Fediverse und Selbstorganisation
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Identifikatoren | 10.5446/59728 (DOI) | |
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FrOSCon 202233 / 62
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SoftwareHypermediaGroßrechnerGoogle BloggerVollständiger VerbandOpen SourceTwitter <Softwareplattform>Bericht <Informatik>ZahlFormalisierungNachbarschaftsraumWeb logLeistung <Physik>InternetOpen SourceDatennetzZahlSummierbarkeitTwitter <Softwareplattform>ZahlenbereichHausdorff-RaumSoftwareentwicklerSoundverarbeitungContent <Internet>SystemplattformComputeranimation
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SystemplattformSoziale SoftwareZugriffInstanz <Informatik>SystemplattformFacebookTwitter <Softwareplattform>UseNetMomentenproblemInformationPoint of saleInstanz <Informatik>Content <Internet>AlgorithmusLinieDienst <Informatik>Schreiben <Datenverarbeitung>SummierbarkeitDatennetzKomponente <Software>Computeranimation
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Instanz <Informatik>HypermediaKommunikationPhysikalische GrößePerspektiveServerRichtungInstanz <Informatik>Wald <Graphentheorie>Mailing-ListeMomentenproblemKommunikationSystemplattformTwitter <Softwareplattform>SoftwareAnbindung <Informatik>Peer-to-Peer-NetzDatennetzVariableInformationComputeranimation
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SystemplattformKommunikationDatennetzSoziale SoftwareHypermediaSystemplattformInstanz <Informatik>Open SourceGmailServerAnwendungssoftwareDigitalisierungSoftwareDatennetzThreadMomentenproblemE-MailPoint of saleGroße VereinheitlichungKommunikationSystems <München>Vollständiger VerbandWald <Graphentheorie>Physikalische GrößeLINUXComputeranimation
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FreewareOpen SourceSoftwareSystems <München>AnwendungssoftwareSoftwareentwicklerDatenbankContent <Internet>ServerSpeicherbedarfInstanz <Informatik>PHPProgrammierungMomentenproblemProgrammierspracheVorlesung/Konferenz
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HTTPJSONXMLUML
Transkript: Deutsch(automatisch erzeugt)
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Herzlich willkommen zu dem ersten Vortrag hier in diesem Hörsaal. Vielen Dank, dass ihr schon so alle zahlreich erschienen seid. Ich werde heute mal ein bisschen was erzählen über Fediverse und die Möglichkeiten der Selbstorganisation. So die die übliche Vorstellung. Ich bin Mitglied und
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Mitarbeiter der Hosting. Das ist eine IT Genossenschaft für Hosting. Ich habe einige Bücher geschrieben, Fach- und IT Bücher. Bin seit 89 Open Source Nutzer und habe wahrscheinlich
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einen der ältesten noch funktionierenden Blogs im Internet und bin in einigen Organisationen aktiv gewesen oder immer noch aktiv. Ja, so viel zur Person. Beginnen möchte ich heute mit zwei Zahlen. Nämlich der 44, nicht der 42, sondern der 44. 44 Milliarden US-Dollar hat Elon Musk
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für Twitter geboten Anfang des Jahres. Und die zweite Zahl ist 237,8 Millionen EMDAUs. Was ist ein EMDAU? Ein EMDAU ist ein monetarisierbarer, täglich aktiver Nutzer.
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Das heißt, das ist ein Zitat von Twitter selbst, ein monetarisierbarer, täglich aktiver Nutzer. Da kommt man natürlich gleich auf ganz andere Ideen bei der Abkürzung EMDAU. Und wir werden sehen, dass die andere Assoziation durchaus richtig ist. Denn diese Benutzer sind ja die,
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die bei Twitter den Content machen. Das heißt, die stellen dort ihre Texte ein, ihre Bilder ein, ihre Kommentare ein. Sie generieren Daten. Sie generieren Daten, indem sie anderen Leuten folgen oder indem sie bestimmte Sachen weiter posten. Sie sind also
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nicht die Kunden von Twitter. Das sind die Werbungtreibenden. Und sie sind auch nicht der Rohstoff, wie man ja oft sagt. Wer nicht der Kunde ist, ist das Produkt. Nein, sie sind eigentlich die, die Arbeit haben, die für Twitter arbeiten und zwar umsonst.
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Denn wenn man mal die 44 Milliarden durch die 237 Millionen EMDAUs teilen, dann müsste eigentlich jedem EMDAU 185 US-Dollar zustehen. Davon sehen die EMDAUs aber nichts, obwohl
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sie die gesamte Wertschöpfung für diese Plattform gemacht haben in den vielen Jahren. Musk hat, wenn man es mal andersrum rechnet, bei einem Umsatz von 5,8 Milliarden US-Dollar den 8,5-fache Jahresleistung dieser EMDAUs Twitter geboten bzw. den Besitzern von
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Twitter geboten. Und das wäre dann wiederum ein Anteil pro EMDAU von 21,36 US-Dollar. Auch davon sehen die EMDAUs nichts. Wir sagen immer Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts.
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Das stimmt aber nicht. Eigentlich ist die Dummheit das Öl des 21. Jahrhunderts. Und die Venture-Kapitalfirmen haben das natürlich schon sehr, sehr lange erkannt und pumpen astronomische Summen in einen kapitalistischen Wirtschaftszweig, der einen Weg gefunden hat, diejenigen, die den Mehrwert erarbeiten, noch schlechter
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zu bezahlen als Kinder in illegal betriebenen Rohstoffminen in der dritten Welt. Nämlich gar nicht. Und das, finde ich, ist ziemlich geniale Geschichte und ziemlich geniales Geschäftsmodell. So, kleiner Exkurs. Ich möchte euch das Buch Community Kapitalismus von Silke van Dijk und Tina Hauptner empfehlen.
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Kauft euch das, lest euch das durch. Das ist wirklich sehr, sehr gut. Die beiden Soziologinnen haben aktuelle Entwicklungen im Krisenkapitalismus untersucht. Ausgangspunkt dabei ist die Krise der sozialen Reproduktion. Kurz dazu, früher in den
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40er, 50er Jahren, ist der Mann in die Fabrik gegangen, hat sich dort ausbeuten lassen, ist dann nach Hause gekommen, hat von der Frau das Essen bekommen. Die Frau hat sich den ganzen Tag um die Kinder gekümmert. Das heißt, sie hat dafür gesorgt, dass die Beweiskraft des Mannes, die ja irgendwann nicht mehr da ist, weil er zu alt ist und
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stirbt, reproduziert wird durch kleine Kinder, denen sich schon frühzeitig beigebracht hat, dass es nichts schönes gibt, als sich in der Fabrik des Papis ebenfalls ausbeuten zu lassen. So, diese Situation ist natürlich schon lange vorbei. Die Frauen arbeiten
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heutzutage alle. Und insofern gab es da schon in den 70er Jahren die ersten Krisen der Reproduktion. Und diese ganze Entwicklung untersuchen die beiden Autorinnen in diesem Beruf. Und sie kommen eben dann zu der Erkenntnis, dass heutzutage immer mehr
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an Gemeinschaft appelliert wird, um eben die Leistungen zu erbringen, die weder der Staat noch die klassische Reproduktion, das heißt die Familie, leisten können oder wollen. Der Effekt von diesem Krisenkapitalismus, den wir erleben, ist, dass soziale Rechte
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in soziale Gaben überführt werden. Das beste Beispiel ist die Tafel. Wir sind zwar laut Grundgesetz ein sozialer Rechtsstaat, aber durch die Hartz-IV-Gesetzgebung bleibt vielen Menschen nicht einmal mehr genug Geld, um sich anständiges Essen zu kaufen.
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Da springen dann sehr gerne Leute aus der Zivilgesellschaft ein, die dann eine gute Tat tun, Essen sammeln, was nicht mehr gebraucht wird im Supermarkt und es dann verteilen. Das machen sie alle unentgeltlich und dafür bekommen sie dann auch einen Orden vom Bundespräsidenten, indem sie also kostenlos das tun, wozu eigentlich der Staat verpflichtet ist. Dadurch werden soziale Rechte zu sozialen Gaben. Das
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heißt, die Leute haben nicht ein Recht auf ein sozial angemessene, menschenwürdiges Leben, sondern es wird ihnen als Almosen gegeben. Die Ausbeutung dieser Freiwilligen,
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die also diese ganzen Aufgaben übernommen haben, ein anderes Beispiel kennt vielleicht auch jeder mal, die Stelle an der Bibliothekarin wird gestrichen in der Stadt. Dann finden sich Leute, die das freiwillig übernehmen, damit im Stadtteil XY noch eine Seitenstelle der Bibliothek auf hat oder ein Schwimmbad kann nicht mehr geführt werden. Es gründet sich ein
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Verein, der das Schwimmbad übernimmt, der ab und zu immer mal wieder so kleinere Spenden und kleinere Unterstützung bekommt, aber es ist keine eindeutig gesicherte Finanzierung dieser Leistung mehr. Ja und dann sind natürlich diese unbezahlten Aktivitäten im digitalen Netzwerk. Das untersuchen die beiden Autorinnen interessanterweise auch,
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weil sie kommen natürlich aus dem Bereich, wo sie mehr so den Care-Bereich, also die Pflege und soziale Tätigkeiten untersucht haben, aber sie finden die gleichen Strukturen auch in den digitalen Netzwerken, wo es also immens viel unbezahlte Arbeit geleistet wird. Da gibt
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es dann solche Phänomene wie die Hybridisierung zum Beispiel von Pflegearbeit, das heißt die Pflege von pflegebedürftigen Menschen wird geteilt in eine normal bezahlte Cure-Tätigkeit, also Behandlung und eine eigentlich nicht bezahlte Care-Tätigkeit. Die wird dann entweder
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von der Familie noch gerade eben geleistet oder man holt sich prekär beschäftigte Pflegerinnen aus dem Ausland, die dann in sehr prekären Situationen teilweise ohne Aufenthaltstitel diese Tätigkeiten erfüllen. Und da entstehen natürlich Abhängigkeitsverhältnisse,
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die eigentlich einer sozialen Rechtsstaatsunwürdig sind. Oder es wird auch immer stärker an Gemeinschaft appelliert, also an eine soziale Gemeinschaft im Nachbarschaftsraum. Dass im Nachbarschaftsraum man so gegenseitig guckt und so ein bisschen die Leute pflegt. Dadurch
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sind dann so Tätigkeiten, die werden dann noch ganz gerne gemacht umsonst, aber wenn es dann so in die härteren Aufgaben geht in der Pflege, dann müssen das entweder prekär beschäftigte Arbeitskräfte übernehmen oder es wird dann tatsächlich auch vom Pflegedienst
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erledigt. Dadurch hat sich eben diese freiwillige Arbeit zu einer dritten informellen Säule entwickelt beim Pflegedienst, also neben Pflegedienst und Familie ist so diese freiwillige Tätigkeit die dritte Säule geworden. Und der Staat treibt diese Entwicklung natürlich voran. Denn er hat sich irgendwann mal entschieden in den 80er Jahren, dass er von den Reichen
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kein Geld mehr nehmen möchte. Das heißt er hat die Vermögenssteuer abgeschafft, er hat die Steuern gesenkt, so dass die Reichen ihr Geld also behalten dürfen. Dadurch hat der Staat natürlich wieder viel weniger Geld zur Verfügung, muss also Leistungen kürzen. Also durch eine
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Politik des Unterlassens fördert der Staat diese Räume, wo dann die Freiwilligen hinein stoßen. Gleichzeitig kommt es zu einer moralischen Aufwertung dieser freiwilligen Dienste. Also wer zum Beispiel in seinem Stadtteil freiwillig eine so eine Außenstelle der Bibliothek betreut, der wird dann mal eingeladen ins Rathaus, kriegt eine Urkunde, Endau des
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Jahres. Und wenn man dann was größeres macht, zum Beispiel in der Tafel tätig ist, dann gibt es dafür auch schon mal das Bundesverdienstkreuz. Und das kann man auch immer wieder nachlesen in irgendwelchen Strategiepapieren der Bundesregierung, dass dort also eine moralische
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Aufwertung von diesen freiwilligen Einsätzen gemacht wird. Die werden auch, muss man sagen, materiell gefördert. Also es gibt immer eine Förderung für solche Tätigkeiten. Die sind natürlich immer befristet. Es sind keine sicheren Arbeitskräfte, es sind keine sicheren Strukturen, mit denen man über längere Zeit rechnen kann. Sondern man muss das dann immer mal wieder alle paar Jahre wieder neu beantragen. Und dadurch hält der Staat diese ganzen
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Gruppen, die das dann organisieren. Da gibt es ja immens viele Vereine, sehr schön unter Kontrolle. So, Sie kommen, die beiden Autorinnen kommen zu dem Fazit der Community-Kapitalismus. So nennen die das, dieses Phänomen. Entfaltet seine Bedeutung gerade dadurch, dass er auf die
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Sehnsucht nach Gemeinschaft und Solidarität eine Antwort zu bieten scheint und dass er für Akteure unterschiedlichster politischer Provenienz Anschlussstellen bietet. Das zeigen Sie also auch sehr schön, dass es von ganz links bis ganz rechts durchaus Anschlussmöglichkeiten gibt. Dabei gelingt es dem Kapitalismus wieder einmal, sich über seine Kriseneffekte erfolgreich
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zu reorganisieren. Die Sehnsucht nach Geborgenheit und Unterstützung in sozialen Gemeinschaften, die gerade durch den Abbau sozialer Sicherung und eine
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Das ist das Fazit der Autorinnen. So, dann fragen sich die beiden Soziologen natürlich am Ende des Buchs auch, was tun, nachdem sie also über 100 Seiten das sehr schön analysiert und hergeleitet haben. Und da richten sie natürlich in erster Linie Forderungen an die Forschung,
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an die Soziologie, dass nämlich gerade die Soziologie, diese ausgebeutete Posterwerbsarbeit, das ist dieser ganze Summs dieser meist freiwillig geleisteten Arbeit, nicht als Vorgriff auf eine nicht kapitalistische Tätigkeitsgesellschaft
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der Zukunft misdeutet werden darf. Das wird nämlich auch sehr gerne gemacht, das so als ideale Utopie darzustellen. Wir teilen alles, wir machen alles füreinander und das sollte man eben nicht tun. Was man allerdings tun sollte, und da kommen wir jetzt wieder zum Fettiverse, ein bisschen kleiner Umweg, man muss konsequent die Eigentumsfrage stellen.
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Also wem gehört in unserem Falle, wem gehört die Plattform? Für wen erbringe ich die Leistungen, die ich dort mache, indem ich Content einstelle, indem ich anderen Content bewerte und nochmal teile und so weiter. Wer profitiert davon? Das heißt, die 44
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Milliarden US-Dollar wären, wenn er sie dann gekauft hätte, die Plattform eben nicht an die Ämter ausgegangen, sondern an die Besitzer von Twitter. Diese Fragen muss man sich immer stellen bei jedem Engagement, was man freiwillig leistet. Und man muss sich fragen, wer entscheidet über die Regeln auf einer Plattform zum Beispiel, wer gestaltet diese
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ganze Plattform und wer kann eben darüber verfügen. Und verfügen heißt zum Beispiel auch eben verkaufen. Wenn es eine Plattform ist, die prinzipiell verkauft werden kann, dann wird sie auch irgendwann mal verkauft werden, weil irgendwann wollen die Leute Kasse machen.
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Wenn man diese Fragen sich nicht stellt, dann landet man irgendwann da, wo jetzt viele User von Xing hingelandet sind. Die haben nämlich viel Geld und Herzblut in den Aufbau von allen möglichen Gruppen gesteckt und jetzt hat Xing gesagt, die Gruppen, die stellen wir jetzt ein. Die gibt es also ab Ende des Jahres nicht mehr. Und was machen die Ämter aus? Sie nehmen
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ihre Gruppe und ziehen nach LinkedIn um. Ganz tolle Idee. Die nächste Plattform, die ihnen nicht gehört. So, das ist also der kleine Exkurs zu dem Buch. Wer reinschauen möchte, kann gleich nach dem Vortrag gerne mal einen Blick reinwerfen. Kann ich wirklich empfehlen,
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das Buch. Ja, setzen wir nochmal neu an. Fragen, was ist Social Media? Also Social Media könnte man jetzt so meinen, ist eigentlich die Ausbeutung von freiwilliger Arbeit der anderen zum eigenen Nutzen. Und warum ist das für die was anders? Ganz so einfach wollen wir uns jetzt mal nicht machen, sondern ich habe mal geguckt, wie denn Social Media so
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gemein definiert wird. Und in Wikipedia gibt es eine, in Anführungsstrichen, Definition, die eigentlich keine wirkliche richtige Definition ist. Aber ich bin da auf das Honeycomb-Modell gestoßen von Jan Kiezmann. Und der hat schon 2011, das ist schon eine
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ziemlich alte Geschichte, in einem Marketing-Zusammenhang den Marketing-Fuzzis in Unternehmen gesagt, hör mal, ihr müsst jetzt mal ein bisschen Social Media machen. Das ist die Zukunft und lasst euch da nicht abhängen. Und um diesen Marketing-Menschen in den Unternehmen zu erklären, was Social Media ist, hat er eben diese Honigwaben-Struktur
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entwickelt. Die finde ich wirklich gut, weil sie ist nämlich relativ abstrakt. Als ich das zum ersten Mal gesehen habe, habe ich gleich mal ausprobiert, uns zu gucken, wie würde ich eigentlich mit diesem Modell das Usenet beschreiben. Und da kommt
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man nämlich plötzlich auf ganz, ganz viele Analogien zu Twitter. Im Hinblick auf diese Strukturen hier, im Hinblick auf diese Elemente, auf diese Komponenten oder Dimensionen. Also es ist die Dimension der Identität, das ist das ganze Feld,
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was für Informationen gibt der Nutzer über sich preis, was für ein Selbstbild hat er und möchte er von sich geben. Die Präsenz ist wichtig, ist ein Bereich, ist ein User da, ist er greifbar, ist er online, kann ich ihn ansprechen. Die Beziehung ist klar, das Beziehungsfläch der Nutzer untereinander, wer folgt wem, wer hat wie viele Follower und so weiter und so fort, wer teilt welche Sachen
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häufig und so. Dann gibt es Reputation, sozialer Status einerseits, also auch Status innerhalb dieses Netzwerks und auch so in gewisser Weise die fachliche Kompetenz. Dann die Dimension der Gruppe und alles, was mit Gruppen zu tun hat. Das sind also zum
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Beispiel Gruppenregeln und da kennen wir ja aus dem Usenet noch, wie diese Gruppenregeln gemacht worden sind und da sind ganz viele Regeln gemacht worden. Bei Twitter gibt es auch Regeln, die macht aber der Algorithmus bzw. der Besitzer der Plattform.
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Dann gibt es die Dimension des Gesprächs, mit dem man soziale Medien untersuchen kann und die betreffen eben die Art und Weise, wie werden Gespräche geführt, wie werden sie begonnen, wie werden sie geführt, wie brechen sie ab oder wie beendet man sie zum Beispiel oder wie entarten sie in Flame Wars zum Beispiel und solche Geschichten.
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Das kann man unter dieser Dimension sehr gut untersuchen, um festzustellen, was ist das für eine Plattform, mit der ich mich gerade beschäftige. Und natürlich klar, dass die Dimension des Teilens, welche Inhalte teile ich und welche Auswirkungen hat das, wenn ich Inhalte teile. So, dann sieht man natürlich schon, aha, diese ganzen Aspekte treffen auf
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Usenet zu, treffen auf Twitter zu, auf Facebook. Kann ich die anwenden? Kann ich Unterschiede zwischen den einzelnen Plattformen feststellen? Ist also, finde ich, so für juristische Herangehensweise eine ganz gute Sache. So, und das können wir natürlich von außen auch sehr gut beobachten. Also wir können uns Twitter anschauen und dann sehen wir
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also, wie das so alles funktioniert. Aber es gibt natürlich eine dunkle Seite dieser Bienenwaben. Und diese dunkle Seite der Bienenwaben ist nämlich genau das, was der Betreiber der Plattform weiß. Der weiß nämlich sehr, sehr viel mehr als jeder einzelne Nutzer weiß über die ganzen Informationen, die dort in dem Netzwerk drinstecken. Also
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jeder einzelne Teilnehmer hat immer eine begrenzte Sicht auf diese ganzen Dimensionen. Der Betreiber der Social Media Plattform hat aber den totalen Durchblick. Also er kann auf alle Informationen zugreifen. Er kann auf alle Posts zugreifen, auf jede Beziehung zugreifen. Er kann das auswählen. Er kann daraus Wissen aggregieren. Und
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mit diesem Wissen kann er dann eben auch dann seine Wertschöpfung betreiben. Beim Fediverse fällt diese dunkle Seite weg. Sie ist also viel, viel, viel kleiner, weil im Moment gibt es halt viele kleinere Instanzen im Fediverse, die untereinander kommunizieren.
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Ich hoffe, jedem ist klar, worum es beim Fediverse geht, weil das erkläre ich jetzt gerade nicht. Muss ich Activity Pop erklären? Nein, gut. Also es gibt viele kleine Instanzen und diese vielen kleinen Instanzen wissen natürlich nur das, was sie, was ihre eigene
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Nutzer angeht. Also wenn ich 100 Nutzer habe, dann kann ich so ein bisschen vielleicht im Hintergrund gucken, was machen die so. Aber im Großen und Ganzen gibt es keine totale Sicht auf das Netzwerk von innen heraus, also von dieser inneren dunklen Bienenware. Und daher fällt eben auch die Möglichkeit weg, diese ganzen Informationen zu monetarisieren.
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Trotzdem fallen natürlich Betriebskosten an oder, wie ich sie mal nenne, Gemeinkosten. Denn letztendlich ist es ja so, wir haben im Netz einen Server, auf diesem Server haben 100 Leute einen Account und diese 100 Leute teilen sich im Prinzip die Kosten
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für den Betrieb dieses Servers. Und das sind ja nicht unerhebliche Kosten, wenn man es mal ehrlich sieht. Man hat also Rechenzentrumskosten für die ganze Konnektivität, für den Käfig da im Rechenzentrum, für die Netzwerke, für die Anbindung ans Netz und so weiter und so fort. Man hat Hardwarekosten, das heißt, es muss irgendwie ein Server da
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sein, entweder gemietet oder selbst gekauft. Und der größte Posten sind die Personalkosten, also die Leute, die diesen Server pflegen. Und diese ganzen Gemeinkosten müssen ja irgendwie bezahlt werden. Und da sagt dann der Dezentralismus, der Dezentralismus ist jetzt in meiner Definition, also in diesem Vortrag, die Ideologie, die sagt, wenn wir alles
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dezentral machen, dann haben wir keine Probleme mehr. Also der Dezentralismus sagt zum Beispiel, in einem ideal verteilten Peer-to-Peer-Netz fallen eigentlich gar keine Gemeinkosten an, weil da hat jeder nur die Kosten für seinen eigenen Internetzugang und die Kosten für sein eigenes Gerät. Und sonst fällt nichts an. Leider kenne ich kein Netz, was irgendwie
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ein bisschen größer ist und irgendwie funktioniert. Das größte Peer-to-Peer-Netz ist vielleicht Bitcoin, aber gerade das Netz fällt jetzt nicht auf durch eine Reduzierung von Rechenpower, sondern ganz im Gegenteil. Also da kann man nicht mehr sehr viel mit Spenden
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finanzieren und es wird ja auch tatsächlich bei Bitcoin nicht mit Spenden finanziert. So, also dieser Gedanke mit den Spenden, da sind wir natürlich wieder bei dem Unity-Kapitalismus, da sind wir wieder da, wo wir sagen, ok, dann sollen eben Spenden das finanzieren. Das ist natürlich nicht gerecht und es ist auch schon gar nicht erst nachhaltig.
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Denn dieser Ansatz, lass uns die Instanzen mit Spenden finanzieren, verschiebt das ganze Problem, anstatt es zu lösen. Also populäre Instanzen, die haben sicherlich so die Möglichkeiten, ihre Sachen mit Spenden finanzieren zu lassen. Bei kleineren, unbekannteren Instanzen ist es eben nicht so. Und die bleiben dann auf ihren Betriebskosten
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sitzen. Das machen natürlich einige sehr, sehr gerne, weil das Fediverse im Moment eigentlich selbst ausbeuterisch getragen wird durch diejenigen, die Instanzen betreiben und dafür die Kosten zahlen. Es wird parasitär genutzt, also die ganz große Mehrzahl der Leute zahlt eben dafür, dass sie für die etwas aktiv sind. Und man möchte,
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dass das Ganze sich irgendwie durch Almosen finanziert. Also wie heißt das? Patreon oder so. Das ist ja nichts anderes wie diese Plastikbecher, wenn man so in der Straße sitzt und bettelt. Das ist dann halt der digitale Plastikbecher. Also das Fediverse,
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dadurch, dass diese ganzen Monetarisierungsmöglichkeiten wegfallen, stellt natürlich an uns selbst eine Herausforderung, wie wir diese technische Struktur gemeinschaftlich finanzieren können. Selbstorganisiert finanzieren können. Und da
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gibt es, was ja schon in Ankündigungen verraten worden ist, grundsätzlich so drei Bereiche, wie man sowas machen kann. Gemeinkosten werden in der Regel eben durch öffentlich finanziert. Das durch gesteuerte Abgaben und Gebühren. Das funktioniert bei Sachen wie dem Trinkwasser ganz gut. Oder zahlen wir alle gerne Trinkwasserabgabe oder
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Trinkwassergebühr, damit wir jeden Tag frisches Wasser aus der Leitung bekommen. Und da gibt es auch eigentlich keinen großen Streit drum. Da wird zwar immer mal versucht, das Trinkwasser zu privatisieren, aber das hat noch nicht so richtig geklappt. Bei anderen Sachen ist
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das Streitpotenzial schon sehr, sehr viel höher. Also gehen wir mal zum Beispiel zu den Fernsehgebühren. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk. Da wird eben auch durch Gebühren finanziert. Und da gibt es immer wieder Diskussionen drum. Sollen wir das abschaffen? Nicht nur bei uns, sondern auch in anderen Ländern, wo es halt öffentlich-rechtlich finanzierten Rundfunk gibt, gibt es immer wieder Diskussionen. Das heißt, da muss die
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Finanzierung immer wieder aufwendig politisch ausdiskutiert werden. Ausverhandelt werden. Und das ist dann natürlich immer eine Sache, die schwierig ist. Und da würde ich mal die Wagen eher nicht verdienen. Social Media eher nicht. Dann die zweite Punkt, was natürlich
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sehr häufig gemacht wird bei Gemeinkosten, ist klar, das ist der Verein. Wenn ich gerne Tennis spielen möchte, dann werde ich Mitglied in einem Tennisverein, zahle da meine Jahresgebühr und dafür darf ich dann den Tennisplatz benutzen. Und deshalb ist da vielleicht auch die Jahresgebühr ein bisschen teurer, weil so ein Tennisplatz eben noch
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ein bisschen teurer ist, als vielleicht ein Briefmarkenverein oder so. Die haben nicht so viele Gemeinkosten zu tragen. Aber im Großen und Ganzen ist das eine durchaus übliche Finanzierung von Gemeinkosten, dass sich da nur sieben Deutsche zusammentun und einen Verein gründen. Und das Dritte ist eine gemeinschaftliche Finanzierung durch
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Genossenschaften. Das ist auch traditionell sehr erfolgreich. Kennen wir alle aus dem Bereich der Wohnungswirtschaft. Die Wohnungsgenossenschaften sind ein Erfolgsrezept. Es gibt übrigens in Wien sehr, sehr viele Wohnungsgenossenschaften und deshalb ist dort der Mietspiegel auch deutlich niedriger als in anderen europäischen Hauptstädten. Das nur mal so nebenbei
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gesagt. Klar, sowas gibt es im Bereich der IT auch. Also ich selbst komme aus der HostJHeng EG. Da funktioniert das auch. Wir haben unsere eigenen Server, wir pflegen unsere eigenen Server und wir nutzen sie dann auch. Die Frage ist, ob sowas für die, wer was in Frage kommt. Ich bin da ein bisschen skeptisch. Es gab
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ja mal irgendwann mal so eine Sache. Ja, Twitter Genossenschaft gründen. Wir übernehmen Twitter und machen daraus eine Genossenschaft, halte ich aber nicht für sehr sinnvoll. Ist ja auch nicht zustande gekommen. Was ich fürs Fediverse eigentlich so an Perspektive sehe, ist, dass wir bestehende Strukturen nutzen, um die Instanzen zu
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finanzieren. Das heißt, bestehende Organisationen, die auch schon ohne das Fediverse existieren, die könnten eigentlich dieses Fediverse finanzieren, wenn man sie denn überzeugen kann, dass es eine gute Sache ist. Und zwar nicht
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nur fürs Marketing, weil dann sagt natürlich der Marketing-Chef, da nehme ich natürlich die Plattform mit der größten Reichweite. Also Facebook, Twitter, LinkedIn, weiß der Geier was, Instagram, TikTok, wo ich halt meine Zielgruppe habe. Und da man müsste diesen bestehenden Organisationen und das sind eben zum Beispiel Vereine,
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Institutionen, das können aber auch Unternehmen sein und das können auch Behörden sein. Man muss sich davon überzeugen, dass es eben für die interne Kommunikation auch deutliche Vorteile hat, sowas zu finanzieren. Und wenn wir jetzt, wie machen wir das?
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Also wie kann man so eine Organisation das erklären? Oh, ist ja ganz toll. Guck mal, da ist wie Twitter und das ist nur Fediverse. Sagt die Organisation natürlich überhaupt. Also man muss das schon ein bisschen intelligenter machen und da dachte ich mir, okay, versuchen wir das doch mal mit dem Honeycomb-Modell und wenden dieses Modell jetzt auch verschiedene Fediverse-Systeme an. Und das ist jetzt alles auf die Schnelle
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gemacht. Also ich habe jetzt nicht den Anspruch, hier diese einzelnen Fediverse-Programme, die ich jetzt gleich durchnehme, irgendwie angemessen beschrieben zu haben. Bei Weitem aber ich denke, man kann das in der Richtung weiterführen und verfeinern und dadurch dann
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den Leuten auch sagen, welche Vorteile sie von diesen Technologien haben. Ich fange mal mit einer eher unbekannten Plattform an, eben Fediverse, Lemmy. Lemmy ist ein Diskussionsforum, was ein bisschen ähnlich funktioniert wie Reddit, nur eben federiert. Und ja, diese Software kann man natürlich einsetzen innerhalb einer Organisation,
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um damit zum Beispiel Mailing-Listen zu ersetzen, also Diskussions-Mailing-Listen zu ersetzen oder das klassische Diskussionsforum zu ersetzen. Also sehr, sehr viele Vereine, Gruppierungen, Organisationen hatten und auch Unternehmen hatten halt ein Diskussionsforum, wo sie dann zum Beispiel über ihr Hobby diskutieren oder über die
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Anforderungen ihrer Organisation diskutieren oder halt auch ihren Kunden vielleicht also Hilfestellungen geben, also Hilfeforen. Da haben auch viele Unternehmen kleinere Foren aufgemacht, wo dann die Software unterstützt wird. Und das kann man also intern einsetzen natürlich und auch extern. Und eben dank Activity Pub kann man eben solche
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Anwendungen auch über diese Grenze von Lemmy hinaus anwenden. Das heißt, man kann aus Mastodon heraus einer Gruppe in Lemmy folgen und immer mitkriegen, was da Neues passiert. Ich habe da mal so ein bisschen versucht, Schwerpunkte zu bilden.
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Also bei Lemmy ist vielleicht so der größte Schwerpunkt auf den Bereich des Teilens gelegt und da es ein Diskussionsforum ist, wo man antworten kann und man auch schöne Threads hat, denen man folgen kann, ist das Gespräch sicherlich sehr wichtig. Gruppen haben auch eine gewisse Bedeutung, weil man eben innerhalb von Lemmy halt so Communities bildet,
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nennen die das. Das sind also so Gruppen, wo dann halt über ein spezielles Thema diskutiert wird. Und Reputation kann man hier mal sehen, wie so eine Dimension mal völlig anders interpretiert wird. Es gibt bereits auf Lemmy Instanzen sehr viele Foren für Open Source, für Linux und solche Sachen. Aber wenn jetzt eine wirklich größere Open Source Organisation, weiß ich
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Free Software Foundation zum Beispiel, wenn die eine Lemmy Instanz aufmachen würde und innerhalb von diesem Lemmy jetzt so zehn verschiedene Gruppen moderieren würde, dann hätten diese Gruppen natürlich eine ganz andere Reputation, weil sie eben auf einem Server
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der Free Software Foundation laufen. Und diese Gedanken kann man eben dann auch mit diesen Organisationen ganz gut diskutieren. So Peertube ist eine federierte Videoanwendung. Wo man also Videos teilen kann und auch das kann man eben nutzen zur Vernetzung der Mitglieder
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untereinander und aber auch zur Vernetzung von der Organisation mit der Öffentlichkeit, mit der weiteren Öffentlichkeit. Sehr gutes Beispiel ist die Plattform von der Blender Organisation, von der Blender Foundation. Dort werden also diese ganzen Animationsfilme gezeigt, die mit Blender erstellt worden sind. Dort gibt es auch ganz viele Tutorials,
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wie man mit Blender irgendwas machen kann. Also da findet man sehr, sehr viel und da bekommt man so ungefähr so einen Eindruck davon, was so eine Instanz auch für eine Organisation leisten kann. Auch hier habe ich mal so ein bisschen was versucht. Wie gesagt, da kann man darüber diskutieren und man muss natürlich auch immer die anderen Dimensionen
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mit betrachten. Das heißt, jetzt wenn also was weiß ist, heißt es nicht, dass es da überhaupt nichts gibt zu untersuchen. PixelFed ist eine federierte Plattform fürs Teilen von Fotos. Auch das kann man sofort intuitiv eigentlich einsehen. Das ist eine Institution. Nehmen wir mal jetzt ganz einfach einen Sportverein, der macht Sportveranstaltungen,
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der macht davon Fotos. Und er möchte diese Fotos natürlich einerseits mit seinen Mitgliedern teilen, andererseits aber auch mit der Öffentlichkeit. Und da kann er eben auch die ganzen Vorteile von Activity Pop nutzen und eben über diese Grenzen von PixelFed hinaus sich vernetzen. So könnte man vielleicht so die Schwerpunkte setzen.
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Ja, und dann kommen wir eben zum Flaggschiff im Ferdi-Verst, dem Mastodon. Das ist Microblogging. Das ist natürlich auch sehr, sehr beliebt und da kann man sich auch sehr gut vorstellen, dass das Organisation eine Instanz haben und das dann ihren Mitgliedern zur Verfügung stellen. Also wir als Genossenschaft Hochscheregen,
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wir haben zwei Instanzen. Eine Instanz für unsere Mitglieder selbst und eine Instanz, die wir sozusagen sponsern für das deutsche Genossenschaftswesen. Auf der sind dann eben auch die ganzen Genossenschaften vertreten, wenn sie den wollen. Da ist dann vielleicht so,
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da kann man mal andere Dimensionen ein bisschen genauer in den Blick nehmen, um sich da reinzuarbeiten und daraus Vorteile abzuleiten für die einzelnen Organisationen, wenn man das denen so nahebringen will, so eine Instanz zu finanzieren für sich. Also nicht, um dem Ferdi-Verst etwas Gutes zu tun oder dem Titel einen aufs Auge zu hauen. Nein, es ist ein Vorteil, den man selbst hat,
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den man selbst nutzen kann. Also mein Fazit ist, das Ferdi-Verst kann Vereine und andere Organisationen, das kann alles Mögliche sein, ein bisschen zu unternehmen. Also helfen, ihre ureigenen Ziele besser zu verwirklichen, indem sie dort nämlich sehr übergreifend
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kommunizieren können, sowohl intern als auch extern. Und weil das so ist und weil das Activity-Protokoll eben standardisiert ist, habe ich auch eigentlich eine ganz gute Hoffnung, dass das Ferdi-Verst bleibt, dass es also nicht morgen weg ist. Also dass sich das
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weiterentwickelt und dass sich das durchaus als eine Alternative zu den klassischen zentralisierten Social-Media-Netzwerken auf Dauer etablieren wird. Es hat auch Vorurteile. Die Folie habe ich jetzt aus Zeitgründen rausgenommen, aber es gibt auch Untersuchungen, die sagen, das Ferdi-Verst ist eben auch anders in vielen Dimensionen.
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Eine Dimension, in der es anders ist, ist die Dimension von Scale. Das heißt, das Ferdi-Verst muss nicht innerhalb ganz, ganz kurzer Zeit the next Twitterkiller werden, um Erfolg zu haben, weil das ist eine Denkweise der Venture-Kapitalfirmen. Die wollen halt irgendwo investieren, was in ganz kurzer Zeit eine explosionsartiges
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Wachstum von Mitgliedern hat, damit da auch Geld wieder schnell zurückkommt. Also das Ferdi-Verst hat sich eben auch aus den Zwängen dieser ganzen Finanzierungsmethoden der Venture-Kapitalfinanzierungsmethoden noch abgehängt durch dieses standardisierte
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Protokoll. Das ist natürlich auch ein gewisser Vorteil. Es gibt natürlich auch ein Fluch des Erfolgs. Das merkt man im Moment halt auch sehr viel. Nachdem vielleicht im letzten Jahr sehr viele neue Instanzen entstanden sind, sind auch schon ganz viele Instanzen gerade im Mastodom-Bereich wieder geschlossen worden, weil die Leute eben auch gesehen haben,
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okay, das kostet doch ein bisschen Zeit, sich um die Server zu kümmern. Es kostet auch ein bisschen Zeit, sich um die Moderation zu kümmern. Und wenn wir jetzt im Ferdi-Verst mehr und mehr Erfolg haben, also ein Wachstum der Kommunikation feststellen können, dann zwingt uns das eben, dieses selbst ausbeuterisch getragene, parasitär genutzte und durch
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Almosen finanzierte System auch zu professionalisieren. Und das ist natürlich diese große Aufgabe, vor der wir im Moment stehen. Die zweite Gefahr, die vielleicht noch viel größer ist, ist die, dass sobald das Ferdi-Verst einen gewissen Erfolg hat, wird ganz bestimmt
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ein größerer Tech-Konzern ankommen und die Methode Gmail anwenden. E-Mail war früher mal ein wunderbar dezentrales System. Ganz toll. Ganz viele verschiedene Server unter ganz vielen Organisationen, unter ganz vielen Kontrollen. Mittlerweile hat Gmail sich da so einen Riesenbrücken von gekalt und kann eben auch durch indirekte
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Methoden den Rest des E-Mail-Verkehrs auswerten für seine Zwecke. Also diese Farbe steht auch. Sobald das Ferdi-Verst Erfolg haben wird, kommt irgendeine Firma dahin, stellt irgendwie was dahin, macht das auf, hallo, kommt alle her, ist alles
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kostenlos und nutzt das. Und dann tappen wir natürlich wieder in die gleiche Falle, in die wir jetzt in den letzten 15 Jahren bei Social Media eigentlich immer wieder reingetappt sind. Kommen wir nochmal kurz zurück zu den Betriebsformen, über die wir kurz gesprochen hatten. Was kann man sich da so vorstellen? Das sind jetzt nochmal so drei Bereiche,
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die ich mir überlegt habe. Es gibt da sicherlich noch sehr, sehr viele mehr Möglichkeiten, solche Sachen zu betreiben. Aber es gibt in Städten und Gemeinden immerhin für vieles eine kommunale Betriebsgesellschaft. Manchmal sind das auch städteübergreifende
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Gesellschaften, die irgendwas regeln. Jetzt könnte man natürlich solche Gesellschaften nutzen oder neue gründen, die eben sich für Fragen der Digitalisierung stark machen, die also für die Stadt eine Digitalisierung organisieren. Also eben nicht Outsourcen,
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Outsourcen, Outsourcen, immer das billigste Angebot bekommt den Zuschlag, sondern auch mal das ganze Know-How insourcen, insourcen, insourcen und das selbst machen. Diese kommunalen Betriebsgesellschaften könnten natürlich dann eben auch für ihre Bürger, für die Bürger ihrer Stadt Social Media Netzwerke zur Verfügung stellen und denen also
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einen Account dann dort geben. In Vereinswesen, das ist ja in Deutschland riesengroß, völlig unübersichtlich, aber es ist echt riesengroß, da gibt es sehr, diese Spitzenorganisationen, die haben dann möglicherweise auch die Möglichkeit sozusagen
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für ihre Vereine solche Plattformen zu installieren, zu betreiben und zu warten. Also kleinere Vereine können das vielleicht nicht, weil die müssen sich erst mal darum kümmern, dass sie ihren Sportplatz in Schuss halten, aber die Spitzenorganisation im Leichtathletik
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Verband oder Schwimmverband oder Pferdereitverband oder was auch immer, die sind natürlich durchaus in der Lage solche Systeme dann auch für ihre Mitgliedsvereine zu warten und zu betreiben. Und all diese ganzen Organisationen, die jetzt da nicht die Möglichkeit haben,
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diese Sachen mal ihrem Spitzenverband vorzustellen und zu sagen, mach das so mal, die können sich immerhin dann auch noch zu Betriebsgenossenschaften zusammenschließen, um eben diese doch sehr aufwändige 24-7-Betreuung technischer Systeme und technischer Infrastruktur zu gewährleisten. Also diese drei Betriebsformen halte ich für vielleicht im
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Moment noch relativ innovativ, aber die sind durchaus im meines Erachtens im Bereich des Möglichen. So, also von daher würde ich sagen, dass Fediverse hat das Potenzial, die sozialen Medien aus den gewinnorientierten Tech-Konzernen zu befreien und in eine
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soziale Gemeinschaftsaufgabe zu transformieren. Wir müssen allerdings, damit das funktioniert, den Funktionsweisen des Community-Kapitalismus wirtschaftliche Strukturen entgegenstellen, die die Gemeinschaft stärken und nicht die Gewinnerwartungen der Tech-Konzernen. Und
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dafür müssen wir eben aufhören, für Tech-Konzerne kostenlos Content zu erstellen, indem wir dort uns beteiligen. Das war's. Vielen Dank. Ja, wir haben noch etwas Zeit,
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glaube ich. Gibt es Fragen?
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Ich wiederhole die Frage mal. Es wurde gefragt, an Flaschenhalt sei die Kompliziertheit der
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Installation von solchen Systemen. Bei Diaspora sei es halt zum Beispiel recht kompliziert gewesen, das System zu installieren, ob es da Anwendungen gibt, bei denen das einfach heißt. Ja, also es gibt da, das ist halt eben die Frage, was ist einfach. Also bei
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Lemmy gibt es, Lemmy hat das Ganze in so einen Container gepackt und da soll man angeblich nur einen Container zack zack starten und dann läuft das alles. Die Beschreibung der nativen Installation liest sich, wenn man so ein paar Sachen auch nicht so sonderlich
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kompliziert. Aber es ist natürlich richtig, diese Systeme sind jetzt nicht so völlig simpel. Ich würde allerdings nicht sagen, dass die Installation der Flaschenhalt ist. Ich würde eher sagen, die langfristige Wartung ist das Problem. Also man muss dadurch,
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dass da eben auch Inhalte repliziert werden, wächst die Datenbank dann eben auch an. Das heißt, der Speicherbedarf wächst an. Das kann man dann durch Wartungstätigkeit wieder reduzieren. Man muss es auch moderieren natürlich in gewisser Hinsicht. Man muss sich überlegen,
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welches Server schließt sich aus. Also man kann ja so einige Nazi-Server dann gleich komplett blocken und dann hat man mit denen überhaupt keine Probleme mehr. Also in so Es gibt sogar auch schon so Software-as-a-Service-Sachen für Mastodon. Da kann man mit drei Klicks sich
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eine Instanz machen. Nur die ist natürlich dann irgendwo im AWS-Universum. Also nicht unter unserer Kontrolle. Ja, bitte.
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funktioniert, dann ist eben auch die Anwendung da sehr einfach zu installieren. Also das Kriterium könnte auch sein, okay, ich gucke mal, was für Anwendungen in PHP programmiert sind. Und da gibt es ja einige. Und die lassen sich in der Tat ähnlich einfach über Press installieren. Und dann ist auch die Wartung und das, was alles damit zusammenhängt,
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viel einfacher. Das heißt also, das ist ein ganz entscheidender Punkt, wenn ich daran denke, wir wollen ganz viele einzelne Instanzen haben, die das tragen und das einfach installieren und administrieren und pflegen. Was die technischen Anforderungen sind. Und da müssten Entwickler viel mehr betun und daran denken. Die müssen moderne
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Programmiersparen, die das entwickelt einfacher machen, aber das installieren und pflegen komplizierter. Ja, also es wurde gerade zu Recht darauf hingewiesen, dass es natürlich auch Programmiertechniken gibt oder Programmiersprachen gibt, wie zum Beispiel
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PHP. Also auf PHP basierende Fediverse-Systeme sind in der Regel einfacher zu installieren als welche, die auf Rust oder der geile was Node.js, keine Ahnung, basieren und halt ein deutlich komplexeres Setup haben. Das ist natürlich eine Entwicklung, die
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man in vielen Bereichen beobachten kann momentan. Also die Entwicklungen gehen immer in aufwändigere Systeme und es wird also immer weniger einfach gemacht. Das ist sicherlich ein grundsätzliches Problem und da kann man sich durchaus jetzt
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Systeme heraussuchen, die eben zum Beispiel in PHP geschrieben sind und ähnlich einfach zu installieren sind wie andere PHP-Systeme. Es gibt ja auch teilweise schon Integration vom Activity-Prop-Protokoll für andere Systeme. Also ich habe gehört,
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von Nextcloud soll es da eine Möglichkeit geben. Bei WordPress soll es das auch geben. Ausprobiert habe ich das nicht. Für größere Instanzen, für Organisationen würde ich das allerdings schon mit einer dezidierten Software machen. Also die
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Erfahrung, die wir bei uns gemacht haben, mit Mastodon, das ist relativ komplex zu installieren. Das ist genau der Punkt, das ist richtig und es ist nicht ganz so einfach zu warten. Also man muss da schon immer einiges machen. Aber dafür läuft es doch relativ sicher. Es kommt mit der Last, die so entsteht, eigentlich auch ganz
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gut zurecht. Aber das sind immer Sachen, die man abwägen muss. Das ist genau richtig. Weitere Fragen? Ja? Bei der Influenzierung bist du ja vielleicht auch hauptsächlich in dem Betrieb und die Wartung. Ja. Hast du dir auch nach der Entwicklung weitergeklaut werden können und für die WordPress-Fonten?
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Ja, also die Entwicklung von solchen Plattformen, die muss natürlich auch finanziert werden. Das ist ganz richtig, das ist ganz klar. Da habe ich mich jetzt für diesen Vortrag
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nicht drauf gestürzt. Es gibt da natürlich diese übliche begrenzte Förderung vom Staat, der ja ganz gerne Sachen fördert, die Leute mehr oder weniger kostenlos machen mit kurzzeitigen Förderungen. Sehr beliebt im Open-Source-Bereich ist ja der Prototype-Fund,
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wo man sich dann für einige Zeit sozusagen so ein Gehalt holen kann als Entwickler. Es gibt diverse Förderprogramme für Software. Der Prototype-Fund ist ja extra eingerichtet worden, weil die üblichen Förderwege dermaßen kompliziert sind, dass man das eigentlich eher so, wenn man Siemens ist oder SAP ist, dann ist man ungefähr in der
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Lage, so eine Förderung zu beantragen. Und deshalb haben die halt den Prototype-Fund gemacht, damit eben auch Leute wie du und ich sowas mal beantragen können und schauen können, ob sie da was machen. Klar, das muss natürlich auch finanziert werden. Nur, ich würde fast behaupten, wenn der Betrieb von solchen Instanzen stärker
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gemeinschaftlich organisiert wird und sich das System stärker durchsetzt, dass es dann auch einfacher wird, die Entwicklung gemeinschaftlich zu finanzieren. Einfacher als heute. Noch Fragen? Ich habe gelernt, man muss mal bis sieben zählen und wenn
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bis dahin nichts kommt, dann gibt es keine Fragen mehr. Nochmals herzlichen Dank dafür, dass ihr mir zugehört habt.
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