Othering
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Formale Metadaten
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Identifikatoren | 10.5446/69639 (DOI) | |
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Produktionsjahr | 2023 | |
Produktionsort | Bochum |
Inhaltliche Metadaten
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Besprechung/Interview
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Computeranimation
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ComputeranimationBesprechung/Interview
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Besprechung/Interview
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Besprechung/Interview
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Besprechung/Interview
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ComputeranimationBesprechung/Interview
Transkript: Deutsch(automatisch erzeugt)
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Das folgende Erklärvideo beschäftigt sich mit dem Thema Othering. Es soll ein Einblick in die Definition des Begriffs, die Gründe für Othering und den Hintergrund gegeben werden. Außerdem soll anhand von verschiedenen Beispielen Othering im Alltag verdeutlicht werden. Zum Schluss werden außerdem Hinweise im Umgang mit Othering gegeben.
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Also, was ist Othering? Der Begriff des Othering leitet sich im Englischen von den Begriffen Other oder Otherness ab und wird im Deutschen als Fremdmachung oder Andersmachung verstanden. Grundsätzlich bedeutet Othering, dass Menschen in Form von Kategorisierungsprozessen diskriminiert
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werden. Das heißt, Menschen oder Gruppen werden aufgrund von einzelnen Merkmalen oder Eigenschaften homogenisiert und einer sozialen Gruppe zugeordnet. Gleichzeitig wird diese Gruppe von anderen Gruppen abgegrenzt. Grundlage dafür sind asymmetrische Machthierarchien innerhalb der Gesellschaft.
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Mögliche Diskriminierungsmerkmale können beispielsweise die Herkunft, Gender, Religion, die sexuelle Orientierung, die Sprache, Behinderungen, das Aussehen oder das Alter darstellen.
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Othering kann demnach auf Grundlage eines Merkmals und auch basierend auf mehreren Merkmalen stattfinden. Daher kann Othering auch intersektional betrachtet werden. Diesen Merkmalen werden dann schließlich negative Eigenschaften zugeschrieben, wie z.B. verringerte Intelligenz, Handlungsfähigkeit oder auch die Teilhabe am sozialen Gefüge
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verwehrt. Othering im Kontext von Migration bzw. Rassismus wird in vielen Fällen als Beispiel von Othering angeführt. Anhand der großen Vielfalt an möglichen Diskriminierungsmerkmalen wird jedoch deutlich, dass auch andere Personengruppen von Othering-Prozessen betroffen sein können.
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Durch die Zuschreibung von Minderwertigkeit und die Abgrenzung eines Wir zu Euch oder den anderen, wird ein normatives Verständnis erzeugt und gleichzeitig das eigene Selbstbild aufgewertet. Es wird also ein normatives Bild konstruiert, in welches nur die eigenen Eigenschaften
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und Merkmale Platz finden. Die Norm wird dadurch so definiert, indem die Eigenschaften anderer als Abweichungen dargestellt werden. Grundlegend hierfür sind vorhandene Stereotypen und Vorurteile gegenüber einzelnen Gruppen und Persönlichkeitsmerkmalen.
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Aber warum findet Othering überhaupt statt? Das Ziel liegt in der positiven Selbstaffirmation. Es werden also eigene Eigenschaften und Merkmale als Norm festgelegt. Gleichzeitig werden andere Merkmale und Eigenschaften als Abweichungen der Norm definiert.
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So wird durch die Abwertung einzelner Merkmale anderer Menschen das eigene Selbstbild aufgewertet. Othering sichert demnach die eigene Identität, indem andere stigmatisiert und marginalisiert werden. Um die Gründe für Othering genauer zu verstehen, ist es wichtig, sich den Hintergrund genauer anzusehen.
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Othering-Prozesse lassen sich als Schlüsselbegriff in postkolonialen Theorien einordnen. Bei der Betrachtung der Untersuchungen zum Thema Othering lassen sich besonders Edward Said und Gayatri Spivak hervorheben, denn sie beschäftigten sich intensiv mit derartigen Prozessen innerhalb postkolonialer Theorien.
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Edward Said beschreibt in seinem Werk Orientalism aus dem Jahr 1978 die eurozentristische Perspektive der westlichen Kulturen und besonders die Darstellung des sogenannten Oriens während des Kolonialismus. Damit meint er die Beschreibung und Beurteilung nicht-europäischer Kulturen aus der Perspektive
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europäischer Werte- und Normensysteme. Hier hebt er besonders hervor, wie innerhalb kolonialistischer Werke verschiedene Aspekte verallgemeinert als typisch orientalisch dargestellt werden. Said kritisiert demnach in seinem Werk die undifferenzierte und mangelhafte
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Darstellung nicht-europäischer Kulturen und beschreibt hier erstmals die Erzeugung eines kollektiven Selbstbildes und die Erschaffung von anderen, was der heutigen Definition von Othering sehr nahe kommt. Ebenso sieht Said bestehende Asymmetrien zwischen den Westen und anderen Kulturen
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als wesentliche Ursache für derartige Prozesse. Gayatri Spivak prägtet schließlich 1985 den Begriff des Otherings. In ihrem Werk The Rani of Simur untersuchte sie die Auswirkungen des Kolonialismus auf verschiedene Othering-Strukturen.
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Besonders der Prozess, wie soziale Gruppen zu Fremden ausgegrenzt werden, wird innerhalb ihres Werkes anhand des kolonialen Indiens beispielhaft dargestellt. Die künstliche Produktion von Fremdheit verwehrt Menschen die Möglichkeit Teilhabe zu erfahren. Sie kritisiert die Unüberwindbarkeit der Fremdheit, da sie nicht selbst beeinflussbar ist.
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Neben Edward Said und Gayatri Spivak haben auch weitere Personen den Begriff direkt oder indirekt geprägt. Simone de Beauvoir beschrieb in ihrem Werk Das andere Geschlecht die asymmetrischen Machtverhältnisse zwischen Mann und Frau. Besonders der Begriff der Alterität, welchen sie als charakteristische Kategorie
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des Denkens beschreibt. So werden soziale Gruppen gebildet, indem diese andere Gruppen entgegengesetzt werden. De Beauvoir kritisiert hier deutlich den verwehrten Zugang zur gesellschaftlichen Teilhabe, besonders im Kontext von Geschlechterunterschieden. Othering findet sich im alltäglichen Leben in einer Vielzahl an Situationen
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Diskriminierung aufgrund von einem oder mehrerer Merkmale begleitet viele Menschen und äußert sich in unterschiedlichen Lebenslagen mal offensichtlicher, mal weniger auffällig. Die Frage nach der Herkunft oder auch die wörtliche Abgrenzung der eigenen sozialen
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Gruppe zu einer anderen sind alltägliche Beispiele von Othering aufgrund von unterschiedlichen Merkmalen. Auch vermeintlich Komplimente können Zuschreibungen darstellen, welche die eigene Norm aufwertet. Im Beispiel Du sprichst aber gut Deutsch wird demnach zunächst davon ausgegangen, dass die Sprache für die jeweilige Person ein Problem darstellen könnte.
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Auch hier spricht man von Othering, denn mit dieser Annahme wird die entsprechende Person aus der sozialen Gruppe der Menschen, welche optisch so aussehen, als würden sie gut Deutsch sprechen, ausgeschlossen. Ein weiteres Alltagsbeispiel zum Thema Othering und Geschlecht wird nun im
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folgenden Videobespiel verdeutlicht. Wann kommt dieser Professor endlich? Immer ist er zu spät. Typische Professorin, du kennst den Spaß. Aber welchen Facharzt willst du eigentlich machen? Chirurgie oder Orthopädie. Cool, ich auch. Leutaufschneiden ist genau mein Ding.
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Und du? Welchen Facharzt machst du? Gynäkologie oder irgendwas mit Kindern wahrscheinlich. Oh, der Prof. In diesem Videobespiel wird deutlich, dass die männlichen Personen hier auf
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Grundlage von Vorurteilen gegenüber dem weiblichen Geschlecht einer Person Merkmale oder Interessen zuschreiben und sie somit aus ihrer eigenen sozialen Gruppe ausschließen. Diese Situation entsteht, da die männlichen Personen ein asymmetrisches Machtverhältnis zwischen Mann und Frau nutzen, um sich selber aufzuwerten.
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Demnach lässt sich neben der vorurteilsbehafteten Auswahl an Fachrichtungen vor allem das Verhalten der männlichen Person kritisieren, indem sie durch Stigmatisierung und Dominanz dafür sorgen, dass die weibliche Person ausgegrenzt wird. Jetzt stellt sich abschließend noch die Frage, was können wir tun gegen
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Othering? Um Othering entgegenzuwirken, müssen vor allem vorhandene Denkmuster bzw. Vorurteile gebrochen und offen diskutiert werden. Wichtig ist außerdem die Offenlegung von möglichen Folgen von Othering, wie z.B. Identitätskrisen oder mangelnde soziale Teilhabe.
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Ebenfalls wichtig ist die Sensibilisierung von betroffenen und nicht betroffenen Personen in entsprechenden Situationen zu reagieren und andere auf ihr Verhalten aufmerksam zu machen.