachtet hat, hier hat einer ein komisches Bild, das sieht irgendwie gefaked aus, wo man dann in die Öffentlichkeit kommt mit seiner Zeitschrift, kannst ruhig weiterklicken, was dann auch in die Richtung von einem Schaden einerseits für den Auto einhergeht, aber eben auch mit einem Schaden
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für die Zeitschrift, die damit auch an Reputation verliert. Also da möchte auch ein Zeitschriftenverleger nicht unbedingt drin auftauchen. Ja, und zur Autorenreihung gibt es auch eine Lösung, die dann heißt, man sollte die Rollen transparent machen und in die Richtung geht jetzt
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diese Auflistung, wo man quasi eben diese Rollen auflistet, erklärt und womöglich auch in Richtung eines neuen Standards hin entwickelt, indem man dann sagt, kannst ruhig zur nächsten Folie weitergehen, wenn man im Grunde eine Taxonomie oder so ein Labelsystem in Form von
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Badges einführt, gibt es eine Gruppe von Forschungsförderern, Wellcome Trust, aber auch Standardisierungsorganisationen wie NISO, National Institute of Standards Organisation und CASRI ist eher aus dem Bereich der Forschungsinformationssysteme,
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Science Group, dann auch wieder so eine Umbrella-Organisation von Forschungsförderern, Wissenschaftsorganisationen, die sich überlegen, wie sehen diese Rollen aus und dann auch dieses Rollensystem dann schon einmal der Öffentlichkeit vorgestellt haben,
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wo dann die ersten Rückmeldungen eingetudelt sind und da auch eine relativ hohe Zufriedenheit mit diesen 14 Elementen sich schon mal bei den kommentierenden Autoren einstellt, aber wo man dann einerseits so etwas an Zeitschriften anbauen kann, aber vielleicht auch als Vokabular
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in Forschungsinformationssysteme, in Systeme wie Orchid nach und nach reinholen kann. In Orchid gibt es ja jetzt auch schon die Möglichkeit, quasi eine Gutachtertätigkeit eben auch als eine wissenschaftliche Leistung
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sichtbar zu machen, wo es ja eine Verbindung gibt zwischen Systemen wie Publons, Spirit of Science, das sind alles so Plattformen, wo man Peer Review einerseits öffentlich macht, aber eben auch als Leistung von den Wissenschaftlern sichtbarer macht. Ja, das war jetzt erst mal zu dem.
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Wir müssen jetzt ein bisschen auf die Zeit gucken, deswegen gut, dass da jetzt nicht so viel drauf ist. Wir steigen jetzt schon ein in so eine Art Resümee. Ich denke, die klimatischen Probleme werden sich noch lange halten.
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Wir werden lange noch problematische Anreize und Evaluierungssysteme haben. Wir werden lange noch Professorinnen und Professoren haben, die nicht in der Regel eher auf der leidtragenden als auf der verursachenden Seite, wenn es wissenschaftliche Fehlverhalten gibt. Und insofern gilt das, was wir jetzt
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so in Lehrveranstaltungen machen, eher als so eine Art Stärkung des Immunsystems. Die Probleme werden nicht aus der Welt kommen, sondern es geht eher darum, dass die Leute, wenn sie so wie bei unserem Quartett die Wahl haben, hoffentlich immer die richtige Wahl treffen. Ach so, übrigens, das mit dem Danke haben wir noch nicht ganz eingelöst, das hatte ich ja
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besprochen. Da ging es nämlich um die Fairness. Also Fairness bedeutet zum Beispiel, dass man sich bei seinen Kollegen auch mal öffentlich bedanken sagt. War übrigens von dem die Idee. Was man feststellt, ist, dass diese Bewusstseinsbildung im Grunde nur funktioniert, wenn sie mehrfach passiert. Das ist wie so Auffrischimpfungen einfach immer wieder. Das sind die Standards, die hier gelten. Und es gibt zum Beispiel keine
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Ehrenautorschaft, auch wenn sich das immer mal wieder so einschleift, sondern dass es wie ein gestärktes Immunsystem funktioniert. Wir kommen jetzt schon zum Ausblick, also sind wir jetzt auch gar nicht so ganz schlecht. So wir gehen jetzt ja von mal aus, die gute wissenschaftliche
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Praxis findet vor allen Dingen im Offenen, im Transparentenbereich statt. Sonnenlicht ist immer noch das beste Desinfektionsmittel. Und insofern kann man auch ein Klima schaffen, in dem offen miteinander umgegangen wird, in dem Offenheit geschaffen wird. Manchmal braucht man Werkzeuge,
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Strukturen, Infrastrukturen, um transparent und kollaborativ miteinander zu arbeiten. Das können solche Dinge sein, dass Experimente oder klinische Studien vorab registriert werden, damit man auch nochmal einen Anreiz hat, zum Beispiel reinzuschreiben, war nichts, hat nicht funktioniert, Regenwald war zu, Labor hat nicht funktioniert, was auch immer.
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Und dass man aus solchen großen Herausforderungen wie dem Forschungsdatenmanagement einfach auch begegnet und auch sich überlegt, was können wir an Infrastrukturen aufbauen, damit das besser läuft. Ja, damit sind wir mit diesem Teil durch und jetzt kommt Lambert mit seiner harten Aufgabe, eure unglaublich vielen Chatbeiträge zu verarbeiten.
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Gerne auch noch weitere nachgereicht werden können. Genau. Und ihr soll natürlich jetzt auch weiter mitmachen. Also das war es jetzt noch nicht mit dem Danke fürs Mitmachen. Erstmal ganz herzlichen Dank für den Vortrag. Super Sache. Und wie schön das auf der letzten Folie von Playing in the Open als Gegenrichtung die Rede war,
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weil das ja vielleicht genau das ist, was wir hier gerade machen. Und da schließt sich wieder so ein Kreis, das ist toll. Gut, ich möchte ganz schnell in den verbleibenden Minuten nochmal zunächst konkrete Fragen, die im Chat kamen hier an euch weiter richten.
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Nämlich hier war die Frage, Zitate, die von mir selbst oder meinen Co-Autoren kommen. Soll ich die auch als Zitate sichtbar machen? Na ja, wenn man mit mehreren Autoren arbeitet, muss ja jeder Autor für das gerade stehen, was da geschrieben wird. Das heißt, ich muss dann nicht, das hat jetzt Frau X und das Herr Y gesagt,
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sondern eine gemeinsame Publikation ist eine gemeinsame Publikation. Das ist das eine, die eigenen Zitate kenntlich machen. Also damit ist zum Beispiel gemeint, einfach darauf hinweisen, so bereits schon veröffentlicht. Ja genau, also mit anderen Worten, das Selbstzitat ist nicht was Anstößiges,
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sondern im Gegenteil gerade dann... Das macht ja transparent, dass man schon mal jetzt auch was aufbaut, was man schon anderweitig publiziert hat. Okay, hätte man sich fast denken können, aber nochmal gut, es so gehört zu haben. Dann kam zum Schluss hin nochmal eine ganz interessante Frage. Also es kam ja so ein bisschen, dieses Thema klang sehr stark an,
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fand ich auch in dem Vortrag. Es gibt diese Fehlanreize durch die Art, wie evaluiert wird dieser Kult um den Impactfaktor und so weiter. Und ihr habt ja so ein bisschen angespielt darauf, dass mehr Open Access Modelle vielleicht eine Lösung sind. Jetzt kam die Frage, also processing charges, also Verlage, die das Geschäftsmodell haben,
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das ich als Autor oder das Institut bezahle, ist das nicht ein neuer Fehlanreiz? Steckt da nicht ein neues mögliches Problem drin? In mancher Hinsicht auf jeden Fall. Das eine ist, wenn ein Journal zu einer Apothekenrundschaufer kommt, wo ich Geld bezahle und damit Publikationsraum mir verschaffe...
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Pay to play. Das ist in jedem Falle ein Problem, das sehe ich jetzt aber nicht unbedingt nur bei Open Access Zeitschriften sondern bei den APCs, sondern das ist ein generelles Problem, den jedes Journal begegnen muss. Man muss ja als Journal dafür sorgen, dass man dauerhaft dieses Kommunikationsproblem löst,
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nämlich Leserschaft und Autorenschaft im Rahmen eines Themenkomplexes zusammenzubringen. Und wer zu viele schlechte Artikel veröffentlicht, weil die Leute dafür Geld bezahlt haben, wird auf Dauer nicht anerkannt sein. Das ist dann eher auch eine Frage, wie koppele ich das Begutachtungssystem
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von dem reinen Bezahlvorgang ab. Aber das hat das traditionelle Publikationswesen dadurch gelöst, dass sie die Bibliotheken zur Kasse gebeten haben und die Herausgeber und Gutachter für lau haben arbeiten lassen. Das ist eher auch meiner Meinung nach
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ein Spannungsfeld des Geschäftsmodells. In dem Falle ist es klar, jetzt habe ich gerade einen anderen Hut auf und setze meinen Hut auf, dass wir auch eine Publikationsform bewirtschaften, einfach nachhaken. Ich muss manchmal Autoren fragen, wollen Sie da jetzt wirklich veröffentlichen in dem Journal?
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Das hat keinen guten Ruf. Wir machen es dann erst mal so, wie ich meiner Tochter auch Taschengeld gebe, um irgendwelchen Mist zu kaufen, dass wir die Leute das machen lassen, wenn die meinen, dass das wirklich so sein muss und im Nachgang heißt es dann, ja, nächstes Mal fragen wir Sie doch vorher, es war keine gute Idee, da zu politizieren. Und die Autoren müssen halt auch einfach lernen, zu unterscheiden, Spreu von Weizen zu teilen.
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Am Ende sind sie diejenigen, die das Risiko eingehen, weil es gibt eben, also neben diesen, okay, jetzt entsteht ja diese Welt von den Open Access-Journalen, wo man nicht genau weiß, ist das jetzt Qualität, aber es gibt auch diese sogenannten Glossy Journals, sogar Magazine, die genauso auch auf die Autoren zugehen. Gerade wenn da jetzt viel Geld da ist, wie in so großen Projekten,
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die dann sagen jetzt hier, mach doch mal Werbung für das Projekt und auch da muss man dann investieren. Ist es das wert? Ist das tatsächlich so ein großer, guter Kanal, um Öffentlichkeitsarbeit zu machen für das Projekt? Will man sich das leisten? Und steht das in einem guten Verhältnis? Also ich fasse es mal so zusammen, die verschiedenen Geschäftsmodelle
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haben alle ihre jeweiligen möglichen Fehl an Reize. Und in allen Fällen läuft es dann letzten Endes doch wieder auf so eine Selbstregulierung hinaus, die voraussetzt, dass man überhaupt mal über diese Themen spricht, sich auch beraten lässt und so weiter. Fußnote für Leute aus Hannover, die zuschauen. Auch an der TIB, hier haben wir einen Publikationsfond Open Access,
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also eigentlich sehr analog wie in Göttingen in der Hinsicht, wo es natürlich auch diese Beratungsmöglichkeit gibt. Genau, genau. Und natürlich, wir freuen uns über die Mitteilung von Erfahrungen, wo man dann sagen kann, da haben Autoren ganz klar schlechte Erfahrungen mitgemacht, müssen wir dann schon abraten. Aggressive Werbung
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ist immer kein gutes Zeichen. Jeder Autor kriegt seine Briefkassen zugespammt mit neuen Zeitschriften, die eher ein bisschen dubios aussehen. Genau, genau. Also apropos, wir müssen über die Erfahrungen reden. Was ich jetzt als prägnante Sache auch mitgenommen habe, ist, wir hören in diesen Diskussionen
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über diese Themen immer so oft Hinweise auf einer juristischen Ebene. Es wird über die Lizenzierung von Inhalten geredet und so weiter, was man den Rezipienten dann erlaube oder nicht erlaube oder so weiter. dass eigentlich es hier um eine ganz andere Ebene geht.
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Dass es eigentlich um eine Selbstregulation der Wissenschaft geht und dass in einem Plagiatsfall vielleicht auch irgendwelche urheberrechtlichen oder anderen juristischen Dinge berührt sind, aber dass der Kern eigentlich etwas anderes ist, nämlich einen moralischen Anspruch, den Wissenschaftler an sich gegenseitig stellen, der erstmal ziemlich unabhängig ist von Dingen, die im Gesetz stehen und wo einfach auch vorausgesetzt
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ist, dass die Wissenschaftler und im Regelfall ist es ja auch so alarmiert sind, wenn sie von einem Fehlverhalten von einer Kollegin, einem Kollegen hören und dann auch voraussetzen, dass dann diese Mitwirkung da ist, das aufzuklären und diese Transparenz zu leisten. Also das, oder kann man so sagen. Ich würde es als moralische Prinzipien sehen.
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Das eine ist moral, aber letztendlich die Art und Weise, wie wir Wissenschaft betreiben, indem wir zum Beispiel davon ausgehen, jedes Ergebnis muss auch immer wieder in einer Prüfung standhalten und ich muss gucken können, ob ich es verifizieren oder falsifizieren kann. Das ist eigentlich ein Grundprinzip und wenn diese Moral nicht eingehalten
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wird, dann können wir eigentlich gleich aufhören Wissenschaft zu betreiben, weil sie es dann nicht mehr ist. Es ist so eine Art soziale Basis dafür, dass wir überhaupt einen wissenschaftlichen Fortschritt haben können oder sinnvoll Erkenntnisse produzieren. Ich würde es eher als eine Erkenntnis- Grundvoraussetzung. Es ist weniger so eine Moral, sondern es geht einfach
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anders gar nicht. Es ist dann gar kein Wissen. Man schafft da irgendwas, aber ist halt so auf Sand gebaut. Vielleicht können anwesende Moralphilosophen uns nochmal bei den Begrifflichkeiten ob das dann Sittlichkeit ist oder wie man es am besten nennt. Aber auf jeden Fall in der Sache ungefähr haben wir es rausgearbeitet. Noch mal
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die letzten Minuten hier gerade verstreichen an euch gerichtet. Ganz herzlichen Dank, dass ihr da wart und diesen interessanten, anspruchsvollen Input geliefert habt. An Sie da draußen die Einladung auch nächstes Mal wieder einzuschalten. Wir machen die nächste Open Video Lecture in dieser Coscience-Reihe.
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Und da wird es, und das ist dann auch wieder mal so ein Brückenschlag, das ist thematisch dicht dran an dem, was wir zuletzt und heute hatten, wo es um Open Access und Open Data geht. Und alles weitere entnehmen Sie der Website. Die Aufzeichnung dieser Geschichte hier wird es dann in wenigen Tagen wie immer natürlich geben.
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Die Folien, das Video, wie immer. Und der Link zu dem Handbuchartikel, der diesem Vortrag hier zugrunde lag, war auch im Chat gepostet worden. Ja, wir lassen denke ich den Raum noch ein bisschen offen. Das hat sich jetzt bewährt beim letzten Mal, sodass wenn Sie möchten, Sie natürlich mit unseren Vortragenden vielleicht noch ein paar Minuten weiter chatten können. Und ja,
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vielen Dank und dann auf Wiedersehen. Tschüss. Ja, vielen Dank an alle, die mitgemacht haben. Und ich hoffe, dass Sie was mitnehmen können. Wir sind jetzt auch nicht die ausgewiesenen Experten für die gute wissenschaftliche Praxis, sondern wir kommen eher aus der Praxis. Das ist ja das Schöne daran. Und es geht
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auch eher darum, was können wir gemeinschaftlich an den Rahmenbedingungen tun, um nicht auf solchen Fragen hängen zu bleiben, ist das jetzt moralisch oder nicht, sondern das soll eigentlich das Normale sein. So soll es gehen. Okay? Danke. Nicht die Moral-Cold.