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Narrationsanalyse - Inhaltliche Analyse

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Formale Metadaten

Titel
Narrationsanalyse - Inhaltliche Analyse
Serientitel
Anzahl der Teile
4
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Inhaltliche Metadaten

Fachgebiet
Genre
Abstract
In diesem Video geben wir einen Einblick in die inhaltsbezogenen Analyseschritte der Narrationsanalyse. Die einzelnen Analyseschritte verdeutlichen wir am Material.
Schlagwörter
Computeranimation
Ich begrüße Sie zum Lehrvideo Narrationsanalyse – Inhaltliche Analyse. In diesem Video geben wir einen Einblick in die inhaltbezogenen Analyseschritte der Narrationsanalyse.
Die einzelnen Analyseschritte verdeutlichen wir am Material. Nachdem wir die formale Textanalyse kennengelernt haben, wenden wir uns nun den weiteren Schritten der Narrationsanalyse zu.
Wir zeigen die strukturelle Beschreibung, die analytische Abstraktion, die Wissensanalyse und den kontrastiven Fallvergleich. Grundlage des weiteren Vorgehens sind die neun formalen Sequenzen, die wir in der formalen Textanalyse identifiziert haben. Diese haben wir allein anhand von formalen Kriterien bestimmt, also wie Gabriele Meyer gesprochen hat.
Wir haben auf Indikatoren geachtet und auf Rahmenschaltelemente und diese wollen wir nun einer strukturellen Beschreibung unterziehen. In einer strukturellen Beschreibung schaut man sich die einzelnen Sequenzen inhaltlich an. Also hier geht es darum, was Gabriele Meyer gesagt hat.
Wir gehen dazu folgendermaßen vor. Wir schauen uns jede einzelne Sequenz an und versuchen, den zentralen Sachverhalt in dieser Sequenz zu identifizieren. Dann wählen wir eine Art Überschrift für jede Sequenz, in der wir festhalten, was eben das Zentrale ist.
Bei langen und komplexen Sequenzen kann das schon mal sein, dass eine Überschrift etwas länger ist. Also es kann ein ganzer Satz sein, es soll eben einfangen, was in einer langen Sequenz vor sich gegangen ist. Außerdem notieren wir eine inhaltliche Beschreibung der Sequenzen. Wir schauen uns an, welche Handlungsweisen hier vorliegen und welche Akteure hier aktiv sind
und unter welchen Handlungsbedingungen die welche Handlungen vollziehen. Also wir schreiben so eine erste Abstraktion von dem eigentlichen Text, der uns vorliegt. Wir notieren verschiedene Interpretationen. Also wenn uns verschiedene Ausdeutungen einfallen, wenn etwas doppeldeutig ist, dann schreiben wir uns das auch auf. Und wenn wir etwas nicht nachvollziehen können, dann notieren wir das auch an dieser Stelle.
Wir halten auch fest, wenn wir bestimmte Formulierungen interessant finden und wenn die für uns irgendwie herausstechen. Das ist an dieser Stelle unsere Aufgabe. Schauen wir uns also jetzt die erste Sequenz an, die wir identifiziert haben.
Und diese haben wir Plötzliche, aber erahnte Entwicklung März 2020 genannt. Sie können jetzt gerne das Video auch mal pausieren und sich überlegen, ob Sie diesen Vorschlag überzeugend finden oder ob Sie hier eine andere Überschrift gewählt hätten. Schauen Sie sich nochmal die Sequenz genauer an.
Zu dieser Sequenz haben wir uns sehr ausführlich etwas notiert. Und zwar Gabriele Meyer macht hier eine relativ präzise Zeitangabe. Das Interview findet 2021 statt. Damit befinden wir uns in der Erzählung im März 2020.
Wir befinden uns also in der Anfangsphase der Covid-Pandemie in Europa. Und in dieser Zeit kommt es in kurzer Folge zu immer neuen Regierungsbeschlüssen, die das öffentliche Leben einschränken. Der erste Lockdown, der steht hier im Raum. Dies wird von Gabriele Meyer an dieser Stelle nicht erwähnt.
Sie macht nur den Zeitpunkt klar, um den es geht. Das kann für uns bedeuten, dass dieser Zusammenhang für sie so selbstverständlich ist, dass sie das nicht erwähnen muss, uns gegenüber nicht klar machen muss. Also wenn sie über März 2020 spricht, dann geht es natürlich um den Beginn der Pandemie, so könnte man annehmen.
Sie spricht von einer sich dynamisierenden Entwicklung. Den Auslöser für ihr Erlebnis, das sie eben später erzählen möchte, den Wechsel ins Homeoffice. Also das ist so der Startpunkt. Und dieser Auslöser, der ist für sie ambivalent. Das haben wir in dieser Passage erkannt. Er kommt sehr plötzlich und gleichzeitig hatten sie schon einige Tage etwas geahnt.
Also das ist so eine widersprüchliche Formulierung. Interessant ist für uns, dass sie sagt, sie hätten etwas geahnt. Sie sagt zum Beispiel nicht, ich hatte mich schon vorbereitet. Wir sehen also in dieser Passage eher eine passive Haltung bei Gabriele Meyer.
Und das ist unsere Notiz an dieser Stelle zur ersten Sequenz. Sowas ist uns aufgefallen. Was ist der Verlauf? Welche Handlungen können wir erkennen? Schauen wir so die zweite Sequenz an.
Die zweite Sequenz, die nennen wir, Kollegin kommt in ihr Büro. Hierzu haben wir uns Folgendes notiert. Gabriele Meyer befindet sich in ihrem Büro und eine Kollegin kommt zu ihr, die allerdings nicht hereinkommt. Es ist zu vermuten, dass sich Gabriele Meyer in ihrem normalen Arbeitsablauf befindet, da sie ihre Tätigkeit nicht weiter spezifiziert.
Jemand kommt nun zu ihr und fesselt ihre Aufmerksamkeit. Die dritte Sequenz, die haben wir übertitelt mit Mitteilung der Schließung des Büros.
Dazu haben wir uns Folgendes notiert. Die Kollegin sucht die Aufmerksamkeit von Gabriele Meyer. Sie bekommt von ihrer Kollegin mitgeteilt, dass das Büro vorerst geschlossen wird. Die Mitteilung erfolgt scheinbar sehr knapp und sehr schroff.
Es handelt sich um keine offizielle Mitteilung oder Information, also es ist so ein Flurgespräch sozusagen. Auch impliziert diese Mitteilung, dass es sich um eine vorläufige Maßnahme handelt. Denn das Büro wird nicht für immer geschlossen. Es handelt sich um eine vorläufige Maßnahme. Es wird also erst mal dicht gemacht.
Diese flapsige Formulierung, die wollten wir hier eben auch noch mal festhalten. Wir können hier aber auch sehen, dass es sich nicht um ein direktes Zitat handelt, auch wenn das sprachlich so eingeleitet wird. Denn Gabriele Meyer macht sehr stark klar, dass sie so etwas sagt wie und dass sie dann improvisiert. Also sie kann den eigentlichen Wortlaut nicht wirklich erinnern.
Und das ist hier so ein Fake-Zitat an dieser Stelle. Die vierte Sequenz, die haben wir letzte Dinge regeln genannt. Dazu haben wir notiert, Gabriele Meyer reagiert auf diese Mitteilung mit Aktionismus. Sie versucht Dinge zu regeln, ruft das Sekretariat und Kunden an.
Diese Handlungen dominieren den weiteren Tagesablauf, jedenfalls über diese Mittagsstunden hinweg. Gleichzeitig wird klar, dass es sich um ein unangeleitetes Handeln handelt. In dem Sinne ist das Handeln eratisch, immer wieder unterbrochen und planlos.
Das sind unsere Notizen zur vierten Sequenz. Kommen wir nun zur fünften Sequenz. Die haben wir spekulieren über die Rückkehr ins Büro genannt. Hierzu haben wir notiert, Gabriele Meyer erhält keine Anweisungen, was sie nun tun soll und wie es weitergeht.
Für sie handelt es sich um eine kurze Unterbrechung ihres Büroalltags. Sie geht davon aus, dass sie bald wieder ins Büro zurückkehren kann. Dann folgt unsere sechste Sequenz. Die haben wir Planen des Einkaufs genannt. Und dazu haben wir notiert, ihre Planungen werden von Gedanken über die private Versorgung dominiert.
Also die Formulierung von Gabriele Meyer finden wir hier sehr knapp. Und deswegen haben wir das auch eher knapp kommentiert. Sequenz 7 haben wir Unterdruckarbeiterarbeiten genannt.
Hierzu folgen wir Notiz. Gabriele Meyer arbeitet weiter im Büro und schließt Vorgänge ab. Sie bringt also Aufgaben zu Ende. Sicher sind wir nicht, ob sie anschließend weitere Einzelheiten schildern möchte in dieser Sequenz. Dann aber doch ihre Darstellung abbricht. Oder ob sie mit ihrer Formulierung die Bearbeitung und den Abschluss von Vorgängen relativieren möchte.
Dieses oder na ja, ob sie damit andeuten möchte, wir haben es versucht, aber irgendwie hat das nicht funktioniert. Also da sind wir uns nicht ganz sicher. Weiter scheint die Arbeit sehr hektisch zu sein und eratisch zu verlaufen. Wir erfahren nicht, wer festlegt, was jetzt bearbeitet wird und wie das bearbeitet wird.
Die achte Sequenz heißt bei uns, ohne weitere Vorbereitungen abwarten müssen. Dazu folgen die Notiz. Gabriele Meyer erfährt, dass sie keine weiteren Vorbereitungen treffen kann und treffen soll.
Hier scheint es eine Anweisung gegeben zu haben. Sie kann nur und sie muss abwarten, bis neue Beschlüsse gefasst werden und sie diese mitgeteilt bekommt. Dieses müssen und sollen sind für uns hier auffällige sprachliche Hinweise und Formulierungen.
Da sie uns darauf hinweisen, dass sie nicht selbst entscheidet, dass hier eben etwas von außerhalb an sie herangetragen worden ist. Schließlich schauen wir uns die letzte Sequenz an, die Sequenz 9. Und die heißt bei uns mit persönlichen Unterlagen nach Hause gehen. Und dazu haben wir notiert. Einerseits befolgt Gabriele Meyer die Vorgaben an dieser Stelle.
Also sie unterlässt weitere Vorbereitungen und lässt ihre Handlung sozusagen ruhen, lässt alles liegen. Andererseits besinnt sie sich dann und erzählt, dass sie ihren eigenen Planer mitnimmt, der ihr auch zu Hause den Zugriff auf die Vorgänge im Büro erlaubt.
Also diese Verbindung aufrecht erhält auf diesen Arbeitsablauf, auf diesen Alltag. Sie verlässt das Büro mit einem blöden Gefühl. Und dieses könnte sich auf die privaten Herausforderungen des Einkaufs beziehen. Also erst mal jetzt schnell einkaufen und noch Dinge regeln. Und wir wissen nicht, ob sie damit meint, dass eben was jetzt ansteht, ein blödes Gefühl erzeugt.
Oder dass es eben die unabgeschlossene Arbeit ist. Das ist dieses unvorbereitete Eintreten in eine neue Phase des pandemischen Geschehens. Also es gibt hier viele verschiedene Möglichkeiten, was mit ihrem blöden Gefühl verbunden sein könnte. Wir sind uns nicht sicher. Wir haben also drei Dinge identifiziert. Entweder die nicht abgeschlossene Arbeit, der Einkauf oder die allgemeine pandemische Lage.
Das können wir an dieser Stelle nicht auflösen, denn wir haben noch nicht weiter analysiert. Und damit sind unsere Notizen abgeschlossen. Nach dieser inhaltlichen Durchsicht haben wir hier also alle neun Sequenzen aufgelistet, die wir erarbeitet haben.
Nun stellt sich für uns die Frage, ob wir in der Erzählung größere Verlaufsetappen erkennen können, also diese strukturell beschreiben können. Was meine ich damit? Wir schauen nun, ob wir in den einzelnen Sequenzen ähnliche Handlungsweisen erkennen können. Deswegen haben wir uns ausführlich Notizen gemacht, um herauszufinden, was hier wie gemacht wurde, wer hier wie handelt.
Und die brauchen wir jetzt, um herauszufinden, was passt zusammen und wo ändern sich die Dinge. Um Handlungsweisen erkennen zu können, gibt es bei Schütze eben sehr gute Hinweise, die wir jetzt befolgen wollen.
Da wir nur einen kleinen Teil des narrativen Interviews bisher ausgewertet haben mit dieser Schritt hier etwas, oberflächlicher bleiben, ein bisschen weniger deutlich. Stellen Sie sich also vor, Sie haben sehr viel Material vorliegen, sehr viele Sequenzen vorliegen. Sie haben eine ausführliche Erzählung analysiert. Schütze bietet hierzu also Orientierungspunkte, wie wir jetzt weiter vorgehen.
Die Analyse von Sequenzen, dazu nutzen wir also verschiedene Schritte, die ich jetzt zeige. Super. Schütze verweist uns auf vier Prozessstrukturen, die uns dabei helfen sollen herauszufinden,
wie wir Pakete schnüren können aus den einzelnen Sequenzen. Diese Prozessstrukturen sollen uns also helfen, die Handlungsweisen, die Gabriele Mayer präsentiert, zu erkennen, genauer zu bestimmen. Irgendwo zwischen diesen vier Prozessstrukturen können wir unsere Sequenzen einordnen. Also meistens sind sie nicht eindeutig einer Prozessstruktur zuzuordnen.
Aber wir können eben hier Ideen finden, wo wir sie ungefähr verorten können. Zum Beispiel zwischen Wandlung und Verlauf oder zwischen institutionellem Ablaufmuster und Handlungsmuster oder so ähnlich. Sie sehen das gleich. Das institutionelle Ablaufmuster, das Sie hier ganz oben sehen, das liegt dann vor, wenn sich Handlungen an institutionellen Vorgaben orientieren.
Also wenn jemand Regeln befolgt, Regeln formuliert, die er kennt und eben seine Handlung dementsprechend ausrichtet. Wenn man also freiwillig das macht, was vorgesehen wird, was von einem erwartet wird.
Das wäre das erste Handlungsmuster. Entschuldigung, das erste Ablaufmuster, denn jetzt kommen wir zum Handlungsmuster. Als Handlungsmuster gelten Handlungsweisen, wenn eine selbstgesteuerte Entwicklung vorliegt. Also man orientiert seine Handlungen an selbstgesteckten Zielen und Erwartungen.
Also es ist der Kontrastfall sozusagen zum institutionellen Ablaufmuster. Beim nächsten Handlungsmuster, Entschuldigung, bei der nächsten Handlungsweise. Der Verlaufskurve steht eine Handlungsweise im Mittelpunkt, in der die eigene Kontrolle über die Handlung zunehmend verloren geht.
Also hier geht es um eine Entwicklung. In diesem Szenario erzwingen also immer neue Vorgaben eine Anpassung des Subjekts. Also hier sehen wir mehr Selbstbestimmung am Anfang und dann löst sich das im Verlauf der geschilderten Erzählung weiter auf. Das wäre eine Verlaufskurve.
Und schließlich schauen wir uns Wandlungsprozesse an. Und diese liegen vor, wenn eben veränderte Handlungsmöglichkeiten größere Handlungsfähigkeit hervorrufen. Wenn sich also Rahmenbedingungen ändern und das Subjekt eben darüber viel mehr Handlungsmacht erlangt. Und dadurch eigene Handlungen erstmal ausbilden kann und eigene Ziele formulieren kann und diese auch befolgen kann.
Es werden dann zunehmend eben eigene Erwartungen und Ziele auch präsentiert. Und die werden dann auch handlungsleitend. Die ersten beiden Muster sind also das institutionelle Ablaufmuster und das Handlungsmuster. Und diese stehen für relativ stabile Orientierungen und Handlungen.
Also hier geht es nicht um einen Wandel, der hier drin steckt. Einmal sind es eben fremdgesteuerte und einmal sind es selbstgesteuerte Handlungen. Das ist der Unterschied zwischen diesen beiden Mustern. Und die Verlaufskurve und der Wandlungsprozess, die stehen eben für erzählte Veränderungen. Im Prozess der Handlung. Und einmal haben wir eben bei der Verlaufskurve die zunehmende Präsenz von fremdbestimmten Komponenten.
Und beim Wandlungsprozess die zunehmende Dominanz von selbstbestimmten Komponenten in der Handlung. Individuen können also sehr aktiv agieren oder sehr passiv erdulden. Das finden wir in diesen ganzen, in diesen Mustern, die wir jetzt hier aufgeführt haben, finden wir das sehr stark.
Diese beiden Ausprägungen. Und sie können erfolgreich handeln oder scheitern. Also die Kontrolle verlieren oder Kontrolle gewinnen. Und das gilt es eben für Schütze zu beobachten in der Erzählung. Nun geht es darum also die einzelnen Sequenzen genauer dahingehend zu überprüfen.
Also gehen wir nochmal zurück zur strukturellen Beschreibung. Und wir nehmen uns nun unsere Sequenzen und Notizen zur Hand und schauen uns an, welche abgebildeten aktiven oder passiven Handlungsweisen sich eben hier finden lassen. Können wir dadurch Einheiten bilden, wo wir eben gleiche Muster erkennen können.
Wenn wir uns unsere Notizen anschauen, die ich gerade vorgetragen habe, dann fällt uns auf, dass die ersten drei Notizen, dass wir hier ein sehr dominantes Handlungsmuster finden. Und zwar, dass wir hier eine passive Haltung von Gabriele Meyer erkennen.
Sie ahnt zwar, dass etwas passieren wird, sie berichtet aber nicht über ihre Vorbereitungen. Dann passiert es eben trotzdem sehr plötzlich und sie wird aufgesucht von jemandem, der ihr dann die Büroschließung mitteilt. Sie wird an sie herangetragen. Sie hat das nicht selbst beschlossen. Sie verbreitet das nicht selber, diese Information.
Sie ergreift nicht die Initiative in diesem Moment, um die Nachricht weiter zu verbreiten. Also hier sehen wir doch eine sehr starke passive Haltung in dieser Sinn-Einheit. Und wir nennen diese drei sehr passiven Sequenzen Beschluss der Büroschließung. Dazu notieren wir uns die Konfrontation mit dem Beschluss der Büroschließung,
also fremdbestimmte, extern initiierte und vorübergehende Umstrukturierung. Die Sequenzen 4 bis 7. Hingegen, die zeichnen sich durch eine eher aktive Haltung aus.
Und die haben wir dann eben auch zusammengefasst, wie Sie hier sehen, das ist ein größeres Paket. Und Gabriele Meyer wird aus ihrem Arbeitsalltag an dieser Stelle sehr abrupt herausgerissen. Wir erfahren, wie sie in Ermangelung von Vorgaben selber die Initiative ergreift.
Sie löst sich hier ein Stück weit aus dem Beschluss der Büroschließung, also diesen ersten passiven Schock. Sozusagen überwindet sie und dann zweifelt sie daran, ob das wirklich so eine längere Sache wird. Und dann überlegt sie über ihre privaten Einkäufe und macht erst mal Dinge, die so anliegen, die sie eben sich selber vornimmt. Also hier sehen wir eine relativ aktive Phase von Gabriele Meyer in 4 bis 7.
Und wir nennen diese Sinn-Einheit dann eben auch Aushandlung der Büroschließung. Also da ist das noch nicht so wirklich klar, was das bedeutet. Und deswegen sind hier noch einige Dinge möglich. So unser Eindruck. Wir haben dazu notiert, bearbeiten der Situation durch Gabriele Meyer.
Arbeitsalltag wird unterbrochen und macht Orientierung notwendig. Selbstinitiativ und selbst organisiert, aber eher reaktive Handlungen. Also sie macht das ja nur, weil vorher eben ihr zugetragen wurde, das Büro schließt jetzt. Getrieben durch den Beschluss der Büroschließung, zur Selbststeuerung gezwungen.
Das sind hier unsere Notizen. Also wir glauben, dass sie hier sehr aktiv ist, aber wir glauben auch, dass sie eben sehr reaktiv ist und ihre Ziele nicht wirklich so selber festlegt und bestimmen kann, denn sie ist in eine Situation geworfen, die sie nicht selber herbeigeführt hat.
Sequenz 8 rückt dann wieder in die Handlungsvorgaben in den Mittelpunkt. Durch die Verpflichtung zum Abwarten wird Gabriele Meyer zur Unfähigkeit verdammt. Also sie muss jetzt erst mal alles liegen lassen. Und wir nennen diese Sinn-Einheit Abwarten der Büroschließung. Und wir haben dazu notiert aufgezwungene Passivität. Also es ist eine kurze Sequenz und das scheint für uns das Treffendste an dieser Stelle zu sein.
Schließlich wird in der Sequenz 9 eine Gegenbewegung von Gabriele Meyer sichtbar. Diese erzwungene Passivität wird kurz unterbrochen, wenn sie ihren eigenen Planer und ihre Notizen mit nach Hause nimmt. Wohl um handlungsfähig zu bleiben, so glauben wir. Und wir nennen diese Einheit Ermächtigung im Rahmen der Büroschließung.
Also wir sehen hier, dass sie sich über diese Angaben oder diese Vorgaben hinweg setzt. So nichts mitnehmen, nichts vorbereiten, keine Daten der Kunden mit nach Hause nehmen. Den Planer nimmt sie trotzdem mit. Allgemein sehen wir hier ein Schwanken zwischen passiven und aktiven Handlungsverläufen.
Die aktiven Handlungsweisen sind hier aber jeweils als Reaktion auf Handlungsvorgaben zu verstehen, so glauben wir. Es scheint noch zu früh zu sein, um hier so eine genauere Bestimmung zu machen, was das jetzt bedeutet. Aber es deutet sich an dieser Stelle an, dass es für sich vielleicht um eine Verlaufskurve handeln könnte. Dass also Gabriele Meyer immer neue Vorgaben erhält und diesen sozusagen hinterher hecheln muss.
Und wir zwischendurch eben so selbst behauptende Aktionen von ihr sehen können, aber diese eben punktuell bleiben. Also es kann sein, dass im weiteren Verlauf ihre Handlungsfreiheit immer weiter eingeschränkt wird. Das könnte sich hier andeuten, aber wir wissen es nicht, wir haben nicht weiter analysiert.
Das muss jetzt vorläufig bleiben. Gehen wir nun einen Schritt weiter und gehen wir zur analytischen Abstraktion über. Dieser Analyse Schritt, der dient nun der weiteren Abstraktion. Also wir sind immer noch sehr nah dran an Gabriele Meyer und was sie konkret erlebt hat.
Wir haben nun die Aufgabe, von diesen konkreten Handlungskontexten von Gabriele Meyer abzusehen und die Erzählung unter einen Gesamtgestand zu packen und zu beschreiben. Hierbei kann sich ein Fall auch als widersprüchlich herausstellen. Also es muss jetzt nicht in eine Richtung gehen. Es kann sein, dass wir eben hier zum Beispiel ein Schwanken zwischen aktiven und passiven und institutionellen Vorgaben und eigenen Handlungsmustern erkennen können.
Das ist durchaus denkbar. Diese Beobachtung gilt es also in der analytischen Abstraktion herauszustellen und aufzuschreiben. Also nur weil sie widersprüche sehen, haben sie nichts falsch gemacht. Und das bedeutet eben nicht, dass dieser Fall nicht funktioniert.
Das ist die Charakteristik dieses Falls an dieser Stelle. Wenn das so ist. Wir können allerdings an dieser Stelle leider nur die analytische Abstraktion andeuten, weil sie haben wir schon gesehen. Wir haben wenig Material und deswegen zeigen wir nur so punktuell, wie man sich das denken kann. Wir müssten also weiteres Material analysieren, um das genauer machen zu können.
Und die analytische Abstraktion, die verlangt eben, dass wir unsere ganzen Notizen, die wir jetzt gemacht haben und unsere Erkenntnisse, was hier vorliegt, stärker in eine Beschreibung packen.
Wir fassen das jetzt zusammen und dadurch, dass wir das zusammenfassen, wird es eben nochmal abstrakter. Und es ist nicht mehr so ganz klar, welche genauen Handlungen hier zugrunde liegen. In Klammern habe ich jetzt hier nochmal Hinweise gegeben, worauf wir uns beziehen. Das würden wir in einer richtigen analytischen Abstraktion eher nicht machen. Das ist eher auch zum Verständnis an dieser Stelle.
Das ist der Text, den wir in der analytischen Abstraktion entwickelt haben und ich würde ihn jetzt einfach vortragen. Die von Gabriele Meyer beschriebene Entwicklung ist dominiert durch die Unterbrechung eines institutionellen Ablaufmusters. Schließung des Büros.
Die Schließung des Büros beendet ihren Arbeitsalltag. In Ermangelung von Vorgaben und Informationen versucht sie, die Situation für sich zu deuten. Die Situation bleibt allerdings kontingent. Es entsteht Handlungsspielraum, aber auch Handlungsnotwendigkeit. Dinge regeln, telefonieren, spekulieren, planen.
Der Zwang zur aktiven Gestaltung durch Gabriele Meyer wird durch die Anweisung zum passiven Abwarten abgebrochen. Die alte Arbeitsorganisation oder Arbeitsordnung wird damit endgültig außer Kraft gesetzt und vorerst nicht durch eine neue Ordnung ersetzt. Keine Vorbereitungen, Abwarten.
Selbstinitiativ versucht Gabriele Meyer schließlich, die Chance auf eine neue Ordnungsbildung oder die Rückkehr zur alten Ordnung aufrechtzuerhalten. Das sind so zwei Möglichkeiten. Wir wissen noch nicht genau, was sie vorhat. Das beweisen wir durch das Einpacken des Planers und der Notizen. Und durch diese Beschreibung haben wir jetzt so eine erste Ahnung, wie
das Erlebnis von Gabriele Meyer so gestatten gegangen ist, das sie uns erzählt. Das bildet nun wieder die Grundlage für den nächsten Schritt der Analyse, denn nun folgt die Wissensanalyse.
Hier fragen wir uns nun, wie die Erzählung zu den beschreibenden und argumentativen Elementen des Interviews passt. Die haben wir nicht vergessen. Die gibt es ja auch noch. Die haben wir ja ausgespart. Wir wissen also jetzt, wie Gabriele Meyer die damalige Situation erlebt hat. Und wir schauen uns nun an, wie die abstrakte aktuelle Darstellung ausschaut.
Also wie bewertet sie diese Vorgänge und wie sind die aus heutiger Sicht zum Beispiel in ihr verankert. Zu diesem Zweck holen wir also die bisher ausgeklammerten Passagen wieder hervor. Und dieser Schritt ist in der Literatur leider weniger systematisiert, wie das, was wir bisher getan haben.
Also hier wird eben jetzt sehr stark gesagt, wir analysieren jetzt eben diese ausgesparten Aspekte. Aber wir wissen eigentlich nicht, in welchen Steps wir das tun müssen. Deswegen, wie genau diese Analyse von Beschreibungen und Argumentationen erfolgen muss, das ist unterschiedlich beschrieben oder eben nicht beschrieben. Deswegen gehen wir hier eben möglichst ausführlich vor.
Auch wir können diesen Schritt eben nur im Material andeuten. Aber der Tipp ist eben an dieser Stelle, machen Sie es genauso ausführlich wie das, was Sie mit den erzählenden Passagen gemacht haben. Wir deuten das jetzt hier nur an.
Durch unsere bisherige Analyse wissen wir, dass Gabriele Meyer die Schließung des Büros als Bruch mit ihrem Arbeitsalltag erfahren hat. Schauen wir uns die damit verknüpften Darstellungen an, finden wir zu ihrem Erleben eine Entsprechung. Also hier sehen Sie jetzt die Passagen, die wir ausgespart haben.
Und wenn wir uns die jetzt mal genauer anschauen, dann können wir herausfinden, dass dieser Bruch mit dem Arbeitsalltag eben auch hier sich verankert hat. Sie sagt, sie habe nie im Homeoffice gearbeitet, hat nicht einmal daran gedacht. Es war gar nicht denkbar. Sie war immer im Büro ihrer Firma.
Hier präsentiert sie uns einen Alltag, mit dem die Schließung des Büros in der Tat einen totalen Bruch darstellt. Also sie beweist uns an dieser Stelle, dass es diesen Arbeitsalltag eben auch in ihrer Darstellung und Argumentation gibt. Die Nachricht ist aus diesem Grund eben nachvollziehbar und vergesslich für Gabriele Meyer.
Bestätigt finden wir außerdem die Suche nach einer Deutung der Situation und die Erkenntnis von Kontingenz, also von einem offenen Zukunftshorizont. Sie formuliert auch hier in der Darstellung die Auflösung einer Ordnung. Diese macht ihr im Erleben ein komisches Gefühl und gilt hier in der Darstellung als gruselig und verrückt.
Die Auflösung von Ordnung bestätigt sich noch einmal im letzten Abschnitt der Darstellung. Das dürfen wir ja eigentlich nicht. Ist jetzt alles anders geworden. Hinsichtlich des Bruchs mit ihrem gewohnten Arbeitsalltag ist die analysierte Passage konsistent.
Also auch hier beschreibt sie eben, dass es hier einen Bruch gegeben hat. Es ist jetzt alles anders geworden. Was wir in der Darstellung allerdings nicht bestätigt bekommen, das sind ihre aktiven Handlungsweisen, die wir analysiert haben. Wir finden aber auch keine gegenteiligen Darstellungen. Also dafür scheint die Passage einfach zu kurz.
Sie spricht jetzt nicht so sehr in ihren beschreibenden und argumentativen Passagen, wie sie sich eigentlich sieht in der Welt und wie ihre Rolle in der Situation war. Aus einer abstrakten Position heraus. Das passiert nicht. Deswegen können wir es nicht gut vergleichen und miteinander in Beziehung setzen.
Bisher können wir also nur sagen, dass die gestaltenden Elemente von Gabriele Meyer das Erlebnis in der Darstellung, dass sie unterrepräsentiert sind. Also ihre ganzen aktiven Bestandteile, die finden wir eben nicht wieder an dieser Stelle.
Im Erleben dominiert also stärker der Versuch, Ordnung zu schaffen. Wir sehen an dieser Stelle schon, wir sind in unserem Fall Gabriele Meyer noch nicht weit genug fortgeschritten. Wir müssten die Narration der Gabriele Meyer unbedingt weiter analysieren, um eine Antwort auf unsere Forschungsfrage zu finden. Wir sind noch nicht mal im Moment des Homeoffice angekommen.
Wir sind jetzt erst einmal mit dem Bruch beschäftigt, der dazu geführt hat, dass es Homeoffice geben könnte. Wir haben Vermutungen, es könnte sich also im weiteren Verlauf um eine Entwicklung handeln, die Gabriele Meyer immer stärkeren Zugzwängen unterwirft, auf die sie reagieren muss. Und außerdem müssen wir weiter beobachten, wie sie also ihre eigene Rolle beschreibt und argumentiert.
Das finden wir im Moment noch nicht wirklich heraus. Dazu haben wir zu wenig Passagen in diesem Interview. Das sind so zwei Aspekte, den müssten wir weiter nachgehen. Damit können wir aber eine erste mini kleine Fallrekonstruktion schaffen, die uns eine Antwort auf unsere Forschungsfrage ermöglicht oder aufscheinen lässt.
Also wir könnten dahin kommen und herausfinden, was Homeoffice für Gabriele Meyer bedeutet. Also welche Handlungsweisen darauf antworten. Wie aktiv und passiv sie in diesem Kontext wird. Wir können also jetzt zum letzten Schritt der Analyse übergehen
und die gewonnenen Erkenntnisse an weiteren Passagen des Interviews prüfen. Diese erweitern, diese Erkenntnisse oder kontrastieren. Es kann sein, dass sich eben kein linearer Verlauf im Interview findet, sondern dass sie schwankt zwischen verschiedenen Handlungsweisen. Und deswegen müssen wir weiter analysieren, erst mal herausfinden, was bei Gabriele Meyer vorliegt.
Das können wir also mit dem Interview machen, das wir bereits haben. Wie gestaltet sich also die Entwicklung der Gabriele Meyer? Zeigt sich das hier beschriebene Muster, was wir jetzt erahnen können, immer wieder? Oder wird alles andere diesem Bruch untergeordnet? Findet sie niemals einen Alltag im Homeoffice,
weil sie den alten Alltag so als dominant empfindet und dahin zurückkehren möchte? Oder wird sie weiter versuchen, aktiv eine neue Ordnung zu schaffen? Das sind Fragen, die wir haben. Da müssen wir weiter dran arbeiten. Für das weitere Vorgehen, also über das Interview mit Gabriele Meyer hinaus,
würden wir also jetzt weitere Fälle erheben, die ähnliche oder anders gelagerte Konstellationen vermuten lassen. Das hilft uns dabei, dass wir eben diese Details, die wir bei Gabriele Meyer beobachten, also die konkreten Konstellationen, die wir jetzt kennengelernt haben,
wie sie im Büro arbeitet und wie ihre Arbeitsabläufe sind, wer mitteilt, dass das Büro geschlossen wird und so weiter, dass wir die eben weiter in den Hintergrund drängen können. Das geht so um grundsätzliche Konstellationen im Fall. Das wäre eben hier zum Beispiel dieses Zurückdrängen von Aktivität,
das wir vermuten könnten, oder eben umgekehrt das Erlangen von Aktivität. Das wären große Linien, die wir in unserem Fall jetzt hier erkennen können. Meist lassen sich also auf diesem Weg, wenn wir ähnliche oder kontrastive Fälle dagegen stellen, die charakteristischen Merkmale von Gabriele Meyer sehr viel genauer erkennen.
Also wir kommen dann auf Gabriele Meyer zurück und können nochmal sehr viel schärfer formulieren, was das Typische ist von dem, was Gabriele Meyer getan hat. Vergleiche schaffen also vor allem schärfere Konturen für den einzelnen Fall und deswegen können wir weitere Fälle hinzunehmen. Das muss aber nicht geschehen. Es kann eben auch sein, dass der Einzelfall die Grundlage unserer Analyse ist.
Dann müssten wir die Gabriele Meyer weiter verfolgen und analysieren. In diesem Lehrvideo haben wir nun vier Schritte der Narrationsanalyse kennengelernt. Die strukturelle Beschreibung, die analytische Abstraktion, die Wissensanalyse und den Fallvergleich.
Vor allem in der strukturellen Beschreibung haben wir uns inhaltlich mit der Erzählung von Gabriele Meyer auseinandergesetzt. Das hier rekonstruierte Erlebnis von Gabriele Meyer, das haben wir immer weiter abstrahiert, bis wir eine Gesamtgestalt formulieren konnten, also uns sehr sehr stark auf allgemeine Entwicklungen hier konzentrieren konnten.
In der Wissensanalyse haben wir gesehen, dass die aktiven Handlungsweisen von Gabriele Meyer in der Reflektion bisher nicht so richtig thematisch werden. Also das kann sein, dass es hier Auseinanderklappen gibt. Wir können es aber noch nicht sagen. Das hat uns gezeigt, dass wir weiter am Material arbeiten müssen und dass wir über Vergleiche weiterer Erzählungen von Gabriele Meyer oder anderen Fällen das, was wir gerade erahnen, prüfen müssen.
Und das kann so ein Hinweis sein, wie wir Narrationsanalyse eben anwenden können und zu welchen Erkenntnissen wir kommen können. Und damit bedanke ich mich für Ihre Aufmerksamkeit.