Theater und Quantenzeitalter
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Formale Metadaten
Titel |
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Untertitel |
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Serientitel | ||
Anzahl der Teile | 165 | |
Autor | ||
Lizenz | CC-Namensnennung 4.0 International: Sie dürfen das Werk bzw. den Inhalt zu jedem legalen Zweck nutzen, verändern und in unveränderter oder veränderter Form vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen, sofern Sie den Namen des Autors/Rechteinhabers in der von ihm festgelegten Weise nennen. | |
Identifikatoren | 10.5446/39329 (DOI) | |
Herausgeber | ||
Erscheinungsjahr | ||
Sprache |
Inhaltliche Metadaten
Fachgebiet | ||
Genre | ||
Abstract |
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Schlagwörter |
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MengeÜbersetzer <Informatik>Vorlesung/Konferenz
01:38
COMDarstellung <Mathematik>DigitalsignalDigitalisierungHypermediaKerndarstellungStichprobeComputeranimationVorlesung/Konferenz
06:11
COMComputeranimationVorlesung/Konferenz
06:58
Exakte SequenzComputeranimationVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
07:41
Computeranimation
08:39
Vorlesung/Konferenz
09:35
StichprobeHackerComputeranimation
10:32
HackerGeräuschImpulsSound <Multimedia>LAMP <Programmpaket>NormalvektorVorlesung/Konferenz
11:55
Total <Mathematik>VideobildVorlesung/KonferenzComputeranimation
15:33
Baum <Mathematik>Vorlesung/Konferenz
16:34
Hausdorff-Raum
18:29
MomentenproblemPositionSchnitt <Mathematik>Vorlesung/Konferenz
20:58
Vorlesung/Konferenz
21:47
REST <Informatik>Computeranimation
23:10
ComputeranimationVorlesung/KonferenzBesprechung/Interview
23:58
Inhalt <Mathematik>Vorlesung/Konferenz
24:51
PermanenteVorlesung/Konferenz
26:12
Machsches PrinzipSound <Multimedia>Vorlesung/Konferenz
27:00
Programm/QuellcodeComputeranimationTafelbild
27:48
ComputeranimationTafelbildJSON
28:37
Sound <Multimedia>SoftwareRuhmasseSoundverarbeitung
29:56
WürfelVorlesung/Konferenz
31:15
KörpertheorieQuantenphysikVorlesung/Konferenz
33:29
ComputeranimationBesprechung/InterviewJSON
34:14
FREDBesprechung/InterviewVorlesung/KonferenzComputeranimation
34:59
Hausdorff-RaumProgramm/QuellcodeComputeranimationBesprechung/InterviewVorlesung/Konferenz
35:46
Workstation <Musikinstrument>FREDFormation <Mathematik>Computeranimation
36:50
HANS <Datenbanksystem>Sound <Multimedia>Hausdorff-RaumKommunikationFibonacci-FolgeSwitch <Kommunikationstechnik>ComputeranimationVorlesung/Konferenz
38:06
HANS <Datenbanksystem>Hausdorff-RaumInternetSound <Multimedia>SkypeComputeranimationVorlesung/Konferenz
38:59
BeamerSkypeComputeranimationBesprechung/Interview
40:16
ComputeranimationBesprechung/Interview
41:15
Vorlesung/Konferenz
42:04
Sound <Multimedia>DatensichtgerätVorlesung/Konferenz
43:18
COMProgrammierungNormalvektor
44:06
Vorlesung/Konferenz
45:06
XML
45:59
Git <Software>BildschirmfensterDigitalisierungSound <Multimedia>
46:55
Geometrischer KörperCapturingXMLVorlesung/Konferenz
47:51
E-MailTouchscreenDatensatzMIKE <Programm>Vorlesung/Konferenz
49:13
MomentenproblemPROBE <Programm>Formation <Mathematik>MIKE <Programm>Vorlesung/Konferenz
54:43
KommunikationBildschirmmaskeHierarchische StrukturART-NetzVorlesung/Konferenz
57:05
ComputeranimationVorlesung/Konferenz
Transkript: Deutsch(automatisch erzeugt)
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Ich darf für euch jetzt auf dieser Bühne drei großartige Personen vorstellen. Sie kommen
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überhaupt nicht aus unserer Mitte, obwohl der eine mich an meinem Seabase-Foodie erkannt hat und damit zu Berlin zugeordnet hat. Also vielleicht doch. Sie kommen aus dem Schauspielhaus Dortmund und die haben mitbekommen, was wir können als Community, um was wir auf die Beine stellen können. Und sie haben einen Aufruf an euch, an uns. Und ich bin sehr
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gespannt, was uns Kai Voges, Mario Simon und Lukas Plesz gleich erzählen werden. Es gibt übrigens Übersetzungen auf Englisch für diesen Talk. Viel Spaß!
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Wir freuen uns da zu sein, stellen uns kurz vor. Mein Name ist Kai Voges, ich bin der Intendant vom Schauspiel Dortmund und Regisseur. Ich bin Mario Simon, ich bin der festangestellte Videokünstler, Medientyp am Haus. Ich bin Lukas Plesz und irgendwie so der Nerd am Haus, würde ich sagen. Ja, das ist für uns eine besondere Sache,
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dass wir hier sprechen dürfen, weil wir glauben, dass der CTC und das Schauspiel Dortmund eine Menge gemeinsam haben. Ich möchte ein paar Sätze übers Theater reden. Theater ist
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eine Kunstform, aber eine besondere Kunstform in dem Fall, dass es eine Gegenwartskunst ist. Das heißt, die Kunst findet immer nur im Augenblick statt, wenn Darstellende und Zuschauer gemeinsam sich Zeit und Raum teilen. Und wir haben in Dortmund daraus auch eine
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Verantwortung rausgezogen, haben gesagt, wenn das das Besondere am Theater ist, dass es eine Gegenwartskunst ist, dann müssen wir auch gegenwärtiges Theater machen. Literatur, die kann seit 200, 400 Jahren in den Bücherregalen stehen. Architektur hält lange Zeit und auch die Musik, wenn sie archiviert wird, kann ein bleibendes Kunstwerk bleiben.
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Das Theater verschwindet als bleibendes Kunstwerk, dann gibt es Mitschnitte, die keiner sehen möchte, weil dann doch das Kino dann doch aufregender ist. Die Chance des Theaters, dass es eine Gegenwartskunst ist, ist, dass es auf die Themen der Zeit
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reagieren kann. Und wir haben uns gefragt, wie machen wir denn oder was ist denn überhaupt, was sind die Themen der Zeit? Und der Schauspiel Dortmund hat gesagt, wir glauben, dass die Globalisierung, die Migrationsbewegungen und die Digitalisierung, dass das die großen
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drei Themen der Gegenwart sind, mit denen wir uns beschäftigen müssen, die unseren Blick auf die Welt, diese Themen verändert. Und wir müssen neue Gedanken finden, neue Ideen finden
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für den Umgang im digitalen Zeitalter, im globalisierten Zeitalter. Wenn wir ein Theater der Gegenwart machen wollen, über diese Themen Digitalisierung, Globalisierung, Migration, dann reichen eigentlich diese Stücke gar nicht mehr aus, dass man Romeo und Julia erzählt und
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sagt, naja die zwei kennen sich und dann dürfen sie aber nicht und dann laufen sie weg und treffen sich heimlich und irgendwann sind sie tot oder wenn es eine Komödie ist heiraten sie dann zum Schluss. Das sind so einfache Erzählstrukturen, die vielleicht jetzt nicht
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den Kern der gesellschaftlichen Problematik im digitalen Zeitalter so greifen. Und wie schaffen wir das, Geschichtserzählungen zu machen fürs digitale Zeitalter? Und wir haben euch vier Beispiele mitgebracht und eine Suche, wie wir versuchen, gegenwärtiges Theater
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zu machen. Das erste Stück, was ich euch präsentieren möchte, ist das goldene Zeitalter, 100 Wege dem Schicksal die Show zu stehlen. Und wir haben gesagt, wenn diese einfachen Narrative nicht mehr funktionieren, weil wenn man die Zeitung aufschlägt, dann steht da
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neben dem Mediamarkt Sonderangebot und den Lottozahlen die Sportergebnisse und die Dinge gehören irgendwie nicht zusammen und diese mediale Überwältigung, die so wie
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Douglas Wuschkopf sagte, die so zu einem Gegenwartsschock kommt. Vielleicht müssten wir mit den einzelnen Teilen mal anfangen zu spielen, die auf uns hereinkommen, um vielleicht Herr über diese mediale Welt zu werden und nicht mehr unter Schock zu stehen.
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Ich war ganz begeistert von der Möglichkeit von Ableton Live, von dieser Software, wo man Loops erstellen konnte und immer wieder neue Loops miteinander verbinden konnte und dachte, wie würde das denn aussehen, wenn diese digitale Technologie mal live auf der
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Bühne stattfinden würde? Und so haben wir uns Samples gebaut. Sechs Schauspieler, ein Videokünstler, zwei Musiker und eine komplette Technik im Theater drum rum und wir haben Samples gebaut aus Musik, aus live gesprochener Sprache, die aufgenommen worden
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sind, aus Gesten und aus Theatertexten von Tschechow bis zu Ein Colt für alle Fälle. Wir haben den Mesh-up von Kultur der letzten 2000 Jahre in kleine Häppchen geteilt und
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die aufeinander stoßen lassen und das zeige ich euch mal, dass ihr so eine Idee habt, wie das ausgesehen hat.
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Genau, so sah das aus. Zwei Dinge waren für mich sehr aufregend. Wir bekamen Probleme,
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weil wir Textfragmente von Beckett, von Brecht, von Tschechow genommen haben und sagten, ja, aber da gibt es ja das Urheberrecht, ihr müsst schon das ganze Stück spielen. Und da war
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das erste Mal, dass mir so klar wurde, aha, wir befinden uns gerade im digitalen Zeitalter in einer Debatte, die beim Theater noch überhaupt nicht angekommen ist. Das Theater,
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da gibt es noch den Heiligen, das Genie, das hat mal Texte geschrieben und dann gibt es die Schauspieler, die dürfen da sprechen und der Zuschauer darf es dann abnicken. Und auf einmal ging die Debatte los, was ist eigentlich Originalität und wem gehört denn diese Originalität und wer spricht darüber. Wir haben diesen Abend rechtlich hinbekommen,
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indem wir immer oben die Zitate eingeblendet haben, wo wir die Texte entnommen haben und dann war das das Zitatrecht und nicht Urheberrechtsdiebstahl. Und das war so der
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erste Moment, wo ich dann auch mit dem Chaos Computer Club zusammen kam, weil da dachte ich, da gibt es jetzt Netzpolitik, da gibt es Leute, die diskutieren da seit Längerem drüber, schon länger als ich Bescheid weiß. Das wird aufregend, da die Debatte weiterzuführen. Das floss in diesen Theaterabend rein, der immer wieder fragte, was bin ich eigentlich
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als Individuum, bin ich eigentlich einmalig oder bin ich nur eine Kopie einer Kopie einer Kopie. Das sah man nicht nur in den Kostümen, wie man es da sieht, sondern das wurde auch von den Bildern. Ihr habt die Treppe gesehen, die man runter ging und über drei Stunden lang
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liefen Schauspieler die Treppe herunter und wir nahmen immer das Treppengehen auf und setzten das aufgenommene dann in das Verhältnis zu dem Live Treppen heruntergehen, sodass man das vergangene und das gegenwärtige abgleichen konnte und da Samples draus herstellen konnte
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und auch mitkriegen, wie langsam so eine Ermüdungserscheinung einsetzte und Materialermüdung bei den Schauspielern, die nach drei Stunden Treppe laufen auf einmal anders anfangen zu laufen. Eine Sache noch dazu, weil das ist auch noch ein Weg, der uns hier zu
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den Hackern führte, war, dass wir eine Tür hatten und diese Tür musste sich öffnen und im Theater ist es so, da gibt es dann Techniker, die stehen da mit einer Seilwinde und die machen sie auf und wieder zu. Dann gab es aber die Ansage, dass der Ton bitteschön noch jedes Mal wenn die Tür aufgeht ein Geräusch macht und wenn die Tür zugeht gibt es ein
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Geräusch und als drittes war es dann noch so, dass jedes Mal wenn die Tür aufgehen sollte, Lampen angehen sollten und Lampen ausgehen sollten. Im normalen Theater läuft das System dann so, es gibt eine Inspizientin, eine Inspizientin, das ist Stage Manager und die gibt Zeichen, die sagt dann Achtung für Tür auf, Achtung für Tontür auf, Achtung für Lichttür
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auf und Tür auf und dann leuchten so Lampen und alle drei machen dann so eine Sache und dann sagt Achtung für Tür zu, Achtung für Licht aus, Achtung für Ton und wieder so und das waren bei 800 mal die Tür auf und zu machen eine ziemliche Arbeit, dass die Kollegen an den
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Knöpfen keine Lust mehr hatten und da fing es mal an zu sagen, wir müssen glaube ich mal anfangen ein Hack zu erstellen, wie das funktionieren kann und können wir nicht irgendwie hydroploematisch diese Türe öffnen lassen und die Auslöser gleichzeitig als Impuls
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per MIDI rüber senden an Licht und Ton und so war unser erster technischer Hack am Schauspiel Dortmund entstanden und es wurde dann eigentlich schlimmer und so komme ich dann zur nächsten Arbeit und zwar ist das die Borderline Prozession. Die Borderline Prozession entstand
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2015 bei dem Denken über Europa. Ich blickte so auf die Train of Hopes, die nach Dortmund kam und auf die Toten im Mittelmeer und fragte mich, warum debattieren wir eigentlich aus
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deutscher Sicht eigentlich immer. Wir erzählen über die Welt, weil wir es nicht anders können, immer nur aus der Perspektive, in der wir sind. Wir erzählen aus dortmündischer Sicht, aus nordrhein-westfälischer Sicht, aus deutscher Sicht, vielleicht auch aus europäischer
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Sicht. Toll wäre doch, man könnte wie mit so einer Drohne die Sichtweisen ändern und man könnte um die europäischen Grenzzäune herumfliegen und die Problematik und die verschiedenen Haltungen dadurch verstehen, dass man eigentlich herumkreist. Herumkreist
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immer wieder nur um die Borderlines und dann fiel mir ein, es gibt die Geschichte, wo Joshua Joshua fit the battle of Jericho. Joshua lief um Jericho herum, sieben Tage lang und die trompeteten und am siebten Tag brachen dann die Mauern ein und es wurde eins. Es gab nicht
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mehr das eine und das andere, sondern es gab was drittes. Es gab nicht mehr die These und die Antithese, sondern es gab eine Synthese und vielleicht müsste man über Europa auch so denken, dass man das hier und das da so lange kulminieren lässt, bis es nur noch ein eins
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gibt davon. Das so als Fantasie und dachte mir, vielleicht müssten wir ein Bühnenbild bauen, das aus einem hier und da besteht und in der Mitte ist eine große Mauer. Hier sieht man die eine Seite des Bühnenbilds, ein Badezimmer, Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche. Da ist so ein
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Vorgarten mit so einer Terrasse und unten eine Garage. Da oben sieht man drei Leinwände. Auf der einen Leinwand in der Mitte sieht man schon ein Auto. Das steht auf der anderen Seite und auf der anderen Seite da gibt es, da kann man von außen die Wohnung angucken. Da sind die
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Soldaten, die aufpassen, dass keiner in die Wohnung reinkommt. Da ist ein Kiosk, eine Bild von zwei Welten, von innen und außen, von warm und von kalt. Und in der Mitte steht eine
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riesig große Mauer. Die Zuschauer hatten die Chancen, auf zwei Seiten zu sitzen. Also, die einen saßen jetzt da, wo sie sitzen und konnten sich diese Sache angucken, die anderen saßen gegenüber. Aber eine Prozession, ähnlich wie in Jericho, fuhr um das Bühnenbild
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herum und die Bundeslade wurde eingetauscht gegen ein Kameradolli, auf dem eine Kamera und ein Kameramann drauf saßen und die fuhren die ganze Zeit dreieinhalb Stunden im Kreis und zeigten uns immer das, was wir nicht sehen können oder zeigten uns ein Videobild von
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dem, was wir sehen konnten. Und wie das ungefähr so ausgesehen hat, was dann oben auf den Leinwänden lief, zeigen wir jetzt mal. Kann man ein bisschen lauter machen, vielleicht.
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Was ist das für Zeit, wo ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist, weil es in
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Schweigen über so viele Untaten einschliesst? Zuerst komme ich. Dann kommst du.
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Ja, was man sehen konnte, waren alltägliche Situationen von einer Mutter, die ihren Sohn in
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die Schule schickte, ein Mann, der eine Zwiebelsuppe brachte, ein Pärchen, was sich immer wieder ins Bett legte und am nächsten Morgen wieder aufwachte. Man sah aber auch eine Frau, die starb über endlos lange Zeit und eine Familie, die sich nach und nach von ihr
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verabschiedet. Man sah ein Pärchen, was sich verliebte. Man sah ein weines Kind. Man sah Krieger, die nach Hause kamen. Man sah eigentlich das, was wir so sehen, wenn wir über die Straße laufen mit offenen Augen und gucken, wen gibt es denn da? Und wir sahen
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immer nur Ausschnitte davon. Was mag wohl mit dem passiert sein? Wo kommt der her? Wo geht
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es? 23 Schauspieler an elf Orten spielten gleichzeitig dreieinhalb Stunden und niemand im Zuschauerraum, auch ich nicht als Regisseur des Abends, der während der Vorstellung immer im Kreis herum lief und versuchte noch ein bisschen Live-Regie zu machen, hatten die
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Chancen, alles zu sehen. Wir konnten nicht alles sehen, so wie wir auch auf der Welt nicht alles sehen können. Aber anstatt mit Stress darauf zu reagieren, mit dem Gegenwart, Schock, um Gottes Willen, jetzt kommt noch neue Sachen rein, ist vielleicht der Moment zu sagen, ich erzähle meine eigene Geschichte und diese Geschichte ist immer nur ein Versuch von
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Welterzählung und wird niemals die wahre Welterzählung werden, sondern sie ist immer nur ein Versuch einer Perspektiveinnahme. So war der Versuch der Borderline-Prozession und die Zuschauer haben das sehr genossen, diese freie Perspektivwahl, gucke ich mir die
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Leinwand an, die live gemacht wird, gucke ich mir die live gespielten Situationen an, setze ich mich auf eine andere Position und jetzt wollten wir das dokumentieren. Wir da wurde uns relativ schnell klar, wenn wir jetzt anfangen, das Ding abzufilmen und zu
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schneiden, dann machen wir genau das, was wir nicht machen wollten mit dem Abend, nämlich erzählen wir euch die Geschichte, wie sie im Schnitt dann erzählt werden muss. Und genau, da kam es dann zu einer Zusammenarbeit und vielleicht erzählst du was davon, Mario. Ja, gerne. Also bevor ich jetzt irgendwie zu dem Eingemachte gehe, ist mir im Verlauf
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des Vortrags so ein bisschen aufgefallen, das Theater, also warum wir euch brauchen, ist, dass das Theater noch so ein bisschen die Tendenz zu so Sisyphos arbeiten hat, weil 800 mal eine Taste drücken ist eine Sache, aber es gab natürlich bei der Borderline auch jemanden, der den Kameradolli gezogen hat und deshalb, wenn man das automatisieren könnte, wäre natürlich super. Also nur so, falls ihr eine Idee habt. Das nächste,
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was wir dann gemacht haben für die Borderline-Prozession. Das sind deine Barthaare. So besser. Okay, alles klar. Wir haben dann überlegt, wie können wir diesen Abend
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irgendwie konservieren und ich mache jetzt mal ein Video an, was jetzt nicht die Musik kann, da ruhig ein bisschen leiser im Hintergrund laufen. Ich quake da einfach drüber. Das waren dann halt so die Reste von der Borderline-Prozession und dann haben wir davon mit einem, mache ich immer noch Geräusche? Ja. Okay, ich rede jetzt. Wir haben dann mit
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einem Laserscanner, haben wir dann im Prinzip ein Point-Cloud-Modell von der Borderline- Prozession erstellt, von dem wir dann nachher auch eine VR-Experience gemacht haben und das war jetzt nicht nur mit der Borderline alleine, sondern eben auch in Kombination mit
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einem Stück, was wir dann nach der Borderline-Prozession noch gemacht haben. Das war hell, ein Augenblick und da ging es halt eben um dieses ganze Ding gegenwärtig, Erinnerung und auch der Tod und dann haben wir halt so gesagt, wir nehmen nicht nur eine Konservierung der Borderline-Prozession, sondern wir machen daraus quasi wieder ein Mesh ab und was komplett
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neu ist. Und so haben wir dann die Texte der Spieler aus dem Stück hell und eben das Bühnenbild genommen. Wir haben die auch noch mit, das sieht man jetzt leider im Trailer nicht, weil der aus einem sehr frühen Arbeitsstand war. Wir haben auch mit der Kinect-Kamera im Prinzip die Schauspieler eingescannt und auch die Szenen gemacht. Dann sind wir noch mit einer 360-Grad-Kamera da reingegangen und haben dann einzelne Szenen auch noch gespielt,
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die dann in der VR-Experience, die wir zusammen mit den Cyber-Räubern, die sind relativ weit vorne bei diesem ganzen VR-Kram für die Übersetzung, die wollen immer Cyber-Rauber übersetzt werden, weil irgendwie äh oder so. Und mit denen haben wir das dann zusammen gemacht und haben dann eben diese digitale Variante der Bühne, was jetzt, das war in unserer
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Interimsspielstätte, die wir jetzt leider nicht mehr haben und es ist einfach nur total irre, wenn man so einen Raum komplett eingescannt hat. Man sieht es halt, die Daten sind unten drunter, dass man den jetzt auf einmal wieder betreten kann, obwohl es diesen Raum gar nicht mehr gibt. Also wir haben dann eben dieses Point Cloud-Modell gemacht und haben dann 25.000 Fotos gemacht, die alle da drauf gerechnet wurden. Genau da sieht man das
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mit der Kinect-Kamera, dass da einzelne Szenen gemacht wurden und die kann man sich dann, also es ist halt so, wir haben mit den Cyber-Räubern zusammengearbeitet, die hatten dann aber wieder andere Projekte, die sie verfolgen wollten und wir haben halt jetzt so, wo ich so denke, wir haben einen Datensatz, mit dem wir unglaublich viel machen könnten, wo jetzt aber gerade nichts passiert, was ein bisschen schade ist, so wo ich mir auf jeden Fall wünschen
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würde, dass man da noch mal Kooperation starten kann, um dieses Ding noch mal weiterzumachen. Ich glaube, den Datensatz, den wir da haben, der ist ganz schön geil. Und wenn ihr damit mal rumspielen wollt, schickt uns eine Mail. Ich würde mich sehr freuen.
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Ja, genau, jetzt habt ihr mich wieder an. Ja, aber genau das ist so ein bisschen unsere Versuche. Wie geht das Theater fürs digitale Zeitalter? Wie machen wir das? Und wir maßen
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uns nicht an, zu wissen, wie es geht, sondern es sind permanente Versuche, herauszufinden, mit den Inhalten und den Werkzeugen der Gegenwart zu arbeiten. Und ein Thema, was mich sehr beschäftigt hat, war diese permanente Selbstoptimierung, Selbstoptimierungs-Apps
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und die Frage nach psychischen Krankheiten. Sarah Cain, eine berühmte Autorin, die leider vor einigen Jahren sich umgebracht hat, war sehr krank und hat in der Psychiatrie ein Stück
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geschrieben, 448 Psychose. Und sie erzählt da drin eigentlich über die ganze Medikamenteneinnahme, die sie hatte und die Gesprächstherapie und ihre Dämonen, die so nachts kamen. Und wir haben gedacht, naja, dass man sagt im Volksmund, das ist eine Seelenkrankheit, aber wo zur
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Hölle ist diese Seele? Wir messen alles an unserem Körper und vermessen sie, aber wir finden diese Seele nicht. Und da kam ich dann zu Lukas und hab gesagt, Lukas, wär's nicht toll,
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wir würden es hinkriegen, die Schauspieler auf der Bühne nicht nur sprachlich und körperlich zu sehen zu haben, sondern eigentlich ihre Daten, die sie beim Sprechen von Poesie und beim Fühlen dieser Texte generieren, dass wir diese Daten sichtbar machen. Und da hast du
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angefangen zu arbeiten. Eigentlich noch vorher, das war ja bei Crash Test Nordstadt, das war so der Zeitpunkt, wo ich irgendwie ans Theater gekommen bin. Vorher war das für mich auch irgendwie nie dagewesen, weil ich eigentlich als Software-Entwickler was ganz anderes mache. Dann ist irgendwann das Theater zu uns in den Chaos-Treff gekommen, dann haben wir die
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erste Kooperation gestartet und das war für mich so ein bisschen der Einstieg, mehr mit dem Theater zu machen und mich da auch einzubringen. Und die erste wirkliche, das wirkliche richtige Stück, würde ich sagen, war halt dann Psychose. Willst du erst den Trailer machen oder? Ja. Dann mach doch erst den Trailer. Da ist wieder Ton.
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Mach schön laut, dann knallt es ein bisschen. Ein Beziehung zu andere Aufbauen,
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zusammen das Gleiche. Eine, die von danach ist, die beseitigt,
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also was wir gemacht haben, war ja im Grunde diese These, wie kann man halt diese biometrischen Daten in so ein Stück gießen. Also habe ich mich hingesetzt und geguckt, was kann man so tun und das Ergebnis war im Grunde, dass wir Arduino-basierte
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Sachen verwendet haben und die in das Kostüm integriert haben. Wir konnten Puls messen, Temperatur, EKG, Atmung haben wir gemacht, Muskelkontraktion. Und all diese Werte wurden live oder werden live, während die Schauspieler auf der Bühne sind, halt aufgezeichnet hängen, hängt ein Kabel raus. Das wird dann in den Rechner
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reingepumpt, über OSC-Nachrichten dann aufbereitet. Wir haben ein Software dafür geschrieben und im Grunde dann sowas gebaut, dass man diese ganzen Daten dann visualisieren kann. Die konnte man auf der Leinwand halt sehen. Das hat Mario gemacht und natürlich auch in den Ton gegossen. Also es wurden Sounds daraus generiert und Effekte damit gemacht. Das ist Ableton angesteuert worden an
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der Stelle und das war so diese technische Geschichte, die wir da gemacht haben. Da war viel experimentieren bei, wie das halt immer so ist. Wir haben viele Open Source-Sachen auch benutzt und um das auch so ein bisschen zurückzugeben, habe ich dann auch seitdem eigentlich alles, was ich
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so an Theater mache, irgendwie auf GitHub gepumpt. Also wenn man sowas in dem Maße nachbauen möchte, könnte man das natürlich tun. Ja, das war so die Geschichte an der Seite. Das Tolle und das Wichtige beim Theater im
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digitalen Zeitalter ist für uns so geworden, dass es eben nicht mehr der heilige Autor ist, der alles beherrscht oder der heilige Schauspieler, sondern ist es eigentlich das Team. Es ist das Team, die Dramaturgen, die Schauspielenden, die Techniker, Licht, Ton, alle, die zusammen als Team
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Theater machen und das sieht man hier ganz gut. Da sehen wir unseren Musiker, Video, unsere Dramaturin Anne-Kathrin Schulz, die macht Live-Texting, die schreibt, was dann auch noch auf die Leinwände live drauf kommen, live mischen. Das heißt, es ist ein richtig eine Band, die
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dahinten steht und die zusammen mit den drei Band-Liedern, nenne ich sie mal, mit den Schauspielern, die in diesem Kubus sind, der halbtransparent ist, auf die drauf projiziert wird und wo man sie von innen sehen kann,
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zusammen eine Session machen. Ich weiß nicht ob es vor ein oder zwei Jahren fast geschafft ist, das Stück auf dem CCC zu spielen, das ist natürlich geil gewesen, aber es gab keinen Raum, leider. Kommen wir zum letzten Stück, was wir präsentieren wollen. Das ist unsere
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jüngste Arbeit, die hatten im Sommer Premiere gehabt, Parallelwelt, die Parallelwelt und zwar, wenn wir uns darüber unterhalten, wie geht denn die Narration heute und wie müssen wir eigentlich denken, dass Geschichten laufen und ist es nicht absurd, dass überall auf der Welt seit zighundert
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Jahren Hamlet gespielt wird und immer wieder sagt man, das ist jetzt die Hamletstelle sein oder nicht sein. Diese Gleichzeitigkeit an verschiedenen Orten zur gleichen Zeit, wir erzählen immer von Körpern auf der Bühne und das ist dann die Wirklichkeit, aber eigentlich gibt es diese virtuelle
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Wirklichkeit auch noch woanders. Irgendwo anders stehen andere Menschen auf der Bühne und ist denn ein Theater wirklich nur so eine Guckkastenbühne, wo man so vorsitzen kann und reingucken kann oder ist ein Theater nicht auch ein Raum, der sich ausweiten kann und so haben wir das
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Berliner Ensemble gefragt, ob sie mit uns zusammen ein Stück machen würden, was wir per Glasfaser miteinander verbinden würden. Wir haben dafür sieben Schauspieler aus Dortmund und sieben Schauspieler aus Berlin zusammen getan. Jedes Team hatte zwei Kameramänner, zwei
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Mischer und wir haben zweimal das identische Bühnenbild gebaut und haben eine Geschichte erzählt über Parallelwelten, über Quantenphysik und einen Versuch gestartet für das Theater im
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digitalen Zeitalter können wir mit Menschen Theater spielen, obwohl wir gar nicht Raum teilen mit ihnen und vielleicht stimmt das gar nicht, was ich Ihnen am Anfang gesagt habe, dass Theater der Ort ist, wo Raum und Zeit miteinander geteilt wird oder vielleicht müssen wir für das Theater einfach den Raum größer denken und sagen, ja wenn es live ist,
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dann kann es aber live hier wie im Berliner Ensemble sein. Wie das aussieht, zeige ich mal.
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Also vielleicht, man sieht dort manchmal vier Bilder, manchmal sieht man nur, das ist die Einlasssituation, da kommen die ins Berliner Ensemble, die Zuschauer und ins Dortmunder und sie schauen sich gegenseitig an. So sah
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die Bühne aus, rechts sieht man Berlin, links Dortmund live.
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Ohne Abstände, synchron und diese Geschichte kennt keinen Schluss, denn die Schleusen schlossen nicht mehr. Sie werden nicht schließen, sie werden nie
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wieder schließen. Ja vielleicht inhaltlich noch kurz die Erklärung. Es
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wurde eine, doch ein Narrativ erzählt, aber dieses Narrativ so als Grundlage, um die Debatte führen zu können und den Rausch zu erleben. Wir haben eine Figur, Fred, die wird geboren, die lernt laufen, die verliebt
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sich und zieht von zu Hause aus, sie heiratet, sie kommt ins Altersheim und sie stirbt. Das ist so eine Lebensgeschichte. Sieben Stationen und diese sieben Stationen erzählt das Berliner Ensemble genau in der Reihenfolge, wie ich Ihnen das gesagt habe, gleichzeitig allerdings
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erzählt das Dortmunder Ensemble die Geschichte, dass Fred stirbt, dann Fred im Altersheim ist, dann Fred Beziehungskrisen hat und dann Fred heiratet, also erzählt die Geschichte rückwärts. Das heißt, wir sehen gleichzeitig zwei Ensembles spielen auf der
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Leinwand. Einmal die Geburt und einmal den Tod und dann in der nächsten Szene einmal das Laufen lernen und einmal das nicht mehr laufen können, was gegenüber gespielt wird und in der letzten Szene, in der mittleren Szene, gibt es die Hochzeit. Bei sieben Stationen ist die vierte
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Station doppelt und in der Hochzeit spielen die Schauspieler, sprechen chorisch miteinander, aber vielleicht erst mal wie das geht, wie wir dieses Setup gebaut haben, kannst du erzählen. Die Aufgabe war ja im Grunde, dass man Video und Ton möglichst in der Zeit zwischen den beiden Häusern übermittelt.
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Wir haben dazu ja so Broadcast Sachen eingesetzt, die mussten natürlich auch so ein bisschen zweckentfremden, dafür auch so ein paar Klimmzüge machen, um das alles möglich zu machen. Wir haben zwei Video Streams von Dortmund nach Berlin und von Berlin nach Dortmund zurück, 64 Audio-Kanäle hin und zurück. Video funktioniert über Tika-Kodierung, Audio über Dante,
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da die Geräte das eigentlich so nicht wollen, weil die das eigentlich sowas wie hier in der Messe haben wollen, also in einem Raum oder in einem Gebäude, nicht aber durch die ganze Republik mussten wir da so ein bisschen was basteln. Wir haben dazu mit Hilfe von Dominik Bay eine Glasfaserverbindung wirklich von Haus zu Haus hinbekommen.
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10 Gigabit Kapazität, viel Dark Fiber war dabei, 420 Kilometer, etliche Switches dazwischen, viele Nächte basteln, ja und im Endeffekt haben wir es dann geschafft, wirklich mit 4,7 Millisekunden Latenz diese
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Kommunikation stattfinden zu lassen. Das ist halt super wichtig, dass das Ding halt relativ früh am Abend auch steht, weil wir alle interkomm zwischen den beiden Häusern finden darüber statt. Also die Inspizien muss
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miteinander reden, die Leute vom Ton müssen sich absprechen, natürlich auch die Videomischer müssen miteinander reden. Alles was passiert über diese Glasfaser schon viele viele Stunden bevor der Abend überhaupt losgeht und das ist halt einfach total interessant, dass wir das irgendwie auch so
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hinbekommen haben, dass das so funktioniert und nicht so wie Skype ist, wo man halt reinspricht und irgendwie eine Sekunde später oder so kriegt man dann die Antwort und das Bild und Ton ist versetzt, also nur durch diese Layer 2 Verbindung durchs Internet konnten wir das so in der Regel machen. Vielleicht kannst du mal dieses Video anzeigen. Also hier singen sie sogar zusammen? Genau, also da kann man ganz
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gut sehen, wie beide Häuser halt auch parallel singen können. Die Latenz, die man jetzt hier sieht zwischen Stimme und Bild ist natürlich wieder ja im Haus selber, Beamer hat Latenz, Funkstrecken haben Latenz, aber vom
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Prinzip her ist halt Singen und Sprechen möglich gewesen. Vielleicht kann man es noch ein bisschen was versteht. Also da sprechen jetzt zwei Chorisch gerade, aber wir mussten uns immer
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wieder den Vorwurf anhören, dass das ja eigentlich Skype ist und da war dann halt an der Stelle genauso der Punkt zu sagen, okay die Latenz, die wir da haben, kriegt man mit Skype eben nicht hin, dieses Chorische Sprechen und da ist
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wenn man auf Blukas jetzt keine Ahnung wochenlang daran gearbeitet hat und das so mit einem, das ist ja Skype, wo weggewuscht wird, ist es ein bisschen schade. Es ist ja sogar schneller als telefonieren gewesen, das ist ja auch recht interessant, man ist auf der Bühne, will irgendwas klären, man
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hat das Port noch an, aber telefoniert gerade und dann spricht man durch unsere Glasfaser, es ist viele Sekunden schneller gewesen als über das Telefon, das war schon interessant. Der Aufbau, ich glaube der ist so einigermaßen klar, wir haben diesen Bau, den Bühnenbereich unten sieht man den,
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den gleichen gibt es noch mal hinter dem linken Bild unten auch, das kann man hoch und runter fahren, so dass man vier Leinwände hat und die zwei Kameramänner aus Dortmund, ein Bild davon sieht man oben links und das gleiche passiert gerade in Dortmund, davon sehen wir das Bild jetzt hier
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links unten und rechts oben. Bitte? Das war Berlin. Das ist Berlin, du hast recht, und das ist nämlich interessant. Ich bin als Regisseur hin und her gefahren, war abends und morgens dann in Berlin, dann mittags im Zug und abends und morgens in Dortmund und man guckte auf die gleiche Bühne, man sprach
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und machte Regieanweisungen mit dem Mikrofon, das hörte man in Dortmund und Berlin auch und da alle Schauspieler auch Ports hatten, hörte ich sie auch und sah ihre Bilder, dass ich irgendwann wirklich in Zeit und Raum verloren ging, ich wusste nicht mehr genau, wo ich gerade arbeite, aber irgendwo
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zwischen Berlin und Dortmund muss das gewesen sein, wie heißt es noch? Salzgitterbad, das lag so in der Mitte, aber das spannende ist, dass diese Arbeit für die Schauspieler und Schauspieler ist ja ein großartiger Beruf, der sehr
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viel mit Empathie und mit sich einlassen und Mut zu tun hat und dass die, ich dachte, wird uns denn die Feinheit der Schauspielkunst verloren gehen, wenn wir einander nicht mehr begreifen können, nicht mehr
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anfassen können und wir haben Monitore eingebaut, dass eigentlich der Ton aus Berlin in Dortmund immer gut zu hören ist und andersrum auch und wir haben auch Fernseher eingebaut, so dass man immer noch mal luren konnte, was macht denn die Kollegin oder der Kollege gerade in Berlin oder in Dortmund, dass man miteinander spielen konnte, so dass man wusste, der ist
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da, aber man musste ein bisschen vorsichtiger sein, man musste glaube ich ein bisschen, wir haben ja gedacht, wir müssen einander gedenken, wir müssen ein bisschen sensibler werden für die Leute, die nicht griffbereit neben uns sind, mit denen wir aber zusammen Kunst machen wollen und das fand ich
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eine schöne Erkenntnis, dass vielleicht sogar eine Distanz, eine Arbeit damit. Das waren jetzt vier Beispiele für was wir so getan haben, man könnte noch viel viel mehr erzählen aus den letzten neun Jahren, uns
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beschäftigt das, wie geht die Erzählung für das digitale Zeitalter und wie können wir das im Theater machen und unser Problem ist, dass diese vier Projekte sehr sehr viel Arbeit gemacht haben, auch in der
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normalen Theaterbetrieb drei Sachen so fehlen, zum einen fehlt dem normalen Theaterbetrieb Zeit, um sieben Wochen wird etwas auf die Bühne gebracht, dann kennen wir den Text, dann wissen wir, was wir erzählen wollen, dann steht die Bühne und dann kommt das Ding raus, das geht mit so einer
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Programmierung wie Psychose oder wie auch Parallelwelt, da weiß Gott mehr Arbeit dahinter. Genau, da haben wir natürlich schon Wochen vorher irgendwie uns zusammengesetzt, geguckt, was wir überhaupt machen wollen, man setzt sich irgendwie in den Space, bastelt mit Arduino rum, lötet irgendwelche
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Platinen, probiert halt aus und bringt das dann mit in die Probe. Und so plädiere ich sehr dafür seit einiger Zeit, dass wir einen Ort in Deutschland brauchen, wo wir forschen können für das Theater im digitalen Zeitalter. Und damit sind wir jetzt viel hausieren gegangen und es ist wahr, wir
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werden am 1. Januar die Akademie für Digitalität und Theater ins Leben rufen und die Akademie für Digitalität und Theater wird jetzt
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langsam anlaufen, ich denke in anderthalb Jahren sind wir so weit, kannst du ruhig das nächste Mal machen, soll ein Labor für Forschung werden. Wir wollen pro Jahr 20 Menschen ein Stipendium geben, zu forschen im Grenzbereich zwischen Digitalität und Darstellender Kunst.
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Da werden wir im März die Ausschreibformalias raussenden und das erste Stipendium der ersten 10 Stipendiaten sollen ab August zu uns kommen, fünf Monate für ein Stipendium kriegen zum Forschen in der
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Akademie und das soll eine kontinuierliche Reise sein, so dass man mal Zeit hat, keinen finanziellen Druck, dass man Räume hat und das ist das eine wichtige, das Stipendiatenprogramm, was die Akademie für Digitalität und Theater will. Wir bieten ein
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Qualifizierungsprogramm mit der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft an und wir wollen den Theatermitarbeitern aus Licht, vom Licht, vom Ton, von der Requisite, überall eigentlich sagen, wie können wir mit den Möglichkeiten der Digitalisierung unser Handwerk im
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Theater verbessern, gegenwärtiger bekommen. Da sollen Fortbildungsangebote stattfinden, regelmäßig für Theatermitarbeiter und vielleicht auch für die Sonstige Interessierte und die dritte Säule der Akademie soll ein Studienbereich sein, dass man einen Masterstudiengang machen
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kann für Theater, Digitalität, Medien, Künstler, daran arbeiten wir noch, ich denke das wird noch zwei Jahre dauern, aber dann wird diese Akademie dann laufen. Akademie für Digitalität und Theater merkt euch
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das, im März werden die Unterlagen rausgegeben, wer also gerade an einem Projekt arbeitet und sagt, ich möchte mit Alexa hacken und ein Bühnenprogramm mit zwei Schauspielern und Alexa machen oder ich möchte gerne Body Capturing machen und das in, ich weiß nicht, alles das wo ihr
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sagt, da sind wir dran und wir bräuchten jetzt ein bisschen Geld und wir bräuchten vor allem ein bisschen Zeit und wir hätten Lust mal für fünf Monate uns einzuiegeln mit anderen Leuten, die auch für Theater und Digitalität kämpfen. Dann haltet Ausschau, ab März gibt's die Bewerbungsunterlagen
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und vielleicht sieht man sich dann schon im September. Das war's. Herzlichen Dank. Ja, der Talk hatte alles, viel Technik auf der Bühne, die mal
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funktioniert hat. Ihr habt die Dinger auch alle noch mal für uns auf den Screen gebracht. Also das ist ja nicht nur Theater, das ist jetzt Theater übers Theater. Kudos. Wollen wir noch ein paar Fragen? Ihr wollt auf jeden Fall einen Q&A
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machen. Leute, stellt euch an die Mikrofone. Ich fange mit meiner ersten Frage an. Wenn man euch eine E-Mail schickt für diesen MoCap-Datensatz, wie groß ist die E-Mail, die zurückkommt? Oh shit. Vielleicht schick ich's einem Zugang. Ja, nicht an die städtische Adresse, die darf nur 20 MB.
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Also es ist schon diverse Terabyte. Alleine die 25.000 Fotos in RAW sind ja schon ganz schön viel, aber man hätte vielleicht auch einen etwas leicht bearbeiteten Datensatz schon mal rausschicken. Also es gibt auch irgendwie eine Web-
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medikation dafür, dass man sich das mal angucken kann. Aber wenn da wirklich Interesse dran steht, bitte Bescheid sagen. Ja, bringt es einfach beim nächsten Mal hier fürs Kohle-Hosting mit. Mik 2. Hi, vielen, vielen Dank euch erstmal für diesen krassen Einblick in eure Arbeit, die ihr da macht.
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Ihr habt schon so ein bisschen anklingen lassen, also dass ihr jetzt im Theater stärker im Team arbeitet und deswegen würde mich interessieren, ob ihr das Gefühl habt, dass durch eure Produktion nicht nur das Theater nach außen, sondern auch das Theater sich nach innen hin mitunter verändert. Also vielleicht auch innere Strukturen, die ich jetzt nicht kenne außerhalb des Theaters, innerhalb
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des Theaters, sich durch diese neue Zusammenarbeit irgendwie verändern und wenn ja, in welche Richtung? Ja, also das Theater muss sich ändern. Das ändert sich auch permanent. Das ist ja ein wild wachsendes Gebilde seit vielen tausend Jahren schon. Und jetzt müssen wir uns für das
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Zeitalter ändern. Wir sind aufeinander angewiesen und ich glaube, diese Idee, dass nur noch der Schauspieler, die Schauspielerin, das sind die Künstler und vielleicht noch der Regisseur, Regisseurin, Autorin, Autor und dann war es das. Bühne vielleicht noch, Kostüme ja auch noch, aber dann wird es
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immer weniger und dann kommen die Arbeiter und ich glaube, dieses Modell funktioniert nicht mehr. Wir müssen ein Theater wirklich als ein großes Team sehen, wo man respektvoll miteinander umgehen kann und wo man voneinander lernt, dass sowohl der Künstler auf der Bühne
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akzeptiert, dass der angebliche Techniker seine Probenzeit braucht, dass man das sich eingesteht, aber dass der Techniker auch dann mitkriegt zu sagen, naja, also mit Stechuhr zur Arbeit gehen funktioniert dann auch nicht mehr so ganz, wenn ich auch den Status eines Künstlers kriegen möchte und
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da ist einiges zu tun noch im Theater. Was ein Problem ist, dass die Künstler andere Tarifverträge haben als die festangestellten TV-ID-Mitarbeiter und das zusammenzukriegen, ich denke auch, dass wir die Akademie dafür nutzen wollen, auch zu forschen, wie das Theater der
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Zukunft aussehen kann und was man für Arbeitsabläufe finden kann, um vielleicht ein bisschen zeitgemäßer zu sein. Aber es muss sich was ändern und wir arbeiten dran. Mick 1. Meine Frage bezieht sich auf das Stück
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Parallelwelt und zwar, du meintest ja, Theater ist immer auch ein empathisches Aufeinander eingehen. Jetzt warst aber du eigentlich der einzige Verknüpfungspunkt zwischen Dortmund und Berlin, wie ich das recht verstehe, oder gab es da bei den Proben ein Aufeinandertreffen? Ja, also die ersten fünf Wochen haben wir in Berlin zusammen auf einer
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Probebühne geprobt und sind dann quasi erst in die getrennten Häuser gegangen. Also es war total wichtig, dass man da jetzt nicht nur sagt, es spielen einfach zwei Häuser zusammen, sondern dass da zwei Ensembles zusammen wachsen. Und das war ein wichtiger Prozess, deshalb haben wir die Proben in Berlin halt gemacht. Entschuldigung, ich weiß, ich bin hier.
52:23
Ja und vielleicht was ganz Spannendes, also da wir ja alle miteinander verbunden waren, also ich war der Einzige, der die Chance hatte, jeden mal körperlich nahe zu kommen, weil ich gereist bin. In den letzten drei Wochen waren eben die Dortmunder hauptsächlich mit den Dortmundern und die Berliner mit den Berlinern, aber körperlich. Wir haben uns jeden
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Morgen voreinander hingesetzt, die Kamera auf die Bühne, die Leinwand war projiziert und wir konnten in Berlin in den Dortmunder-Zuschauerraum reingucken und unsere Kollegen sehen und wir hatten alle Ports und dann haben wir angefangen zu erzählen und wir haben Debatten geführt, wie wir die
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Szene besser führen und wie wir das machen. Also ich glaube, wir waren sehr nah beieinander, nur nicht körperlich eben. Ja. Okay, Mik 2 nochmal. Ja, ich möchte mich auch noch mal für den Vortrag bedanken. Also ich fand den total super. Ich bin selber sehr technikaffin und spiele jetzt seit knapp
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gut 20 Jahren selber Theater. Letzte Zeit hauptsächlich Improvisationstheater und darauf bezieht sich jetzt auch eine Frage, inwieweit die Ideen sich auch auf das Improvisationstheater übertragen lassen.
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Ja, ganz sicherlich. Also da, was schön ist beim goldenen Zeitalter und eigentlich auch bei der Borderline Prozession, das sind Sachen, die live passieren. Da hat man sich was vorgenommen, so ein paar Patterns und
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was aber genau an dem Abend passiert weiß niemand. Also das ist schon sehr viel Improvisationstheater und in beiden Stücken habe ich ein Headset an und bin mit Mario verbunden, bin mit dem Musiker verbunden, bin mit jemanden, der an den Samplegeräten verbunden und ich sage, hey, komm lass uns das und das mal machen. Ja, pass auf, ich gebe dir das mal rein und da wird richtig live gejammt und
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versucht und ich glaube, dass wir mit den digitalen Spielsachen dann auch richtig spielen können live im Moment in die Improvisation rein. Vielen Dank. Die Zeit geht uns aus. Ihr könnt sicherlich den Dreien vorne noch
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mal hier gleich persönlich Fragen stellen. Ja, das ist gut. Ihr bleibt die Zeit über hier, das finde ich gut. Ja, dann hätte ich noch mal gerne. Wollen wir noch zwei kurze kriegen wir noch oder nicht mehr? Ja, ich höre ja, wir machen es live. Ich wollte noch mal
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zurückkommen zu der Frage nach der sozialen und finanziellen Frage in der Zusammenarbeit zwischen Künst- also zwischen den Theatermachern, den klassischen Macherinnen und den Techniker-Innen, vermeintlich ausschließlich. Es gibt ja einige Studiengänge schon, die irgendwie Kunst und Technologie zusammenbringen, auch in Deutschland und ich kenne auch
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persönlich einige Leute, die eigentlich einen eher techniklastigen Studiengang gemacht haben und gesagt haben, ich will unbedingt ins Theater und dann irgendwie zurückgegangen sind in die Industrie, desillusioniert auch von Hierarchien im Theater und Formen der Zusammenarbeit und Disrespect eigentlich ein bisschen. Also da spielt Sprache eine Rolle, Timing, wie du
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auch gesagt hast, eine Rolle. Der Techniker, die Technikerinnen brauchen fünf Stunden, während die anderen kurz was improvisiert haben und so, nur noch mal ausgeholt. Aber was sind eure konkreten Wege, wie ihr diese Kommunikation oder Komplizenschaft, wie ich das gerne nennen würde, herstellen wollt? Habt ihr da konkrete Ideen, in welchen Arten ihr diese
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Zusammenarbeit ermöglichen wollt auf sozialer Ebene? Nein, wir müssen miteinander im Gespräch sein, wir müssen voneinander lernen und was ich von den beiden Jungs gelernt habe, das ist unglaublich und ich glaube ein bisschen, das haben sie auch von mir gelernt und so geht das. Im gesamten Theater müssen wir die Neugierde haben aufeinander und
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dieses Klima des Respekts und der Neugierde und das ins Gelingen verliebt sein, das müssen wir schaffen und wenn wir das schaffen, kommen wir einander näher und dann müssen wir gucken, dass die Bezahlung dementsprechend auch eine Fairness hat. Aber wenn du so viele Menschen kennst, die sich danach sehnen, ich glaube die Theater sehnen sich auch
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danach, nach Menschen, die hier sind, zu sagen, er obert unsere Theater und macht sie zukunftsfähig und fangt an zu spielen. Also ich würde mir sehr wünschen, weil wir haben das Problem, dass es noch viel zu wenige sind. Die deutschen Theater brauchen Hacker-Nerds.
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Das war's, wir haben hart überzogen, tut mir leid. Vielen Dank.