We're sorry but this page doesn't work properly without JavaScript enabled. Please enable it to continue.
Feedback

Globalisierung, Digitalisierung und die Wachstumsfrage

00:00

Formal Metadata

Title
Globalisierung, Digitalisierung und die Wachstumsfrage
Title of Series
Number of Parts
275
Author
License
CC Attribution 4.0 International:
You are free to use, adapt and copy, distribute and transmit the work or content in adapted or unchanged form for any legal purpose as long as the work is attributed to the author in the manner specified by the author or licensor.
Identifiers
Publisher
Release Date
Language

Content Metadata

Subject Area
Genre
Abstract
Auch wenn CO2-Moleküle und Corona-Viren naturwissenschaftlich nicht vergleichbar sind, bilden sie eine seltsame Allianz -- sowohl ihre Ursachen, als auch ihre Konsequenzen betreffend. Die digitale Revolution erweist sich als DER Brandbeschleuniger sämtlicher Krisen. Das dringend benötigte Überlebensprogramm wäre ohne prägnanten Rückbau geldbasierter Versorgungssysteme, De-Globalisierung sowie einer Zurückdrängung der aktuellen Technologieabhängigkeit nicht zu haben. Suffizienz, Sesshaftigkeit, moderne Subsistenz und kürzere Versorgungsketten würden dann zu wichtigen Gestaltungsoptionen.
Keywords
11
14
19
Thumbnail
1:02:52
20
Thumbnail
37:26
56
57
Thumbnail
1:01:52
69
Thumbnail
33:14
84
Thumbnail
37:13
101
Thumbnail
40:44
157
188
Thumbnail
1:05:40
208
209
215
DigitizingTINA <Telekommunikation>Uniformer RaumPerspective (visual)Online chatDigitizingPerspective (visual)Complete metric spaceHigh availabilityPlane (geometry)Zusammenhang <Mathematik>Transformation (function)Spring (hydrology)Function (mathematics)Computer animation
Perspective (visual)Charakteristik <Algebra>Texture mappingRoboticsInternetComputer programGRADERestriktion <Mathematik>Plane (geometry)MicroelectronicsNoten <Programm>AutomationPhysical lawTeilsystemRoboticsQuantumForceMittelungsverfahrenVelocityWind waveThermodynamicsGrand Unified TheoryMoment (mathematics)Mobile WebComputer animation
Charakteristik <Algebra>Texture mappingRoboticsInternetDynamic rangePerspective (visual)InternetZusammenhang <Mathematik>FactorizationoutputAutomationEnergieQuotientPlane (geometry)DigitizingStrategy gameTerminal equipmentArtificial intelligenceOutline of industrial organizationCharakteristik <Algebra>Software developerRoboticsBlock (periodic table)Computer animation
GeometryPlane (geometry)SmartphoneState of matterDepictionComplete metric spaceDurchschnitt <Mengenlehre>FactorizationSound effectEnergieSystems <München>Musical ensembleSet (mathematics)Öko <Programm>Similarity (geometry)RelationalsystemTwitterBootingComputer animation
Sound effectEnergieMathematical optimizationDataflowPublic key certificatePartition of a setMathematical optimizationSimilarity (geometry)Concurrency (computer science)EnergieNullSpeicherkapazitätPerimeterDurchschnitt <Mengenlehre>DigitizingCharakteristik <Algebra>Robust statisticsInternetProcess (computing)Chain ruleForceHöheZero–sum gameKopplung <Physik>Plane (geometry)Diagram
Computer virusPerspective (visual)DigitizingWorld Wide WebReduction of orderOptimumThermodynamicsOutline of industrial organizationMoment (mathematics)DigitizingMultiplicationScientific modellingDigital signalEigenvalues and eigenvectorsHigh availabilityCategory of beingMobile WebComplete metric spaceSystems <München>Ende <Graphentheorie>Content (media)Perspective (visual)BelastungsgrenzeZusammenhang <Mathematik>QuantumPropositional formulaPower (physics)Computer animationDiagram
Substitute goodLösung <Mathematik>Plane (geometry)Direction (geometry)Neighbourhood (graph theory)Data conversionLogical constantFactorizationSmartphoneEigenvalues and eigenvectorsRun-time systemUpdateGrand Unified TheoryPoserÖko <Programm>MittelungsverfahrenSoftware suiteProduct (category theory)Duales ModellOnline chatProfessional network serviceLebensdauerDurchschnitt <Mengenlehre>Kommunikation
Set (mathematics)Direction (geometry)Plane (geometry)Sound effectContent (media)GRADEMusical ensembleBALIS <Programm>Restriktion <Mathematik>KommunikationSurfaceGrand Unified TheoryWorkloadWindows RegistryMeeting/Interview
Finite element methodComputer animation
Transcript: German(auto-generated)
und Beschleuniger von Krisen ist. Wohin wachsen wir also? Lass uns über den Rückbau
geldbasierter Versorgungssysteme sprechen, über Deglobalisierung und Technologieunabhängigkeit. An dieser Stelle bitte begrüßt mit allen nötigen Emojis im Chat Professor Dr. Nico Pech. Ein wunderschönen guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren. Ich möchte mich für die
Experience ganz herzlich bedanken. Der Titel meiner Ausführungen lautet Globalisierung, Digitalisierung und die Wachstumsfrage. Und die Agenda meines Vortrags hat folgendes aussehen. Zunächst möchte ich auf eine ganz sporadische Situationanalyse und den Stand der aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte eingehen, um dann mit Ihnen einen kleinen Abstecher in die Welt der
Wachstumskrisen, aber auch der Wachstumskritik zu unternehmen, dass beides ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Das heißt, ich kann mich hier nur auf drei Ebenen der Wachstumskritik für heute beschränken. Daran anknüpfend möchte ich Sie Einblick nehmen lassen in das von mir in
die Diskussion eingebrachte Konzept der sogenannten Postwachstumsökonomie. Dabei handelt es sich um ein geordnetes Rückbauprogramm für Industrie- und Konsumgesellschaften. Und dieser Rückbau muss natürlich, weil der Markt zwei Seiten hat, eben auch dann auf zwei Ebenen erfolgen mit suffizienz ist gemeint, eine völlig neue Perspektive zu entwickeln für den
Zusammenhang zwischen Konsum, Mobilität, naja, Technologie auf der einen Seite und Lebensqualität auf der anderen Seite. Und die Subsistenz markiert hier, dass wir eine ganz andere Güterproduktion brauchen, eine, die graduell zumindest deglobalisiert und
deindustrialisiert ist. Das heißt, die in gewisser Weise zur Konsequenz hat, dass Konsumenten sogenannte Prosumenten werden. Ich spreche hier in diesem Zusammenhang von interaktiver Güterproduktion. Sollte die Zeit dann noch reichen, würde ich auf mögliche Transformationsszenarien eingehen. Zur aktuellen Situation wäre zu sagen,
dass gemäß des Konzepts des Country Overshoot Days immer mehr Länder auf diesem Planeten ökologisch brutalst über ihre Verhältnisse leben. Was ist damit gemeint? Das ist ja darauf, alle pro Jahr verfügbaren ökologischen Ressourcen, die natürlich begrenzt sind auf
diesem Planeten, egalitär auf alle derzeit lebenden Menschen gleich zu verteilen. Demnach hat dann jedes Land entsprechend seiner Population ein ganz bestimmtes jährliches Budget an ökologischen Quellen- und Senkenfunktionen und müsste mit diesem Budget 365 Tage
auskommen. Wenn wir uns nun aber anschauen, wann die Länder dieses Planeten bereits ihre Ressourcen, die eigentlich ja bis zum 31.12. um 0 Uhr 0 reichen müssten, tatsächlich dann verbraucht haben, dann sehen wir, dass die Bundesrepublik Deutschland schon am 3. Mai diesen Tag erreicht hat. Und seit Aufzeichnung dieser Daten, die dann einmal
jährlich publiziert werden, rückt dieser Tag in Deutschland, aber auch in allen anderen Ländern immer näher an den Jahresanfang heran. Das größte unter den ökologischen Problemen, da erzähle ich Ihnen natürlich nichts Neues oder Spannendes, ist der Klimawandel. Hier sehen Sie abgetragen über die Monate, wie sich seit Aufzeichnung
valider oder brauchbarer Klimadaten die durchschnittliche Erdtemperatur entwickelt hat. Und Sie sehen auch, dass wir uns der 1,5 Grad Restriktion, die ja auf der inzwischen legendär verklärten Pariser Klimaschutzkonferenz verkündet wurde,
bedrohlich genähert haben. Wenn wir großes Glück haben, erreichen wir vielleicht einen Wert zwischen 1,5 und 2 Grad. Dafür, damit dies Realität wird, alles zu tun, ist das Gebot der Stunde. Zwei Reaktionen gibt es auf diese Gemengelage. Und damit beschreite ich das Terrain der durchaus kontrovers
geführten Nachhaltigkeitsdebatte. Zum einen erleben wir, dass das Konzept des sogenannten grünen Wachstums oder des Green Growth oder der Green Economy die Debatte dominiert, sowohl in der Politik als auch in der Wissenschaft und natürlich erst recht in den Medien. Damit ist gemeint, dass zeitgenössische
Wohlstandsmodell basierend auf Konsum, immer mehr Mobilität und sonstiger Anspruchnahme industriegemachter Bequemlichkeiten nicht einzuschränken oder strukturell zu verändern, sondern nur die Inhalte, das heißt die Güter, die Technologien, die Science so zu verändern, dass also das selber auf
Wachstum beruhende Wohlstandsmodell neuerdings eben ökologisch verträglich wird. Hier ist also der technische Fortschritt, wie man so sagen will, der Dreh- und Angelpunkt einer Transformation mit Zielrichtung ökologische Überlebensfähigkeit. Die ökologische Effizienz, auf die ich noch eingehe,
ist hier als eine Strategie oder Teilstrategie zu benennen, dann aber auch die erneuerbaren Energieträger und drittens die beschlossenen entweder technischen oder biologischen Kreisläufe. Demgegenübergestellt erleben wir im Moment, wenn gleich mehr in der Nische befindlich, eben auch eine Nachhaltigkeitsdebatte, die wachstumskritisch ist. Das heißt also
hier ist der kulturelle Wandel, also ein völlig neues Verständnis von dem, was gutes und vor allem verantwortbares Leben ist. Hier erleben wir also den kulturellen Wandel als Schrittmacher der Wende und hier haben wir dann kein Schnittmengenmodell, das suggeriert, dass die Wirtschaft weiter wachsen kann und damit eben soziale Probleme gelöst werden können
und zugleich die Ökosphäre stabilisiert werden kann, sondern hier haben wir eher eine Logik, die also dann als Teilmengenkonstruktion dargestellt ist, die kompatibel ist mit den Gesetzen der Thermodynamik, nämlich dass die Ökologie nicht verhandelbar ist und auch nicht mit sich handeln lässt. Das heißt, technischer Fortschritt kann nicht bewirken, dass
also die Wachstumsgrenzen nach außen verrückt werden. Das bedeutet, dass also die Gesellschaft als Ganzes eingebettet sein muss in die ökologischen Grenzen und nicht darüber hinaus wachsen kann und die Ökonomie wiederum ist ein Teilsystem der Gesellschaft und stellt keinen Selbstzweck dar, sondern ein Mittel zum Zweck. Das heißt, der
Befriedigung der materiellen Bedürfnisse jener Menschen, die innerhalb dieses Systems ihr Dasein fristen. Hier sind vor allem maßvolle Lebensstile oft auch als Suffizienz bezeichnet, ein relevanter Schrittmacher, ebenso aber wie die partielle und wohlgemerkte nur punktuelle Selbstversorgung, das heißt der Ausstieg aus einer
technisierten, globalisierten, industrialisierten Güterversorgung. Wenn wir uns also vor allem das Paradigma des grünen Wachstums und damit die sogenannte Entkopplungsstrategie näher anschauen, dann stellen wir fest, dass hier so viele theoretische und empirische
Widersprüche lauern, dass man diese Strategie nicht ernsthaft in Erwägung ziehen kann. Aber eins nach dem anderen. Zunächst möchte ich noch eine andere Ebene der Wachstumskritik mit Ihnen beschreiten, die aber dann überleitet zu genau diesem Problem, nämlich der Unmöglichkeit eines sogenannten grünen Wachstums. Und diese Ebene, die ich als erstes also beschreiben möchte, bezeichne ich von ihrer Funktionsweise her,
wenn man so sagen will, als Produktivitätsfalle. Wenn wir mal die Frage stellen, wie es überhaupt zu diesem exorbitanten Reichtum kommen konnte, den wir derzeit auf dem Planeten Erde erzielen und der noch vor wenigen Jahrzehnten selbst für die Reichsten der reichen Science Fiction gewesen wäre, vor allem in Bezug auf die
technischen und mobilitätsbasierten Möglichkeiten, über die wir verfügen. Da gibt es verschiedene Antworten, verschiedene Narrative möchte ich fast sagen, die sich in den Sozial- und damit auch Wirtschaftswissenschaften, aber auch in den Geisteswissenschaften finden. Ein roter Faden, der sich durch all diese Narrative zählt, ist, dass es natürlich vier industrielle Revolutionen waren,
die also menschliche Gesellschaften aus der Not befreit haben. Wobei dann unter Not zu verstehen war, dass jede Art der Transformation von Materie in Güter sich eigentlich nur speisen konnte, aus der handwerklichen, der manuellen, der körperlichen
Arbeit der Individuen einer Gesellschaft. Und wenn dann alle arbeitsfähigen Menschen ausgelastet waren, dann war damit auch ein Outputniveau erreicht, das über Jahrtausende hinweg nicht wachsen konnte. Erst mit der industriellen Revolution Nummer eins, das war die Etablierung der Dampfmaschine, mit der man dann Manufakturen, Werkstätten und zum Teil auch die Agrarproduktion
mechanisieren konnte, gelang es plötzlich, aus diesem engen Korsett der begrenzten Produktion auszubrechen, in dem die menschliche Hand jetzt nicht mehr direkt den Spaten oder den Hobel anfasst, sondern einen Schalter umlegt und damit Kräfte entfesselt, die weit über die Energievorräte eines menschlichen Körpers hinausreichen. So konnte also bei gleicher
Beschäftigung die Produktion potenziert werden. Und das setzte sich sofort mit entsprechenden Wachstumsraten über die zweite industrielle Revolution, also die Elektrifizierung, dann die dritte, die vor allem die erste Welle der Computerisierung, der Mikroelektronik und damit auch der Automatisierung mit sich
bracht. Und jetzt erleben wir gerade den Beginn einer noch viel furioseren industriellen Revolution, nämlich der Industrie 4.0, die darauf behuht, absolut alles, was in irgendeiner Form in Verbindung mit Wertschöpfung steht, zu digitalisieren. Das Ganze mündet ein, also alle vier
industriellen Revolutionen in die Erhöhung, teilweise sprunghafte Erhöhung der Arbeitsproduktivität. Das heißt, wir brauchen immer weniger Arbeitskräfte, um ein bestimmtes Quantum an Produktion zu gewährleisten. Und das hat natürlich dann verschiedene Nebenwirkungen, außer dass wir immens reich geworden sind. Mit wir meine
ich natürlich nicht den globalen Süden oder noch nicht den globalen Süden, denn auch dort ist ja mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit festzustellen, dass also unser Industriemodell eben kopiert wird. Also das heikle Verhältnis, das damit heraufbeschworen wird, spielt sich ab eben zwischen technischen, ökonomischen, ökologischen und schließlich auch sozialen
Belangen. Denn genau dieselbe Technologieentwicklung, die uns so reich hat werden lassen, bedingt ja auch mit weniger Arbeitskraft in der Lage zu sein, ein bestimmtes Outputniveau zu erreichen. Und dies, das hat schon Karl Marx sehr trefflich beschrieben, kann dann eben auch zu sozialen Krisen führen, weil wir dann eben Massenarbeitslosigkeit befürchten müssen. Aber die
Grundidee eigentlich der Entwicklung aller Industriestaaten, und zwar ganz egal ob von sozialistischen Planwirtschaften oder kapitalistischen Marktwirtschaften reden, ist, dass hinreichendes Wachstum dafür sorgt, dass die Früchte der Technisierung eben nicht einmünden in soziale Krisen. Das heißt, wenn bei VW beispielsweise
also eine neue Generation der Robotik dafür sorgt, dass man nur noch halb so viel Arbeiter braucht oder Arbeiterinnen, um einen bestimmten Output zu erzeugen und dann die Gefahr besteht, dass man die Hälfte der Belegschaft freisetzen muss, dann müsste schlicht und ergreifend der Output nur doppelt werden und schon würde trotz des technischen
Fortschritts erreicht werden, dass alle Menschen an Bord bleiben können, die dort bislang auch beschäftigt waren. Aber was uns jetzt ins Haus steht an sprunghafter Steigung der Arbeitsproduktivität, das ist absolut epochal. Die sogenannte Industrie 4.0 beruht auf verschiedenen Paradigmen, die Sie alle wahrscheinlich besser kennen als ich, als Teilnehmer
dieser Konferenz, also künstliche Intelligenz, Robotik, ein sogenanntes Internet der Dinge, Fab-Labbing, 3D-Druck, Big Data, vor allem in der wissensintensiven Wirtschaft und Dienstleistungswirtschaft, Beratungswirtschaft, auch Finanzwirtschaft, dann eine völlig erweiterte Möglichkeit von Sensorik etwa in
Fertigungsstätten oder dort, wo Entfertigung stattfindet, vor allem dann eben dort auch digitale Endgeräte mit der sogenannten Slam-Charakteristik und den weiteren Entwicklungen, die sich daraus eben ergeben haben. Wenn wir nun also die Frage stellen, wie es also aussieht mit dem Zusammenhang eben
zwischen technischem Fortschritt und der Stabilisierung einer modernen Gesellschaft, dann ist die Frage relevant, wie viel Arbeit braucht eine Volkswirtschaft? Und die Arbeitsnachfrage hängt eben ab erstens vom Output der Volkswirtschaft, hier dargestellt als Ypsilon, und dem pro Output-Einheit notwendigen, ja, Input an Arbeitskräften.
Und dieser Quotient ist eben der, der sich permanent verändert durch technischen Fortschritt und wir stehen damit an einer Eskalationsstufe. Wenn wir hinreichendes Wachstum bei technischem Fortschritt erzielen, dann haben wir zwei Pluspunkte, nämlich einmal Vollbeschäftigung trotz eben der Automatisierung oder
Rationalisierung nennt man das ja auch oft so im Volksmund und einem höheren Einkommens- und Konsumniveau, denn wenn die Technik die Produktivität erhöht, dann sind diejenigen, die einen Job haben, gesegnet damit ein höheres Einkommen zu erhalten. Das heißt, sie können dann auch das, was zusätzlich produziert wird durch den technischen Fortschritt, also die gewonnene Produktivität, eben auch kaufen
können. Und das ist das Märchen vom immerwährenden Wohlstand, ja. Und dem gegenübergestellt eben die Tragödie. Würde das Wachstum nicht hinreichen, um also tatsächlich Beschäftigungslosigkeit zu vermeiden, dann drohen soziale Krisen. Ich sag nochmal, Karl Marx hat dazu schon als Pionier sehr viel geschrieben. Was sich daraus ergibt, er lässt sich im Sinne
einer Eskalation sehr gut darstellen, wenn wir zwei Wachstumsraten mal unterscheiden. Wachstumsraten der volkwirtschaftlichen Produktion oder Sie können auch sagen, das Bruttoinlandsprodukt ist, das würde hier rein heuristisch jetzt von der Argumentation her keinen Unterschied machen. Nämlich das mindestens erforderliche Wachstum, das bei einer ganz bestimmten Automatisierung durch
technischen Fortschritt also dann vonnöten ist, um Vollbeschäftigung zu erhalten und das tatsächlich mögliche Wachstum. Das hängt natürlich nicht von der Produktivität ab, sondern das hängt einfach davon ab, welche limitierenden Faktoren dem Wachstum Grenzen setzen. Und dann wir mal so ein bisschen auf die
Historie dieser vier industriellen Revolution schauen und mal zunächst nur das nötige Wachstum, um also die Volkswirtschaft stabil zu halten. Wenn wir uns mal dieses Wachstum näher anschauen, stellen wir fest, das ist permanent natürlich höher gewesen als in der Epoche vorher. Das heißt, je mehr Technik wir einsetzen können, um die Produktivität zu steigern, umso mehr muss die
Wirtschaft wachsen, um zu verhindern, dass auf diese Weise eben Arbeitskräfte freigesetzt werden. Und die These, die ich hier schon also über der Eintragung Industrie 4.0 versuche, grafisch zu kommunizieren, lautet jetzt werden wir ein noch viel, viel höheres Wachstum brauchen, um
die immensen Produktivitäts Fortschritte bedenkt durch die Digitalisierung sozial und politisch aufzufangen. Wenn wir uns jetzt die andere Wachstumsrate angucken, also nicht die theoretisch erforderliche, um Vollbeschäftigung trotz Automatisierung zu haben, sondern jene, die überhaupt möglich war. Das ist die Rückschau bis zur dritten industriellen Revolution oder die vermutlich möglich
sein wird. Ab da haben wir keine Empirie mehr, sondern das ist schlicht und ergreifend meine These, die ich hier aufstelle. Dann stellen wir fest, während der ersten drei industriellen Revolution haben wir mit der Brechstange und unter Plünderung des Planeten irgendwie gerade erreichen können, dass das nötige Vollbeschäftigung, nötige Wachstum dem Möglichen
entsprach. Ja, wir haben sogar eine Phase erlebt, wo das Wachstum in Deutschland so boomte, dass trotz anfänglicher dritter industrieller Revolution sogar ein Arbeitskräft im Mangel vorlag. Das ist die Zeit, als wir viele Mitbürgerinnen und Mitbürger aus der Türkei haben, überreden können, in Deutschland die Zelte aufzuschlagen und hier zu arbeiten. Wir sollten diese
Menschen vielleicht sogar dankbar dafür sein. Aber was uns jetzt droht, ist, dass wir in ein doppeltes Dilemma schlingern. Erstens, noch nie zuvor war Mitteleuropa so reich wie jetzt und stand noch nie unter einem solchen Wachstumsdruck, weil eben der technische Fortschritt, den wir anstrengen durch die Digitalisierung, eben durch die Freisetzung von
Arbeitskräften eine Zerreißprobe bedeutet. Gleichzeitig standen wir noch nie vor solch eklatanten Wachstumsgrenzen. Denken wir an den Klimawandel, den Artenschwund, die Verringerung der Ressourcen vorrätte, vieles andere mehr. Das muss ich Ihnen überhaupt nicht näher erläutern. Und diese Kluft wird nicht
durchhaltbar sein. Oder doch? Oder gelingt es doch, das mögliche Wachstum so zu steigern, dass wir trotz ökologischer Grenzen in der Lage sind, den digitalen Fortschritt politisch und sozial integer zu meistern? Nun, damit komme ich auf die zweite Ebene der Wachstumskritik festgemacht an der Frage, ob es denn nicht doch so etwas wie grünes Wachstum geben kann, mit dem wir
in der Lage sein können, tatsächlich die Beste aller Welten zu erreichen, eine bequeme, auf technischem Fortschritt beruhende Güterproduktion und Vollbeschäftigung und damit eben auch eine gerechtere Verteilung natürlich des Überschusses einer Volkswirtschaft. Hier habe ich eine kleine Karikatur für Sie, die stammt aus einem Medium,
das in Frankreich Verbreitung findet und den Namen La Decrescence hat. Das ist die Postille der wachstumskritischen Bewegung in Frankreich, also der Decrescence-Bewegung. Sie können vielleicht hier am Stil dieser Karikatur erkennen, dass hier die Macherinnen und Macher von Charlie Hepto die jenigen sind, die auch dieses
Journal grafisch gestalten. Jetzt mal weniger lustig. Also wie sieht grünes Wachstum denn überhaupt in Theorie und Praxis aus? Eigentlich ist es ganz simpel. Es gibt zwei technologische Tricks. Der eine wird als Effizienz bezeichnet. Und was ich hier Logik nur anwende, auf mache, ist, dass ich diese den Klimawandel zum Erreich
die Vortragszeit nicht. Und da geht es natürlich um Energie. Und die ökologische Effizienz würde dann als eine der beiden Green Growth Strategien bedeuten, möglichst wenig Primärenergie pro Wertschöpfungseinheit, pro Produktionsergebnis können Sie auch sagen, einzusetzen. Und die zweite Strategie als Teil oder als
zweiter Stützpfeiler des grünen Wachstums ist die sogenannte ökologische Konsistenz. Hier geht es nicht darum, Ressourcen, in diesem Fall Primärenergie einzusparen, sondern die Qualität der Umwandlung und auch der Auswahl von Ressourcen so zu optimieren, dass die Schadintensität einer verbrauchten Input-Einheit,
also Primärenergie-Einheit, möglichst gering ist. Also das heißt, hier konkret bezogen auf das Beispiel Klimaschutz, die CO2- Intensität einer Primärenergie-Einheit zu minimieren und die erneuerbare Energieträger. Und das ist das Paradigma der deutschen Energiewende. Na ja, das ist natürlich dann nichts anderes als eine Strategie der Vermehrung der
Nutzung erneuerbarer Energieträger. Und der Gesamteffekt lässt sich dann als verminderte CO2-Emissionen pro Wertschöpfungseinheit darstellen. Und wenn Sie das grafisch mal anschauen wollen, sieht das so aus wie hier rechts auf der Folie das Bruttoinlandsprodukt abgekürzt, soll weiter wachsen. Hurra, unser Wohlstand wird nicht eingeschränkt. Aber die CO2-Emissionen sollen entweder nicht so schnell
wachsen. Das nennt man relative Entkopplung, bringt aber gar nichts oder sogar absolut gesenkt werden. Also das CO2-Niveau. Und das müssen wir auch, weil in der Bundesrepublik Deutschland verbrauchen die Menschen im Durchschnitt 12 Tonnen an CO2 Äquivalenten pro Kopf und Jahr. Und wir müssten runter auf eine Tonne laut Angabe
des Umweltbundesamtes, das ja im Auftrag der Bundesregierung eben auch tätig ist. Das heißt, wir müssten also die Pro-Kopf-Emissionen in Deutschland um den Faktor 12 verringern. Also gut, das ist eben dann das, was das Grüne Wachstum, wenn es diesen Namen verdienen wollte, leisten müsste. Und das scheitert auch mindestens den folgenden vier Ebenen. Zunächst einmal scheint es ab, dass wir eine geradezu
religiöse Überschätzung des technischen Fortschritts vorzuliegen, keineswegs nur in Politik und Medien, sondern mehr noch eigentlich in den Universitäten, die ich in zwischen als Churches of Progress bezeichnen würde. Zweitens vernachlässigen wir ein besonders interessantes Phänomen in hoch modern aufgeklärten Konsumgesellschaften, nämlich
das, was ich unter ökologischem Versteckspiel oder auch verstehe. Zu den ökologischem Ablasshandel Grundbedürfnissen des Homo Sapiens zählt nämlich nicht nur die Deckung essenzieller Bedürfnisse und vielleicht noch einiger Bedarfe, die darüber hinausgehen, sondern auch natürlich so etwas wie soziale und psychische Integrität. Das setzt voraus, kognitive Dissonanzen zu verarbeiten
oder in irgendeiner Form zu tilgen. Und die kognitive Dissonanz, die einen besonders mit Umweltbewusstsein und Bildung ausgestatteter Homo Sapiens erleidet, wenn er eine Kreuzfahrt bucht, ein SUV kauft oder sich jedes Vierteljahr ein neues Smartphone leistet, ist beträchtlich. Was kann man tun, um diese kognitive Dissonanz zu beseitigen? Indem ganz einfach, das
gelingt, indem zusätzlich zu den bisherigen ruinösen ökologischen Aktivitäten dann eben auch noch die Photovoltaikanlage aufs Dach gesetzt wird, Ökofära Kaffee getrunken wird oder Unterwäsche von Hess Natur gekauft wird. So wächst also beides um die Wette, das schmutzigste und das weniger schmutzige. Und das kann natürlich innerhalb ökologischer Grenzen auch nicht darstellbar sein.
Vor allem ist dieses ökologische Versteckspiel eine Stabilisierung einer ökosuvizidalen Lebensweise. Dann drittens haben wir eine massive Unterschätzung sogenannter Rebound Effekte. Das sind also die Nebenwirkungen der eingesetzten technologischen oder sonstigen Innovationen mit dem Ziel immer die Wirtschaft von ökologischen
Schäden zu entkoppeln. Da haben wir einkommensbedingte Rebound Effekte, die darauf beruhen, dass wenn wir effizientere, in diesem Fall also um beim Beispiel zu bleiben, energieeffizientere Technologien einsetzen. Das war dann ja auch Geld sparen und dieses eingesparte Geld kann dann wieder investiert werden für den, wenn es sein muss, schmutzigsten Konsum. Muss nicht so sein, aber
laut aller vorliegenden Studien ist es teilweise schon der Fall. Und ein viel, viel eklatantrer Rebound Effekt, das ist der materielle Rebound Effekt, beruht darauf, dass bis heute noch nie eine Technologie erfunden oder auch nur ersonnen oder geschweige denn praktiziert wurde, die es vermochte, einen ökologischen Schaden zu beseitigen, ohne ihn
räumlich, stofflich zeitlich oder systemisch zu verlagern. Das muss man sich klarmachen. Auch Photovoltaikanlagen und Windkraftanlagen fallen ja nicht vom Himmel. Und vor allem, sie kommen nicht ohne Platzbedarf auf. Ausschuldung. Das heißt, sie verlagern eigentlich ein ökologisches Problem in einem bestimmten Aggregatzustand, in diesem Fall gasförmig, einfach nur in
einen anderen physischen und damit ökologisch relevanten Aggregatzustand. Das ist alles. Das heißt übrigens nicht, dass Wind und Sonne schlechte Energiequellen sind. Das heißt nur, dass sie das Wachstumsproblem nicht lösen können. Das ist gemeint. Der vierten Ebene, die ich hier auch ohne Anspruch auf Vollständigkeit noch kurz benenne, geht es mir darum, die Handlungsunfähigkeit
und das Versagen moderner Politik herauszustellen. Oft wird ja geklagt darüber, der Markt ist böse und er schafft das natürlich nicht, eine ökologische Wende herbeizuführen. Völlig richtig. Das würde ich sofort unterschreiben. Aber die Politik, die versagt, muss dann eben bitte auch genannt werden. Also zur Techniküberschätzung. Hier sehen wir mal das Wunderwerk der deutschen Energiewende. Und nochmal. Die Bundesrepublik Deutschland
geht auf dem internationalen Parkett als Muster-Schüler des Klimaschutzes. Und nicht nur das, sondern auch vor allem als Muster-Schüler des grünen Wachstums. Denn wir sind ja nicht nur Klimaschutzweltmeister, sondern wir haben also, wenn man mal von der Schweiz und vielleicht Neuseeland oder Schweden absieht, wir haben einen irre hohen Lebensstandard, vielleicht mit den höchsten auf diesem
Planeten halt. Und die Königsdisziplin der deutschen Energiewende ist nichts anderes als den Anteil der erneuerbaren Energieträger und der gesamten Energieverbausmenge kontinuierlich zu steigern. Und was in Deutschland geschehen ist, vor allem auch mit der Brechstange gegen die letzten Landschaften, wenn wir von Windenergie vor allem reden und Biogas, aber auch Fodervoltaik
Freiflächenanlagen. Das kann sich sehen lassen. Das ist auch gar nicht zu verstecken. Ganze Landschaften sind umgewandelt worden. Und das Ergebnis ist, dass an der gesamten Primärenergie Menge, die wir in Deutschland verbrauchen, gerade mal 15 Prozent regenerativ sind. Und das ist zum Teil sogar eine sehr katastrophale Energieerzeugung, weil nämlich etwa die nicht mehr
ganz, aber bis vor kurzem die Hälfte davon eben Bioenergie ist. Und Bioenergie hat keine positive CO2-Bilanz. Erhöht die CO2-Mengen. Das wissen wir inzwischen auf Basis von vielen Studien zur Ökobilanzierung der sogenannten Bioenergie. Also das ist die Elektrizität, die aus den Biomassekraftwerken kommt. Und Wind und Sonne sind dann also weitaus
kleiner als einfach nur 15 Prozent. Da sagen viele, naja, muss halt den Entenergieverbrauch eher anschauen, weil der Entenergieverbrauch im Vergleich zum Primärenergieverbrauch schon die Umwandlungsverluste, vor allem thermischer Art bei der Nutzung fossiler Energieträger, weil dies alles hier eingerechnet wird. Was wir hier sehen, ist wirklich kein Silberstreif am Horizont.
Also der Klimaschutz muss der Schüler verharrt auf einem irre hohen Niveau an Entenergie verbräuchen bei entsprechend kleinem Teil eben nur an erneuerbaren Energieträgern. Und wenn wir das mal im europäischen Vergleich sehen, dann muss man Folgendes konstatieren. Deutschland ist das Klimaschutz-Schmuddelkind. Alle Länder, die noch schlechter dastehen als Deutschland im
europäischen Vergleich, was den Anteil der erneuerbaren Energieträger am Entenergieverbrauch anbelangt, sind also in gewisser Weise überhaupt nicht bestrebt, überhaupt Klimaschutz zu betreiben, wenn ich mir etwa Polen anschaue und ähnliche Länder. Deutschland liegt unter dem europäischen Durchschnitt. Also die meisten Länder haben einen wesentlich höheren Anteil an erneuerbaren
Energieträgern. Woran liegt das? Dabei haben die nicht mal so verschandelte Landschaften wie dort, wo in Deutschland die Energiewende togt. Ganz einfach. Sie sparen mehr Energie. Sie frönen möglicherweise nicht demselben Wachstumsstock mal wie die Bundesrepublik Deutschland. Wenn man sich dann die Botostromerzeugung anschaut, wird einem schwindlig. Und Sie wissen ganz genau,
warum die nach wie vor steigt, trotz angeblicher Effizienz. Richtig, es ist die Digitalisierung. Wenn wir uns die CO2-Mission anschauen, stellen wir fest, na ja, es hat da so ein paar Einbrüche gegeben. Im Hinblick auf die makroökonomisch betrachtete Höhe, der CO2-Mengen energiebedingt. Nur das hat nichts mit grünem Wachstum,
auch nichts mit technologische Entkopplung zu tun. Erstens, die energieintensivsten Bestandteile der Produktionsketten, die für unseren Wohlstand in Deutschland maßgeblich sind, werden nach und nach tendenzsteigend verlagert, natürlich nach China, Indien und in einige andere Länder auch. So kann man natürlich die eigene umweltökonomische
Gesamtrechnung in Bezug auf CO2 wunderbar aufhübschen. Aber es sind dann Fake News zu behaupten. Wir hätten es geschafft, in Deutschland irgendwie einen Fortschritt in Sachen Klimaschutz zu erreichen. Dann gibt es den Honecker-Degross-Effekt. Nun, der Zusammenbruch der DDR hat dann in 90er Jahren der Bundesrepublik Deutschland den Ruf eingebracht, doch mal zu zeigen, wie es wirklich geht,
mit Klimaschutz auf der einen Seite und der Bewahrung eines rekordverdächtigen Wohlstandsniveaus. Die Lehman Brothers haben Ähnliches geleistet. Man müsste jetzt noch Klaus Wohbereit nennen. Der beste Klimaschutzmanager aller Zeiten ist halt nicht so ein guter Flughafenmanager anscheinend oder politischer Manager. Aber dass er den BER so verzögert hat,
heißt, dass er die schlimmste CO2 Schleuder Berlins damit eben auch verzögert hat. Aber noch wichtiger ist mir der vierte Aspekt. Das legendäre als Klimaschutzdurchbruch verklärte EEG in Deutschland bedeutet ja, dass wenn ich Anlagen aufstelle und erneuerbaren Strom produziere, dann kriege ich eine verdammt hohe Vergütung, nicht vom Staat,
sondern von den Energiekonzernen, die durch das EEG dazu verdonnert werden, soweit so gut. Und wenn ich dann jetzt plötzlich so mehrere solcher Windparks eröffnet hab, hoffentlich nicht unbedingt im Mittelgebirge, wo ich noch mehr Landschaften zerstöre, sondern an geeigneter Stelle und ich damit so viel Energie erzeuge, dass ich Kohle oder Braunkohlekraftwerke herunterfahren kann, hurra,
habe ich dann CO2 Emissionen eingespart? Punkt eins, das klappt ja schon deshalb nicht, weil die Übertragungsnetze und die Speicherkapazitäten so weit davon entfernt sind, sich auf das Niveau zu entwickeln, das wir bräuchten, um eventuell erneuerbare Energieträger hernehmen zu können, damit wir Braun- und Steinkohle ersetzen.
Klammer zu. Aber selbst wenn, dann haben wir folgendes Problem. Es gibt nämlich außerdem EEG noch ein viel wichtigeres Rahmenwerk, was den gesetzlichen Klimaschutz anbelangt. Und das ist der europäische Emissionshandel. Das heißt so viel wie, dass jeder Betreiber eines fossilen Kraftwerks natürlich im Umfang der durchschnittlichen jährlichen Emissionen
Emissionszertifikate, also Lizenzen braucht. Und die sind geldwert. Wenn also jemand seine Emissionen senkt, dann unter Umständen auch deshalb, um dann die Zertifikate, die nicht mehr benötigt werden, auf dem dafür vorgesehenen Markt zu verkaufen. Wenn also in Deutschland jemand ein Kohlekraftwerk runterfährt, weil es nicht mehr gebraucht wird
durch den Ausbau von Windkraft, dann werden die Zertifikate nicht verbrannt im Kamin, sondern die werden schön hübsch verkauft. Und dann findet sich natürlich irgendwo in Europa ein anderer Kraftwerksbetreiber, der sich freut, dass er diese Zertifikate günstig kriegt. Denn wenn der bisherige Halter der Zertifikate sie nicht losführt, dann wird der Preis so lange gesenkt, bis die Zertifikate
einen Käufer oder eine Käuferin finden. Und wer sind die Käufer? Also diejenigen, die ineffizientesten Kraftwerke haben, weil für die ist es ja eine Option, lieber Zertifikate zu kaufen als durch technischen Fortschritt in irgendeiner Form CO2 zurückzuhalten, was übrigens, Klammer auf, auch nicht wirklich klappt, Klammer zu. Das heißt, das Ganze ist am Ende nullsummspiel. Deswegen können wir an den Verläufen
der CO2 Emissionen in der Bundesrepublik Deutschland überhaupt nicht erkennen, ob wir irgendeinen Fortschritt in Sachen Klimaschutz erzielt haben. Und wenn wir uns dann eben anschauen, wie die Verlagerung auch der energiebedingten CO2 Emissionen weltweit erfolgt, dann ist das wirklich exorbitant. Das heißt, wir verlagern immer mehr nach außerhalb
auch Europas, also nicht nur innerhalb Europas. Eine zweite Sollbruchstelle des Wachstums Dogmas liegt dort, wo wir nochmal zurückkehren, vielleicht zu der Frage, woher unser Wohlstand kommt. Ich hätte schon gesagt, es sind vier industrielle Revolutionen, die maßgeblich dafür sind. Aber die gehen natürlich einher mit einer entgrenzten Produktion.
Das heißt, die Technisierung der Produktion bedingt auch eine Zerlegung jeglicher Produktionsprozesse in einzelne spezialisierte, isolierte und standardisierte Einzelprozesse. Und die schieben wir dann auf der Erdoberfläche, die dann zu einer globalen Produktionsstätte wird, immer genau dahin,
wo die geringsten betriebswirtschaftlichen Kosten sind, wo keine Steuern gezahlt werden, wo es keine Gewerkschaften gibt oder die Gewerkschafter gerade im Knast sitzen und so weiter und so fort. Und so kann man natürlich die Gesamtkosten entlang der Kette, an deren Ende dann die Wohlstandsartifakte baumeln, die wir uns sozusagen können. Die Kosten natürlich senken. Und wenn dann diese gesenkten
Kosten noch über Märkte auf dem Konkurrenz herrscht, über Preissenkung weitergegeben werden, hurra, dann kann sich wirklich jeder Menschen Samson Galaxy leisten, was früher mal ein Wunderwerk der Technik war. Diese Art der Produktion hat aber eben die Charakteristik eines Kartenhauses. Die Komplexität, die Risiken, die Verletzlichkeit und der Verlust vor allem
auch an Autonomie und Kontrolle über das, was da wie produziert wird, bedeutet, dass wir eine immer höhere soziale Fallhöhe auch erreicht haben. Das heißt, wenn auch noch so weit entfernt ein Störereignis eintritt, kann passieren, dass die gesamte Kette, das gesamte Netz plötzlich in Erosion versetzt wird und die letzten Krisen, das platzende New Economy,
die Peak Oil-Krise Mitte der Nuller Jahre, dann die Lehman Brothers-Krise, jetzt die Corona-Pandemie und mal sehen, was dann noch alles kommt an Finanzkrisen, Inflationskrisen, vielleicht Euro-Krisen und so weiter und so fort. Das alles führt dazu, dass also das Modell, in dem wir uns bewegen, eben immer fragiler wird und einhergegangen mit dieser Art des Wirtschaftens
ist eben auch eine Verkümmerung der Fähigkeit, sich zumindest graduell selbst zu versorgen. Und Corona ist in dieser Gemengelage für mich eigentlich eher so ein Prozess der Aufdeckung. Was hier aufgedeckt wird, ist ein Zielkonflikt zwischen einer technisierten und globalisierten Minimierung betriebswirtschaftlicher Kosten, was sich dann niederschlägt
in volkswirtschaftlichem Wachstum auf der einen Seite und der Resilienz, das heißt der Krisenrobustheit auf der anderen Seite. Wenn alles mit allem verbunden ist und das ist das Resultat der Digitalisierung, dann geht eben auch alles den Bach runter, wenn an bestimmten Stellen eben die exogenen Schocks oder Störereignisse für Schaden sorgen.
Und das wirft uns zurück auf die Ebene, da wo gefragt wird, ob der Spatz in der Hand dann nicht vielleicht besser ist als die Taube auf dem Dach. Denn der Spatz in der Hand heißt etwas bescheidener zu sein, aber dafür die Sicherheit zu haben, dass also eine bestimmte Versorgungsleistung auch erbracht werden kann. Corona, Viren und CO2-Moleküle
haben da also tatsächlich eine ähnliche Eigenschaft. Sie werfen uns zurück vor die ursprüngliche Fragestellung, also am Vorabend der ersten industriellen Revolution. Was geben wir alles auf? Was ist der Preis dafür, dass wir diesen globalisierten, technisierten Wohlstand eben nutzen? Und diese Wachstumsfrage,
an die uns eben nicht nur der Corona-Effekt führt, lässt uns natürlich auch einen ganz neuen Diskurs in Augenschein nehmen, der da überschrieben ist mit Resilienz, also Krisenstabilität. Es gibt in der Tat so etwas wie eine kleine Dogmen-Historie des Denkens in Kategorien von Resilienz,
nämlich dass der Spatz in der Hand, ich sage es nochmal unter Umständen, die bessere Lösung ist im Vergleich zu Taube auf dem Dach. Ich will jetzt auf die einzelnen Autoren, die ich abermals ohne Anspruch auf Vollständigkeit vermerkt habe, nicht eingehen. Ich will nur sagen, dass resiliente Systeme natürlich kleinräumig, genügsam, autonom, flexibel, vielfältig sind und gekennzeichnet
sind durch eine viel geringere Komplexität und geringere Distanz zwischen Verbrauch und Produktion. Was übrigens den Nebeneffekt hat, dass wir dann Produktionsbedingungen eventuell eben auch demokratischer, selbsttätiger gestalten können. Genügsamkeit ist aber eine Voraussetzung dafür, denn die Abkehr von der großen globalisierten Wirtschaft bedeutet
immer, dass wir nicht dasselbe Wohlstandsniveau aufrechterhalten können. Ja, damit sind wir letzten Endes schon an dem Punkt, wo es um einen Lösungsvorschlag geht, den ich als Postwachstumsökonomie bezeichne und der sich aus einer zunächst einmal groben oder makroökonomischen Perspektive
folgendermaßen skizzieren lässt. Wir sind also durch die vier industriellen Revolution vermittelt eines exponentiellen Anstiegs der Wohlstandsproduktion immer reicher geworden, haben aber tatsächlich die Belastungsgrenzen der Ökosphäre durchbrochen und müssen jetzt durch einen Rückbau, weil die Technik nicht weiterhilft,
das habe ich ja an eines simplen Beispiels versucht, grob zu skizzieren und müssen durch einen Rückbau praktisch der Gütermengen der Produktionskapazitäten dafür sorgen, dass wir wieder innerhalb ökologischer Grenzen verbleiben können. Und in diesem Zusammenhang habe ich versucht,
die sogenannte Postwachstumsökonomik, eine ökologisch orientierte auf den Grundlagen der thermodynamikbasierende Teildisziplin der Wirtschaftswissenschaften zu etablieren. Und hier will ich Ihnen nur ganz kurz sagen, dass es hier um drei wichtige Aspekte geht, um Wachstumskritik aus theoretischer und empirischer, also in jeder Hinsicht
wissenschaftlicher Sicht, dann aber auch die Frage nach den Wachstumszwängen. Und drittens schließlich und darauf will ich jetzt ganz kurz noch eingehen. Drittens schließlich geht es in der Postwachstumsökonomik darum, was sind denn dann zukunftstaugliche, nicht mehr auf Wachstum Versorgungssysteme, die sich demokratisch,
freiheitlich, friedlich auch wirklich umsetzen lassen. Und diese verschiedenen Versorgungsmuster will ich heute nur ganz, ganz grob zusammenfassend noch skizzieren. Und sie lassen sich unterteilen oder lassen sich erstrecken eigentlich auf die beiden Seiten
eines Marktes, nämlich auf die Nachfrage und Angebotsseite. Also die Angebotsseite nämlich als nächstes, als übernächstes dran. Erstmal möchte ich den Blick mit Ihnen werfen auf die Nachfrageseite. Es gibt viel Wissen inzwischen darüber, weil wirklich multidisziplinär dazu geforscht wurde über den Zusammenhang zwischen individuellem Wohlbefinden,
die können auch sagen Lebensqualität oder Lebenszufriedenheit auf der einen Seite und der Verfügbarkeit von Konsum, Mobilität, Digitalisierung und sonstiger Industrie gemachter Bequemlichkeit auf der anderen Seite. Und was wir hier erkennen ist, dass eine ganz, ganz grobe extrakthafte Skizzierung der wesentlichen Inhalte oder Ergebnisse
dieser Forschung ist. Kein Konsum ist auch keine Lösung. Völlig klar. Aber für Konsum gilt dasselbe wie für jede Medizin, nämlich dass die Dosis das Gift macht. Wir erleben im Moment eine Sättigungserscheinung ausgerechnet in den reichsten Konsum- und Industriegesellschaften. Die durchschnittliche psychische Gesundheit geht zurück. Orientierungslosigkeit, Stress, Burnout, digitale Demenz
oder eben auch Aufmerksamkeitsdefizite. Dies alles greift um sich. Womit ich sagen will, ist, dass der Großteil, wir reden von 90 Prozent, der Bevölkerung moderner Konsumgesellschaften über ein nutzensteigerndes, lebensqualität erhöhendes Reduktionspotenzial verfügt, um endlich stressfrei
in der Lage zu sein, die nicht vermehrbare menschliche Aufnahmekapazität und auch die nicht vermehrbaren psychischen Ressourcen auf ein bestimmtes Quantum an Wohlstand zu richten, um das dann auch tatsächlich ausschöpfen zu können, statt in einer Lawine der Multioptionalität
zu versinken. Das ist, um es ganz kurz und prägnant zu charakterisieren, der aktuelle Zustand, den wir also durchleben. Dazu habe ich ein kleines Büchlein zusammen mit Manfred Volkers vorgelegt. Hier geht es um eine buddhistische und eine eher knallhart ökonomische Analyse der Möglichkeiten
einer reduktiven Wende. Wenn wir uns jetzt die Angebotsseite hingegen anschauen, dann müssen wir die Frage stellen, wie denn das, was dann noch übrig bleibt nach einer Entrümpelung der Gesellschaft, wie das produziert werden kann. Und das verteilt sich eben auf drei Produktionssysteme. Und zwar ist es so, dass derzeit drei Produktionssysteme also dass diese drei
Produktionssysteme hinlänglich bekannt sind. Wir haben einmal die globalisierten, kapitalintensiven, technisierten, industrialisierten Wertschöpfungsketten, die uns, wie ich das ja heute grob beschrieben haben, so reich werden lassen, uns aber auch an einen ökologischen Abgrund geführt haben. Und da hilft uns die technologische Entwicklung eben nicht weiter.
Dieser Teil der Wirtschaft muss zurückgebaut werden, aber bitte nicht auf null, sondern vielleicht auf 50 Prozent. Und das auch nicht von heute auf morgen im Sinne einer Rostkur, sondern geordnet durch einen allmählichen kulturellen und hoffentlich auch politischen Wandel. Dann müssen aber die beiden anderen Produktionssysteme, nämlich die Regionaleconomie,
die weniger komplex, weniger technisiert ist und eben natürlich kürzere Distanzen zwischen Verbrauch und Produktion aufweist und die reine lokale Subsistenzwirtschaft. Sie können sagen Eigenarbeit selber machen, Selbstversorgung. Diese beiden Bereiche müssen dann eben auch ausgebaut werden. Wenn wir diese Transformation unter dem Aspekt
gelingener, gesellschaftlicher, sozialer Gerechtigkeit und Stabilität betrachten, haben wir sofort ein Problem. Wie können wir denn Vollbeschäftigung gewähren, wenn die Wirtschaft langsam aber sicher um 50% gemessen an ihrer Werkschöpfung zurückgebaut wird? Natürlich durch Arbeitszeitverkürzung, durch eine gerechte Verteilung
der dann noch erforderlichen monetär entgeultenen Arbeitszeit. Nur mal angenommen, eine 20-Stunden-Woche wäre tatsächlich zu etablieren, würde auf die Akzeptanz der Gesellschaft stoßen. Dann hätten wir Vollbeschäftigung auch bei einem rapigen Rückgang der Produktion und damit der ökologischen Belastung. Und wir haben 20 Stunden,
die dann sozusagen als einen Bonus verbleiben, die wir als Ressourcenbasis betrachten können, um ergänzend zu herkömmlichen Erwerbsmodellen eigene Leistungen zu erbringen in der Subsistenz. Also wir würden dann einen kulturellen Wandel ansetteln müssten, der dazu führt, dass uns Konsumenten und Konsumentinnen,
Prosumenten und Prosumentinnen werden. Was sind das für Leute? Sie sehen genauso aus wie Sie und ich, sind gut gebildet, arbeiten aber nur noch im Lebenszeitdurchschnitt. Und das ist wirklich nur ein ganz grober Richtwert und nicht irgendein Rasenmäher-Prinzip oder sowas. Aber in dem nur noch 20 Stunden. Aber nutzen jetzt die frei gewordene Zeit, die marktfreie Zeit, wie ich sie nenne,
handwerkliche Kompetenzen, die auch durch ein verändertes Bildungs- und Erziehungssystem wieder gefördert werden müssen und vor allem neue soziale Netze, Verbindungen, Gebilde und Bewegung. Nutzen diese drei Ebenen um kollaborativ, gemeinschaftlich ein, man könnte sagen, eine Nebenökonomie aufzubauen,
in der wir selbst gemeinschaftlich produzieren, Dinge gemeinschaftlich nutzen, Dinge reparieren und damit natürlich auch vieles tun für unsere Gesundheit und unsere Selbstwirksamkeit. Auch hier gibt es so viele Studien aus der Bildungswissenschaft, auch aus der Psychologie, die zeigen, dass also die Entfremdung
der hoch technisierten, auch digitalisierten Arbeit, die uns krank zu machen droht, allein dadurch rückgängig gemacht werden kann, indem wir wieder auch Verrichtungen, die manueller, künstlerischer, handwerklicher oder agrarischer Art sind, wieder tatsächlich etablieren. Das heißt ja nicht, dass wir plötzlich nur so arbeiten, sondern das Modell um das ist,
hier geht es ein duales Modell, das zwei Standbeine hat. Das eine Standbein, ich wiederhole das nochmal, das so oft falsch verstanden wird, heißt, wir sind gebildet, wir haben eine Industrie und wir verteilen die damit einhergehende Arbeitszeit gerecht auf alle, damit wir auch Geld verdienen. Und die andere Hälfte deswegen, das ist ein duales Versorgungssystem, besteht darin, dass wir die freigestellte Zeit benutzen,
um mit anderen gemeinsam eben eine Ökonomie der Selbstversorgung aufbauen. Stellen wir uns doch mal vor, wir würden dort, wo wir leben, mit unserer Peer Group oder auch mit Nachbarinnen und Nachbarn, zu fünft eine Waschmaschine, ein Auto, einen Staubsauger, vielleicht ein Rasenmeer, eine kleine Werkstatt und so weiter teilen.
Dann denken Sie erst mal, ja, das schlägt der Wachstumskritiker vor, um den Planeten zu retten. Nein, das schlage ich vor, um unseren Geldbeutel zu retten, weil ich dann natürlich sehr viel weniger Geld brauche, von allem nur ein Fünftel. Wenn wir dann noch über die Kapazität verfügen, in eigenen Gärten oder in der solidarischen Landwirtschaft und anderswo auf viel günstigere,
aber eben auch durch eigene Mitwirkung erzeugte Nahrungsmittel eben auch Geld zu sparen und sogar noch qualitativ höhere Nahrungsmittel zu haben, wenn wir dann noch die Nutzungsdauer der Produkte, mit denen wir uns umgeben, verdoppeln können, durch Instandhaltung, durch Reparatur, durch Upgrading, Updating und so weiter. Dann sparen wir so viel Geld, dass es uns nicht wehtut,
in einer Welt zu leben, in der wir eben durchschnittlich ein geringeres Geldeinkommen haben. Dafür haben wir aber ein anderes Einkommen, eines, das man nicht in Geld messen kann, eines, das zu tun hat mit Lebensqualität, mit Krisenresilienz und vor allem auch mit einer Verantwortbarkeit für das 21. Jahrhundert. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle für die Aufmerksamkeit danken
und möglicherweise gibt es ja noch die Chance, dass wir ins Gespräch miteinander kommen. So, hallo. Vielen Dank für den tollen Vortrag, Nico Pech. Dankeschön. Wir machen jetzt noch ein Q&A. Das machen wir per Jitsi. Sorry, dass das heute Mittag nicht direkt geklappt hat,
aber das ist alles kein Problem, weil wir haben die Fragen gesammelt und werden die jetzt stellen. Hallo, Nico. Schön, dass du da bist. Hallo. Nochmal vielen herzlichen Dank für die Einladung. So, dann stellen wir auch direkt ein. Die erste Frage ist, was siehst du denn als Wege in eine Postwachstumsökonomie? Und wie könnten diese global beschritten werden?
Zunächst einmal ist es so, dass die globale Ebene überhaupt erst verändert werden kann, wenn es irgendwo auf diesem Planeten einen Staat gibt, der erst mal als Beispiel vorlebt und vorführt, wie eine Postwachstumsökonomie funktioniert. Das heißt, wir werden nicht top down
von irgendeiner Weltregierung ausgehend oder auf Basis internationaler Vereinbarungen zu der Lösung kommen, dass sich jetzt plötzlich alle mit einer Postwachstumsökonomie einverstanden erklären, obwohl das der einzige Weg ist, die ökologische Überlebensfähigkeit der menschlichen Zivilisation zu wahren. Nein, es wird so sein, dass der Wandel
in Richtung Postwachstumsökonomie genauso verläuft, wie jeder andere Wandel bisher auch verlaufen ist. Es wird Nischen geben, es wird Avantgardisten geben und es wird irgendwann ein Land geben, vielleicht ja Deutschland. Das wäre mein Wunsch, dass es tatsächlich ernst macht mit der Umsetzung eines solchen Konzeptes. Und genau dann und nur dann werden sich die Menschen anderswo, etwa in Afrika, Asien,
Lateinamerika, werden sich damit vielleicht anfreunden können, weil sie dann sinnlich erfahren können und nicht nur theoretisch, dass es kein Gang nach Canossa oder in die Höhle oder ins Mittelalter ist, eine ökologisch verantwortbare Daseinsform tatsächlich auch zu praktizieren. Okay, danke dir.
Dann, wie spielen denn psychologische Faktoren deiner Meinung nach eine Rolle? Also auch zum Thema kognitive Dissonanz? Ja, die Psychologie spielt in der wachstumskritischen Nachhaltigkeitsforschung natürlich an zwei Stellen eine prominente Rolle. Zunächst einmal, wenn wir das Misslingen aller bisherigen Versuche,
eine nachhaltige Entwicklung zu initiieren, mal Revue passieren lassen, dann stellen wir fest, dass das Phänomen der kognitiven Dissonanz hier maßgeblich ist. Das heißt, wir haben in der Bundesrepublik Deutschland ein unglaublich prägnantes Phänomen, das ich würde mal sagen gefühlt seit 30 Jahren feststellbar ist,
nämlich, dass wir jedes Jahr neue Rekorde aufstellen, was die Verbreitung, die Nutzung und auch das Anpreisen nachhaltiger Lösungen anbelangt. Alles, was irgendwie mit nachhaltiger Entwicklung, Klimaschutz oder dergleichen zu tun hat, erreicht also ständig neue Höchstmarken. Gleichzeitig erreichen auch die pro Kopf in Anspruch genommenen ökologischen
Ressourcen immer weiter einen neuen Rekord. Das heißt so viel wie, dass der Mensch als ein Wesen, das nicht alle naturgegebenen Charakteristika überwinden kann, nicht nur Grundbedürfnisse hat, die man als anthropologische Konstanten bezeichnen muss, sondern dass der Homo sapiens
offensichtlich auch nach psychischer Stabilität strebt. Das heißt so viel wie, dass je gebildeter ein Mensch ist und je ausgeprägter sein Umweltbewusstsein ist, desto stärker ist die kognitive Desonanz, wenn er ein Flugzeug besteigt oder jedes Vierteljahr ein neues Smartphone kauft. Und um nun tatsächlich
ein psychisches Gleichgewicht wiederherzustellen, kauft derselbe Mensch eben Demeter-Brühe-Würfel oder eben Unterwäsche von Hess Natur oder trinkt nur Ökofären Latte Macchiato. Auf diese Weise wächst beides um die Wette. Einmal das Zerstörerische und das nur etwas weniger Zerstörerische. An der zweiten Stelle,
wo die Psychologie eine Rolle spielt, da geht es einfach um Nachhaltigkeitskommunikation. Wir stehen immer vor der Frage, wie können Menschen motiviert werden, abzulassen von einer ökosuizidalen Lebensführung? Was motiviert sie? Und hier haben wir natürlich in der kognitiven Psychologie und auch sonst in der Umweltpsychologie
unglaublich gute Hilfestellung. Auch aus der Psychologie wissen wir, dass die Intention eines Menschen nicht im stillen Kämmerlein entsteht oder alleine Folge von Vererbung oder von anderen prägenden Merkmalen ist, die unabänderlich sind. Nein, der Mensch ist ein soziales Wesen. Das heißt, der Mensch
lernt aus seiner Umgebung. Und das ist psychologisch natürlich sehr relevant, wohl aber auch kulturwissenschaftlich. Deswegen bin ich immer ein großer Freund, wenn sich der Zusammenarbeit mit Umweltpsychologen. Okay, danke. Wenn Politik und Wirtschaft uns keine Lösung bieten, wie kommen wir denn zu einer Lösung
oder zu einer Revolution? Wie erreichen wir rechtzeitig die breite Masse der Bevölkerung? Also zunächst einmal, ich würde nicht sagen, dass die Wirtschaft keine Lösung bietet. Ich kritisiere das Wachstum, aber nicht irgendeine Wirtschaft. Alles, was mit der Produktion und der Nutzung und Verteilung von knappen Gütern zu tun hat,
ist irgendeine Form der Wirtschaft. Was ich selber vorstelle, unter dem Begriff Mantel Postwachstumsökonomie ist auch eine Wirtschaft. Also natürlich gibt es wirtschaftliche Lösungen, sonst wäre ich nicht ökonom geworden. Und auch die Politik könnte irgendwann handlungsfähig werden. Aber beides, die Wirtschaft und die Politik können nur eine Transformation
in Richtung Postwachstumsökonomie vollziehen. Wenn sich autonom in der Zivilgesellschaft ein Plural an verschiedenen Bewegungen bildet, die nicht einfach nur labern und kritisieren und fordern und die Welt scheiße finden, sondern die anfangen, tatsächlich durch vorgelebte Beispiele,
übrigens auch auf unternehmerischer Ebene und natürlich in Netzwerken, in neuen Institutionen, in neuen Projekten, in neuen Reallaboren oder auch avangardistischen Zirkeln, in Peer Groups, in neuen Nachbarschaften und so weiter. Die anfangen, das vorzuleben, von dem sich nach bestem Wissen und Gewissen sagen lässt, wenn der Rest der Welt dies auch täte,
dann würden wir würdig, demokratisch, frei, selbstbestimmt und ökologisch verantwortbar leben. Nur über die horizontale Verbreitung und soziale Interaktion des Neuen können wir eine kritische Masse erreichen, die auch von den Medien von anderen Institutionen wahrgenommen wird. Und erst dann kann die Politik reagieren,
und zwar in einer Demokratie. In China kann sie eher reagieren, weil sie eben autoritär regiert. So wollte ich das sagen. Aber ich bin ja überzeugter Demokrat. Und das heißt, dass eine gewählte Regierung niemals etwas anderes sein kann als ein perfekter Spiegel
der Lebensrealität der Wählermehrheit. Und wer etwas anderes will, muss mir dann erklären, was sein oder ihr Demokratieverständnis ist. Das heißt, ich kann nicht die Politik von hier aus verändern. Ich muss die Gesellschaft als solche verändern, damit die Politik tatsächlich den Mut aufbringen kann, ohne abgestraft zu werden, tatsächlich dann auch Rahmenbedingungen für eine Wirtschaft ohne Wachstum zu etablieren.
Ja, darauf aufbauend. Wie könnten denn politische Szenarien in Richtung Postwachstum aussehen? Also, wie gesagt, jede Politik, die noch verhelfen kann dazu, dass wir ökologisch überleben, kann nur eine Politik der Restriktion sein. Eine Politik der Verminderung unserer Ansprüche.
Das sagt man nicht gern in der Öffentlichkeit. Aber ich habe ja in dieser Hinsicht auch nichts mehr zu verlieren. Deswegen glaube ich, dass wenigstens einige das sagen müssen. Das heißt also, bevor die Politik das tun kann, muss die Bevölkerung zumindest in Teilen das schon eingeübt haben.
Denn niemand ist so schizophren. Da sind wir übrigens wieder bei der Psychologie. Eine Politik zu wählen, die einen dazu zwingt, das zu tun, was Mann oder Frau freiwillig nicht zu tun gedenkt. Okay, aber wenn tatsächlich solche Mehrheiten da wären, ist es ganz einfach. Jeder Mensch hätte am 1.1. eines neuen Jahres ein bestimmtes Budget, z.B. an CO2-Emissionen,
die er oder sie noch freisetzen dürfte, an Abfall, an Flächenbeanspruchung und so weiter. Mit diesem Budget muss gewirtschaftet werden. Was die Politik auch tun kann es. Sie muss unbedingt es den öffentlichen und privaten Unternehmen leichter machen, Arbeitszeit zu verkürzen. Denn wir können soziale Gerechtigkeit,
Freiheit und Stabilität, am Ende auch die Demokratie, nur bewahren, wenn der Rückbau der Wirtschaft einhergeht mit Verteilungsgerechtigkeit. Und das vollzieht sich am ehesten auf der Ebene der Verteilung der knapper gewordenen Arbeitszeit, wenn die Wirtschaft kleiner wird. Drittens muss die Politik das Bildungssystem umgestalten. Universitäten müssen geschlossen
und teilweise zurückgebaut werden. Wir haben einen viel zu großen Hochschulbereich, der aus Menschen, Konsumenten und Weltreisenden macht. Wir brauchen eine Bildung, die Menschen dazu befähigt, wieder handwerklich, manuell, substanziell zu arbeiten. Und natürlich brauchen wir Universitäten, aber nicht so viele wie jetzt. Das heißt, der Bildungsbereich muss Menschen dazu befähigen,
auch deindustrialisiert und deglobalisiert mit weniger Technologie in die Lage zu kommen. Also eben auch sich zu versorgen. Ja, super, danke. Sorry, ich hatte hier kurz technisch. Gibt es denn zu dem Thema detaillierte Vorlesungen online von dir?
Probier ich jetzt mal aus. Genau, das sollte auch... Es gibt von mir natürlich eine Menge Vorlesungen. Aber, und die sind natürlich jetzt, während der Corona-Pandemie logischerweise online. Aber die sind jetzt nicht öffentlich. Weil sonst natürlich alle, die sich bei uns einschreiben, fragen, warum sie sich denn einschreiben,
wenn alles, was an den Universitäten läuft, öffentlich ist. Aber weißt du, ich bin nicht jemand, der da so eine Art Wächterfunktion hat. Also wer einfach in eine Veranstaltung von mir kommt, wird nicht gefragt, wer er ist, wie er heißt und welche Berechtigung er oder sie hat. Ich habe das erlebt in der Präsenzzeit, in der Prä-Köroner-Zeit, dass plötzlich Leute in Vorlesungen kamen
und sich da verstohlen im wohin setzen aus Neugierde. Und die waren herzlich willkommen, diese Leute. Aber ich meine, ich kann hier und da mal einen Vortrag beisteuern, der sicherlich auch Inhalte aus Vorlesungen mitaufgreift im Kontext von Postwachstumsökonomik. Okay, wir haben jetzt tatsächlich gar nicht mehr so viel Zeit.
Ich würde aber gerne noch die Frage stellen. Also die Klimakrise ist ja auch eine soziale Krise und den Wachstumszwang gesamtgesellschaftlich aufzugeben scheint umgänglich zu sein. Aber wie kann dabei noch ein gutes Leben für alle gewährleistet werden?
Also gibt es das Stichwort Umverteilung zum Beispiel? Also jede Art von Gerechtigkeit, die sich als Konzeption nicht in unheilbare Widersprüche verwickeln will, muss eine globale Gerechtigkeit sein. Und Gerechtigkeit heißt, die knappsten Güter, also jene von denen unsere Existenz abhängt,
zuvorderst global gerecht zu verteilen. Und das heißt eben, dass der Verteilungsschlüssel des 21. Jahrhunderts sich nicht festmachen lässt an der Einkommens- oder Vermögensteuer, obwohl ich für ein ganz anderes und viel gerechteres Einkommens- und Vermögensteuerrecht bin. Das ist gar keine Frage. Aber es geht um die Verteilung der ökologischen Ressourcen.
Wer darf sich noch mit welchem Recht wie viel an materielle Freiheiten nehmen, wohl wissen, dass es keine materielle Freiheit ohne ökologischen Verschleiß oder ohne ökologischen Schaden gibt. Bezogen auf das wichtigste ökologische Problem diskutieren wir doch nun seit 30 Jahren darüber. Und das ist der Klimawandel. Und es ist vollkommen klar, wollen wir überleben? Wollen wir das 1,5 und 2 Grad Klimaschutzziel erreichen?
Dann gibt es gemessen an einem bestimmten Planungshorizont, nehmen wir mal das Jahr 2050 als Ende dieses ersten Planungshorizons, dann gibt es ein bestimmtes irdisches Budget an CO2-Äquivalenten, die wir noch freisetzen dürfen, ohne eben diese ökologische Reißleine zu kappen. Und wenn wir dann dieses Budget auf all derzeit lebenden
7,7 Milliarden Menschen egalitär, also gerecht verteilen, dann hat jeder Mensch von uns noch ungefähr eine Tonne an CO2-Äquivalenten. Damit sparsam umzugehen heißt nicht, in der Hölle zu leben, sondern heißt, dekadenten Luxus links liegen zu lassen und sich mehr zu konzentrieren auf die basalen Grundbedürfnisse
und einen Augenmerk zu legen auf das, was ich in meiner letzten Buchpublikation als den kleinen Luxus bezeichnet habe. Es gibt so viele schöne Dinge im Leben, die wahnsinnig Spaß machen, die überflüssig sind, die man nicht begründen kann, die man trotzdem gerne tut. Die aber überhaupt keinen ökologischen Rucksack haben, der nennenswert ist.
Warum also richten wir unsere Aufmerksamkeit nicht auf diese Dinge? Könntest du damals zwei, drei Beispiele nennen gerne? Ja, zum Beispiel das, was ich heute Abend wieder nicht tun kann, aber bald wieder tun werde, nämlich Wirtshäuser zu besuchen, auf Konzerte zu gehen. Natürlich solche, wo ich nicht hinfliegen muss. Ich lebe in einem Land, ich lebe in Mitteleuropa. Ich kann ohne Flugzeug die geilsten Bands erleben.
Ja, ich kann selber Musik machen, ich spiele zwei Bands. Ich kann im Garten arbeiten, ich kann spazieren gehen. Ich kann mit meinen Freunden, mit meiner Peergroup die wildesten Geschichten veranstalten. Ich kann basteln, ich kann lesen. Ich kann auch Musik hören, alles Mögliche. Es gibt tausend verschiedene Varianten eines kleinen Luxus,
der einen so geringen ökologischen Rucksack hat, dass ich also quasi in einem Wohlstand schwelge, der mir gut tut und der der Ökosphäre auch keinen Schaden zufügt. Ja, danke dir. Wie ist es denn, wenn jetzt nur Deutschland diese Vorschläge umsetzen kann?
Was passiert denn dann mit dem Rest der Welt? Da passiert eine ganze Menge. Deutschland ist eine kulturelle Kolonialmacht. Das hasse ich, weil ich was gegen Kolonialismus habe. Aber da es so ist, frage ich mich, wenn wir das, was wir derzeit durch unsere kulturelle Hegemonie in die Köpfe und in die Orientierung
und Erwartungshorizonte anderer Menschen implementieren, wenn wir das verändern, in dem wir das Land sind auf diesem Planeten, das sagt, wir machen mal den ersten Schritt. Wir versuchen, mal fortzuführen, wie es ist, so zu leben, dass wenn alle so leben, dass wir dann die ökologischen Grenzen einhalten können. Das hätte einen total großen Effekt.
Ich kann die Menschen in Afrika, die mir sehr am Herzen liegen, die kann ich nur dann dazu bringen, unsere Fehler zu vermeiden, wenn wir als Erste diese Fehler erkennen und uns davon verabschieden. Wir tun aber genau das Gegenteil. In Deutschland wird jedes Jahr in allen Bereichen ein neuer Rekord erzielt, was ökologische Zerstörung anbelangt,
leider auch im Klimabereich. So können wir keine Politik machen, so können wir auch niemanden auf diesem Planeten anstiften oder inspirieren, endlich ökologische Verantwortung anzunehmen. Das, was ich nicht vor der eigenen Haustür hinbekomme, das kann ich auch nicht auf anderem Wege Menschen auf anderen Kontinenten nahelegen.
Etwas mehr Glaubwürdigkeit und weniger Heuchelei in der Politik, in der Nachhaltigkeitskommunikation, ja, sogar in der Wissenschaft, hält uns also gut. Ja, super. Das ist ja ein großartiges Abschlusswort. Vielen Dank dir für die Beantwortung der Fragen, für den tollen Vortrag. Und mach's gut. Danke schön.
Ich danke euch vielmals.